Gesellschaft zur Förderung umweltgerechter Straßen- und Verkehrsplanung

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Version vom 20. Juni 2017, 09:27 Uhr von WMarx (Diskussion | Beiträge) (Finanzen und Verbindungen)
Gesellschaft zur Förderung umweltgerechter Straßen- und Verkehrsplanung (GSV)
Rechtsform e.V.
Tätigkeitsbereich Straßenbau
Gründungsdatum 1980
Hauptsitz Bonn
Lobbybüro
Lobbybüro EU
Webadresse gsv-verkehrundumwelt.de

Die Gesellschaft zur Förderung umweltgerechter Straßen- und Verkehrsplanung (GSV) tritt nach außen als neutraler, gemeinnütziger Verein auf und präsentiert sich auf ihrer Webseite als „unabhängig von Parteien und Interessengruppen“[1] obwohl es zahlreiche Verbindungen zur Straßenbaubranche gibt. Die GSV kombiniert Elemente des Astroturfing und des Grassroots-Lobbying, da sie einerseits Auftraggeber und Financiers nicht offen benennt aber andererseits bestehende Bürgerinitiativen, also tatsächlich Engagierte unterstützt, statt selbst "künstliche" Bürgerinitiativen zu schaffen.

Lobbystrategien und Einfluss

Pro-Straße-Bürgerinitiativen bekommen durch die GSV professionelle Hilfe bei der Pressearbeit und bei der Strategieentwicklung. Die Bürgerinitiativen werden im Bauplanungsrecht geschult und erhalten finanzielle Unterstützung für die Kampagnenarbeit. Das geht so weit, dass Pappschilder für Aktionen, Plakate, Aufkleber und Mustertexte von der GSV zentral bei einer Druckerei in Auftrag gegeben werden. Bürgermeister, Landräte und Straßenbaumeister werden gezielt in die Bürgerinitiativen eingebunden, um Kontakte zu Straßenbaubehörden herzustellen sowie die Straßenbauvorhaben voranzutreiben. In den letzten Jahren war die GSV zudem immer wieder an der Gründung neuer Bürgerinitiativen beteiligt.[2]

So findet professionalisierte Lobbyarbeit der Straßenbau- und Automobilbranche hinter dem Deckmantel verschiedener Bürgerbewegungen statt. Seit 1980 wurden auf diesem Weg mindestens 150 Bürgerinitiativen von der GSV unterstützt. Die GSV zeigt sich hinsichtlich ihrer Mitglieder und Finanzierung intransparent. Wirtschaftliche Partikularinteressen werden als Gemeinwohlinteressen artikuliert. Letztlich ist die GSV eine Vorfeldorganisation der Asphalt- und Baulobby, um lokale Initiativen für mehr Straßen aufzubauen. Durch den Druck dieser Initiativen soll mehr staatliches Geld in den Straßenbau fließen.[3]

Finanzen und Verbindungen

Die GSV finanziert sich hauptsächlich über die sogenannte Fördergemeinschaft für umweltgerechte Straßen- und Verkehrsplanung, in deren Vorstand in den letzten Jahren unter anderem die Strabag-Tochter Deutsche Asphalt, der ADAC-Südbayern, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Asphaltverbands und die Asphalt-Mischwerke Oberfranken vertreten waren. Die Mehrheit der Gründungsmitglieder der GSV und der Fördergemeinschaft für umweltgerechte Straßen- und Verkehrsplanung (FSV) sind Unternehmen und Verbände der Straßenbau- und Automobilindustrie.[3]

Der Hauptteil der jährlichen Einnahmen wird jedoch nicht für die finanzielle Unterstützung von Bürgerinitiativen verwendet. 2013 wurden lediglich 35.335 Euro für die Finanzierung von Bürgerinitiativen bereitgestellt, dies entspricht etwa 25 Prozent der Gesamteinnahmen der GSV. Während für die eigentlichen Kernkompetenzen also nur wenig finanzielle Mittel zu Verfügung stehen, wurden in der Haushaltsbilanz gleichzeitig mehr als 75.000 Euro für die "Werksverträge" des Geschäftsführers Klaus Wild und der fünf ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder verbucht. Bislang bleibt die Bescheinigung der Gemeinnützigkeit aber bestehen.[4]

Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

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Einzelnachweise

  1. Wir über uns, Webseite des GSV, abgerufen am 13.06.2016
  2. A. Irmisch: Astroturf. Eine neue Lobbyingstrategie in Deutschland?, Wiesbaden 2011, S. 30
  3. 3,0 3,1 Versteckspiel der Asphaltlobby, lobbycontrol.de vom 28.04.2009, abgerufen am 13.06.2016
  4. Die noblen Spender aus der Asphaltindustrie Stuttgarter Zeitung vom 10. Dezember 2015, abgerufen am 20.06.2017

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