https://lobbypedia.de/w/api.php?action=feedcontributions&user=Lucas&feedformat=atomLobbypedia - Benutzerbeiträge [de-formal]2024-03-28T08:48:23ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.31.6https://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81261Monsanto2020-04-16T14:35:31Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde und dafür der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zuarbeiten soll. Bereits im Januar 2015 fertigte das BfR einen vertraulichen Bericht über Glyphosat an, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR schließlich „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref name="lobbyc">[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Gleiches gilt für die EFSA, in der 59% der Mitarbeiter laut einem Bericht der Corporate Europe Observatory (CEO) Verbindungen zur Landwirtschafts- oder Lebensmittelindustrie haben.<ref name="lobbyc" /> Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren, die größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kampf-um-glyphosat-wenn-leserbriefe-von-monsanto-als-studien-gelten-1.2570374 Wenn Leserbriefe von Monsanto als Studien gelten], sueddeutsche.de vom 17.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Am 27. November 2015 erhoben zudem knapp 100 Wissenschaftler:innen in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung], sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
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====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81260Monsanto2020-04-16T14:34:01Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde und dafür der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zuarbeiten soll. Bereits im Januar 2015 fertigte das BfR einen vertraulichen Bericht über Glyphosat an, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR schließlich „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref name="lobbyc">[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Gleiches gilt für die EFSA, in der 59% der Mitarbeiter laut einem Bericht der Corporate Europe Observatory (CEO) Verbindungen zur Landwirtschafts- oder Lebensmittelindustrie haben.<ref name="lobbyc" /> Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren, die größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kampf-um-glyphosat-wenn-leserbriefe-von-monsanto-als-studien-gelten-1.2570374 Wenn Leserbriefe von Monsanto als Studien gelten], sueddeutsche.de vom 17.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Am 27. November 2015 erhoben zudem knapp 100 Wissenschaftler:innen in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung], sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Sollten die zuständigen EU-Behörden der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847?reduced=true Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81259Monsanto2020-04-16T14:32:57Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde und dafür der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zuarbeiten soll. Bereits im Januar 2015 fertigte das BfR einen vertraulichen Bericht über Glyphosat an, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR schließlich „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref name="lobbyc">[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Gleiches gilt für die EFSA, in der 59% der Mitarbeiter laut einem Bericht der Corporate Europe Observatory (CEO) Verbindungen zur Landwirtschafts- oder Lebensmittelindustrie haben.<ref name="lobbyc" /> Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren, die größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kampf-um-glyphosat-wenn-leserbriefe-von-monsanto-als-studien-gelten-1.2570374 Wenn Leserbriefe von Monsanto als Studien gelten], sueddeutsche.de vom 17.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung], sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Sollten die zuständigen EU-Behörden der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847?reduced=true Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
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Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81258Monsanto2020-04-16T14:26:29Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde und dafür der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zuarbeiten soll. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref name="lobbyc">[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Gleiches gilt für die EFSA, in der 59% der Mitarbeiter laut einem Bericht der Corporate Europe Observatory (CEO) Verbindungen zur Landwirtschafts- oder Lebensmittelindustrie haben.<ref name="lobbyc" /> Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren, die größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kampf-um-glyphosat-wenn-leserbriefe-von-monsanto-als-studien-gelten-1.2570374 Wenn Leserbriefe von Monsanto als Studien gelten], sueddeutsche.de vom 17.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Bereits im Januar 2015 hat das BfR einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung], sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Sollten die zuständigen EU-Behörden der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847?reduced=true Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81257Monsanto2020-04-16T14:17:49Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde und dafür der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zuarbeiten soll. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref name="lobbyc">[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Gleiches gilt für die EFSA, in der 59% der Mitarbeiter laut einem Bericht der Corporate Europe Observatory (CEO) Verbindungen zur Landwirtschafts- oder Lebensmittelindustrie haben.<ref name="lobbyc" /> Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Bereits im Januar 2015 hat das BfR einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung], sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Sollten die zuständigen EU-Behörden der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847?reduced=true Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref><br />
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Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
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Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
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Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
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====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
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Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
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===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
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Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
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===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
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===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
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===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81256Monsanto2020-04-16T14:16:43Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde und dafür der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zuarbeiten soll. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref name="lobbyc">[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Gleiches gilt für die EFSA, in der 59% der Mitarbeiter laut einem Bericht der Corporate Europe Observatory (CEO) Verbindungen zur Landwirtschafts- oder Lebensmittelindustrie haben.<ref name="lobbyc" /> Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Bereits im Januar 2015 hat das BfR einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Sollten die zuständigen EU-Behörden der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847?reduced=true Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81255Monsanto2020-04-16T14:08:27Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde und dafür der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zuarbeiten soll. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Bereits im Januar 2015 hat das BfR einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Sollten die zuständigen EU-Behörden der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81254Monsanto2020-04-16T13:48:04Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Bereits im Januar 2015 hat das BfR einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Sollten die zuständigen EU-Behörden der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81253Monsanto2020-04-16T13:36:17Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Sollten die zuständigen EU-Behörden jedoch der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81252Monsanto2020-04-16T13:35:41Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Sollten die zuständigen EU-Behörden jedoch der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
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Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
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Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
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====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
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Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
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===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
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Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
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===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
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===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
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===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81251Monsanto2020-04-16T13:34:09Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugusnten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Sollten die zuständigen EU-Behörden jedoch der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#Fallstudien_und_Kritik zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände]: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung&diff=81250Bundesinstitut für Risikobewertung2020-04-16T13:32:26Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxInstitution<br />
| Name = Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)<br />
| Logo = [[Datei:158px-BfR-Logo.png]]<br />
| Sitz = Berlin<br />
| Gründung = 2002<br />
| Tätigkeitsbereich= Bewertung von Risiken für den Menschen<br />
| Mitarbeiter = 768<br />
| Etat = 67,8 Mio. €<br />
| Homepage = [http://www.bfr.bund.de www.bfr.bund.de]<br />
}}<br />
Das '''Bundesinstitut für Risikobewertung''' (BfR) erarbeitet Gutachten zur Lebens- und Futtermittelsicherheit sowie zur Sicherheit von Chemikalien und Produkten.<br />
<br />
In die Kritik geraten ist das BfR wegen teils gravierender Interessenkonflikte von Mitgliedern der beratenden BfR-Expertenkommissionen. Als problematisch gelten die engen Kontakte einiger Kommissionsmitglieder zum [[International Life Science Institute|ILSI]], einer Lobbyorganisation der Lebensmittelindustrie und die Mitgliedschaft von MitarbeiterInnen von Pestizidherstellerunternehmen in der BfR-Kommission "Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände".<br />
<br />
Bewertungen des Instituts sind von Wissenschaftlern als mit Mängeln behaftet und wissenschaftlich inakzeptabel bezeichnet worden. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung, die im September 2017 veröffentlicht wurden, hat das Institut bei der Bewertung von Glyphosat Einschätzungen der Industrie nahezu wortwörtlich übernommen, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<br />
<br />
==Lobbystrategien und Einfluss==<br />
===BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel===<br />
Ein genauerer Blick auf die Mitglieder der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' legt nahe, dass ihre Einschätzungen kritisch hinterfragt werden müssen, da bei mindestens 9 von 13 Mitgliedern der Verdacht der Voreingenommenheit und übermäßigen Industrienähe begründet ist. Die beim BfR angestellte Geschäftsführerin der Kommission [[Marianna Schauzu]] beispielsweise, ist eine bekannte Befürworterin der Agro-Gentechnik. Auch im unmittelbaren Umfeld der Expertenkommission, bei den Bundesforschungsinstituten des [[BMELV]], die auch an der Auswahl der Experten für die BfR-Kommission beteiligt sind, finden sich Personen mit sehr engen Kontakten zur Industrie. <br /><br />
Besonders problematisch ist, dass die meisten der 9 ExpertInnen mit Interessenkonflikten ihre Industrieverbindungen nicht wie vom BfR gefordert öffentlich gemacht haben. Das BfR verlangt offiziell von den Kommissionsmitgliedern eine schriftliche Erklärung, in der eventuelle Interessenkonflikte aufgeführt werden müssen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], siehe Abschnitt "Unabhängigkeit und Transparenz", abgerufen am 24.5.2012</ref> Recherchen der NGO [[Testbiotech]] zeigen aber, dass in diesen Erklärungen viele Interessenkonflikte verschwiegen werden. Dadurch ergibt sich insgesamt das Bild einer organisierten und zumindest teilweise verdeckten Einflussnahme der Industrie in zentralen Einrichtungen des Bundes, die im Bereich der Agrogentechnik mit der Risikoabschätzung und der Forschungsförderung befasst sind.<ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref> <ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref><br />
<br />
===BfR-ExpertInnen mit Interessenkonflikten<ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref> <ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref>===<br />
*[[Roland Solecki]], Leiter der Abteilung Sicherheit von Pestiziden, der an der Bewertung von Studien zum Krebsrisiko von Glyphosat mitgewirkt hat<ref>[http://www.n-tv.de/wirtschaft/Pruefer-werten-Monsanto-Briefe-als-Studien-article15542691.html Gefährlichkeit von Planzengift Prüfer werten Monsanto-Briefe als Studien], 17.07.2015, abgerufen am 27.03.2017</ref><ref>[https://www.gruene-bundestag.de/themen/agrar/keine-entwarnung-glyphosat-weiterhin-wahrscheinlich-krebserregend/seite-2-hintergrund-glyphosat-verflechtungen-der-entscheider-mit-der-industrie-17-05-2016.html Keine Entwarnung - Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“], 17.05.2016, gruene-bundestag.de, abgerufen am 28.03.2017</ref>, war bis mindestens 2015 Mitglied des "RISK21 Technical Comittee" des [[Health and Environmental Science Institute]] (HESI) der Lobbyorganisation [[International Life Science Institute]] (ILSI).<ref>[https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]</ref> Er gehörte dem „Integrated Evaluation Strategy Subteam“ an<ref>[http://hesiglobal.org/hesi//wp-content/uploads/sites/11/2015/12/Updated-2014-RISK21-Technical-Committee-Members.pdf RISK21 Technical Comittee Members], hesiglobal.org, abgerufen am 25.03.2017</ref> und war Co-Autor einer 2006 erschienen Studie von HESI<ref>[https://air.unimi.it/retrieve/handle/2434/39344/179714/Doe%20et%20al%20%20CRT%202006.pdf A Tiered Approach to Systemic Toxicity Testing for Agricultural Chemical Safety Assessment], air.unimi.it, abgerufen am 28.03.2017</ref>. Zu den Mitgliedsunternehmen von ISLI gehört auch der Glyphosat-Hersteller [[Monsanto]].<br />
<br />
*[[Inge Broer]] ist seit 2011 Vorsitzende der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''. Sie ist Professorin für Agrobiotechnologie an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. Außerdem fungiert sie als Gesellschaftsvorsitzende der [[biovativ]] GmbH und als Gesellschafterin der [[BioOK]] GmbH.<ref>[http://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00001467 Profil Universität Rostock], cpr.uni-rostock.de, abgerufen am 03.06.2017</ref> Beide Firmen bieten Dienstleistungen für Konzerne wie [[Monsanto]] an. Frau Broer ist auch Vorsitzende des [[Verein zur Förderung Innovativer und Nachhaltiger Agrobiotechnologie]] (FINAB), Mitglied im Informationskreis Gentechnik des [[Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter]] (BDP) und bis 2011 Mitglied im Kuratorium der Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS).<br />Frau Broer führt selbst seit mehreren Jahren Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen an mehreren Standorten durch, oft in Mehrfachfunktion über die Uni Rostock, FINAB, BioOK und biovativ. Sie ist Mitautorin einer umstrittenen Broschüre der [[DFG]], in der einseitig die Vorteile der Agrogentechnik hervorgehoben werden. In ihrer Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten auf der Homepage des BfR werden von Frau Broer lediglich die folgenden Angaben gemacht: „Vorsitz FINAB e,V., Anteilseigner BioOK“.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/343/interessenerklaerungen-kommissionsmitglieder-gv-lebensmittel-futtermittel.pdf Webseite BfR - Annahme der Berufung in die BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel und Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten], abgerufen am 03.06.2017</ref> In ihrer Funktion beim BfR hat sie unter anderem an der Anmeldung von Patenten der Firma [[Bayer]] auf mehrere herbizidtolerante gentechnisch veränderte Pflanzen mitgewirkt.<br />
<br />
*[[Gerhard Eisenbrand]] war bis 2011 Vorsitzender der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel ''' und war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BfR, der die Mitglieder der verschiedenen Kommissionen des BfR ernennt. Zudem ist er Vorsitzender der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG). Zugleich ist Eisenbrand Präsident und Mitglied des Vorstands von ILSI Europe, dem europäischen Arm des [[International Life Science Institute]] (ILSI). Darüber hinaus gehört Eisenbrand dem Beirat des [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde|Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) an, dem wohl einflussreichsten Lobbyverband der Lebensmittelindustrie in Deutschland. Auch mit den Gremien der Kaffeeindustrie (ISIC Scientific Committee, Institute for Scientific Information on Coffee) und dem Food Safety Review Committee der Firma [[Kellog's]] arbeitet er zusammen. Zudem hat Eisenbrand sich mehrfach an Veröffentlichungen des [[Institut Danone Ernährung für Gesundheit]] beteiligt.<br />
<br />
*[[Alfonso Lampen]] ist Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit des BfR, in dessen Augabenbereich die Arbeit der Kommission für genetisch veränderte Lebens-und Futtermittel fällt. Auch er pflegt enge Beziehungen zum [[ILSI]]. Unter anderem gehört er der Expertengruppe "From Thresholds to Action Levels" an und leitet die Beratergruppe "Advisory Group on 3-MCPD Esters in Food Product". Er ist zugleich Mitglied einer [[EFSA]]-Expertengruppe und der DFG. Seine Kontakte zum ILSI hat Lampen in seiner Interessenerklärung bei der EFSA verschwiegen.<br />
<br />
===Repräsentanz im Wissenschaftlichen Beirat des Bunds für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde===<br />
Der [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Laut einem Beitrag von BfR-Präsident Andreas Hensel in der Broschüre "60 Jahre BLL - 60 Stimmen", Hrsg. BLL, aus dem Jahr 2015 sind Experten des BfR im Wissenschaftlichen Beirat des Interessenverbands BLL vertreten.<br />
<br />
== Fallstudien und Kritik ==<br />
<br />
===2017: Geheimhaltung von Glyphosat-Studien: Unterstützung durch die Bundesregierung===<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das das [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber [[Monsanto]] und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
=== 2015: Zulassung von Glyphosat: Übernahme der Einschätzung der Industrie ohne entsprechende Kennzeichnung===<br />
Das BfR hat im Januar 2015 einen Bericht über das Herbizid Glyphosat angefertigt, welcher an die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA) übermittelt wurde. Laut einem Schreiben der [[EU-Kommission]] an die Nichtregierungsorganisation ''Testbiotech'' unterliegt der Bericht vollständig der Geheimhaltung und darf nicht veröffentlicht werden. Gleichzeitig hatten [[Monsanto]] und andere Hersteller von Glyphosat Zugang zu einem aktuellen Entwurf des Berichtes.<ref>[https://www.testbiotech.org/node/1325 EU-Kommission stuft Bericht über Glyphosat als geheim ein …] Testbiotech vom 18.08.2015, abgerufen am 24.08.2015</ref> Auf der Grundlage des Berichts hat die EFSA empfohlen, Glyphosat weiter zuzulassen – obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO ihn als „wahrscheinlich krebserregend“ bezeichnet. <ref>[http://taz.de/Pflanzenschutzmittel-Glyphosat/!5247593/ Wahrscheinlich (nicht) krebserregend] Taz vom 12.11.2015, abgerufen am 13.11.2015</ref> Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03. 12. 2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30. November 2015], abgerufen am 03. 12. 2015</ref><br />
<br />
Recherchen der Süddeutschen Zeitung (SZ) zeigen, dass das BfR bei seiner Risikoanalyse von Glyphosat Einschätzungen der Industrie übernommen hat, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-neue-zweifel-am-urteil-1.3669883 Neue Zweifel am Urteil], sueddeutsche. de vom 17.09.2017, abgerufen am 19.09.2017</ref> Die Behauptung des BfR, es habe im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung von Glyphosat mehr als 1000 Studien, Dokumente und Veröffentlichungen umfassend geprüft und ausgewertet, treffe nicht zu. Vielmehr gebe es Hinweise, dass die Behörde schlicht die Standpunkte der Hersteller nahezu wortwörtlich übernommen habe. Dies zeige der Vergleich von Textpassagen aus dem von der Industrie eingereichten Dossier mit dem BfR-Bewertungsbericht zu Glyphosat. Wenn kritische Studien von der Industrie als unbrauchbar bezeichnet würden, dann wäre eigentlich zu erwarten, dass die Behörden diese Einschätzung besonders gründlich prüften. Dies sei jedoch nicht geschehen. Vielmehr seien Bewertungen der Industrie nahezu wortwörtlich wiedergegeben worden; eigene Bewertungen, die von der Behörde selbst stammten, suche man vergeblich. Laut SZ hat das BfR auf diese Weise in den letzten 15 Jahren fast alle unabhängigen Studien zu Krebsrisiken "bewertet".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-wenn-monsanto-die-risiken-einfach-selbst-bewertet-1.3678432 Wenn Monsanto die Risiken einfach selbst bewertet], sueddeutsche.de vom 22.09.2017, abgerufen am 23.09.2017</ref> Das BfR habe sich zu den konkreten Vorwürfen nicht geäußert, sondern lediglich erklärt, es habe alle relevanten und verfügbaren Studien sorgfältig und detailliert in eigener Verantwortung geprüft und bewertet.<br />
<br />
=== 2015: Verbot von Endokrinen Disruptoren ===<br />
Das [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]] hatte 2009 eine starke Regulierung von chemischen Stoffen auf den Weg gebracht, die auf den Menschen wie Hormone wirken, sogenannten Endokrine Disruptoren. Darunter fallen z.B. eine Anzahl von Pestiziden, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Industrieverbände laufen dagegen Sturm und warnen vor Ernteverlusten beim Verbot dieser Pestizide. Das BfR argumentiert ganz ähnlich wie die Industrie und äußert in einem Positionspapier von 2011 "große Bedenken" wegen der "bedeutenden wirtschaftlichen Folgen".<ref>BfR-Positionspapier (engl.): [http://www.bfr.bund.de/cm/343/regulatory_definition_of_an_endocrine_disrupter_in_relation_to_potential_threat_to_human_health.pdf REGULATORY DEFINITION OF AN ENDOCRINE DISRUPTER IN RELATION TO POTENTIAL THREAT TO HUMAN HEALTH] BfR vom 16. Mai 2011, abgerufen am 28.05.2015</ref> Laut einem Spiegel-Bericht aus dem Jahr 2015 beauftragt die [[EU-Kommission]] auch die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA), eine Stellungnahme zum Thema zu erarbeiten.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/chemikalien-wie-die-industrie-eu-regulierung-beeinflusst-a-1034563.html EU-Chemikalienregulierung: Wie die Industrie in Brüssel ihren Willen bekommt] Spiegel-Online vom 20.05.2015, abgerufen am 28.05.2015</ref> Die EFSA setzt dazu eine 18-köpfige Arbeitsgruppe ein. 8 Mitglieder haben Verbindungen zur Industrie, 3 haben bereits zu Gunsten der Industrie Stellung bezogen und nur 4 haben überhaupt wissenschaftlich zum Thema endokrine Disruptoren gearbeitet. Ergebnis der EFSA-Stellungnahme war, dass die Substanzen wie "die meisten anderen Chemikalien" behandelt werden können. Laut dem zitierten Spiegel-Bericht erschien kurz vor Fertigstellung der Efsa-Einschätzung ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Umweltschutzprogramms der Vereinten Nationen (Unep) zum selben Thema. Das Ergebnis lautete kurz zusammengefasst: Endokrine Disruptoren stellten "eine globale Bedrohung" dar und müssten reguliert werden". Im Jahr 2015 stellte der Europäische Gerichtshof in einem Urteil fest, dass die Europäische Kommission mit ihrer Untätigkeit das EU-Recht missachtet habe.<ref>Lobby Planet Brüssel, Deutsche Ausgabe: September 2017, S. 143</ref> Darauf kündigte diese 2016 die lang ersehnten wissenschaftlichen Kriterien an, wie hormonaktive Substanzen zu erkennen seien.<br />
<br />
=== 2012: Insektizid Chlorpyrifos zugelassen wegen Studien der Pestizid-Industrie ===<br />
Das Insektizid Chlorpyrifos, das gegen Ameisen eingesetzt wird, ist in den USA seit 2001 für den Haus- und Gartenbedarf verboten. Der Grund: Chlorphyrifos sei gesundheitsgefährdend. Bei uns ist es zugelassen, frei verkäuflich und eines der meist verkauften Insektizide.<br /><br />
Zuständig für die Begutachtung des umstrittenen Ameisenmittels ist das BfR. Das BfR verweist auf Studien, die angeblich die Ungefährlichkeit des Ameisengiftes nachweisen. Report MÜNCHEN fand heraus, dass solche Studien von der Pflanzenschutz-Industrie meist selbst in Auftrag gegeben und in der Regel auch bezahlt werden. Es sind sogenannte “Graue Studien”. Diese sind nicht veröffentlicht worden und können von unabhängigen Forschern oft gar nicht überprüft werden. Report MÜNCHEN stellt fest, dass einige der ExpertInnen der zuständigen '''Kommission für Pflanzenschutzmittel''' direkt aus der Pestizid-Industrie kommen – 2 sind von [[Bayer]], einer von [[BASF]] und einer arbeitet für [[Syngenta]]. Im Laufe der Report MÜNCHEN - Recherchen hat das BfR bekannt gegeben, dass es jetzt eine erneute Überprüfung der Ameisenmittel mit Chlorpyrifos fordert.<ref>[http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/lobbyisten-im-amt100.html Wie unabhängig sind Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung?] report MÜNCHEN vom 07.08.2012, abgerufen am 12.06.2013</ref><br />
<br />
=== 2011: Kann DNA von gentechnisch veränderten Pflanzen in tierisches Gewebe übergehen?===<br />
Die '''BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' hat sich intensiv damit befasst, ob DNA-Bestandteile von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) in tierisches Gewebe übergehen können. <br /><br />
Da die Einschätzung dieser Frage unmittelbare Auswirkungen auf die Kennzeichnungspflicht von mit Gentechnik hergestellten tierischen Produkten hat, ist diese Thema für den Verbraucher von besonderer Relevanz. Bereits 2004 befassten sich 3 Experten der Kommission mit diesem Thema und kamen zu dem Ergebniss das "kein Übergang von gentechnisch veränderten Komponenten" nachweisbar ist. Anders lautende Studien, so stellten die Autoren damals fest, lägen nicht vor. Diese Stellungnahme war eine direkte Reaktion auf einen Bericht von [[Greenpeace]] aus dem selben Jahr, der sich auf eine Studie der Uni München bezog, welche DNA-Abschnitte aus genetisch veränderten Futterpflanzen in tierischen Gewebe festgestellt hatte.<br /><br />
Trotz zahlreicher in den Folgejahren veröffentlichter Studien, die eine Kontamination von tierischem Gewebe mit DNA-Abschnitten aus gentechnisch veränderten Futterpflanzen nachwiesen, blieben die BfR-Experten bei ihrer Einschätzung. Eine Publikation italienischer Wissenschaftler (Tudisco et al., 2010) nahm die BfR-Kommission schließlich zum Anlass sich erneut mit dieser Thematik zu befassen. Nach "kritischer Prüfung" kam die Kommission zu der Einschätzung, "dass sich aus der Studie keine neuen Erkenntnisse hinsichtlich eines Transfers rekombinanter DNA aus gentechnisch veränderten Pflanzen auf höhere Tiere und dessen potentielle Auswirkungen ableiten lassen." Lediglich mit einem Satz räumen die Experten des BfR in ihrer 5-seitigen Stellungnahme ein, dass sich die Sachlage gegenüber dem Kenntnisstand von 2004 tatsächlich verändert hat.<ref> [http://www.bfr.bund.de/cm/343/gentransfer_aus_futterpflanzen_auf_hoehere_tiere.pdf Webseite BfR - Gentransfer aus Futterpflanzen auf höhere Tiere], abgerufen am 24.05.2012</ref> <br /><br />
Was das für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen bedeutet, kann derzeit schwer abgeschätzt werden. Trotzdem gelangte die Expertenkommission zur der Auffassung, dass keine weiteren Untersuchungen nötig seien.<br />
<br />
== Organisationsstruktur und Personal==<br />
=== Präsidium ===<br />
{| class="lptable"<br />
|-<br />
! <br />
! <br />
! <br />
<br />
|-<br />
| Präsident<br />
| Andreas Hensel<br />
| <br />
<br />
|-<br />
| Vizepräsident<br />
| Reiner Wittkowski<br />
| <br />
|}<br />
(Stand: September 2017) Quelle: <ref>[http://www.bfr.bund.de/de/praesidium-53757.html Webseite BfR - Präsidium], abgerufen am 19.09.2017</ref><br />
<br />
<br />
In 9 Abteilungen arbeiten rund 750 MitarbeiterInnen.<br />
*Leiter der Abteilung 5 "Lebensmittelsicherheit" ist [[Alfonso Lampen]].<br />
<br />
=== Wissenschaftlicher Beirat des BfR ===<br />
Der Wissenschaftliche Beirat des BfR setzt sich aus 15 WissenschaftlerInnen verschiedener Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zusammen. Er hat vorrangig die Aufgabe, das BfR bei seiner Schwerpunktsetzung in der Forschung zu beraten. Zudem berät er das BfR bei der Besetzung der BfR-Kommissionen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/wissenschaftlicher_beirat-27502.html Webseite BfR - Wissenschaftlicher Beirat], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
Ehemaliges Mitglied des Beirats: [[Gerhard Eisenbrand]]<br />
<br />
<br />
=== BfR-Kommissionen<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], abgerufen am 03.06.2017</ref>===<br />
Die Mitglieder der BfR-Kommissionen sollen als externe, unabhängige Sachverständige die Arbeit des BfR unterstützen.<br />
<br />
{| style=" " cellpadding="5" cellspacing="0" border="1"<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| BfR-Kommission<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| Mitglieder<br />
|-<br />
| Bedarfsgegenstände<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Bewertung von Vergiftungen<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Biologische Gefahren<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Ernährung, diätetische Produkte, neuartige Lebensmittel und Allergien<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Expositionsabschätzung und -standardisierung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Futtermittel und Tierernährung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''<br />
| Vorsitzende [[Inge Broer]]<br />
<br />
|-<br />
| Hygiene<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kontaminanten und andere gesundheitlich unerwünschte Stoffe in der Lebensmittelkette<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kosmetische Mittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände'''<br />
|<br />
Von 13 Mitgliedern sind 2 Mitarbeiterinnen von [[BASF]] und 1 Mitarbeiter von [[Bayer|Bayer CropScience]].<br />
<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/mitglieder_der_bfr_kommission_fuer_pflanzenschutzmittel_und_ihre_rueckstaende-189320.html Mitglieder der BfR-Kommission für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände] Webseite BfR, abgerufen am 03.06.2017</ref><br />
<br />
|-<br />
| Pharmakologisch wirksame Stoffe und Tierarzneimittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Risikoforschung und Risikowahrnehmung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Wein- und Fruchtsaftanalysen<br />
|<br />
<br />
|}<br />
<br />
<br />
Das BfR ist der nationale Partner der [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit|Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA).<br />
<br />
<br />
== Finanzen ==<br />
Das Budget des BfR beträgt 67,8 Mio. € (Stand 2013). Davon waren 3,08 Mio. € selbst eingeworbene Drittmittel.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/zahlen_und_fakten-54272.html Webseite BfR - Zahlen und Fakten], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
<br />
== Kurzdarstellung und Geschichte==<br />
Das BfR wurde im November 2002 eingerichtet, um den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu stärken. Zu den zentralen Aufgaben des Instituts zählen die Bewertung bestehender und das Aufspüren neuer gesundheitlicher Risiken sowie die Ausarbeitung von Empfehlungen zur Risikobegrenzung. Die Ergebnisse der Arbeit des BfR dienen als Basis für die wissenschaftliche Beratung beteiligter Ministerien und Behörden, beispielsweise des [[Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit|Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit]] (BVL). Die Unabhängigkeit des BfR von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen wird von offizieller Seite ausdrücklich hervorgehoben. Auch der wissenschaftliche und forschungsgestützte Arbeitsansatz des Instituts wird explizit betont.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/gesetzlicher_auftrag-7465.html Webseite BfR - Gesetzlicher Auftrag], abgerufen am 24.05.2012</ref><br />
Es ist dem [[Bundeslandwirtschaftsministerium]] (BMELV) direkt unterstellt.<br />
<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* In der Studie "Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium" von 2012 der NGO [[TestBiotech]] werden fragwürdige Nebentätigkeiten vieler BfR-MitarbeiterInnen, vor allem von Mitgliedern der Kommission für genetisch veränderter Lebens- und Futtermittel, analysiert und konkrete Fallbeispiele benannt, in denen Interessenkonflikte direkte Auswirkungen auf die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen hatten. Quelle der Studie: <ref name="sb" /><br />
* Die aktualisierte Studie von [[TestBiotech]] lautet: [https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Helmut Butscher-Schaden, Peter Clausing und Claire Robinson: Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft, Hrsg. GLOBAL 2000 Friends of the Earth Austria, März 2017]<br />
<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Institution]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]<br />
[[Kategorie:Agrar und Ernährung]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung&diff=81249Bundesinstitut für Risikobewertung2020-04-16T13:30:13Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxInstitution<br />
| Name = Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)<br />
| Logo = [[Datei:158px-BfR-Logo.png]]<br />
| Sitz = Berlin<br />
| Gründung = 2002<br />
| Tätigkeitsbereich= Bewertung von Risiken für den Menschen<br />
| Mitarbeiter = 768<br />
| Etat = 67,8 Mio. €<br />
| Homepage = [http://www.bfr.bund.de www.bfr.bund.de]<br />
}}<br />
Das '''Bundesinstitut für Risikobewertung''' (BfR) erarbeitet Gutachten zur Lebens- und Futtermittelsicherheit sowie zur Sicherheit von Chemikalien und Produkten.<br />
<br />
In die Kritik geraten ist das BfR wegen teils gravierender Interessenkonflikte von Mitgliedern der beratenden BfR-Expertenkommissionen. Als problematisch gelten die engen Kontakte einiger Kommissionsmitglieder zum [[International Life Science Institute|ILSI]], einer Lobbyorganisation der Lebensmittelindustrie und die Mitgliedschaft von MitarbeiterInnen von Pestizidherstellerunternehmen in der BfR-Kommission "Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände".<br />
<br />
Bewertungen des Instituts sind von Wissenschaftlern als mit Mängeln behaftet und wissenschaftlich inakzeptabel bezeichnet worden. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung, die im September 2017 veröffentlicht wurden, hat das Institut bei der Bewertung von Glyphosat Einschätzungen der Industrie nahezu wortwörtlich übernommen, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<br />
<br />
==Lobbystrategien und Einfluss==<br />
===BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel===<br />
Ein genauerer Blick auf die Mitglieder der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' legt nahe, dass ihre Einschätzungen kritisch hinterfragt werden müssen, da bei mindestens 9 von 13 Mitgliedern der Verdacht der Voreingenommenheit und übermäßigen Industrienähe begründet ist. Die beim BfR angestellte Geschäftsführerin der Kommission [[Marianna Schauzu]] beispielsweise, ist eine bekannte Befürworterin der Agro-Gentechnik. Auch im unmittelbaren Umfeld der Expertenkommission, bei den Bundesforschungsinstituten des [[BMELV]], die auch an der Auswahl der Experten für die BfR-Kommission beteiligt sind, finden sich Personen mit sehr engen Kontakten zur Industrie. <br /><br />
Besonders problematisch ist, dass die meisten der 9 ExpertInnen mit Interessenkonflikten ihre Industrieverbindungen nicht wie vom BfR gefordert öffentlich gemacht haben. Das BfR verlangt offiziell von den Kommissionsmitgliedern eine schriftliche Erklärung, in der eventuelle Interessenkonflikte aufgeführt werden müssen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], siehe Abschnitt "Unabhängigkeit und Transparenz", abgerufen am 24.5.2012</ref> Recherchen der NGO [[Testbiotech]] zeigen aber, dass in diesen Erklärungen viele Interessenkonflikte verschwiegen werden. Dadurch ergibt sich insgesamt das Bild einer organisierten und zumindest teilweise verdeckten Einflussnahme der Industrie in zentralen Einrichtungen des Bundes, die im Bereich der Agrogentechnik mit der Risikoabschätzung und der Forschungsförderung befasst sind.<ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref> <ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref><br />
<br />
===BfR-ExpertInnen mit Interessenkonflikten<ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref> <ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref>===<br />
*[[Roland Solecki]], Leiter der Abteilung Sicherheit von Pestiziden, der an der Bewertung von Studien zum Krebsrisiko von Glyphosat mitgewirkt hat<ref>[http://www.n-tv.de/wirtschaft/Pruefer-werten-Monsanto-Briefe-als-Studien-article15542691.html Gefährlichkeit von Planzengift Prüfer werten Monsanto-Briefe als Studien], 17.07.2015, abgerufen am 27.03.2017</ref><ref>[https://www.gruene-bundestag.de/themen/agrar/keine-entwarnung-glyphosat-weiterhin-wahrscheinlich-krebserregend/seite-2-hintergrund-glyphosat-verflechtungen-der-entscheider-mit-der-industrie-17-05-2016.html Keine Entwarnung - Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“], 17.05.2016, gruene-bundestag.de, abgerufen am 28.03.2017</ref>, war bis mindestens 2015 Mitglied des "RISK21 Technical Comittee" des [[Health and Environmental Science Institute]] (HESI) der Lobbyorganisation [[International Life Science Institute]] (ILSI).<ref>[https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]</ref> Er gehörte dem „Integrated Evaluation Strategy Subteam“ an<ref>[http://hesiglobal.org/hesi//wp-content/uploads/sites/11/2015/12/Updated-2014-RISK21-Technical-Committee-Members.pdf RISK21 Technical Comittee Members], hesiglobal.org, abgerufen am 25.03.2017</ref> und war Co-Autor einer 2006 erschienen Studie von HESI<ref>[https://air.unimi.it/retrieve/handle/2434/39344/179714/Doe%20et%20al%20%20CRT%202006.pdf A Tiered Approach to Systemic Toxicity Testing for Agricultural Chemical Safety Assessment], air.unimi.it, abgerufen am 28.03.2017</ref>. Zu den Mitgliedsunternehmen von ISLI gehört auch der Glyphosat-Hersteller [[Monsanto]].<br />
<br />
*[[Inge Broer]] ist seit 2011 Vorsitzende der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''. Sie ist Professorin für Agrobiotechnologie an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. Außerdem fungiert sie als Gesellschaftsvorsitzende der [[biovativ]] GmbH und als Gesellschafterin der [[BioOK]] GmbH.<ref>[http://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00001467 Profil Universität Rostock], cpr.uni-rostock.de, abgerufen am 03.06.2017</ref> Beide Firmen bieten Dienstleistungen für Konzerne wie [[Monsanto]] an. Frau Broer ist auch Vorsitzende des [[Verein zur Förderung Innovativer und Nachhaltiger Agrobiotechnologie]] (FINAB), Mitglied im Informationskreis Gentechnik des [[Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter]] (BDP) und bis 2011 Mitglied im Kuratorium der Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS).<br />Frau Broer führt selbst seit mehreren Jahren Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen an mehreren Standorten durch, oft in Mehrfachfunktion über die Uni Rostock, FINAB, BioOK und biovativ. Sie ist Mitautorin einer umstrittenen Broschüre der [[DFG]], in der einseitig die Vorteile der Agrogentechnik hervorgehoben werden. In ihrer Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten auf der Homepage des BfR werden von Frau Broer lediglich die folgenden Angaben gemacht: „Vorsitz FINAB e,V., Anteilseigner BioOK“.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/343/interessenerklaerungen-kommissionsmitglieder-gv-lebensmittel-futtermittel.pdf Webseite BfR - Annahme der Berufung in die BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel und Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten], abgerufen am 03.06.2017</ref> In ihrer Funktion beim BfR hat sie unter anderem an der Anmeldung von Patenten der Firma [[Bayer]] auf mehrere herbizidtolerante gentechnisch veränderte Pflanzen mitgewirkt.<br />
<br />
*[[Gerhard Eisenbrand]] war bis 2011 Vorsitzender der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel ''' und war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BfR, der die Mitglieder der verschiedenen Kommissionen des BfR ernennt. Zudem ist er Vorsitzender der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG). Zugleich ist Eisenbrand Präsident und Mitglied des Vorstands von ILSI Europe, dem europäischen Arm des [[International Life Science Institute]] (ILSI). Darüber hinaus gehört Eisenbrand dem Beirat des [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde|Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) an, dem wohl einflussreichsten Lobbyverband der Lebensmittelindustrie in Deutschland. Auch mit den Gremien der Kaffeeindustrie (ISIC Scientific Committee, Institute for Scientific Information on Coffee) und dem Food Safety Review Committee der Firma [[Kellog's]] arbeitet er zusammen. Zudem hat Eisenbrand sich mehrfach an Veröffentlichungen des [[Institut Danone Ernährung für Gesundheit]] beteiligt.<br />
<br />
*[[Alfonso Lampen]] ist Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit des BfR, in dessen Augabenbereich die Arbeit der Kommission für genetisch veränderte Lebens-und Futtermittel fällt. Auch er pflegt enge Beziehungen zum [[ILSI]]. Unter anderem gehört er der Expertengruppe "From Thresholds to Action Levels" an und leitet die Beratergruppe "Advisory Group on 3-MCPD Esters in Food Product". Er ist zugleich Mitglied einer [[EFSA]]-Expertengruppe und der DFG. Seine Kontakte zum ILSI hat Lampen in seiner Interessenerklärung bei der EFSA verschwiegen.<br />
<br />
===Repräsentanz im Wissenschaftlichen Beirat des Bunds für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde===<br />
Der [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Laut einem Beitrag von BfR-Präsident Andreas Hensel in der Broschüre "60 Jahre BLL - 60 Stimmen", Hrsg. BLL, aus dem Jahr 2015 sind Experten des BfR im Wissenschaftlichen Beirat des Interessenverbands BLL vertreten.<br />
<br />
== Fallstudien und Kritik ==<br />
===2017: Geheimhaltung von Glyphosat-Studien: Unterstützung durch die Bundesregierung===<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das das [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber [[Monsanto]] und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
=== 2015: Zulassung von Glyphosat: Übernahme der Einschätzung der Industrie ohne entsprechende Kennzeichnung===<br />
Das BfR hat im Januar 2015 einen Bericht über das Herbizid Glyphosat angefertigt, welcher an die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA) übermittelt wurde. Laut einem Schreiben der [[EU-Kommission]] an die Nichtregierungsorganisation ''Testbiotech'' unterliegt der Bericht vollständig der Geheimhaltung und darf nicht veröffentlicht werden. Gleichzeitig hatten [[Monsanto]] und andere Hersteller von Glyphosat Zugang zu einem aktuellen Entwurf des Berichtes.<ref>[https://www.testbiotech.org/node/1325 EU-Kommission stuft Bericht über Glyphosat als geheim ein …] Testbiotech vom 18.08.2015, abgerufen am 24.08.2015</ref> Auf der Grundlage des Berichts hat die EFSA empfohlen, Glyphosat weiter zuzulassen – obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO ihn als „wahrscheinlich krebserregend“ bezeichnet. <ref>[http://taz.de/Pflanzenschutzmittel-Glyphosat/!5247593/ Wahrscheinlich (nicht) krebserregend] Taz vom 12.11.2015, abgerufen am 13.11.2015</ref> Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03. 12. 2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30. November 2015], abgerufen am 03. 12. 2015</ref><br />
<br />
Recherchen der Süddeutschen Zeitung (SZ) zeigen, dass das BfR bei seiner Risikoanalyse von Glyphosat Einschätzungen der Industrie übernommen hat, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-neue-zweifel-am-urteil-1.3669883 Neue Zweifel am Urteil], sueddeutsche. de vom 17.09.2017, abgerufen am 19.09.2017</ref> Die Behauptung des BfR, es habe im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung von Glyphosat mehr als 1000 Studien, Dokumente und Veröffentlichungen umfassend geprüft und ausgewertet, treffe nicht zu. Vielmehr gebe es Hinweise, dass die Behörde schlicht die Standpunkte der Hersteller nahezu wortwörtlich übernommen habe. Dies zeige der Vergleich von Textpassagen aus dem von der Industrie eingereichten Dossier mit dem BfR-Bewertungsbericht zu Glyphosat. Wenn kritische Studien von der Industrie als unbrauchbar bezeichnet würden, dann wäre eigentlich zu erwarten, dass die Behörden diese Einschätzung besonders gründlich prüften. Dies sei jedoch nicht geschehen. Vielmehr seien Bewertungen der Industrie nahezu wortwörtlich wiedergegeben worden; eigene Bewertungen, die von der Behörde selbst stammten, suche man vergeblich. Laut SZ hat das BfR auf diese Weise in den letzten 15 Jahren fast alle unabhängigen Studien zu Krebsrisiken "bewertet".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-wenn-monsanto-die-risiken-einfach-selbst-bewertet-1.3678432 Wenn Monsanto die Risiken einfach selbst bewertet], sueddeutsche.de vom 22.09.2017, abgerufen am 23.09.2017</ref> Das BfR habe sich zu den konkreten Vorwürfen nicht geäußert, sondern lediglich erklärt, es habe alle relevanten und verfügbaren Studien sorgfältig und detailliert in eigener Verantwortung geprüft und bewertet.<br />
<br />
=== 2015: Verbot von Endokrinen Disruptoren ===<br />
Das [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]] hatte 2009 eine starke Regulierung von chemischen Stoffen auf den Weg gebracht, die auf den Menschen wie Hormone wirken, sogenannten Endokrine Disruptoren. Darunter fallen z.B. eine Anzahl von Pestiziden, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Industrieverbände laufen dagegen Sturm und warnen vor Ernteverlusten beim Verbot dieser Pestizide. Das BfR argumentiert ganz ähnlich wie die Industrie und äußert in einem Positionspapier von 2011 "große Bedenken" wegen der "bedeutenden wirtschaftlichen Folgen".<ref>BfR-Positionspapier (engl.): [http://www.bfr.bund.de/cm/343/regulatory_definition_of_an_endocrine_disrupter_in_relation_to_potential_threat_to_human_health.pdf REGULATORY DEFINITION OF AN ENDOCRINE DISRUPTER IN RELATION TO POTENTIAL THREAT TO HUMAN HEALTH] BfR vom 16. Mai 2011, abgerufen am 28.05.2015</ref> Laut einem Spiegel-Bericht aus dem Jahr 2015 beauftragt die [[EU-Kommission]] auch die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA), eine Stellungnahme zum Thema zu erarbeiten.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/chemikalien-wie-die-industrie-eu-regulierung-beeinflusst-a-1034563.html EU-Chemikalienregulierung: Wie die Industrie in Brüssel ihren Willen bekommt] Spiegel-Online vom 20.05.2015, abgerufen am 28.05.2015</ref> Die EFSA setzt dazu eine 18-köpfige Arbeitsgruppe ein. 8 Mitglieder haben Verbindungen zur Industrie, 3 haben bereits zu Gunsten der Industrie Stellung bezogen und nur 4 haben überhaupt wissenschaftlich zum Thema endokrine Disruptoren gearbeitet. Ergebnis der EFSA-Stellungnahme war, dass die Substanzen wie "die meisten anderen Chemikalien" behandelt werden können. Laut dem zitierten Spiegel-Bericht erschien kurz vor Fertigstellung der Efsa-Einschätzung ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Umweltschutzprogramms der Vereinten Nationen (Unep) zum selben Thema. Das Ergebnis lautete kurz zusammengefasst: Endokrine Disruptoren stellten "eine globale Bedrohung" dar und müssten reguliert werden". Im Jahr 2015 stellte der Europäische Gerichtshof in einem Urteil fest, dass die Europäische Kommission mit ihrer Untätigkeit das EU-Recht missachtet habe.<ref>Lobby Planet Brüssel, Deutsche Ausgabe: September 2017, S. 143</ref> Darauf kündigte diese 2016 die lang ersehnten wissenschaftlichen Kriterien an, wie hormonaktive Substanzen zu erkennen seien.<br />
<br />
=== 2012: Insektizid Chlorpyrifos zugelassen wegen Studien der Pestizid-Industrie ===<br />
Das Insektizid Chlorpyrifos, das gegen Ameisen eingesetzt wird, ist in den USA seit 2001 für den Haus- und Gartenbedarf verboten. Der Grund: Chlorphyrifos sei gesundheitsgefährdend. Bei uns ist es zugelassen, frei verkäuflich und eines der meist verkauften Insektizide.<br /><br />
Zuständig für die Begutachtung des umstrittenen Ameisenmittels ist das BfR. Das BfR verweist auf Studien, die angeblich die Ungefährlichkeit des Ameisengiftes nachweisen. Report MÜNCHEN fand heraus, dass solche Studien von der Pflanzenschutz-Industrie meist selbst in Auftrag gegeben und in der Regel auch bezahlt werden. Es sind sogenannte “Graue Studien”. Diese sind nicht veröffentlicht worden und können von unabhängigen Forschern oft gar nicht überprüft werden. Report MÜNCHEN stellt fest, dass einige der ExpertInnen der zuständigen '''Kommission für Pflanzenschutzmittel''' direkt aus der Pestizid-Industrie kommen – 2 sind von [[Bayer]], einer von [[BASF]] und einer arbeitet für [[Syngenta]]. Im Laufe der Report MÜNCHEN - Recherchen hat das BfR bekannt gegeben, dass es jetzt eine erneute Überprüfung der Ameisenmittel mit Chlorpyrifos fordert.<ref>[http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/lobbyisten-im-amt100.html Wie unabhängig sind Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung?] report MÜNCHEN vom 07.08.2012, abgerufen am 12.06.2013</ref><br />
<br />
=== 2011: Kann DNA von gentechnisch veränderten Pflanzen in tierisches Gewebe übergehen?===<br />
Die '''BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' hat sich intensiv damit befasst, ob DNA-Bestandteile von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) in tierisches Gewebe übergehen können. <br /><br />
Da die Einschätzung dieser Frage unmittelbare Auswirkungen auf die Kennzeichnungspflicht von mit Gentechnik hergestellten tierischen Produkten hat, ist diese Thema für den Verbraucher von besonderer Relevanz. Bereits 2004 befassten sich 3 Experten der Kommission mit diesem Thema und kamen zu dem Ergebniss das "kein Übergang von gentechnisch veränderten Komponenten" nachweisbar ist. Anders lautende Studien, so stellten die Autoren damals fest, lägen nicht vor. Diese Stellungnahme war eine direkte Reaktion auf einen Bericht von [[Greenpeace]] aus dem selben Jahr, der sich auf eine Studie der Uni München bezog, welche DNA-Abschnitte aus genetisch veränderten Futterpflanzen in tierischen Gewebe festgestellt hatte.<br /><br />
Trotz zahlreicher in den Folgejahren veröffentlichter Studien, die eine Kontamination von tierischem Gewebe mit DNA-Abschnitten aus gentechnisch veränderten Futterpflanzen nachwiesen, blieben die BfR-Experten bei ihrer Einschätzung. Eine Publikation italienischer Wissenschaftler (Tudisco et al., 2010) nahm die BfR-Kommission schließlich zum Anlass sich erneut mit dieser Thematik zu befassen. Nach "kritischer Prüfung" kam die Kommission zu der Einschätzung, "dass sich aus der Studie keine neuen Erkenntnisse hinsichtlich eines Transfers rekombinanter DNA aus gentechnisch veränderten Pflanzen auf höhere Tiere und dessen potentielle Auswirkungen ableiten lassen." Lediglich mit einem Satz räumen die Experten des BfR in ihrer 5-seitigen Stellungnahme ein, dass sich die Sachlage gegenüber dem Kenntnisstand von 2004 tatsächlich verändert hat.<ref> [http://www.bfr.bund.de/cm/343/gentransfer_aus_futterpflanzen_auf_hoehere_tiere.pdf Webseite BfR - Gentransfer aus Futterpflanzen auf höhere Tiere], abgerufen am 24.05.2012</ref> <br /><br />
Was das für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen bedeutet, kann derzeit schwer abgeschätzt werden. Trotzdem gelangte die Expertenkommission zur der Auffassung, dass keine weiteren Untersuchungen nötig seien.<br />
<br />
== Organisationsstruktur und Personal==<br />
=== Präsidium ===<br />
{| class="lptable"<br />
|-<br />
! <br />
! <br />
! <br />
<br />
|-<br />
| Präsident<br />
| Andreas Hensel<br />
| <br />
<br />
|-<br />
| Vizepräsident<br />
| Reiner Wittkowski<br />
| <br />
|}<br />
(Stand: September 2017) Quelle: <ref>[http://www.bfr.bund.de/de/praesidium-53757.html Webseite BfR - Präsidium], abgerufen am 19.09.2017</ref><br />
<br />
<br />
In 9 Abteilungen arbeiten rund 750 MitarbeiterInnen.<br />
*Leiter der Abteilung 5 "Lebensmittelsicherheit" ist [[Alfonso Lampen]].<br />
<br />
=== Wissenschaftlicher Beirat des BfR ===<br />
Der Wissenschaftliche Beirat des BfR setzt sich aus 15 WissenschaftlerInnen verschiedener Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zusammen. Er hat vorrangig die Aufgabe, das BfR bei seiner Schwerpunktsetzung in der Forschung zu beraten. Zudem berät er das BfR bei der Besetzung der BfR-Kommissionen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/wissenschaftlicher_beirat-27502.html Webseite BfR - Wissenschaftlicher Beirat], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
Ehemaliges Mitglied des Beirats: [[Gerhard Eisenbrand]]<br />
<br />
<br />
=== BfR-Kommissionen<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], abgerufen am 03.06.2017</ref>===<br />
Die Mitglieder der BfR-Kommissionen sollen als externe, unabhängige Sachverständige die Arbeit des BfR unterstützen.<br />
<br />
{| style=" " cellpadding="5" cellspacing="0" border="1"<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| BfR-Kommission<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| Mitglieder<br />
|-<br />
| Bedarfsgegenstände<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Bewertung von Vergiftungen<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Biologische Gefahren<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Ernährung, diätetische Produkte, neuartige Lebensmittel und Allergien<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Expositionsabschätzung und -standardisierung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Futtermittel und Tierernährung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''<br />
| Vorsitzende [[Inge Broer]]<br />
<br />
|-<br />
| Hygiene<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kontaminanten und andere gesundheitlich unerwünschte Stoffe in der Lebensmittelkette<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kosmetische Mittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände'''<br />
|<br />
Von 13 Mitgliedern sind 2 Mitarbeiterinnen von [[BASF]] und 1 Mitarbeiter von [[Bayer|Bayer CropScience]].<br />
<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/mitglieder_der_bfr_kommission_fuer_pflanzenschutzmittel_und_ihre_rueckstaende-189320.html Mitglieder der BfR-Kommission für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände] Webseite BfR, abgerufen am 03.06.2017</ref><br />
<br />
|-<br />
| Pharmakologisch wirksame Stoffe und Tierarzneimittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Risikoforschung und Risikowahrnehmung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Wein- und Fruchtsaftanalysen<br />
|<br />
<br />
|}<br />
<br />
<br />
Das BfR ist der nationale Partner der [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit|Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA).<br />
<br />
<br />
== Finanzen ==<br />
Das Budget des BfR beträgt 67,8 Mio. € (Stand 2013). Davon waren 3,08 Mio. € selbst eingeworbene Drittmittel.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/zahlen_und_fakten-54272.html Webseite BfR - Zahlen und Fakten], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
<br />
== Kurzdarstellung und Geschichte==<br />
Das BfR wurde im November 2002 eingerichtet, um den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu stärken. Zu den zentralen Aufgaben des Instituts zählen die Bewertung bestehender und das Aufspüren neuer gesundheitlicher Risiken sowie die Ausarbeitung von Empfehlungen zur Risikobegrenzung. Die Ergebnisse der Arbeit des BfR dienen als Basis für die wissenschaftliche Beratung beteiligter Ministerien und Behörden, beispielsweise des [[Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit|Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit]] (BVL). Die Unabhängigkeit des BfR von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen wird von offizieller Seite ausdrücklich hervorgehoben. Auch der wissenschaftliche und forschungsgestützte Arbeitsansatz des Instituts wird explizit betont.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/gesetzlicher_auftrag-7465.html Webseite BfR - Gesetzlicher Auftrag], abgerufen am 24.05.2012</ref><br />
Es ist dem [[Bundeslandwirtschaftsministerium]] (BMELV) direkt unterstellt.<br />
<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* In der Studie "Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium" von 2012 der NGO [[TestBiotech]] werden fragwürdige Nebentätigkeiten vieler BfR-MitarbeiterInnen, vor allem von Mitgliedern der Kommission für genetisch veränderter Lebens- und Futtermittel, analysiert und konkrete Fallbeispiele benannt, in denen Interessenkonflikte direkte Auswirkungen auf die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen hatten. Quelle der Studie: <ref name="sb" /><br />
* Die aktualisierte Studie von [[TestBiotech]] lautet: [https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Helmut Butscher-Schaden, Peter Clausing und Claire Robinson: Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft, Hrsg. GLOBAL 2000 Friends of the Earth Austria, März 2017]<br />
<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Institution]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]<br />
[[Kategorie:Agrar und Ernährung]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81248Monsanto2020-04-16T13:29:17Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugusnten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Sollten die zuständigen EU-Behörden jedoch der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, [[zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände|Bundesinstitut für Risikobewertung#2017: Geheimhaltung von Glyphosat-Studien: Unterstützung durch die Bundesregierung]]: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
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Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
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Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
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====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
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Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
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===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
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Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
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===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
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===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
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===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81247Monsanto2020-04-16T13:19:27Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugusnten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Sollten die zuständigen EU-Behörden jedoch der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände<ref>[https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2017:_Geheimhaltung_von_Glyphosat-Studien:_Unterst%C3%BCtzung_durch_die_Bundesregierung]</ref>: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81246Monsanto2020-04-16T13:10:53Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR „keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren“ feststellen und empfahl eine erneuerte Zulassung von Glyphosat.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugusnten der Industrie], lobbycontrol.de vom 01.06.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Sollten die zuständigen EU-Behörden jedoch der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81245Monsanto2020-04-16T13:02:08Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte über Verbot von Glyphosat======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Sollten die zuständigen EU-Behörden jedoch der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81244Monsanto2020-04-16T12:44:05Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/glyphosat-laut-iarc-wahrscheinlich-krebserregend-a-1046018.html WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein], spiegel.de vom 30.07.2015, abgerufen am 16.04.2020<br /></ref> "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Sollten die zuständigen EU-Behörden jedoch der gegensätzlichen Einschätzung der WHO folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81241Monsanto2020-04-15T14:07:57Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
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Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
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Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
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====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015 wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen.<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht bereits seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlägt Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Die Lobbyistin widerspricht dem: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
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Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref> Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
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===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
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===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
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Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
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===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
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===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
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===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
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===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81240Monsanto2020-04-15T14:00:40Z<p>Lucas: /* Recherchen von LobbyControl */</p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref>Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81218Monsanto2020-04-08T12:38:34Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“ <ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref>Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion], monsantotribunal.org vom 18.04.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von E-Mail-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81217Monsanto2020-04-08T12:28:32Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref>Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>[http://mariannefalck.de/wp-content/uploads/2013/11/Der-unheimliche-Konzern-Monsanto_13.07.2013_SZ.pdf Der unheimliche Konzern: Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais], Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gentechnik-kennzeichnung-in-den-usa-nur-ja-keine-transparenz-1.1801653 Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Nur keine Transparenz], sueddeutsche.de vom 22.11.2013, abgerufen am 08.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81216Monsanto2020-04-08T12:20:45Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl vom 01.06.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], welt.de vom 15.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Glyphosat: Gift und Geld], sueddeutsche.de vom 16.07.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR], drive.google.com vom 27.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599] Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, sueddeutsche.de vom 30.11.2015, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], utopia.de vom 02.03.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/eu-dokumente-belegen-geheime-absprachen-zwischen-kommission-und-glyphosat-herstellern.html EU-Dokumente belegen geheime Absprachen zwischen Kommission und Glyphosat-Herstellern], umweltinstitut.org vom 16.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017], topagrar.com vom 29.06.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], topagrar.com vom 19.08.2016, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], echa.europa.eu vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate ECHA: Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 08.04.2020</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], sueddeutsche.de vom 15.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], sueddeutsche.de vom 16.03.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Juli 2017 schlug die EU-Kommission einem Expertenausschuss vor, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/glyphosat-eu-kommission-will-zulassung-fuer-10-jahre-a-1158818.html Glyphosat: EU-Kommission schlägt Zulassung für weitere zehn Jahre vor], spiegel.de vom 20.07.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051 Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 08.04.2020</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 08.04.2020</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref>Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung&diff=81163Bundesinstitut für Risikobewertung2020-04-01T11:45:29Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxInstitution<br />
| Name = Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)<br />
| Logo = [[Datei:158px-BfR-Logo.png]]<br />
| Sitz = Berlin<br />
| Gründung = 2002<br />
| Tätigkeitsbereich= Bewertung von Risiken für den Menschen<br />
| Mitarbeiter = 768<br />
| Etat = 67,8 Mio. €<br />
| Homepage = [http://www.bfr.bund.de www.bfr.bund.de]<br />
}}<br />
Das '''Bundesinstitut für Risikobewertung''' (BfR) erarbeitet Gutachten zur Lebens- und Futtermittelsicherheit sowie zur Sicherheit von Chemikalien und Produkten.<br />
<br />
In die Kritik geraten ist das BfR wegen teils gravierender Interessenkonflikte von Mitgliedern der beratenden BfR-Expertenkommissionen. Als problematisch gelten die engen Kontakte einiger Kommissionsmitglieder zum [[International Life Science Institute|ILSI]], einer Lobbyorganisation der Lebensmittelindustrie und die Mitgliedschaft von MitarbeiterInnen von Pestizidherstellerunternehmen in der BfR-Kommission "Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände".<br />
<br />
Bewertungen des Instituts sind von Wissenschaftlern als mit Mängeln behaftet und wissenschaftlich inakzeptabel bezeichnet worden. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung, die im September 2017 veröffentlicht wurden, hat das Institut bei der Bewertung von Glyphosat Einschätzungen der Industrie nahezu wortwörtlich übernommen, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<br />
<br />
==Lobbystrategien und Einfluss==<br />
===BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel===<br />
Ein genauerer Blick auf die Mitglieder der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' legt nahe, dass ihre Einschätzungen kritisch hinterfragt werden müssen, da bei mindestens 9 von 13 Mitgliedern der Verdacht der Voreingenommenheit und übermäßigen Industrienähe begründet ist. Die beim BfR angestellte Geschäftsführerin der Kommission [[Marianna Schauzu]] beispielsweise, ist eine bekannte Befürworterin der Agro-Gentechnik. Auch im unmittelbaren Umfeld der Expertenkommission, bei den Bundesforschungsinstituten des [[BMELV]], die auch an der Auswahl der Experten für die BfR-Kommission beteiligt sind, finden sich Personen mit sehr engen Kontakten zur Industrie. <br /><br />
Besonders problematisch ist, dass die meisten der 9 ExpertInnen mit Interessenkonflikten ihre Industrieverbindungen nicht wie vom BfR gefordert öffentlich gemacht haben. Das BfR verlangt offiziell von den Kommissionsmitgliedern eine schriftliche Erklärung, in der eventuelle Interessenkonflikte aufgeführt werden müssen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], siehe Abschnitt "Unabhängigkeit und Transparenz", abgerufen am 24.5.2012</ref> Recherchen der NGO [[Testbiotech]] zeigen aber, dass in diesen Erklärungen viele Interessenkonflikte verschwiegen werden. Dadurch ergibt sich insgesamt das Bild einer organisierten und zumindest teilweise verdeckten Einflussnahme der Industrie in zentralen Einrichtungen des Bundes, die im Bereich der Agrogentechnik mit der Risikoabschätzung und der Forschungsförderung befasst sind.<ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref> <ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref><br />
<br />
===BfR-ExpertInnen mit Interessenkonflikten<ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref> <ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref>===<br />
*[[Roland Solecki]], Leiter der Abteilung Sicherheit von Pestiziden, der an der Bewertung von Studien zum Krebsrisiko von Glyphosat mitgewirkt hat<ref>[http://www.n-tv.de/wirtschaft/Pruefer-werten-Monsanto-Briefe-als-Studien-article15542691.html Gefährlichkeit von Planzengift Prüfer werten Monsanto-Briefe als Studien], 17.07.2015, abgerufen am 27.03.2017</ref><ref>[https://www.gruene-bundestag.de/themen/agrar/keine-entwarnung-glyphosat-weiterhin-wahrscheinlich-krebserregend/seite-2-hintergrund-glyphosat-verflechtungen-der-entscheider-mit-der-industrie-17-05-2016.html Keine Entwarnung - Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“], 17.05.2016, gruene-bundestag.de, abgerufen am 28.03.2017</ref>, war bis mindestens 2015 Mitglied des "RISK21 Technical Comittee" des [[Health and Environmental Science Institute]] (HESI) der Lobbyorganisation [[International Life Science Institute]] (ILSI).<ref>[https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]</ref> Er gehörte dem „Integrated Evaluation Strategy Subteam“ an<ref>[http://hesiglobal.org/hesi//wp-content/uploads/sites/11/2015/12/Updated-2014-RISK21-Technical-Committee-Members.pdf RISK21 Technical Comittee Members], hesiglobal.org, abgerufen am 25.03.2017</ref> und war Co-Autor einer 2006 erschienen Studie von HESI<ref>[https://air.unimi.it/retrieve/handle/2434/39344/179714/Doe%20et%20al%20%20CRT%202006.pdf A Tiered Approach to Systemic Toxicity Testing for Agricultural Chemical Safety Assessment], air.unimi.it, abgerufen am 28.03.2017</ref>. Zu den Mitgliedsunternehmen von ISLI gehört auch der Glyphosat-Hersteller [[Monsanto]].<br />
<br />
*[[Inge Broer]] ist seit 2011 Vorsitzende der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''. Sie ist Professorin für Agrobiotechnologie an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. Außerdem fungiert sie als Gesellschaftsvorsitzende der [[biovativ]] GmbH und als Gesellschafterin der [[BioOK]] GmbH.<ref>[http://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00001467 Profil Universität Rostock], cpr.uni-rostock.de, abgerufen am 03.06.2017</ref> Beide Firmen bieten Dienstleistungen für Konzerne wie [[Monsanto]] an. Frau Broer ist auch Vorsitzende des [[Verein zur Förderung Innovativer und Nachhaltiger Agrobiotechnologie]] (FINAB), Mitglied im Informationskreis Gentechnik des [[Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter]] (BDP) und bis 2011 Mitglied im Kuratorium der Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS).<br />Frau Broer führt selbst seit mehreren Jahren Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen an mehreren Standorten durch, oft in Mehrfachfunktion über die Uni Rostock, FINAB, BioOK und biovativ. Sie ist Mitautorin einer umstrittenen Broschüre der [[DFG]], in der einseitig die Vorteile der Agrogentechnik hervorgehoben werden. In ihrer Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten auf der Homepage des BfR werden von Frau Broer lediglich die folgenden Angaben gemacht: „Vorsitz FINAB e,V., Anteilseigner BioOK“.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/343/interessenerklaerungen-kommissionsmitglieder-gv-lebensmittel-futtermittel.pdf Webseite BfR - Annahme der Berufung in die BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel und Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten], abgerufen am 03.06.2017</ref> In ihrer Funktion beim BfR hat sie unter anderem an der Anmeldung von Patenten der Firma [[Bayer]] auf mehrere herbizidtolerante gentechnisch veränderte Pflanzen mitgewirkt.<br />
<br />
*[[Gerhard Eisenbrand]] war bis 2011 Vorsitzender der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel ''' und war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BfR, der die Mitglieder der verschiedenen Kommissionen des BfR ernennt. Zudem ist er Vorsitzender der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG). Zugleich ist Eisenbrand Präsident und Mitglied des Vorstands von ILSI Europe, dem europäischen Arm des [[International Life Science Institute]] (ILSI). Darüber hinaus gehört Eisenbrand dem Beirat des [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde|Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) an, dem wohl einflussreichsten Lobbyverband der Lebensmittelindustrie in Deutschland. Auch mit den Gremien der Kaffeeindustrie (ISIC Scientific Committee, Institute for Scientific Information on Coffee) und dem Food Safety Review Committee der Firma [[Kellog's]] arbeitet er zusammen. Zudem hat Eisenbrand sich mehrfach an Veröffentlichungen des [[Institut Danone Ernährung für Gesundheit]] beteiligt.<br />
<br />
*[[Alfonso Lampen]] ist Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit des BfR, in dessen Augabenbereich die Arbeit der Kommission für genetisch veränderte Lebens-und Futtermittel fällt. Auch er pflegt enge Beziehungen zum [[ILSI]]. Unter anderem gehört er der Expertengruppe "From Thresholds to Action Levels" an und leitet die Beratergruppe "Advisory Group on 3-MCPD Esters in Food Product". Er ist zugleich Mitglied einer [[EFSA]]-Expertengruppe und der DFG. Seine Kontakte zum ILSI hat Lampen in seiner Interessenerklärung bei der EFSA verschwiegen.<br />
<br />
===Repräsentanz im Wissenschaftlichen Beirat des Bunds für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde===<br />
Der [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Laut einem Beitrag von BfR-Präsident Andreas Hensel in der Broschüre "60 Jahre BLL - 60 Stimmen", Hrsg. BLL, aus dem Jahr 2015 sind Experten des BfR im Wissenschaftlichen Beirat des Interessenverbands BLL vertreten.<br />
<br />
== Fallstudien und Kritik ==<br />
=== 2017: Geheimhaltung von Glyphosat-Studien: Unterstützung durch die Bundesregierung===<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das das [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber [[Monsanto]] und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
=== 2015: Zulassung von Glyphosat: Übernahme der Einschätzung der Industrie ohne entsprechende Kennzeichnung===<br />
Das BfR hat im Januar 2015 einen Bericht über das Herbizid Glyphosat angefertigt, welcher an die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA) übermittelt wurde. Laut einem Schreiben der [[EU-Kommission]] an die Nichtregierungsorganisation ''Testbiotech'' unterliegt der Bericht vollständig der Geheimhaltung und darf nicht veröffentlicht werden. Gleichzeitig hatten [[Monsanto]] und andere Hersteller von Glyphosat Zugang zu einem aktuellen Entwurf des Berichtes.<ref>[https://www.testbiotech.org/node/1325 EU-Kommission stuft Bericht über Glyphosat als geheim ein …] Testbiotech vom 18.08.2015, abgerufen am 24.08.2015</ref> Auf der Grundlage des Berichts hat die EFSA empfohlen, Glyphosat weiter zuzulassen – obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO ihn als „wahrscheinlich krebserregend“ bezeichnet. <ref>[http://taz.de/Pflanzenschutzmittel-Glyphosat/!5247593/ Wahrscheinlich (nicht) krebserregend] Taz vom 12.11.2015, abgerufen am 13.11.2015</ref> Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03. 12. 2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30. November 2015], abgerufen am 03. 12. 2015</ref><br />
<br />
Recherchen der Süddeutschen Zeitung (SZ) zeigen, dass das BfR bei seiner Risikoanalyse von Glyphosat Einschätzungen der Industrie übernommen hat, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-neue-zweifel-am-urteil-1.3669883 Neue Zweifel am Urteil], sueddeutsche. de vom 17.09.2017, abgerufen am 19.09.2017</ref> Die Behauptung des BfR, es habe im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung von Glyphosat mehr als 1000 Studien, Dokumente und Veröffentlichungen umfassend geprüft und ausgewertet, treffe nicht zu. Vielmehr gebe es Hinweise, dass die Behörde schlicht die Standpunkte der Hersteller nahezu wortwörtlich übernommen habe. Dies zeige der Vergleich von Textpassagen aus dem von der Industrie eingereichten Dossier mit dem BfR-Bewertungsbericht zu Glyphosat. Wenn kritische Studien von der Industrie als unbrauchbar bezeichnet würden, dann wäre eigentlich zu erwarten, dass die Behörden diese Einschätzung besonders gründlich prüften. Dies sei jedoch nicht geschehen. Vielmehr seien Bewertungen der Industrie nahezu wortwörtlich wiedergegeben worden; eigene Bewertungen, die von der Behörde selbst stammten, suche man vergeblich. Laut SZ hat das BfR auf diese Weise in den letzten 15 Jahren fast alle unabhängigen Studien zu Krebsrisiken "bewertet".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-wenn-monsanto-die-risiken-einfach-selbst-bewertet-1.3678432 Wenn Monsanto die Risiken einfach selbst bewertet], sueddeutsche.de vom 22.09.2017, abgerufen am 23.09.2017</ref> Das BfR habe sich zu den konkreten Vorwürfen nicht geäußert, sondern lediglich erklärt, es habe alle relevanten und verfügbaren Studien sorgfältig und detailliert in eigener Verantwortung geprüft und bewertet.<br />
<br />
=== 2015: Verbot von Endokrinen Disruptoren ===<br />
Das [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]] hatte 2009 eine starke Regulierung von chemischen Stoffen auf den Weg gebracht, die auf den Menschen wie Hormone wirken, sogenannten Endokrine Disruptoren. Darunter fallen z.B. eine Anzahl von Pestiziden, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Industrieverbände laufen dagegen Sturm und warnen vor Ernteverlusten beim Verbot dieser Pestizide. Das BfR argumentiert ganz ähnlich wie die Industrie und äußert in einem Positionspapier von 2011 "große Bedenken" wegen der "bedeutenden wirtschaftlichen Folgen".<ref>BfR-Positionspapier (engl.): [http://www.bfr.bund.de/cm/343/regulatory_definition_of_an_endocrine_disrupter_in_relation_to_potential_threat_to_human_health.pdf REGULATORY DEFINITION OF AN ENDOCRINE DISRUPTER IN RELATION TO POTENTIAL THREAT TO HUMAN HEALTH] BfR vom 16. Mai 2011, abgerufen am 28.05.2015</ref> Laut einem Spiegel-Bericht aus dem Jahr 2015 beauftragt die [[EU-Kommission]] auch die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA), eine Stellungnahme zum Thema zu erarbeiten.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/chemikalien-wie-die-industrie-eu-regulierung-beeinflusst-a-1034563.html EU-Chemikalienregulierung: Wie die Industrie in Brüssel ihren Willen bekommt] Spiegel-Online vom 20.05.2015, abgerufen am 28.05.2015</ref> Die EFSA setzt dazu eine 18-köpfige Arbeitsgruppe ein. 8 Mitglieder haben Verbindungen zur Industrie, 3 haben bereits zu Gunsten der Industrie Stellung bezogen und nur 4 haben überhaupt wissenschaftlich zum Thema endokrine Disruptoren gearbeitet. Ergebnis der EFSA-Stellungnahme war, dass die Substanzen wie "die meisten anderen Chemikalien" behandelt werden können. Laut dem zitierten Spiegel-Bericht erschien kurz vor Fertigstellung der Efsa-Einschätzung ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Umweltschutzprogramms der Vereinten Nationen (Unep) zum selben Thema. Das Ergebnis lautete kurz zusammengefasst: Endokrine Disruptoren stellten "eine globale Bedrohung" dar und müssten reguliert werden". Im Jahr 2015 stellte der Europäische Gerichtshof in einem Urteil fest, dass die Europäische Kommission mit ihrer Untätigkeit das EU-Recht missachtet habe.<ref>Lobby Planet Brüssel, Deutsche Ausgabe: September 2017, S. 143</ref> Darauf kündigte diese 2016 die lang ersehnten wissenschaftlichen Kriterien an, wie hormonaktive Substanzen zu erkennen seien.<br />
<br />
=== 2012: Insektizid Chlorpyrifos zugelassen wegen Studien der Pestizid-Industrie ===<br />
Das Insektizid Chlorpyrifos, das gegen Ameisen eingesetzt wird, ist in den USA seit 2001 für den Haus- und Gartenbedarf verboten. Der Grund: Chlorphyrifos sei gesundheitsgefährdend. Bei uns ist es zugelassen, frei verkäuflich und eines der meist verkauften Insektizide.<br /><br />
Zuständig für die Begutachtung des umstrittenen Ameisenmittels ist das BfR. Das BfR verweist auf Studien, die angeblich die Ungefährlichkeit des Ameisengiftes nachweisen. Report MÜNCHEN fand heraus, dass solche Studien von der Pflanzenschutz-Industrie meist selbst in Auftrag gegeben und in der Regel auch bezahlt werden. Es sind sogenannte “Graue Studien”. Diese sind nicht veröffentlicht worden und können von unabhängigen Forschern oft gar nicht überprüft werden. Report MÜNCHEN stellt fest, dass einige der ExpertInnen der zuständigen '''Kommission für Pflanzenschutzmittel''' direkt aus der Pestizid-Industrie kommen – 2 sind von [[Bayer]], einer von [[BASF]] und einer arbeitet für [[Syngenta]]. Im Laufe der Report MÜNCHEN - Recherchen hat das BfR bekannt gegeben, dass es jetzt eine erneute Überprüfung der Ameisenmittel mit Chlorpyrifos fordert.<ref>[http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/lobbyisten-im-amt100.html Wie unabhängig sind Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung?] report MÜNCHEN vom 07.08.2012, abgerufen am 12.06.2013</ref><br />
<br />
=== 2011: Kann DNA von gentechnisch veränderten Pflanzen in tierisches Gewebe übergehen?===<br />
Die '''BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' hat sich intensiv damit befasst, ob DNA-Bestandteile von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) in tierisches Gewebe übergehen können. <br /><br />
Da die Einschätzung dieser Frage unmittelbare Auswirkungen auf die Kennzeichnungspflicht von mit Gentechnik hergestellten tierischen Produkten hat, ist diese Thema für den Verbraucher von besonderer Relevanz. Bereits 2004 befassten sich 3 Experten der Kommission mit diesem Thema und kamen zu dem Ergebniss das "kein Übergang von gentechnisch veränderten Komponenten" nachweisbar ist. Anders lautende Studien, so stellten die Autoren damals fest, lägen nicht vor. Diese Stellungnahme war eine direkte Reaktion auf einen Bericht von [[Greenpeace]] aus dem selben Jahr, der sich auf eine Studie der Uni München bezog, welche DNA-Abschnitte aus genetisch veränderten Futterpflanzen in tierischen Gewebe festgestellt hatte.<br /><br />
Trotz zahlreicher in den Folgejahren veröffentlichter Studien, die eine Kontamination von tierischem Gewebe mit DNA-Abschnitten aus gentechnisch veränderten Futterpflanzen nachwiesen, blieben die BfR-Experten bei ihrer Einschätzung. Eine Publikation italienischer Wissenschaftler (Tudisco et al., 2010) nahm die BfR-Kommission schließlich zum Anlass sich erneut mit dieser Thematik zu befassen. Nach "kritischer Prüfung" kam die Kommission zu der Einschätzung, "dass sich aus der Studie keine neuen Erkenntnisse hinsichtlich eines Transfers rekombinanter DNA aus gentechnisch veränderten Pflanzen auf höhere Tiere und dessen potentielle Auswirkungen ableiten lassen." Lediglich mit einem Satz räumen die Experten des BfR in ihrer 5-seitigen Stellungnahme ein, dass sich die Sachlage gegenüber dem Kenntnisstand von 2004 tatsächlich verändert hat.<ref> [http://www.bfr.bund.de/cm/343/gentransfer_aus_futterpflanzen_auf_hoehere_tiere.pdf Webseite BfR - Gentransfer aus Futterpflanzen auf höhere Tiere], abgerufen am 24.05.2012</ref> <br /><br />
Was das für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen bedeutet, kann derzeit schwer abgeschätzt werden. Trotzdem gelangte die Expertenkommission zur der Auffassung, dass keine weiteren Untersuchungen nötig seien.<br />
<br />
== Organisationsstruktur und Personal==<br />
=== Präsidium ===<br />
{| class="lptable"<br />
|-<br />
! <br />
! <br />
! <br />
<br />
|-<br />
| Präsident<br />
| Andreas Hensel<br />
| <br />
<br />
|-<br />
| Vizepräsident<br />
| Reiner Wittkowski<br />
| <br />
|}<br />
(Stand: September 2017) Quelle: <ref>[http://www.bfr.bund.de/de/praesidium-53757.html Webseite BfR - Präsidium], abgerufen am 19.09.2017</ref><br />
<br />
<br />
In 9 Abteilungen arbeiten rund 750 MitarbeiterInnen.<br />
*Leiter der Abteilung 5 "Lebensmittelsicherheit" ist [[Alfonso Lampen]].<br />
<br />
=== Wissenschaftlicher Beirat des BfR ===<br />
Der Wissenschaftliche Beirat des BfR setzt sich aus 15 WissenschaftlerInnen verschiedener Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zusammen. Er hat vorrangig die Aufgabe, das BfR bei seiner Schwerpunktsetzung in der Forschung zu beraten. Zudem berät er das BfR bei der Besetzung der BfR-Kommissionen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/wissenschaftlicher_beirat-27502.html Webseite BfR - Wissenschaftlicher Beirat], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
Ehemaliges Mitglied des Beirats: [[Gerhard Eisenbrand]]<br />
<br />
<br />
=== BfR-Kommissionen<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], abgerufen am 03.06.2017</ref>===<br />
Die Mitglieder der BfR-Kommissionen sollen als externe, unabhängige Sachverständige die Arbeit des BfR unterstützen.<br />
<br />
{| style=" " cellpadding="5" cellspacing="0" border="1"<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| BfR-Kommission<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| Mitglieder<br />
|-<br />
| Bedarfsgegenstände<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Bewertung von Vergiftungen<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Biologische Gefahren<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Ernährung, diätetische Produkte, neuartige Lebensmittel und Allergien<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Expositionsabschätzung und -standardisierung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Futtermittel und Tierernährung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''<br />
| Vorsitzende [[Inge Broer]]<br />
<br />
|-<br />
| Hygiene<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kontaminanten und andere gesundheitlich unerwünschte Stoffe in der Lebensmittelkette<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kosmetische Mittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände'''<br />
|<br />
Von 13 Mitgliedern sind 2 Mitarbeiterinnen von [[BASF]] und 1 Mitarbeiter von [[Bayer|Bayer CropScience]].<br />
<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/mitglieder_der_bfr_kommission_fuer_pflanzenschutzmittel_und_ihre_rueckstaende-189320.html Mitglieder der BfR-Kommission für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände] Webseite BfR, abgerufen am 03.06.2017</ref><br />
<br />
|-<br />
| Pharmakologisch wirksame Stoffe und Tierarzneimittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Risikoforschung und Risikowahrnehmung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Wein- und Fruchtsaftanalysen<br />
|<br />
<br />
|}<br />
<br />
<br />
Das BfR ist der nationale Partner der [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit|Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA).<br />
<br />
<br />
== Finanzen ==<br />
Das Budget des BfR beträgt 67,8 Mio. € (Stand 2013). Davon waren 3,08 Mio. € selbst eingeworbene Drittmittel.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/zahlen_und_fakten-54272.html Webseite BfR - Zahlen und Fakten], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
<br />
== Kurzdarstellung und Geschichte==<br />
Das BfR wurde im November 2002 eingerichtet, um den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu stärken. Zu den zentralen Aufgaben des Instituts zählen die Bewertung bestehender und das Aufspüren neuer gesundheitlicher Risiken sowie die Ausarbeitung von Empfehlungen zur Risikobegrenzung. Die Ergebnisse der Arbeit des BfR dienen als Basis für die wissenschaftliche Beratung beteiligter Ministerien und Behörden, beispielsweise des [[Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit|Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit]] (BVL). Die Unabhängigkeit des BfR von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen wird von offizieller Seite ausdrücklich hervorgehoben. Auch der wissenschaftliche und forschungsgestützte Arbeitsansatz des Instituts wird explizit betont.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/gesetzlicher_auftrag-7465.html Webseite BfR - Gesetzlicher Auftrag], abgerufen am 24.05.2012</ref><br />
Es ist dem [[Bundeslandwirtschaftsministerium]] (BMELV) direkt unterstellt.<br />
<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* In der Studie "Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium" von 2012 der NGO [[TestBiotech]] werden fragwürdige Nebentätigkeiten vieler BfR-MitarbeiterInnen, vor allem von Mitgliedern der Kommission für genetisch veränderter Lebens- und Futtermittel, analysiert und konkrete Fallbeispiele benannt, in denen Interessenkonflikte direkte Auswirkungen auf die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen hatten. Quelle der Studie: <ref name="sb" /><br />
* Die aktualisierte Studie von [[TestBiotech]] lautet: [https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Helmut Butscher-Schaden, Peter Clausing und Claire Robinson: Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft, Hrsg. GLOBAL 2000 Friends of the Earth Austria, März 2017]<br />
<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Institution]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]<br />
[[Kategorie:Agrar und Ernährung]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung&diff=81162Bundesinstitut für Risikobewertung2020-04-01T11:43:30Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxInstitution<br />
| Name = Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)<br />
| Logo = [[Datei:158px-BfR-Logo.png]]<br />
| Sitz = Berlin<br />
| Gründung = 2002<br />
| Tätigkeitsbereich= Bewertung von Risiken für den Menschen<br />
| Mitarbeiter = 768<br />
| Etat = 67,8 Mio. €<br />
| Homepage = [http://www.bfr.bund.de www.bfr.bund.de]<br />
}}<br />
Das '''Bundesinstitut für Risikobewertung''' (BfR) erarbeitet Gutachten zur Lebens- und Futtermittelsicherheit sowie zur Sicherheit von Chemikalien und Produkten.<br />
<br />
In die Kritik geraten ist das BfR wegen teils gravierender Interessenkonflikte von Mitgliedern der beratenden BfR-Expertenkommissionen. Als problematisch gelten die engen Kontakte einiger Kommissionsmitglieder zum [[International Life Science Institute|ILSI]], einer Lobbyorganisation der Lebensmittelindustrie und die Mitgliedschaft von MitarbeiterInnen von Pestizidherstellerunternehmen in der BfR-Kommission "Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände".<br />
<br />
Bewertungen des Instituts sind von Wissenschaftlern als mit Mängeln behaftet und wissenschaftlich inakzeptabel bezeichnet worden. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung, die im September 2017 veröffentlicht wurden, hat das Institut bei der Bewertung von Glyphosat Einschätzungen der Industrie nahezu wortwörtlich übernommen, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<br />
<br />
==Lobbystrategien und Einfluss==<br />
===BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel===<br />
Ein genauerer Blick auf die Mitglieder der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' legt nahe, dass ihre Einschätzungen kritisch hinterfragt werden müssen, da bei mindestens 9 von 13 Mitgliedern der Verdacht der Voreingenommenheit und übermäßigen Industrienähe begründet ist. Die beim BfR angestellte Geschäftsführerin der Kommission [[Marianna Schauzu]] beispielsweise, ist eine bekannte Befürworterin der Agro-Gentechnik. Auch im unmittelbaren Umfeld der Expertenkommission, bei den Bundesforschungsinstituten des [[BMELV]], die auch an der Auswahl der Experten für die BfR-Kommission beteiligt sind, finden sich Personen mit sehr engen Kontakten zur Industrie. <br /><br />
Besonders problematisch ist, dass die meisten der 9 ExpertInnen mit Interessenkonflikten ihre Industrieverbindungen nicht wie vom BfR gefordert öffentlich gemacht haben. Das BfR verlangt offiziell von den Kommissionsmitgliedern eine schriftliche Erklärung, in der eventuelle Interessenkonflikte aufgeführt werden müssen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], siehe Abschnitt "Unabhängigkeit und Transparenz", abgerufen am 24.5.2012</ref> Recherchen der NGO [[Testbiotech]] zeigen aber, dass in diesen Erklärungen viele Interessenkonflikte verschwiegen werden. Dadurch ergibt sich insgesamt das Bild einer organisierten und zumindest teilweise verdeckten Einflussnahme der Industrie in zentralen Einrichtungen des Bundes, die im Bereich der Agrogentechnik mit der Risikoabschätzung und der Forschungsförderung befasst sind.<ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref> <ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref><br />
<br />
===BfR-ExpertInnen mit Interessenkonflikten<ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref> <ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref>===<br />
*[[Roland Solecki]], Leiter der Abteilung Sicherheit von Pestiziden, der an der Bewertung von Studien zum Krebsrisiko von Glyphosat mitgewirkt hat<ref>[http://www.n-tv.de/wirtschaft/Pruefer-werten-Monsanto-Briefe-als-Studien-article15542691.html Gefährlichkeit von Planzengift Prüfer werten Monsanto-Briefe als Studien], 17.07.2015, abgerufen am 27.03.2017</ref><ref>[https://www.gruene-bundestag.de/themen/agrar/keine-entwarnung-glyphosat-weiterhin-wahrscheinlich-krebserregend/seite-2-hintergrund-glyphosat-verflechtungen-der-entscheider-mit-der-industrie-17-05-2016.html Keine Entwarnung - Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“], 17.05.2016, gruene-bundestag.de, abgerufen am 28.03.2017</ref>, war bis mindestens 2015 Mitglied des "RISK21 Technical Comittee" des [[Health and Environmental Science Institute]] (HESI) der Lobbyorganisation [[International Life Science Institute]] (ILSI).<ref>[https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]</ref> Er gehörte dem „Integrated Evaluation Strategy Subteam“ an<ref>[http://hesiglobal.org/hesi//wp-content/uploads/sites/11/2015/12/Updated-2014-RISK21-Technical-Committee-Members.pdf RISK21 Technical Comittee Members], hesiglobal.org, abgerufen am 25.03.2017</ref> und war Co-Autor einer 2006 erschienen Studie von HESI<ref>[https://air.unimi.it/retrieve/handle/2434/39344/179714/Doe%20et%20al%20%20CRT%202006.pdf A Tiered Approach to Systemic Toxicity Testing for Agricultural Chemical Safety Assessment], air.unimi.it, abgerufen am 28.03.2017</ref>. Zu den Mitgliedsunternehmen von ISLI gehört auch der Glyphosat-Hersteller [[Monsanto]].<br />
<br />
*[[Inge Broer]] ist seit 2011 Vorsitzende der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''. Sie ist Professorin für Agrobiotechnologie an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. Außerdem fungiert sie als Gesellschaftsvorsitzende der [[biovativ]] GmbH und als Gesellschafterin der [[BioOK]] GmbH.<ref>[http://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00001467 Profil Universität Rostock], cpr.uni-rostock.de, abgerufen am 03.06.2017</ref> Beide Firmen bieten Dienstleistungen für Konzerne wie [[Monsanto]] an. Frau Broer ist auch Vorsitzende des [[Verein zur Förderung Innovativer und Nachhaltiger Agrobiotechnologie]] (FINAB), Mitglied im Informationskreis Gentechnik des [[Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter]] (BDP) und bis 2011 Mitglied im Kuratorium der Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS).<br />Frau Broer führt selbst seit mehreren Jahren Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen an mehreren Standorten durch, oft in Mehrfachfunktion über die Uni Rostock, FINAB, BioOK und biovativ. Sie ist Mitautorin einer umstrittenen Broschüre der [[DFG]], in der einseitig die Vorteile der Agrogentechnik hervorgehoben werden. In ihrer Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten auf der Homepage des BfR werden von Frau Broer lediglich die folgenden Angaben gemacht: „Vorsitz FINAB e,V., Anteilseigner BioOK“.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/343/interessenerklaerungen-kommissionsmitglieder-gv-lebensmittel-futtermittel.pdf Webseite BfR - Annahme der Berufung in die BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel und Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten], abgerufen am 03.06.2017</ref> In ihrer Funktion beim BfR hat sie unter anderem an der Anmeldung von Patenten der Firma [[Bayer]] auf mehrere herbizidtolerante gentechnisch veränderte Pflanzen mitgewirkt.<br />
<br />
*[[Gerhard Eisenbrand]] war bis 2011 Vorsitzender der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel ''' und war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BfR, der die Mitglieder der verschiedenen Kommissionen des BfR ernennt. Zudem ist er Vorsitzender der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG). Zugleich ist Eisenbrand Präsident und Mitglied des Vorstands von ILSI Europe, dem europäischen Arm des [[International Life Science Institute]] (ILSI). Darüber hinaus gehört Eisenbrand dem Beirat des [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde|Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) an, dem wohl einflussreichsten Lobbyverband der Lebensmittelindustrie in Deutschland. Auch mit den Gremien der Kaffeeindustrie (ISIC Scientific Committee, Institute for Scientific Information on Coffee) und dem Food Safety Review Committee der Firma [[Kellog's]] arbeitet er zusammen. Zudem hat Eisenbrand sich mehrfach an Veröffentlichungen des [[Institut Danone Ernährung für Gesundheit]] beteiligt.<br />
<br />
*[[Alfonso Lampen]] ist Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit des BfR, in dessen Augabenbereich die Arbeit der Kommission für genetisch veränderte Lebens-und Futtermittel fällt. Auch er pflegt enge Beziehungen zum [[ILSI]]. Unter anderem gehört er der Expertengruppe "From Thresholds to Action Levels" an und leitet die Beratergruppe "Advisory Group on 3-MCPD Esters in Food Product". Er ist zugleich Mitglied einer [[EFSA]]-Expertengruppe und der DFG. Seine Kontakte zum ILSI hat Lampen in seiner Interessenerklärung bei der EFSA verschwiegen.<br />
<br />
===Repräsentanz im Wissenschaftlichen Beirat des Bunds für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde===<br />
Der [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Laut einem Beitrag von BfR-Präsident Andreas Hensel in der Broschüre "60 Jahre BLL - 60 Stimmen", Hrsg. BLL, aus dem Jahr 2015 sind Experten des BfR im Wissenschaftlichen Beirat des Interessenverbands BLL vertreten.<br />
<br />
== Fallstudien und Kritik ==<br />
=== 2017: Geheimhaltung von Glyphosat-Studien: Unterstützung durch die Bundesregierung===<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das das [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber [[Monsanto]] und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
=== 2015: Zulassung von Glyphosat: Übernahme der Einschätzung der Industrie ohne entsprechende Kennzeichnung===<br />
Das BfR hat im Januar 2015 einen Bericht über das Herbizid Glyphosat angefertigt, welcher an die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA) übermittelt wurde. Laut einem Schreiben der [[EU-Kommission]] an die Nichtregierungsorganisation ''Testbiotech'' unterliegt der Bericht vollständig der Geheimhaltung und darf nicht veröffentlicht werden. Gleichzeitig hatten [[Monsanto]] und andere Hersteller von Glyphosat Zugang zu einem aktuellen Entwurf des Berichtes.<ref>[https://www.testbiotech.org/node/1325 EU-Kommission stuft Bericht über Glyphosat als geheim ein …] Testbiotech vom 18.08.2015, abgerufen am 24.08.2015</ref> Auf der Grundlage des Berichts hat die EFSA empfohlen, Glyphosat weiter zuzulassen – obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO ihn als „wahrscheinlich krebserregend“ bezeichnet. <ref>[http://taz.de/Pflanzenschutzmittel-Glyphosat/!5247593/ Wahrscheinlich (nicht) krebserregend] Taz vom 12.11.2015, abgerufen am 13.11.2015</ref> Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03. 12. 2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30. November 2015], abgerufen am 03. 12. 2015</ref><br />
<br />
Recherchen der Süddeutschen Zeitung (SZ) zeigen, dass das BfR bei seiner Risikoanalyse von Glyphosat Einschätzungen der Industrie übernommen hat, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-neue-zweifel-am-urteil-1.3669883 Neue Zweifel am Urteil], sueddeutsche. de vom 17.09.2017, abgerufen am 19.09.2017</ref> Die Behauptung des BfR, es habe im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung von Glyphosat mehr als 1000 Studien, Dokumente und Veröffentlichungen umfassend geprüft und ausgewertet, treffe nicht zu. Vielmehr gebe es Hinweise, dass die Behörde schlicht die Standpunkte der Hersteller nahezu wortwörtlich übernommen habe. Dies zeige der Vergleich von Textpassagen aus dem von der Industrie eingereichten Dossier mit dem BfR-Bewertungsbericht zu Glyphosat. Wenn kritische Studien von der Industrie als unbrauchbar bezeichnet würden, dann wäre eigentlich zu erwarten, dass die Behörden diese Einschätzung besonders gründlich prüften. Dies sei jedoch nicht geschehen. Vielmehr seien Bewertungen der Industrie nahezu wortwörtlich wiedergegeben worden; eigene Bewertungen, die von der Behörde selbst stammten, suche man vergeblich. Laut SZ hat das BfR auf diese Weise in den letzten 15 Jahren fast alle unabhängigen Studien zu Krebsrisiken "bewertet".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-wenn-monsanto-die-risiken-einfach-selbst-bewertet-1.3678432 Wenn Monsanto die Risiken einfach selbst bewertet], sueddeutsche.de vom 22.09.2017, abgerufen am 23.09.2017</ref> Das BfR habe sich zu den konkreten Vorwürfen nicht geäußert, sondern lediglich erklärt, es habe alle relevanten und verfügbaren Studien sorgfältig und detailliert in eigener Verantwortung geprüft und bewertet.<br />
<br />
=== 2015: Verbot von Endokrinen Disruptoren ===<br />
Das [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]] hatte 2009 eine starke Regulierung von chemischen Stoffen auf den Weg gebracht, die auf den Menschen wie Hormone wirken, sogenannten Endokrine Disruptoren. Darunter fallen z.B. eine Anzahl von Pestiziden, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Industrieverbände laufen dagegen Sturm und warnen vor Ernteverlusten beim Verbot dieser Pestizide. Das BfR argumentiert ganz ähnlich wie die Industrie und äußert in einem Positionspapier von 2011 "große Bedenken" wegen der "bedeutenden wirtschaftlichen Folgen".<ref>BfR-Positionspapier (engl.): [http://www.bfr.bund.de/cm/343/regulatory_definition_of_an_endocrine_disrupter_in_relation_to_potential_threat_to_human_health.pdf REGULATORY DEFINITION OF AN ENDOCRINE DISRUPTER IN RELATION TO POTENTIAL THREAT TO HUMAN HEALTH] BfR vom 16. Mai 2011, abgerufen am 28.05.2015</ref> Laut einem Spiegel-Bericht aus dem Jahr 2015 beauftragt die [[EU-Kommission]] auch die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA), eine Stellungnahme zum Thema zu erarbeiten.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/chemikalien-wie-die-industrie-eu-regulierung-beeinflusst-a-1034563.html EU-Chemikalienregulierung: Wie die Industrie in Brüssel ihren Willen bekommt] Spiegel-Online vom 20.05.2015, abgerufen am 28.05.2015</ref> Die EFSA setzt dazu eine 18-köpfige Arbeitsgruppe ein. 8 Mitglieder haben Verbindungen zur Industrie, 3 haben bereits zu Gunsten der Industrie Stellung bezogen und nur 4 haben überhaupt wissenschaftlich zum Thema endokrine Disruptoren gearbeitet. Ergebnis der EFSA-Stellungnahme war, dass die Substanzen wie "die meisten anderen Chemikalien" behandelt werden können. Laut dem zitierten Spiegel-Bericht erschien kurz vor Fertigstellung der Efsa-Einschätzung ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Umweltschutzprogramms der Vereinten Nationen (Unep) zum selben Thema. Das Ergebnis lautete kurz zusammengefasst: Endokrine Disruptoren stellten "eine globale Bedrohung" dar und müssten reguliert werden". Im Jahr 2015 stellte der Europäische Gerichtshof in einem Urteil fest, dass die Europäische Kommission mit ihrer Untätigkeit das EU-Recht missachtet habe.<ref>Lobby Planet Brüssel, Deutsche Ausgabe: September 2017, S. 143</ref> Darauf kündigte diese 2016 die lang ersehnten wissenschaftlichen Kriterien an, wie hormonaktive Substanzen zu erkennen seien.<br />
<br />
=== 2012: Insektizid Chlorpyrifos zugelassen wegen Studien der Pestizid-Industrie ===<br />
Das Insektizid Chlorpyrifos, das gegen Ameisen eingesetzt wird, ist in den USA seit 2001 für den Haus- und Gartenbedarf verboten. Der Grund: Chlorphyrifos sei gesundheitsgefährdend. Bei uns ist es zugelassen, frei verkäuflich und eines der meist verkauften Insektizide.<br /><br />
Zuständig für die Begutachtung des umstrittenen Ameisenmittels ist das BfR. Das BfR verweist auf Studien, die angeblich die Ungefährlichkeit des Ameisengiftes nachweisen. Report MÜNCHEN fand heraus, dass solche Studien von der Pflanzenschutz-Industrie meist selbst in Auftrag gegeben und in der Regel auch bezahlt werden. Es sind sogenannte “Graue Studien”. Diese sind nicht veröffentlicht worden und können von unabhängigen Forschern oft gar nicht überprüft werden. Report MÜNCHEN stellt fest, dass einige der ExpertInnen der zuständigen '''Kommission für Pflanzenschutzmittel''' direkt aus der Pestizid-Industrie kommen – 2 sind von [[Bayer]], einer von [[BASF]] und einer arbeitet für [[Syngenta]]. Im Laufe der Report MÜNCHEN - Recherchen hat das BfR bekannt gegeben, dass es jetzt eine erneute Überprüfung der Ameisenmittel mit Chlorpyrifos fordert.<br /><br />
Quelle: <ref>[http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/lobbyisten-im-amt100.html Wie unabhängig sind Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung?] report MÜNCHEN vom 07.08.2012, abgerufen am 12.06.2013</ref><br />
<br />
=== 2011: Kann DNA von gentechnisch veränderten Pflanzen in tierisches Gewebe übergehen?===<br />
Die '''BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' hat sich intensiv damit befasst, ob DNA-Bestandteile von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) in tierisches Gewebe übergehen können. <br /><br />
Da die Einschätzung dieser Frage unmittelbare Auswirkungen auf die Kennzeichnungspflicht von mit Gentechnik hergestellten tierischen Produkten hat, ist diese Thema für den Verbraucher von besonderer Relevanz. Bereits 2004 befassten sich 3 Experten der Kommission mit diesem Thema und kamen zu dem Ergebniss das "kein Übergang von gentechnisch veränderten Komponenten" nachweisbar ist. Anders lautende Studien, so stellten die Autoren damals fest, lägen nicht vor. Diese Stellungnahme war eine direkte Reaktion auf einen Bericht von [[Greenpeace]] aus dem selben Jahr, der sich auf eine Studie der Uni München bezog, welche DNA-Abschnitte aus genetisch veränderten Futterpflanzen in tierischen Gewebe festgestellt hatte.<br /><br />
Trotz zahlreicher in den Folgejahren veröffentlichter Studien, die eine Kontamination von tierischem Gewebe mit DNA-Abschnitten aus gentechnisch veränderten Futterpflanzen nachwiesen, blieben die BfR-Experten bei ihrer Einschätzung. Eine Publikation italienischer Wissenschaftler (Tudisco et al., 2010) nahm die BfR-Kommission schließlich zum Anlass sich erneut mit dieser Thematik zu befassen. Nach "kritischer Prüfung" kam die Kommission zu der Einschätzung, "dass sich aus der Studie keine neuen Erkenntnisse hinsichtlich eines Transfers rekombinanter DNA aus gentechnisch veränderten Pflanzen auf höhere Tiere und dessen potentielle Auswirkungen ableiten lassen." Lediglich mit einem Satz räumen die Experten des BfR in ihrer 5-seitigen Stellungnahme ein, dass sich die Sachlage gegenüber dem Kenntnisstand von 2004 tatsächlich verändert hat.<ref> [http://www.bfr.bund.de/cm/343/gentransfer_aus_futterpflanzen_auf_hoehere_tiere.pdf Webseite BfR - Gentransfer aus Futterpflanzen auf höhere Tiere], abgerufen am 24.05.2012</ref> <br /><br />
Was das für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen bedeutet, kann derzeit schwer abgeschätzt werden. Trotzdem gelangte die Expertenkommission zur der Auffassung, dass keine weiteren Untersuchungen nötig seien.<br />
<br />
== Organisationsstruktur und Personal==<br />
=== Präsidium ===<br />
{| class="lptable"<br />
|-<br />
! <br />
! <br />
! <br />
<br />
|-<br />
| Präsident<br />
| Andreas Hensel<br />
| <br />
<br />
|-<br />
| Vizepräsident<br />
| Reiner Wittkowski<br />
| <br />
|}<br />
(Stand: September 2017) Quelle: <ref>[http://www.bfr.bund.de/de/praesidium-53757.html Webseite BfR - Präsidium], abgerufen am 19.09.2017</ref><br />
<br />
<br />
In 9 Abteilungen arbeiten rund 750 MitarbeiterInnen.<br />
*Leiter der Abteilung 5 "Lebensmittelsicherheit" ist [[Alfonso Lampen]].<br />
<br />
=== Wissenschaftlicher Beirat des BfR ===<br />
Der Wissenschaftliche Beirat des BfR setzt sich aus 15 WissenschaftlerInnen verschiedener Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zusammen. Er hat vorrangig die Aufgabe, das BfR bei seiner Schwerpunktsetzung in der Forschung zu beraten. Zudem berät er das BfR bei der Besetzung der BfR-Kommissionen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/wissenschaftlicher_beirat-27502.html Webseite BfR - Wissenschaftlicher Beirat], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
Ehemaliges Mitglied des Beirats: [[Gerhard Eisenbrand]]<br />
<br />
<br />
=== BfR-Kommissionen ===<br />
Die Mitglieder der BfR-Kommissionen sollen als externe, unabhängige Sachverständige die Arbeit des BfR unterstützen.<br />
<br />
{| style=" " cellpadding="5" cellspacing="0" border="1"<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| BfR-Kommission<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| Mitglieder<br />
|-<br />
| Bedarfsgegenstände<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Bewertung von Vergiftungen<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Biologische Gefahren<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Ernährung, diätetische Produkte, neuartige Lebensmittel und Allergien<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Expositionsabschätzung und -standardisierung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Futtermittel und Tierernährung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''<br />
| Vorsitzende [[Inge Broer]]<br />
<br />
|-<br />
| Hygiene<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kontaminanten und andere gesundheitlich unerwünschte Stoffe in der Lebensmittelkette<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kosmetische Mittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände'''<br />
|<br />
Von 13 Mitgliedern sind 2 Mitarbeiterinnen von [[BASF]] und 1 Mitarbeiter von [[Bayer|Bayer CropScience]].<br />
<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/mitglieder_der_bfr_kommission_fuer_pflanzenschutzmittel_und_ihre_rueckstaende-189320.html Mitglieder der BfR-Kommission für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände] Webseite BfR, abgerufen am 03.06.2017</ref><br />
<br />
|-<br />
| Pharmakologisch wirksame Stoffe und Tierarzneimittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Risikoforschung und Risikowahrnehmung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Wein- und Fruchtsaftanalysen<br />
|<br />
<br />
|}<br />
Quelle: <ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], abgerufen am 03.06.2017</ref><br />
<br />
<br />
Das BfR ist der nationale Partner der [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit|Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA).<br />
<br />
<br />
== Finanzen ==<br />
Das Budget des BfR beträgt 67,8 Mio. € (Stand 2013). Davon waren 3,08 Mio. € selbst eingeworbene Drittmittel.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/zahlen_und_fakten-54272.html Webseite BfR - Zahlen und Fakten], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
<br />
== Kurzdarstellung und Geschichte==<br />
Das BfR wurde im November 2002 eingerichtet, um den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu stärken. Zu den zentralen Aufgaben des Instituts zählen die Bewertung bestehender und das Aufspüren neuer gesundheitlicher Risiken sowie die Ausarbeitung von Empfehlungen zur Risikobegrenzung. Die Ergebnisse der Arbeit des BfR dienen als Basis für die wissenschaftliche Beratung beteiligter Ministerien und Behörden, beispielsweise des [[Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit|Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit]] (BVL). Die Unabhängigkeit des BfR von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen wird von offizieller Seite ausdrücklich hervorgehoben. Auch der wissenschaftliche und forschungsgestützte Arbeitsansatz des Instituts wird explizit betont.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/gesetzlicher_auftrag-7465.html Webseite BfR - Gesetzlicher Auftrag], abgerufen am 24.05.2012</ref><br />
Es ist dem [[Bundeslandwirtschaftsministerium]] (BMELV) direkt unterstellt.<br />
<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* In der Studie "Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium" von 2012 der NGO [[TestBiotech]] werden fragwürdige Nebentätigkeiten vieler BfR-MitarbeiterInnen, vor allem von Mitgliedern der Kommission für genetisch veränderter Lebens- und Futtermittel, analysiert und konkrete Fallbeispiele benannt, in denen Interessenkonflikte direkte Auswirkungen auf die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen hatten. Quelle der Studie: <ref name="sb" /><br />
* Die aktualisierte Studie von [[TestBiotech]] lautet: [https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Helmut Butscher-Schaden, Peter Clausing und Claire Robinson: Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft, Hrsg. GLOBAL 2000 Friends of the Earth Austria, März 2017]<br />
<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Institution]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]<br />
[[Kategorie:Agrar und Ernährung]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung&diff=81161Bundesinstitut für Risikobewertung2020-04-01T11:41:52Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxInstitution<br />
| Name = Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)<br />
| Logo = [[Datei:158px-BfR-Logo.png]]<br />
| Sitz = Berlin<br />
| Gründung = 2002<br />
| Tätigkeitsbereich= Bewertung von Risiken für den Menschen<br />
| Mitarbeiter = 768<br />
| Etat = 67,8 Mio. €<br />
| Homepage = [http://www.bfr.bund.de www.bfr.bund.de]<br />
}}<br />
Das '''Bundesinstitut für Risikobewertung''' (BfR) erarbeitet Gutachten zur Lebens- und Futtermittelsicherheit sowie zur Sicherheit von Chemikalien und Produkten.<br />
<br />
In die Kritik geraten ist das BfR wegen teils gravierender Interessenkonflikte von Mitgliedern der beratenden BfR-Expertenkommissionen. Als problematisch gelten die engen Kontakte einiger Kommissionsmitglieder zum [[International Life Science Institute|ILSI]], einer Lobbyorganisation der Lebensmittelindustrie und die Mitgliedschaft von MitarbeiterInnen von Pestizidherstellerunternehmen in der BfR-Kommission "Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände".<br />
<br />
Bewertungen des Instituts sind von Wissenschaftlern als mit Mängeln behaftet und wissenschaftlich inakzeptabel bezeichnet worden. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung, die im September 2017 veröffentlicht wurden, hat das Institut bei der Bewertung von Glyphosat Einschätzungen der Industrie nahezu wortwörtlich übernommen, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<br />
<br />
==Lobbystrategien und Einfluss==<br />
===BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel===<br />
Ein genauerer Blick auf die Mitglieder der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' legt nahe, dass ihre Einschätzungen kritisch hinterfragt werden müssen, da bei mindestens 9 von 13 Mitgliedern der Verdacht der Voreingenommenheit und übermäßigen Industrienähe begründet ist. Die beim BfR angestellte Geschäftsführerin der Kommission [[Marianna Schauzu]] beispielsweise, ist eine bekannte Befürworterin der Agro-Gentechnik. Auch im unmittelbaren Umfeld der Expertenkommission, bei den Bundesforschungsinstituten des [[BMELV]], die auch an der Auswahl der Experten für die BfR-Kommission beteiligt sind, finden sich Personen mit sehr engen Kontakten zur Industrie. <br /><br />
Besonders problematisch ist, dass die meisten der 9 ExpertInnen mit Interessenkonflikten ihre Industrieverbindungen nicht wie vom BfR gefordert öffentlich gemacht haben. Das BfR verlangt offiziell von den Kommissionsmitgliedern eine schriftliche Erklärung, in der eventuelle Interessenkonflikte aufgeführt werden müssen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], siehe Abschnitt "Unabhängigkeit und Transparenz", abgerufen am 24.5.2012</ref> Recherchen der NGO [[Testbiotech]] zeigen aber, dass in diesen Erklärungen viele Interessenkonflikte verschwiegen werden. Dadurch ergibt sich insgesamt das Bild einer organisierten und zumindest teilweise verdeckten Einflussnahme der Industrie in zentralen Einrichtungen des Bundes, die im Bereich der Agrogentechnik mit der Risikoabschätzung und der Forschungsförderung befasst sind.<ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref> <ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref><br />
<br />
===BfR-ExpertInnen mit Interessenkonflikten===<br />
*[[Roland Solecki]], Leiter der Abteilung Sicherheit von Pestiziden, der an der Bewertung von Studien zum Krebsrisiko von Glyphosat mitgewirkt hat<ref>[http://www.n-tv.de/wirtschaft/Pruefer-werten-Monsanto-Briefe-als-Studien-article15542691.html Gefährlichkeit von Planzengift Prüfer werten Monsanto-Briefe als Studien], 17.07.2015, abgerufen am 27.03.2017</ref><ref>[https://www.gruene-bundestag.de/themen/agrar/keine-entwarnung-glyphosat-weiterhin-wahrscheinlich-krebserregend/seite-2-hintergrund-glyphosat-verflechtungen-der-entscheider-mit-der-industrie-17-05-2016.html Keine Entwarnung - Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“], 17.05.2016, gruene-bundestag.de, abgerufen am 28.03.2017</ref>, war bis mindestens 2015 Mitglied des "RISK21 Technical Comittee" des [[Health and Environmental Science Institute]] (HESI) der Lobbyorganisation [[International Life Science Institute]] (ILSI).<ref>[https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]</ref> Er gehörte dem „Integrated Evaluation Strategy Subteam“ an<ref>[http://hesiglobal.org/hesi//wp-content/uploads/sites/11/2015/12/Updated-2014-RISK21-Technical-Committee-Members.pdf RISK21 Technical Comittee Members], hesiglobal.org, abgerufen am 25.03.2017</ref> und war Co-Autor einer 2006 erschienen Studie von HESI<ref>[https://air.unimi.it/retrieve/handle/2434/39344/179714/Doe%20et%20al%20%20CRT%202006.pdf A Tiered Approach to Systemic Toxicity Testing for Agricultural Chemical Safety Assessment], air.unimi.it, abgerufen am 28.03.2017</ref>. Zu den Mitgliedsunternehmen von ISLI gehört auch der Glyphosat-Hersteller [[Monsanto]].<br />
<br />
*[[Inge Broer]] ist seit 2011 Vorsitzende der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''. Sie ist Professorin für Agrobiotechnologie an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. Außerdem fungiert sie als Gesellschaftsvorsitzende der [[biovativ]] GmbH und als Gesellschafterin der [[BioOK]] GmbH.<ref>[http://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00001467 Profil Universität Rostock], cpr.uni-rostock.de, abgerufen am 03.06.2017</ref> Beide Firmen bieten Dienstleistungen für Konzerne wie [[Monsanto]] an. Frau Broer ist auch Vorsitzende des [[Verein zur Förderung Innovativer und Nachhaltiger Agrobiotechnologie]] (FINAB), Mitglied im Informationskreis Gentechnik des [[Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter]] (BDP) und bis 2011 Mitglied im Kuratorium der Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS).<br />Frau Broer führt selbst seit mehreren Jahren Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen an mehreren Standorten durch, oft in Mehrfachfunktion über die Uni Rostock, FINAB, BioOK und biovativ. Sie ist Mitautorin einer umstrittenen Broschüre der [[DFG]], in der einseitig die Vorteile der Agrogentechnik hervorgehoben werden. In ihrer Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten auf der Homepage des BfR werden von Frau Broer lediglich die folgenden Angaben gemacht: „Vorsitz FINAB e,V., Anteilseigner BioOK“.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/343/interessenerklaerungen-kommissionsmitglieder-gv-lebensmittel-futtermittel.pdf Webseite BfR - Annahme der Berufung in die BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel und Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten], abgerufen am 03.06.2017</ref> In ihrer Funktion beim BfR hat sie unter anderem an der Anmeldung von Patenten der Firma [[Bayer]] auf mehrere herbizidtolerante gentechnisch veränderte Pflanzen mitgewirkt.<br />
<br />
*[[Gerhard Eisenbrand]] war bis 2011 Vorsitzender der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel ''' und war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BfR, der die Mitglieder der verschiedenen Kommissionen des BfR ernennt. Zudem ist er Vorsitzender der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG). Zugleich ist Eisenbrand Präsident und Mitglied des Vorstands von ILSI Europe, dem europäischen Arm des [[International Life Science Institute]] (ILSI). Darüber hinaus gehört Eisenbrand dem Beirat des [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde|Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) an, dem wohl einflussreichsten Lobbyverband der Lebensmittelindustrie in Deutschland. Auch mit den Gremien der Kaffeeindustrie (ISIC Scientific Committee, Institute for Scientific Information on Coffee) und dem Food Safety Review Committee der Firma [[Kellog's]] arbeitet er zusammen. Zudem hat Eisenbrand sich mehrfach an Veröffentlichungen des [[Institut Danone Ernährung für Gesundheit]] beteiligt.<br />
<br />
*[[Alfonso Lampen]] ist Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit des BfR, in dessen Augabenbereich die Arbeit der Kommission für genetisch veränderte Lebens-und Futtermittel fällt. Auch er pflegt enge Beziehungen zum [[ILSI]]. Unter anderem gehört er der Expertengruppe "From Thresholds to Action Levels" an und leitet die Beratergruppe "Advisory Group on 3-MCPD Esters in Food Product". Er ist zugleich Mitglied einer [[EFSA]]-Expertengruppe und der DFG. Seine Kontakte zum ILSI hat Lampen in seiner Interessenerklärung bei der EFSA verschwiegen. <br /><br />
Quelle: <ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref>,<ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref><br />
<br />
===Repräsentanz im Wissenschaftlichen Beirat des Bunds für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde===<br />
Der [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Laut einem Beitrag von BfR-Präsident Andreas Hensel in der Broschüre "60 Jahre BLL - 60 Stimmen", Hrsg. BLL, aus dem Jahr 2015 sind Experten des BfR im Wissenschaftlichen Beirat des Interessenverbands BLL vertreten.<br />
<br />
== Fallstudien und Kritik ==<br />
=== 2017: Geheimhaltung von Glyphosat-Studien: Unterstützung durch die Bundesregierung===<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das das [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber [[Monsanto]] und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
=== 2015: Zulassung von Glyphosat: Übernahme der Einschätzung der Industrie ohne entsprechende Kennzeichnung===<br />
Das BfR hat im Januar 2015 einen Bericht über das Herbizid Glyphosat angefertigt, welcher an die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA) übermittelt wurde. Laut einem Schreiben der [[EU-Kommission]] an die Nichtregierungsorganisation ''Testbiotech'' unterliegt der Bericht vollständig der Geheimhaltung und darf nicht veröffentlicht werden. Gleichzeitig hatten [[Monsanto]] und andere Hersteller von Glyphosat Zugang zu einem aktuellen Entwurf des Berichtes.<ref>[https://www.testbiotech.org/node/1325 EU-Kommission stuft Bericht über Glyphosat als geheim ein …] Testbiotech vom 18.08.2015, abgerufen am 24.08.2015</ref> Auf der Grundlage des Berichts hat die EFSA empfohlen, Glyphosat weiter zuzulassen – obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO ihn als „wahrscheinlich krebserregend“ bezeichnet. <ref>[http://taz.de/Pflanzenschutzmittel-Glyphosat/!5247593/ Wahrscheinlich (nicht) krebserregend] Taz vom 12.11.2015, abgerufen am 13.11.2015</ref> Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03. 12. 2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30. November 2015], abgerufen am 03. 12. 2015</ref><br />
<br />
Recherchen der Süddeutschen Zeitung (SZ) zeigen, dass das BfR bei seiner Risikoanalyse von Glyphosat Einschätzungen der Industrie übernommen hat, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-neue-zweifel-am-urteil-1.3669883 Neue Zweifel am Urteil], sueddeutsche. de vom 17.09.2017, abgerufen am 19.09.2017</ref> Die Behauptung des BfR, es habe im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung von Glyphosat mehr als 1000 Studien, Dokumente und Veröffentlichungen umfassend geprüft und ausgewertet, treffe nicht zu. Vielmehr gebe es Hinweise, dass die Behörde schlicht die Standpunkte der Hersteller nahezu wortwörtlich übernommen habe. Dies zeige der Vergleich von Textpassagen aus dem von der Industrie eingereichten Dossier mit dem BfR-Bewertungsbericht zu Glyphosat. Wenn kritische Studien von der Industrie als unbrauchbar bezeichnet würden, dann wäre eigentlich zu erwarten, dass die Behörden diese Einschätzung besonders gründlich prüften. Dies sei jedoch nicht geschehen. Vielmehr seien Bewertungen der Industrie nahezu wortwörtlich wiedergegeben worden; eigene Bewertungen, die von der Behörde selbst stammten, suche man vergeblich. Laut SZ hat das BfR auf diese Weise in den letzten 15 Jahren fast alle unabhängigen Studien zu Krebsrisiken "bewertet".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-wenn-monsanto-die-risiken-einfach-selbst-bewertet-1.3678432 Wenn Monsanto die Risiken einfach selbst bewertet], sueddeutsche.de vom 22.09.2017, abgerufen am 23.09.2017</ref> Das BfR habe sich zu den konkreten Vorwürfen nicht geäußert, sondern lediglich erklärt, es habe alle relevanten und verfügbaren Studien sorgfältig und detailliert in eigener Verantwortung geprüft und bewertet.<br />
<br />
=== 2015: Verbot von Endokrinen Disruptoren ===<br />
Das [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]] hatte 2009 eine starke Regulierung von chemischen Stoffen auf den Weg gebracht, die auf den Menschen wie Hormone wirken, sogenannten Endokrine Disruptoren. Darunter fallen z.B. eine Anzahl von Pestiziden, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Industrieverbände laufen dagegen Sturm und warnen vor Ernteverlusten beim Verbot dieser Pestizide. Das BfR argumentiert ganz ähnlich wie die Industrie und äußert in einem Positionspapier von 2011 "große Bedenken" wegen der "bedeutenden wirtschaftlichen Folgen".<ref>BfR-Positionspapier (engl.): [http://www.bfr.bund.de/cm/343/regulatory_definition_of_an_endocrine_disrupter_in_relation_to_potential_threat_to_human_health.pdf REGULATORY DEFINITION OF AN ENDOCRINE DISRUPTER IN RELATION TO POTENTIAL THREAT TO HUMAN HEALTH] BfR vom 16. Mai 2011, abgerufen am 28.05.2015</ref> Laut einem Spiegel-Bericht aus dem Jahr 2015 beauftragt die [[EU-Kommission]] auch die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA), eine Stellungnahme zum Thema zu erarbeiten.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/chemikalien-wie-die-industrie-eu-regulierung-beeinflusst-a-1034563.html EU-Chemikalienregulierung: Wie die Industrie in Brüssel ihren Willen bekommt] Spiegel-Online vom 20.05.2015, abgerufen am 28.05.2015</ref> Die EFSA setzt dazu eine 18-köpfige Arbeitsgruppe ein. 8 Mitglieder haben Verbindungen zur Industrie, 3 haben bereits zu Gunsten der Industrie Stellung bezogen und nur 4 haben überhaupt wissenschaftlich zum Thema endokrine Disruptoren gearbeitet. Ergebnis der EFSA-Stellungnahme war, dass die Substanzen wie "die meisten anderen Chemikalien" behandelt werden können. Laut dem zitierten Spiegel-Bericht erschien kurz vor Fertigstellung der Efsa-Einschätzung ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Umweltschutzprogramms der Vereinten Nationen (Unep) zum selben Thema. Das Ergebnis lautete kurz zusammengefasst: Endokrine Disruptoren stellten "eine globale Bedrohung" dar und müssten reguliert werden". Im Jahr 2015 stellte der Europäische Gerichtshof in einem Urteil fest, dass die Europäische Kommission mit ihrer Untätigkeit das EU-Recht missachtet habe.<ref>Lobby Planet Brüssel, Deutsche Ausgabe: September 2017, S. 143</ref> Darauf kündigte diese 2016 die lang ersehnten wissenschaftlichen Kriterien an, wie hormonaktive Substanzen zu erkennen seien.<br />
<br />
=== 2012: Insektizid Chlorpyrifos zugelassen wegen Studien der Pestizid-Industrie ===<br />
Das Insektizid Chlorpyrifos, das gegen Ameisen eingesetzt wird, ist in den USA seit 2001 für den Haus- und Gartenbedarf verboten. Der Grund: Chlorphyrifos sei gesundheitsgefährdend. Bei uns ist es zugelassen, frei verkäuflich und eines der meist verkauften Insektizide.<br /><br />
Zuständig für die Begutachtung des umstrittenen Ameisenmittels ist das BfR. Das BfR verweist auf Studien, die angeblich die Ungefährlichkeit des Ameisengiftes nachweisen. Report MÜNCHEN fand heraus, dass solche Studien von der Pflanzenschutz-Industrie meist selbst in Auftrag gegeben und in der Regel auch bezahlt werden. Es sind sogenannte “Graue Studien”. Diese sind nicht veröffentlicht worden und können von unabhängigen Forschern oft gar nicht überprüft werden. Report MÜNCHEN stellt fest, dass einige der ExpertInnen der zuständigen '''Kommission für Pflanzenschutzmittel''' direkt aus der Pestizid-Industrie kommen – 2 sind von [[Bayer]], einer von [[BASF]] und einer arbeitet für [[Syngenta]]. Im Laufe der Report MÜNCHEN - Recherchen hat das BfR bekannt gegeben, dass es jetzt eine erneute Überprüfung der Ameisenmittel mit Chlorpyrifos fordert.<br /><br />
Quelle: <ref>[http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/lobbyisten-im-amt100.html Wie unabhängig sind Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung?] report MÜNCHEN vom 07.08.2012, abgerufen am 12.06.2013</ref><br />
<br />
=== 2011: Kann DNA von gentechnisch veränderten Pflanzen in tierisches Gewebe übergehen?===<br />
Die '''BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' hat sich intensiv damit befasst, ob DNA-Bestandteile von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) in tierisches Gewebe übergehen können. <br /><br />
Da die Einschätzung dieser Frage unmittelbare Auswirkungen auf die Kennzeichnungspflicht von mit Gentechnik hergestellten tierischen Produkten hat, ist diese Thema für den Verbraucher von besonderer Relevanz. Bereits 2004 befassten sich 3 Experten der Kommission mit diesem Thema und kamen zu dem Ergebniss das "kein Übergang von gentechnisch veränderten Komponenten" nachweisbar ist. Anders lautende Studien, so stellten die Autoren damals fest, lägen nicht vor. Diese Stellungnahme war eine direkte Reaktion auf einen Bericht von [[Greenpeace]] aus dem selben Jahr, der sich auf eine Studie der Uni München bezog, welche DNA-Abschnitte aus genetisch veränderten Futterpflanzen in tierischen Gewebe festgestellt hatte.<br /><br />
Trotz zahlreicher in den Folgejahren veröffentlichter Studien, die eine Kontamination von tierischem Gewebe mit DNA-Abschnitten aus gentechnisch veränderten Futterpflanzen nachwiesen, blieben die BfR-Experten bei ihrer Einschätzung. Eine Publikation italienischer Wissenschaftler (Tudisco et al., 2010) nahm die BfR-Kommission schließlich zum Anlass sich erneut mit dieser Thematik zu befassen. Nach "kritischer Prüfung" kam die Kommission zu der Einschätzung, "dass sich aus der Studie keine neuen Erkenntnisse hinsichtlich eines Transfers rekombinanter DNA aus gentechnisch veränderten Pflanzen auf höhere Tiere und dessen potentielle Auswirkungen ableiten lassen." Lediglich mit einem Satz räumen die Experten des BfR in ihrer 5-seitigen Stellungnahme ein, dass sich die Sachlage gegenüber dem Kenntnisstand von 2004 tatsächlich verändert hat.<ref> [http://www.bfr.bund.de/cm/343/gentransfer_aus_futterpflanzen_auf_hoehere_tiere.pdf Webseite BfR - Gentransfer aus Futterpflanzen auf höhere Tiere], abgerufen am 24.05.2012</ref> <br /><br />
Was das für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen bedeutet, kann derzeit schwer abgeschätzt werden. Trotzdem gelangte die Expertenkommission zur der Auffassung, dass keine weiteren Untersuchungen nötig seien.<br />
<br />
== Organisationsstruktur und Personal==<br />
=== Präsidium ===<br />
{| class="lptable"<br />
|-<br />
! <br />
! <br />
! <br />
<br />
|-<br />
| Präsident<br />
| Andreas Hensel<br />
| <br />
<br />
|-<br />
| Vizepräsident<br />
| Reiner Wittkowski<br />
| <br />
|}<br />
(Stand: September 2017) Quelle: <ref>[http://www.bfr.bund.de/de/praesidium-53757.html Webseite BfR - Präsidium], abgerufen am 19.09.2017</ref><br />
<br />
<br />
In 9 Abteilungen arbeiten rund 750 MitarbeiterInnen.<br />
*Leiter der Abteilung 5 "Lebensmittelsicherheit" ist [[Alfonso Lampen]].<br />
<br />
=== Wissenschaftlicher Beirat des BfR ===<br />
Der Wissenschaftliche Beirat des BfR setzt sich aus 15 WissenschaftlerInnen verschiedener Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zusammen. Er hat vorrangig die Aufgabe, das BfR bei seiner Schwerpunktsetzung in der Forschung zu beraten. Zudem berät er das BfR bei der Besetzung der BfR-Kommissionen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/wissenschaftlicher_beirat-27502.html Webseite BfR - Wissenschaftlicher Beirat], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
Ehemaliges Mitglied des Beirats: [[Gerhard Eisenbrand]]<br />
<br />
<br />
=== BfR-Kommissionen ===<br />
Die Mitglieder der BfR-Kommissionen sollen als externe, unabhängige Sachverständige die Arbeit des BfR unterstützen.<br />
<br />
{| style=" " cellpadding="5" cellspacing="0" border="1"<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| BfR-Kommission<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| Mitglieder<br />
|-<br />
| Bedarfsgegenstände<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Bewertung von Vergiftungen<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Biologische Gefahren<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Ernährung, diätetische Produkte, neuartige Lebensmittel und Allergien<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Expositionsabschätzung und -standardisierung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Futtermittel und Tierernährung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''<br />
| Vorsitzende [[Inge Broer]]<br />
<br />
|-<br />
| Hygiene<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kontaminanten und andere gesundheitlich unerwünschte Stoffe in der Lebensmittelkette<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kosmetische Mittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände'''<br />
|<br />
Von 13 Mitgliedern sind 2 Mitarbeiterinnen von [[BASF]] und 1 Mitarbeiter von [[Bayer|Bayer CropScience]].<br />
<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/mitglieder_der_bfr_kommission_fuer_pflanzenschutzmittel_und_ihre_rueckstaende-189320.html Mitglieder der BfR-Kommission für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände] Webseite BfR, abgerufen am 03.06.2017</ref><br />
<br />
|-<br />
| Pharmakologisch wirksame Stoffe und Tierarzneimittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Risikoforschung und Risikowahrnehmung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Wein- und Fruchtsaftanalysen<br />
|<br />
<br />
|}<br />
Quelle: <ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], abgerufen am 03.06.2017</ref><br />
<br />
<br />
Das BfR ist der nationale Partner der [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit|Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA).<br />
<br />
<br />
== Finanzen ==<br />
Das Budget des BfR beträgt 67,8 Mio. € (Stand 2013). Davon waren 3,08 Mio. € selbst eingeworbene Drittmittel.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/zahlen_und_fakten-54272.html Webseite BfR - Zahlen und Fakten], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
<br />
== Kurzdarstellung und Geschichte==<br />
Das BfR wurde im November 2002 eingerichtet, um den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu stärken. Zu den zentralen Aufgaben des Instituts zählen die Bewertung bestehender und das Aufspüren neuer gesundheitlicher Risiken sowie die Ausarbeitung von Empfehlungen zur Risikobegrenzung. Die Ergebnisse der Arbeit des BfR dienen als Basis für die wissenschaftliche Beratung beteiligter Ministerien und Behörden, beispielsweise des [[Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit|Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit]] (BVL). Die Unabhängigkeit des BfR von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen wird von offizieller Seite ausdrücklich hervorgehoben. Auch der wissenschaftliche und forschungsgestützte Arbeitsansatz des Instituts wird explizit betont.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/gesetzlicher_auftrag-7465.html Webseite BfR - Gesetzlicher Auftrag], abgerufen am 24.05.2012</ref><br />
Es ist dem [[Bundeslandwirtschaftsministerium]] (BMELV) direkt unterstellt.<br />
<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* In der Studie "Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium" von 2012 der NGO [[TestBiotech]] werden fragwürdige Nebentätigkeiten vieler BfR-MitarbeiterInnen, vor allem von Mitgliedern der Kommission für genetisch veränderter Lebens- und Futtermittel, analysiert und konkrete Fallbeispiele benannt, in denen Interessenkonflikte direkte Auswirkungen auf die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen hatten. Quelle der Studie: <ref name="sb" /><br />
* Die aktualisierte Studie von [[TestBiotech]] lautet: [https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Helmut Butscher-Schaden, Peter Clausing und Claire Robinson: Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft, Hrsg. GLOBAL 2000 Friends of the Earth Austria, März 2017]<br />
<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Institution]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]<br />
[[Kategorie:Agrar und Ernährung]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung&diff=81160Bundesinstitut für Risikobewertung2020-04-01T11:41:10Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxInstitution<br />
| Name = Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)<br />
| Logo = [[Datei:158px-BfR-Logo.png]]<br />
| Sitz = Berlin<br />
| Gründung = 2002<br />
| Tätigkeitsbereich= Bewertung von Risiken für den Menschen<br />
| Mitarbeiter = 768<br />
| Etat = 67,8 Mio. €<br />
| Homepage = [http://www.bfr.bund.de www.bfr.bund.de]<br />
}}<br />
Das '''Bundesinstitut für Risikobewertung''' (BfR) erarbeitet Gutachten zur Lebens- und Futtermittelsicherheit sowie zur Sicherheit von Chemikalien und Produkten.<br />
<br />
In die Kritik geraten ist das BfR wegen teils gravierender Interessenkonflikte von Mitgliedern der beratenden BfR-Expertenkommissionen. Als problematisch gelten die engen Kontakte einiger Kommissionsmitglieder zum [[International Life Science Institute|ILSI]], einer Lobbyorganisation der Lebensmittelindustrie und die Mitgliedschaft von MitarbeiterInnen von Pestizidherstellerunternehmen in der BfR-Kommission "Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände".<br />
<br />
Bewertungen des Instituts sind von Wissenschaftlern als mit Mängeln behaftet und wissenschaftlich inakzeptabel bezeichnet worden. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung, die im September 2017 veröffentlicht wurden, hat das Institut bei der Bewertung von Glyphosat Einschätzungen der Industrie nahezu wortwörtlich übernommen, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<br />
<br />
==Lobbystrategien und Einfluss==<br />
===BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel===<br />
Ein genauerer Blick auf die Mitglieder der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' legt nahe, dass ihre Einschätzungen kritisch hinterfragt werden müssen, da bei mindestens 9 von 13 Mitgliedern der Verdacht der Voreingenommenheit und übermäßigen Industrienähe begründet ist. Die beim BfR angestellte Geschäftsführerin der Kommission [[Marianna Schauzu]] beispielsweise, ist eine bekannte Befürworterin der Agro-Gentechnik. Auch im unmittelbaren Umfeld der Expertenkommission, bei den Bundesforschungsinstituten des [[BMELV]], die auch an der Auswahl der Experten für die BfR-Kommission beteiligt sind, finden sich Personen mit sehr engen Kontakten zur Industrie. <br /><br />
Besonders problematisch ist, dass die meisten der 9 ExpertInnen mit Interessenkonflikten ihre Industrieverbindungen nicht wie vom BfR gefordert öffentlich gemacht haben. Das BfR verlangt offiziell von den Kommissionsmitgliedern eine schriftliche Erklärung, in der eventuelle Interessenkonflikte aufgeführt werden müssen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], siehe Abschnitt "Unabhängigkeit und Transparenz", abgerufen am 24.5.2012</ref> Recherchen der NGO [[Testbiotech]] zeigen aber, dass in diesen Erklärungen viele Interessenkonflikte verschwiegen werden. Dadurch ergibt sich insgesamt das Bild einer organisierten und zumindest teilweise verdeckten Einflussnahme der Industrie in zentralen Einrichtungen des Bundes, die im Bereich der Agrogentechnik mit der Risikoabschätzung und der Forschungsförderung befasst sind. <br /><br />
Quelle: <ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref>, <ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref><br />
<br />
===BfR-ExpertInnen mit Interessenkonflikten===<br />
*[[Roland Solecki]], Leiter der Abteilung Sicherheit von Pestiziden, der an der Bewertung von Studien zum Krebsrisiko von Glyphosat mitgewirkt hat<ref>[http://www.n-tv.de/wirtschaft/Pruefer-werten-Monsanto-Briefe-als-Studien-article15542691.html Gefährlichkeit von Planzengift Prüfer werten Monsanto-Briefe als Studien], 17.07.2015, abgerufen am 27.03.2017</ref><ref>[https://www.gruene-bundestag.de/themen/agrar/keine-entwarnung-glyphosat-weiterhin-wahrscheinlich-krebserregend/seite-2-hintergrund-glyphosat-verflechtungen-der-entscheider-mit-der-industrie-17-05-2016.html Keine Entwarnung - Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“], 17.05.2016, gruene-bundestag.de, abgerufen am 28.03.2017</ref>, war bis mindestens 2015 Mitglied des "RISK21 Technical Comittee" des [[Health and Environmental Science Institute]] (HESI) der Lobbyorganisation [[International Life Science Institute]] (ILSI).<ref>[https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]</ref> Er gehörte dem „Integrated Evaluation Strategy Subteam“ an<ref>[http://hesiglobal.org/hesi//wp-content/uploads/sites/11/2015/12/Updated-2014-RISK21-Technical-Committee-Members.pdf RISK21 Technical Comittee Members], hesiglobal.org, abgerufen am 25.03.2017</ref> und war Co-Autor einer 2006 erschienen Studie von HESI<ref>[https://air.unimi.it/retrieve/handle/2434/39344/179714/Doe%20et%20al%20%20CRT%202006.pdf A Tiered Approach to Systemic Toxicity Testing for Agricultural Chemical Safety Assessment], air.unimi.it, abgerufen am 28.03.2017</ref>. Zu den Mitgliedsunternehmen von ISLI gehört auch der Glyphosat-Hersteller [[Monsanto]].<br />
<br />
*[[Inge Broer]] ist seit 2011 Vorsitzende der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''. Sie ist Professorin für Agrobiotechnologie an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. Außerdem fungiert sie als Gesellschaftsvorsitzende der [[biovativ]] GmbH und als Gesellschafterin der [[BioOK]] GmbH.<ref>[http://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00001467 Profil Universität Rostock], cpr.uni-rostock.de, abgerufen am 03.06.2017</ref> Beide Firmen bieten Dienstleistungen für Konzerne wie [[Monsanto]] an. Frau Broer ist auch Vorsitzende des [[Verein zur Förderung Innovativer und Nachhaltiger Agrobiotechnologie]] (FINAB), Mitglied im Informationskreis Gentechnik des [[Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter]] (BDP) und bis 2011 Mitglied im Kuratorium der Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS).<br />Frau Broer führt selbst seit mehreren Jahren Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen an mehreren Standorten durch, oft in Mehrfachfunktion über die Uni Rostock, FINAB, BioOK und biovativ. Sie ist Mitautorin einer umstrittenen Broschüre der [[DFG]], in der einseitig die Vorteile der Agrogentechnik hervorgehoben werden. In ihrer Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten auf der Homepage des BfR werden von Frau Broer lediglich die folgenden Angaben gemacht: „Vorsitz FINAB e,V., Anteilseigner BioOK“.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/343/interessenerklaerungen-kommissionsmitglieder-gv-lebensmittel-futtermittel.pdf Webseite BfR - Annahme der Berufung in die BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel und Erklärung zu eventuellen Interessenkonflikten], abgerufen am 03.06.2017</ref> In ihrer Funktion beim BfR hat sie unter anderem an der Anmeldung von Patenten der Firma [[Bayer]] auf mehrere herbizidtolerante gentechnisch veränderte Pflanzen mitgewirkt.<br />
<br />
*[[Gerhard Eisenbrand]] war bis 2011 Vorsitzender der '''BfR-Kommission Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel ''' und war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BfR, der die Mitglieder der verschiedenen Kommissionen des BfR ernennt. Zudem ist er Vorsitzender der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG). Zugleich ist Eisenbrand Präsident und Mitglied des Vorstands von ILSI Europe, dem europäischen Arm des [[International Life Science Institute]] (ILSI). Darüber hinaus gehört Eisenbrand dem Beirat des [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde|Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) an, dem wohl einflussreichsten Lobbyverband der Lebensmittelindustrie in Deutschland. Auch mit den Gremien der Kaffeeindustrie (ISIC Scientific Committee, Institute for Scientific Information on Coffee) und dem Food Safety Review Committee der Firma [[Kellog's]] arbeitet er zusammen. Zudem hat Eisenbrand sich mehrfach an Veröffentlichungen des [[Institut Danone Ernährung für Gesundheit]] beteiligt.<br />
<br />
*[[Alfonso Lampen]] ist Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit des BfR, in dessen Augabenbereich die Arbeit der Kommission für genetisch veränderte Lebens-und Futtermittel fällt. Auch er pflegt enge Beziehungen zum [[ILSI]]. Unter anderem gehört er der Expertengruppe "From Thresholds to Action Levels" an und leitet die Beratergruppe "Advisory Group on 3-MCPD Esters in Food Product". Er ist zugleich Mitglied einer [[EFSA]]-Expertengruppe und der DFG. Seine Kontakte zum ILSI hat Lampen in seiner Interessenerklärung bei der EFSA verschwiegen. <br /><br />
Quelle: <ref name="sb">[http://www.testbiotech.org/sites/default/files/Testbiotech_Schlecht_Beraten_3.pdf Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium] Testbiotech von 2012</ref>,<ref name="einfluss">[https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]</ref><br />
<br />
===Repräsentanz im Wissenschaftlichen Beirat des Bunds für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde===<br />
Der [[Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde]] (BLL) ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Laut einem Beitrag von BfR-Präsident Andreas Hensel in der Broschüre "60 Jahre BLL - 60 Stimmen", Hrsg. BLL, aus dem Jahr 2015 sind Experten des BfR im Wissenschaftlichen Beirat des Interessenverbands BLL vertreten.<br />
<br />
== Fallstudien und Kritik ==<br />
=== 2017: Geheimhaltung von Glyphosat-Studien: Unterstützung durch die Bundesregierung===<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das das [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber [[Monsanto]] und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
=== 2015: Zulassung von Glyphosat: Übernahme der Einschätzung der Industrie ohne entsprechende Kennzeichnung===<br />
Das BfR hat im Januar 2015 einen Bericht über das Herbizid Glyphosat angefertigt, welcher an die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA) übermittelt wurde. Laut einem Schreiben der [[EU-Kommission]] an die Nichtregierungsorganisation ''Testbiotech'' unterliegt der Bericht vollständig der Geheimhaltung und darf nicht veröffentlicht werden. Gleichzeitig hatten [[Monsanto]] und andere Hersteller von Glyphosat Zugang zu einem aktuellen Entwurf des Berichtes.<ref>[https://www.testbiotech.org/node/1325 EU-Kommission stuft Bericht über Glyphosat als geheim ein …] Testbiotech vom 18.08.2015, abgerufen am 24.08.2015</ref> Auf der Grundlage des Berichts hat die EFSA empfohlen, Glyphosat weiter zuzulassen – obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO ihn als „wahrscheinlich krebserregend“ bezeichnet. <ref>[http://taz.de/Pflanzenschutzmittel-Glyphosat/!5247593/ Wahrscheinlich (nicht) krebserregend] Taz vom 12.11.2015, abgerufen am 13.11.2015</ref> Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03. 12. 2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30. November 2015], abgerufen am 03. 12. 2015</ref><br />
<br />
Recherchen der Süddeutschen Zeitung (SZ) zeigen, dass das BfR bei seiner Risikoanalyse von Glyphosat Einschätzungen der Industrie übernommen hat, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-neue-zweifel-am-urteil-1.3669883 Neue Zweifel am Urteil], sueddeutsche. de vom 17.09.2017, abgerufen am 19.09.2017</ref> Die Behauptung des BfR, es habe im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung von Glyphosat mehr als 1000 Studien, Dokumente und Veröffentlichungen umfassend geprüft und ausgewertet, treffe nicht zu. Vielmehr gebe es Hinweise, dass die Behörde schlicht die Standpunkte der Hersteller nahezu wortwörtlich übernommen habe. Dies zeige der Vergleich von Textpassagen aus dem von der Industrie eingereichten Dossier mit dem BfR-Bewertungsbericht zu Glyphosat. Wenn kritische Studien von der Industrie als unbrauchbar bezeichnet würden, dann wäre eigentlich zu erwarten, dass die Behörden diese Einschätzung besonders gründlich prüften. Dies sei jedoch nicht geschehen. Vielmehr seien Bewertungen der Industrie nahezu wortwörtlich wiedergegeben worden; eigene Bewertungen, die von der Behörde selbst stammten, suche man vergeblich. Laut SZ hat das BfR auf diese Weise in den letzten 15 Jahren fast alle unabhängigen Studien zu Krebsrisiken "bewertet".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-wenn-monsanto-die-risiken-einfach-selbst-bewertet-1.3678432 Wenn Monsanto die Risiken einfach selbst bewertet], sueddeutsche.de vom 22.09.2017, abgerufen am 23.09.2017</ref> Das BfR habe sich zu den konkreten Vorwürfen nicht geäußert, sondern lediglich erklärt, es habe alle relevanten und verfügbaren Studien sorgfältig und detailliert in eigener Verantwortung geprüft und bewertet.<br />
<br />
=== 2015: Verbot von Endokrinen Disruptoren ===<br />
Das [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]] hatte 2009 eine starke Regulierung von chemischen Stoffen auf den Weg gebracht, die auf den Menschen wie Hormone wirken, sogenannten Endokrine Disruptoren. Darunter fallen z.B. eine Anzahl von Pestiziden, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Industrieverbände laufen dagegen Sturm und warnen vor Ernteverlusten beim Verbot dieser Pestizide. Das BfR argumentiert ganz ähnlich wie die Industrie und äußert in einem Positionspapier von 2011 "große Bedenken" wegen der "bedeutenden wirtschaftlichen Folgen".<ref>BfR-Positionspapier (engl.): [http://www.bfr.bund.de/cm/343/regulatory_definition_of_an_endocrine_disrupter_in_relation_to_potential_threat_to_human_health.pdf REGULATORY DEFINITION OF AN ENDOCRINE DISRUPTER IN RELATION TO POTENTIAL THREAT TO HUMAN HEALTH] BfR vom 16. Mai 2011, abgerufen am 28.05.2015</ref> Laut einem Spiegel-Bericht aus dem Jahr 2015 beauftragt die [[EU-Kommission]] auch die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA), eine Stellungnahme zum Thema zu erarbeiten.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/chemikalien-wie-die-industrie-eu-regulierung-beeinflusst-a-1034563.html EU-Chemikalienregulierung: Wie die Industrie in Brüssel ihren Willen bekommt] Spiegel-Online vom 20.05.2015, abgerufen am 28.05.2015</ref> Die EFSA setzt dazu eine 18-köpfige Arbeitsgruppe ein. 8 Mitglieder haben Verbindungen zur Industrie, 3 haben bereits zu Gunsten der Industrie Stellung bezogen und nur 4 haben überhaupt wissenschaftlich zum Thema endokrine Disruptoren gearbeitet. Ergebnis der EFSA-Stellungnahme war, dass die Substanzen wie "die meisten anderen Chemikalien" behandelt werden können. Laut dem zitierten Spiegel-Bericht erschien kurz vor Fertigstellung der Efsa-Einschätzung ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Umweltschutzprogramms der Vereinten Nationen (Unep) zum selben Thema. Das Ergebnis lautete kurz zusammengefasst: Endokrine Disruptoren stellten "eine globale Bedrohung" dar und müssten reguliert werden". Im Jahr 2015 stellte der Europäische Gerichtshof in einem Urteil fest, dass die Europäische Kommission mit ihrer Untätigkeit das EU-Recht missachtet habe.<ref>Lobby Planet Brüssel, Deutsche Ausgabe: September 2017, S. 143</ref> Darauf kündigte diese 2016 die lang ersehnten wissenschaftlichen Kriterien an, wie hormonaktive Substanzen zu erkennen seien.<br />
<br />
=== 2012: Insektizid Chlorpyrifos zugelassen wegen Studien der Pestizid-Industrie ===<br />
Das Insektizid Chlorpyrifos, das gegen Ameisen eingesetzt wird, ist in den USA seit 2001 für den Haus- und Gartenbedarf verboten. Der Grund: Chlorphyrifos sei gesundheitsgefährdend. Bei uns ist es zugelassen, frei verkäuflich und eines der meist verkauften Insektizide.<br /><br />
Zuständig für die Begutachtung des umstrittenen Ameisenmittels ist das BfR. Das BfR verweist auf Studien, die angeblich die Ungefährlichkeit des Ameisengiftes nachweisen. Report MÜNCHEN fand heraus, dass solche Studien von der Pflanzenschutz-Industrie meist selbst in Auftrag gegeben und in der Regel auch bezahlt werden. Es sind sogenannte “Graue Studien”. Diese sind nicht veröffentlicht worden und können von unabhängigen Forschern oft gar nicht überprüft werden. Report MÜNCHEN stellt fest, dass einige der ExpertInnen der zuständigen '''Kommission für Pflanzenschutzmittel''' direkt aus der Pestizid-Industrie kommen – 2 sind von [[Bayer]], einer von [[BASF]] und einer arbeitet für [[Syngenta]]. Im Laufe der Report MÜNCHEN - Recherchen hat das BfR bekannt gegeben, dass es jetzt eine erneute Überprüfung der Ameisenmittel mit Chlorpyrifos fordert.<br /><br />
Quelle: <ref>[http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/lobbyisten-im-amt100.html Wie unabhängig sind Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung?] report MÜNCHEN vom 07.08.2012, abgerufen am 12.06.2013</ref><br />
<br />
=== 2011: Kann DNA von gentechnisch veränderten Pflanzen in tierisches Gewebe übergehen?===<br />
Die '''BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel''' hat sich intensiv damit befasst, ob DNA-Bestandteile von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) in tierisches Gewebe übergehen können. <br /><br />
Da die Einschätzung dieser Frage unmittelbare Auswirkungen auf die Kennzeichnungspflicht von mit Gentechnik hergestellten tierischen Produkten hat, ist diese Thema für den Verbraucher von besonderer Relevanz. Bereits 2004 befassten sich 3 Experten der Kommission mit diesem Thema und kamen zu dem Ergebniss das "kein Übergang von gentechnisch veränderten Komponenten" nachweisbar ist. Anders lautende Studien, so stellten die Autoren damals fest, lägen nicht vor. Diese Stellungnahme war eine direkte Reaktion auf einen Bericht von [[Greenpeace]] aus dem selben Jahr, der sich auf eine Studie der Uni München bezog, welche DNA-Abschnitte aus genetisch veränderten Futterpflanzen in tierischen Gewebe festgestellt hatte.<br /><br />
Trotz zahlreicher in den Folgejahren veröffentlichter Studien, die eine Kontamination von tierischem Gewebe mit DNA-Abschnitten aus gentechnisch veränderten Futterpflanzen nachwiesen, blieben die BfR-Experten bei ihrer Einschätzung. Eine Publikation italienischer Wissenschaftler (Tudisco et al., 2010) nahm die BfR-Kommission schließlich zum Anlass sich erneut mit dieser Thematik zu befassen. Nach "kritischer Prüfung" kam die Kommission zu der Einschätzung, "dass sich aus der Studie keine neuen Erkenntnisse hinsichtlich eines Transfers rekombinanter DNA aus gentechnisch veränderten Pflanzen auf höhere Tiere und dessen potentielle Auswirkungen ableiten lassen." Lediglich mit einem Satz räumen die Experten des BfR in ihrer 5-seitigen Stellungnahme ein, dass sich die Sachlage gegenüber dem Kenntnisstand von 2004 tatsächlich verändert hat.<ref> [http://www.bfr.bund.de/cm/343/gentransfer_aus_futterpflanzen_auf_hoehere_tiere.pdf Webseite BfR - Gentransfer aus Futterpflanzen auf höhere Tiere], abgerufen am 24.05.2012</ref> <br /><br />
Was das für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen bedeutet, kann derzeit schwer abgeschätzt werden. Trotzdem gelangte die Expertenkommission zur der Auffassung, dass keine weiteren Untersuchungen nötig seien.<br />
<br />
== Organisationsstruktur und Personal==<br />
=== Präsidium ===<br />
{| class="lptable"<br />
|-<br />
! <br />
! <br />
! <br />
<br />
|-<br />
| Präsident<br />
| Andreas Hensel<br />
| <br />
<br />
|-<br />
| Vizepräsident<br />
| Reiner Wittkowski<br />
| <br />
|}<br />
(Stand: September 2017) Quelle: <ref>[http://www.bfr.bund.de/de/praesidium-53757.html Webseite BfR - Präsidium], abgerufen am 19.09.2017</ref><br />
<br />
<br />
In 9 Abteilungen arbeiten rund 750 MitarbeiterInnen.<br />
*Leiter der Abteilung 5 "Lebensmittelsicherheit" ist [[Alfonso Lampen]].<br />
<br />
=== Wissenschaftlicher Beirat des BfR ===<br />
Der Wissenschaftliche Beirat des BfR setzt sich aus 15 WissenschaftlerInnen verschiedener Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zusammen. Er hat vorrangig die Aufgabe, das BfR bei seiner Schwerpunktsetzung in der Forschung zu beraten. Zudem berät er das BfR bei der Besetzung der BfR-Kommissionen.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/wissenschaftlicher_beirat-27502.html Webseite BfR - Wissenschaftlicher Beirat], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
Ehemaliges Mitglied des Beirats: [[Gerhard Eisenbrand]]<br />
<br />
<br />
=== BfR-Kommissionen ===<br />
Die Mitglieder der BfR-Kommissionen sollen als externe, unabhängige Sachverständige die Arbeit des BfR unterstützen.<br />
<br />
{| style=" " cellpadding="5" cellspacing="0" border="1"<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| BfR-Kommission<br />
! style="background-color: #f2f2f2; "| Mitglieder<br />
|-<br />
| Bedarfsgegenstände<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Bewertung von Vergiftungen<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Biologische Gefahren<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Ernährung, diätetische Produkte, neuartige Lebensmittel und Allergien<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Expositionsabschätzung und -standardisierung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Futtermittel und Tierernährung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel'''<br />
| Vorsitzende [[Inge Broer]]<br />
<br />
|-<br />
| Hygiene<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kontaminanten und andere gesundheitlich unerwünschte Stoffe in der Lebensmittelkette<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Kosmetische Mittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| '''Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände'''<br />
|<br />
Von 13 Mitgliedern sind 2 Mitarbeiterinnen von [[BASF]] und 1 Mitarbeiter von [[Bayer|Bayer CropScience]].<br />
<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/mitglieder_der_bfr_kommission_fuer_pflanzenschutzmittel_und_ihre_rueckstaende-189320.html Mitglieder der BfR-Kommission für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände] Webseite BfR, abgerufen am 03.06.2017</ref><br />
<br />
|-<br />
| Pharmakologisch wirksame Stoffe und Tierarzneimittel<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Risikoforschung und Risikowahrnehmung<br />
|<br />
<br />
|-<br />
| Wein- und Fruchtsaftanalysen<br />
|<br />
<br />
|}<br />
Quelle: <ref>[http://www.bfr.bund.de/de/bfr_kommissionen-311.html Webseite BfR - Kommissionen], abgerufen am 03.06.2017</ref><br />
<br />
<br />
Das BfR ist der nationale Partner der [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit|Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit]] (EFSA).<br />
<br />
<br />
== Finanzen ==<br />
Das Budget des BfR beträgt 67,8 Mio. € (Stand 2013). Davon waren 3,08 Mio. € selbst eingeworbene Drittmittel.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/zahlen_und_fakten-54272.html Webseite BfR - Zahlen und Fakten], abgerufen am 27.05.2015</ref><br />
<br />
<br />
== Kurzdarstellung und Geschichte==<br />
Das BfR wurde im November 2002 eingerichtet, um den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu stärken. Zu den zentralen Aufgaben des Instituts zählen die Bewertung bestehender und das Aufspüren neuer gesundheitlicher Risiken sowie die Ausarbeitung von Empfehlungen zur Risikobegrenzung. Die Ergebnisse der Arbeit des BfR dienen als Basis für die wissenschaftliche Beratung beteiligter Ministerien und Behörden, beispielsweise des [[Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit|Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit]] (BVL). Die Unabhängigkeit des BfR von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen wird von offizieller Seite ausdrücklich hervorgehoben. Auch der wissenschaftliche und forschungsgestützte Arbeitsansatz des Instituts wird explizit betont.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/gesetzlicher_auftrag-7465.html Webseite BfR - Gesetzlicher Auftrag], abgerufen am 24.05.2012</ref><br />
Es ist dem [[Bundeslandwirtschaftsministerium]] (BMELV) direkt unterstellt.<br />
<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* In der Studie "Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium" von 2012 der NGO [[TestBiotech]] werden fragwürdige Nebentätigkeiten vieler BfR-MitarbeiterInnen, vor allem von Mitgliedern der Kommission für genetisch veränderter Lebens- und Futtermittel, analysiert und konkrete Fallbeispiele benannt, in denen Interessenkonflikte direkte Auswirkungen auf die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen hatten. Quelle der Studie: <ref name="sb" /><br />
* Die aktualisierte Studie von [[TestBiotech]] lautet: [https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf Andreas Bauer-Panskus & Christoph Then: Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit, Hrsg. Test Biotech, Veröffentlichungsjahr: 2015]<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Helmut Butscher-Schaden, Peter Clausing und Claire Robinson: Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft, Hrsg. GLOBAL 2000 Friends of the Earth Austria, März 2017]<br />
<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Institution]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]<br />
[[Kategorie:Agrar und Ernährung]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81159Monsanto2020-04-01T11:24:59Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
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Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
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Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
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Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
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Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
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Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
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Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
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Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
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====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
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Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref>Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
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===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
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===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
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Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
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===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
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===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
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===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
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===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81158Monsanto2020-04-01T11:24:36Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div><br />
{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref>Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81157Monsanto2020-04-01T11:24:05Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref>Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81156Monsanto2020-04-01T11:23:33Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
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Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
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Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref>Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /> Dazu beziehen sich die AutorInnen auf offizielle Statistiken des britischen Landwirtschaftsministeriums. Allerdings hielte Monsanto, so heißt es im Aufsatz, die offiziellen Angaben zur Nutzung von Glyphosat für zu niedrig. Mit dem Verweis auf den Einwand Monsantos wurden für einen Teil der Analyse wesentlich höhere Werte verwendet. Anstelle einer offiziellen Befragung, die immerhin 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfasste, verwendete man nun Annahmen aus zwei selbst organisierten Workshops mit unbenannten Agrarwissenschaftlern. Diese stammten vom Verband der unabhängigen Saatgutberater, deren Vorsitzender sich in der Vergangenheit immer wieder vehement für den Erhalt der Glyphosat-Zulassung einsetzte.<br /> Monsanto hatte also offensichtlich direkten Einfluss auf die in der Studie verwendeten Daten. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl hatte die Beratungsfirma noch geschrieben, Monsanto habe keinerlei Einfluss auf die Inhalte der Veröffentlichung ausgeübt. Auf weitere Nachfragen zu der Auswahl der Daten hieß es dann, man wolle diese Fragen nicht kommentieren. An anderer Stelle werden hohe Ertragseinbußen behauptet, falls eine Form der Glyphosat-Anwendung (die Vorsaatbehandlung) nicht mehr möglich sei. Die dafür als Beleg verwendete Quelle befasst sich aber primär mit anderen Pestiziden und kann die Annahme deshalb nicht überzeugend begründen. Auch die Anfrage seitens LobbyControl zu dieser Quelle und der hohen Annahme wurde durch die Beratungsfirma nicht beantwortet.<br /> Im Ergebnis führt die Verwendung dieser Daten und Annahmen dazu, dass die potentiellen Umsatzeinbußen für die Landwirtschaft wesentlich drastischer ausfallen. Diese Aussage stützte Monsantos Warnung vor Glyphosat-Verboten.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Bayer&diff=81155Bayer2020-04-01T11:12:02Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxOrganisation<br />
| Name = Bayer AG<br />
| Logo = <br />
| Rechtsform = Aktiengesellschaft<br />
| Tätigkeitsbereich = Chemie- & Pharmabranche<br />
| Gründungsdatum = 1863<br />
| Hauptsitz = Leverkusen<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = <br />
| Homepage = [http://www.bayer.de bayer.de]<br />
}}<br />
<br />
Bayer bezeichnet sich als Life-Science-Unternehmen mit Kernkompetenzen auf den Gebieten Gesundheit und Agrarwirtschaft.<ref>[https://www.bayer.de/de/profil-und-organisation.aspx Profil und Organisation], bayer,de, abgerufen am 11.03.2019</ref> Mit der Übernahme von [[Monsanto]] im Juni 2018 ist Bayer zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut geworden.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> Bayer wird den Namen Monsanto nicht fortführen.<br />
<br />
==Lobbyarbeit: Struktur und Strategien==<br />
Für die Lobbyarbeit unterhält Bayer Verbindungsbüros in Berlin, Brüssel, Washington, Moskau, Brasilia und Peking. Veröffentlicht werden Angaben zu Kosten, Mitarbeiterzahl und sonstigen im jeweiligen Land gesetzlich vorgeschriebenen Daten, wie z. B. in den Transparenzregistern der EU oder des US-Kongresses. Nach eigenen Angaben geht Bayer weit über die gesetzlich vorgeschriebenen Angaben hinaus und veröffentlicht auch Daten für Länder wie etwa Deutschland, in denen keine gesetzliche Publizitätspflicht besteht.<ref>[https://www.bayer.de/de/politisches-engagement.aspx Unsere politischen Grundsätze und Positionen], bayer.de, abgerufen am 11.03.2019</ref> 2018 beliefen sich die Kosten für die Verbindungsbüros (ohne das erworbene Agrargeschäft) in Berlin auf 1,31 Mio. Euro, in Brüssel auf 3,3 Mio. Euro, in Washington auf 7 Mio. Euro, in Moskau auf 0,33 Mio. Euro, in Moskau auf 0,35 Mio. Euro und in Peking auf 0,98 Mio. Euro. Im Berichtsjahr hat Bayer nach eigenen Angaben keine direkten Spenden an politische Parteien, Politiker oder Kandidaten für ein politisches Amt geleistet. <br />
<br />
Ein Mitarbeiter von Bayer Crop Science ist Mitglied in der Kommission "Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände" des [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR). (Stand: März 2019)<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/mitglieder_der_bfr_kommission_fuer_pflanzenschutzmittel_und_ihre_rueckstaende-189320.html Mitglieder der BfR-Kommission für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände] Webseite BfR, abgerufen am 12.03.2019</ref><br />
<br />
===Transparenz===<br />
Mit der 2017 ins Leben gerufenen Transparenz-Initiative verpflichtet sich Bayer, Forschungsdaten zur Sicherheit seiner Pflanzenschutzmittel öffentlich zugänglich zu machen.<ref>[https://www.cropscience-transparency.bayer.com Transparenz-Initiative], bayer.de, abgerufen am 11.03.2019</ref> Weiterhin werden die Kosten der Lobbyarbeit für die Länder veröffentlicht, in denen Bayer Verbindungsbüros unterhält.<br />
<br />
===Beziehungen zu Verbänden/Denkfabriken/Instituten===<br />
Bayer ist Mitglied/Förderer der folgenden Organisationen:<br />
*[[Verband Forschender Arzneimittelhersteller]] (vfa)<br />
*[[Verband der Chemischen Industrie]] (VCI)<br />
*[[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem neben Glyphosat-Herstellern auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband]] angehört. Vorstandsvorsitzender des Forums ist Bauernverbandspräsident [[Joachim Rukwied]] (Stand: Juli 2018) <br />
*[[Industrieverband Agrar]] (Interessenverband der Pflanzenschutz- und Düngemittelindustrie)<br />
*[[Forum für Zukunftsenergien]]<br />
*[[European Chemical Industry Council]] (CEFIC)<br />
*[[European Crop Protection Association]] (ECPA)<br />
*[[European Risk Forum]]<br />
*[[EuropaBio]]<br />
*[[Businesseurope]]<br />
*[[European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations]] (EFPIA)<br />
*[[World Energy Council]]<br />
*[[Humboldt Forum for Food and Agriculture]]<br />
<br />
==Fallbeispiele und Kritik==<br />
===2015: Gefälschte Postings in sozialen Medien (Österreich)===<br />
Am 10. September 2015 hat der österreichische Ethik-Rat für Public Relations eine Rüge gegen den Pharmakonzern BAYER und sechs weitere Unternehmen „wegen planmäßiger Täuschung von Userinnen und Usern in großem Stil durch gefälschte Postings“ ausgesprochen. Ausgeführt wurden diese von der Agentur [[mhoch3]].<ref>[http://www.cbgnetwork.org/6306.html Gefälschte Postings: Ethik-Rat rügt BAYER], Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), 10. September 2015, zuletzt aufgerufen am 11.9.2015</ref><br />
"In seiner Begründung führt der Rat an, dass von professionellen Auftraggebern dieser Größe und Bedeutung zu erwarten gewesen wäre, dass der Modus der Auftragserfüllung bereits vor Auftragserteilung inhaltlich und ethisch hinterfragt wird. Das gilt vor allem für ein Unternehmen im sensiblen Gesundheitsbereich, das besonders strengen Regelungen – auch hinsichtlich der Kommunikation – unterliegt. Die jahrelange und weitreichende Zusammenarbeit mit mhoch3 in sensiblen Themenbereichen wie der Debatte über die umstrittene Hormonspirale Mirena ist daher scharf zu kritisieren."<ref>[http://www.prethikrat.at/fileadmin/prethikrat/img/Presseaussendungen/prethikrat-beschwerden/20150910_Verfahren_gegen_mhoch3_Presseinfo.pdf PR-Ethik-Rat rügt Agentur mhoch3 und sieben Kunden. Planmäßige Täuschung von Online-User/innen durch gefälschte Postings], Österreichischer Ethik-Rat für Public Relations (PDF), 10. September 2015, zuletzt aufgerufen am 11.9.2015</ref><br />
<br />
===2015: Intransparente Hochschulkooperation===<br />
Im August 2015 entschied das Oberverwaltungsgericht Münster, dass Bayer keine Einsicht in seinen Kooperationsvertrag mit der Universität zu Köln gewähren muss. Kritiker hatten unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz gefordert, dass Universität und Unternehmen ihren Geheimvertrag offenlegen. Befürchtungen über Auftragsforschungen oder die Vertuschung von Ergebnissen, die sich negativ auf das Unternehmen auswirken könnten, konnten so weder Bayer noch die Universität glaubhaft ausräumen.<ref>[https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/urteil-zum-geheimvertrag-zwischen-der-uni-koeln-und-bayer-a-1048618.html Uni Köln und Bayer dürfen Vertrag geheim halten], spiegel.de vom 18.08.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Auch die Frage nach der kommerziellen Verwertung von Forschungsergebnissen und Patenten ist unklar.<br />
<br />
===2019: Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien===<br />
Im Dezember 2019 veröffentlichte LobbyControl Recherchen, nach denen [[Monsanto]] Glyphosat-Studien in Deutschland über das Insitut für Agribusiness aus Gießen [[Monsanto#Recherchen von LobbyControl|verdeckt finanzierte und für die eigene Lobbyarbeit einsetzte]]. Bayer gestand kurz darauf die Finanzierung der Studien durch Monsanto ein und sagte außerdem, dass intransparente Wissenschaftsfinanzierung ihren ethischen Standards widerspräche. Es kündigte ein Kooperationsregister an, in dem alle Forschungskooperationen einschließlich wissenschaftlicher Aufsätze verzeichnet werden sollen. Dies sei Teil ihrer neuen Statuten im Umgang mit Öffentlichkeit und Politik.<ref name="lobbycontrol2">[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 25.03.2020</ref> <br />Bereits im Dezember erfolgte eine Anfrage durch LobbyControl, inwiefern Monsanto beziehungsweise Bayer neben den Gießener Studien weitere zu Glyphosat in Auftrag gegeben haben. Darauf erhielt LobbyControl zunächst keine Antwort. Erst auf mehrmaliges Nachhaken zu einzelnen Studien, räumte Bayer ein, dass auch ähnliche Studien der Beratungsfirma RSK Adas in Großbritannien von Monsanto finanziert wurden. Bayer hat nach eigener Auskunft inzwischen neue sozioökonomische Studien bei jenem britischen Beratungsinstitut in Auftrag gegeben. Diese sind für das laufende Verfahren um eine Verlängerung der europäischen Glyphosat-Zulassung 2022 gedacht. Sie sollen dann als „Bayer on behalf of the Glyphosate Renewal Group“ gekennzeichnet werden („Bayer im Namen der Glyphosate Renewal Group“). Bayer rückt damit zumindest an dieser Stelle von der intransparenten Lobbystrategie Monsantos ab. Bei der Aufarbeitung der Fälle aus der Vergangenheit zeigte sich Bayer allerdings weniger transparent und bestätigte vor allem das, was kaum noch abzustreiten war. Auf weitergehende Fragen hieß es oft nur, es lägen ihnen keine Informationen vor.<ref name="lobbycontrol2" /> Das betrifft etwa die Verwicklung von Bayer CropScience selbst in das Institut für Agribusiness, das private Institut eines Gießener Universitätsprofessors, welches die von Monsanto finanzierten Studien durchführte. Bayer war in das Institut involviert und es bleibt deshalb fraglich, ob sie von diesen unsauberen Methoden Monsantos tatsächlich nichts gewusst haben. So war Bayer CropScience im Vorstand des Trägervereins des Instituts für Agribusiness (IAB) vertreten und arbeitete mit diesem sowie mit Prof. Schmitz zusammen. Zwischen 2006 und 2016 gab Bayer CropScience dort sechs Studienprojekte in Auftrag, es flossen 63.000 Euro. Bayer CropScience betont nach außen, dass es sich für Transparenz einsetze und hohe ethische Maßstäbe an sich und seine Partner anlege, hat bislang aber nicht darauf geantwortet, ob es diese Standards beim Institut für Agribusiness für gegeben hält. Auch weitergehende Fragen zur Rolle von Bayer CropScience blieben ohne Antwort.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/ Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref><br />
<br />
===Lobbyisten in Ministerien===<br />
* [[Lobbyisten_im_Bundesministerium_f%c3%bcr_Umwelt,_Naturschutz_und_Reaktorsicherheit#Bayer|Lobbyist im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit]]<br />
<br />
* [[Lobbyisten_im_Bundesministerium_f%c3%bcr_Wirtschaft_und_Technologie#Bayer|Lobbyisten im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie]]<br />
<br />
==Struktur und Geschäftsfelder==<br />
===Tätigkeitsgebiete===<br />
*Bayer Health Care (Arzneimittel und medizinische Produkte)<br />
*Bayer CropScience (Pflanzenschutz, Saatgut, Schädlingsbekämpfung im nicht-landwirtschaftlichen Bereich)<br />
*Bayer Material Science (hochwertige Polymer-Werkstoffe)<br />
<br />
==Kurzdarstellung und Geschichte==<br />
Die Bayer AG ist die Holding-Gesellschaft des 1883 gegründeten Unternehmens, das 1925 in der I.G. Farben aufging. 195o wurde das Unternehmen neu aufgebaut. 2005 wurden im Zuge der Neuorganisation des Bayer-Konzerns die meisten der Chemie- und ca. ein Drittel der Kunststoffaktivitäten ausgegliedert und in den neu gegründeten [[Lanxess]]-Konzern überführt.<br />
<br />
2002 erhielt die Bayer AG den Negativpreis BigBrotherAward von dem Verein Digitalcourage. Laut Digitalcourage e.V. bekam das Unternehmen den Preis weil Auszubildende einem Drogentest unterzogen werden sollten.<ref>[https://bigbrotherawards.de/2002 bigbrotherawards.de]Preisträger 2002, abgerufen am 09.05.2017</ref><br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* Die Webseite des Vereins [http://www.cbgnetwork.org/1.html Coordination gegen BAYER-Gefahren] bietet viele Informationen über die Geschäftspolitik des Konzerns.<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Lobbyisten in Ministerien]]<br />
[[Kategorie:Pharma]]<br />
[[Kategorie:Chemie]]<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81154Monsanto2020-04-01T11:09:44Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
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Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
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Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
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Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
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Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
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Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
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Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
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Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
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====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
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Im weiteren Verlauf der Recherchen, sind weitere Fälle verdeckter Finanzierung zu Tage getreten. Es handelt sich dabei um zwei Studien aus Großbritannien, die in der Fachzeitschrift „Outlooks on Pest Management“ veröffentlicht wurden – jeweils ohne Kennzeichnung, dass die Finanzierung von Monsanto stammte.<ref name="studie">Cook S., S. Wynn, Clarke J.H. (2010). How valuable is glyphosate to UK agriculture and the environment? Outlook on Pest Management 21(6), S. 280–284<br /></ref> <ref>Wynn S., Cook, S. & Clarke J.H. (2014) Glyphosate use on combinable crops in Europe: implications for agriculture and the environment. Outlooks on Pest Management 25 (5), S. 327-331<br /></ref>Anders als im Gießener Fall ist hier allerdings klar erkenntlich, dass die beiden Studien von der Beratungsfirma RSK Adas stammen. Sowohl die Beratungsfirma als auch Bayer haben uns gegenüber bestätigt, dass Monsanto die Studien finanziert hat. Auch diese Studien nutzte Monsanto für seine Lobbyarbeit. So bezog sich die „Glyphosate Task Force“, ein Zusammenschluss von Monsanto und weiteren Glyphosat-Herstellern, die gemeinsam die Wiederzulassung von Glyphosat in der EU beantragt hatte, auf beide Studien.<ref>[https://web.archive.org/web/20161219225933/http://www.glyphosat.de/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-glyphosat-haltigen-herbiziden-fallstudien-grossbritannien-und Die wirtschaftliche Bedeutung von Glyphosat-haltigen Herbiziden: Fallstudien in Großbritannien und Deutschland], glyphosat.de vom 10.12.2012, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch die National Farmer’s Union, also der englische Bauernverband, verwendete die Studien in der eigenen Kampagne für den Erhalt von Glyphosat. Dabei wurden die Veröffentlichungen als Forschung einer „unabhängigen“ Beratungsfirma dargestellt, was angesichts der Monsanto-Finanzierung schlicht falsch ist. Nachdem die britischen Zeitung ''Guardian ''die National Farmer’s Union im März angefragt hatte, ergänzte diese nun einen Hinweis auf die Finanzierung durch Monsanto.<ref>[https://www.nfuonline.com/cross-sector/science-and-technology/crop-protection/crop-protection-key-content/glyphosate/glyphosate-key-content/glyphosate-the-basics-our-qa/ Glyphosate - the basics: Our Q&A], nfuonline.com vom 31.03.2017, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref> Auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Glyphosat nutzt eine der beiden Studien als Beleg für die negativen Folgen eines Glyphosat-Verbots. Die Gießener Studien sind in der Wikipedia inzwischen als Monsanto-finanziert gekennzeichnet.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat Glyphosat - Wikipedia], wikipedia.org, abgerufen am 01.04.2020<br /></ref><br /> Ähnlich wie bei den Gießener Studien gibt es bei einer der beiden britischen Studien Auffälligkeiten bei den zugrunde liegenden Daten und Annahmen. Der Aufsatz aus dem Jahr 2010 behandelt die ökonomischen Auswirkungen eines möglichen Glyphosat-Verbots.<ref name="studie" /><br />
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===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81153Monsanto2020-04-01T10:39:21Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81152Monsanto2020-04-01T10:36:45Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===<big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big>===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81151Monsanto2020-04-01T10:35:27Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
=== <big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big> ===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81150Monsanto2020-04-01T10:31:54Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
=== <big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big> ===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], deutsche-wirtschafts-nachrichten.de vom 01.05.2013, abgerufen am 01.04.2020</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], globalresearch.ca vom 19.12.2012, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau], lobbycontrol.de vom 15.12.2009, abgerufen am 01.04.2020</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81149Monsanto2020-04-01T10:27:16Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
=== <big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big> ===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13: Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81148Monsanto2020-04-01T10:25:52Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
=== <big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big> ===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===<big>2016: Tribunal gegen Monsanto</big>===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===<big>2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA</big>===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===<big>2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt</big>===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===<big>2012/13 Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA</big>===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===<big>2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien</big>===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===<big>2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)</big>===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81147Monsanto2020-04-01T10:23:55Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
=== <big>Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat</big> ===<br />
======Debatte auf EU-Ebene======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===2016: Tribunal gegen Monsanto===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===2012/13 Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81146Monsanto2020-04-01T10:23:04Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
=== Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ===<br />
======<small>''' Debatte auf EU-Ebene'''</small> ======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===2016: Tribunal gegen Monsanto===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===2012/13 Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81145Monsanto2020-04-01T10:22:33Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
=== Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ===<br />
======<small> Debatte auf EU-Ebene</small> ======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
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Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
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Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
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Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
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Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
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Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
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Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
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====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===2016: Tribunal gegen Monsanto===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===2012/13 Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81144Monsanto2020-04-01T10:21:15Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
=== Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ===<br />
====== Debatte auf EU-Ebene ======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===2016: Tribunal gegen Monsanto===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===2012/13 Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81143Monsanto2020-04-01T10:20:49Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
== Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ==<br />
====== Debatte auf EU-Ebene ======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===2016: Tribunal gegen Monsanto===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===2012/13 Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81142Monsanto2020-04-01T10:20:00Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat===<br />
====== Debatte auf EU-Ebene ======<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====== Recherchen von LobbyControl ======<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===2016: Tribunal gegen Monsanto===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===2012/13 Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81141Monsanto2020-04-01T10:19:12Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat===<br />
====Debatte auf EU-Ebene====<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====Recherchen von LobbyControl====<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===2016: Tribunal gegen Monsanto===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===2012/13 Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81140Monsanto2020-04-01T10:17:51Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat===<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
====Recherchen von LobbyControl====<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===2016: Tribunal gegen Monsanto===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===2012/13 Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
{{spendenbanner}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Monsanto&diff=81079Monsanto2020-03-25T16:10:33Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxUnternehmen<br />
| Name = Monsanto<br />
| Logo = <br />
| Branche = Agrarindustrie<br />
| Geschäftsfelder = Saatgut, Herbizide<br />
| Hauptsitz = St. Louis, USA<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = 270 Av de Tervuren, Brüssel<br />
| Homepage = [http://www.monsanto.com/Pages/default.aspx monsanto.com] [http://www.monsanto.com/global/de/Pages/default.aspx monsanto.de]<br />
}}<br />
<br />
<br />
'''Monsanto''' war der weltweit größte Agrarkonzern und führende Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Daneben produzierte das Unternehmen vor allem Herbizide. Montsano hatte beste Verbindungen zur US-amerikanischen Regierung einschließlich der Geheimdienste und betrieb mit zweifelhaften Methoden eine aggressive Lobbypolitik.<br />
<br />
Im Juni 2018 ist Monsanto von [[Bayer]] übernommen worden. Mit der Übernahme wird [[Bayer]] zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> [[Bayer]] wird den Namen Monsanto streichen. In einer Presseerklärung von Bayer vom 7.06.2018 wird die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern wie folgt beschrieben:<br />
„''Monsanto wird solange von Bayer unabhängig tätig sein bis Bayer den Verkauf seiner an BASF abzugebenden Geschäfte abgeschlossen hat. In dieser Zeit wird sich nichts ändern, einschließlich des Firmennamens. Auch wird Bayer die Integration von Monsanto erst dann fortsetzen, wenn die Veräußerungen an BASF abgeschlossen sind. Mit Beginn der Integration wird das Unternehmen Bayer heißen. Monsanto-Saatgut und andere Produktmarken (wie DEKALB, Asgrow, etc.) behalten ihre Markennamen und werden Teil des Portfolios von Bayer. Während der Unternehmensname mit Beginn der Integration Bayer sein wird, bleibt die rechtliche Struktur von Monsanto bestehen, bis auch dieser rechtliche Prozess abgeschlossen ist; dies wird mehrere Jahre dauern.''“<ref>[https://www.advancingtogether.com/de/home/ Gemeinsam schaffen wir ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft], advancingtogetehr.com, abgerufen am 13.06.2018</ref><br />
<br />
== Lobbystrategien und Einfluss ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Peter Bleser]], Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, 2011 - 2018 Staatssekretär im [[Bundeslandwirtschaftsministerium]], hat laut Greenpeace 2006 eine Patenschaft für Gen-Mais-Felder von Monsanto übernommen.<ref>[http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2669 Monsanto Greenpeace Magazin 1.07], Webseite greenpeace-magazin, abgerufen am 16.07.2013</ref><br />
<br />
Die MONSANTO Deutschland GmbH ist Fördermitglied des Vereins [[Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung]] (GKB), welcher laut Satzung gemeinnützige Zwecke im Bereich des Natur- und Umweltschutzes verfolgt. Im Vordergrund ständen dabei die ökologischen Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung ohne Pflug<ref>[http://www.gkb-ev.de/foerdermitglieder/foerdermitglieder.html#monsanto Fördermitglieder der GKB e.V.] Webseite GKB, abgerufen am 14.11.2013</ref>, <ref>[http://www.gkb-ev.de/vereinsintern/satzung-2011.pdf Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V. (GKB) SATZUNG] Webseite GKB, abgerufen am 13.11.2013</ref><br />
<br />
Monsanto und weitere Glyphosat-Hersteller sind Mitglieder des [[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband angehört]], dessen Präsident [[Joachim Rukwied]] Vorstandsvorsitzender des Forums ist.<ref>[https://www.muw-nachrichten.de/bauernverbands-praesident-will-weiter-fuer-monsanto-arbeiten/ Bauernverbands-Präsident will weiter für Monsanto arbeiten], muv-nachrichten.de vom 19.08.2016, abgerufen am 29.07.2018</ref><ref>[https://www.forum-moderne-landwirtschaft.de/zusammen-mehr-erreichen Unsere Mitglieder], forum-moderne-landwirtschaft.de, abgerufen am 29.07.2018</ref> Als Interessenvertreter des Forums setzt er sich für die weitere Verwendung von Glyphosat ein. So erklärte er In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, man sei nicht gut beraten, wenn man basierend auf unwissenschaftlichen Angskampagnen etwa Entscheidungen gegen Glyphosat treffe.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-emotionale-kampagne-wissenschaftlich-nicht.694.de.html?dram:article_id=399056 Emotionale Kampagne, wissenschaftlich nicht unterlegt], deutschlandfunk.de vom 25.10.2017, abgerufen am 29.07.2018</ref><br />
<br />
=== Europäische Union (EU) ===<br />
Monsanto ist Mitglied der Verbände [[European Seed Association]] und [[EuropaBio]] sowie Mitglied des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI). Weiterhin ist es in der [[Glyphosat Task Force]] (GFT) aktiv, in der 22 europäische Pflanzenschutzmittel-Unternehmen zusammenarbeiten, die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gestellt haben.<ref>[http://www.glyphosat.de/impressum Impressum], glyphosat.de, abgerufen am 21.12.2017</ref><br />
<br />
Das Europäische Parlament hat Lobbyisten von Monsanto die Zugangsausweise entzogen, weil diese sich geweigert hatten, an einer Anhörung zu den „Monsanto-Papieren“ am 11. Oktober 2017 im Parlament teilzunehmen.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europa-Parlament-entzieht-Monsanto-den-Lobby-Zugang-3846930.html Europa-Parlament entzieht Monsanto den Lobby-Zugang], heise.de vom 29.09.2017, abgerufen am 16.12.2017</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
Monsanto hat gute Kontakte zu US-Geheimdiensten, dem US-Militär, der US-Regierung und privaten Sicherheitsdiensten wie der Firma Blackwater, die im Auftrag der US-Regierung Söldner in den Irak und nach Afghanistan geschickt hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter gelangten in den USA in hohe Regierungsbehörden und Ministerien, in Industrieverbände und an Universitäten. Nach Angaben der Anti-Lobby-Organisation Open Secrets Org haben 2012 19 Monsanto-Lobbyisten teilweise hochrangige Posten in der US-Administration und sogar in Kontrollbehörden eingenommen. Nach den Enthüllungen von Wiki-Leaks hat der damalige US-Botschafter in Paris 2007 der US-Regierung vorgeschlagen, eine Strafliste für die EU-Staaten aufzustellen, die den Anbau von Gentech-Pflanzen amerikanischer Unternehmen verbieten wollen.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14.07.2013</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hilfe-von-us-diplomaten-fuer-monsanto-daemonen-und-depeschen-1.1720712 Dämonen und Depeschen], 13.07.2013, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.07.2013</ref><br />
<br />
===International===<br />
Monsanto ist Kooperationspartner des weltweit aktiven [[Health and Environmental Sciences Institute]] (HESI), einer Tochtergesellschaft des [[International Life Sciences Institute]] (ILSI).<ref>[http://hesiglobal.org/partner/our-partners/ Current Partners], hesiglobal.org, abgerufen am 15.12.2017</ref><br />
<br />
== Fallbeispiele und Kritik ==<br />
<br />
===Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat===<br />
In der EU gibt es eine Debatte, ob und wie der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat reglementiert werden soll.<ref>Zusammenfassung dieser Debatte: [https://www.lobbycontrol.de/2015/06/efsa-bfr-gefaehrden-unsere-gesundheit-zugunsten-der-industrie/ EFSA & BfR gefährden unsere Gesundheit zugunsten der Industrie], LobbyControl, 1.06.2015, zuletzt aufgerufen am 17.07.2015</ref> Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Juli 2015, dass das Geschäftsergebnis von Monsanto maßgeblich vom Verkauf von Glyphosat abhängt. Konzernvertreter griffen deswegen massiv in die wissenschaftliche Debatte ein und kritisierten insbesondere die Glyphosat-kritische Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Unternehmen lässt keine Gelegenheit aus, das Urteil der WHO-Krebsforscher zu diskreditieren. Monsanto-Chef Hugh Grant bezeichnet die Studie gar als 'Junk Science', also als Schrottforschung, und stellt damit die Kompetenz von 17 international anerkannten Toxikologen infrage".<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/monsanto-maechtige-lobby-1.2568849 Monsanto: Mächtige Lobby], Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Monsanto verwies in diesem Zusammenhang auf eine Liste des [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR), welches von der EU mit der Neubewertung der Gefährlichkeit des Unkrautvernichters beauftragt wurde. Nach Auswertung zahlreicher Studien konnte das BfR vorläufig keine Gefährdung durch Glyphosat feststellen. Umweltschützer kritisierten jedoch, dass ausgerechnet im BfR-Gremium zur Bewertung von Pestiziden auch Vertreter der deutschen Chemiekonzerne BASF und Bayer sitzen.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article144015187/Wie-gefaehrlich-ist-C3H8NO5P-wirklich.html Wie gefährlich ist C3H8NO5P wirklich?], Die Welt vom 15.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref> Konzerne also, die ebenfalls beträchtliche Umsätze mit dem Verkauf von Pflanzenschutzmitteln generieren und somit naturgemäß wenig Interesse an einem Verbot von Glyphosat haben. Eine Analyse der Süddeutschen Zeitung kam weiterhin zu dem dem Schluss, dass viele der vom BfR zur Bewertung herangezogenen Studien in Wahrheit Leserbriefe an Fachzeitschriften waren - und dass diese größtenteils von Monsanto-Mitarbeitern verfasst wurden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Sollten die zuständigen EU-Behörden dieser Einschätzung folgen, würde das ein Verbot des Wirkstoffs in der EU nach sich ziehen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-gift-und-geld-1.2568847 Gift und Geld], Süddeutsche Zeitung vom 16.07.2015, zuletzt aufgerufen am 17.7.2015</ref>Das BfR hat im Januar 2015 einen vertraulichen Bericht über Glyphosat angefertigt, zu dem Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang hatten, nicht aber Umweltschutzverbände: [https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_f%C3%BCr_Risikobewertung#2015:_Nur_Monsanto_erh.C3.A4lt_einen_BfR-Bericht_zu_Glyphosat Fallbeispiel]. Am 27. November 2015 haben knapp 100 Wissenschaftler in einem offenen Brief an den EU-Gesundheitskommissar schwere Vorwürfe gegen die EFSA und das BfR erhoben.<ref>[https://drive.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqS3luaGFVM2YxY2c/view?pli=1 Open Letter: Review for the Carcinogenicity of Glyphosate by EFSA und BfR, drive.google.com], abgerufen am 03.12.2015</ref> Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". <ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streit-um-unkrautvernichtungsmittel-wissenschaftler-protestieren-gegen-glyphosat-bewertung-1.2759599 Wissenschaftler protestieren gegen Glyphosat-Bewertung, Süddeutsche.de vom 30.11. 2015], abgerufen am 03.12.2015</ref><br />
<br />
Im März 2016 entschied eine Baumarktkette, glyphosathaltige Spritzmittel aus dem Sortiment zu nehmen.<ref>[https://utopia.de/hornbach-raeumt-auf-mit-glyphosat-und-bienengefaehrdeten-stoffen-13335/ Hornbach verbannt Glyphosat und bienengefährdende Stoffe], Utopia.de, 02.03.2016, zuletzt aufgerufen am 13.04.2016</ref><br />
<br />
Im Juni 2016 wurde bekannt, dass eine Initiative für "mehr Transparenz" des zuständigen EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis mit der Industrie abgesprochen war. Er hatte die Industrie öffentlich dazu aufgefordert, bisher geheime Krebsstudien zu Glyphosat zu veröffentlichen. Darauf reagierten Industrievertreter mit dem Versprechen, Leseräume für diese Studien einzurichten - sie waren zuvor über die Erklärung des Kommissars infomiert. Die entsprechenden Zugangsmöglichkeiten zu den Dokumenten wurden jedoch nicht geschaffen.<ref>[http://www.umweltinstitut.org/presse/presse-details/aspresse/129/glyphosat-absprachen-zwischen-industrie-und-eu-kommission-aufgedeckt.html Glyphosat: Absprachen zwischen Industrie und EU-Kommission aufgedeckt], Deutsches Umweltinstitut München, 16.06. 2016, zuletzt aufgerufen am 23.06.2016</ref><br />
<br />
Nachdem es im EU-Ministerrat zunächst keine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung um weitere zehn Jahre gab, verlängerte die EU-Kommission die einseitig bis Ende 2017. Monasanto kündigte an, in dieser Zeit weiter Lobby- und PR-Arbeit für den Einsatz von Glyphosat zu machen.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Glyphosat-Kommission-verlaengert-Zulassung-bis-2017-3816552.html Glyphosat: Kommission verlängert Zulassung bis 2017],Webseite "Top-Agrar", 29.06.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref> Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkel]] (CDU) sprach sich im August für den weiteren Einsatz aus.<ref>[http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Merkel-spricht-sich-oeffentlich-fuer-Glyphosat-aus-4286491.html Merkel spricht sich öffentlich für Glyphosat aus], Webseite "Top-Agrar", 19.08.2016, zuletzt aufgerufen am 30.08.2016</ref><br />
<br />
Im März 2017 veröffentlichte die [[Europäische Chemikalienagentur|Europäische Chemikalienagentur]] ECHA eine Studie, nach der Glyphosat nicht krebserregend ist.<ref>[http://www.finanztreff.de/news/echa-gutachten-unkrautvernichter-glyphosat-nicht-krebserregend/11962727 Echa-Gutachten: Unkrautuvernichter Glyphosat nicht krebserrend], 15.03.2017, finanztreff.de, abgerufen am 17.03.2017</ref><ref>[https://www.echa.europa.eu/-/glyphosate-not-classified-as-a-carcinogen-by-echa Glyphosate not classified as a carcigonen by ECHA], 15.03.2017, echa.europa.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Die ECHA bewertete dabei jedoch nur die inhärente Gefährlichkeit von Glyphosat und nicht die mit den einzelnen Verwendungen verbundenen Risiken.<ref>[https://echa.europa.eu/de/-/glyphosate Glyphosat], echa.europa.eu, abgerufen am 17.03.2017</ref> Fast gleichzeitig berichtete die New York Times darüber, wie Monsanto in der Vergangenheit und hinter den Kulissen Einfluss auf einzelne Wissenschaftler und auf die amerikanische Behörde EPA genommen haben soll.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/glyphosat-monsanto-soll-glyphosat-studien-beeinflusst-haben-1.3420577 Monsanto soll Glyphosat-Studien beeinflusst haben], 15.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> So soll Monsanto im Verborgenen an Studien mitgearbeitet haben, die später als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler ausgegeben worden seien. Ein weiterer Vorwurf lautet, das Unternehmen habe gezielt darauf hingewirkt, eine eigenständige Untersuchung des Unkrautvernichters durch das US-Gesundheitsministerium zu verhindern. Der Bericht beruht auf Dokumenten aus einem Gerichtsverfahren. Gleichwohl bestreitet Monsanto die Vorwürfe. Die amerikanischen und die europäischen Aufsichtsbehörden verlassen sich ohnehin im Wesentlichen auf Studien der Hersteller, die selbst unabhängige Forscher mit der Begründung nicht einsehen dürfen, dass Geschäftsgeheimnisse betroffen seien.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-ein-mittel-zur-vernichtung-von-unkraut-und-vertrauen-1.3422424 Ein Mittel zur Vernichtung von Unkraut und Vertrauen], 16.03.2017, sueddeutsche.de, abgerufen am 17.03.2017</ref> Studien unabhängiger Forscher spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
<br />
Im Mai 2017 schlug die EU-Kommission den Mitgliedstaaten schließlich vor, die Zulassung um weitere 10 Jahre zu verlängern.<ref>[http://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/eu-kommission-fuer-glyphosat-zulassung-100.html Umstrittenes Pflanzengift EU-Kommission für erneute Zulassung von Glyphosat], mdr.de, 17. Mai 2017, zuletzt aufgerufen am 17.5.2017</ref> Am 27. November 2017 hat eine Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere 5 Jahre zugestimmt. Den Ausschlag gab dabei das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung, die sich bei früheren Abstimmungen enthalten hatte, weil die zuständigen Minister Christian Schmidt (CSU) und Barbara Hendricks (SPD) sich nicht einig waren. Dieses Mal setzte sich Landwirtschaftsminister Schmidt jedoch ohne Abstimmung mit der Bundeskanzlerin und gegen den Widerspruch von Umweltministerin Hendricks über die Geschäftsordnung der Bundesregierung hinweg und stimmte eigenmächtig der Verlängerung zu.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-unkrautvernichter-ruege-von-merkel-schmidt-hat-sich-bei-glyphosat-nicht-an-weisung-gehalten-1.3769051Rüge von Merkel: Schmidt hat sich bei Glyphosat nicht an Weisung gehalten], sueddeutsche.de vom 28.11.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref><br />
<br />
Laut einem Bericht des "Spiegel" unterstützt die Bundesregierung die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde [[EFSA]] bei dem Versuch, die Veröffentlichung von Studien über Glyphosat zu verhindern.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/glyphosat-bundesregierung-hilft-vor-eugh-bei-studien-geheimhaltung-a-1182223.html Bundesregierung hilft bei Geheimhaltung von Glyphosat-Studien], spiegel.de vom 07.12.2017, abgerufen am 07.12.2017</ref> Die [[EFSA]] begründet - wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) - die Geheimhaltung der Studien damit, dass eine Veröffentlichung die Geschäftsinteressen der Urheber Monsanto und Cheminova gefährdet und damit geltendes EU-Recht verletzt hätte. Vier grüne Europapabgeordnete hatten die [[EFSA]] daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit dem Argument verklagt, bei den Studien handele es sich um Umweltinformationen, die veröffentlicht werden müssten, selbst wenn Interessen von Unternehmen betroffen seien. Zudem sei das öffentliche Interesse in diesem Fall höher einzustufen. Die Bundesregierung ist dem Verfahren beigetreten - auf Seiten der [[EFSA]] und der Chemiekonzerne.<br />
<br />
Im August 2018 verurteilte ein US-Gericht Monsanto zur Zahlung von 285 Mio. $ (knapp 250 Mio. Euro) Schmerzensgeld, weil Glyphosat Krebs verursacht haben soll.<ref>[https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Gericht-Glyphosat-verursacht-Krebs-article20567885.html Millionenstrafe gegen Monsanto], n-tv.de vom 11.08.2018, abgerufen am 13.08.2018</ref> Bayer will in Berufung gehen.<br />
<br />
2019 ergaben Recherchen von LobbyControl, dass zwei vermeintlich unabhängige Studien des Instituts für Agribusiness aus Gießen, die in die Wissenschaftswelt eingespeist wurden, von Monsanto finanziert waren. Nach einer ersten Anfrage durch LobbyControl, ob zwei Studien aus den Jahren 2011 und 2015 von Monsanto finanziert seien, stellte der Leiter des Instituts, Prof. P. Michael Schmitz klar, dass die Studien aus eigenem Forschungsinteresse und ohne Finanzierung durch Dritte erfolgt seien. Beide Studien warnten vor Milliardenschäden durch ein mögliches Glyphosat-Verbot und betonten den ökologischen Nutzen von Glyphosat für die Landwirtschaft. <br /> Bayer hat als neuer Monsanto-Eigentümer inzwischen eingeräumt, dass die Studien von Monsanto in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurden. Das Unternehmen habe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studien zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer. <br /> Brisant ist der Vorfall auch deshalb, weil die Studien Eingang in entsprechende Fachliteratur fanden. So waren sie zum Beispiel in zwei Aufsätzen im Journal für Kulturpflanzen, einer vom Julius-Kühn-Institut herausgegebenen Zeitschrift, zu lesen. Es handelt sich dabei um ein Bundesforschungsinstitut, das dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet ist. Die Aufsätze wurden darin von den Autoren unter dem Namen "Universität Gießen" geschrieben und erzeugten so den Eindruck universitärer Forschung zu entstammen. Und das, obwohl zwischen der Universität Gießen und dem Institut für Agribusiness keine formale Verbindung existiert. So wurde die eigentliche Herkunft der Aufsätze verschleiert. Die Gießener Studien wurden dabei in der jahrelangen Auseinandersetzung über einer Wiederzulassung von Glyphosat in der EU von Hersteller-Unternehmen als unabhängige wissenschaftliche Studien dargestellt und genutzt. Jedoch nur, um zu untermauern, dass ein landwirtschaftlicher Nutzen vorliege, da ein Verbot wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Zur Debatte über Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt konnten die Studien keinen Beitrag leisten. Dass die Studien in die Debatten rund um Glyphosat eingebracht wurden, zeigt zum Beispiel der Eingang in eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine Lobby-Plattform der Glyphosat-Hersteller. Auf europäischer Ebene bezog sich das europäisches Pendant, die Glyphosate Task Force, mehrfach auf die Gießener Studien und die daraus entstandenen Fachartikel. Dazu kommt, dass diese Studien irreführend verwendet wurden. So wird in der Broschüre „Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat“ der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat unter Bezugnahme auf die Studien des Institut für Agribusiness die Behauptung aufgestellt, „Experten“ würden die wirtschaftlichen Schaden eines Glyphosat-Verbots für die EU auf bis zu 4 Milliarden US-Dollar schätzen. Die EU müsse ohne Glyphosat 6,3 Mio. t Weizen importieren.<ref>[https://web.archive.org/web/20160318053939/https://www.glyphosat.de/system/files/sidebox-files/glyphosat_screen_4mb_0.pdf Pflanzenschutz mit dem Wirkstoff Glyphosat], Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Diese Zahlen entstammen dem Szenario der Studie, das von einem Ertragsrückgang von 20% ohne Glyphosat ausgeht. Die Autoren bezeichnen das selbst als das extremste Szenario. Realistisch halten sie ein Szenario von -5%. In diesem Fall würde die EU laut der eigenen Studie 3,7 Mio. t Weizen exportieren. Die Aussage wäre damit eine ganz andere. Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat erwähnt mit keinem Wort, dass ihre Zahlen aus dem unwahrscheinlichen Extrem-Szenario kommen. Dieser Umgang mit der Studie ist irreführend.<br /> Auch in Medien und Politik konnten die Studien vordringen. So fanden sie ihren Weg in den Glyphosat-Artikel der deutschen Wikipedia sowie in eine Literaturliste des Bundestages zu Glyphosat. Auch in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2015<ref>[https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/glyphosat-unkrautvernichter-krebs-landwirtschaft-ertraege-monsanto/komplettansicht#comments Gift für mehr Wachstum], zeit.de vom 06.08.2015, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> wird explizit auf eine der von Monsanto finanzierten Studien zurückgegriffen, in Form des Artikels aus dem Journal für Kulturpflanzen. Entsprechend der Angabe im Artikel, schreibt die Journalistin die Studienergebnisse direkt der Universität Gießen zu. Die LeserInnen des Artikels erfahren also nicht die eigentliche Herkunft der Studie. In einem weiteren Fall, bezog sich im Jahr 2011 die damalige agrarpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag während einer Debatte auf die "Untersuchungen der Universität Gießen", die gezeigt hätten, dass „ein Verbot von Glyphosat einerseits aus Sicht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre und andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenhöhe führen würde“.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/17/17149.pdf Plenarprotokoll 17/149], dipbt.bundestag.de vom 15.12.2011, abgerufen am 24.03.2020<br /></ref> Dass sie sich dabei auf von Monsanto finanzierte Studien bezog, war ihr vermutlich nicht bewusst.<br /> Der Konzern Monsanto steht seit längerem in der Kritik, weil er sich mit aggressiven Lobbytechniken für die weitere Zulassung von Glyphosat einsetzt. Dazu gehört die Inszenierung von Unterstützerkampagnen über PR-Agenturen sowie die intransparente Finanzierung von Wissenschaftlern. Dabei zeigt ein Mailwechsel eines Wissenschaftlers mit Monsanto, warum externe Wissenschaftler für das Unternehmen so wichtig waren. In einer Mail schlug Kevin Folta von der University of Florida einer Monsanto-Lobbyistin vor, in der Öffentlichkeit doch mit „farming mothers“, also Bäuerinnen mit Kindern zu werben. Aber die Lobbyistin widersprach: Die Umfragen von Monsanto würden zeigen, dass nichts so gut wirke wie ein „credible third party scientist“. Also ein glaubwürdiger Wissenschaftler, der als dritte Partei fungiert und wahrgenommen wird, möglichst unabhängig von Monsanto.<ref>[https://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], nytimes.com vom 05.09.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Wie aus einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT hervorgeht, widersprach Monsanto auf Nachfrage von ZEIT ONLINE den Anschuldigungen. Das Unternehmen arbeite transparent und „hat seine Rolle in wissenschaftlichen Kollaborationen immer vollständig eingeräumt“.<ref>[https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission Hat Monsanto Wissenschaftler gekauft?], zeit.de vom 11.10.2017, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Unsere Recherchen zeigen das Gegenteil. Diese „third party“-Strategie steckt offensichtlich auch hinter den Gießener Studien.<br /> Mit dem neuen Fall gibt es nun klare Belege, dass Monsanto auch in Deutschland in größerem Umfang Wissenschaftler finanziert und deren Forschungsergebnisse zu Lobbyzwecken verwendet hat, ohne die eigene Beteiligung daran offenzulegen. <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/#pk_campaign=20191205&pk_content=a&pk_source=nl Verdeckte Finanzierung], lobbycontrol.de vom 05.12.2019</ref><br />
<br />
===2016: Tribunal gegen Monsanto===<br />
Zwischen dem 14. und dem 16. Oktober 2016 fand in Den Haag, Niederlande, das [http://de.monsantotribunal.org/main.php?obj_id=407142154 Monsanto Tribunal] statt. Dieses bezeichnet sich als eine internationale zivilgesellschaftliche Initiative, um Monsanto für Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Ökozid zur Verantwortung zu ziehen. Angesehene Richter hätten Zeugenberichte von Opfern gehört und würden ein Gutachten für weitere Vorgehen des Internationalen Gerichtshofes liefern. Am 18. April 2017 stellte die Gruppe ein umfangreichen Abschlussbericht vor, in dem die Geschäftspolitik des Konzerns heftig kritisiert wurde: dies betraf auch den Einfluss auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse.<ref>[http://de.monsantotribunal.org/upload/asset_cache/189791450.pdf International Monsanto Tribunal: Advisory Opinion (pdf)], http://de.monsantotribunal.org, 18. April 2017, abgerufen am 17.05.2017</ref><br />
<br />
===2015: Enthüllung einer PR-Kampagne von Monsanto mit kooperationswilligen Wissenschaftlern in den USA===<br />
Nach einem Bericht der „New York Times“ hat Monsanto in den USA Wissenschaftler in eine Kampagne zur Förderung gentechnisch veränderter Lebensmittel eingebunden, mit deren Durchführung das PR-Unternehmen [[Ketchum]] beauftragt wurde.<ref>[http://www.nytimes.com/2015/09/06/us/food-industry-enlisted-academics-in-gmo-lobbying-war-emails-show.html?_r=0 Eric Lipton: Food Industry Enlisted Academics in G.M.O. Lobbying War, Emails Show], New York Times vom 05.09.2015, nytimes.com, abgerufen am 15.06.2016</ref> Die diesbezüglichen Aktivitäten von Monsanto, der Biotechnolgy Industry Organisation und der Grocery Manufacturers Association sind in Tausenden von email-Seiten dokumentiert. <br />
<br />
Wissenschaftler sind nach dem Bericht für die Lobby eine wichtige Zielgruppe, weil sie als unparteiisch und kompetent gelten und deshalb großen Einfluss auf die öffentliche Meinung sowie Politiker und Regulierer haben. Ein Teil der Wissenschaftler hat finanzielle Zuwendungen erhalten, anderen wurden Reisen nach Washington bezahlt, um dort die Interessen der Industrie zu vertreten. Weiterhin hat die Biotech-Indusrie Dutzende von Artikeln unter dem Namen prominenter Akademiker veröffentlicht, die von Beratern der Industrie verfasst worden sind.<br />
<br />
===2013: Freihandelsabkommen und Gentech-Markt===<br />
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, [[Transatlantic Trade and Investment Partnership]] (TTIP), geht es auch um die Marktöffnung für genmanipulierte Pflanzen und hormonbehandeltes Rindfleisch. Chefverhandler der US-Regierung für den Bereich Landwirtschaft ist Islam Siddiqui, der von 2001 bis 2008 als registrierter Lobbyist den Branchenverband [[CropLife America]] vertrat, in dem auch Monsanto Mitglied ist.<ref>Marianne Falck, Hans Leyendecker, Silvia Liebrich: Der unheimliche Konzern Monsanto - von "Agent Orange" zum genmanipulierten Mais, Süddeutsche Zeitung vom 13./14. Juli 2013</ref><br />
<br />
===2012/13 Kampagne gegen eine Gentechnik-Kennzeichnung in den USA===<br />
Monsanto und weitere Unternehmen sowie der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA betreiben in den USA eine Medienkampagne, um die Einführung einer gesetzlichen Kennzeichung von Gentechnik in Lebensmitteln über Volksabstimmungen zu verhindern. Insgesamt investierten sie in den Jahren 2012/2013 17 Mio. Dollar, um Stimmung gegen entsprechende Gesetze in den Bundesstaaten Kalifornien und Washington zu machen. Im Bundesstaat Washington hat der Verband auf Druck der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, welche Mitglieder sich mit welchen Beträgen an der Kampagne beteiligen. Danach gab allein Monsanto ca. 4,6 Mio. Dollar aus, um eine Kennzeichnungspflicht zu verhindern.<ref>Silvia Liebrich: Nur ja keine Transparenz Monsanto, Bayer und BASF geben Millionen aus, um Gentechnik-Label zu verhindern, Süddeutsche Zeitung vom 23.10.2013</ref><br />
<br />
===2012: Einflussnahme auf wissenschaftliche Studien===<br />
2012 hatte ein Team um den Wissenschaftler [[Gilles-Eric Séralini]] herausgefunden, dass Stoffe in einer von Monsanto gentechnisch manipulierten Mais-Sorte im Langzeit-Test bei Ratten zu einer erheblich größeren Häufigkeit von aggressivem Krebs führten. Die EU hatte den Mais zugelassen. Die Zulassung beruhte auf einer anderen wissenschaftlichen Studie, die nur die Ergebnisse von 90 Tagen untersuchte. Die Studie, mit der die EU-Entscheidung wissenschaftlich belegt worden war, war im Auftrag von Monsanto erstellt worden. Nachdem die Séralini-Studie bekannt wurde, bestritt die EU-Kommission in einer Pressemitteilung, dass die Studie wissenschaftlich sei. Wenig später wurde die Studie nach dem obligaten Procedere in einem angesehen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. Gleichwohl erklärte die EU, dass sie keinen Grund sehe, die Zulassung für den Gen-Mais von Monsanto zu widerrufen.<br />
<br />
Quelle: <ref>[http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/01/lebensmittel-wie-monsanto-heimlich-die-eu-unterwandert/ Saatgut Lebensmittel: Wie Monsanto heimlich die EU unterwandert, 01.05.2013, aktualisiert am 05.05. 2013], Webseite Deutsche Wirtschafts Nachrichten, abgerufen am 17.07.2013</ref> <ref>[http://www.globalresearch.ca/stench-of-eu-corruption-in-monsanto-gmo-whitewash/5316294 William Engdahl: Cancer of Corruption, Seeds of Destruction: The Monsanto GMO Whitewash, 19.12.2012], Website GlobalResearch, abgerufen am 17. 07.2013</ref><br />
<br />
===2009: Verleihung des "Angry Mermaid Award" (Preis der wütenden Meerjungfrau)===<br />
Im Jahr 2009 wurde der von Attac Dänemark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch organisierte Preis für irreführendes Konzern-Lobbying nach einer Online-Abstimmung an Monsanto vergeben. Monsanto war nominiert worden, weil das Unternehmen genmanipuliertes Saatgut wie die Soja-Bohne „RoundupReady“ in aggressiver Weise als Mittel zur Lösung der Klimaproblematik ins Gespräch brachte. In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitete ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. <br />
Quelle: <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2009/12/monsanto-gewinnt-den-preis-der-wutenden-meerjungfrau/ Kommentar Ulrich Müller 15.12.2009: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau],Webseite Lobbycontrol, abgerufen am 15.07.2013</ref><br />
<br />
== Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen==<br />
Monsanto stellte im Wesentlichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel - u.a. das umstrittene Glyphosat - her. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in den USA. Der Konzern hatte 2015 einen Umsatz von ca. 15 Mrd. US-Dollar und beschäftigt ca. 22.500 Mitarbeiter. In Deutschland war der Konzern über die Monsanto Agrar Deutschland GmH mit Sitz in Düsseldorf in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut, Gemüsesaatgut und Biotechnologie tätig.<br />
<br />
Chairman und Chief Executive Officer war<br />
*[[Hugh Grant]]<br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* [https://www.global2000.at/sites/global/files/Glyphosat_Gekaufte_Wissenschaft-D.pdf Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten, März 2017]<br />
* Eintrag zu [http://www.corporatewatch.org.uk/?lid=208 Monsanto bei Corporate Watch, UK]<br />
* Eintrag zu [http://www.corpwatch.org/article.php?id=4088 Monsanto bei CorpWatch, USA]<br />
* Marie-Monique Robin (2008): Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert<br />
* Klaus Werner-Lobo, Hans Weiss (2010): Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, aktualisierte Auflage, Eintrag: Monsanto<br />
<br />
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<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]<br />
[[Kategorie:Gentechnik]]</div>Lucashttps://lobbypedia.de/w/index.php?title=Bayer&diff=81077Bayer2020-03-25T15:58:18Z<p>Lucas: </p>
<hr />
<div>{{BoxOrganisation<br />
| Name = Bayer AG<br />
| Logo = <br />
| Rechtsform = Aktiengesellschaft<br />
| Tätigkeitsbereich = Chemie- & Pharmabranche<br />
| Gründungsdatum = 1863<br />
| Hauptsitz = Leverkusen<br />
| Lobbybüro Deutschland = <br />
| Lobbybüro EU = <br />
| Homepage = [http://www.bayer.de bayer.de]<br />
}}<br />
<br />
Bayer bezeichnet sich als Life-Science-Unternehmen mit Kernkompetenzen auf den Gebieten Gesundheit und Agrarwirtschaft.<ref>[https://www.bayer.de/de/profil-und-organisation.aspx Profil und Organisation], bayer,de, abgerufen am 11.03.2019</ref> Mit der Übernahme von [[Monsanto]] im Juni 2018 ist Bayer zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut geworden.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bayer-monsanto-1.4001022 Bayer streicht den Namen Monsanto], sueddeutsche.de vom 04.06.2018, abgerufen am 08.06.2018</ref> Bayer wird den Namen Monsanto nicht fortführen.<br />
<br />
==Lobbyarbeit: Struktur und Strategien==<br />
Für die Lobbyarbeit unterhält Bayer Verbindungsbüros in Berlin, Brüssel, Washington, Moskau, Brasilia und Peking. Veröffentlicht werden Angaben zu Kosten, Mitarbeiterzahl und sonstigen im jeweiligen Land gesetzlich vorgeschriebenen Daten, wie z. B. in den Transparenzregistern der EU oder des US-Kongresses. Nach eigenen Angaben geht Bayer weit über die gesetzlich vorgeschriebenen Angaben hinaus und veröffentlicht auch Daten für Länder wie etwa Deutschland, in denen keine gesetzliche Publizitätspflicht besteht.<ref>[https://www.bayer.de/de/politisches-engagement.aspx Unsere politischen Grundsätze und Positionen], bayer.de, abgerufen am 11.03.2019</ref> 2018 beliefen sich die Kosten für die Verbindungsbüros (ohne das erworbene Agrargeschäft) in Berlin auf 1,31 Mio. Euro, in Brüssel auf 3,3 Mio. Euro, in Washington auf 7 Mio. Euro, in Moskau auf 0,33 Mio. Euro, in Moskau auf 0,35 Mio. Euro und in Peking auf 0,98 Mio. Euro. Im Berichtsjahr hat Bayer nach eigenen Angaben keine direkten Spenden an politische Parteien, Politiker oder Kandidaten für ein politisches Amt geleistet. <br />
<br />
Ein Mitarbeiter von Bayer Crop Science ist Mitglied in der Kommission "Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände" des [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR). (Stand: März 2019)<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/mitglieder_der_bfr_kommission_fuer_pflanzenschutzmittel_und_ihre_rueckstaende-189320.html Mitglieder der BfR-Kommission für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände] Webseite BfR, abgerufen am 12.03.2019</ref><br />
<br />
===Transparenz===<br />
Mit der 2017 ins Leben gerufenen Transparenz-Initiative verpflichtet sich Bayer, Forschungsdaten zur Sicherheit seiner Pflanzenschutzmittel öffentlich zugänglich zu machen.<ref>[https://www.cropscience-transparency.bayer.com Transparenz-Initiative], bayer.de, abgerufen am 11.03.2019</ref> Weiterhin werden die Kosten der Lobbyarbeit für die Länder veröffentlicht, in denen Bayer Verbindungsbüros unterhält.<br />
<br />
===Beziehungen zu Verbänden/Denkfabriken/Instituten===<br />
Bayer ist Mitglied/Förderer der folgenden Organisationen:<br />
*[[Verband Forschender Arzneimittelhersteller]] (vfa)<br />
*[[Verband der Chemischen Industrie]] (VCI)<br />
*[[Forum Moderne Landwirtschaft]], dem neben Glyphosat-Herstellern auch der [[Deutscher Bauernverband|Deutsche Bauernverband]] angehört. Vorstandsvorsitzender des Forums ist Bauernverbandspräsident [[Joachim Rukwied]] (Stand: Juli 2018) <br />
*[[Industrieverband Agrar]] (Interessenverband der Pflanzenschutz- und Düngemittelindustrie)<br />
*[[Forum für Zukunftsenergien]]<br />
*[[European Chemical Industry Council]] (CEFIC)<br />
*[[European Crop Protection Association]] (ECPA)<br />
*[[European Risk Forum]]<br />
*[[EuropaBio]]<br />
*[[Businesseurope]]<br />
*[[European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations]] (EFPIA)<br />
*[[World Energy Council]]<br />
*[[Humboldt Forum for Food and Agriculture]]<br />
<br />
==Fallbeispiele und Kritik==<br />
===2015: Gefälschte Postings in sozialen Medien (Österreich)===<br />
Am 10. September 2015 hat der österreichische Ethik-Rat für Public Relations eine Rüge gegen den Pharmakonzern BAYER und sechs weitere Unternehmen „wegen planmäßiger Täuschung von Userinnen und Usern in großem Stil durch gefälschte Postings“ ausgesprochen. Ausgeführt wurden diese von der Agentur [[mhoch3]].<ref>[http://www.cbgnetwork.org/6306.html Gefälschte Postings: Ethik-Rat rügt BAYER], Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), 10. September 2015, zuletzt aufgerufen am 11.9.2015</ref><br />
"In seiner Begründung führt der Rat an, dass von professionellen Auftraggebern dieser Größe und Bedeutung zu erwarten gewesen wäre, dass der Modus der Auftragserfüllung bereits vor Auftragserteilung inhaltlich und ethisch hinterfragt wird. Das gilt vor allem für ein Unternehmen im sensiblen Gesundheitsbereich, das besonders strengen Regelungen – auch hinsichtlich der Kommunikation – unterliegt. Die jahrelange und weitreichende Zusammenarbeit mit mhoch3 in sensiblen Themenbereichen wie der Debatte über die umstrittene Hormonspirale Mirena ist daher scharf zu kritisieren."<ref>[http://www.prethikrat.at/fileadmin/prethikrat/img/Presseaussendungen/prethikrat-beschwerden/20150910_Verfahren_gegen_mhoch3_Presseinfo.pdf PR-Ethik-Rat rügt Agentur mhoch3 und sieben Kunden. Planmäßige Täuschung von Online-User/innen durch gefälschte Postings], Österreichischer Ethik-Rat für Public Relations (PDF), 10. September 2015, zuletzt aufgerufen am 11.9.2015</ref><br />
<br />
===2015: Intransparente Hochschulkooperation===<br />
Im August 2015 entschied das Oberverwaltungsgericht Münster, dass Bayer keine Einsicht in seinen Kooperationsvertrag mit der Universität zu Köln gewähren muss. Kritiker hatten unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz gefordert, dass Universität und Unternehmen ihren Geheimvertrag offenlegen. Befürchtungen über Auftragsforschungen oder die Vertuschung von Ergebnissen, die sich negativ auf das Unternehmen auswirken könnten, konnten so weder Bayer noch die Universität glaubhaft ausräumen.<ref>[https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/urteil-zum-geheimvertrag-zwischen-der-uni-koeln-und-bayer-a-1048618.html Uni Köln und Bayer dürfen Vertrag geheim halten], spiegel.de vom 18.08.2015, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref> Auch die Frage nach der kommerziellen Verwertung von Forschungsergebnissen und Patenten ist unklar.<br />
<br />
===2019: Recherchen von LobbyControl zu Glyphosat-Studien===<br />
Im Dezember 2019 veröffentlichte LobbyControl Recherchen, nach denen [[Monsanto]] Glyphosat-Studien in Deutschland über das Insitut für Agribusiness aus Gießen [[Monsanto#Kontroverse um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat|verdeckt finanzierte und für die eigene Lobbyarbeit einsetzte]]. Bayer gestand kurz darauf die Finanzierung der Studien durch Monsanto ein und sagte außerdem, dass intransparente Wissenschaftsfinanzierung ihren ethischen Standards widerspräche. Es kündigte ein Kooperationsregister an, in dem alle Forschungskooperationen einschließlich wissenschaftlicher Aufsätze verzeichnet werden sollen. Dies sei Teil ihrer neuen Statuten im Umgang mit Öffentlichkeit und Politik.<ref name="lobbycontrol2">[https://www.lobbycontrol.de/2020/03/monsanto-noch-mehr-unsaubere-glyphosat-studien/ Monsanto: noch mehr unsaubere Glyphosat-Studien], lobbycontrol.de vom 12.03.2020, abgerufen am 25.03.2020</ref> <br />Bereits im Dezember erfolgte eine Anfrage durch LobbyControl, inwiefern Monsanto beziehungsweise Bayer neben den Gießener Studien weitere zu Glyphosat in Auftrag gegeben haben. Darauf erhielt LobbyControl zunächst keine Antwort. Erst auf mehrmaliges Nachhaken zu einzelnen Studien, räumte Bayer ein, dass auch ähnliche Studien der Beratungsfirma RSK Adas in Großbritannien von Monsanto finanziert wurden. Bayer hat nach eigener Auskunft inzwischen neue sozioökonomische Studien bei jenem britischen Beratungsinstitut in Auftrag gegeben. Diese sind für das laufende Verfahren um eine Verlängerung der europäischen Glyphosat-Zulassung 2022 gedacht. Sie sollen dann als „Bayer on behalf of the Glyphosate Renewal Group“ gekennzeichnet werden („Bayer im Namen der Glyphosate Renewal Group“). Bayer rückt damit zumindest an dieser Stelle von der intransparenten Lobbystrategie Monsantos ab. Bei der Aufarbeitung der Fälle aus der Vergangenheit zeigte sich Bayer allerdings weniger transparent und bestätigte vor allem das, was kaum noch abzustreiten war. Auf weitergehende Fragen hieß es oft nur, es lägen ihnen keine Informationen vor.<ref name="lobbycontrol2" /> Das betrifft etwa die Verwicklung von Bayer CropScience selbst in das Institut für Agribusiness, das private Institut eines Gießener Universitätsprofessors, welches die von Monsanto finanzierten Studien durchführte. Bayer war in das Institut involviert und es bleibt deshalb fraglich, ob sie von diesen unsauberen Methoden Monsantos tatsächlich nichts gewusst haben. So war Bayer CropScience im Vorstand des Trägervereins des Instituts für Agribusiness (IAB) vertreten und arbeitete mit diesem sowie mit Prof. Schmitz zusammen. Zwischen 2006 und 2016 gab Bayer CropScience dort sechs Studienprojekte in Auftrag, es flossen 63.000 Euro. Bayer CropScience betont nach außen, dass es sich für Transparenz einsetze und hohe ethische Maßstäbe an sich und seine Partner anlege, hat bislang aber nicht darauf geantwortet, ob es diese Standards beim Institut für Agribusiness für gegeben hält. Auch weitergehende Fragen zur Rolle von Bayer CropScience blieben ohne Antwort.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/ Verdeckte Finanzierung: Monsantos Lobbystudien zu Glyphosat], lobbycontrol.de vom 05.12.2019, abgerufen am 25.03.2020<br /></ref><br />
<br />
===Lobbyisten in Ministerien===<br />
* [[Lobbyisten_im_Bundesministerium_f%c3%bcr_Umwelt,_Naturschutz_und_Reaktorsicherheit#Bayer|Lobbyist im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit]]<br />
<br />
* [[Lobbyisten_im_Bundesministerium_f%c3%bcr_Wirtschaft_und_Technologie#Bayer|Lobbyisten im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie]]<br />
<br />
==Struktur und Geschäftsfelder==<br />
===Tätigkeitsgebiete===<br />
*Bayer Health Care (Arzneimittel und medizinische Produkte)<br />
*Bayer CropScience (Pflanzenschutz, Saatgut, Schädlingsbekämpfung im nicht-landwirtschaftlichen Bereich)<br />
*Bayer Material Science (hochwertige Polymer-Werkstoffe)<br />
<br />
==Kurzdarstellung und Geschichte==<br />
Die Bayer AG ist die Holding-Gesellschaft des 1883 gegründeten Unternehmens, das 1925 in der I.G. Farben aufging. 195o wurde das Unternehmen neu aufgebaut. 2005 wurden im Zuge der Neuorganisation des Bayer-Konzerns die meisten der Chemie- und ca. ein Drittel der Kunststoffaktivitäten ausgegliedert und in den neu gegründeten [[Lanxess]]-Konzern überführt.<br />
<br />
2002 erhielt die Bayer AG den Negativpreis BigBrotherAward von dem Verein Digitalcourage. Laut Digitalcourage e.V. bekam das Unternehmen den Preis weil Auszubildende einem Drogentest unterzogen werden sollten.<ref>[https://bigbrotherawards.de/2002 bigbrotherawards.de]Preisträger 2002, abgerufen am 09.05.2017</ref><br />
<br />
== Weiterführende Informationen ==<br />
* Die Webseite des Vereins [http://www.cbgnetwork.org/1.html Coordination gegen BAYER-Gefahren] bietet viele Informationen über die Geschäftspolitik des Konzerns.<br />
<br />
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== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Lobbyisten in Ministerien]]<br />
[[Kategorie:Pharma]]<br />
[[Kategorie:Chemie]]<br />
[[Kategorie:Unternehmen]]</div>Lucas