Ernst & Young

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Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
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Branche Wirtschaftsprüfung
Hauptsitz Flughafenstr. 61, 70629 Stuttgart
Lobbybüro Deutschland
Lobbybüro EU De Kleetlaan 2, 1831 Diegern/Belgien
Webadresse www.ey.com


Ernst & Young (EY) ist einer der internationalen Marktführer in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung sowie Risiko- und Managementberatung.[1] Hauptsitz in Deutschland ist Stuttgart, wo die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (Ernst & Young GmbH) ihren Sitz hat. In Deutschland ist EY mit 21 Niederlassungen und Gruppengesellschaften tätig. Die Ernst & Young GmbH ist Mitglied von Ernst & Young Global Limited (Ernst & Young Global). 2017 lag der Umsatz in Deutschland bei 1,83 Mrd. Euro, der Globalumsatz bei 31,4 Mrd. $.[2]

Zu der Beratungstätigkeit gehört auch die Steuervermeidung. Gleichzeitig berät die EY-Gruppe neben anderen großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften die EU-Kommission bei der Erarbeitung von Plänen gegen die Steuervermeidung.

Beratung bei der Steuervermeidung

EY berät die Klienten auch bei der Steuervermeidung und verweist in diesem Zusammenhang auf 50.000 Experten in über 140 Ländern.[3] Das "Tax Controversy Services Network" von EY umfasst 85 Länder mit 1.000 Beratern, darunter 240 ehemaligen Regulatoren oder Regierungsmitarbeitern, die in vielen Fällen bei der Formulierung grenzüberschreitender Steuergesetze mitgewirkt haben.[4]

Kritik

Die vier großen Wirtschaftsprüfer nutzen ihr Insiderwissen aus, um Steuervermeidungsmodelle zu verkaufen. Bastian Brinkmann fordert deshalb in der Süddeutschen Zeitung (SZ), dass Prüfung und Beratung strikt voneinander getrennt werden.[5] Es sei außerdem völlig absurd, dass sich der Staat bei Steuerreformen von den Big Four und damit von denen beraten lasse, die dann Lücken in den neuen Steuergesetzen an Konzerne weiterverkauften.

Lobbystrategien und Einfluss

Allgemeines

Beratung von EU-Institutionen und Regierungen

EY berät EU-Institutionen und nationale Regierung bei der Ausgestaltung ihrer Politik und Strategien.[6] Ein Thema ist z.B. das Management der öffentlichen Finanzen („Public Finance Management“), zu dem u.a. Steuerreformen gehören.[7] Nach Angaben von EY verfügt sein „Global Tax Policy Network“ über große Erfahrung beim Entwickeln politischer Initiativen sowohl als externe Berater von Regierungen und Unternehmen als auch als regierungsinterne Berater („advisors inside government“).[8] Erwähnt wird weiterhin die Beratung bei der Bankenregulierung im Rahmen der Bankenunion.[9] Die genannten Beratungsleistungen tangieren auch die Interessen bedeutender Klienten und können deshalb zu Interessenkonflikten führen.

Expertengruppen der EU-Kommission

EY ist Mitglied der von der EU Generaldirektion Steuern und Zollunion 2016 eingesetzten Expertengruppe (E02813), die die Kommission bei der Vorbereitung zur Reform der Mehrwertsteuer beraten soll.[10]

Ernst & Young Special Business Services CVBA (EY SBS)

EY SBS, ein Mitglied von Ernst & Young Global, ist im EU Transparenz-Register als für die EU-Lobbyarbeit zuständiges Unternehmen eingetragen. Beschäftigt sind 6 Vollzeit-Lobbyisten.

EY’s Banking Union Center

Für die Beratung bei der Ausgestaltung der EU-Bankenunion hat EY ein „Banking Union Center“-Team gebildet, das aus Mitarbeitern aller Bereiche besteht.[11] Das Team kooperiert mit dem FS Government team, dem EY Regulatory Network, dem EY EU Government team und dem EY Center for Regulatory Excellence.

Mitglied- und Partnerschaften

EY ist Mitglied von:

Daneben ist PwC Partner von True Sales International und Alternative Investment Management Association und Förderer von BIO Deutschland

Lobbyrelevante Personen

  • Alessandro Cenderello, EU Institutions Leader, rechtlicher Verantwortlicher der Ernst & Young Special Business Services CVBA
  • Jan Brorhilker, Partner bei EY Hamburg, ist Gast im Bundesvorstand des Wirtschaftsrat der CDU

Fallstudien und Kritik

2018: Beratung der EU-Kommission in Fragen des Steuerrechts

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung, der zum Teil auf Recherchen von Corporate Europe Observatory (CEO) beruht, lässt sich die EU-Kommission in Fragen des Steuerrechts von den vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften („Big Four“) beraten, zu denen auch EY gehört.[12][13] So erhielten PwC, Deloitte und KPMG Aufträge im Wert von 10,5 Mio. Euro für Studien zum Thema Steuern und Zölle. Außerdem seien die „Big Four“ Mitglieder von sogenannten Advisory-Groups, die die EU-Kommission geschaffen hat, um sie bei der Umsetzung ihrer Pläne gegen Steuervermeidung zu unterstützen. Dabei seien es oft genau diese Gesellschaften, die Konzernen bei der Steuervermeidung helfen - wie etwa die „Lux Leaks“ zeigten. Nach Auffassung von CEO treten die Berater damit in Feldern auf, in denen die Firmen gleichzeitig klassische Lobbyisten in eigener Sache sind.

2017: EY-Maulwurf im italienischen Finanzministerium

Laut Süddeutscher Zeitung war die Steuerrechtlerin Susanna Masi bis 2017 Beraterin im italienischen Ministerium für Wirtschaft und Finanzen, bezog von ihrem alten Arbeitgeber EY jedoch weiterhin Zuwendungen von mindestens 220 Tsd. Euro.[14] Dieser Betrag sei deutlich höher als ihr Jahresgehalt beim Ministerium in Höhe von 75.561 Euro. Die Mailänder Staatsanwaltschaft habe herausgefunden, dass Masi EY vertrauliche Informationen aus dem Ministerium in Rom und aus Sitzungen der europäischen Finanzminister zukommen ließ. Es bestehe der Verdacht , dass Masi auch Informationen aus den geheimen Sitzungen der Finanzminister durchgestochen habe. In diesen sei im betreffenden Zeitraum u.a. die Einführung der Finanztransaktionssteuer beraten worden, vor der EY gewarnt habe. Es liege der Verdacht nahe, dass Masi für EY spioniert haben könnte - als besonders kostbarer Maulwurf.

Organisationsstruktur und Personal

Organisationsstruktur

  • Hauptsitz In Deutschland ist Stuttgart, wo die Ernst & Young GmbH residiert
  • Brüssel liegt im geographischen Bereich "Europe, Middle East, India and Africa (EMEIA)" von EY.
  • Die weltweiten Aktivitäten werden von Ernst & Young Global mit Sitz in London koordiniert

Personal

  • Hubert Barth, Country Managing Partner, koordiniert die Marktaktivitäten in Deutschland.[15]
  • Andy Baldwin ist Area Managing Partner für den geographischen Bereich "Europe, Middle East, India and Africa (EMEIA)"
  • Mark Weinberger, Global Chairman und CEO, koordiniert die weltweiten Aktivitäten

Wissenschaftlicher Beirat

Ewald Dötsch
  • bis 2012 Referent bei der Oberfinanzdirektion Koblenz
Clemens Fuest
Johanna Hey
Hans-Joachim Kanzler
Michael Kempermann
Christoph Spengel
Franz Wassermeyer

(Stand: August 2018) Quelle: [16]


Weiterführende Informationen


Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

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Einzelnachweise

  1. Zahlen, Daten, Fakten, ey.com, abgerufen am 08.08.2018
  2. Jahresrückblick Januar 2018, ey.com, abgerufen am 08.08.2018
  3. Tax services and contacts, ey.com, abgerufen am 08.08.2018
  4. Global Tax Controversy Services Network, ey.com, abgerufen am 08.08.2018
  5. Zerschlagt die Vier, sueddeutsche.de vom 01.03.2019
  6. Policy Advisory, ey.com, abgerufen am 08.08.2018
  7. Doing more with less, ey.com, abgerufen am 08.08.2018
  8. EY/Assurance/Tax/Transactions/Advisory Round Table Discussion June 2018, ey.com, abgerufen am 08.08.2018
  9. Banking Union and the new institutional landscape for the FS industry, ey.com, abgerufen am 08.08.2018
  10. List of the organisations appointed as members of the VAT Expert Group, ec.europe.eu, abgerufen am 09.08.2018
  11. Banking Union and the new institutional landscape for the FS industry, ey.com, abgerufen am 08.08.2018
  12. Die fragwürdige Doppelrolle der Wirtschaftsberater, sueddeutsche.de vom 09.07.2018
  13. Accounting for influence, corporateeurope.org vom 10.07.2018, abgerufen am 03.08.2018
  14. Unsere Frau in Rom, sueddeutsche.de vom 21.12.2017, abgerufen am 09.08.2018
  15. Hubert Barth, wy.com, abgerufen am 08.08.2018
  16. Wissenschaftlicher Beirat Webseite EY, abgerufen am 09.08.2018

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