Consultum Communications

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Version vom 10. August 2013, 18:57 Uhr von E. Martin (Diskussion | Beiträge) (Geschäftsführung und Beirat)
Consultum Communications GmbH & Co. KG
Branche PR- und Lobbyagentur
Hauptsitz Alte Jakobstraße 79 –80, 10179 Berlin
Lobbybüro Deutschland Alte Jakobstraße 79 –80, 10179 Berlin
Lobbybüro EU
Webadresse consultum.de

Die Consultum Communications GmbH ist ein gut vernetztes PR- und Beratungsunternehmen, das seinen Klienten, durch ihr weites Netzwerk aus Kontakten, Tür und Tor zu politischen Entscheidungsträgern öffnet. Verbindungen zu Politikern und den Medien sind hierzu deren Hauptkapital.

Kurzdarstellung und Geschichte

Consultum Communications wurde von Hans-Erich Bilges gegründet. Dieser hatte bereits die Lobbygruppe WMP EuroCom mitgegründet, aus der er Ende 2005 ausschied. Beide Unternehmen arbeiten allerdings weiterhin eng zusammen. Die Aufspaltung begründete Bilges mit der Branchenexklusivität, mithilfe derer weitere Klienten gewonnen werden sollen.[1]

Lobbyarbeit: Struktur und Strategie

Geschäftsführung und Beirat

Geschäftsführender Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung der Consultum Communications ist Hans-Erich Bilges.[2]

Beiratsmitglieder von Consultum Communications sind:[3]

  • Ernst Elitz, ehem. Intendant des Deutschlandradios (Deutschlandfunk, Deutschlandradio-Kultur) und ehem. Chefredakteur Fernsehen des Süddeutschen Rundfunks, Beiratsmitglied von Transparency International
  • Michael Glos, CSU, Mitglied des Bundestages, Bundeswirtschaftsminister a.D. und Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, Mitglied diverser Aufsichtsräte und Beratungsgremien, Mitglied des Kuratoriums des Deutsch-Aserbaidschanischen Forums
  • Michael Jansen, Staatssekretär und Chef des Bundespräsidialamts a.D., Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, ehemaliger Generalbevollmächtigter für internationale Konzernaufgaben der Degussa AG, Mitglied des Kuratoriums des Deutsch-Aserbaidschanischen Forums
  • Janusz Reiter, Botschafter Polens a.D. in Berlin und Washington sowie Chefberater verschiedener polnischer Regierungen


Die Liste der Beiratsmitglieder und ihre ehemaligen Berufsfelder macht deutlich, wie gut die Consultum Communications mit der politischen Führungsebene und der deutschen Medienlandschaft vernetzt ist.

Die Lobbystrategie von Consultum Communications

Die Lobbyarbeit von Consultum Communications ist in mehrere Zweige gegliedert. Neben Beratung in Politik- bzw. Wirtschaftspolitik relevanten Fragen werden die Klienten auch im Bereich Öffentlichkeitsarbeit beraten.[5] Letztere geht soweit, dass versucht wird, über Leitmedien dem Klienten wohlgesonnene Beiträge zu lancieren. In diesem Bereich war der Geschäftsführer von Consultum Communications, Hans-Erich Bilges, bereits in seiner früheren Lobbygruppe, WMP EuroCom tätig.[6]

Ein weiterer wichtiger Grundpfeiler der Lobbystrategie von Consultum Communications ist die Vermittlung von Gesprächen.[7] Hierbei werden die Klienten in extra organisierten Veranstaltungen mit Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Medien in Verbindung gebracht, wo sie dann exklusiv für ihre Ziele werben können. Auch in diesem Bereich hat Hans-Erich Bilges bereits Erfahrung über die WMP EuroCom gesammelt.[8] Rund um die Debatte, bezüglich der Nebentätigkeiten von Abgeordneten, wurde bekannt, dass Peer Steinbrück als Redner über WMP EuroCom vermittelt wurde.[9]

Auch Länder - wie momentan Aserbaidschan - werden von Consultum Communications in Sachen Imagepflege beraten. Hans-Erich Bilges betrieb zuvor schon Lobbying für Kasachstan und Weißrussland.[10] Sowohl Aserbaidschan als auch Kasachstan werden autoritär regiert - von der "letzten Diktatur Russlands"[11], Weißrussland ganz zu schweigen - und sind regelmäßig wegen massiver Verstöße gegen Menschenrechte im Rampenlicht. Hierauf bezieht sich auch die Hauptarbeit von Consultum Communications: Eine Imageverbesserung in der Öffentlichkeit, um dadurch wiederum Investoren anzulocken. Die o.g. Medienberatung und die Organisation von Spitzentreffen sind hierzu die Hauptwerkzeuge.

Fallbeispiele und Kritik

2012: Lobbying für Aserbaidschan

Anfang 2012 berichtete der Spiegel, dass Consultum Comunications das Image von Aserbaidschan verbessern soll,[10] wo 2012 der Eurovision Song Contest stattfindet.

Das an Bodenschätzen reiche Land versucht seit geraumer Zeit seine wirtschaftlichen Standbeine auszubauen, um nicht mehr allein vom Öl- und Gasexport abhängig zu sein. Hierzu müssen jedoch u.a. westliche Investoren angelockt werden. Negativschlagzeilen über Menschenrechtsverletzungen des autoritären Regimes oder der Platz 162 von 179 Ländern auf der Rangliste der Pressefreiheit[12] passen hierbei natürlich nicht ins Bild. Das Regime und einflussreiche Oligarchen finanzieren daher die, von Consultum Communications geleitete Imagekampagne.[10]

Um das Image des Klienten zu verbessern, müssen die PR-Agenturen Auftritte auf wichtigen internationalen Veranstaltungen wie beispielsweise dem Weltwirtschaftsforum in Davos professionell planen. In diesem Zusammenhang werden Werbeveranstaltungen wie die "aserbaidschanische Nacht" organisiert, die den eingeladenen Investoren und Politikern ein positives Bild Aserbaidschans vermitteln sollen.[13]

Auch im Vorfeld des Eurovision Song Contests 2012, der dieses Jahr in Aserbaidschan stattfindet und eine äußerst große Medienresonanz verspricht, versucht Consultum Communications das Image des Landes in der öffentlichen Wahrnehmung zu polieren. Hierzu werden Veranstaltungen, wie die Feier zum 20. Jahrestag der Unabhängigkeit Aserbaidschans genutzt, um mittels prominenter Gäste ein positives Bild des autoritären Regimes zu zeichnen. Auf der besagten Veranstaltung in Berlin waren beispielsweise Bettina Wulff, Hans-Dietrich Genscher (Ehrenvorsitzender des Beirats der Consultum Communications) und Ex-Wirtschaftsminister Michael Glos (jetzt im Beirat der Consultum Communications) anzutreffen, die mit ihrem Bekanntheitsgrad bei der Medienwirksamkeit der Inszenierung halfen.[10] Glos flog schon im September – auf Kosten des Regimes – zu einer Unabhängigkeitsfeier nach Baku, um dort mit seiner Anwesenheit für das Regime zu werben.[10]

Für das operative Aserbaidschan-Geschäft ist bei Consultum Communications Michael-Andreas Butz verantwortlich, früher Sprecher des Berliner Senats. Der Spiegel zitiert ihn folgendermaßen auf die Frage, warum die Lage in Aserbeidschan weniger schlimm sei, als die Kritiker behaupten: „Politische Gefangene gibt es genau genommen auch in Deutschland [...] Auf eine Art ist Horst Mahler ja auch ein politischer Gefangener.“[10] Der Rechtsextremist Mahler sitzt derzeit eine Haftstrafe wegen Volksverhetzung ab.

Laut Butz selber ist das Zitat falsch wiedergegeben. In einem Leserbrief für das Spiegel-Heft 3/2012 schreibt er: „Ich habe dabei auf das erhöhte Sicherheitsbedürfnis eines Landes wie Aserbaidschan hingewiesen, das gemeinsame Grenzen mit Iran und Armenien hat. Aber selbst im demokratischen Deutschland in einer unvergleichlich gesicherteren Lage gibt es Einschränkungen bei politischen Freiheitsrechten, wie zum Beispiel bei Demonstrationen und Meinungsfreiheiten. In diesem Zusammenhang nannte ich auch den Fall Mahler und hob hervor, dass „er“ sich selbst strenggenommen auch für einen politischen Gefangenen hält.“[14]

Arbeit für Weißrussland

Auch das, wegen der zahlreichen Verletzungen gegen Menschenrechte und dem autoritären Führungsstils Aljaksandr Lukašenkas, als „letzte Diktatur Europas“[15], bezeichnete Belarus, wurde in Sachen Imagepflege von Consultum Communications beraten.

Hierzu organisierte die Lobby- und PR-Agentur Pressereisen nach Belarus. Das inbegriffene Interview mit dem Staatschef Lukašenka wurden dann vom belarussischen Staatsfernsehen propagandistisch ausgeschlachtet.[16] Der Sinn dieser Reisen sei es, „Gesprächskontakte für Journalisten zu Regierungsvertretern von Belarus herzustellen und die Öffnung der weitgehend staatlich organisieren Wirtschaft und des Tourismus von Belarus für private Investitionen zu unterstützen“[17], so der Consultum Communications-Chef, Hans-Erich Bilges.

Nach eigener Aussage wurden die "Kontakte zur weißrussischen Regierung unmittelbar nach den verwerflichen Prügelszenen gegen Demonstranten nach der manipulierten Präsidentschaftswahl im Dezember 2010 eingestellt".[18].

Weiterführende Informationen

Einzelnachweise

  1. Ex-"Bild"-Chef gründet Berater-Firma Manager Magazin, vom 03.01.2006, abgerufen am 13.02.2012.
  2. Consultum Communications - Geschäftsführung abgerufen am 13.02.2012
  3. Consultum Communications - Beirat abgerufen am 10.08.2013
  4. Hanns-Eberhard Schleyer, Webseite WilmerHale, abgerufen am 10. August 2013
  5. Corporate Publishing Consultum Communications, abgerufen am 13. Februar 2012.
  6. Public-Affairs: Das Netz Die Zeit 50/2002, abgerufen am 01. Februar 2012.
  7. Consultum Gespräche Consultum Communications, abgerufen am 13. Februar 2012.
  8. Public-Affairs: Das Netz Die Zeit 50/2002, abgerufen am 01. Februar 2012.
  9. Steinbrücks dubiose PR-Connection,www.Meedia.de vom 10.10.12 abgerufen am 24.10.12
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 10,4 10,5 Diktators Traum Der Spiegel vom 02.01.2012, abgerufen am 13.02.2012 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „spiegel1“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „spiegel1“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  11. Weissrussland: Europas letzte Diktatur Die Zeit vom 24.10.2008, abgerufen am 13. Februar 2012.
  12. Rangliste der Pressefreiheit 2011 Reporter ohne Grenzen, abgerufen am 13.02.2012.
  13. Auf Investorensuche: Oh, wie schön ist Aserbaidschan Handelsblatt vom 29.01.2012, abgerufen am 13.02.2012
  14. "Er" hält sich selbst dafür, Leserbrief von Michael-Andreas Butz, in: Spiegel 3/ 2012, S. 11
  15. Weißrussland: Europas letzte Diktatur Die Zeit vom 24.10.2008, abgerufen am 13.02.2012
  16. Gemma Pörzgen: Imageplege für autoritäre Regimes – PR-Agenturen, der Journalismus und der Fall Belarus, S. 61, in: Osteuropa 12/2010: Der Fall Belarus – Gewalt, Macht, Ohnmacht, S. 61-68.
  17. Hans-Erich Bilges, zit. nach: Gemma Pörzgen: Imageplege für autoritäre Regimes – PR-Agenturen, der Journalismus und der Fall Belarus, S. 65, in: Osteuropa 12/2010: Der Fall Belarus – Gewalt, Macht, Ohnmacht, S. 61-68.
  18. Stellungnahme von Bilges an Meedia, am Ende des Artikels vom 10. Oktober 2012, letzter Zugriff am 9.7.2013

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