August von Finck

    • Keine Statusinformation
Version vom 26. November 2018, 11:34 Uhr von UlrichMueller (Diskussion | Beiträge) (Stiftung Familienunternehmen, Berliner Erklärung; Hennerkes bei Bürgerkonvent)

August von Finck junior ist ein deutscher Unternehmer, der in der Vergangenheit mehrfach durch hohe Parteispenden und die Unterstützung rechter oder konservativer Parteien und Organisationen aufgefallen ist. Sein Vermögen wird vom Manager Magazin auf 5,5 Mrd. Euro geschätzt, damit liegt er in deren Ranking der reichsten Deutschen auf Platz 22.[1] In der Forbes-Liste wird er etwas höher auf 8,6 Mrd. US-Dollar und Rang 167 weltweit geschätzt. (Stand: 22.11.2018)[2]

Politisches Wirken

Unterstützung für Bund Freier Bürger, 90er Jahre

Finck unterstützte nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" die Partei des rechtsgerichteten Manfred Brunner, den Bund Freier Bürger (BFB), von 1992 bis 1998 mit etwa 8,5 Millionen Mark (4,3 Millionen Euro) in bar. Manfred Brunner erklärte einmal, der Baron habe ihn zu einer festen Größe im politischen System Deutschlands machen wollen. Davon ausgehend, dass Brunner keine Parteispenden erhalten habe, sondern geschenktes Geld, erwirkte die Staatsanwaltschaft München I einen Strafbefehl wegen Steuerhinterziehung. Brunner akzeptierte die Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung samt der Auflage von 6000 Euro.[3]

Initiative für Haider, 2000

Als die FPÖ unter Jörg Haider im Jahre 2000 das erste Mal an der österreichischen Regierung beteiligt war, unterstützte von Finck gemeinsam mit der Unternehmerin Christiane Underberg, Rudolf Miele (Mielewerke Güthersloh), Joachim Weinling-Hagenbeck (Tierpark Hamburg) eine Initiative, die sich gegen EU-Sanktionen gegen Österreich wandte.[4] Die EU-14-Staaten hatten als Reaktion auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ bilaterale Maßnahmen erlassen: Die bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und den 14 restlichen EU-Ländern sollten eingestellt werden und Botschafter nur noch auf einer technischen Ebene empfangen werden. [5]

Spenden an die CSU, besonders 2002

Finck spendete lange Jahre große Summen an die CSU. Besonders hoch waren die Spenden 2002, dem Jahr als der CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber als Kanzlerkandidat der Union gegen Schröder antrat. Damals flossen gut 1.6 Mio. Euro über verschieden Firmen aus dem Finck'schen Netzwerk an die CSU. Von 2000 bis 2003 flossen insgesamt 2,3 Mio. Euro an die CSU.[6]

Unterstützung des Bürgerkonvent, 2003

Finck unterstützte im Jahre 2003 eine millionenschwere Werbekampagne der Vereinigung Bürgerkonvent. Es gab zwar noch weitere Geldgeber, den großen Teil der sechs Millionen Euro finanzierte Finck nach Informationen des Manager Magazins jedoch selbst. [7] Der Bürgerkonvent wurde von Meinhard Miegel und Gerd Langguth gegründet, im Gründungs-Vorstand war zudem der Münchner Anwalt Andreas Busse. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte auch der Anwalt Brun-Hagen-Hennerkes, der offizieller Stifter der Stiftung Familienunternehmen ist.[8]

"Mövenpick-Spenden", 2008 und 2009

2008 und 2009 wurden CSU und FDP mit großen Spenden von Finck-Firmen bedacht. Die FDP erhielt nach Spiegel-Informationen binnen eines Jahres 1,1 Millionen Euro von der Düsseldorfer Substantia AG. Diese Summe ist eine der höchsten Parteispenden in der Geschichte der Freidemokraten und wurde 2008 und 2009 in drei Teilspenden überwiesen, 2008 noch unter dem Namen VM Holding AG. Die CSU hatte zwei Großspenden kurz vor der bayrischen Landtagswahl 2008 erhalten: Damals erhielt die CSU eine Spende über 430.000 Euro, eine zweite über 390.000 Euro. Die Spenden waren l aut Süddeutscher Zeitung kein Sonderfall: seit 1998 sind insgesamt 3,7 Millionen Euro an die CSU zusammengekommen, überwiesen von mehreren kleinen Firmen, die zu Fincks Firmenimperium gehören.[9]

Die Spenden und ihre Verbindung zu Finck lösten damals eine große Debatte aus: denn CSU und FDP hatten sich in den Koalitionsverhandlungen 2009 für die neue schwarz-gelbe Bundesregierung für eine Senkung der Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen eingesetzt. Die Firma Mövenpick, die von der Familie von Finck kontrolliert wird, betreibt selbst mehrere Hotels.[10]

Ludwig van Mises-Institut, ab 2012

Das Ludwig van Mises-Institut residiert in München in den gleichen Räumen wie die Finck'sche Hauptverwaltung. Im August 2012 wurde es in den Räumen von Dr. Kleeberg & Partner gegründet.[11] Die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfergesellschaft übernimmt auch die Prüfung von Finck-Firmen wie der Custodia Holding AG.[12] Präsident des Instituts ist Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH (Teil des Finck'schen Firmen-Netzwerks).[13]

Das Institut ist nicht mit dem Mises-Institute in Auburn, Alabama (USA) zu verwechseln, auch wenn es offensichtlich enge Kontakte gibt und z.B. Artikel des Mises-Institute ins Deutsche übersetzt und publiziert werden.

Indizien für verdeckte Unterstützung der AfD, 2013 und später

Recherchen von Spiegel und WOZ sowie NDR/ WDR/ SZ legen nahe, dass von Finck mit seinen Beratern in die verdeckte Finanzierung der AfD verwickelt ist. Laut Spiegel gibt es klare Indizien, dass der Milliardär August von Finck über die PR-Agentur Wordstatt 2013 AfD-Veranstaltungen finanziert hat. Zudem war ein Bevollmächtigter Fincks offenbar in die Konzeption des Deutschland-Kuriers eingebunden, der seit 2017 für die AfD wirbt.[14]


Verbindungen und Netzwerke

Hayek-Gesellschaft

Die von Finck'schen Familiengesellschaften, der unter anderem die Hotelkette Mövenpick und viele andere Gesellschaften gehören, sind Mitglieder der Friedrich A. von Hayek - Gesellschaft.[15]

Stiftung Familienunternehmen

Die von Finck'sche Familien-Gesellschaften unterstützten die „Berliner Erklärung der Familienunternehmen zur Krise des Euro“ der Stiftung Familienunternehmen. Diese Erklärung wurde „im Kontext der sogenannten WELT-Währungskonferenz verfasst, die die Stiftung Familienunternehmen gemeinsam mit der WELT-Gruppe am 27. Juni 2011“ veranstaltete.[16]


Weiteres

Fincks Frau Francine engagierte sich in der Stiftung der Strauß-Tochter Monika Hohlmeier. [17]


Weiterführende Informationen

Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

https://www.lobbycontrol.de/newsletter-lobbypedia/https://twitter.com/lobbycontrolhttps://www.facebook.com/lobbycontrolhttps://www.instagram.com/lobbycontrolVernetzen

Einzelnachweise

  1. Manager Magazin: Die 1001 reichsten Deutschen, Sonderheft 2018. S. 23
  2. #167 August von Finck, Forbes, abgerufen am 26.11.2018
  3. Süddeutsche Zeitung: Der freie Bürger und sein Edelmann, 10.10.2002, S.9. Siehe auch: Edelmann ohne Fortune, manager-magazin online, abgerufen am 26.11.2018
  4. Wien, Wien, du bist nicht allein! focus.de am 26.06.2000, abgerufen am 26.11.18
  5. Als Österreich der Buhmann der EU war derstandard.at, 21.01.2010, abgerufen am 26.11.18
  6. Spenden der DSK Grundbesitzverwaltungs GmbH, Mercator Verwaltung GmbH, Pacelli Beteiligungs GmbH & Co. KG, Pacelli Immobilien GmbH, Versicherungs- und Wirtschaftsdienste GmbH laut Lobbypedia-Parteispenden-Datenbank auf Basis des CSU-Rechenschaftberichts 2002. Siehe auch: Süddeutsche Zeitung: Spendables Imperium, 30.01.2009, S.33
  7. Der geheime Finanzier manager-magazin online vom 14.12.2005, abgerufen am 26.11.18
  8. Rudolph Speth: Der BürgerKonvent - Kampagnenprotest von oben ohne Transparenz und Bürgerbeteiligung, hrsg. Hans Böckler Stiftung, S. 14
  9. Große Geschenke erhalten die Freundschaft Spiegel Online vom 16.1.2010, abgerufen am 26.11.18
  10. Siehe zu der Debatte u.a. Große Geschenke erhalten die Freundschaft Spiegel Online vom 16.1.2010 oder Hotel-Unternehmer spendet FDP 1,1 Millionen Euro, FAZ online vom 17.1.2010, alle abgerufen am 26.11.18
  11. Protokoll über die Gründung des Ludwig von Mises Deutschland Institut, S.1
  12. Vgl. [Jahresbericht 2017] Custodia Holding AG, S. 29f.
  13. Webseite des Ludwig van Mises-Instituts, abgerufen am 26.11.2018
  14. Goldene Zeiten, Spiegel vom 24.11.2018, S.15-22, Spur führt zu Milliardär von Finck, WOZ online vom 23.11.2018 sowie Spur zu Münchner Milliardär?, Tagesschau online vom 23.11.2018, abgerufen am 26.11.2018
  15. Islamhetze per Mail tagesschau.de am 23.01.2018, abgerufen am 26.11.18
  16. Berliner Erklärung der Familienunternehmen zur Krise des Euro (pdf), Webseite des Hauptstadtbriefs, abgerufen am 26.11.2018
  17. Milliardär in Vaters Schatten Spiegel Online vom 05.07.1993, abgerufen am 26.11.18

Anhänge

Diskussionen