European Centre for International Political Economy

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European Centre for International Political Economy (ECIPE)
Rechtsform
Tätigkeitsbereich Europäischer Think Tank
Gründungsdatum 2006
Hauptsitz Rue Belliard 4-6, Brüssel
Lobbybüro
Lobbybüro EU
Webadresse ecipe.org

Das European Centre for International Political Economy (ECIPE) ist ein neoliberaler Think Tank, der Policyforschung zu internationalen Wirtschafts- und Handelspolitiken mit europäischer Relevanz betreibt. ECIPE setzt sich für weltweiten Freihandel ein und unterstützt den Abbau von tarifären und nicht-tarifären Handelsbarrieren für den internationalen Austausch von Gütern, Dienstleistungen, Personen und Kapital.

Lobbystrategien und Ziele

Mit seinem Team aus Wirtschaftsfunktionären, Politikberatern und Akademikern veröffentlicht ECIPE regelmäßig forschungsorientierte Studien und Publikationen, in denen es die Vorteile internationaler Freihandelsabkommen betont. Somit versucht ECIPE gezielt Einfluss auf die politische und öffentliche Debatte zu nehmen und diese zur Befürwortung einer umfassenden Marktliberalisierung zu bewegen.

Themenfelder und Aktivitäten

  • Aktive Beeinflussung der WTO Welthandelsrunden (GATT)
  • Trans-pazifisches Partnerschaftsabkommen (TPP)
  • Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP)
  • EU-China Handelsbeziehungen
  • weitere groß angelegte bilaterale Handelsabkommen (FTAs) mit Australien, Neu Seeland und Brunei

Quelle: [1]

Forschungsprojekte

Das Five Freedoms Project

Das Five Freedoms Project ist ein Netzwerk unterschiedlicher Think Tanks und Forschungsgruppen in der gesamten EU und dient als Plattform für den Austausch von Informationen und Ideen. Diskutiert wird unter anderem, auf welche Weise der Europäische Binnenmarkt umfassend reformiert und in diesem Zuge weiter liberalisiert werden kann. Zu den aktuell 4 Freiheiten des Binnenmarktes soll eine 5. hinzukommen: der Transfer von digitalen Daten.[2] Der Vorsitzende („Chairman“) des Five Freedom Projekts, Jacob Wallenberg, ist Vorsitzender bzw. Stellv. Vorsitzender des Verwaltungsrats („Board of Directors“) von ABB, Investor AB und SAS AB[3] und Mitglied des European Roundtable of Industrialists (ERT)[4]

Das Korea Project

Korea als neuer Wachstumsmotor des internationalen Handels und Zentrum kultureller Diversität soll zum Vorbild für die Staaten Europas werden, wie sie mit neuen Konzepten der aktuellen Verunsicherung auf den europäischen Märkten entgegenwirken und und eine lebhaftere Wirtschaftskultur entwickeln können. Aus langfristiger Perspektive gilt die Implementierung eines europäisch-koreanischen Freihandelsabkommens als wahrscheinlich.[5]

Fallbeispiele und Kritik

2016: Angriffe gegen die Anti-TTIP/CETA-Bewegung

Mit einer im September 2016 veröffentlichten Studie „Pferd(e) und Reiter in den Protest-Kampagnen um TTIP in Deutschland und Europa“, äußert Autor Matthias Bauer, Senior Economist bei ECIPE, scharfe Kritik gegenüber der deutschen Medienberichterstattung hinsichtlich der Freihandelsabkommen TTIP und CETA. Anhand datenbasierter Rechercheergebnisse könne nachgewiesen werden, dass die Deutungshoheit über CETA und TTIP in der deutschen Politik zu Gunsten der Abkommensgegner ungleich verteilt sei.
Matthias Bauer spricht weiter von einer „professionell orchestrierten Desinformationskampagne, die bereits vor der Eröffnung der TTIP-Verhandlungen von langjährig supervernetzten Politikern und erfahrenen Kampagnenmanagern verschiedener zivilgesellschaftlicher, umweltpolitischer und kirchlicher Organisationen professionell in Gang gesetzt wurde.“
In polemischer Weise wird den politischen Parteien DIE LINKE, Grünen sowie der SPD unterstellt, insbesondere im Hinblick auf den Bundestagswahlkampf 2017 TTIP-Gegener zu mobilisieren und gemeinsam mit ihren Stiftungen in den vergangenen 3 Jahren „mehrere Millionen Euro in offensiv beworbene Protestkampagnen“ investiert zu haben. Dabei handele es sich um Aktionen, die sich „gegen moderne, diskriminierungsfreie und vor allem politisch bestimmte Globalisierungsregeln richteten."
Im selben Atemzug vergleicht Bauer die Anti-TTIP-Bewegung mit der rechtsgerichteten Pegida-Bewegung. Genau wie diese bedienten sich die Abkommensgegner einer selektiven und simplizifierenden Sprache. Diese diene dazu, „empirisch erwiesene Fakten mittels Spekulationen und gezielt verbreiteten Mythen“ zu verschleiern. In diesem Zusammenhang rät ECIPE, den Stimmen der Abkommenskritiker kein allzu großes Gehör zu schenken.[6]

Organisationsstruktur und Personal

ECIPE wird durch einen Vorstand von Treuhändern verwaltet, denen auch die finanzielle Steuerung obliegt. Des Weiteren ist ein mit Akademikern und Praxisexperten besetztes Kuratorium mit der aktiven Leitung und Unterstützung der Forschungsprogramme betraut. Einige der europäischen Mitglieder des Kuratoriums gehören wiederum einem Führungskomitee an, das regelmäßig Projekte und aktuelle Entwicklungen bespricht.[7]

Vorsitzende und Gründer

Frederik Erixon:

  • 2010 von der Financial Times als einer der 30 einflussreichsten Personen in Brüssel ausgezeichnet
  • ehem. Berater der britischen Regierung und Wirtschaftsvorstand beim schwedischen wirtschaftsliberalen Think Tank Timbro
  • Berater verschiedener Regierungen in und außerhalb von Europa
  • arbeitete als Ökonom für die Weltbank und JP Morgan

Razeen Sally:

  • Professor an der Lee Kuan Yew School of Public Policy an der National University of Singapore
  • Vorsitzender des Institute of Policy Studies in Sri Lanka
  • Mitglied der Mont Pelerin Society
  • Tätigkeiten als forschendes und beratendes Mitglied in verschiedenen Think Tanks in den USA, Europa, Asien und Afrika


Lenkungsausschuss

  • Roderick Abbott, ehemaliger Deputy Director General der WTO
  • Ulf Dinkelspiel, ehemaliger Handelsminister Schwedens
  • Patrick Messerlin, Vorsitzender Professor, Sciences Po

Quelle: [8]

Finanzen

Nach eigenen Angaben wird ECIPE durch die Swedish Free Enterprise Foundation finanziert, begrüßt jedoch auch jegliche finanzielle Unterstützung durch Privatpersonen, Stiftungen und andere Organisationen, „welche die Ideen von ECIPE zu Gunsten einer offenen Weltwirtschaft und freiem Handel teilen“[9] Die Swedish Free Enterprise Foundation ist 2003 von der Confederation of Swedish Enterprise (Dachverband von 50 schwedischen Arbeitgeber- und Industrieverbänden) und dem "Näringslivets fond" (der Vorgängerorganisation der Swedish Free Enterprise Foundation) gegründet worden.[10][11]

Davon abgesehen gibt ECIPE jedoch keine weiteren Auskünfte hinsichtlich der ihr zur Verfügung stehenden Gelder. Auch auf Anfrage von LobbyControl an den Vorsitzenden von ECIPE, Frederik Erixon, war die Organisation nicht gewillt, weitere Informationen über ihre Finanzaufstellung sowie Spenden- und Fördermitglieder zu geben.

Kurzdarstellung und Geschichte

ECIPE wurde im Jahr 2006 von Razeen Sally und dem schwedischen Ökonom Frederik Erixon gegründet.

Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

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Einzelnachweise

  1. ECIPE-Research,ECIPE-Webseite, abgerufen am 07.10.2016
  2. Five Freedoms Project,ECIPE-Website, abgerufen am 07.10.2016
  3. Jacob Wallenberg, new.abb.com, abgerufen am 05.11.2016
  4. Members, ert.eu, abgerufen am 05.11.2016
  5. Korea-Project,ECIPE-Website, abgerufen am 07.10.2016
  6. Esharp: External Action Time to challenge (German-based) anti-TTIP propaganda organisations, Matthias Bauer, September 2016, abgerufen am 12.10.2016
  7. ECIPE About Us, abgerufen am 07.10.2016
  8. ECIPE Steering Committee, abgerufen am 07.10.2016
  9. ECIPE About Us Organisation, governance and funding, abgerufen am 07.10.2016
  10. Stiftelsen Fritt Näringsliv, frittnaringsliv.se, abgerufen am 07.11.2016
  11. Therefore, the Confederation of Swedish Enterprise, svensktnaringsliv.se, abgerufen am 07.11.2016

Anhänge

Diskussionen