Krauss-Maffei Wegmann

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Krauss-Maffei Wegmann
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Branche Sicherheit und Rüstung
Hauptsitz München
Lobbybüro Deutschland
Lobbybüro EU
Webadresse http://www.kmweg.de/

Die Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co KG (KMW) ist eines der größten deutschen Rüstungsunternehmen und neben Rheinmetall einer der Hauptlieferanten für die Bundeswehr im Bereich von Heereswaffen.[1]

2015 fusionierte KMW mit dem französischen Rüstungsunternehmen Nexter S.A, welches im Alleineigentum der französischen staatseigenen GIAT Industries S.A. Holding stand.[2]An der neu gegründeten Holding mit dem Namen KNDS - KMW + Nexter Defense Systems mit Sitz in Amsterdam sind die GIAT Industries und die damalige KMW-Eigentümerin Wegmann Unternehmens-Holding GmbH & Co. KG mit je 50 % beteiligt.[3]

Teil von kritischen Berichten wurde der Konzern immer wieder im Zusammenhang mit dem Verkauf von Waffen in Konfliktgebiete[4], aber auch wegen ausgeprägter Lobbyarbeit von KMW (und anderen Rüstungsunternehmen wie EADS) im Rahmen der Verhandlungen um die Unterstützung der Bundesregierung beim Export des Kampfpanzers Leopard II nach Saudi-Arabien in den Jahren 2010–2012.[5]

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Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen

Für das Geschäftsjahr 2020 legte der Konzern KNDS, in dem sich Kraus-Maffei Wegmann und Nexter zusammengeschlossen haben, einen konsolidierten Auftragsbestand im Rekordwert von 10.06 Milliarden Euro vor. Zu den großen Aufträgen gehört ein Update für die 322 FENNEK-Fahrzeuge des niederländischen Heeres, 24 Leguan-Brückenleger für die deutsche Bundeswehr, 42 JAGUAR-, 271 GRIFFON-, und 364 SERVAL-Fahrzeuge sowie Support und Serviceleistungen für die französische Armee sowie CAESAR-Geschütze für einen Export-Kunden. Dabei erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro. Die Belegschaft wuchs auf 8.270 Mitarbeiter an.[6]

Im Jahr 2022 erwirtschaftete KNDS laut dem Stockholm International Peace Resaerch Institute (SIPRI) einen Umsatz von 3,36 Milliarden US-Dollar mit Rüstungsgütern. Im Ranking der größten Waffenherrsteller der Welt belegte KNDS 2022 damit Platz 44.[7]

Die Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG ist über die folgende Konstruktion ein Unternehmen der KNDS mit Sitz in Amsterdam (Stand: 01/2024). Kommanditistin der Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG ist die Honosthor KMW Holding GmbH, deren alleinige Gesellschafterin die KNDS ist.[8]. Geschäftsführer der Honosthor KMW Holding GmbH sind Ralf Ketzel und Frank Haun. Die Geschäftsführung und Vertretung der Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG übt die Krauss-Maffei Wegmann Verwaltungs GmbH aus. An der KNDS ist die Wegmann Unternehmens-Holding GmbH & Co. KG mit 50 % beteiligt, deren Kommanditisten 28 Personen mit Einlagen in unterschiedlicher Höhe sind. Geschäftsführer der Holding sind Frank Haun und der Kommanditist Stephan Bode. Die Kommanditisten und ihre Beteiligungshöhe sind über das Gemeinsame Registerportal der Länder unter Amtsgericht München Nummer HRA 110741 abrufbar.

Die Tochterunternehmen sind:

  • ATM Computer Systeme GmbH
  • BTD Battl Tank Dismantling GmbH
  • DSL Defence Service Logistics GmbH
  • DST Defence Service Tracks GmbH
  • Hellenic Defence Vehicle Systems Single Member S.A.
  • KMW Asia Pacific Pte. Ltd.
  • KMW do Brasil Sistemas de Defesa Ltda.
  • KMW Hungary Kft.
  • KMW Schweißtechnik GmbH
  • Wegmann USA Inc.
  • WFEL Ltd.[9]

Krauss-Maffei Wegmann hat 2012 den weltweiten Marktführer für mobile Brückensysteme WFEL aufgekauft.[10] 2015 fusionierte Krauss-Maffei Wegmann mit dem französischen Rüstungsunternehmen Nexter.[11] Im Dezember 20023 haben KNDS und der italienische Rüstungskonzern Leonardo die Bildung einer strategischen Allianz angekündigt, die dem Ausbau der Zusammenarbeit beim Bau von Kampfpanzern dienen soll.[12][13]

Leitungsgremien

Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co KG

Geschäftsführer sind[14]:

KNDS

Frank Haun ist CEO der Konzernholding KNDS. Die weiteren Mitglieder des „Board of Directors“ und des „Executive Committee“ sind hier abrufbar. Er ist weiterhin Geschäftsführer der Wegmann Unternehmens-Holding GmbH & Co. KG und der Honosthor KMW Holding GmbH sowie Mitglied der Münchner Sicherheitskonferenz und des „International Advisory Board" des Atlantic Council.

Lobbyarbeit: Struktur und Strategien

Im Jahr 2022 beliefen sich die Ausgaben von Krauss-Maffei Wegmann für Lobbyarbeit in Deutschland auf 500.001-510.000 Euro.[15] Im EU Transparenz-Register gibt KMW an, 2022 zwischen 100.00 und 199.999 Euro für Lobbyarbeit auszugeben.[16] Mit der Lobbyarbeit ist EUTOP beauftragt worden.

KMW ist Mitglied in den folgenden Organisationen (Auszug):

In dem Zeitraum zwischen den Jahren 2010 und 2012 pflegte KMW intensive Kontakte zum Außen- und Wirtschaftsministerium. Hintergrund war dabei Frage, ob die Bundesregierung Exporte des Kampfpanzers Leopard II nach Saudi-Arabien unterstützt. In dieser Zeit besuchte KMW-Geschäftsführer Frank Haun wiederholt hohe Beamte der beiden Ministerien.[17]

Bei Exportgenehmigungen müssen sowohl das Außen- als auch das Verteidigungsministerium zustimmen. Der Stern bezieht sich auf eine 27 Seiten umfassende Aufstellung von Kontakten zwischen Rüstungsunternehmen und Ministerien, die auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Christine Buchholz erstellt wurde. Die Liste führt hierbei vier Treffen zwischen Haun und Staatssekretären des Auswärtigen Amts auf, sowie drei weitere im Wirtschaftsministerium. Zudem waren bei einer Begegnung mit dem damaligen Außenminister Guido Westerwelle (FDP) neben Haun auch weitere Vertreter des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) anwesend.[17]

Fallbeispiele und Kritik

Zahlungen an zwei ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete

In einem Zusammenhang mit Geschäften von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) in Griechenland kam im Mai des Jahres 2014 heraus, dass zwei ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete ein Honorar von KMW erhalten hatten. Demzufolge hatte der Rüstungskonzern einer Beratungsgesellschaft der ehemaligen Abgeordneten in den Jahren von 2000 bis 2005 mehr als fünf Millionen Euro gezahlt. [18] Entdeckt wurden die Zahlungen bei einer internen Unterssuchung zu zwei Panzergeschäften. Anlass der Prüfung, die von KMW selbst in Auftrag gegeben wurde, waren mutmaßliche Schmiergeldzahlungen bei Geschäften mit Griechenland. [19] [20]

Die Aufdeckung der Zahlungen an die langjährigen SPD-Politiker bei den KMW-internen Untersuchungen zu den Panzergeschäften, erweckt laut der „Süddeutschen Zeitung“ den Verdacht, dass mit diesen Mitteln in Millionenhöhe Einfluss auf die Auftragsvergabe in Athen genommen wurde.[21] Der Konzern hat im vergangenen Jahrzehnt für fast zwei Milliarden Euro Leopard-2-Panzer und Panzerhaubitzen nach Athen verkauft. Die Anbahnung und der Abschluss der Panzer-Deals fallen vor allem in jene Jahre, in denen laut Untersuchung die beiden SPD-Politiker Dagmar Luuk und Heinz-Alfred Steiner über eine Firma namens „Büro für Südosteuropaberatung“ (BfS) ein Millionen-Honorar für Beratung von KMW bekamen.[22] Ferner wurde berichtet, dass die beiden SPD-Leute nach ihrer Zeit im Parlament über ihre gemeinsame Beraterfirma lukrative Verträge mit KMW abgeschlossen hatten. In diesen verpflichtete sich das Unternehmen im Falle eines Verkaufs der Panzerhaubitze nach Griechenland drei Prozent Erfolgshonorar auszuzahlen.[23]

Dagmar Luuk war von 1980 bis 1990 Mitglied des Bundestages. Während dieser Zeit war sie Vorsitzende der Deutsch-Griechischen Parlamentarier-Gruppe und verfügte damit bereits früh über gute Kontakte nach Griechenland, insbesondere zur sozialdemokratischen Partei Pasok. Die Kontaktverbindungen hielten sich zudem nach ihrer Zeit als Abgeordnete langezeit aufrecht.[24] Heinz-Alfred Steiner, früherer Parlamentskollege und Parteifreund von Luuk, saß von 1980 bis 1994 im Bundestag. Der frühere Bundeswehrhauptmann war zeitweise Vizechef des Verteidigungsauschusses.[24] Kritik an den Zahlungen wird unter anderem von dem Rüstungsexperten Jan van Aken der Linksfraktion im Bundestag geäußert: „Gabriel muss das jetzt schleunigst aufklären, denn die beiden waren für die SPD im Bundestag und haben möglicherweise Wissen oder Verbindungen aus dieser Zeit für einen Waffendeal benutzt“.[25]

Razzia wegen Verdacht auf Steuerhinterziehung

Im November 2014 gab es mehrere Hausdurchsuchungen; es wurde einem Verdacht auf Steuerhinterziehung nachgegangen. In dem Zusammenhang wurde berichtet, dass in Griechenland mehrere Mittelsmänner gestanden hätten, unter anderem im Namen von Krauss-Maffei-Wegmann Bestechungssummen gezahlt zu haben. Im Dezember 2014 sollen entsprechende Verfahren von der griechischen Justiz aufgenommen werden. [26]

Seit Mitte Januar 2015 sitzt ein ehemaliger Manager von Krauss-Maffei Wegmann in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen zwischen 2002 und 2004 mehr als 1,1 Millionen Euro aus Rüstungsgeschäften erhalten und diese nicht versteuert zu haben. Das Geld stammt aus einem Geschäft zwischen KMW Deutschland, KMW Griechenland und dem Athener Verteidigungsministerium. Der ehemalige Manager soll um die 490.000 Euro in Bar erhalten haben. Das restliche Geld soll nach Angaben der Polizei auf seine Schweizer Konto überwiesen worden sein.[27]

Schmiergeldzahlungen

Im Zusammenhang mit den Verkäufen von 170 Leopard 2 Panzern nach Griechenland für insgesamt 1,7 Milliarden Euro soll Schmiergeld geflossen sein, wie die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf die Aussage eines griechischen Spitzenbeamten gegenüber der griechischen Staatsanwaltsschaft berichtete. Der Beamte des Wirtschaftsministeriums gab zu, für Waffenverkäufe, unter anderem aus Deutschland, insgesamt acht Millionen Euro an Schmiergeld erhalten zu haben.[28]
Für das Geschäft mit KMW soll er von einem griechischen Vertreter des Rüstungskonzerns allein 1,7 Millionen Eurp erhalten haben.
Die Vorwürfe zu dem vom 20.03.2003 datierten Kaufvertrag wurden von KMW bestritten. .[29]

Geschichte

Krauss-Maffei Wegmann entstand 1999 aus einer Fusion der beiden Unternehmen Krauss-Maffei AG und Wegmann & Co. [30] Die Fusion selbst erfolgte dabei, abseits von der öffentlichen Wahrnehmung, in einer Art Geheim-Deal.[31]

Die Gründungsunternehmen von KMW, Kraus-Maffei und Wegmann & Co., welche im Bereich des Lokomotiven- und Zuggerätebaus beschäftigt waren, wandten sich während der NS-Zeit der Produktion von Militärgeräten hin und wurden unter Verwendung tausender Inhaftierter aus Konzentrationslagern als Zwangsarbeiter zu den führenden Waffenproduzenten.[32]

Im Sommer 2011 rückte das Unternehmen infolge eines möglichen Verkaufs von Leopard-2-Panzern nach Saudi-Arabien verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit.[33]


Weiterführende Informationen

Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

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Einzelnachweise

  1. Top5 - Die größten deutschen Rüstungskonzerne im Vergleich, abgerufen am 30.06.2014.
  2. KNDS - KMW + Nexter Defense Systems History], knds.com, abgerufen am 04.01.2024
  3. Structure, knds.com, abgerufen am 04.01.202
  4. Leopard 2 rollen nach Syrien: Türkei setzt deutsche Panzer ein, ntv.de vom 22.01.2018, abgerufen am 17.01.2022.
  5. Schwarz-Gelbe Vorgängerregierung Rüstungslobby ging "ein und aus", Stern.de Blog von Hans-Martin Tillack vom 14.04.2014, abgerufen am 26.06.2014.
  6. KNDS records another successful business year, PM vom 14.06.2021, abgerufen am 04.01.2024.
  7. SIPRI Arms Industry Database, abgerufen am 04.01.2024
  8. Eintrag im Handelsregister des Amtsgerichts München, Abruf vom 05.01.2024
  9. Webseite von KNDS, abgerufen am 04.01.2024
  10. Panzerbauer kauft Brückenhersteller, Handelsblatt vom 23.05.2012, abgerufen am 01.07.2014
  11. Fusion: KMW und Nexter bilden Rüstungsriesen, Spiegel Online vom 29.07.2015, abgerufen am 04.01.2024
  12. KNDS AND LEONARDO FORM STRATEGIC ALLIANCE, knds.com vom 13.12.2023, abgerufen am 18.01.2024
  13. Leonardo will mit KNDS neuen Panzerbauen, handelsblatt.com vom 15.12.2023, abgerufen am 18.01.2024
  14. Impressum KNDS, knds.de, abgerufen am 04.01.2023.
  15. Lobbyregister Deutscher Bundestag, abgerufen am 04.01.2024
  16. Transparency Register (EU-Lobbyregister), abgerufen am 04.01.2024
  17. 17,0 17,1 Schwarz-Gelbe Vorgängerregierung Rüstungslobby ging "ein und aus", Stern.de vom 14.04.2014, abgerufen am 27.06.2014
  18. SPD-Politiker kassierten bei Panzerdeal, Süddeutsche Zeitung.de vom 19.05.2014, abgerufen am 16.07.2014
  19. Griechischer Ex-Spitzenbeamter gesteht Schmiergeld-Deal um deutsche Panzer, Süddeutsche Zeitung.de vom 28.12.2013, abgerufen am 16.07.2014
  20. Schmiergeldskandal: Griechischer Ex-Vertreter von Panzerkonzern KMW verhaftet, Spiegel Online vom 30.12.2013, abgerufen am 16.07.2014
  21. SPD-Politiker kassierten bei Panzerdeal, Süddeutsche Zeitung.de vom 19.05.2014, abgerufen am 16.07.2014
  22. Panzerdeal setzt Gabriel unter Druck, Handesblatt.com vom 19.05.2014, abgerufen am 04.01.2024
  23. Wegen Panzer-Deal mit AthenKorrupte SPD-Abgeordnete im Visier der Staatsanwälte, Focus.de vom 22.05.2014, abgerufen am 16.07.2014
  24. 24,0 24,1 Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann: Panzer und Genossen, Süddeutsche.de vom 19.05.2014, abgerufen am 16.07.2014
  25. Panzerdeal setzt Gabriel unter Druck, Handesblatt.com vom 19.05.2014, abgerufen am 04.01.2024
  26. Verdacht auf Schmiergeld. Razzia bei Panzer-Hersteller Kraus-Maffei-Wegmann Mitteldeutsche Zeitung, 17. November 2014, zuletzt aufgerufen am 04.01.2024
  27. Korruption Ex-KMW-Manager in Haft Spiegel vom 04.04.2015, zuletzt aufgerufen am 04.01.2024
  28. Griechischer Ex-Spitzenbeamter gesteht Schmiergeld-Deal um deutsche Panzer, Süddeutsche Zeitung.de vom 28.12.2013, abgerufen am 21.01.2022.
  29. Griechischer Ex-Spitzenbeamter gesteht Schmiergeld-Deal um deutsche Panzer, Süddeutsche Zeitung.de vom 28.12.2013, abgerufen am 21.01.2022.
  30. Geschichte, Webseite von KMW, abgerufen am 27.06.2014
  31. Panzerproduzent Krauss-Maffei Wegmann - Die verschwiegenen Macher des Leopard-2-Panzers, Focus.de vom 03.07.2014, abgerufen am 27.06.2014.
  32. Geschichte knds.com, abgerufen am 17.01.2024
  33. Leopard-Panzer-Deal - Saudi-Arabien verliert Geduld mit Deutschland, Zeit Online vom 12.07.2013, abgerufen am 04.01.2024.

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