European Business School: Unterschied zwischen den Versionen

(Einfluss der Spender)
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European Business School (EBS)
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Rechtsform GmbH
Tätigkeitsbereich Universität für Wirtschaft und Recht
Gründungsdatum 1971
Hauptsitz Wiesbaden
Lobbybüro
Lobbybüro EU
Webadresse [1]


Die im Sommer 2010 aus der European Business School University (EBS), Schloss Reichartshausen, entstandene EBS Universität für Wirtschaft und Recht (i.G.) GmbH ist die erste Wirtschaftsuniversität in Deutschland.[1] Sie unterhält die EBS Business School und die EBS Law School, an denen im Frühjahr 2011 mehr als 100 Professoren ca. 1200 Studenten unterrichteten. Die Studiengebühren betragen ca. 11.000 Euro pro Jahr [2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 1971 in Offenbach gegründete European Business School zog 1980 von Offenbach ins Schloss Reichartshausen, Oestrich-Winkel, um.[3] 1989/92 wurde sie als Wissenschaftliche Hochschule anerkannt. 2005 wurde der zweite Standort in Wiesbaden-Schierstein bezogen. 2006 wurden die Programme internationalisiert (Bachelor, Master, MBA, EMBA) und durchgehend in englischer Sprache unterrichtet. 2010 expandierte die EBS mit der Gründung der EBS Law School zur EBS Universität für Wirtschaft und Recht i.Gr. Die Universitätsleitung und die Law School zogen ins Atriumhaus, Wiesbaden, ein.

Universitätsleitung/Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschäfte der EBS Universität für Wirtschaft und Recht (i.G.) gGmbH führen der Präsident in seiner Eigenschaft als akademischer Geschäftsführer und CEO, der Kanzler/Geschäftsführer sowie die Deans/Geschäftsführer der EBS Business School und der EBS Law School.[4] Präsident/CEO war bis vor kurzem Prof. Christofer Jahns. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Dr. Hellmut K. Albrecht (Aufsichtsratsvorsitzender der Hugo Boss AG) und John Jetter (JPMorgan).

Alleinige Gesellschafterin der EBS Universität für Wirtschaft und Recht (i.G.) gGmbH ist die gemeinnützige Stiftung zur Förderung der European Business School, die Zuschüsse zu den Kosten der Lehre und Forschung sowie den Kosten der Sachmittel leistet sowie die Öffentlichkeitsarbeit und Spendensammlungen durchführt. Vorsitzender des Vorstands der Stiftung ist Prof. Karlheinz Hornung, Präsident Deutsches Aktieninstitut e.V., sein Stellvertreter ist Dr. Hellmut K. Albrecht, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Hugo Boss AG; Mitglieder des Stiftungsvorstandes sind Gerhard Berssenbrügge, Vorsitzender des Vorstandes der Nestlé Deutschland AG und Dr. Friedrich Caspers, Vorsitzender des Vorstandes der R+V Versicherung AG (Stand: April 2011).

Konzeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach eigener Darstellung hat sich die Universität jenseits der fachlichen Exzellenz der nachhaltigen, verantwortungsvollen Bildung verpflichtet. Neben einem Studium Universale werde ein Hippokratischer Eid für Manager entwickelt. Die EBS Business School wird als Topadresse für das Mangement von morgen bezeichnet, die EBS Law School verweist auf das Jurastudium für unternehmerisch denkende Juristen

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf ihrer Website [5] beziffert die EBS ihr Planbudget für 2010 mit 42,1 Mio. Euro. 24 % werden danach über Studiengebühren finanziert, 32% über Zuwendungen (vermutlich im Wesentlichen Spenden) und 2 % über staatliche Finanzhilfe (der Rest entfällt auf Aufbaufinanzierung Universität, Auftragsforschung, Weiterbildung und Sonstiges).

Der Aufbau eines neuen Campus mit Jura-Fakultät in Wiesbaden wurde allein vom Land Hessen mit 24,7 Mio. Euro subventioniert.[6] Die Zuschüsse des Landes und der Stadt Wiesbaden beliefen sich ingesamt auf 50 Mio. Euro.[7] Das Bundesforschungsministerium hat der EBS im Rahmen des Logistik-Spitzenclusterwettbewerbs bislang (Stand: Januar 2011) zwei von insgesamt vier Projekten genehmigt, die es mit 2,3 Mio. Euro fördert.[8] Die Genehmigung eines Projekts sei wegen Nachfragen bezüglich personeller und wirtschaftlicher Verflechtungen der EBS mit Auftragnehmern zurückgestellt worden. Das vierte Projekt „Cluster Sourcing-Tool“ sei bisher von der EBS noch nicht beantragt worden. Es gehe um insgesamt fünf Millionen Fördergeld. Die Förderung über Spenden spielt eine wichtige Rolle. Neben den Zustiftungen zum Stiftungskapital oder der Beteiligung an Lehrstuhl- und Centerstiftungen bestehen die Möglichkeiten der Studienplatzfinanzierung und der Förderung von Forschungsprojekten. Spenden müssen nicht publik gemacht werden.

Untreuevorwürfe gegen Ex-Präsidenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer Presserklärung der EBS Universität für Wirtschaft und Recht i.G. vom 7. April 2011 hat der Aufsichtsrat Prof. Christofer Jahns, den Präsidenten der EBS, mit sofortiger Wirkung abberufen. Dieser ist an dem Schweizer Beratungsunternehmen Brain-Net beteiligt, das offenbar mit der EBS verflochten ist. Anfang des Jahres hatte der Spiegel die Verbindung und eine mögliche Vermischung von EBS-Betrieb und privaten Geschäften publik gemacht.[9] Wegen des dringenden Verdachts der Untreue wurde Jahns am 4. April 2011 vorläufig festgenommen und nur unter der Auflage wieder freigelassen, sein Amt ruhen zu lassen.[10] Jahns soll 180.000 Euro aus der EBS in eigene Firmen geleitet haben – auch höhere Beträge halten die Ermittler für möglich.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Subventionierung durch das Land Hessen und die Stadt Wiesbaden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verteter der staatlichen Hochschulen kritisierten die Subventionierung. Das Präsidium der Goethe-Universität hob die an den Universitäten Mainz und Frankfurt bereits vorhandene juristische Kompetenz hervor.[11] Weil sie auch im Hinblick auf die Ökonomie einen hohen Differenzierungsgrad aufweise, sei nicht nachvollziehbar, warum mit Hilfe staatlicher Mittel nun weitere Kapazitäten in privater Trägerschaft aufgebaut werden sollen. Detlev Reymann, Präsident der Fachhochschule Rhein-Main, beruft sich in einem öffentlichen Brief an Oberbürgermeister Helmut Müller (CDU) auf einen Grundsatzbeschluss der Hochschulrektorenkonferenz. Danach dürften private Hochschulen nur öffentlich finanziert werden, wenn sie ein neuartiges Studienangebot unterbreiteten.[12] Die in Aussicht gestellte Unterstützung der EBS durch die Stadt Wiesbaden würde diese Grundsätze eklatant konterkarieren. Detlev Reymann moniert auch, dass das Land Hessen für 200 Jura-Studenten der EBS ungeschmälerte Millionen in Zeiten übrig hat, wo den staatlichen Hochschulen in Hessen rund 30 Millionen aus ihrem Etat von der Landesregierung gestrichen wurden.[13] Die Frankfurter Rundschau vertritt die Auffassung, Wiesbaden hätte auch Unistadt werden können, wenn die dort ansässige Fachhochschule mit Staatsgeld in den Rang der Universität erhoben worden wäre. Auch der Jura-Studiengang einer staatlichen Universität hätte mit 50 Millionen derart modernisiert werden können, wie es die EBS-Lawschool nunmehr vorhabe. Es sei nur schwer zu vertreten, dass eine private Hochschule, die bis zu 13.000 Euro Gebühren pro Jahr von ihren Studenten verlange, mit Millionen subventioniert werde, die den öffentlichen Bildungseinrichtungen genommen würden. Dies sei schwarz-gelbe Klientelpolitik. Joachim Barth von der Lehrergewerkschaft GEW erklärte: „Bildung muß für alle da sein, und nicht als Ware für einige wenige“.[14]

Einfluss der Spender[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung der EBS erfolgte auf Initiative maßgeblicher Repräsentanten der Wirtschaft (Unternehmer, Geschäftsführer, Vorstände, Aufsichtsräte), die das Stiftungskapital aufgebracht haben und die Gremien der EBS dominieren. Vor diesem Hintergrund erscheint es fraglich, ob bei der Behandlung von Themen, die politisch umstritten sind und die Interessenlage der Wirtschaft insgesamt oder bestimmter Branchen tangieren, die bei staatlichen Hochschulen zu vermutende Pluralität der Lehrmeinungen ausreichend zum Tragen kommt. Solche Themen sind beispielsweise die Notwendigkeit und der Umfang von Privatisierungen und Regulierungen oder die Ausgestaltung des Steuersystems, insbesondere im Hinblick auf die Unternehmenssteuern. Bei diesen Themen ist zu erwarten, dass bei der Besetzung von Lehrstühlen oder der Betreuung von Forschungsprojekten solche Wissenschaftler bevorzugt werden, deren wissenschaftliche Positionen der eigenen Interessenlage entsprechen. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass die Stiftung für Unternehmensfinanzierung für den Finanzstandort Deutschland, deren Förderschwerpunkt die European Business School ist, zur Verbriefungsplattform der Lobbyorganisation True Sale International (TSI) gehört .[15] Diese fördert das Verbriefungsgeschäft (ABS) im Auftrag der in ihr organisierten Banken. Zur Zielsetzung der TSI gehört auch, „die wirtschaftspolitische Öffentlichkeit von der Bedeutung des Themas ABS zu überzeugen" und "Einfluss auf die steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu nehmen".[16] Prof. Ulrich Hommel, Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Unternehmensfinanzierung und Kapitalmärkte und Direktor des Strategic Finance Institute (SFI) an der EBS, ist Mitglied im Gesellschafterbeirat der TSI.[17]

Es erscheint problematisch, private Hochschulen, in deren Tätigkeit auch die Partialinteressen ihrer kapitalstarken Förderer einfließen, mit öffentlichen Mitteln zu subventionieren. Während die Ausgestaltung der staatlichen Hochschulpolitik über Wahlen letztlich von jedem Bürger mit beeinflusst werden kann, wird die Politik der privaten Hochschulen im Wesentlichen von den Vorstellungen der Wirtschaftseliten geprägt. Die Privatisierung von Bildungseinrichtungen enthält deshalb auch ein Element der Entdemokratisierung der Bildungspolitik.

Weiterführende Informationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Broschüre der GEW vom 28. April 2008 Privatisierungsreport - 6 Schöne neue Hochschulwelt

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Willkommen, Daten und Fakten, Website der EBS, abgerufen am 6.4.2011
  2. Tanjew Schultz/Marc Widmann: Elite und Exzesse, Süddeutsche Zeitung vom 6. April 2011
  3. Daten und Fakten, Website der EBS, abgerufen am 6.4.2011
  4. Website der EBS, abgerufen am 6.4.2011
  5. Daten und Fakten, abgerufen am 6.4.2011
  6. European Business School, Frankfurter Rundschau vom 27. Januar 2011, Website der FR, abgerufen am 7.4.2011
  7. Universitätsstadt Wiesbaden, Frankfurter Rundschau vom 17. Juni 2010, Website der FR, abgerufen am 7.4.2011
  8. European Business School, FR vom 27. Januar 2011
  9. Bildung Schöner Schein, Spiegel vom 24. Januar 2011, Website Spiegel, abgerufen am 7.4.2011
  10. Elite und Exzesse, Süddeutsche Zeitung vom 6. April 2011
  11. Wiesbaden Einigung über juristische Fakultät steht bevor, FAZ vom 16. April 2009, Website FAZ,abgerufen am 8.4.2011
  12. Wiesbaden Einigung über juristische Fakultät steht bevor, FAZ vom 16. April 2009
  13. Astrid Ludwig: Klientel bedient, FR vom 18. Juni 2010, Website der FR, abgerufen am 8.4.2011
  14. [http://www.fr-online.de/rhein-main/spezials/-da-haben-wir-ein-ding-gedreht-/-/1472874/4440170/-/index.html Univeritätsstadt Wiesbaden Da haben wir ein Ding gedreht, Frankfurter Rundschau vom 17. Juni 2010, abgerufen am 8.4.2011
  15. Die TSI Verbriefungsplattform, Website der TSI, abgerufen am 8.4.2011
  16. TSI Ziele und Geschäftsfelder, Website der TSI, abgerufen am 10.4.2011
  17. TSI Gesellschafterbeirat, Website der TSI,abgerufen am 8.4.2011
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        | Name             = European Business School (EBS)
        
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        Die im Sommer 2010 aus der European Business School University (EBS), Schloss Reichartshausen, entstandene EBS Universität für Wirtschaft und Recht (i.G.) GmbH ist die erste Wirtschaftsuniversität in Deutschland.<ref>[http://www.ebs.edu/index.php?id=10350&L=0ebs Willkommen, Daten und Fakten], Website der EBS, abgerufen am 6.4.2011</ref> Sie unterhält die EBS Business School und die EBS Law School, an denen im Frühjahr 2011 mehr als 100 Professoren ca. 1200 Studenten unterrichteten. Die Studiengebühren betragen ca. 11.000 Euro pro Jahr <ref>Tanjew Schultz/Marc Widmann: Elite und Exzesse, Süddeutsche Zeitung vom 6. April 2011</ref>
        

        == Geschichte == 
        

        Die 1971 in Offenbach gegründete European Business School zog 1980 von Offenbach ins Schloss Reichartshausen, Oestrich-Winkel, um.<ref>[http://www.ebs.edu/index.php?id=5316&L=0 Daten und Fakten], Website der EBS, abgerufen am 6.4.2011</ref> 1989/92 wurde sie als Wissenschaftliche Hochschule anerkannt. 2005 wurde der zweite Standort in Wiesbaden-Schierstein bezogen. 2006 wurden die Programme internationalisiert (Bachelor, Master, MBA, EMBA) und durchgehend in englischer Sprache unterrichtet. 2010 expandierte die EBS mit der Gründung der EBS Law School zur EBS Universität für Wirtschaft und Recht i.Gr. Die Universitätsleitung und die Law School zogen ins Atriumhaus, Wiesbaden, ein.
        

        == Universitätsleitung/Stiftung ==
        

        Die Geschäfte der EBS Universität für Wirtschaft und Recht (i.G.) gGmbH führen der Präsident in seiner Eigenschaft als akademischer Geschäftsführer und CEO, der Kanzler/Geschäftsführer sowie die Deans/Geschäftsführer der EBS Business School und der EBS Law School.<ref>Website der EBS, abgerufen am 6.4.2011</ref> Präsident/CEO war bis vor kurzem Prof. Christofer Jahns. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Dr. Hellmut K. Albrecht (Aufsichtsratsvorsitzender der Hugo Boss AG) und John Jetter (JPMorgan).
        

        Alleinige Gesellschafterin der EBS Universität für Wirtschaft und Recht (i.G.) gGmbH ist die gemeinnützige Stiftung zur Förderung der European Business School, die Zuschüsse zu den Kosten der Lehre und Forschung sowie den Kosten der Sachmittel leistet sowie die  Öffentlichkeitsarbeit und Spendensammlungen durchführt. Vorsitzender des Vorstands der Stiftung ist Prof. Karlheinz Hornung, Präsident Deutsches Aktieninstitut e.V., sein Stellvertreter ist Dr. Hellmut K. Albrecht, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Hugo Boss AG; Mitglieder des Stiftungsvorstandes sind Gerhard Berssenbrügge, Vorsitzender des Vorstandes der Nestlé Deutschland AG und Dr. Friedrich Caspers, Vorsitzender des Vorstandes der R+V Versicherung AG (Stand: April 2011).
        

        == Konzeption ==
        

        Nach eigener Darstellung hat sich die Universität jenseits der fachlichen Exzellenz der nachhaltigen, verantwortungsvollen Bildung verpflichtet. Neben einem Studium Universale werde ein Hippokratischer Eid für Manager entwickelt. Die EBS Business School wird als Topadresse für das Mangement von morgen bezeichnet, die EBS Law School verweist auf das Jurastudium für unternehmerisch denkende Juristen
        

        == Finanzierung ==
        

        Auf ihrer Website <ref>Daten und Fakten, abgerufen am 6.4.2011</ref> beziffert die EBS ihr Planbudget für 2010 mit 42,1 Mio. Euro. 24 % werden danach über Studiengebühren finanziert, 32% über Zuwendungen (vermutlich im Wesentlichen Spenden) und 2 % über staatliche Finanzhilfe (der Rest entfällt auf Aufbaufinanzierung Universität, Auftragsforschung, Weiterbildung und Sonstiges).
        

        Der Aufbau eines neuen Campus mit Jura-Fakultät in Wiesbaden wurde allein vom Land Hessen mit 24,7 Mio. Euro subventioniert.<ref>[http://www.fr-online.de/rhein-main/bund-ruegt-privat-uni/-/1472796/7127378/-/index.html European Business School, Frankfurter Rundschau vom 27. Januar 2011], Website der FR, abgerufen am 7.4.2011</ref> Die Zuschüsse des Landes und der Stadt Wiesbaden beliefen sich ingesamt auf 50 Mio. Euro.<ref>[http://www.fr-online.de/rhein-main/spezials/-da-haben-wir-ein-ding-gedreht-/-/1472874/4440170/-/index.html Universitätsstadt Wiesbaden, Frankfurter Rundschau vom 17. Juni 2010], Website der FR, abgerufen am 7.4.2011</ref> Das Bundesforschungsministerium hat der EBS im Rahmen des Logistik-Spitzenclusterwettbewerbs bislang (Stand: Januar 2011) zwei von insgesamt vier Projekten genehmigt, die es mit 2,3 Mio. Euro fördert.<ref>European Business School, FR vom 27. Januar 2011</ref> Die Genehmigung eines Projekts sei wegen Nachfragen bezüglich personeller und wirtschaftlicher Verflechtungen der EBS mit Auftragnehmern zurückgestellt worden. Das vierte Projekt „Cluster Sourcing-Tool“ sei bisher von der EBS noch nicht beantragt worden. Es gehe um insgesamt fünf Millionen Fördergeld.
        
        Die Förderung über Spenden spielt eine wichtige Rolle. Neben den Zustiftungen zum Stiftungskapital oder der Beteiligung an Lehrstuhl- und Centerstiftungen bestehen die Möglichkeiten der Studienplatzfinanzierung und der Förderung von Forschungsprojekten. Spenden müssen nicht publik gemacht werden.
        

        == Untreuevorwürfe gegen Ex-Präsidenten ==
        

        Nach einer Presserklärung der EBS Universität für Wirtschaft und Recht i.G. vom 7. April 2011 hat der Aufsichtsrat Prof. Christofer Jahns, den Präsidenten der EBS, mit sofortiger Wirkung abberufen. Dieser ist an dem Schweizer Beratungsunternehmen Brain-Net beteiligt, das offenbar mit der EBS verflochten ist. Anfang des Jahres hatte der Spiegel die Verbindung und eine mögliche Vermischung von EBS-Betrieb und privaten Geschäften publik gemacht.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,754181,00.html Bildung Schöner Schein, Spiegel vom 24. Januar 2011], Website Spiegel, abgerufen am 7.4.2011</ref> Wegen des dringenden Verdachts der Untreue wurde Jahns am 4. April 2011 vorläufig festgenommen und nur unter der Auflage wieder freigelassen, sein Amt ruhen zu lassen.<ref>Elite und Exzesse, Süddeutsche Zeitung vom 6. April 2011</ref> Jahns soll 180.000 Euro aus der EBS in eigene Firmen geleitet haben – auch höhere Beträge halten die Ermittler für möglich.
        

        == Kritik ==
        

        === Subventionierung durch das Land Hessen und die Stadt Wiesbaden ===
        

        Verteter der staatlichen Hochschulen kritisierten die Subventionierung. Das Präsidium der Goethe-Universität hob die an den Universitäten Mainz und Frankfurt bereits vorhandene juristische Kompetenz hervor.<ref>[http://www.faz.net/s/Rub5785324EF29440359B02AF69CB1BB8CC/Doc~E1AD45698CA7A4AD786DC18EBA14FD579~ATpl~Ecommon~Scontent.html Wiesbaden Einigung über juristische Fakultät steht bevor, FAZ vom 16. April 2009], Website FAZ,abgerufen am 8.4.2011</ref> Weil sie auch im Hinblick auf die Ökonomie einen hohen Differenzierungsgrad aufweise, sei nicht nachvollziehbar, warum mit Hilfe staatlicher Mittel nun weitere Kapazitäten in privater Trägerschaft aufgebaut werden sollen. Detlev Reymann, Präsident der Fachhochschule Rhein-Main, beruft sich in einem öffentlichen Brief an Oberbürgermeister Helmut Müller (CDU) auf einen Grundsatzbeschluss der Hochschulrektorenkonferenz. Danach dürften private Hochschulen nur öffentlich finanziert werden, wenn sie ein neuartiges Studienangebot unterbreiteten.<ref> Wiesbaden Einigung über juristische Fakultät steht bevor, FAZ vom 16. April 2009</ref> Die in Aussicht gestellte Unterstützung der EBS durch die Stadt Wiesbaden würde diese Grundsätze eklatant konterkarieren. Detlev Reymann moniert auch, dass das Land Hessen für 200 Jura-Studenten der EBS ungeschmälerte Millionen in Zeiten übrig hat, wo den staatlichen Hochschulen in Hessen rund 30 Millionen aus ihrem Etat von der Landesregierung gestrichen wurden.<ref>[http://www.fr-online.de/rhein-main/meinung/klientel-bedient/-/1472854/4441160/-/index.html Astrid Ludwig: Klientel bedient, FR vom 18. Juni 2010], Website der FR, abgerufen am 8.4.2011</ref> Die Frankfurter Rundschau vertritt die Auffassung, Wiesbaden hätte auch Unistadt werden können, wenn die dort ansässige Fachhochschule mit Staatsgeld in den Rang der Universität erhoben worden wäre. Auch der Jura-Studiengang einer staatlichen Universität hätte mit 50 Millionen derart modernisiert werden können, wie es die EBS-Lawschool nunmehr vorhabe. Es sei nur schwer zu vertreten, dass eine private Hochschule, die bis zu 13.000 Euro Gebühren pro Jahr von ihren Studenten verlange, mit Millionen subventioniert werde, die den öffentlichen Bildungseinrichtungen genommen würden. Dies sei schwarz-gelbe Klientelpolitik. Joachim Barth von der Lehrergewerkschaft GEW erklärte: „Bildung muß für alle da sein, und nicht als Ware für einige wenige“.<ref>[http://www.fr-online.de/rhein-main/spezials/-da-haben-wir-ein-ding-gedreht-/-/1472874/4440170/-/index.html  Univeritätsstadt Wiesbaden Da haben wir ein Ding gedreht, Frankfurter Rundschau vom  17. Juni 2010, abgerufen am 8.4.2011</ref>
        

        === Einfluss der Spender ===
        

        Die Gründung der EBS erfolgte auf Initiative maßgeblicher Repräsentanten der Wirtschaft (Unternehmer, Geschäftsführer, Vorstände, Aufsichtsräte), die das Stiftungskapital aufgebracht haben und die Gremien der EBS dominieren. Vor diesem Hintergrund erscheint es fraglich, ob bei der Behandlung von Themen, die politisch umstritten sind und die Interessenlage der Wirtschaft insgesamt oder bestimmter Branchen tangieren, die bei staatlichen Hochschulen zu vermutende Pluralität der Lehrmeinungen ausreichend zum Tragen kommt. Solche Themen sind beispielsweise die Notwendigkeit und der Umfang von Privatisierungen und Regulierungen oder die Ausgestaltung des Steuersystems, insbesondere im Hinblick auf die Unternehmenssteuern. Bei diesen Themen ist zu erwarten, dass bei der Besetzung von Lehrstühlen oder der Betreuung von Forschungsprojekten solche Wissenschaftler bevorzugt werden, deren wissenschaftliche Positionen der eigenen Interessenlage entsprechen. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass die Stiftung für Unternehmensfinanzierung für den Finanzstandort Deutschland, deren Förderschwerpunkt die European Business School ist, zur Verbriefungsplattform der Lobbyorganisation [[True Sale International]] (TSI) gehört  .<ref>[http://www.true-sale-international.de/leistungen/spv/verbriefungsplattform.html Die TSI Verbriefungsplattform], Website der TSI, abgerufen am 8.4.2011</ref> Diese fördert das Verbriefungsgeschäft (ABS) im Auftrag der in ihr organisierten Banken. Zur Zielsetzung der TSI gehört auch, „die wirtschaftspolitische Öffentlichkeit von der Bedeutung des Themas ABS zu überzeugen" und "Einfluss auf die steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu nehmen".<ref>[http://www.true-sale-international.de/unternehmen/geschftsfelder.html?L=0 TSI Ziele und Geschäftsfelder], Website der TSI, abgerufen am 10.4.2011</ref> Prof. Ulrich Hommel, Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Unternehmensfinanzierung und Kapitalmärkte und Direktor des Strategic Finance Institute (SFI) an der EBS, ist Mitglied im Gesellschafterbeirat der TSI.<ref>[http://www.true-sale-international.de/unternehmen/organe/beirat.html TSI Gesellschafterbeirat], Website der TSI,abgerufen am 8.4.2011</ref>
        

        Es erscheint problematisch, private Hochschulen, in deren Tätigkeit auch die Partialinteressen ihrer kapitalstarken Förderer einfließen, mit öffentlichen Mitteln zu subventionieren. Während die Ausgestaltung der staatlichen Hochschulpolitik über Wahlen letztlich von jedem Bürger mit beeinflusst werden kann, wird die Politik der privaten Hochschulen im Wesentlichen von den Vorstellungen der Wirtschaftseliten geprägt. Die Privatisierung von Bildungseinrichtungen enthält deshalb auch ein Element der Entdemokratisierung der Bildungspolitik.
        

        == Weiterführende Informationen ==
        

        [http://www.gew.de/Binaries/Binary34669/080415_GEW-Priva-6-final.pd Broschüre der GEW vom 28. April 2008 Privatisierungsreport - 6 Schöne neue Hochschulwelt]
        

        == Einzelnachweise ==
        <references/>
        

        [[Kategorie:Organisation]]
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=== Einfluss der Spender ===
 
=== Einfluss der Spender ===
   
Die Gründung der EBS erfolgte auf Initiative maßgeblicher Repräsentanten der Wirtschaft (Unternehmer, Geschäftsführer, Vorstände, Aufsichtsräte), die das Stiftungskapital aufgebracht haben und die Gremien der EBS dominieren. Vor diesem Hintergrund erscheint es fraglich, ob bei der Behandlung von Themen, die politisch umstritten sind und die Interessenlage der Wirtschaft insgesamt oder bestimmter Branchen tangieren, die bei staatlichen Hochschulen zu vermutende Pluralität der Lehrmeinungen ausreichend zum Tragen kommt. Solche Themen sind beispielsweise die Notwendigkeit und der Umfang von Privatisierungen und Regulierungen oder die Ausgestaltung des Steuersystems, insbesondere im Hinblick auf die Unternehmenssteuern. Bei diesen Themen ist zu erwarten, dass bei der Besetzung von Lehrstühlen oder der Betreuung von Forschungsprojekten solche Wissenschaftler bevorzugt werden, deren wissenschaftliche Positionen der eigenen Interessenlage entsprechen. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass die Stiftung für Unternehmensfinanzierung für den Finanzstandort Deutschland, deren Förderschwerpunkt die European Business School ist, zur Verbriefungsplattform der Lobbyorganisation [[True Sale International]] (TSI) gehört  .<ref>[http://www.true-sale-international.de/leistungen/spv/verbriefungsplattform.html Die TSI Verbriefungsplattform], Website der TSI, abgerufen am 8.4.2011</ref> Diese fördert das Verbriefungsgeschäft (ABS) im Auftrag der in ihr organisierten Banken. Zur Zielsetzung der TSI gehört auch, „die wirtschaftspolitische Öffentlichkeit von der Bedeutung des Themas ABS zu überzeugen" und "Einfluss auf die steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu nehmen".<ref>[http://www.true-sale-international.de/unternehmen/geschftsfelder.html?L=0 TSI Ziele und Geschäftsfelder], Website der TSI, abgerufen am 10.4.2011</ref> Prof. Ulrich Hommel, Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Unternehmensfinanzierung und Kapitalmärkte und Direktor des Strategic Finance Institute (SFI) an der EBS ist Mitglied im Gesellschafterbeirat der TSI.<ref>[http://www.true-sale-international.de/unternehmen/organe/beirat.html TSI Gesellschafterbeirat], Website der TSI,abgerufen am 8.4.2011</ref>
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Die Gründung der EBS erfolgte auf Initiative maßgeblicher Repräsentanten der Wirtschaft (Unternehmer, Geschäftsführer, Vorstände, Aufsichtsräte), die das Stiftungskapital aufgebracht haben und die Gremien der EBS dominieren. Vor diesem Hintergrund erscheint es fraglich, ob bei der Behandlung von Themen, die politisch umstritten sind und die Interessenlage der Wirtschaft insgesamt oder bestimmter Branchen tangieren, die bei staatlichen Hochschulen zu vermutende Pluralität der Lehrmeinungen ausreichend zum Tragen kommt. Solche Themen sind beispielsweise die Notwendigkeit und der Umfang von Privatisierungen und Regulierungen oder die Ausgestaltung des Steuersystems, insbesondere im Hinblick auf die Unternehmenssteuern. Bei diesen Themen ist zu erwarten, dass bei der Besetzung von Lehrstühlen oder der Betreuung von Forschungsprojekten solche Wissenschaftler bevorzugt werden, deren wissenschaftliche Positionen der eigenen Interessenlage entsprechen. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass die Stiftung für Unternehmensfinanzierung für den Finanzstandort Deutschland, deren Förderschwerpunkt die European Business School ist, zur Verbriefungsplattform der Lobbyorganisation [[True Sale International]] (TSI) gehört  .<ref>[http://www.true-sale-international.de/leistungen/spv/verbriefungsplattform.html Die TSI Verbriefungsplattform], Website der TSI, abgerufen am 8.4.2011</ref> Diese fördert das Verbriefungsgeschäft (ABS) im Auftrag der in ihr organisierten Banken. Zur Zielsetzung der TSI gehört auch, „die wirtschaftspolitische Öffentlichkeit von der Bedeutung des Themas ABS zu überzeugen" und "Einfluss auf die steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu nehmen".<ref>[http://www.true-sale-international.de/unternehmen/geschftsfelder.html?L=0 TSI Ziele und Geschäftsfelder], Website der TSI, abgerufen am 10.4.2011</ref> Prof. Ulrich Hommel, Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Unternehmensfinanzierung und Kapitalmärkte und Direktor des Strategic Finance Institute (SFI) an der EBS, ist Mitglied im Gesellschafterbeirat der TSI.<ref>[http://www.true-sale-international.de/unternehmen/organe/beirat.html TSI Gesellschafterbeirat], Website der TSI,abgerufen am 8.4.2011</ref>
   
 
Es erscheint problematisch, private Hochschulen, in deren Tätigkeit auch die Partialinteressen ihrer kapitalstarken Förderer einfließen, mit öffentlichen Mitteln zu subventionieren. Während die Ausgestaltung der staatlichen Hochschulpolitik über Wahlen letztlich von jedem Bürger mit beeinflusst werden kann, wird die Politik der privaten Hochschulen im Wesentlichen von den Vorstellungen der Wirtschaftseliten geprägt. Die Privatisierung von Bildungseinrichtungen enthält deshalb auch ein Element der Entdemokratisierung der Bildungspolitik.
 
Es erscheint problematisch, private Hochschulen, in deren Tätigkeit auch die Partialinteressen ihrer kapitalstarken Förderer einfließen, mit öffentlichen Mitteln zu subventionieren. Während die Ausgestaltung der staatlichen Hochschulpolitik über Wahlen letztlich von jedem Bürger mit beeinflusst werden kann, wird die Politik der privaten Hochschulen im Wesentlichen von den Vorstellungen der Wirtschaftseliten geprägt. Die Privatisierung von Bildungseinrichtungen enthält deshalb auch ein Element der Entdemokratisierung der Bildungspolitik.

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