Viviane Reding

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Viviane Reding (*27.April 1951 in Esch an der Alzette, Luxemburg) ist seit Mai 2014 Mitglied des Europaparlaments. Gleichzeitig nahm sie mehrere Tätigkeiten in der Privatwirtschaft an. Seit Dezember 2014 ist sie im Aufsichtsrat des Bergbaukonzerns Nyrstar. Seit Januar 2015 ist sie zudem Mitglied im Aufsichtsrat des belgischen Konzerns Agfa und im Kuratorium der Bertelsmanstiftung. Zuvor war sie rund 15 Jahre als EU-Kommissarin für verschiedene Bereiche zuständig.

Politische Karriere

  • seit Mai 2014 Mitglied des Europaparlaments für die Christlich-Soziale Volkspartei (CSV)
  • 2010 bis 2014 EU-Kommissarin für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft
  • 2004 bis 2010 Kommissionvizepräsidentin und EU-Kommissarin für Informationsgeslleschaft und Medien
  • 1999 bis 2004 EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Jugend und Sport
  • 1995 bis 1999 Stellvertretende Vorsitzende der CSV
  • 1989 bis 1999 Mitglied des Europaparlaments für die CSV
  • 1988 bis 1993 Vorsitzende der Christlich-Sozialen Frauen
  • 1981 bis 1999 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Esch an der Alzette
  • 1979 bis 1989 Mitglied des luxemburgischen Parlaments für die CSV

Tätigkeiten in der Privatwirtschaft

  • seit Januar 2015 Mitglied im Kuratorium der Bertelsman Stiftung
  • seit Januar 2015 Mitglied im Aufsichtsrat von Agfa-Gevaert
  • seit Dezember 2014 Mitglied im Aufsichtsrat von Nyrstar

Verbindungen / Netzwerke

Viviane Reding ist eine äußerst erfahrene Europapolitikerin. Seit 1989 war sie mehrfach für die luxemburgischen Konservativen im Europaparlament. Ab 1999 wechselte sie in die EU-Kommission und wurde unter Romano Prodi Kommissarin für Bildung, Kultur, Medien und Sport. In der Kommission Barroso I war sie zsutändig für die Bereiche Medien und Informationsgesellschaft und in der Kommission Barroso II war sie zuständig für das Ressort Justiz und Vizepräsidentin der Kommission. Trotz ihrers Wechsels in die Privatwirtschaft bleibt Reding Abgeordnete im Europaparlament und dort im handelspolitischen Ausschuss. Damit verfügt Viviane Reding über ein enormes politisches Insiderwissen und beste Kontakte zu den entscheidenen Akteuren auf europäischer Ebene[1].

Interessenskonflikte

Kuratorium der Bertelsmann Stiftung

Seit Januar 2015 ist Reding Mitglied im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung. Das Kuratorium ist ein Beratungs- und Kontrollgremium, das eng in die strategischen Entscheidungen der Stiftung eingebunden ist. Das Kuratorium gehört nicht direkt zum Unternehmen, ist aber eng mit Bertelsmann verbunden. Die Stiftung hält 77,6 % der Aktien des Bertelsmannskonzerns und das Kuratorium ist personell mit dem Aufsichtsrat der Bertelsmann SE & Co KgaA verzahnt.

Als ehemalige EU-Kommissarin für Medien und Informationsgesellschaft - und später für Justiz - bringt Reding eine Menge Know-How in den Bereichen Medien, Datenschutz und Bildung mit. Diese Bereiche sind für die Geschäftsfelder von Bertelsmann von hohem Interesse. Zudem war Reding Vizepräsidentin derjenigen Kommission, die TTIP initiiert hat. Als globales Unternehmen gehört Bertelsmann zu den möglichen Nutznießern des Freihandelsabkommens und unterstützt Lobbygruppen, die sich für TTIP einsetzen[2].

Aufsichtsräte von Nyrstar und Agfa

Auch der Wechsel Redings in die Aufsichtsräte des Bergbaukonzerns Nyrstar und des belgischen Großkonzerns Agfa wirft einen Interessenskonflikt mit ihrer vorherigen Rolle als EU-Kommissarin auf. Als EU-Kommissarin hat Viviane Reding zahlreiche Entscheidungen getroffen, die in direktem Interesse von Nyrstar und Agfa als europäische Konzerne liegen. In ihrer neuen Position als Aufsichtsratsmitglied beider Unternehmen, hat sie die Pflicht im Sinne der Konzerne zu handeln. Dies könnte im Konflikt mit ihren noch bestehenden Verbindungen und Verpflichtungen zur Kommission stehen.

Ein weiterer Interessenskonflikt ergibt sich aus ihrer Tätigkeit als Europaabgeordnete. Der Verhaltenskodex als Mitglied des Europaparlaments sieht einen Interessenskonflikt dann als gegeben an, wenn persönliche Interessen die Amtshandlungen eines Abgeordneten beeinflussen. Als Aufsichtsratsmitglied bei Nyrstar und Agfa hat Reding ein persönliches Interesse, das im Konflikt mit ihrer Rolle als Abgeordnete und vor allem als Mitglied im Handelsausschuss des Europaparlaments stehen könnte. Vor allem im Handelsausschuss wird sie Entscheidungen treffen müssen, die eine hohe Relevanz für Nyrstar und Agfa haben.[3].

Kritik

Auf europäischer Ebene gibt es eine Karenzzeitregelung von 18 Monaten für ausscheidende EU-Kommissare. Ein sogenanntes “Ethik-Kommittee” spricht demzufolge Empfehlungen hinsichtlich des Umgangs mit möglichen Interessenkonflikten aus. Es scheint so, als hätte das Kommittee Redings Posten nicht infrage gestellt. Vielmehr wurden die Wechsel zu Bertelsmann und Nyrstar bereits im Oktober 2014 durch die Barroso Kommission genehmigt. Damit wurden beide zukünftigen Jobs von ihren ehemaligen Kollegen durchgewunken[4]. Der Wechsel zu Agfa wurde am 10. Dezember 2014 genehmigt. Die Erlaubnis für die Wechsel wurden jeweils an die Auflage geknüpft, dass Reding innerhalb der folgenden 18 Monate keine Lobbytätigkeiten für die drei Unternehmen übernimmt. Die Auflage bezieht sich jedoch lediglich auf die EU-Kommission. Andere EU-Institutionen, wie das Parlament oder der Ministerrat wurden nicht genannt. Zudem hindert sie die Auflage nicht daran, andere Mitarbeiter der Unternehmen hinsichtlich ihrer Lobbyarbeit zu beraten oder auf andere Weise indirektes Lobbying zu betreiben[5].

Weiterführende Informationen

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