Josef Ackermann

Josef Meinrad Ackermann (* 7. Februar 1948 in Walenstadt, Kanton St. Gallen, Schweiz) Bis Mai 2012 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank. Ackermann gilt im Vorfeld und Verlauf der Welt-Finanzkrise als mächtigster Banker Deutschlands und als einer der bestvernetzten Manager Europas.
Ackermann erzielte in den Jahren 2000-2010 die wohl höchste Medienpräsenz eines deutschen Managers.[1]

Karriere

  • 11/2014-05/2019 Aufsichtsratsvorsitzender der Bank of Cyprus
  • 03/2012-08/2013 Verwaltungsratspräsident bei der Zurich Insurance Group
  • 2006-05/2012 Vorsitzender des Vorstands und des Group Executive Committee der Deutschen Bank AG
  • 2002 Vorstands-Sprecher der Deutschen Bank
  • 1998 Vorstandsmitglied der Deutschen Bank u.a. für den Bereich des Investment-Banking zuständig. Ackermann leitete 1999 die Übernahme der US-Investmentbank Bankers Trust.[2]
  • 1996 Wechsel zur Deutschen Bank
  • 1993–1996 Vorsitzender der Credit Suisse
  • ab 1977 bei der Credit Suisse (damals Schweizerische Kreditanstalt SKA)


Verbindungen / Netzwerke

Josef Ackermann wird ein enger Kontakt zur Bundeskanzlerin Angela Merkel nachgesagt. Beleg hierfür ist die Tatsache, dass diese für Ackermann im Jahr 2008 anlässlich seines 60. Geburtstags Feierlichkeiten im Bundeskanzleramt ausrichtete und diese mit Steuergeldern finanzierte, wofür sowohl Merkel als auch Ackermann massiv in die Kritik gerieten.[3] Zusammen mit Bundesbankpräsident Axel Weber, Martin Blessing und Klaus-Peter Müller von der Commerzbank sowie Paul Achleitner von der Allianz soll Ackermann während der Weltfinanzkrise (ab 2007) zu den wichtigsten externen Beratern der Kanzlerin gehört haben.[4]

Aufsichtsrat

Netzwerke / Lobby-Organisationen / elitäre Zirkel

Wirken

Staatsbankrott Griechenland und europäische Rettungsschirme

Als Griechenland zu Beginn des Jahres 2010 vor dem Staatsbankrott stand, traf sich der Deutsche-Bank-Chef - vor allen Politikern - am 27. Februar 2010 in einem publik gewordenen Geheimtreffen mit dem griechischen Premierminister Giorgos Papandreou. Danach erst besuchte am 2. März Martin Schulz, Vorsitzender der sozialistischen Fraktion im Europaparlament, Griechenland zu Gesprächen, dann EU-Währungskommissar Olli Rehn. Eine ganze Woche nach Ackermann stand Angela Merkel auf der Besucherliste.[7] Hintergrund: Griechenland hatte sich vor allem bei deutschen Geld-Instituten verschuldet; die Frankfurter Rundschau sprach von 31 Milliarden Euro aus dem privaten Banken-Sektor, die durch den drohenden Staatsbankrott in Gefahr gewesen wären. [8]

2011 spielte Ackermann als Vorsitzender des Institute of International Finance eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen über eine freiwillige private Gläubigerbeteiligung. So nahm er etwa am Euro-Krisengipfel am 22. Juli 2011 persönlich teil. Die Ergebnisse waren sehr bankenfreundlich, trotzdem stellte sich Ackermann danach als hart getroffen dar. Dafür ist er zusammen mit der Deutschen Bank für die Lobbykratie-Medaille 2011 nominiert.Das IIF ist eine globale Lobbygruppe der Finanzbranche, mehr Details zu den Verhandlungen im IIF-Artikel.

Verstaatlichung der Hypo Real Estate

Bei den Krisengesprächen zur Rettung der Hypo Real Estate war neben anderen Top-Managern großer Kreditinstitute auch Josef Ackermann beteiligt. Seine Einschätzung, der Untergang der Hypo Real Estate würde "den Tod des Deutschen Bankenplatzes" bedeuten, galt bei den Krisengesprächen als maßgeblich.[9] Infolge der Krisengespräche kam es zur Verstaatlichung der Bank, für die Staatshilfen in Höhe von 102 Milliarden Euro aufgewendet wurden.

Finanzmarkt-Stabilisierung / Rettungsschirm

Das als „Rettungsschirm“ populär gewordene Finanzmarktstabilisierungsgesetz wurde im Herbst 2008 unter Beteiligung von Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen und dem Wirtschaftsabteilungsleiter im Kanzleramt, Jens Weidmann, erstellt. Die Beamten zogen auch Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann, Commerzbank-Chef Martin Blessing und den Bankenpräsidenten Klaus-Peter Müller zu Rate.[10]

Vorbereitung auf den Crash schon 2003

In einem Artikel des Handelsblattes, der sich Jahre später wesentlich brisanter liest, als zum Zeitpunkt seines Erscheinens, wird berichtet, dass Josef Ackermann sich bereits im Februar 2003 mit Bundekanzler Gerhard Schröder, Finanzminister Hans Eichel, Wirtschaftsminister Wolfgang Clement sowie Spitzenvertretern der deutschen Banken und Versicherungen getroffen hatte, um die Gründung einer Bad Bank zu sondieren. Nach Informationen des Handelsblatts schlug der Vorstandssprecher der Deutschen Bank in der hochrangigen Runde die Gründung einer solchen Auffanggesellschaft vor. Diese „soll dazu dienen, die Kredite Not leidender Banken zu bündeln, als Wertpapier zu verpacken und wieder zu verkaufen. Zur Entlastung solle der Staat für die Risiken einstehen und eine Garantie abgeben, hieß es weiter.“[11]

Die Elite der deutschen Finanzbranche scheint den Ernst der Lage also wesentlich früher erkannt zu haben, als sie zugeben wollte. Ein Paket mit vergleichbaren Auswirkungen für die öffentlichen Kassen wurde später der Regierung Merkel-Steinmeier nach dem Prinzip „There ist no alternative“ als Rettungsschirm für die Hypo Real Estate und andere deutsche Großbanken verkauft (siehe oben).

Zitate von Josef Ackermann

„Dies ist das einzige Land, in dem diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden.“[12]

Weiterführende Informationen


Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

https://www.lobbycontrol.de/newsletter-lobbypedia/https://twitter.com/lobbycontrolhttps://www.facebook.com/lobbycontrolhttps://www.instagram.com/lobbycontrolVernetzen

Einzelnachweise

  1. In Zeiten der Krise TV-Kanzler Ackermann, tagesspiegel.de am 15. Mai 2010, abgerufen am 16. Juli 2010
  2. Die weite Welt des Josef Ackermann faz.net, abgerufen am 14. Juni 2011
  3. Ackermann feierte auf Staatskosten, Spiegel-Online, 24.08.2008, abgerufen am 24.09.2010
  4. Ein Malus von Merkel, Frankfurter Rundschau,20.10.2008
  5. Final List of Participants , offizielle Website der Bilderberger Konferenz, abgerufen am 12. Juni 2011
  6. ESMT Governance, ESMT-Webseite, abgerufen am 23. März 2010
  7. "Deutsch-griechisches Drama", Frankfurter Rundschau, 2. März 2010
  8. "Retter in der Not", Frankfurter Rundschau, 11. März 2010, abgerufen am 22. März 2010
  9. Bankräuber. Wie kriminelle Manager und unfähige Politiker uns in den Ruin treiben., Leo Müller, Berlin 2010. Seite 32.
  10. Merkel und Steinbrück planen Eilgesetz zur Rettung der Banken, Der Spiegel, 11.Oktober 2008, abgerufen am 6. Juli 2010.
  11. Indiskretion nach Spitzentreffen: „Bad Bank“ sorgt für Aufregung, Handelsblatt vom 24. Februar 2003, abgerufen am 22. Oktober 2010.
  12. Deutsche Bank legt sich mit der Kirche an, Süddeutsche Zeitung, 20. Januar 2012, abgerufen am 06. Februar 2012.

Anhänge

Diskussionen