Deutsche Vermögensberatung
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Deutsche Vermögensberatung AG | |
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Branche | Finanzdienstleister |
Hauptsitz | 60329 Frankfurt am Main, Münchener Straße 1 |
Lobbybüro Deutschland | |
Lobbybüro EU | |
Webadresse | www.dvag.com |
Die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) ist mit über 1 Milliarde Euro Umsatzerlös, rund 139 Millionen Konzerngewinn, 5,5 Millionen Kunden, 3175 Direktionen und Geschäftsstellen und 37.000 Handelsvertretern der größte Vertrieb von Finanzprodukten in Deutschland.[1]
LobbyControl nominierte die DVAG für die Lobbykratie Medaille 2011 wegen ihrer Beteiligung an der Initiative „Handelsblatt macht Schule“ und ihrem damit einhergehenden Engagement in Schulen mit einseitigen Unterrichtsmaterialien und persönlichen Vorträgen. Sie gewann mit 21% der Stimmen den zweiten Platz.
Inhaltsverzeichnis
Kurzdarstellung und Geschichte
Die Deutsche Vermögensberatung AG wurde 1975 gegründet. 60 Prozent der Firmenanteile sind in den Händen des Unternehmensgründers Prof. Dr. Pohl und seinen Söhnen Andreas und Reinfried Pohl. Nach eigenen Angaben vertritt das Unternehmen die Werte „Gemeinsamkeit statt Gegeneinander, Selbstständigkeit statt Abhängigkeit, Eigenverantwortung statt Kontrolle“. Das Unternehmen „versteht sich als eine Betreuungsgesellschaft und Berufsgemeinschaft für den Vermögensberater. Ihm gewährt sie ihre professionelle Unterstützung in seiner Arbeit, damit er Menschen helfen kann, ein Vermögen aufzubauen und zu mehr Sicherheit im Alter zu kommen“.[2]
Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen
Die Tätigkeit der Mitarbeiter der DVAG besteht in dem Verkauf von Lebensversicherungen, Riester-Renten oder Bausparverträgen auf Provisionsbasis. Die Kunden werden bei Hausbesuchen zu den einzelnen Produkten beraten. Aufgrund dieser Vorgehensweise wurde das Unternehmen von Kritikern bereits 1995 als „größte Drückerkolonne Deutschlands“ bezeichnet.[3]
Personal & Organisation
Geschäftsleitung
- Reinfried Pohl - Vorsitzender des Vorstands & Geschäftsleitung der Deutschen Vermögensberatung Holding
- Andreas Pohl - Generalbevollmächtigter & Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Vermögensberatung Holding
- Reinfried Pohl - Generalbevollmächtigter & Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Vermögensberatung Holding[4]
Vorstand
- Udo Corts, ehemaliger Minister für Wissenschaft und Kultur in Hessen (CDU)
- Hans-Theo Franken
- Christian Glanz
- Helge Lach
- Kurt Schuschu
- Lars Knackstedt[5]
Aufsichtsrat
- Friedrich Bohl - Vorsitzender des Aufsichtsrates; Bundesminister a.D., Rechtsanwalt (CDU)
- Josef Schaaf - Rechtsanwalt
- Wolfgang Kaske - Stellvertretender Vorsitzender; Aufsichtsratsvorsitzender der Generali Deutschland Holding AG
- Dietrich Schroeder - Wirtschaftsprüfer, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutsche Bausparkasse Badenia
- Sergio Balbino - Managing Director und Mitglied Board of Directors der Assicurazioni Generali S.p.A.
- Franz Schuber - Landesdirektor der Deutsche Vermögensberatung AG
- Michael Kalka - Vorsitzender der Vorstände der AachenMünchener Lebensversicherung AG und der AachenMünchener Versicherung AG a.D.
- Theodor Waigel - Bundesminister a.D., Rechtsanwalt (CSU)
- Winfried Pinger - Rechtsanwalt[6]
Beirat
- Helmut Kohl - Vorsitzender des Beirates; Bundeskanzler a.D. der Bundesrepublik Deutschland (CDU)
- Karl Starzacher - Staatsminister a.D., Rechtsanwalt
- Axel-Günther Benkner - Sprecher der Geschäftsführung DWS Investments a.D.
- Horst Teltschik - Ministerialdirektor a.D. (CDU)
- Rolf E. Breuer - Sprecher des Vorstands der Deutsche Bank AG a.D.
- Bernhard Vogel - Ministerpräsident a.D., Ehrenvorsitzender der Konrad Adenauer Stiftung (CDU)
- Rainer Neske - Mitglied des Vorstandes der Deutsche Bank AG
- Michael H. Westkamp - Vorsitzender der Vorstände der AachenMünchener Lebensversicherung AG und der AachenMünchener Verischerung AG
- Petra Roth - Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main (CDU)
- Theo Zwanziger - Präsident a.D. des Deutschen Fußball-Bunds (DFB)
- Wolfgang Schüssel - Bundeskanzler a. D. der Republik Österreich, Abgeordneter zum Nationalrat[7]
Lobbyarbeit: Struktur und Strategien
Politisches Netzwerk
Die DVAG verfügt über ein enges Netzwerk, vor allem in die Union hinein. Sie hat hochrangige ehemalige Unionspolitiker als Lobbyisten engagiert, so 1998 nach der Abwahl der Regierung Kohl den Kanzleramtsminister Friedrich Bohl. Als dieser 2009 Aufsichtsratsvorsitzender wurde übernahm der ehemalige hessische Kultusminister Udo Corts (ebenfalls CDU) den Lobbybereich (offizieller Titel: Unternehmenskommunikation, Unternehmenskoordination und Recht).[8]
Parteispenden der DVAG
Partei/Jahr | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | Summe/Partei |
CDU/CSU | 226.150€ | 120.000€ | 230.700€ | 22.500€ | 234.900€ | 191.000€ | 1.025.250€ |
FDP | 45.000€ | 45.000€ | 54.000€ | 55.000€ | 170.000€ | 125.000€ | 494.000€ |
SPD | 15.000€ | 60.000€ | 75.000€ | ||||
Grüne | 10.000€ | 10.000€ | |||||
Summe/Jahr | 271.150€ | 165.000€ | 275.700€ | 77.500€ | 429.900€ | 376.000€ |
Quelle: [9] Diese Tabelle erfasst nur die Spenden der DVAG und nicht die der Tochterunternehmen wie der Allfinanz DVAG oder der DVAG Holding und auch nicht des Vorstandsvorsitzenden Reinfried Pohl. Berücksichtigt man diese Spenden kommen erheblich höhere Summen zusammen: 2010 an die CDU 491.000€, an die FDP 300.000€ und an die SPD insgesamt 85.000€.
Imagewerbung und Sponsoring
Mit Benefiz-Aktionen wie "Ein Herz für Kinder" und PR-Veranstaltungen mit Michael Schumacher versucht die DVAG ihr Bild in der Öffentlichkeit zu verbessern. Zu den dauerhaften Werbepartnern zählen neben Michael Schumacher ebenfalls Britta Heidemann, Paul Biedermann, der 1. FC Kaiserslautern und Joachim Löw[1].
Mit dem Sponsoring der Initiative "Handelsblatt macht Schule" erreicht das Unternehmen mit ihren Inhalten seit 2011 auch Schüler und Lehrer über kostenlos zur Verfügung gestellte Unterrichtsmaterialien[10].
Fallbeispiele und Kritik
PR-Texte an Schulen
An der Initiative „Handelsblatt macht Schule“ beteiligte die DVAG sich als einer der Hauptsponsoren und übernahm die Kosten für Erstellung, Druck und Versand einer Unterrichtseinheit zur „Finanziellen Allgemeinbildung“.[11][10] Geschrieben wurde die Unterrichtseinheit von Mitarbeitern des An-Instituts für Ökonomische Bildung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Im Vorwort freut sich der stellvertretende Chefredakteur des Handelsblatt, Hermann-Josef Knipper, über das Fachwissen, dass die DVAG zu den Texten beigesteuert hat.[10] Der Bundesverband der Verbraucherzentralen beurteilt viele der in der Unterrichtseinheit vermittelten Informationen als „oberflächlich und einseitig“.[12]
Als Beispiel wird das Firmenporträt angeführt, das der Chefvolkswirt der DVAG für die Unterrichtseinheit verfasst hat. Einige Leseproben:[10]
„Die Vermögensberater der DVAG kommen in der Regel zu den Kunden nach Hause. Dort erfragen und analysieren sie die persönlichen Wünsche und Ziele der Kunden und erarbeiten auf diese Weise für jeden Einzelnen bzw. für die ganze Familie eine langfristige Vermögensplanung. Bei Bedarf werden hierzu ausgewählte Produkte aus den Bereichen Banken, Investmentsparen, Bausparen, Sachversicherung, Krankenversicherung oder Lebensversicherung vermittelt. Da die DVAG keine eigenen Produkte herstellt, greift sie auf das Angebot ausgewählter Partnergesellschaften zurück.“
„Vermögensberater zu sein ist eine spannende Tätigkeit, mit der man auch nebenberuflich – z.B. neben dem Studium – beginnen kann.“
„Übrigens: Die unabhängige Ratingagentur ASSEKURATA SOLUTIONS hat der DVAG zum vierten Mal in Folge die Bestnote „Exzellent“ im Karriere-Rating erteilt.“
Es ist durchaus fraglich, ob bei einer Honorierung auf Provision tatsächlich "die Wünsche und Ziele der Kunden" im Mittelpunkt der Beratung stehen. Zum anderen kann das Material kaum als ausgewogen gelten. Als einziger Praxiskontaktpartner in Sachen finanzieller Allgemeinbildung wird die DVAG empfohlen. Die Lehrer werden dazu aufgefordert, einen Vertreter der Vertriebsfirma zu Expertengesprächen und Rollenspielen mit den Schülern einzuladen.[10] Solche Veranstaltungen werden – neben der Werbung für die berufliche Laufbahn als Vermögensberater – auch dazu genutzt um das gewünschte Bild des Unternehmens zu zeichnen. Das geschieht unter anderem mit Sätzen wie "Wir sind sozusagen der Hausarzt für die finanziellen Sorgen und Nöte der Menschen."[13]
Im November 2011 nominierte LobbyControl die DVAG für ihr Engagement im schulischen Bereich für die Lobbykratie-Medaille. Die DVAG gewann mit 21% der Stimmen den zweiten Platz.
Weiterführende Informationen
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Geschäftsbericht 2010 www.dvag.com, letzter Zugriff 26.10.2011
- ↑ Unternehmensstruktur www.dvag.com, letzter Zugriff 26.10.2011
- ↑ Steinreicher Scharlatan DER SPIEGEL 23/1995, letzter Zugriff 26.10.2011
- ↑ Geschäftsleitung der Deutschen Vermögensberatung Holding, dvag.com, abgerufen am 27. April 2012.
- ↑ Unsere Vorstandmitglieder, dvag.com, abgerufen am 27. April 2012.
- ↑ Aufsichtsrat und Beirat, dvag.com, abgerufen am 27. April 2012.
- ↑ Aufsichtsrat und Beirat, dvag.com, abgerufen am 27. April 2012.
- ↑ Wechsel in Aufsichtsrat und Vorstand der Deutschen Vermögensberatung AG, DVAG-Pressemappe, abgerufen am 2.5.2012
- ↑ Fundstellenverzeichnis der Rechenschaftsberichte bundestag.de, letzter Zugriff 27.4.2012
- ↑ 10,0 10,1 10,2 10,3 10,4 Handelsblatt macht Schule - Unterrichtseinheit "Finanzielle Allgemeinbildung" www.handelsblattmachtschule.de, letzter Zugriff 26.10.2011
- ↑ Handelsblatt macht Schule - Sponsoren und Partner im Überlick www.handelsblattmachtschule.de, letzter Zugriff 26.10.2011
- ↑ Verbraucherzentrale - Unterrichtseinheit "Finanzielle Allgemeinbildung" www.verbraucherbildung.de, letzter Zugriff 26.10.2011
- ↑ Lloyd Gymnasium - "Wenn Praxis auf Schule trifft", vom 14.09.2011 www.lloydgymnasium.de, letzter Zugriff 26.10.2011