Google

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Version vom 7. Juni 2012, 13:05 Uhr von Christian H. (Diskussion | Beiträge) (Wissenschaftsfinanzierung)
Google Inc.
Branche
Hauptsitz 1600 Amphitheatre Parkway, Mountain View, CA 94043, USA
Lobbybüro Deutschland Unter den Linden 21, 10117 Berlin
Lobbybüro EU Google Belgium, Chaussée d'Etterbeek 180, 1040 Brussels
Webadresse google.com

Google Inc. ist einer der weltweit größten Internetkonzerne und mit der Suchmaschine Google Marktführer. Google entwickelt Software und bietet ein breit gefächertes Angebot an Internetdienstleistungen an. Die Haupteinnahmequelle Googles ist Werbung im Zusammenhang mit Nutzerinformationen. In den letzten Jahren gerät der Konzern vermehrt in politische und juristische Auseinandersetzungen zu Themen wie Datenschutz, Urheberrechten oder Fragen von Wettbewerb und Marktmacht. Google hat deshalb seine Lobbyarbeit massiv ausgeweitet und 2011 in den USA etwa Microsoft beim Lobby-Etat überholt.[1]

Kurzdarstellung und Geschichte

Google Inc. wurde am 4. September 1998 von Larry Page und Sergey Brin gegründet und ging am 19. August 2004 an die Börse. Derzeit beträgt der Börsenwert des Internetkonzerns rund 187,1 Mrd. US-Dollar.[2]

Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen

Googles Hauptstandbein ist die Vermittlung von Informationen, sei es durch seine Suchmaschine oder seine vielen anderen Dienstleistungen, wie Google Earth, Google Maps, et cetera.[3] Hierbei vermittelt der Internetkonzern nicht nur Informationen, sondern sammelt auch Nutzerdaten, die dann wiederum Grundstein für das zweite Hauptgeschäftsfeld - die personalisierte Werbung - sind.[4]

Google sieht seine beiden Hauptstandbeine - durch verschärfte Datenschutzbestimmungen sowie durch Urheberrechtsstreitigkeiten, die die freie Vermittlung von Netzinhalten einschränken würde - gefährdet. Diese Themen stehen so im Fokus der Lobbyarbeit des Internetkonzerns.

Lobbyarbeit: Struktur und Strategien

Lobbyarbeit in den USA

Im ersten Quartal 2012 hat Google laut Informationen der New York Times[5] und des Lobbying Reports[6] 5.030.000 US-Dollar für Lobbyarbeit ausgegeben. Laut New York Times mehr als Apple, Facebook, Amazon und Microsoft im gleichen Zeitraum zusammen.

2011 gab Google in den USA rund 9.680.000 US-Dollar für Lobbyarbeit aus.[7] Hier sind die Google-Tochterunternehmen nicht mit inbegriffen. Motorola, das Google übernommen hat gab beispielsweise weitere 1.740.000 US-Dollar für Lobbyaktivitäten aus.[8] Seit 2003 steigen die Lobbyausgaben des Internetkonzerns rasant an.

Ferner spielen Parteispenden eine wichtige Rolle in der Lobbyarbeit von Google. So sammelt und spendet der Konzern über ein sogenanntes Political Action Committee (PACs) Geld für die einzelnen Parteien. Interessant hierbei ist, dass Google Inc. hierbei die Spenden relativ ausgeglichen an Republikaner und Demokraten verteilt - in den letzten Jahren mit nur leichtem Vorteil für letztere.[9] Wie viel das Google PAC gesammelt und gespendet hat, ist bei OpenSecrets einsehbar.

Die US-Regierung steht für Google Inc. (und andere US-Großkonzerne) in zweierlei Hinsicht im Fokus der Lobbyarbeit steht. Einerseits als Adressat für die Regulierung in den USA. Zum anderen übt die US-Regierung in vielerlei Hinsicht Druck auf die EU und nationale Regierungen aus, wenn von politischen Entscheidungen US-Konzerne betroffen sind. So geschehen beispielsweise in den Datenschutzvorschriften, bzw. der geplanten Datenschutzverordnung der EU.[10]

Lobbyarbeit auf EU-Ebene

Auch die Lobbyausgaben von Google in der EU steigen stetig an. So brachte der Konzern 2010 laut dem EU-Transparenzregister 450.000 € bis 500.000 € und 2011 zwischen 600.000 € und 700.000 € für Lobbyarbeit auf.[11]

Indirekt betreibt Google auch über Denkfabriken und Verbände Lobbyarbeit. So ist der Internetkonzern Unterstützer des Lisbon Council[12], einer neoliberalen Denkfabrik, die oft als unabhängig angesehen wird und vor allem den freien Markt propagiert. Das Lisbon Council und Google kooperieren etwa bei der Initiative "S1ngle Market Entrepreneurs". Ein Imagefilm der Initiative zeigt zahlreiche kleine und mittelgroße Unternehmer, die Google-Dienste verwenden (insbesondere Adwords).[13] Google folgt damit einer Strategie, die Microsoft bereits intensiv eingesetzt hat, und spannt die Firmen in die Lobbyarbeit ein, die Google-Dienste nutzen. Diese Strategie zielt u.a. darauf, die eigene ökonomische Bedeutung zu erhöhen und den Eindruck zu erwecken, dass die eigenen politischen Ziele nicht nur im Interesse eines Großkonzerns sind, sondern von vielen kleinen und mittleren Unternehmen geteilt werden. Auch in Deutschland verfolgt Google diese Strategie und hat dazu z.B. im April 2012 eine Auftragsstudie vorgestellt, die den Nutzen von Google für Unternehmensgründer belegen soll.[14]

Ferner unterstützt Google die Denkfabrik European Centre for International Political Economy (ECIPE)[15], die vor allem industriefreundliche Handelspolitik propagiert, und ist Mitglied in der American chamber of Commerce to the European Union (AmCham EU), der The European Digital Media Association (EDiMA) und der European Internet Foundation (EIF).[16]

Deep Lobbying

Google, wie auch seine Konkurrenten investieren große Ressourcen, um ihre Image zu pflegen. Dies ist zwar keine direkte Lobbyarbeit, hat allerdings - neben dem Kunden - auch die politischen Entscheidungsträger als Ziel, die dann gleichsam eine positivere Wahrnehmung des Unternehmens haben.

Das sogenannte Deep Lobbying bezeichnet die Beeinflussung politischer Entscheidungen auf indirektem Weg über die Einflussnahme auf Öffentlichkeit und Wissenschaft. Es geht somit darum, eine positive - oder zumindest nicht negative - Konnotation mit dem Unternehmen Google aufzubauen. Die Zielperson des Deep Lobbing soll so (bewusst oder unbewusst) in seinen Entscheidungen beeinflusst werden: seien diese nun ein Google Produkt zu nutzen (Kunden), sich für den Internetkonzern öffentlich einzusetzen (politische Entscheidungsträger etc.) oder bestimmte Kritikpunkte weniger drastisch zu formulieren (Journalisten/Wissenschaftler etc.). Um dies zu Erreichen unterstützt Google zahlreiche Projekte und Einrichtungen.[17]

Fallbeispiele und Kritik

Datenschutz

Die Nutzerdaten sind für Google wichtig um Werbung personalisieren zu können. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Internetkonzern hier intensive Lobbyarbeit betreibt, um Datenschutzdebatten und die Gestaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen zu beeinflussen.[18][19]

Urheberrecht und Patentstreitigkeiten

Im Mittelpunkt des Interesses Googles waren, bzw. sind vor allem "Copyright, Patent & Trademark"[20], also insbesondere die Urheberrechtsabkommen SOPA, PIPA und ACTA, bei denen sich u.a. Google und die Rechteinhaber, wie bspw. die Unterhaltungsindustrie über den freien Zugang von Informationen streiten. Hierzu betreibt der Internetkonzern intensive Lobbyarbeit in allen relevanten Instanzen der US-Regierung und des Kongresses.[21] Ziel der Lobbystrategie ist, die gesetzlichen Rahmenbedingungen innerhalb der USA zu beeinflussen und gleichzeitig die US-Regierung zu motivieren, die Konzerninteressen im Ausland zu vertreten.[22]

Auch auf EU-Ebene sind die Lobbyinteressen Googles v.a. die Urheberrechtsabkommen (u.a. ACTA) und der Datenschutz sowie generell die Zukunft des Internets.[23]

Seit dem Bundestagswahlkampf 2009 liefern sich Google und diverse Verlage, ihnen voran die Axel Springer AG und der Verleger Hubert Burda einen Lobbykampf um die Einführung eines Leistungsschutzrechts für Verleger. Auf dessen Grundlage sollen Verlage von „Werkvermittlern“, wie beispielsweise Suchmaschinen, Gebühren für Textzitate verlangen dürfen. Kritiker, wie die Initiative gegen ein Leistungsschutzrecht (IGEL), die u.a. von Google finanziert wird,[24] befürchten gravierende Einschnitte der Informationsfreiheit.[25]

Diese Auseinandersetzungen können als beispielhaft für die Debatte um das freie Internet gesehen werden. Während Rechteinhaber, wie Verlage, die Unterhaltungsindustrie etc. diverse Leistungen nur entgeltlich zur Verfügung stellen wollen, ist es für Google essentiell weiterhin freie Informationen vermitteln zu können.

Wissenschaftsfinanzierung

Google unterstützt auch Universitäten und Forschungseinrichtungen.[26] So finanziert Google beispielsweise das Berliner "Institut für Internet und Gesellschaft" mit einer Anschubfinanzierung von 4,5 Millionen Euro über drei Jahre[27]. Drittmittelförderungen wie diese sind insofern problematisch, da hierdurch die Neutralität der Forschungsergebnisse gefährdet werden kann.[28] Google Deutschland gründete 2010 den Think Tank "Co:llaboratory" und unterstützte diesen im Jahr 2012 mit 250.000 Euro[29]. Der Think Tank soll "gemeinsam an Lösungsansätzen zu gesellschaftlichen Fragen rund um das Internet" in einem "Expertenkreis, in dem Akteure aus Wissenschaft, Verbänden, Daten- und Verbraucherschutz sowie aus Internetunternehmen", arbeiten [30].

Weiterführende Informationen

Einzelnachweise

  1. vgl. Google drängt auf das Parkett der Super-Lobbyisten, LobbyControl-Blog vom 29.7.2011 und die Lobbybudgets von Google und [www.opensecrets.org/lobby/clientsum.php?id=D000000115 Microsoft] bei Openscrets.org, beides abgerufen am 6.6.2012
  2. Apple, Google & Co.: Die größten Internet-Konzerne Welt vom 31.01.2012, aufgerufen am 28.03.2012
  3. Überblick über die Geschäftsmodelle, Google-Webseite, aufgerufen am 03.04.2012
  4. Die fanatischen Vier Spiegel vom 05.12.2011, aufgerufen am 03.04.2012
  5. Under Scrutiny, Google Spends Record Amount on Lobbying, nytimes.com vom 23. April 2012, abgerufen am 26. April 2012
  6. [http://soprweb.senate.gov/index.cfm?event=getFilingDetails&filingID=a069c7ca-47b7-41db-9d98-254c9629ca50 LOBBYING REPORT ], senate.gov, abgerufen am 26. April 2012
  7. Google Inc: Summary OpenSecrets, aufgerufen am 03.04.2012
  8. Google Inc: Summary OpenSecrets, aufgerufen am 03.04.2012
  9. PACs Google Inc Summary OpenSecrets, aufgerufen am 03.04.2012
  10. Die USA möchten bei EU-Datenschutzreform mitreden, Datenschutzbeauftragter Info vom 01.03.2012, abgerufen am 21.3.2012
  11. Google EU-Transparenzregister, Stand 29.03.12, aufgerufen am 03.04.2012
  12. Webseite des Lisbon Council, aufgerufen am 03.04.2012
  13. Presentation by Ann Mettler, executive director, The Lisbon Council, at the Single Market Entrepreneurs Luncheon on 31 January 2012, abgerufen am 24. April 2012
  14. Verkaufen, verkaufen, verkaufen, taz vom 18.4.2012, abgerufen am 6.6.2012]
  15. European Centre for International Political Economy, aufgerufen am 03.04.2012. Siehe auch David Cronin: Think tanks: corporate lobbyists posing as experts, Blogbeitrag vom 31.1.2011, abgerufen am 24.4.2012
  16. Google EU-Transparenzregister, Stand 29.03.12, aufgerufen am 03.04.2012
  17. EMEA University Programs Google Inc., aufgerufen am 03.04.2012
  18. Google EU-Transparenzregister, Stand 29.03.12, aufgerufen am 03.04.2012
  19. Google Inc: Issues OpenSecrets, aufgerufen am 03.04.2012
  20. Google Inc: Issues OpenSecrets, aufgerufen am 03.04.2012
  21. Google Inc: Agencies OpenSecrets, aufgerufen am 03.04.2012
  22. Die USA möchten bei EU-Datenschutzreform mitreden, Datenschutzbeauftragter Info vom 01.03.2012, abgerufen am 21.3.2012
  23. Google EU-Transparenzregister, Stand 29.03.12, aufgerufen am 03.04.2012
  24. So führen Microsoft und Google ihren Lobbykrieg, spiegel.de vom 2.10.2011, abgerufen am 26.4.2012
  25. Lobbyisten erfolgreich: Leistungsschutzrecht soll kommen LobbyControl vom 06.03.2012, aufgerufen am 03.04.2012
  26. EMEA University Programs Google Inc., aufgerufen am 03.04.2012
  27. [1]Süddeutsche.de, aufgerufen am 07.06.2012
  28. "Neue Form von Korruption", taz.de vom 07.09.2011, aufgerufen am 24.04.2012
  29. [2]Collaboratory, aufgerufen am 07.06.2012
  30. [3]Collaboratory, aufgerufen am 07.06.2012

Anhänge

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