Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft

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Version vom 4. August 2013, 08:09 Uhr von E. Martin (Diskussion | Beiträge) (Lobbystrategien und Einfluss)
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
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Rechtsform eingetragener Verein
Tätigkeitsbereich Unternehmenslobbyismus
Gründungsdatum 1948
Hauptsitz Berlin
Lobbybüro
Lobbybüro EU avenue de Corthenbergh 60, 1000 Brüssel
Webadresse www.gdv.de

Der Gesamtverband deutscher Versicherungswirtschaft (GDV) ist der Dachverband der privaten Versicherungswirtschaft in Deutschland.

Kurzdarstellung und Geschichte

Der Gesamtverband deutscher Versicherungswirtschaft (GDV) wurde 1948 in Köln gegründet. 1996 schloss sich der GDV mit dem Verband der Schadensversicherer und mit dem Verband der Lebensversicherer zum neuen Gesamtverband deutscher Versicherungswirtschaft zusammen. Der Sitz des GDV wurde 1998 von Köln nach Berlin verlegt.

Eigendarstellung: "Der GDV bündelt und vertritt die Positionen der deutschen Versicherungswirtschaft gegenüber der Gesellschaft, der Politik, der Wirtschaft, den Medien und der Wissenschaft."[1]


Organisationsstruktur und Personal

Auf der Mitgliederversammlung, welche aus den Vertretern der Mitgliedsunternehmen besteht, werden die Mitglieder des Präsidiums, des Präsidialausschusses und der Hauptausschüsse gewählt.

Präsidium

Präsidium
Alexander Erdland
(Präsident)
Josef Beutelmann
Nikolaus von Bomhard
Thomas Buberl
  • AXA Konzern AG, Vorsitzender des Vorstandes
Friedrich Caspers
Markus Faulhaber
  • Allianz Lebensversicherungs-AG, Vorsitzender des Vorstandes
Thomas Flemming
Jörg Freiherr Frank von Fürstenwerth
  • Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Vorsitzender d. Hauptgeschäftsführung
Christian Hinsch
  • HDI-Gerling Industrie Versicherung AG, Vorsitzender des Vorstandes
Uwe Laue
Dietmar Meister
  • Generali Deutschland Holding AG, Vorsitzender des Vorstandes
Torsten Oletzky
Markus Rieß
  • Allianz Deutschland AG, Vorsitzender des Vorstandes
Norbert Rollinger
  • R+V Allgemeine Versicherung AG, Vorsitzender des Vorstandes
Wolfgang Weiler
  • HUK-COBURG Versicherungsgruppe, Sprecher der Vorstände
Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl
  • SV Sparkassen-Versicherung Holding AG, Vorsitzender des Vorstandes

(Stand: August 2013) Quelle:[2]


  • Hauptgeschäftsführer: Jörg Freiherr Frank von Fürstenwerth

Quelle:[3]


Unter den Mitgliedern finden sich Versicherer wie beispielsweise:

  • Allianz AG
  • AMB Generali
  • AXA
  • DEVK
  • ERGO
  • HDI-Gerling (Talanx AG)
  • HUK-Coburg
  • Münchener-Rückversicherungs-Gesellschaft/ Munich Re
  • R+V Versicherung
  • Signal Iduna
  • Württembergische
  • Zurich Group

Quelle: [5]

Finanzen

Verbindungen/Netzwerke

  • Joachim Wuermeling war 2008-2011 Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Er wechselte direkt in diesen Posten als Beamteter Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.


Lobbystrategien und Einfluss

Der Think Tank MEA

Der GDV trägt zur Hälfte die finanzielle Grundlast des Munich Center for the Economics of Aging (MEA). Ganz im Sinne des GDV schließt MEA aus seinen Studien den Schluss, dass das staatliche Sozialversicherungssystem und damit auch die gesetzliche Rentenversicherung, nicht mehr zukunftsfähig ist und daher mehr private Altersvorsorge geleistet werden sollte.
Der Direktor des MEA Axel Börsch-Supan[6], ehemaliger Berater des GDV, tritt auch als wissenschaftlicher Berater von Ministerien und politischen Institutionen auf. Die Änderung des bisherigen Rentensystems soll als "schlichte Notwendigkeit"(Börsch-Supan 2000) vermittelt werden.[7]

Das MEA war ursprünglich in Mannheim unter der Bezeichnung Mannheimer Forschungsinstitut Ökonomie und Demographischer Wandel (MEA) aktiv. Börsch-Supan ist mit seinem Mitarbeiterstab 2011 nach München umgezogen. Die Bezeichnung lautet seitdem Munich Center for the Economics of Aging (MEA) und ist ein Teil des Max-Planck-Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik.

Fallstudien und Kritik

  • 2012: Das Gesetz zu Bewertungsreserven stammte aus der Feder des GDV

Der Bundestag hatte im November 2012 eine Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes verabschiedet. Darin ist vorgesehen, dass die Beteiligung der Versicherten an den sog. Bewertungsreserven der Versicherungsunternehmen gekürzt und ihnen ein weiterer Teil der Überschüsse vorenthalten werden darf. Das beträfe alle Kunden von Lebensversicherungen, Rürup- und Riester-Renten, betrieblichen Direktversicherungen und ähnlichen Betriebsrenten.
Der Gesetzesentwurf wurde von CDU/CSU und FDP eingebracht. Die Zeitschrift ÖKO-TEST berichtet nun, dass ganze Passagen eins zu eins von einer Stellungnahme übernommen wurden, die der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) im September 2011 veröffentlicht hat. Wie ÖKO-TEST nachweist, gehen die Forderungen auf einen fünf-Punkte-Wunschkatalog zurück, mit dem die Branche der Aufsicht schon seit Jahren in den Ohren liegt.
Der Bundesrat stoppte den Gesetzentwurf im Dezember 2012. CDU-Fraktionsvize Michael Meister und der finanzpolitische Sprecher der FDP, Volker Wissing, erklärten Anfang Februar 2013, die angestrebte Regelung würde nicht weiter verfolgt. Die Pläne seien so gut wie gescheitert.
Quellen: [8], [9]


  • 1999: Drohkulisse gegen Rot-Grün

Das Drohpotential, das in den enormen Finanzmitteln liegt (die Mitglieder des GDV verwalten ein Anlagekapital von 1,1 Billionen Euro), wird normalerweise nicht offensiv angesprochen. Im Februar 1999 drohte allerdings Hans Schreiber, das damalige Präsidiumsmitglied des GDV, angesichts der rot-grünen Steuerpläne damit, keine Bundesanleihen mehr zu kaufen. Die Versicherungswirtschaft revoltierte gegen die Steuerreformpläne der neuen rot-grünen Bundesregierung. Die Allianz warnte, man könne Geschäftsteile ins Ausland verlagern. Eine GDV-Sprecherin verstärkte den Druck in den Medien und sagte damals, die Ankündigungen von Allianz und Mannheimer seien keine Einzelreaktionen.
Als Oskar Lafontaine im März 1999 seinen Posten als Finanzminister aufgab, jubelte Hans Schreiber: Der "Tag nach Oskar" sei "einer der schönsten Tage meines beruflichen Lebens". Gut ein Jahr später boxte Bundeskanzler Gerhard Schröder die - deutlich veränderte - Steuerreform durch den Bundesrat. Der Steuersatz von Kapitalgesellschaften sank auf 25 Prozent. Außerdem wurden Gewinne beim Verkauf von Unternehmensbeteiligungen von der Besteuerung befreit. (Quelle: LobbyControl: LobbyPlanet Berlin. Köln 2008. S. 107)


Weiterführende Informationen

Laut den freiwilligen Angaben im Lobbyregister der EU, hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft bis zur Hälfte des Geschäftsjahres 2010 etwa 1.000.000 € in direkte Lobbyarbeit bei den EU-Organen investiert.[10]

Einzelnachweise

  1. GBV-Webseite abgerufen am 08.11.2011
  2. Präsidium GDV-Webseite, abgerufen am 03.08.2013
  3. Geschäftsführung und Organisation GDV-Webseite, abgerufen am 03.08.2013
  4. GDV-Jahrbuch 2012 Die deutsche Versicherungswirtschaft Seite 72, abgerufen am 11.12.2012
  5. Webseite GDV - GDV-Mitglieder abgerufen am 11.12.2012
  6. Team Prof. Börsch-Supan, Website MEA, abgerufen am 10. Dezember 2012
  7. Börsch-Supan, Axel (2000): Perspektiven der privaten Vorsorge; in: Erika Metzger (Hrsg.): Zukunft der Alterssicherung, Düsseldorf, S.45-59
  8. PM: Abzocke bei den Bewertungsreserven ÖKO-TEST vom 19.02.2013, abgerufen am 20.02.2013
  9. Lebensversicherungen: Beeinflusste Lobby Gesetz zu Bewertungsreserven? Die Welt vom 20.02.2013, abgerufen am 20.02.2013
  10. EU-Lobbyregister, Stand: 24.08.2010

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