Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung: Unterschied zwischen den Versionen

(Instrumentalisierung des Freiheitsbegriffs durch Lobbygruppen)
(Preise der Stiftung)
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Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung
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Rechtsform Stiftung
Tätigkeitsbereich Verbreitung marktradikaler Ideen Förderung marktradikaler Vorstellungen im Sinne von Friedrich August von Hayek
Gründungsdatum 1999
Hauptsitz Freiburg
Lobbybüro
Lobbybüro EU
Webadresse http://www.hayek-stiftung.de

Die Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung setzt sich für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung im Sinne des marktradikalen Vordenkers Friedrich August von Hayek ein. Zu diesem Zweck vergibt sie alle zwei Jahre den Internationalen Preis der Friedrich-
August-von-Hayek-Stiftung sowie den Publizistikpreis der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung.
 Die Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung ist nicht identisch mit der Friedrich August von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft, die mit der Friedrich A. von Hayek - Gesellschaft kooperiert.

Kurzdarstellung und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Friedrich-August-von-Hayek Stiftung mit Sitz in Freiburg (im Folgenden Stiftung genannt) -Stiftung wurde im Mai 1999 zum 100. Geburtstag des neoliberalen marktradikalen Vordenkers Friedrich August von Hayek ins Leben gerufen. Zu den Gründern gehörten Prof. Dr. gehören Lüder Gerken (Vorsitzender des Centrums für Europäische Politik), Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Ex-Bundespräsident Roman Herzog und die Württembergische Versicherung (1999 zur Wüstenrot & Württembergische-Gruppe fusioniert) . Dieses Versicherungsunternehmen, das an der Privatisierung der Altersvorsorge verdient, hat die sich für eine Einschränkung staatlicher Daseinsfürsorge eintretende als Stifter. Diese hat die Stiftung mit einem Kapitalstock ausgestattet . Das Unternehmen und stiftet auch die Preise, die verliehen werden. Gert Haller, der frühere Vorstandsvorsitzende von Der langjährige Vorstandsvorsitzende der Wüstenrot & Württembergische (W & V), war bis zu seinem Tod im Jahre 2010 Kuratoriumsmitglied der Stiftung und zeitweise Staatssekretär bei Bundespräsident Köhler ohne Gehalt (sein Geld bekam er von W &V).[1] Auch sein Nachfolger sitzt im Stiftungskuratorium. Ziel der Stiftung ist die Verbreitung marktradikaler Ideen, umschrieben als Entfaltung von Freiheit und Wettbewerb. AG, Alexander Erdland, ist Mitglied des Kuratoriums der Stiftung. Erdland war auch Präsident des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), der einflussreichen Versicherungs-Lobbyorganisation. Im Kuratorium sitzen Lobbyisten und Mitglieder wirtschaftsnaher Netzwerke.

Laut ihrer Broschüre hat der Schutz der Freiheit, den es nur in einer Marktwirtschaft gibt, unbedingtes Ziel und damit auch Handlungsbeschränkung aller Politik zu sein. Damit wird der Politik letztlich die Berechtigung abgesprochen, in den freien Markt einzugreifen. Unter dem Stichwort "Demokratie" wird in der Broschüre auch der Einfluss von Verbänden, die Sonderinteressen vertreten, angeprangert. Die Politiker seien vielfach wehrlos, weil sie auf diese Interessengruppen angewiesen seien, um eine Mehrheit für ihre Politik zu erhalten. Dabei wird die Stiftung selbst durch eine Sonderinteressen vertretende Versicherung gefördert.

Gremien der Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorstand der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prof. Dr.
Name Verbindungen
Lüder Gerken
, Vorsitzender des Vorstands der
Centrums
, ehemaliger Direktor des Walter Eucken Instituts und der Stiftung Marktwirtschaft Kuratorium

(Stand: Januar 2020) Quelle: [1]

Kuratorium der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roman Herzog (Vorsitz), CDU, ehemaliger Bundespräsident, Vorsitzender der Mitglieder des Konventkreises des Konvent für Deutschland, Mitglied des Bürgerkonvent und Ehrenvorsitzender des „Roman-Herzog-Instituts“ der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und der Arbeitgeberverbände der bayerischen Metall- und Elektroindustrie

Leszek Balcerowicz, Chairman des Brüsseler Think-Tanks Bruegel, ehemaliger Präsident der Polnischen Nationalbank

Frederik („Frits“) Bolkestein, ehemaliger EU-Kommissar für den Binnenmarkt, u. a. verantwortlich für die umstrittene Dienstleistungsrichtlinie, Vorsitzender des Think-Tanks Teldersstichting, Berater für PricewaterhouseCoopers

Jürgen Jeske, bis 2002 Mit-Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Präsident der Frankfurter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft

Otmar Issing, Präsident des
Name Verbindungen
Horst Köhler (Vorsitzender)
  • ehemaliger Bundespräsident (CDU)
Leszek Balcerowicz
  • Polnische Nationalbank, ehem. Präsident
  • Mitglied mehrerer wirtschaftsnaher Netzwerke und Denkfabriken
Heinrich Otto Deichmann
  • Deichmann SE, Geschäftsführer
Alexander Erdland
Udo di Fabio
Lüder Gerken
  • Vorstand der Hayek Stiftung
Werner Hoyer
Otmar Issing
an der Uni Frankfurt, Berater der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs, Berater der Bundesregierung und der EU-Kommission bei der Reform des internationalen Finanzsystems; ehemaliges Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, des Direktoriums der Europäischen Zentralbank und des Kronberger Kreises, dem wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Marktwirtschaft.

Hans Tietmeyer, ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank, Mitglied der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften, Vorsitzender des Kuratoriums der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Präsident des European Center for Financial Studies in Duisburg, Ethical Advisor der Europäischen Zentralbank, Mitglied des Aufsichtsrats der BDO Deutsche Warentreuhand AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Privatbank Hauck & Aufhäuser. 2008 wollte Bundeskanzlerin Angela Merkel Tietmeyer an die Spitze einer Expertengruppe berufen, die Vorschläge zur Reform des internationalen Finanzsystems ausarbeiten sollte. Dies wurde von den Oppositionsparteien und vom Koalitionspartner der CDU, der SPD, abgelehnt, da Tietmeyer als Aufsichtsratsmitglied der Hypo Real Estate eine Mitschuld an der schweren Krise der Bank treffe. Tietmeyer verzichtete auf das Amt und trat als Aufsichtsrat der Hypo Real Estate zurück.

Alexander Erdland, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot & Württembergische AG (W&V)

Prominente Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daniel Bahr, FDP, Bundesgesundheitsminister

Christoph Keese, ehemaliges Mitglied des Kuratoriums, Konzerngeschäftsführer Public Affairs der Axel Springer AG

  • , Präsident
  • Mitglied mehrerer wirtschaftsnaher Netzwerke und Denkfabriken
Renate Köcher
  • Institut für Demoskopie Allensbach, Geschäftsführerin
  • Mitglied des Aufsichtsrats mehrerer Unternehmen und Kuratoriumsmitglied mehrerer Stiftungen
Nicola Leibinger-Kammüller
Ludger Schuknecht
Jürgen Stark
Holger Steltzner

(Stand: Januar 2020) Quelle: [2]

Preise der Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle zwei Jahre vergibt die Stiftung einen internationalen Preis und einen Publizistik-Preis.

Preisträger 2003

Ex-Premierministerin Margaret Thatcher (international)

Johan Norberg für sein Buch „In Defense of Global Capitalism“, in dem er in überzeugender Weise gängige Vorurteile über die vermeintlich ungerechten Auswirkungen der Globalisierung widerlegt habe (Publizistik)

Preisträger 2005

EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti für seinen Einsatz für offene Märkte und Wettbewerb in der EU (international)

Karen Horn, FAZ-Journalistin, für ihr jahrelanges Eintreten für marktwirtschaftliche Prinzipien und Reformen in ihren Kommentaren und Berichterstattungen. Frau Horn ist Mitglied in der neoliberalen Mont Pelerin Society Die Preise werden Persönlichkeiten verliehen, "die sich durch beispielhafte und außergewöhnliche Leistungen bei der Errichtung, Stärkung oder sonstigen Förderung einer freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung in Deutschland, in Europa oder in anderen Teilender Welt ausgezeichnet haben".

Preisträger 2005: Mario Monti (international) und Karen Horn (Publizistik)

Preisträger 2007: Mikulàs Dzurinda , ehemaliger Ministerpräsident der Slowakei, der die Wirtschaft dereguliert und einen einheitlichen Steuersatz von 19 % eingeführt hat (international) und Horst Siebert , ehemaliger Präsident des Instituts für Weltwirtschaft an der Uni Kiel und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Publizistik)

Preisträger 2009Václav Klaus, Präsident der Tschechischen Republik, Bewunderer von Thatcher und Reagan, für seine Bewährung als unbeirrbarer, streitbarer Liberaler. Klaus hat bis zuletzt den von beiden Kammern des Tschechischen Parlaments gebilligten EU-Vertrag blockiert : Václav Klaus (international) Paul Kirchhof, ehemaliger Bundesverfassungsrichter, für sein besonderes Bemühen um eine freie Wirtschaftsordnung. Der ehemalige Botschafter des neoliberalen Netzwerkes Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft setzt sich für eine Steuerreform ein, die u. a. einen einheitlichen Steuersatz von 25 % bei der Einkommensteuer vorsieht[2] und Paul Kirchhof (Publizistik)

Preisträger 2011Lescek Balcerowitz, ehemaliger Präsident der Polnischen Nationalbank, Kuratoriumsmitglied, für die Einführung des marktwirtschaftlichen Systems in Polen : Lescek (international) und Hans D. Barbier , für sein Eintreten für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Barbier ist Vorsitzender des Vorstands der Ludwig-Erhard-Stiftung sowie Kurator und Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (Publizistik)

Friedrich August von Hayek Gesellschaft e.V.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Friedrich August von Hayek Gesellschaft e.V. (im Folgenden als Gesellschaft bezeichnet) ist eine Vereinigung zur Förderung von Ideen im Sinne von Hayek. Sie arbeitet eng mit der Stiftung zusammen. Ihr Zweck ist u.a. die „Vernetzung“ von Nachwuchswissenschaftlern, Publizisten und Politikern, die Abhaltung von Tagungen und Symposien, die Verleihung einer „Hayek-Medaille“ sowie die Veranstaltung eines Essay-Wettbewerbs. Sie ist weiterhin am „Forum Freiheit“ beteiligt, einer Allianz von verschiedenen Organisationen und Vereinen, deren Ziel eine allgemeine Werbung für die Idee der Freiheit in bestimmten Einzelbereichen (z.B. im Bildungswesen, im Gesundheitswesen) ist. Finanziert werden die Veranstaltungen des Forums durch Umlage auf die Hauptträger „Hayek-Gesellschaft“, „Freier Verband Deutscher Zahnärzte“, Liberales Institut Potsdam (Think Tank der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit) und den Verband „Privatärztliche Verrechnungsstelle (PVS)“.

Vorsitzende des Vorstands ist Dr. Karen Horn, Wirtschaftsjournalistin und Berliner Büroleiterin des Institut der deutschen Wirtschaft.

Im Kuratorium sitzen u. a.:

Hans-Olaf Henkel, früherer Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Berater der Bank of America, Mitglied des Aufsichtsrats der Bayer AG, Continental AG, Daimler Luft- und Raumfahrt AG, SMS GmbH, Ringier AG, Heliad Equity Partners GmbH & Co. KGaA, Gründungsmitglied des Konvent für Deutschland, ehemaliger Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft

Arnulf Baring, Jurist, Publizist und Historiker, unterstützt Stiftungen wie die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung sowie die Stiftung Liberales Netzwerk[3] und ist Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft

Vorsitzender des Stiftungsrates ist Prof. Möschel, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches, Handels- und Wirtschaftsrecht an der Universität Tübingen, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft, Senator der Leibniz-Gesellschaft, Mitglied des Kronberger Kreises der Stiftung Marktwirtschaft, Vorstand des Walter-Eucken-Instituts und Mitglied der Mont Pèlerin Society.

Friedrich August von Hayek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

von Hayek (* 8. Mai 1899 in Wien, † 23. März 1992 in Freiburg), Ökonom und Sozialphilosoph, (Mit-)Begründer der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und einer der kompromisslosesten und radikalsten Vertreter des Neoliberalismus. Nach den Erfahrungen des Stalinschen Terrorregimes sind für ihn staatliche Eingriffe in den Markt stets erste Schritte auf dem „Weg zur Knechtschaft“. Im Gegensatz zu anderen Strömungen des Neoliberalismus lehnt von Hayek sogar staatliche Interventionen gegen Monopole oder zum Schutz der Umwelt ab. Er ist der Gegenspieler von John M. Keynes, nach dem nur durch ein Eingreifen des Staates die der Marktwirtschaft immanenten Krisen bekämpft werden können. Neben seiner Theorie über die Funktionsbedingungen marktwirtschaftlicher Ordnungen und die Grundlagen freiheitlicher Gesellschaftsordnungen, auf die im Folgenden eingegangen wird, beschäftigte er sich mit der Konjunkturtheorie („Preise und Produktion“), für die er 1974 den Nobelpreis erhielt. Später machte von Hayek für Wirtschaftskrisen vor allem die Zentralbanken verantwortlich und schlug vor, die Produktion von Zahlungsmitteln zu privatisieren.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Wien, ab 1931 Lehrtätigkeit an der London School of Economics, 1950 Wechsel an die University of Chicago, wo „The Constitution of Liberty“ entstand, ab 1962 Lehrtätigkeit an der Universität Freiburg. In dieser Zeit entstand seine Konzeption des Wettbewerbs als Entdeckungsverfahren. Nach seiner Emeritierung vollendete er die Trilogie „Law, Legislation and Liberty“. Im Jahre 1947 gründete sich unter seiner Führung die Mont Pelerin Society (MPS), die sich in der Folge zum bedeutendsten neoliberalen Elitenetzwerk mit etwa 1000 Mitgliedern und etwa 100 Denkfabriken entwickelte.

Wichtige Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geldtheorie und Konjunkturtheorie, Wien und Leipzig 1929
  • The Road to Serfdom 1944 (deutsch: Der Weg zur Knechtschaft, München 2007)
  • Wahrer und falscher Individualismus (Ordo, Band 1, 1948)
  • Arten der Ordnung (Ordo, Band 14, 1963)
  • Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren, in: Freiburger Studien: Gesammelte Aufsätze, Tübingen 1969
  • Die Anmaßung von Wissen (Ordo, Bd. 26, 1973)
  • The Fatal Conceit: The Errors of Socialism 1988 (deutsch: Die verhängnisvolle Anmaßung: Die Irrtümer des Sozialismus, Tübingen 1988)
  • The Constitution of Liberty 1960 (deutsch: Die Verfassung der Freiheit, Tübingen 1991)
  • Law, Legislation and Liberty 1979 (deutsch: Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd. 2: Die Illusion der sozialen Gerechtigkeit, München 1981)
  • Choice in Currency, London 1976
  • Denationalisation of Money 1976 (deutsch: Entnationalisierung des Geldes, Tübingen 1977
Theorien zu Freiheit, Markt und Demokratie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hayek sieht im Wettbewerb ein „Entdeckungsverfahren“, dessen Ergebnisse offen sind. Daraus ergibt sich, dass eine bestimmte Form des Wettbewerbs ebenso wenig angestrebt werden kann wie das Erreichen bestimmter Marktergebnisse.[4] Zwar geht auch Hayek – wie der klassische Liberalismus – davon aus, dass der Markt aus sich heraus ein stabiles System schafft. Daneben gibt es jedoch einen Evolutionsprozess der Regeln des Handelns, in dem die Wirtschaftsordnung als Ergebnis blinder, nicht geplanter Prozesse der Regelselektion verstanden wird.[5] Dieser Evolutionsprozess führt zu einer spontanen Ordnung. Die Regeln des Handelns leiten die Individuen, weil sich Handlungen in Übereinstimmung mit ihnen als erfolgreicher erwiesen haben als die der konkurrierenden Individuen oder Gruppen. [6] Die spontane Ordnung, zu der der Markt gehört, haben die Menschen auch dann hinzunehmen, wenn sich die Resultate des Marktes gegen sie wenden.[7]. Der „wahre Individualismus“ entspricht nach Hayek dem Bewusstsein, „dass dem indviduellen Verstand Grenzen gezogen sind, ein Bewußtsein, das zur Demut vor den unpersönlichen und anonymen sozialen Prozessen führt, durch welche die einzelnen mithelfen, Dinge zu schaffen, die größer sind, als sie selbst wissen“. [8]. Hayek begründet die Überlegenheit von Märkten deshalb auch nicht mit den optimalen Ergebnissen des Marktmechanismus, sondern damit, dass sie die Begrenztheit des Wissens überwinden können und sich als menschengerechter, anonymer Mechanismus im evolutionären Prozess durchgesetzt haben.[9] Der Ordoliberale Alexander Rüstow stellt fest, dass hinter diesem Konzept „die Vorstellung einer von Gott dem Schöpfer selbst gesetzten unsichtbaren Wirtschaftsverfassung steht, vor der alle unzulänglichen menschlichen Verfassungsversuche zu weichen haben“.[10]

Freiheit hat nach Hayek nichts mit Demokratie oder Menschenrechten zu tun, sondern ist die Abwesenheit von willkürlichem Zwang:

Politische Freiheit im Sinne von Demokratie, innere Freiheit, Freiheit im Sinne des Fehlens von Hindernissen für die Verwirklichung unserer Wünsche oder gar Furcht und Mangel haben wenig mit individueller Freiheit zu tun und stehen oft in Konflikt mit ihr...Die Freiheit, um die es sich hier handelt, die allein als allgemeines Prinzip der Politik dienen kann und die auch das ursprüngliche Ziel aller freiheitlichen Bewegungen war, besteht ausschließlich in der Abwesenheit von willkürlichem Zwang[11]

Hayek hat nichts gegen Zwang, sofern dieser nicht willkürlich ist. Zwang wird vom Staat ausgeübt, der jedoch selbst ein Produkt der spontanen Ordnung und insofern dieser untergeordnet ist.[12] Deshalb darf der Staat keinen Zwang ausüben, der den Markt als Ergebnis der spontanen Ordnung in Frage stellt. Das wäre eine Bedrohung der Freiheit. Im Ergebnis ist für Hayek Freiheit das Recht von Unternehmen, mit Konsumenten, Arbeitnehmern und der Umwelt nach Gutdünken zu verfahren. Alle Eingriffe des Staates zu deren Schutz (Verbraucherschutz, Arbeitsschutz, Sozialpolitik, Umweltschutz) werden als freiheitsgefährdender Zwang verstanden, der letztlich zum Kommunismus/Kollektivismus führt. Hiergegen darf der Staat mit allen Mitteln des Zwangs vorgehen: “Eine wirksame Verteidigung der Freiheit muß...notwendig unbeugsam, dogmatisch und doktrinär sein und darf keine Zugeständnisse an Zweckmäßigkeitserwägungen machen.“[13] Rüstow bezeichnet die Freiheit im Sinne von Hayek als die „Freiheit des Fuchses im freien Hühnerstall“.[14]

Der Ordoliberalismus befürwortet einen starken Staat, der der Wirtschaft die Rahmenbedingungen setzt, unter denen eine dem Allgemeinwohl dienende Konkurrenz ihre Wirkungen entfalten kann. Auch unzulängliche Marktergebnisse können nach ordoliberaler Auffassung (möglichst mit marktkonformen Eingriffen) korrigiert werden, wenn sie für die Betroffenen offensichtlich zu inakzeptablen Ergebnissen führen. Nach Hayeks Konzept setzt die Wirtschaft dem Staat die Rahmenbedingungen, deren Veränderung als Anschlag auf die Freiheit verstanden wird. Selbst das staatliche Vorgehen gegen Monopole, die die Marktergebnisse zu Lasten der Verbraucher verzerren, lehnt er ab, da er in der rationalen Gestaltung der Wirtschaftsordnung die „Anmaßung von Wissen“ sieht. Im Unterschied zu anderen Vertretern des Neoliberalismus sah Hayek bezüglich der Monopolbildung ohnehin kaum Gefahren für den Wettbewerb, war er doch im Gegenteil nur „ernstlich beunruhigt über die Willkürlichkeit der ganzen Politik, die der Größe einzelner Unternehmungen Grenzen setzen will“.[15] Beim Umweltschutz versagt der Markt, weil es zahlreiche knappe Güter (Wasser, Boden, Rohstoffe) gibt, die keinen Preis haben und deshalb auch nicht in die Kalkulation der Unternehmen eingehen. Vom Markt werden diejenigen Unternehmen durch Kosteneinsparungen belohnt, die auf Umweltschutzmaßnahmen verzichten und diejenigen bestraft, die solche Maßnahmen freiwillig ergreifen. Hayek folgte zunächst der Theorie öffentlicher Güter - z. B. in Der Weg zur Knechtschaft, München 1976, S. 50 - , stimmte jedoch später der These zu, dass ökologische Probleme eine bloße Erfindung gewisser Theoretiker seien.[16] Ein Problem „erschöpfbarer Ressourcen“ gebe es gar nicht.

Begriffe wie Allgemeinwohl, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit sind für Hayek gefährlich populäre Begriffe, die Menschen davon abhalten könnten, der Logik des Marktes demütig zu folgen. Wenn soziale Gerechtigkeit durch den Staat mittels Gesetzen (in der Terminologie von Hayek „mit Zwang“) eingeführt wird, muß dies sogar bekämpft werden: „Womit wir es im Falle der 'sozialen Gerechtigkeit' zu tun haben, ist einfach ein quasi-religiöser Aberglaube von der Art, dass wir ihn respektvoll in Frieden lassen sollten, solange er lediglich seine Anhänger glücklich macht, den wir aber bekämpfen müssen, wenn er zum Vorwand wird, gegen andere Menschen Zwang anzuwenden“.[17] Zur Gleichheit äußert er sich wie folgt in einem einleitend von Stefan Baron für die Wirtschaftswoche im Jahre 1981geführten Interview: „Ungleichheit ist nicht bedauerlich, sondern höchst erfreulich. Sie ist einfach nötig.[18] Statt sozialer Korrekturen empfiehlt er einen Grundschutz "außerhalb des Marktes", der allen Bürgern ein Mindesteinkommen sichern würde

Hayek hält nichts davon, die Ergebnisse des Marktes als Bestandteil der spontanen Ordnung zu korrigieren, mögen diese für die Betroffenen noch so unerträglich sein. Er befürchtet jedoch, dass die ökonomisch und sozial Benachteiligten in einer parlamentarischen Demokratie die Regierung durch politischen Druck veranlassen könnten, Gesetze zu ihrem Schutz zu erlassen. Die Bezieher von Hungerlöhnen könnten Mindestlöhne fordern, geprellte Anleger eine Kontrolle von Finanzprodukten und der Banken, besorgte Bürger eine Abschaltung der Kernkraftwerke. Diese Mitgestaltungsmöglichkeiten von Individuen oder Gruppen, die nicht zur Wirtschaftselite gehören, sind für ihn Versuche, unlautere Sonderinteressen gegen den heiligen Markt und dessen Resultate geltend zu machen. Bei unlauteren Sonderinteressen denkt Hayek nicht in erster Linie an die Aktivitäten der Wirtschaftslobby, sondern an die seiner Meinung nach anmaßenden Versuche von Schutzorganisationen der Verbraucher, der Arbeitnehmer und der Umwelt, schlauer sein zu wollen als der Markt. Die Tätigkeit der Wirtschaftsverbände ist für ihn lauter, soweit diskriminierungsfreie Forderungen gestellt werden (allgemeine Senkung der Unternehmenssteuern), sie ist unlauter, wenn einzelne Unternehmen/Branchen bevorzugt werden (Subventionen, branchenbezogene Steuervergünstigungen). Hayek empört sich über die Demokratie, die ihren Bürgern und deren Organisationen die Freiheit gibt, das Marktgeschehen durch politische Entscheidungen zu beeinflussen: „Die heute praktizierte Form der Demokratie ist zunehmend ein Synonym für den Prozess des Stimmenkaufs und für das Schmieren und Belohnen von unlauteren Sonderinteressen, ein Auktionssystem, in dem alle paar Jahre die Macht der Gesetzgebung denen anvertraut wird, die ihren Gefolgsleuten die größten Sondervorteile versprechen, ein durch das Erpressungs- und Korruptionssystem der Politik hervorgebrachtes System mit einer einzigen allmächtigen Versammlung, mit dem Wortfetisch Demokratie belegt[19] Hayek fordert deshalb eine Reform der Demokratie im Sinne einer beschränkten Demokratie:

Es ist überhaupt nicht notwendig, dass Demokratie ein allmächtiges Parlament bedeuten muß...Wir können eine Demokratie haben, in welcher die Regierung – obwohl demokratisch geführt – unter dem Gesetz einer Körperschaft bleibt, die nicht regieren kann, sondern nur allgemeine Regeln festlegen kann. Die Macht der Regierung ist dann durch allgemeine Regeln limitiert und auf die Durchsetzung dieser allgemeinen Regeln beschränkt....Um eine beschränkte Demokratie zu schaffen, müssen wir die Macht teilen zwischen einer gewählten Versammlung (die nicht über die Parteilinien gewählt wird), welche generelle Regeln festlegen muß, und einer Regierungsversammlung, welche von ersterer festgelegten Regeln unterworfen ist. Eine solche Regierung könnte nach wie vor Leistungen aller Art erbringen, aber keine Zwangsherrschaft ausüben“.[20]

Bei der gewählten Versammlung, die die Grundentscheidungen der Politik treffen soll, denkt Hayek an einen "Rat der Weisen", dem "reife" Männer und Frauen im Alter zwischen 45 und 60 Jahren angehören sollten, die sich im gesellschaftlichen Leben bewährt haben.[21] Dieses gesellschaftliche Elitegremium soll die Probleme in langer Frist betrachten und nicht von den schwankenden Moden und Leidenschaften einer wandelbaren Masse abhängig sein. Seine Mitglieder würden für einen Zeitraum von 15 Jahren gewählt. Die Intention Hayeks ist erkennbar: Die Ausschaltung des Parlamentarismus zwecks Errichtung einer Elitenherrschaft, welche die gesellschaftliche Entwicklung im Sinne der spontanen Ordnung bestimmt.[22]

Instrumentalisierung des Freiheitsbegriffs durch Lobbygruppen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hayek führt als vermeintlich stärkstes Argument für die Akzeptanz des Marktes als oberster Richtschnur der gesellschaftlichen Entwicklung an, dass ein Abweichen vom Marktprinzip letztlich in den Totalitarismus führe: „In einer komplexen Gesellschaft hat der Mensch keine andere Wahl, als sich entweder an die für ihn blind erscheinenden Kräfte des sozialen Prozesses anzupassen, oder den Anordnungen eines Übergeordneten zu gehorchen. Solange er nur die harte Schule des Marktes kennt, wird er vielleicht denken, daß die Leitung durch einen anderen vernünftigen Kopf besser wäre; aber wenn es zum Versuch kommt, entdeckt er bald, daß ihm der erstere immer noch wenigstens einige Wahl läßt, während ihm der letztere gar keine läßt“.[23] Nach seiner Auffassung sind staatliche Interventionen stets auch ein erster Schritt zur Begrenzung der politischen Freiheit. Diese These ist durch die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte widerlegt worden. Praktisch alle westlichen Industriestaaten haben in unterschiedlichem Ausmaß den Wirtschaftsprozess über die Wettbewerbspolitik, Geld- und Fiskalpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Sozialpolitik, Gesundheitspolitik, Bildungspolitik, Umweltpolitik usw. gesteuert, ohne dass dies zu einer Einschränkung der politischen Freiheit oder der Wahlmöglichkeiten der Verbraucher geführt hätte. Es gibt keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen Staatsquote und/oder Ausmaß der Regulierung und dem Grad der politischen Freiheit. In Chile ist eine sich an neoliberalen Grundsätzen orientierende Wirtschaftspolitik sogar von der Pinochet-Diktatur praktiziert worden. Auch China hat die Marktwirtschaft unter einer Diktatur eingeführt. Freie Betätigungsmöglichkeiten für Unternehmen haben nicht zwangsläufig auch zu politischen Betätigungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Bürger geführt. Die Berufung von Parteien, Unternehmen und Lobbyorganisationen auf die Freiheit hat deshalb ganz überwiegend mit Bürgerrechten nichts gemein. Der Begriff Freiheit wird vielmehr meist nur noch als eine hehre Bezeichnung für die Forderung nach schrankenlosen Gewinnerzielungsmöglichkeiten angeführt, denen Gesetze zum Schutz der schwächeren Marktteilnehmer und der Umwelt entgegenstehen. Diese Gesetze sollen im Rahmen von Deregulierungen, die ohne Einzelprüfung ihrer Auswirkungen grundsätzlich als richtig gelten, wieder abgeschafft werden. Als weitere "freiheitsbildende Maßnahmen" werden Steuerreformen betrachtet, die sich zugunsten von Unternehmen und Besserverdienenden auswirken. Preisträger 2013: Sauli Niinistö (international) und Dorothea Siems (Publizistik)

Preisträger 2015: Jens Weidmann (international), Udo di Fabio (Publizistik) und Roman Herzog (Ehrenpreis)

Preisträger 2017: Joachim Gauck (international) und Heike Göbel (Publizistik)

Preisträger 2019: Margrethe Verstager (international) und Wolfgang Clement (Publizistik)

Kooperationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Centrum für Europäische Politik/Stiftung Ordnungspolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partner der Stiftung ist das Centrum für Europäische Politik, die Denkfabrik der Stiftung Ordnungspolitik. Deren Stiftungsvorsitzender (Lüder Gerken) ist auch Vorsitzender der Hayek-Stiftung. Die Mitglieder des Kuratoriums der Stiftung Ordnungspolitik sind auch Kuratoriumsmitglieder der Hayek-Stiftung.

Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lüder Gerken, Vorstand der Hayek-Stiftung, ist ehemaliger Kurator der INSM. Jürgen Stark, Mitglied des Kuratoriums, ist Botschafter der INSM

Stiftung Marktwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lüdiger Gerken, Vorstand der Hayek-Stiftung, ist ehemaliger Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft

Weiterführende Informationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus[Quelltext bearbeiten]

https://www.lobbycontrol.de/newsletter-lobbypedia/ https://twitter.com/lobbycontrol https://www.facebook.com/lobbycontrol https://www.instagram.com/lobbycontrolVernetzen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gekaufte Republik, NachDenkSeiten vom 18. Dezember 2005], Website nachdenkseiten, abgerufen am 1. Juli 2011
  • Nach Einschätzung des Tübinger Finanzwissenschaftlers Prof. Franz W. Wagner in der Süddeutschen Zeitung vom 12. Juli 2011 mit dem Titel "Der große Wurf ins Aus" würde der Kirchhof-Vorschlag "vor allem auf eine Steuersenkung für Besserverdienende hinauslaufen"
  • Links, Website arnulf baring, abgerufen am 14.7.2011
  • Ralf Ptak: Grundlagen des Neoliberalismus, in: Christof Butterwegge, Bettina Lösch, Ralf Ptak: Kritik des Neoliberalismus, 2. Aufl., Wiesbaden 2008, S. 43
  • Brodbeck: Neoliberalismus, S. 1, Website khbrodbeck, abgerufen am 29.6.2011
  • Hayek: Recht, Gesetzgebung und Freiheit. Bd. 1 Regeln und Ordnung, Landsberg 1986, S. 34
  • Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd 2, S. 131, zitiert nach Ptak, S. 52
  • Wahrer und falscher Individualismus, S. 25, zitiert nach Ptak, S. 60
  • Ptak, S. 33
  • Sibylle Tönnis: die liberale Kritik des Liberalismus, in: Alexander Rüstow: Die Religion der Marktwirtschaft, S. 183
  • Die Ursachen der ständigen Gefährdung der Freiheit, in: Ordo, Bd. 12, 1961 S. 106
  • Ptak, S. 63
  • Die Ursachen der ständigen Gefährdung der Freiheit, in: Ordo, Bd. 12, Düsseldorf und München 1961, S. 104 ff., als „markantes Zitat“ auf der Website der Gesellschaft veröffentlicht
  • Religion als Marktwirtschaft, S. 160
  • [Hayek: Die Verfassung der Freiheit, Freiburg 1991, S. 331, zitiert nach Karl-Heinz Brodbeck: Die fragwürdigen Grundlagen des Neoliberalismus, 13. Oktober 2004, S.7 f.
  • Brodbeck: Grundlagen, Fußnote 31, S. 6
  • Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd. 2, Landsberg 1981, S. 98
  • Ptak, S. 73
  • Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd. 1, München 1980
  • Interviewfilm „Inside the Hayek-Equation, World Research Inc., San Diego 1979, Übersetzung veröffentlicht auf der Website der Gesellschaft, abgerufen am 3. Juli 2011
  • Ptak, S. 234
  • Ptak, s. 234
  • Individualismus und wirtschaftliche Ordnung, 2. Aufl., Salzburg 1976, S. 38 f.
    1. Vorstand Webseite Hayek-Stiftung, abgerufen am 24.01.2020
    2. Kuratorium, hayek-stiftung.de, abgerufen am 24.01.2020
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            | Lobbybüro EU = 
            
            | Homepage         = [http://www.hayek-stiftung.de }}
                
    
                == Kurzdarstellung und Geschichte==
                
                Die Friedrich August von Hayek Stiftung mit Sitz in Freiburg (im Folgenden Stiftung genannt) wurde im Mai 1999 zum 100. Geburtstag des neoliberalen Vordenkers von Hayek ins Leben gerufen. Zu den Gründern gehörten Prof. Dr. Lüder Gerken (Vorsitzender des Centrums für Europäische Politik), Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman Herzog und die Württembergische Versicherung (1999 zur Wüstenrot & Württembergische-Gruppe fusioniert). Dieses  Versicherungsunternehmen,  das an der Privatisierung der Altersvorsorge verdient, hat die sich für eine Einschränkung staatlicher Daseinsfürsorge eintretende Stiftung mit einem Kapitalstock ausgestattet. Das Unternehmen stiftet auch die Preise, die verliehen werden. Gert Haller, der frühere Vorstandsvorsitzende von Wüstenrot & Württembergische (W & V), war bis zu seinem Tod im Jahre 2010 Kuratoriumsmitglied der  Stiftung und zeitweise Staatssekretär bei Bundespräsident Köhler ohne Gehalt (sein Geld bekam er von W &V).<ref>[http://www.nachdenkseiten.de/?p=995 Gekaufte Republik, NachDenkSeiten vom 18. Dezember 2005]], Website nachdenkseiten, abgerufen am 1. Juli 2011</ref>  Auch sein Nachfolger sitzt  im Stiftungskuratorium. Ziel der Stiftung ist die Verbreitung marktradikaler Ideen, umschrieben als Entfaltung von Freiheit und Wettbewerb.
                
    
                ==Gremien der Stiftung==
                
                ===Vorstand===
                
                Prof. Dr. Lüder '''Gerken''', Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Ordnungspolitik, Vorsitzender des Centrums für Europäische Politik, ehemaliger Direktor des Walter Eucken Instituts und der [[Stiftung Marktwirtschaft]]
                
                ===Kuratorium===
                
                Roman '''Herzog''' (Vorsitz), CDU, ehemaliger Bundespräsident, Vorsitzender der Mitglieder des Konventkreises des [[Konvent für Deutschland]], Mitglied des [[Bürgerkonvent]] und Ehrenvorsitzender des „Roman-Herzog-Instituts“ der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und der Arbeitgeberverbände der bayerischen Metall- und Elektroindustrie
                
    
                Leszek '''Balcerowicz''', Chairman des Brüsseler Think-Tanks Bruegel, ehemaliger Präsident der Polnischen Nationalbank
                
    
                Frederik („Frits“) '''Bolkestein''', ehemaliger EU-Kommissar für den Binnenmarkt, u. a. verantwortlich für die umstrittene Dienstleistungsrichtlinie, Vorsitzender des Think-Tanks Teldersstichting, Berater für [[PricewaterhouseCoopers]]
                
    
                Jürgen '''Jeske''', bis 2002 Mit-Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Präsident der Frankfurter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft
                
    
                [[Otmar Issing|Otmar '''Issing''']], Präsident des [[Center for Financial Studies]] (CFS) an der Uni Frankfurt, Berater der amerikanischen Investmentbank [[Goldman Sachs]], Berater der Bundesregierung und der EU-Kommission bei der Reform des internationalen Finanzsystems; ehemaliges Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, des Direktoriums der Europäischen Zentralbank und des Kronberger Kreises, dem wissenschaftlichen Beirat der [[Stiftung Marktwirtschaft]]. 
                
    
                Hans '''Tietmeyer''',  ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank, Mitglied der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften, Vorsitzender des Kuratoriums der [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]], Präsident des European Center for Financial Studies in Duisburg, Ethical Advisor der Europäischen Zentralbank, Mitglied des Aufsichtsrats der BDO Deutsche Warentreuhand AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Privatbank Hauck & Aufhäuser. 
                
                2008 wollte Bundeskanzlerin Angela Merkel Tietmeyer an die Spitze einer Expertengruppe berufen, die Vorschläge zur Reform des internationalen Finanzsystems ausarbeiten sollte. Dies wurde von den Oppositionsparteien und vom Koalitionspartner der CDU, der SPD, abgelehnt, da Tietmeyer als Aufsichtsratsmitglied der Hypo Real Estate eine Mitschuld an der schweren Krise der Bank treffe. Tietmeyer verzichtete auf das Amt und trat als Aufsichtsrat der Hypo Real Estate zurück.
                
    
                Alexander '''Erdland''', Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot & Württembergische AG (W&V)
                
    
                ==Prominente Mitglieder==
                
                [[Daniel Bahr]], FDP, Bundesgesundheitsminister
                
    
                [http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Keese Christoph Keese], ehemaliges Mitglied des Kuratoriums, Konzerngeschäftsführer Public Affairs der Axel Springer AG
                
    
                ==Preise der Stiftung==
                
                Alle zwei Jahre vergibt die Stiftung einen internationalen Preis und einen Publizistik-Preis.
                
    
                Preisträger 2003
                
    
                Ex-Premierministerin Margaret '''Thatcher''' (international)
                
    
                Johan '''Norberg'''  für sein Buch „In Defense of Global Capitalism“, in dem er in überzeugender Weise gängige Vorurteile über die vermeintlich ungerechten Auswirkungen der Globalisierung widerlegt habe (Publizistik)
                
    
                Preisträger 2005
                
    
                EU-Wettbewerbskommissar Mario '''Monti''' für seinen Einsatz für offene Märkte und Wettbewerb in der EU (international)
                
    
                Karen '''Horn''', FAZ-Journalistin, für ihr jahrelanges Eintreten für marktwirtschaftliche Prinzipien und Reformen in ihren Kommentaren und Berichterstattungen. Frau Horn ist Mitglied in der neoliberalen Mont Pelerin Society (Publizistik)
                
    
                Preisträger 2007
                
    
                Mikulàs '''Dzurinda''', ehemaliger Ministerpräsident der Slowakei, der die Wirtschaft dereguliert und einen einheitlichen Steuersatz von 19 % eingeführt hat (international)
                
    
                Horst '''Siebert''', ehemaliger Präsident des Instituts für Weltwirtschaft an der Uni Kiel und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Publizistik)
                
    
                Preisträger 2009
                
    
                Václav '''Klaus''', Präsident der Tschechischen Republik, Bewunderer von Thatcher und Reagan, für seine Bewährung als unbeirrbarer, streitbarer Liberaler. Klaus hat bis zuletzt den von beiden Kammern des Tschechischen Parlaments gebilligten EU-Vertrag blockiert (international)
                
    
                Paul '''Kirchhof''', ehemaliger Bundesverfassungsrichter, für sein besonderes Bemühen um eine freie Wirtschaftsordnung. Der ehemalige Botschafter des neoliberalen Netzwerkes [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]] setzt sich für eine Steuerreform ein, die u. a. einen einheitlichen Steuersatz von 25 % bei der Einkommensteuer vorsieht<ref>Nach Einschätzung des Tübinger Finanzwissenschaftlers Prof. Franz W. Wagner in der Süddeutschen Zeitung vom 12. Juli 2011 mit dem Titel "Der große Wurf ins Aus" würde der Kirchhof-Vorschlag "vor allem auf eine Steuersenkung für Besserverdienende hinauslaufen"</ref> (Publizistik)
                
    
                Preisträger 2011
                
    
                Lescek '''Balcerowitz''', ehemaliger Präsident der Polnischen Nationalbank, Kuratoriumsmitglied, für die Einführung des marktwirtschaftlichen Systems in Polen (international)
                
    
                Hans D. '''Barbier''', für sein Eintreten für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Barbier ist Vorsitzender des Vorstands der Ludwig-Erhard-Stiftung sowie Kurator und Botschafter derwww.hayek-stiftung.de]
                
                }}
                
                Die '''Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung''' setzt sich für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung im Sinne des marktradikalen Vordenkers [[Friedrich August von Hayek]] ein. Zu diesem Zweck vergibt sie alle zwei Jahre den Internationalen Preis der Friedrich-
August-von-Hayek-Stiftung sowie den Publizistikpreis der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung.
 Die Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung ist nicht identisch mit der [[Friedrich August von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft]], die mit der [[Friedrich A. von Hayek - Gesellschaft]] kooperiert.
                
    
                == Kurzdarstellung und Geschichte==
                
                Die Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung wurde im Mai 1999 zum 100. Geburtstag des marktradikalen Vordenkers [[Friedrich August von Hayek]] ins Leben gerufen. Zu den Gründern gehören [[Lüder Gerken]] (Vorsitzender des [[Centrum für Europäische Politik|Centrums für Europäische Politik]]), Ex-Bundespräsident [[Roman Herzog]] und die Württembergische Versicherung (1999 zur [[Wüstenrot & Württembergische]]-Gruppe fusioniert) als Stifter. Diese  hat die Stiftung mit einem Kapitalstock ausgestattet und stiftet die Preise, die verliehen werden. Der langjährige Vorstandsvorsitzende der Wüstenrot & Württembergische AG, [[Alexander Erdland]], ist Mitglied des Kuratoriums der Stiftung. Erdland war auch Präsident des [[Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft]] (GDV), der einflussreichen Versicherungs-Lobbyorganisation. Im Kuratorium sitzen Lobbyisten und Mitglieder wirtschaftsnaher Netzwerke.
                
    
                Laut ihrer [http://www.hayek-stiftung.de/fileadmin/user_upload/Downloads/hayek_flyer_3-2003.pdf Broschüre] hat der Schutz der Freiheit, den es nur in einer Marktwirtschaft gibt, unbedingtes Ziel und damit auch Handlungsbeschränkung aller Politik zu sein. Damit wird der Politik letztlich die Berechtigung abgesprochen, in den freien Markt einzugreifen. Unter dem Stichwort "Demokratie" wird in der Broschüre auch der Einfluss von Verbänden, die Sonderinteressen vertreten, angeprangert. Die Politiker seien vielfach wehrlos, weil sie auf diese Interessengruppen angewiesen seien, um eine Mehrheit für ihre Politik zu erhalten. Dabei wird die Stiftung selbst durch eine Sonderinteressen vertretende Versicherung gefördert.
                
    
                ==Gremien der Stiftung==
                
    
                ===Vorstand der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung===
                
                {| class="lptable"
                
                |Name
                
                |Verbindungen
                
                |-
                
                | [[Lüder Gerken]]
                
                | 
                
                * [[Stiftung Ordnungspolitik]], Vorsitzender des Vorstands
                
                * [[Centrum für Europäische Politik]] (CEP), Vorsitzender
                
                * [[Walter Eucken Institut]], ehem. Direktor
                
                * [[Stiftung Marktwirtschaft]], ehem. Vorstand 
                
                * [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]] (Publizistik)
                
    
                ==Friedrich August von Hayek Gesellschaft e.V.==
                
                Die [http://www.hayek.de/ Friedrich August von Hayek Gesellschaft e.V.] (im Folgenden als Gesellschaft bezeichnet) ist eine Vereinigung zur Förderung von Ideen im Sinne von Hayek. Sie arbeitet eng mit der Stiftung  zusammen. Ihr Zweck ist u.a. die „Vernetzung“ von Nachwuchswissenschaftlern, Publizisten und Politikern, die Abhaltung von Tagungen und Symposien, die Verleihung einer „Hayek-Medaille“ sowie die Veranstaltung eines Essay-Wettbewerbs. Sie ist weiterhin am „Forum Freiheit“ beteiligt, einer Allianz von verschiedenen Organisationen und Vereinen, deren Ziel eine allgemeine Werbung für die Idee der Freiheit in bestimmten Einzelbereichen (z.B. im Bildungswesen, im Gesundheitswesen) ist. Finanziert werden die Veranstaltungen des Forums durch Umlage auf die Hauptträger „Hayek-Gesellschaft“, „'''Freier Verband Deutscher Zahnärzte'''“, [http://www.freiheit.org/Liberales-Institut/149c145/index.html '''Liberales Institut Potsdam'''] (Think Tank der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit) und den Verband „'''Privatärztliche Verrechnungsstelle (PVS)'''“.
                
    
                Vorsitzende des Vorstands ist Dr. Karen '''Horn''', Wirtschaftsjournalistin und Berliner Büroleiterin des [[Institut der deutschen Wirtschaft]].
                
    
                Im Kuratorium sitzen u. a.:
                
    
                Hans-Olaf '''Henkel''', früherer Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Berater der Bank of America, Mitglied des Aufsichtsrats der Bayer AG, Continental AG, Daimler Luft- und Raumfahrt AG, SMS GmbH, Ringier AG, Heliad Equity Partners GmbH & Co. KGaA, Gründungsmitglied des [[Konvent für Deutschland]], ehemaliger Botschafter der [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]]
                
    
                Arnulf '''Baring''', Jurist, Publizist und Historiker, unterstützt Stiftungen wie die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung sowie die Stiftung [http://www.libnet.de/main.aspx/G/111327/L/1031/R/-1/LT/115794/A/1/ID/116642 Liberales Netzwerk]<ref>[http://www.arnulf-baring.de/links.htm Links], Website arnulf baring, abgerufen am 14.7.2011</ref> und ist Botschafter der [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]]
                
    
                Vorsitzender des Stiftungsrates ist Prof. '''Möschel''', Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches, Handels- und Wirtschaftsrecht an der Universität Tübingen, INSM), ehem. Kurator 
                
                |}
                
                (Stand: Januar 2020) Quelle: <ref>[http://www.hayek-stiftung.de/43.html Vorstand] Webseite Hayek-Stiftung, abgerufen am 24.01.2020</ref>
                
    
                ===Kuratorium der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung===
                
                {| class="lptable"
                
                |Name
                
                |Verbindungen
                
                |-
                
                | [[Horst Köhler]] (Vorsitzender)
                
                | 
                
                * ehemaliger Bundespräsident (CDU)
                
                |
                
    
                |-
                
                | [[Leszek Balcerowicz]]
                
                | 
                
                * Polnische Nationalbank, ehem. Präsident
                
                * Mitglied mehrerer wirtschaftsnaher Netzwerke und Denkfabriken
                
                |
                
    
                |-
                
                | Heinrich Otto Deichmann
                
                | 
                
                * Deichmann SE, Geschäftsführer
                
                |
                
    
                |-
                
                | Alexander Erdland
                
                | 
                
                * Wüstenrot & Württembergische AG, 2006-2016 Vorstandsvorsitzender
                
                * [[Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft]] GDV), 2012-2017 Präsident
                
                |
                
    
                |-
                
                | [[Udo di Fabio]]
                
                | 
                
                * 1999-2011 Richter am Bundesverfassungsgericht
                
                * [[Stiftung Familienunternehmen]], Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats
            beim Bundesministerium für Wirtschaft, Senator der Leibniz-Gesellschaft, Mitglied des Kronberger Kreises der [[Stiftung Marktwirtschaft]], Vorstand des Walter-Eucken-Instituts und Mitglied der Mont Pèlerin Society.
                
    
                ==Friedrich August von Hayek==
                
                von Hayek (* 8. Mai 1899 in Wien, † 23. März 1992 in Freiburg), Ökonom und Sozialphilosoph,  (Mit-)Begründer der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und einer der kompromisslosesten und radikalsten Vertreter des [[Neoliberalismus]]. Nach den Erfahrungen des Stalinschen Terrorregimes sind für ihn staatliche Eingriffe in den Markt stets erste Schritte auf dem „Weg zur Knechtschaft“. Im Gegensatz zu anderen Strömungen des Neoliberalismus lehnt von Hayek sogar staatliche Interventionen gegen Monopole oder zum Schutz der Umwelt ab. Er ist der Gegenspieler von John M. Keynes, nach dem nur durch ein Eingreifen des Staates die der Marktwirtschaft immanenten Krisen bekämpft werden können. Neben seiner Theorie über die Funktionsbedingungen marktwirtschaftlicher Ordnungen und die Grundlagen freiheitlicher Gesellschaftsordnungen, auf die im Folgenden eingegangen wird,  beschäftigte er sich mit der Konjunkturtheorie („Preise und Produktion“), für die er 1974 den Nobelpreis erhielt. Später machte von Hayek für Wirtschaftskrisen vor allem die Zentralbanken verantwortlich und schlug vor, die Produktion von Zahlungsmitteln zu privatisieren.
                
                ===Beruflicher Werdegang===
                
                Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Wien, ab 1931 Lehrtätigkeit an der London School of Economics, 1950 Wechsel an die University of Chicago, wo „The Constitution of Liberty“ entstand, ab 1962 Lehrtätigkeit an der Universität Freiburg. In dieser Zeit entstand seine Konzeption des Wettbewerbs als Entdeckungsverfahren. Nach seiner Emeritierung vollendete er die Trilogie „Law, Legislation and Liberty“. Im Jahre 1947 gründete sich unter seiner Führung die Mont Pelerin Society (MPS), die sich in der Folge zum bedeutendsten neoliberalen Elitenetzwerk mit etwa 1000 Mitgliedern und etwa 100 Denkfabriken entwickelte.
                
                ===Wichtige Werke===
                
                * Geldtheorie und Konjunkturtheorie, Wien und Leipzig 1929
                
                * The Road to Serfdom 1944 (deutsch: Der Weg zur Knechtschaft, München 2007)
                
                * Wahrer und falscher Individualismus (Ordo, Band 1, 1948)
                
                * Arten der Ordnung (Ordo, Band 14, 1963)
                
                * Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren, in: Freiburger Studien: Gesammelte Aufsätze,  Tübingen 1969
                
                * Die Anmaßung von Wissen (Ordo, Bd. 26, 1973)
                
                * The Fatal Conceit: The Errors of Socialism 1988 (deutsch: Die verhängnisvolle Anmaßung: Die Irrtümer des Sozialismus, Tübingen 1988)
                
                * The Constitution of Liberty 1960 (deutsch: Die Verfassung der Freiheit, Tübingen 1991)
                
                * Law, Legislation and Liberty 1979  (deutsch: Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd. 2: Die Illusion der sozialen Gerechtigkeit, München 1981)
                
                * Choice in Currency, London 1976
                
                * Denationalisation of Money 1976 (deutsch: Entnationalisierung des Geldes, Tübingen 1977
                
    
                ===Theorien zu Freiheit, Markt und Demokratie===
                
                Hayek sieht im Wettbewerb ein „Entdeckungsverfahren“, dessen Ergebnisse offen sind. Daraus ergibt sich, dass eine bestimmte Form des Wettbewerbs ebenso wenig angestrebt werden kann wie das Erreichen bestimmter Marktergebnisse.<ref>Ralf Ptak: Grundlagen des Neoliberalismus, in: Christof Butterwegge, Bettina Lösch, Ralf Ptak: Kritik des Neoliberalismus, 2. Aufl., Wiesbaden 2008, S. 43</ref> Zwar geht auch Hayek – wie der klassische Liberalismus – davon aus, dass der Markt aus sich heraus ein stabiles System schafft. Daneben gibt es jedoch einen Evolutionsprozess der Regeln des Handelns, in dem die Wirtschaftsordnung als Ergebnis blinder, nicht geplanter Prozesse der Regelselektion verstanden wird.<ref>[http://www.khbrodbeck.homepage.t-online.de/neolib.htm Brodbeck: Neoliberalismus, S. 1], Website khbrodbeck, abgerufen am 29.6.2011</ref> Dieser Evolutionsprozess führt zu einer spontanen Ordnung. Die Regeln des Handelns leiten die Individuen, weil sich Handlungen in Übereinstimmung mit ihnen als erfolgreicher erwiesen haben als die der konkurrierenden Individuen oder Gruppen. <ref>Hayek: Recht, Gesetzgebung und Freiheit. Bd. 1 Regeln und Ordnung, Landsberg 1986, S. 34</ref> Die spontane Ordnung, zu der der Markt gehört, haben die Menschen auch dann  hinzunehmen, wenn sich die Resultate des Marktes gegen sie wenden.<ref>Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd 2,  S. 131, zitiert nach Ptak, S. 52</ref>. Der „wahre Individualismus“ entspricht nach Hayek dem Bewusstsein,  „''dass dem indviduellen Verstand Grenzen gezogen sind, ein Bewußtsein, das zur Demut vor  den unpersönlichen  und anonymen sozialen Prozessen führt, durch welche die einzelnen mithelfen, Dinge zu schaffen, die größer sind, als sie selbst wissen''“. <ref>Wahrer und falscher Individualismus, S. 25, zitiert nach Ptak, S. 60</ref>. Hayek begründet die Überlegenheit von Märkten deshalb auch nicht mit den optimalen Ergebnissen des Marktmechanismus, sondern damit, dass sie die Begrenztheit des Wissens überwinden können und sich als menschengerechter, anonymer Mechanismus im evolutionären Prozess durchgesetzt haben.<ref>Ptak,  S. 33</ref> Der Ordoliberale Alexander Rüstow stellt fest, dass hinter diesem Konzept „''die Vorstellung einer von Gott dem Schöpfer selbst gesetzten unsichtbaren Wirtschaftsverfassung steht, vor der alle unzulänglichen menschlichen Verfassungsversuche zu weichen haben''“.<ref>Sibylle Tönnis: die liberale Kritik des Liberalismus, in: Alexander Rüstow: Die Religion der Marktwirtschaft, S. 183</ref>
                
    
                Freiheit hat nach  Hayek nichts mit Demokratie oder Menschenrechten zu tun, sondern ist die Abwesenheit von willkürlichem Zwang:
                
    
                „''Politische Freiheit im Sinne von Demokratie, innere Freiheit, Freiheit im Sinne des Fehlens von Hindernissen für die Verwirklichung unserer Wünsche oder gar Furcht und Mangel haben wenig mit individueller Freiheit zu tun und stehen oft in Konflikt mit  ihr...Die Freiheit, um die es sich hier handelt, die allein als allgemeines Prinzip der Politik dienen kann und die auch das ursprüngliche Ziel aller freiheitlichen Bewegungen war, besteht ausschließlich in der Abwesenheit von willkürlichem Zwang''“<ref>Die Ursachen der ständigen Gefährdung der Freiheit, in: Ordo, Bd. 12, 1961 S. 106</ref>
                
    
                Hayek hat nichts gegen Zwang, sofern dieser nicht willkürlich ist. Zwang wird vom Staat ausgeübt, der jedoch selbst ein Produkt der spontanen Ordnung und insofern dieser untergeordnet ist.<ref>Ptak, S. 63</ref>  Deshalb darf der Staat keinen Zwang ausüben, der den Markt als Ergebnis der spontanen Ordnung in Frage stellt. Das wäre eine Bedrohung der Freiheit. Im Ergebnis ist für Hayek Freiheit   das Recht von Unternehmen, mit Konsumenten, Arbeitnehmern und der Umwelt nach Gutdünken zu verfahren. Alle Eingriffe des Staates zu deren Schutz (Verbraucherschutz, Arbeitsschutz, Sozialpolitik, Umweltschutz) werden als freiheitsgefährdender Zwang verstanden, der letztlich zum Kommunismus/Kollektivismus führt. Hiergegen darf der Staat mit allen Mitteln des Zwangs vorgehen: “''Eine wirksame Verteidigung der Freiheit muß...notwendig unbeugsam, dogmatisch und doktrinär sein und darf keine Zugeständnisse an Zweckmäßigkeitserwägungen machen''.“<ref>Die Ursachen der ständigen Gefährdung der Freiheit, in: Ordo, Bd. 12, Düsseldorf und München 1961, S. 104 ff., als „markantes Zitat“ auf der Website der Gesellschaft veröffentlicht</ref> Rüstow bezeichnet die Freiheit im Sinne von Hayek als die „Freiheit des Fuchses im freien Hühnerstall“.<ref>Religion als Marktwirtschaft, S. 160</ref> 
                
    
                Der Ordoliberalismus befürwortet einen starken Staat, der der Wirtschaft die Rahmenbedingungen setzt, unter denen eine dem Allgemeinwohl dienende Konkurrenz ihre Wirkungen entfalten kann.    Auch unzulängliche Marktergebnisse können nach ordoliberaler Auffassung (möglichst mit marktkonformen Eingriffen) korrigiert werden, wenn sie für die Betroffenen offensichtlich zu inakzeptablen Ergebnissen führen. Nach Hayeks Konzept setzt die Wirtschaft dem Staat die Rahmenbedingungen, deren Veränderung als Anschlag auf die Freiheit verstanden wird. Selbst das staatliche Vorgehen gegen Monopole, die die Marktergebnisse zu Lasten der Verbraucher verzerren, lehnt er ab, da er in der rationalen Gestaltung der Wirtschaftsordnung die „Anmaßung von Wissen“ sieht. Im Unterschied zu anderen Vertretern des Neoliberalismus sah Hayek bezüglich der Monopolbildung ohnehin kaum Gefahren für den Wettbewerb, war er doch im Gegenteil nur „''ernstlich beunruhigt über die Willkürlichkeit der ganzen Politik, die der Größe einzelner Unternehmungen Grenzen setzen  will''“.<ref>[Hayek: Die Verfassung der Freiheit, Freiburg 1991, S. 331, zitiert nach [http://193.174.81.9/professoren/bwl/brodbeck/hayek.pdf Karl-Heinz Brodbeck: Die fragwürdigen Grundlagen des Neoliberalismus, 13. Oktober 2004, S.7 f.]</ref> Beim Umweltschutz versagt der Markt, weil es zahlreiche knappe Güter (Wasser, Boden, Rohstoffe) gibt, die keinen Preis haben und deshalb auch nicht in die Kalkulation der Unternehmen eingehen. Vom Markt werden diejenigen  Unternehmen durch Kosteneinsparungen belohnt, die auf Umweltschutzmaßnahmen verzichten und diejenigen bestraft, die solche Maßnahmen freiwillig ergreifen. Hayek folgte zunächst der Theorie öffentlicher Güter - z. B. in Der Weg zur Knechtschaft, München 1976, S. 50 - , stimmte jedoch später der These zu, dass ökologische Probleme eine bloße Erfindung gewisser Theoretiker seien.<ref>Brodbeck: Grundlagen, Fußnote 31, S. 6</ref> Ein Problem „erschöpfbarer Ressourcen“ gebe es gar nicht.
                
    
                Begriffe wie Allgemeinwohl,  soziale Gerechtigkeit und Gleichheit sind für Hayek gefährlich populäre Begriffe, die Menschen davon abhalten könnten, der Logik des Marktes demütig zu folgen. Wenn soziale Gerechtigkeit durch den Staat mittels Gesetzen (in der Terminologie von Hayek „mit Zwang“) eingeführt wird, muß dies sogar bekämpft werden: „''Womit wir es im Falle der 'sozialen Gerechtigkeit' zu tun haben, ist einfach ein quasi-religiöser Aberglaube von der Art, dass wir ihn respektvoll in Frieden lassen sollten, solange er lediglich seine Anhänger glücklich macht, den wir aber bekämpfen müssen, wenn er zum Vorwand wird, gegen andere Menschen Zwang anzuwenden''“.<ref>Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd. 2, Landsberg 1981, S. 98</ref> Zur Gleichheit äußert er sich wie folgt in einem einleitend von Stefan Baron für  die Wirtschaftswoche im Jahre 1981geführten Interview: „''Ungleichheit ist nicht bedauerlich, sondern höchst erfreulich. Sie ist einfach nötig''.<ref>Ptak, S. 73</ref> Statt sozialer Korrekturen empfiehlt er einen Grundschutz "außerhalb des Marktes", der allen Bürgern ein Mindesteinkommen sichern würde
                
    
                Hayek hält nichts davon, die Ergebnisse des Marktes als Bestandteil der spontanen Ordnung zu korrigieren, mögen diese für die Betroffenen noch so unerträglich sein. Er befürchtet jedoch, dass die ökonomisch und sozial Benachteiligten in einer parlamentarischen Demokratie die Regierung durch politischen Druck veranlassen könnten, Gesetze zu ihrem Schutz zu erlassen. Die Bezieher von Hungerlöhnen könnten Mindestlöhne fordern, geprellte Anleger eine Kontrolle von Finanzprodukten und der Banken, besorgte Bürger eine Abschaltung der Kernkraftwerke. Diese Mitgestaltungsmöglichkeiten von Individuen oder Gruppen, die nicht zur Wirtschaftselite gehören, sind für ihn Versuche, unlautere Sonderinteressen gegen den heiligen Markt und dessen Resultate geltend zu machen. Bei unlauteren Sonderinteressen denkt Hayek nicht in erster Linie an die Aktivitäten der Wirtschaftslobby, sondern an die seiner Meinung nach anmaßenden Versuche von Schutzorganisationen der Verbraucher, der Arbeitnehmer und der Umwelt, schlauer sein zu wollen als der Markt. Die Tätigkeit der Wirtschaftsverbände ist für ihn lauter, soweit diskriminierungsfreie Forderungen gestellt werden (allgemeine Senkung der Unternehmenssteuern), sie ist unlauter, wenn einzelne Unternehmen/Branchen bevorzugt werden (Subventionen, branchenbezogene Steuervergünstigungen). Hayek empört sich über die Demokratie, die ihren Bürgern und deren Organisationen die Freiheit gibt, das Marktgeschehen durch politische Entscheidungen zu beeinflussen: „''Die heute praktizierte Form der Demokratie ist zunehmend ein Synonym für den Prozess des Stimmenkaufs und für das Schmieren und Belohnen von unlauteren Sonderinteressen, ein Auktionssystem, in dem alle paar Jahre die Macht der Gesetzgebung denen anvertraut wird, die ihren Gefolgsleuten die größten Sondervorteile versprechen, ein durch das Erpressungs- und Korruptionssystem der Politik hervorgebrachtes System mit einer einzigen allmächtigen Versammlung, mit dem Wortfetisch Demokratie belegt''“<ref>Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd. 1, München 1980</ref> Hayek fordert deshalb eine Reform der Demokratie im Sinne einer beschränkten Demokratie:
                
    
                „''Es ist überhaupt nicht notwendig, dass Demokratie ein allmächtiges Parlament bedeuten muß...Wir können eine Demokratie haben, in welcher die Regierung – obwohl demokratisch geführt – unter dem Gesetz einer Körperschaft bleibt, die nicht regieren kann, sondern nur allgemeine Regeln festlegen kann. Die Macht der Regierung ist dann durch allgemeine Regeln limitiert und auf die Durchsetzung dieser allgemeinen Regeln beschränkt....Um eine beschränkte Demokratie zu schaffen, müssen wir die Macht teilen zwischen einer gewählten Versammlung (die nicht über die Parteilinien gewählt wird), welche generelle Regeln festlegen muß, und einer Regierungsversammlung, welche von ersterer festgelegten Regeln unterworfen ist. Eine solche Regierung könnte nach wie vor Leistungen aller Art erbringen, aber keine Zwangsherrschaft ausüben''“.<ref>Interviewfilm „Inside the Hayek-Equation, World Research  Inc., San Diego 1979, Übersetzung veröffentlicht auf der Website der Gesellschaft, abgerufen am 3. Juli 2011</ref>
                
    
                Bei der gewählten Versammlung, die die Grundentscheidungen der Politik treffen soll, denkt Hayek an einen "Rat der Weisen", dem "reife" Männer und Frauen im Alter zwischen 45 und 60 Jahren angehören sollten, die sich im gesellschaftlichen Leben bewährt haben.<ref>Ptak, S. 234</ref> Dieses gesellschaftliche Elitegremium soll die Probleme in langer Frist betrachten und nicht von den schwankenden Moden und Leidenschaften einer wandelbaren Masse abhängig sein. Seine Mitglieder würden für einen Zeitraum von 15 Jahren gewählt. Die Intention Hayeks ist erkennbar: Die Ausschaltung des Parlamentarismus zwecks Errichtung einer Elitenherrschaft, welche die gesellschaftliche Entwicklung im Sinne der spontanen Ordnung bestimmt.<ref>Ptak, s. 234</ref>
                
    
                ===Instrumentalisierung des Freiheitsbegriffs durch Lobbygruppen===
                
                Hayek führt als vermeintlich stärkstes Argument für die Akzeptanz des Marktes als oberster Richtschnur der gesellschaftlichen Entwicklung an, dass ein Abweichen vom Marktprinzip letztlich in den Totalitarismus führe: „''In einer komplexen Gesellschaft hat der Mensch keine andere Wahl, als sich entweder an die für ihn blind erscheinenden Kräfte des sozialen Prozesses anzupassen, oder den Anordnungen eines Übergeordneten zu gehorchen. Solange er nur die harte Schule des Marktes kennt, wird er vielleicht denken, daß die Leitung durch einen anderen vernünftigen Kopf besser wäre; aber wenn es zum Versuch kommt, entdeckt er bald, daß ihm der erstere immer noch wenigstens einige Wahl läßt, während ihm der letztere gar keine läßt''“.<ref>Individualismus und wirtschaftliche Ordnung, 2. Aufl., Salzburg 1976, S. 38 f.</ref> Nach seiner Auffassung sind staatliche Interventionen stets auch ein erster Schritt zur Begrenzung der politischen Freiheit. Diese These ist durch die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte widerlegt worden. Praktisch alle westlichen Industriestaaten haben in unterschiedlichem Ausmaß den Wirtschaftsprozess über die Wettbewerbspolitik, Geld- und Fiskalpolitik,  Arbeitsmarktpolitik,  Sozialpolitik,  Gesundheitspolitik, Bildungspolitik, Umweltpolitik usw. gesteuert, ohne dass dies zu einer Einschränkung der politischen Freiheit oder der Wahlmöglichkeiten der Verbraucher geführt hätte. Es gibt keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen Staatsquote und/oder Ausmaß der Regulierung und dem Grad der politischen Freiheit. In Chile ist eine sich an neoliberalen Grundsätzen orientierende Wirtschaftspolitik sogar von der Pinochet-Diktatur praktiziert worden. Auch China hat die Marktwirtschaft unter einer Diktatur eingeführt. Freie Betätigungsmöglichkeiten für Unternehmen haben nicht  zwangsläufig auch zu politischen Betätigungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Bürger geführt. Die Berufung von Parteien, Unternehmen und Lobbyorganisationen auf die Freiheit hat deshalb ganz überwiegend mit Bürgerrechten nichts gemein. Der Begriff Freiheit wird vielmehr meist nur noch als eine hehre Bezeichnung für  die Forderung nach schrankenlosen Gewinnerzielungsmöglichkeiten angeführt, denen Gesetze zum Schutz  der schwächeren Marktteilnehmer und der Umwelt entgegenstehen. Diese Gesetze sollen im Rahmen von Deregulierungen, die ohne Einzelprüfung ihrer Auswirkungen grundsätzlich als richtig gelten, wieder abgeschafft werden. Als weitere "freiheitsbildende Maßnahmen" werden Steuerreformen betrachtet, die sich zugunsten von Unternehmen und Besserverdienenden auswirken.
                
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                | [[Lüder Gerken]]
                
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                * Vorstand der Hayek Stiftung
                
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                | Werner Hoyer
                
                | 
                
                *Europäische Investitionsbank, Präsident
                
                *[[Ludwig-Erhard-Stiftung]], Mitglied
                
                *ehem. FDP-Politiker
                
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                |-
                
                | [[Otmar Issing]]
                
                | 
                
                * [[Center for Financial Studies]] (CFS), Präsident 
                
                * Mitglied mehrerer wirtschaftsnaher Netzwerke und Denkfabriken
                
                |
                
    
                |-
                
                | Renate Köcher
                
                | 
                
                * Institut für Demoskopie Allensbach, Geschäftsführerin 
                
                * Mitglied des Aufsichtsrats mehrerer Unternehmen und Kuratoriumsmitglied mehrerer Stiftungen
                
                |
                
    
                |-
                
                | [[Nicola Leibinger-Kammüller]]
                
                | 
                
                * TRUMPF GmbH + Co. KG, Vorsitzende der Geschäftsführung
                
                * [[Stiftung Familienunternehmen]], Mitglied des Kuratoriums
                
                |
                
    
                |-
                
                | Ludger Schuknecht
                
                | 
                
                * OECD, Stellv. Generalsekretär
                
                * [[Bundesministerium der Finanzen]], bis 2018 Abteilungsleiter 
                
                |
                
    
                |-
                
                | Jürgen Stark
                
                | 
                
                * [[Europäische Zentralbank]] (EZB), ehem. Direktoriumsmitglied
                
                * [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]] (INSM), Botschafter
                
                * [[Wirtschaftsforum der FDP]], Mitglied
                
                |
                
                |-
                
                | Holger Steltzner
                
                | 
                
                *Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), ehem. Herausgeber
                
                *[[Ludwig-Erhard-Stiftung]], Mitglied
                
                |}
                
                (Stand: Januar 2020) Quelle: <ref>[http://www.hayek-stiftung.de/kuratorium.html Kuratorium], hayek-stiftung.de, abgerufen am 24.01.2020</ref>
                
    
                ==Preise der Stiftung==
                
    
                Alle zwei Jahre vergibt die Stiftung einen internationalen Preis und einen Publizistik-Preis. Die Preise werden Persönlichkeiten verliehen, "die sich durch beispielhafte und außergewöhnliche Leistungen bei der Errichtung, Stärkung oder sonstigen Förderung einer freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung in Deutschland, in Europa oder in anderen Teilender Welt ausgezeichnet haben".
                
    
                Preisträger 2005: Mario Monti (international) und [[Karen Horn]]  (Publizistik)
                
    
                Preisträger 2007: Mikulàs Dzurinda (international) und Horst Siebert (Publizistik)
                
    
                Preisträger 2009: Václav Klaus (international) und Paul Kirchhof (Publizistik)
                
    
                Preisträger 2011: [[Leszek Balcerowicz|Lescek]] (international) und Hans D. Barbier (Publizistik)
                
    
                Preisträger 2013: Sauli Niinistö (international) und Dorothea Siems (Publizistik)
                
    
                Preisträger 2015: [[Jens Weidmann]] (international), [[Udo di Fabio]] (Publizistik) und [[Roman Herzog]] (Ehrenpreis)
                
    
                Preisträger 2017: Joachim Gauck (international) und Heike Göbel  (Publizistik)
                
    
                Preisträger 2019: Margrethe Verstager (international) und [[Wolfgang Clement]] (Publizistik)
                
    
                ==Kooperationen==
                
                ===[[Centrum für Europäische Politik]]/[[Stiftung Ordnungspolitik]]===
                
                Partner der Stiftung ist das [[Centrum für Europäische Politik]], die Denkfabrik der [[Stiftung Ordnungspolitik]]. Deren Stiftungsvorsitzender ([[Lüder Gerken]]) ist auch Vorsitzender der Hayek-Stiftung. Die Mitglieder des Kuratoriums der [[Stiftung Ordnungspolitik]] sind auch Kuratoriumsmitglieder der Hayek-Stiftung.
                
                ===[[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]]===
                
                Lüder Gerken, Vorstand der Hayek-Stiftung, ist ehemaliger Kurator der INSM. Jürgen Stark, Mitglied des Kuratoriums,   ist Botschafter der INSM
                
                ===[[Stiftung Marktwirtschaft]]===
                
                Lüdiger Gerken, Vorstand der Hayek-Stiftung, ist ehemaliger Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft
                
    == Weiterführende Informationen ==
            
            * [http://193.174.81.9/professoren/bwl/brodbeck/hayek.pdf Karl-Heinz Brodbeck: Die fragwürdigen Grundlagen des Neoliberalismus Wirtschaftsordnung und Markt in Hayeks Theorie der Regelselektion, 13. Oktober 2004]
            
            * Christof Butterwegge, Bettina Lösch, Ralf Ptak: Kritik des Neoliberalismus, 2. Auflage, Wiesbaden 2008
            
            * Alexander Rüstow: Die Religion der Marktwirtschaft, 3. Aufl., Berlin 2009
            
                
                == Einzelnachweise ==
                <references/>
                
    
                [[Kategorie:Organisation]]* Die Hayek Stiftung im [http://www.thinktanknetworkresearch.net/wiki_ttni_de/index.php?title=Friedrich_von_Hayek_Stiftung Wiki der ''Think Tank Netzwerk Initiative''].
                
    
                {{spendenbanner}}
                
    
                == Einzelnachweise ==
                <references/>
                
    
                [[Kategorie:Think tank]]
                
                [[Kategorie:Neoliberale Netzwerke]]
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    | Name            = Friedrich August von Hayek Stiftung
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    Die '''Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung''' setzt sich für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung im Sinne des marktradikalen Vordenkers [[Friedrich August von Hayek]] ein. Zu diesem Zweck vergibt sie alle zwei Jahre den Internationalen Preis der Friedrich-
August-von-Hayek-Stiftung sowie den Publizistikpreis der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung.
 Die Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung ist nicht identisch mit der [[Friedrich August von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft]], die mit der [[Friedrich A. von Hayek - Gesellschaft]] kooperiert.
       
     
    == Kurzdarstellung und Geschichte==
     
    == Kurzdarstellung und Geschichte==
    Die Friedrich August von Hayek Stiftung mit Sitz in Freiburg (im Folgenden Stiftung genannt) wurde im Mai 1999 zum 100. Geburtstag des neoliberalen Vordenkers von Hayek ins Leben gerufen. Zu den Gründern gehörten Prof. Dr. Lüder Gerken (Vorsitzender des Centrums für Europäische Politik), Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman Herzog und die Württembergische Versicherung (1999 zur Wüstenrot & Württembergische-Gruppe fusioniert). Dieses  Versicherungsunternehmen, das an der Privatisierung der Altersvorsorge verdient, hat die sich für eine Einschränkung staatlicher Daseinsfürsorge eintretende Stiftung mit einem Kapitalstock ausgestattet. Das Unternehmen stiftet auch die Preise, die verliehen werden. Gert Haller, der frühere Vorstandsvorsitzende von Wüstenrot & Württembergische (W & V), war bis zu seinem Tod im Jahre 2010 Kuratoriumsmitglied der Stiftung und zeitweise Staatssekretär bei Bundespräsident Köhler ohne Gehalt (sein Geld bekam er von W &V).<ref>[http://www.nachdenkseiten.de/?p=995 Gekaufte Republik, NachDenkSeiten vom 18. Dezember 2005]], Website nachdenkseiten, abgerufen am 1. Juli 2011</ref>  Auch sein Nachfolger sitzt  im Stiftungskuratorium. Ziel der Stiftung ist die Verbreitung marktradikaler Ideen, umschrieben als Entfaltung von Freiheit und Wettbewerb.
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    Die Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung wurde im Mai 1999 zum 100. Geburtstag des marktradikalen Vordenkers [[Friedrich August von Hayek]] ins Leben gerufen. Zu den Gründern gehören [[Lüder Gerken]] (Vorsitzender des [[Centrum für Europäische Politik|Centrums für Europäische Politik]]), Ex-Bundespräsident [[Roman Herzog]] und die Württembergische Versicherung (1999 zur [[Wüstenrot & Württembergische]]-Gruppe fusioniert) als Stifter. Diese hat die Stiftung mit einem Kapitalstock ausgestattet und stiftet die Preise, die verliehen werden. Der langjährige Vorstandsvorsitzende der Wüstenrot & Württembergische AG, [[Alexander Erdland]], ist Mitglied des Kuratoriums der Stiftung. Erdland war auch Präsident des [[Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft]] (GDV), der einflussreichen Versicherungs-Lobbyorganisation. Im Kuratorium sitzen Lobbyisten und Mitglieder wirtschaftsnaher Netzwerke.
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    Laut ihrer [http://www.hayek-stiftung.de/fileadmin/user_upload/Downloads/hayek_flyer_3-2003.pdf Broschüre] hat der Schutz der Freiheit, den es nur in einer Marktwirtschaft gibt, unbedingtes Ziel und damit auch Handlungsbeschränkung aller Politik zu sein. Damit wird der Politik letztlich die Berechtigung abgesprochen, in den freien Markt einzugreifen. Unter dem Stichwort "Demokratie" wird in der Broschüre auch der Einfluss von Verbänden, die Sonderinteressen vertreten, angeprangert. Die Politiker seien vielfach wehrlos, weil sie auf diese Interessengruppen angewiesen seien, um eine Mehrheit für ihre Politik zu erhalten. Dabei wird die Stiftung selbst durch eine Sonderinteressen vertretende Versicherung gefördert.
       
     
    ==Gremien der Stiftung==
     
    ==Gremien der Stiftung==
    ===Vorstand===
     
    Prof. Dr. Lüder '''Gerken''', Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Ordnungspolitik, Vorsitzender des Centrums für Europäische Politik, ehemaliger Direktor des Walter Eucken Instituts und der [[Stiftung Marktwirtschaft]]
     
    ===Kuratorium===
     
    Roman '''Herzog''' (Vorsitz), CDU, ehemaliger Bundespräsident, Vorsitzender der Mitglieder des Konventkreises des [[Konvent für Deutschland]], Mitglied des [[Bürgerkonvent]] und Ehrenvorsitzender des „Roman-Herzog-Instituts“ der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und der Arbeitgeberverbände der bayerischen Metall- und Elektroindustrie
     
       
    Leszek '''Balcerowicz''', Chairman des Brüsseler Think-Tanks Bruegel, ehemaliger Präsident der Polnischen Nationalbank
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    ===Vorstand der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung===
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    {| class="lptable"
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    |Name
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    |Verbindungen
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    |-
      +
    | [[Lüder Gerken]]
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    * [[Stiftung Ordnungspolitik]], Vorsitzender des Vorstands
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    * [[Centrum für Europäische Politik]] (CEP), Vorsitzender
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    * [[Walter Eucken Institut]], ehem. Direktor
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    * [[Stiftung Marktwirtschaft]], ehem. Vorstand
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    * [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]] (INSM), ehem. Kurator
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    |}
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    (Stand: Januar 2020) Quelle: <ref>[http://www.hayek-stiftung.de/43.html Vorstand] Webseite Hayek-Stiftung, abgerufen am 24.01.2020</ref>
       
    Frederik („Frits“) '''Bolkestein''', ehemaliger EU-Kommissar für den Binnenmarkt, u. a. verantwortlich für die umstrittene Dienstleistungsrichtlinie, Vorsitzender des Think-Tanks Teldersstichting, Berater für [[PricewaterhouseCoopers]]
    +
    ===Kuratorium der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung===
     
    +
    {| class="lptable"
    Jürgen '''Jeske''', bis 2002 Mit-Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Präsident der Frankfurter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft
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    |Name
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    |Verbindungen
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    |-
      +
    | [[Horst Köhler]] (Vorsitzender)
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    * ehemaliger Bundespräsident (CDU)
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      +
    | [[Leszek Balcerowicz]]
      +
    |
      +
    * Polnische Nationalbank, ehem. Präsident
      +
    * Mitglied mehrerer wirtschaftsnaher Netzwerke und Denkfabriken
      +
    |
       
    [[Otmar Issing|Otmar '''Issing''']], Präsident des [[Center for Financial Studies]] (CFS) an der Uni Frankfurt, Berater der amerikanischen Investmentbank [[Goldman Sachs]], Berater der Bundesregierung und der EU-Kommission bei der Reform des internationalen Finanzsystems; ehemaliges Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, des Direktoriums der Europäischen Zentralbank und des Kronberger Kreises, dem wissenschaftlichen Beirat der [[Stiftung Marktwirtschaft]].
    +
    |-
      +
    | Heinrich Otto Deichmann
      +
    |
      +
    * Deichmann SE, Geschäftsführer
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    |
       
    Hans '''Tietmeyer''', ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank, Mitglied der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften, Vorsitzender des Kuratoriums der [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]], Präsident des European Center for Financial Studies in Duisburg, Ethical Advisor der Europäischen Zentralbank, Mitglied des Aufsichtsrats der BDO Deutsche Warentreuhand AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Privatbank Hauck & Aufhäuser.
    +
    |-
    2008 wollte Bundeskanzlerin Angela Merkel Tietmeyer an die Spitze einer Expertengruppe berufen, die Vorschläge zur Reform des internationalen Finanzsystems ausarbeiten sollte. Dies wurde von den Oppositionsparteien und vom Koalitionspartner der CDU, der SPD, abgelehnt, da Tietmeyer als Aufsichtsratsmitglied der Hypo Real Estate eine Mitschuld an der schweren Krise der Bank treffe. Tietmeyer verzichtete auf das Amt und trat als Aufsichtsrat der Hypo Real Estate zurück.
    +
    | Alexander Erdland
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      +
    * Wüstenrot & Württembergische AG, 2006-2016 Vorstandsvorsitzender
      +
    * [[Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft]] GDV), 2012-2017 Präsident
      +
    |
       
    Alexander '''Erdland''', Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot & Württembergische AG (W&V)
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    |-
      +
    | [[Udo di Fabio]]
      +
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      +
    * 1999-2011 Richter am Bundesverfassungsgericht
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    * [[Stiftung Familienunternehmen]], Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats
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    |
       
    ==Prominente Mitglieder==
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    |-
    [[Daniel Bahr]], FDP, Bundesgesundheitsminister
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    | [[Lüder Gerken]]
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      +
    * Vorstand der Hayek Stiftung
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    [http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Keese Christoph Keese], ehemaliges Mitglied des Kuratoriums, Konzerngeschäftsführer Public Affairs der Axel Springer AG
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      +
    | Werner Hoyer
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      +
    *Europäische Investitionsbank, Präsident
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    *[[Ludwig-Erhard-Stiftung]], Mitglied
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    *ehem. FDP-Politiker
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    ==Preise der Stiftung==
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    |-
    Alle zwei Jahre vergibt die Stiftung einen internationalen Preis und einen Publizistik-Preis.
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    | [[Otmar Issing]]
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    |
      +
    * [[Center for Financial Studies]] (CFS), Präsident
      +
    * Mitglied mehrerer wirtschaftsnaher Netzwerke und Denkfabriken
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    |
       
    Preisträger 2003
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    |-
      +
    | Renate Köcher
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    |
      +
    * Institut für Demoskopie Allensbach, Geschäftsführerin
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    * Mitglied des Aufsichtsrats mehrerer Unternehmen und Kuratoriumsmitglied mehrerer Stiftungen
      +
    |
       
    Ex-Premierministerin Margaret '''Thatcher''' (international)
    +
    |-
      +
    | [[Nicola Leibinger-Kammüller]]
      +
    |
      +
    * TRUMPF GmbH + Co. KG, Vorsitzende der Geschäftsführung
      +
    * [[Stiftung Familienunternehmen]], Mitglied des Kuratoriums
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    |
       
    Johan '''Norberg'''  für sein Buch „In Defense of Global Capitalism“, in dem er in überzeugender Weise gängige Vorurteile über die vermeintlich ungerechten Auswirkungen der Globalisierung widerlegt habe (Publizistik)
    +
    |-
      +
    | Ludger Schuknecht
      +
    |
      +
    * OECD, Stellv. Generalsekretär
      +
    * [[Bundesministerium der Finanzen]], bis 2018 Abteilungsleiter
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    |
       
    Preisträger 2005
    +
    |-
      +
    | Jürgen Stark
      +
    |
      +
    * [[Europäische Zentralbank]] (EZB), ehem. Direktoriumsmitglied
      +
    * [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]] (INSM), Botschafter
      +
    * [[Wirtschaftsforum der FDP]], Mitglied
      +
    |
      +
    |-
      +
    | Holger Steltzner
      +
    |
      +
    *Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), ehem. Herausgeber
      +
    *[[Ludwig-Erhard-Stiftung]], Mitglied
      +
    |}
      +
    (Stand: Januar 2020) Quelle: <ref>[http://www.hayek-stiftung.de/kuratorium.html Kuratorium], hayek-stiftung.de, abgerufen am 24.01.2020</ref>
       
    EU-Wettbewerbskommissar Mario '''Monti''' für seinen Einsatz für offene Märkte und Wettbewerb in der EU (international)
    +
    ==Preise der Stiftung==
     
     
    Karen '''Horn''', FAZ-Journalistin, für ihr jahrelanges Eintreten für marktwirtschaftliche Prinzipien und Reformen in ihren Kommentaren und Berichterstattungen. Frau Horn ist Mitglied in der neoliberalen Mont Pelerin Society (Publizistik)
     
     
     
    Preisträger 2007
     
     
     
    Mikulàs '''Dzurinda''', ehemaliger Ministerpräsident der Slowakei, der die Wirtschaft dereguliert und einen einheitlichen Steuersatz von 19 % eingeführt hat (international)
     
     
     
    Horst '''Siebert''', ehemaliger Präsident des Instituts für Weltwirtschaft an der Uni Kiel und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Publizistik)
     
     
     
    Preisträger 2009
     
       
    Václav '''Klaus''', Präsident der Tschechischen Republik, Bewunderer von Thatcher und Reagan, für seine Bewährung als unbeirrbarer, streitbarer Liberaler. Klaus hat bis zuletzt den von beiden Kammern des Tschechischen Parlaments gebilligten EU-Vertrag blockiert (international)
    +
    Alle zwei Jahre vergibt die Stiftung einen internationalen Preis und einen Publizistik-Preis. Die Preise werden Persönlichkeiten verliehen, "die sich durch beispielhafte und außergewöhnliche Leistungen bei der Errichtung, Stärkung oder sonstigen Förderung einer freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung in Deutschland, in Europa oder in anderen Teilender Welt ausgezeichnet haben".
       
    Paul '''Kirchhof''', ehemaliger Bundesverfassungsrichter, für sein besonderes Bemühen um eine freie Wirtschaftsordnung. Der ehemalige Botschafter des neoliberalen Netzwerkes [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]] setzt sich für eine Steuerreform ein, die u. a. einen einheitlichen Steuersatz von 25 % bei der Einkommensteuer vorsieht<ref>Nach Einschätzung des Tübinger Finanzwissenschaftlers Prof. Franz W. Wagner in der Süddeutschen Zeitung vom 12. Juli 2011 mit dem Titel "Der große Wurf ins Aus" würde der Kirchhof-Vorschlag "vor allem auf eine Steuersenkung für Besserverdienende hinauslaufen"</ref> (Publizistik)
    +
    Preisträger 2005: Mario Monti (international) und [[Karen Horn]] (Publizistik)
       
    Preisträger 2011
    +
    Preisträger 2007: Mikulàs Dzurinda (international) und Horst Siebert (Publizistik)
       
    Lescek '''Balcerowitz''', ehemaliger Präsident der Polnischen Nationalbank, Kuratoriumsmitglied, für die Einführung des marktwirtschaftlichen Systems in Polen (international)
    +
    Preisträger 2009: Václav Klaus (international) und Paul Kirchhof (Publizistik)
       
    Hans D. '''Barbier''', für sein Eintreten für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Barbier ist Vorsitzender des Vorstands der Ludwig-Erhard-Stiftung sowie Kurator und Botschafter der [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]] (Publizistik)
    +
    Preisträger 2011: [[Leszek Balcerowicz|Lescek]] (international) und Hans D. Barbier (Publizistik)
       
    ==Friedrich August von Hayek Gesellschaft e.V.==
    +
    Preisträger 2013: Sauli Niinistö (international) und Dorothea Siems (Publizistik)
    Die [http://www.hayek.de/ Friedrich August von Hayek Gesellschaft e.V.] (im Folgenden als Gesellschaft bezeichnet) ist eine Vereinigung zur Förderung von Ideen im Sinne von Hayek. Sie arbeitet eng mit der Stiftung  zusammen. Ihr Zweck ist u.a. die „Vernetzung“ von Nachwuchswissenschaftlern, Publizisten und Politikern, die Abhaltung von Tagungen und Symposien, die Verleihung einer „Hayek-Medaille“ sowie die Veranstaltung eines Essay-Wettbewerbs. Sie ist weiterhin am „Forum Freiheit“ beteiligt, einer Allianz von verschiedenen Organisationen und Vereinen, deren Ziel eine allgemeine Werbung für die Idee der Freiheit in bestimmten Einzelbereichen (z.B. im Bildungswesen, im Gesundheitswesen) ist. Finanziert werden die Veranstaltungen des Forums durch Umlage auf die Hauptträger „Hayek-Gesellschaft“, „'''Freier Verband Deutscher Zahnärzte'''“, [http://www.freiheit.org/Liberales-Institut/149c145/index.html '''Liberales Institut Potsdam'''] (Think Tank der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit) und den Verband „'''Privatärztliche Verrechnungsstelle (PVS)'''“.
     
       
    Vorsitzende des Vorstands ist Dr. Karen '''Horn''', Wirtschaftsjournalistin und Berliner Büroleiterin des [[Institut der deutschen Wirtschaft]].
    +
    Preisträger 2015: [[Jens Weidmann]] (international), [[Udo di Fabio]] (Publizistik) und [[Roman Herzog]] (Ehrenpreis)
       
    Im Kuratorium sitzen u. a.:
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    Preisträger 2017: Joachim Gauck (international) und Heike Göbel  (Publizistik)
       
    Hans-Olaf '''Henkel''', früherer Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Berater der Bank of America, Mitglied des Aufsichtsrats der Bayer AG, Continental AG, Daimler Luft- und Raumfahrt AG, SMS GmbH, Ringier AG, Heliad Equity Partners GmbH & Co. KGaA, Gründungsmitglied des [[Konvent für Deutschland]], ehemaliger Botschafter der [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]]
    +
    Preisträger 2019: Margrethe Verstager (international) und [[Wolfgang Clement]] (Publizistik)
       
    Arnulf '''Baring''', Jurist, Publizist und Historiker, unterstützt Stiftungen wie die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung sowie die Stiftung [http://www.libnet.de/main.aspx/G/111327/L/1031/R/-1/LT/115794/A/1/ID/116642 Liberales Netzwerk]<ref>[http://www.arnulf-baring.de/links.htm Links], Website arnulf baring, abgerufen am 14.7.2011</ref> und ist Botschafter der [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]]
    +
    ==Kooperationen==
     
    +
    ===[[Centrum für Europäische Politik]]/[[Stiftung Ordnungspolitik]]===
    Vorsitzender des Stiftungsrates ist Prof. '''Möschel''', Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches, Handels- und Wirtschaftsrecht an der Universität Tübingen, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft, Senator der Leibniz-Gesellschaft, Mitglied des Kronberger Kreises der [[Stiftung Marktwirtschaft]], Vorstand des Walter-Eucken-Instituts und Mitglied der Mont Pèlerin Society.
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    Partner der Stiftung ist das [[Centrum für Europäische Politik]], die Denkfabrik der [[Stiftung Ordnungspolitik]]. Deren Stiftungsvorsitzender ([[Lüder Gerken]]) ist auch Vorsitzender der Hayek-Stiftung. Die Mitglieder des Kuratoriums der [[Stiftung Ordnungspolitik]] sind auch Kuratoriumsmitglieder der Hayek-Stiftung.
     
    +
    ===[[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]]===
    ==Friedrich August von Hayek==
    +
    Lüder Gerken, Vorstand der Hayek-Stiftung, ist ehemaliger Kurator der INSM. Jürgen Stark, Mitglied des Kuratoriums,   ist Botschafter der INSM
    von Hayek (* 8. Mai 1899 in Wien, † 23. März 1992 in Freiburg), Ökonom und Sozialphilosoph,  (Mit-)Begründer der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und einer der kompromisslosesten und radikalsten Vertreter des [[Neoliberalismus]]. Nach den Erfahrungen des Stalinschen Terrorregimes sind für ihn staatliche Eingriffe in den Markt stets erste Schritte auf dem „Weg zur Knechtschaft“. Im Gegensatz zu anderen Strömungen des Neoliberalismus lehnt von Hayek sogar staatliche Interventionen gegen Monopole oder zum Schutz der Umwelt ab. Er ist der Gegenspieler von John M. Keynes, nach dem nur durch ein Eingreifen des Staates die der Marktwirtschaft immanenten Krisen bekämpft werden können. Neben seiner Theorie über die Funktionsbedingungen marktwirtschaftlicher Ordnungen und die Grundlagen freiheitlicher Gesellschaftsordnungen, auf die im Folgenden eingegangen wird,  beschäftigte er sich mit der Konjunkturtheorie („Preise und Produktion“), für die er 1974 den Nobelpreis erhielt. Später machte von Hayek für Wirtschaftskrisen vor allem die Zentralbanken verantwortlich und schlug vor, die Produktion von Zahlungsmitteln zu privatisieren.
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    ===[[Stiftung Marktwirtschaft]]===
    ===Beruflicher Werdegang===
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    Lüdiger Gerken, Vorstand der Hayek-Stiftung, ist ehemaliger Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft
    Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Wien, ab 1931 Lehrtätigkeit an der London School of Economics, 1950 Wechsel an die University of Chicago, wo „The Constitution of Liberty“ entstand, ab 1962 Lehrtätigkeit an der Universität Freiburg. In dieser Zeit entstand seine Konzeption des Wettbewerbs als Entdeckungsverfahren. Nach seiner Emeritierung vollendete er die Trilogie „Law, Legislation and Liberty“. Im Jahre 1947 gründete sich unter seiner Führung die Mont Pelerin Society (MPS), die sich in der Folge zum bedeutendsten neoliberalen Elitenetzwerk mit etwa 1000 Mitgliedern und etwa 100 Denkfabriken entwickelte.
     
    ===Wichtige Werke===
     
    * Geldtheorie und Konjunkturtheorie, Wien und Leipzig 1929
     
    * The Road to Serfdom 1944 (deutsch: Der Weg zur Knechtschaft, München 2007)
     
    * Wahrer und falscher Individualismus (Ordo, Band 1, 1948)
     
    * Arten der Ordnung (Ordo, Band 14, 1963)
     
    * Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren, in: Freiburger Studien: Gesammelte Aufsätze,  Tübingen 1969
     
    * Die Anmaßung von Wissen (Ordo, Bd. 26, 1973)
     
    * The Fatal Conceit: The Errors of Socialism 1988 (deutsch: Die verhängnisvolle Anmaßung: Die Irrtümer des Sozialismus, Tübingen 1988)
     
    * The Constitution of Liberty 1960 (deutsch: Die Verfassung der Freiheit, Tübingen 1991)
     
    * Law, Legislation and Liberty 1979  (deutsch: Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd. 2: Die Illusion der sozialen Gerechtigkeit, München 1981)
     
    * Choice in Currency, London 1976
     
    * Denationalisation of Money 1976 (deutsch: Entnationalisierung des Geldes, Tübingen 1977
     
     
     
    ===Theorien zu Freiheit, Markt und Demokratie===
     
    Hayek sieht im Wettbewerb ein „Entdeckungsverfahren“, dessen Ergebnisse offen sind. Daraus ergibt sich, dass eine bestimmte Form des Wettbewerbs ebenso wenig angestrebt werden kann wie das Erreichen bestimmter Marktergebnisse.<ref>Ralf Ptak: Grundlagen des Neoliberalismus, in: Christof Butterwegge, Bettina Lösch, Ralf Ptak: Kritik des Neoliberalismus, 2. Aufl., Wiesbaden 2008, S. 43</ref> Zwar geht auch Hayek – wie der klassische Liberalismus – davon aus, dass der Markt aus sich heraus ein stabiles System schafft. Daneben gibt es jedoch einen Evolutionsprozess der Regeln des Handelns, in dem die Wirtschaftsordnung als Ergebnis blinder, nicht geplanter Prozesse der Regelselektion verstanden wird.<ref>[http://www.khbrodbeck.homepage.t-online.de/neolib.htm Brodbeck: Neoliberalismus, S. 1], Website khbrodbeck, abgerufen am 29.6.2011</ref> Dieser Evolutionsprozess führt zu einer spontanen Ordnung. Die Regeln des Handelns leiten die Individuen, weil sich Handlungen in Übereinstimmung mit ihnen als erfolgreicher erwiesen haben als die der konkurrierenden Individuen oder Gruppen. <ref>Hayek: Recht, Gesetzgebung und Freiheit. Bd. 1 Regeln und Ordnung, Landsberg 1986, S. 34</ref> Die spontane Ordnung, zu der der Markt gehört, haben die Menschen auch dann  hinzunehmen, wenn sich die Resultate des Marktes gegen sie wenden.<ref>Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd 2,  S. 131, zitiert nach Ptak, S. 52</ref>. Der „wahre Individualismus“ entspricht nach Hayek dem Bewusstsein,  „''dass dem indviduellen Verstand Grenzen gezogen sind, ein Bewußtsein, das zur Demut vor  den unpersönlichen  und anonymen sozialen Prozessen führt, durch welche die einzelnen mithelfen, Dinge zu schaffen, die größer sind, als sie selbst wissen''“. <ref>Wahrer und falscher Individualismus, S. 25, zitiert nach Ptak, S. 60</ref>. Hayek begründet die Überlegenheit von Märkten deshalb auch nicht mit den optimalen Ergebnissen des Marktmechanismus, sondern damit, dass sie die Begrenztheit des Wissens überwinden können und sich als menschengerechter, anonymer Mechanismus im evolutionären Prozess durchgesetzt haben.<ref>Ptak,  S. 33</ref> Der Ordoliberale Alexander Rüstow stellt fest, dass hinter diesem Konzept „''die Vorstellung einer von Gott dem Schöpfer selbst gesetzten unsichtbaren Wirtschaftsverfassung steht, vor der alle unzulänglichen menschlichen Verfassungsversuche zu weichen haben''“.<ref>Sibylle Tönnis: die liberale Kritik des Liberalismus, in: Alexander Rüstow: Die Religion der Marktwirtschaft, S. 183</ref>
     
     
    Freiheit hat nach  Hayek nichts mit Demokratie oder Menschenrechten zu tun, sondern ist die Abwesenheit von willkürlichem Zwang:
     
     
     
    „''Politische Freiheit im Sinne von Demokratie, innere Freiheit, Freiheit im Sinne des Fehlens von Hindernissen für die Verwirklichung unserer Wünsche oder gar Furcht und Mangel haben wenig mit individueller Freiheit zu tun und stehen oft in Konflikt mit  ihr...Die Freiheit, um die es sich hier handelt, die allein als allgemeines Prinzip der Politik dienen kann und die auch das ursprüngliche Ziel aller freiheitlichen Bewegungen war, besteht ausschließlich in der Abwesenheit von willkürlichem Zwang''“<ref>Die Ursachen der ständigen Gefährdung der Freiheit, in: Ordo, Bd. 12, 1961 S. 106</ref>
     
     
     
    Hayek hat nichts gegen Zwang, sofern dieser nicht willkürlich ist. Zwang wird vom Staat ausgeübt, der jedoch selbst ein Produkt der spontanen Ordnung und insofern dieser untergeordnet ist.<ref>Ptak, S. 63</ref>  Deshalb darf der Staat keinen Zwang ausüben, der den Markt als Ergebnis der spontanen Ordnung in Frage stellt. Das wäre eine Bedrohung der Freiheit. Im Ergebnis ist für Hayek Freiheit  das Recht von Unternehmen, mit Konsumenten, Arbeitnehmern und der Umwelt nach Gutdünken zu verfahren. Alle Eingriffe des Staates zu deren Schutz (Verbraucherschutz, Arbeitsschutz, Sozialpolitik, Umweltschutz) werden als freiheitsgefährdender Zwang verstanden, der letztlich zum Kommunismus/Kollektivismus führt. Hiergegen darf der Staat mit allen Mitteln des Zwangs vorgehen: “''Eine wirksame Verteidigung der Freiheit muß...notwendig unbeugsam, dogmatisch und doktrinär sein und darf keine Zugeständnisse an Zweckmäßigkeitserwägungen machen''.“<ref>Die Ursachen der ständigen Gefährdung der Freiheit, in: Ordo, Bd. 12, Düsseldorf und München 1961, S. 104 ff., als „markantes Zitat“ auf der Website der Gesellschaft veröffentlicht</ref> Rüstow bezeichnet die Freiheit im Sinne von Hayek als die „Freiheit des Fuchses im freien Hühnerstall“.<ref>Religion als Marktwirtschaft, S. 160</ref>
     
     
     
    Der Ordoliberalismus befürwortet einen starken Staat, der der Wirtschaft die Rahmenbedingungen setzt, unter denen eine dem Allgemeinwohl dienende Konkurrenz ihre Wirkungen entfalten kann.    Auch unzulängliche Marktergebnisse können nach ordoliberaler Auffassung (möglichst mit marktkonformen Eingriffen) korrigiert werden, wenn sie für die Betroffenen offensichtlich zu inakzeptablen Ergebnissen führen. Nach Hayeks Konzept setzt die Wirtschaft dem Staat die Rahmenbedingungen, deren Veränderung als Anschlag auf die Freiheit verstanden wird. Selbst das staatliche Vorgehen gegen Monopole, die die Marktergebnisse zu Lasten der Verbraucher verzerren, lehnt er ab, da er in der rationalen Gestaltung der Wirtschaftsordnung die „Anmaßung von Wissen“ sieht. Im Unterschied zu anderen Vertretern des Neoliberalismus sah Hayek bezüglich der Monopolbildung ohnehin kaum Gefahren für den Wettbewerb, war er doch im Gegenteil nur „''ernstlich beunruhigt über die Willkürlichkeit der ganzen Politik, die der Größe einzelner Unternehmungen Grenzen setzen  will''“.<ref>[Hayek: Die Verfassung der Freiheit, Freiburg 1991, S. 331, zitiert nach [http://193.174.81.9/professoren/bwl/brodbeck/hayek.pdf Karl-Heinz Brodbeck: Die fragwürdigen Grundlagen des Neoliberalismus, 13. Oktober 2004, S.7 f.]</ref> Beim Umweltschutz versagt der Markt, weil es zahlreiche knappe Güter (Wasser, Boden, Rohstoffe) gibt, die keinen Preis haben und deshalb auch nicht in die Kalkulation der Unternehmen eingehen. Vom Markt werden diejenigen  Unternehmen durch Kosteneinsparungen belohnt, die auf Umweltschutzmaßnahmen verzichten und diejenigen bestraft, die solche Maßnahmen freiwillig ergreifen. Hayek folgte zunächst der Theorie öffentlicher Güter - z. B. in Der Weg zur Knechtschaft, München 1976, S. 50 - , stimmte jedoch später der These zu, dass ökologische Probleme eine bloße Erfindung gewisser Theoretiker seien.<ref>Brodbeck: Grundlagen, Fußnote 31, S. 6</ref> Ein Problem „erschöpfbarer Ressourcen“ gebe es gar nicht.
     
     
     
    Begriffe wie Allgemeinwohl, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit sind für Hayek gefährlich populäre Begriffe, die Menschen davon abhalten könnten, der Logik des Marktes demütig zu folgen. Wenn soziale Gerechtigkeit durch den Staat mittels Gesetzen (in der Terminologie von Hayek „mit Zwang“) eingeführt wird, muß dies sogar bekämpft werden: „''Womit wir es im Falle der 'sozialen Gerechtigkeit' zu tun haben, ist einfach ein quasi-religiöser Aberglaube von der Art, dass wir ihn respektvoll in Frieden lassen sollten, solange er lediglich seine Anhänger glücklich macht, den wir aber bekämpfen müssen, wenn er zum Vorwand wird, gegen andere Menschen Zwang anzuwenden''“.<ref>Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd. 2, Landsberg 1981, S. 98</ref> Zur Gleichheit äußert er sich wie folgt in einem einleitend von Stefan Baron für  die Wirtschaftswoche im Jahre 1981geführten Interview: „''Ungleichheit ist nicht bedauerlich, sondern höchst erfreulich. Sie ist einfach nötig''.<ref>Ptak, S. 73</ref> Statt sozialer Korrekturen empfiehlt er einen Grundschutz "außerhalb des Marktes", der allen Bürgern ein Mindesteinkommen sichern würde
     
     
     
    Hayek hält nichts davon, die Ergebnisse des Marktes als Bestandteil der spontanen Ordnung zu korrigieren, mögen diese für die Betroffenen noch so unerträglich sein. Er befürchtet jedoch, dass die ökonomisch und sozial Benachteiligten in einer parlamentarischen Demokratie die Regierung durch politischen Druck veranlassen könnten, Gesetze zu ihrem Schutz zu erlassen. Die Bezieher von Hungerlöhnen könnten Mindestlöhne fordern, geprellte Anleger eine Kontrolle von Finanzprodukten und der Banken, besorgte Bürger eine Abschaltung der Kernkraftwerke. Diese Mitgestaltungsmöglichkeiten von Individuen oder Gruppen, die nicht zur Wirtschaftselite gehören, sind für ihn Versuche, unlautere Sonderinteressen gegen den heiligen Markt und dessen Resultate geltend zu machen. Bei unlauteren Sonderinteressen denkt Hayek nicht in erster Linie an die Aktivitäten der Wirtschaftslobby, sondern an die seiner Meinung nach anmaßenden Versuche von Schutzorganisationen der Verbraucher, der Arbeitnehmer und der Umwelt, schlauer sein zu wollen als der Markt. Die Tätigkeit der Wirtschaftsverbände ist für ihn lauter, soweit diskriminierungsfreie Forderungen gestellt werden (allgemeine Senkung der Unternehmenssteuern), sie ist unlauter, wenn einzelne Unternehmen/Branchen bevorzugt werden (Subventionen, branchenbezogene Steuervergünstigungen). Hayek empört sich über die Demokratie, die ihren Bürgern und deren Organisationen die Freiheit gibt, das Marktgeschehen durch politische Entscheidungen zu beeinflussen: „''Die heute praktizierte Form der Demokratie ist zunehmend ein Synonym für den Prozess des Stimmenkaufs und für das Schmieren und Belohnen von unlauteren Sonderinteressen, ein Auktionssystem, in dem alle paar Jahre die Macht der Gesetzgebung denen anvertraut wird, die ihren Gefolgsleuten die größten Sondervorteile versprechen, ein durch das Erpressungs- und Korruptionssystem der Politik hervorgebrachtes System mit einer einzigen allmächtigen Versammlung, mit dem Wortfetisch Demokratie belegt''“<ref>Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd. 1, München 1980</ref> Hayek fordert deshalb eine Reform der Demokratie im Sinne einer beschränkten Demokratie:
     
     
     
    „''Es ist überhaupt nicht notwendig, dass Demokratie ein allmächtiges Parlament bedeuten muß...Wir können eine Demokratie haben, in welcher die Regierung – obwohl demokratisch geführt – unter dem Gesetz einer Körperschaft bleibt, die nicht regieren kann, sondern nur allgemeine Regeln festlegen kann. Die Macht der Regierung ist dann durch allgemeine Regeln limitiert und auf die Durchsetzung dieser allgemeinen Regeln beschränkt....Um eine beschränkte Demokratie zu schaffen, müssen wir die Macht teilen zwischen einer gewählten Versammlung (die nicht über die Parteilinien gewählt wird), welche generelle Regeln festlegen muß, und einer Regierungsversammlung, welche von ersterer festgelegten Regeln unterworfen ist. Eine solche Regierung könnte nach wie vor Leistungen aller Art erbringen, aber keine Zwangsherrschaft ausüben''“.<ref>Interviewfilm „Inside the Hayek-Equation, World Research  Inc., San Diego 1979, Übersetzung veröffentlicht auf der Website der Gesellschaft, abgerufen am 3. Juli 2011</ref>
     
     
     
    Bei der gewählten Versammlung, die die Grundentscheidungen der Politik treffen soll, denkt Hayek an einen "Rat der Weisen", dem "reife" Männer und Frauen im Alter zwischen 45 und 60 Jahren angehören sollten, die sich im gesellschaftlichen Leben bewährt haben.<ref>Ptak, S. 234</ref> Dieses gesellschaftliche Elitegremium soll die Probleme in langer Frist betrachten und nicht von den schwankenden Moden und Leidenschaften einer wandelbaren Masse abhängig sein. Seine Mitglieder würden für einen Zeitraum von 15 Jahren gewählt. Die Intention Hayeks ist erkennbar: Die Ausschaltung des Parlamentarismus zwecks Errichtung einer Elitenherrschaft, welche die gesellschaftliche Entwicklung im Sinne der spontanen Ordnung bestimmt.<ref>Ptak, s. 234</ref>
     
     
     
    ===Instrumentalisierung des Freiheitsbegriffs durch Lobbygruppen===
     
    Hayek führt als vermeintlich stärkstes Argument für die Akzeptanz des Marktes als oberster Richtschnur der gesellschaftlichen Entwicklung an, dass ein Abweichen vom Marktprinzip letztlich in den Totalitarismus führe: „''In einer komplexen Gesellschaft hat der Mensch keine andere Wahl, als sich entweder an die für ihn blind erscheinenden Kräfte des sozialen Prozesses anzupassen, oder den Anordnungen eines Übergeordneten zu gehorchen. Solange er nur die harte Schule des Marktes kennt, wird er vielleicht denken, daß die Leitung durch einen anderen vernünftigen Kopf besser wäre; aber wenn es zum Versuch kommt, entdeckt er bald, daß ihm der erstere immer noch wenigstens einige Wahl läßt, während ihm der letztere gar keine läßt''“.<ref>Individualismus und wirtschaftliche Ordnung, 2. Aufl., Salzburg 1976, S. 38 f.</ref> Nach seiner Auffassung sind staatliche Interventionen stets auch ein erster Schritt zur Begrenzung der politischen Freiheit. Diese These ist durch die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte widerlegt worden. Praktisch alle westlichen Industriestaaten haben in unterschiedlichem Ausmaß den Wirtschaftsprozess über die Wettbewerbspolitik, Geld- und Fiskalpolitik, Arbeitsmarktpolitik,  Sozialpolitik,  Gesundheitspolitik, Bildungspolitik, Umweltpolitik usw. gesteuert, ohne dass dies zu einer Einschränkung der politischen Freiheit oder der Wahlmöglichkeiten der Verbraucher geführt hätte. Es gibt keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen Staatsquote und/oder Ausmaß der Regulierung und dem Grad der politischen Freiheit. In Chile ist eine sich an neoliberalen Grundsätzen orientierende Wirtschaftspolitik sogar von der Pinochet-Diktatur praktiziert worden. Auch China hat die Marktwirtschaft unter einer Diktatur eingeführt. Freie Betätigungsmöglichkeiten für Unternehmen haben nicht  zwangsläufig auch zu politischen Betätigungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Bürger geführt. Die Berufung von Parteien, Unternehmen und Lobbyorganisationen auf die Freiheit hat deshalb ganz überwiegend mit Bürgerrechten nichts gemein. Der Begriff Freiheit wird vielmehr meist nur noch als eine hehre Bezeichnung für  die Forderung nach schrankenlosen Gewinnerzielungsmöglichkeiten angeführt, denen Gesetze zum Schutz  der schwächeren Marktteilnehmer und der Umwelt entgegenstehen. Diese Gesetze sollen im Rahmen von Deregulierungen, die ohne Einzelprüfung ihrer Auswirkungen grundsätzlich als richtig gelten, wieder abgeschafft werden. Als weitere "freiheitsbildende Maßnahmen" werden Steuerreformen betrachtet, die sich zugunsten von Unternehmen und Besserverdienenden auswirken.
     
       
     
    == Weiterführende Informationen ==
     
    == Weiterführende Informationen ==
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    * Christof Butterwegge, Bettina Lösch, Ralf Ptak: Kritik des Neoliberalismus, 2. Auflage, Wiesbaden 2008
     
    * Christof Butterwegge, Bettina Lösch, Ralf Ptak: Kritik des Neoliberalismus, 2. Auflage, Wiesbaden 2008
     
    * Alexander Rüstow: Die Religion der Marktwirtschaft, 3. Aufl., Berlin 2009
     
    * Alexander Rüstow: Die Religion der Marktwirtschaft, 3. Aufl., Berlin 2009
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    * Die Hayek Stiftung im [http://www.thinktanknetworkresearch.net/wiki_ttni_de/index.php?title=Friedrich_von_Hayek_Stiftung Wiki der ''Think Tank Netzwerk Initiative''].
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    == Einzelnachweise ==
     
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