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Helmut Greim (*9. Mai 1935) ist deutscher Toxikologe und war Professor an der Technischen Universität München. Nebenbei war er häufig als Sachverständiger für die Bundesregierung und EU-Institutionen tätig und Mitglied zahlreicher Expertenkommissionen. Über Jahrzehnte prägte er mit seiner Arbeit die deutsche und europäische Umwelt- und Gesundheitspolitik. 2015 erhielt Helmut Greim für sein langjähriges wissenschaftliches Engagement auf dem Gebiet der Toxikologie und Umwelttoxikologie das Bundesverdienstkreuz – und das obwohl er bekannt dafür ist, als Gutachter und Sachverständiger zu den Gefahren von Chemikalien industrienahe Positionen einzunehmen. Der Umweltrechtler Prof. Erich Schöndorf beschreibt die Arbeit von Greim folgendermaßen: „Es war immer das Gleiche, überall, wo es um giftige Stoffe ging, hat Greim Entwarnung signalisiert. Es war alles ungiftig.“[1]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Karriere als Dozent in Deutschland begann Helmut Greim an der Universität Tübigen im Fachbereich der Toxikologie. Von 1975 bis 2000 war er Direktor des Institus für Toxikologie, am GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in München. Parallel dazu hatte er ab 1983 den Lehrstuhl für Toxikologie, an der Technischen Universität München (TUM), inne. Im Jahr 1987 wurde er Direktor des Instituts für Toxikologie und Umwelthygiene an der TUM. Er behielt dieses Amt bis 2002.

Mitgliedschaften in Gremien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1982–1985 Vorsitzender der Sektion Toxikologie der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie
  • 1982–1990 Mitglied des Sachverständigenrats für Umweltfragen
  • 1983–1998 Vizepräsident des Beratungsgremiums für umweltrelevante Altstoffe (BUA) der Gesellschaft Deutscher Chemiker
  • 1991–1993 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie e.V.
  • 1992–2007 Vorsitzender der MAK-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Maximale Arbeitsplatzkonzentrationen für Stoffe am Arbeitsplatz), danach bis 2017 Wissenschaftliches Mitglied der Kommission
  • 1993–2017 Mitglied des Scientific Committee on Occupational Exposure Limits (SCOEL) der Europäischen Kommission (Member 1993–2015, Invited Expert 2015–2017)
  • 1997–2004 Stellvertretender Vorsitzender des Scientific Committee on Toxicology, Ecotoxicology and the Environment (CSTEE), Generaldirektion Gesundheit der Europäischen Kommission
  • 1998–2007 Präsident des Beratergremiums für umweltrelevante Altstoffe (BUA) der Gesellschaft Deutscher Chemiker
  • seit 2001 Mitglied des Scientific Committee of the European Centre for Ecotoxicology and Toxicology of Chemicals (ECETOC), Brüssel
  • 2004–2012 Vorsitzender des Scientific Committee on Health and Environmental Risks (SCHER), Generaldirektion Gesundheit der Europäischen Kommission
  • 2007–2017: Leiter des Forschungsbeirats der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor e.V. (EUGT)
  • 2008–2013 Risk Assessment Committee der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), Helsinki

Tätigkeiten als Sachverständiger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1993: Sachverständiger im Holzschutzmittelprozess in Frankfurt am Main
  • 2015: Sachverständiger des Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft zum Thema Glyphosat
  • 2016: Sachverständiger im 5. Untersuchungsausschuss der 18. Wahlperiode des Bundestags (Abgas-Untersuchungsausschuss)

Quelle: Wikipedia[2]

Fallbeispiele und Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Greim ist in der Vergangenheit immer wieder durch seine Nähe zur Wirtschaft und Industrie aufgefallen.

Holzschutzmittel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Greim bewies bereits 1994 im Prozess um den Holzschutzmittel-Skandal seine Nähe zur Industrie. Zehntausende Menschen waren in Deutschland in den 1980er Jahren durch das krebsauslösende Pentachlorphenol und Lindan in Holzschutzmitteln krank geworden.[3] Greim trat in dem Prozess als Sachverständiger auf und verharmloste die Gesundheitsgefährdung von Stoffen, deren Schädlichkeit heute klar nachgewiesen ist. Der Staatsanwalt des Prozesses Prof. Erich Schöndorf sagte später über Greim: „Er war ein Falschgutachter. Er hatte die Bezeichnung Sachverständiger/Gutachter nicht verdient. Er stand erkennbar auf Seite der Hersteller und hatte mit objektiver Wissenschaftlichkeit nichts im Sinn.“[4]

Müllverbrennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Greim setzte sich mehrmals für laxere Auflagen bei der Müllverbrennung ein. Hierfür nutzte er zum Beispiel seine Position als Leiter des Instituts für Toxikologie im „GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit“ (Gesellschaft für Strahlenforschung, heute Helmholtz-Zentrum), seinen Vorsitz der DGPT (Deutsche Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie) und der MAK-Kommission (Ständige Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe) sowie seine Beratungsfunktionen für die Bundesregierung und die Bundesärztekammer. Inzwischen ist bekannt, dass bei der Müllverbrennung krebserregendes Dioxin entsteht. Greim dagegen benutzte eine gefälschte Studie als Beweis für die Harmlosigkeit von Dioxinen – selbst nachdem die Fälschung bekannt geworden war. Die Studie (Zack/Suskind 1980) behauptete, dass Dioxine nur Promotoren sind, die das Krebswachstum beschleunigen, an sich aber keinen Krebs auslösen.[5]

Glyphosat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2015 lud die Unionsfraktion Helmut Greim als unabhängigen Sachverständigen in den Landwirtschaftsausschuss des deutschen Bundestages ein. Seine Meinung in der Debatte um die Neuzulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat: „Ich muss sagen, ich habe eigentlich überhaupt kein Verständnis über die ganze Aufregung. Es ist nicht krebserzeugend.“[6] Er bezog sich dabei auf eine Studie, die er zusammen mit einem Mitarbeiter des Glyphosat-Herstellers Monsanto verfasst hatte. Monsanto hatte zuvor Greim über die Beratungsfirma Intertek in eine ein Expertengremium berufen lassen, das wissenschaftliche Aufsätze über Glyphosat zusammenstellen sollte. Obwohl Greim von Monsanto bezahlt wurde, insistierte er, das Ergebnis sei „nun mal zufällig“ zu Stande gekommen. Das Geld von Monsanto sei "nicht einmal genug für einen Mercedes" gewesen, rechtfertigt sich Greim gegenüber Le Monde.[7]

Endoktrine Disruptoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2013 war Helmut Greim Teil einer Initiative, die sich bei der Kommission gegen die Regulierung hormonaktiver Substanzen („endokriner Disruptoren“) einsetzte. Gemeinsam mit 55 weiteren Wissenschaftlern wandte er sich an Anne Glover, die wissenschaftliche Chefberaterin des damaligen EU-Kommissionspräsidenten Barroso. Greim und die anderen Wissenschaftler der Initiative zeigten sich besorgt, dass die Regulierung dieser Substanzen nicht auf „den besten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ beruhe.[8] Dieses Eingreifen veranlasste Barrosos wissenschaftliche Chefberaterin Glover, die wissenschaftliche Arbeit der Generaldirektion Umwelt in Frage zu stellen – und das, obwohl deren Beweislage klar war. Statt einen Regulierungsprozess in die Wege zu leiten, initiierte Glover eine Folgenabschätzung. Eine Folgenabschätzung ist ein gutachterlicher Prozess, bei dem geprüft wird, welche Auswirkungen eine Initiative haben könnte. Folgenabschätzungen werden durchgeführt, noch bevor die Kommission offiziell einen Vorschlag für eine neue Rechtsvorschrift einbringt. Damit hatte die Industrie ihr Ziel erreicht – statt klaren Grenzwerten wurde die Regulierung um Jahre nach hinten verschoben.[9]

Die EUGT und Grenzwerte für Stickoxid[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bundesweite mediale Aufmerksamkeit erlangte Helmut Greim zuletzt durch sein fragwürdiges Engagement um die Grenzwerte für Stickoxide. Greim war Vorsitzender des Forschungsbeirats der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT). Anders als der Name vermuten lässt ist die EUGT eine Lobbyorganisation, die 2007 von Daimler, BMW, Volkswagen und Bosch ins Leben gerufen wurde. Der Vereinigung ging es dabei vor allem um eins: den Diesel und seine Abgase wieder ins richtige Licht zu rücken und Probleme runter zuspielen. So hat die EUGT 2012 versucht die WHO im eigenen Interesse zu beeinflussen, da diese die Dieselabgase als krebserregend eingestuft hatten. Auch die Finanzierung der EUGT ist zweifelhaft, da diese Hauptsächlich von den Konzernen ausging.[10] Nach breiter kritischer Berichterstattung wurde sie 2017 aufgelöst, nachdem Bosch bereits 2013 aus Projekt ausgestiegen war. LobbyControl berichtete bereits im Juli 2017 über die EUGT und Helmut Greims enge Verflechtungen mit der Autoindustrie.[11] In die breitere mediale Kritik geriet die EUGT allerdings erst, nachdem ein Bericht der New York Times zu fragwürdigen Versuchen mit Affen eine große Pressewelle auslöste. Greim sagte in einem Interview, dass die Arbeit der EUGT unabhängig und die Angst vor Stickstoffdioxid überzogen sei.[12][13] Noch während seiner Tätigkeit für die EUGT trat Helmut Greim 2016 als Sachverständiger im Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages auf und sprach sich dort gegen schärfere Grenzwerte aus. Er bezeugte, dass es unmöglich sei, eine direkte Verbindung zwischen Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid und Lungenkrankheiten zu finden. Sogar starke Belastungen, wie sie zum Beispiel an viel befahrenen Straßen auftreten, hielt Greim für „gesundheitlich eher unbedenklich“.[14] In seiner Anhörung im für den Untersuchungsausschusses bezog sich Greim bereits auf die Abgastests an Affen und Menschen, die im Zuge der EUGT-Affäre in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wurden.[15] Nachdem Greims Engagement für die EUGT bekannt wurde, leitete das Bundesumweltministerium ein Prüfungsverfahren ein, ob Greim das Bundesverdienstkreuz aberkannt werden sollte.[16] Die Prüfungen sind jedoch im Sinne Greims verlaufen. Somit ist er weiterhin Träger des Verdienstordens.[17]

EU-Expertenkommissionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trotz seiner langjährigen Erfahrungen als „unabhängiger“ Experte nahm Helmut Greim es nicht immer genau mit der vorgeschriebenen Kennzeichnung seiner Verbindungen zur Industrie. Bei den Angaben für ein Expertengremium der EU-Kommission vergaß er zum Beispiel anzugeben, dass er auch für Forschungseinrichtungen tätig war, die maßgeblich von der Chemie- und Autobranche finanziert wurden.[18]

Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus[Quelltext bearbeiten]

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Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst, Monitor vom 20.10.2016, zuletzt aufgerufen am 14.06.2017
  2. Helmut Greim, Wikipedia, zuletzt abgerufen am 14.06.2018
  3. Anhaltende Folgen des Holzschutzmittelskandals in den 1980er-Jahren - Verbraucherfreundliche Kennzeichnung von Giftstoffen in HolzschutzmittelnDeutscher Bundestag vom 09.02.2015, zuletzt abgerufen am 25.06.2018
  4. Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst, Monitor vom 20.10.2016, zuletzt abgerufen am 14.06.2017
  5. Wassermann, Ottmar: Fälschung und Korruption in der Wissenschaft. In: Antje Bultmann, Friedemann Schmithals (Hrsg.): Käufliche Wissenschaft. Experten im Dienst von Industrie und Politik. Droemer Knaur, München 1994, S. 196–268
  6. Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst, Monitor vom 20.10.2016, zuletzt abgerufen am 14.06.2018
  7. Glyphosat: Ohne Glyphosat muss sich die Landwirtschaft ändern, Zeit vom 11.10.2017, zuletzt abgerufen am 14.06.2018
  8. E-Mail von Wolfgang Dekant an Anne Glover vom 17.06.2013
  9. A Toxic Affair - How the Chemical Lobby blocked action on Hormone Disrupting Chemicals, Corporate Europe Observatory im Mai 2015
  10. VW bezahlt Studien, die der Autoindustrie helfen, Norddeutscher Rundfunk vom 09.02.2016, zuletzt abgerufen am 14.06.2018
  11. Dieselgate-Aufklärung: Gutachter mit Industrie-Geschmäckle, LobbyControl vom 30.07.2017, zuletzt abgerufen am 14.06.2018
  12. 10Monkeys and a Beetle Inside VW´s Campaign for "Clean Diesel", The New York Times vom 25.01.2018, zuletzt abgerufen am 14.06.2018
  13. Dieselgate-Aufklärung: Gutachter mit Industrie-Geschmäckle, LobbyControl vom 30.07.2017, zuletzt abgerufen am 14.06.2018
  14. Beschlussempfehlung und Bericht, Deutscher Bundestag vom 22.06.2017
  15. Fragen zum Beweisbeschluss SV-2 (Deutscher Bundestag) Prof. Dr. Helmut Greim vom 26.08.2016
  16. Spitzenforscher könnte Bundesverdienstkreuz verlieren Spiegel vom 02.02.2018, zuletzte abgerufen am 14.06.2018
  17. Toxokologe behält Verdienstkreuz, Welt vom 15.03.2018, zuletzt abgerufen am 14.06.2018
  18. Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst, Monitor vom 20.10.2016, zuletzt aufgerufen am 14.06.2017
Helmut Greim (*9. Mai 1935) ist deutscher Toxikologe und war Professor an der Technischen Universität München. Nebenbei war er häufig als Sachverständiger für die Bundesregierung und EU-Institutionen tätig und Mitglied zahlreicher Expertenkommissionen. Über Jahrzehnte prägte er mit seiner Arbeit die deutsche und europäische Umwelt- und Gesundheitspolitik. 2015 erhielt Helmut Greim für sein langjähriges wissenschaftliches Engagement auf dem Gebiet der Toxikologie und Umwelttoxikologie das Bundesverdienstkreuz – und das obwohl er bekannt dafür ist, als Gutachter und Sachverständiger zu den Gefahren von Chemikalien industrienahe Positionen einzunehmen. Der Umweltrechtler Prof. Erich Schöndorf beschreibt die Arbeit von Greim folgendermaßen: „Es war immer das Gleiche, überall, wo es um giftige Stoffe ging, hat Greim Entwarnung signalisiert. Es war alles ungiftig.“<ref>[https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/gekaufte-expertise-100.html Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst], Monitor vom 20.10.2016, zuletzt aufgerufen am 14.06.2017</ref>
        

        ==Karriere==
        
        Seine Karriere als Dozent in Deutschland begann Helmut Greim an der Universität Tübigen im Fachbereich der Toxikologie.  Von 1975 bis 2000 war er Direktor des Institus für Toxikologie, am GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in München. Parallel dazu hatte er ab 1983 den Lehrstuhl für Toxikologie, an der Technischen Universität München (TUM), inne. Im Jahr 1987 wurde er Direktor des Instituts für Toxikologie und Umwelthygiene an der TUM. Er behielt dieses Amt bis 2002. 
        

        ===Mitgliedschaften in Gremien===
        
        * 1982–1985 Vorsitzender der Sektion Toxikologie der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie
        
        * 1982–1990 Mitglied des Sachverständigenrats für Umweltfragen
        
        * 1983–1998 Vizepräsident des Beratungsgremiums für umweltrelevante Altstoffe (BUA) der Gesellschaft Deutscher Chemiker
        
        * 1991–1993 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie e.V.
        
        * 1992–2007 Vorsitzender der MAK-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Maximale Arbeitsplatzkonzentrationen für Stoffe am Arbeitsplatz), danach bis 2017 Wissenschaftliches Mitglied der Kommission
        
        * 1993–2017 Mitglied des Scientific Committee on Occupational Exposure Limits (SCOEL) der Europäischen Kommission (Member 1993–2015, Invited Expert 2015–2017)
        
        * 1997–2004 Stellvertretender Vorsitzender des Scientific Committee on Toxicology, Ecotoxicology and the Environment (CSTEE), Generaldirektion Gesundheit der Europäischen Kommission
        
        * 1998–2007 Präsident des Beratergremiums für umweltrelevante Altstoffe (BUA) der Gesellschaft Deutscher Chemiker
        
        * seit 2001 Mitglied des Scientific Committee of the European Centre for Ecotoxicology and Toxicology of Chemicals (ECETOC), Brüssel
        
        * 2004–2012 Vorsitzender des Scientific Committee on Health and Environmental Risks (SCHER), Generaldirektion Gesundheit der Europäischen Kommission
        
        * 2007–2017: Leiter des Forschungsbeirats der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor e.V. (EUGT)
        
        * 2008–2013 Risk Assessment Committee der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), Helsinki
        

        ===Tätigkeiten als Sachverständiger===
        
        * 1993: Sachverständiger im Holzschutzmittelprozess in Frankfurt am Main
        
        * 2015: Sachverständiger des Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft zum Thema Glyphosat
        
        * 2016: Sachverständiger im 5. Untersuchungsausschuss der 18. Wahlperiode des Bundestags (Abgas-Untersuchungsausschuss)
        
        Quelle: Wikipedia<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Greim Helmut Greim], Wikipedia, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref>
        

        ==Fallbeispiele und Kritik==
        
        Helmut Greim ist in der Vergangenheit immer wieder durch seine Nähe zur Wirtschaft und Industrie aufgefallen. 
        

        ===Holzschutzmittel===
        

        Helmut Greim bewies bereits 1994 im Prozess um den Holzschutzmittel-Skandal seine Nähe zur Industrie. Zehntausende Menschen waren in Deutschland in den 1980er Jahren durch das krebsauslösende Pentachlorphenol und Lindan in Holzschutzmitteln krank geworden.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/18/039/1803978.pdf Anhaltende Folgen des Holzschutzmittelskandals in den 1980er-Jahren - Verbraucherfreundliche Kennzeichnung von Giftstoffen in Holzschutzmitteln]Deutscher Bundestag vom 09.02.2015, zuletzt abgerufen am 25.06.2018</ref>
        
        Greim trat in dem Prozess als Sachverständiger auf und verharmloste die Gesundheitsgefährdung von Stoffen, deren Schädlichkeit heute klar nachgewiesen ist. Der Staatsanwalt des Prozesses Prof. Erich Schöndorf sagte später über Greim: „Er war ein Falschgutachter. Er hatte die Bezeichnung Sachverständiger/Gutachter nicht verdient. Er stand erkennbar auf Seite der Hersteller und hatte mit objektiver Wissenschaftlichkeit nichts im Sinn.“<ref>[https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/gekaufte-expertise-100.html Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst], Monitor vom 20.10.2016, zuletzt abgerufen am 14.06.2017</ref>
        

        ===Müllverbrennung===
        

        Helmut Greim setzte sich mehrmals für laxere Auflagen bei der Müllverbrennung ein. Hierfür nutzte er zum Beispiel seine Position als Leiter des Instituts für Toxikologie im „GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit“ (Gesellschaft für Strahlenforschung, heute Helmholtz-Zentrum), seinen Vorsitz der DGPT (Deutsche Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie) und der MAK-Kommission (Ständige Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe) sowie seine Beratungsfunktionen für die Bundesregierung und die Bundesärztekammer. Inzwischen ist bekannt, dass bei der Müllverbrennung krebserregendes Dioxin entsteht. Greim dagegen benutzte eine gefälschte Studie als Beweis für die Harmlosigkeit von Dioxinen – selbst nachdem die Fälschung bekannt geworden war. Die Studie (Zack/Suskind 1980) behauptete, dass Dioxine nur Promotoren sind, die das Krebswachstum beschleunigen, an sich aber keinen Krebs auslösen.<ref>Wassermann, Ottmar: Fälschung und Korruption in der Wissenschaft. In: Antje Bultmann, Friedemann Schmithals (Hrsg.): Käufliche Wissenschaft. Experten im Dienst von Industrie und Politik. Droemer Knaur, München 1994,  S. 196–268</ref> 
        

        === Glyphosat ===
        

        2015 lud die Unionsfraktion Helmut Greim als unabhängigen Sachverständigen in den Landwirtschaftsausschuss des deutschen Bundestages ein. Seine Meinung in der Debatte um die Neuzulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat: „Ich muss sagen, ich habe eigentlich überhaupt kein Verständnis über die ganze Aufregung. Es ist nicht krebserzeugend.“<ref>[https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/gekaufte-expertise-100.html Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst], Monitor vom 20.10.2016, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref> Er bezog sich dabei auf eine Studie, die er zusammen mit einem Mitarbeiter des Glyphosat-Herstellers [[Monsanto]] verfasst hatte. Monsanto hatte zuvor Greim über die Beratungsfirma Intertek in eineein Expertengremium berufen lassen, das wissenschaftliche Aufsätze über Glyphosat zusammenstellen sollte. Obwohl Greim von Monsanto bezahlt wurde, insistierte er, das Ergebnis sei „nun mal zufällig“ zu Stande gekommen. Das Geld von Monsanto sei "nicht einmal genug für einen Mercedes" gewesen, rechtfertigt sich Greim gegenüber Le Monde.<ref>[http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission/seite-3 Glyphosat: Ohne Glyphosat muss sich die Landwirtschaft ändern], Zeit vom 11.10.2017, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref>
        

            === Endoktrine Disruptoren ===
        

        2013 war Helmut Greim Teil einer Initiative, die sich bei der Kommission gegen die Regulierung hormonaktiver Substanzen („endokriner Disruptoren“) einsetzte. Gemeinsam mit 55 weiteren Wissenschaftlern wandte er sich an Anne Glover, die wissenschaftliche Chefberaterin des damaligen EU-Kommissionspräsidenten Barroso. Greim und die anderen Wissenschaftler der Initiative zeigten sich besorgt, dass die Regulierung dieser Substanzen nicht auf „den besten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ beruhe.<ref>[https://www.asktheeu.org/en/request/662/response/2566/attach/5/Annex%202%20to%20reply%20Horel%2030%20Aug2013.pdf E-Mail von Wolfgang Dekant an Anne Glover] vom 17.06.2013</ref>
        
        Dieses Eingreifen veranlasste Barrosos wissenschaftliche Chefberaterin Glover, die wissenschaftliche Arbeit der Generaldirektion Umwelt in Frage zu stellen – und das, obwohl deren Beweislage klar war. Statt einen Regulierungsprozess in die Wege zu leiten, initiierte Glover eine Folgenabschätzung. Eine Folgenabschätzung ist ein gutachterlicher Prozess, bei dem geprüft wird, welche Auswirkungen eine Initiative haben könnte. Folgenabschätzungen werden durchgeführt, noch bevor die Kommission offiziell einen Vorschlag für eine neue Rechtsvorschrift einbringt. Damit hatte die Industrie ihr Ziel erreicht – statt klaren Grenzwerten wurde die Regulierung um Jahre nach hinten verschoben.<ref>[https://corporateeurope.org/sites/default/files/toxic_lobby_edc.pdf A Toxic Affair - How the Chemical Lobby blocked action on Hormone Disrupting Chemicals], Corporate Europe Observatory im Mai 2015</ref>
        

        === Die EUGT und Grenzwerte für Stickoxid ===
        

        Bundesweite mediale Aufmerksamkeit erlangte Helmut Greim zuletzt durch sein fragwürdiges Engagement um die Grenzwerte für Stickoxide. Greim war Vorsitzender des Forschungsbeirats der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor ([[EUGT]]). Anders als der Name vermuten lässt ist die [[EUGT]] eine Lobbyorganisation, die 2007 von [[Daimler]], [[BMW]], [[Volkswagen]] und Bosch ins Leben gerufen wurde. Der Vereinigung ging es dabei vor allem um eins: den Diesel und seine Abgase wieder ins richtige Licht zu rücken und Probleme runter zuspielen. So hat die [[EUGT]] 2012 versucht die WHO im eigenen Interesse zu beeinflussen, da diese die Dieselabgase als krebserregend eingestuft hatten. Auch die Finanzierung der EUGT ist zweifelhaft, da diese Hauptsächlich von den Konzernen ausging.<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/VW-bezahlt-Studien-die-der-Autoindustrie-helfen,vw2650.html VW bezahlt Studien, die der Autoindustrie helfen], Norddeutscher Rundfunk vom 09.02.2016, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref> Nach breiter kritischer Berichterstattung wurde sie 2017 aufgelöst, nachdem Bosch bereits 2013 aus Projekt ausgestiegen war. 
        
        LobbyControl berichtete bereits im Juli 2017 über die [[EUGT]] und Helmut Greims enge Verflechtungen mit der Autoindustrie.<ref>[https://www.lobbycontrol.de/2017/06/dieselgate-aufklaerung-gutachter-mit-industrie-geschmaeckle/ Dieselgate-Aufklärung: Gutachter mit Industrie-Geschmäckle], LobbyControl vom 30.07.2017, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref> In die breitere mediale Kritik geriet die EUGT allerdings erst, nachdem ein Bericht der New York Times zu fragwürdigen Versuchen mit Affen eine große Pressewelle auslöste. Greim sagte in einem Interview, dass die Arbeit der EUGT unabhängig und die Angst vor Stickstoffdioxid überzogen sei.<ref>[https://www.nytimes.com/2018/01/25/world/europe/volkswagen-diesel-emissions-monkeys.html 10Monkeys and a Beetle Inside VW´s Campaign for "Clean Diesel"], The New York Times vom 25.01.2018, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref> <ref>[https://www.lobbycontrol.de/2017/06/dieselgate-aufklaerung-gutachter-mit-industrie-geschmaeckle/ Dieselgate-Aufklärung: Gutachter mit Industrie-Geschmäckle], LobbyControl vom 30.07.2017, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref> 
        
        Noch während seiner Tätigkeit für die [[EUGT]] trat Helmut Greim 2016 als Sachverständiger im Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages auf und sprach sich dort gegen schärfere Grenzwerte aus. Er bezeugte, dass es unmöglich sei, eine direkte Verbindung zwischen Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid und Lungenkrankheiten zu finden. Sogar starke Belastungen, wie sie zum Beispiel an viel befahrenen Straßen auftreten, hielt Greim für „gesundheitlich eher unbedenklich“.<ref>[http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/129/1812900.pdf Beschlussempfehlung und Bericht], Deutscher Bundestag vom 22.06.2017</ref> In seiner Anhörung im für den Untersuchungsausschusses bezog sich Greim bereits auf die Abgastests an Affen und Menschen, die im Zuge der EUGT-Affäre in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wurden.<ref>[https://www.bundestag.de/blob/438866/fee11379350c2e582dc1e82d37713a19/sv_2_greim-data.pdf Fragen zum Beweisbeschluss SV-2 (Deutscher Bundestag)] Prof. Dr. Helmut Greim vom 26.08.2016</ref> Nachdem Greims Engagement für die EUGT bekannt wurde, leitete das Bundesumweltministerium ein Prüfungsverfahren ein, ob Greim das Bundesverdienstkreuz aberkannt werden sollte.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/abgas-experimente-helmut-greim-koennte-bundesverdienstkreuz-verlieren-a-1191239.html Spitzenforscher könnte Bundesverdienstkreuz verlieren] Spiegel vom 02.02.2018, zuletzte abgerufen am 14.06.2018</ref> Die Prüfungen sind jedoch im Sinne Greims verlaufen. Somit ist er weiterhin Träger des Verdienstordens.<ref>[https://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article174565174/Toxikologe-behaelt-Verdienstkreuz.html Toxokologe behält Verdienstkreuz], Welt vom 15.03.2018, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref>
        

        === EU-Expertenkommissionen ===
        

        Trotz seiner langjährigen Erfahrungen als „unabhängiger“ Experte nahm Helmut Greim es nicht immer genau mit der vorgeschriebenen Kennzeichnung seiner Verbindungen zur Industrie. Bei den Angaben für ein Expertengremium der EU-Kommission vergaß er zum Beispiel anzugeben, dass er auch für Forschungseinrichtungen tätig war, die maßgeblich von der Chemie- und Autobranche finanziert wurden.<ref>[https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/gekaufte-expertise-100.html Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst], Monitor vom 20.10.2016, zuletzt aufgerufen am 14.06.2017</ref>
        

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        ==Einzelnachweise==
        <references/>
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=== Glyphosat ===
 
=== Glyphosat ===
   
2015 lud die Unionsfraktion Helmut Greim als unabhängigen Sachverständigen in den Landwirtschaftsausschuss des deutschen Bundestages ein. Seine Meinung in der Debatte um die Neuzulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat: „Ich muss sagen, ich habe eigentlich überhaupt kein Verständnis über die ganze Aufregung. Es ist nicht krebserzeugend.“<ref>[https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/gekaufte-expertise-100.html Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst], Monitor vom 20.10.2016, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref> Er bezog sich dabei auf eine Studie, die er zusammen mit einem Mitarbeiter des Glyphosat-Herstellers [[Monsanto]] verfasst hatte. Monsanto hatte zuvor Greim über die Beratungsfirma Intertek in eine Expertengremium berufen lassen, das wissenschaftliche Aufsätze über Glyphosat zusammenstellen sollte. Obwohl Greim von Monsanto bezahlt wurde, insistierte er, das Ergebnis sei „nun mal zufällig“ zu Stande gekommen. Das Geld von Monsanto sei "nicht einmal genug für einen Mercedes" gewesen, rechtfertigt sich Greim gegenüber Le Monde.<ref>[http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission/seite-3 Glyphosat: Ohne Glyphosat muss sich die Landwirtschaft ändern], Zeit vom 11.10.2017, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref>  
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2015 lud die Unionsfraktion Helmut Greim als unabhängigen Sachverständigen in den Landwirtschaftsausschuss des deutschen Bundestages ein. Seine Meinung in der Debatte um die Neuzulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat: „Ich muss sagen, ich habe eigentlich überhaupt kein Verständnis über die ganze Aufregung. Es ist nicht krebserzeugend.“<ref>[https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/gekaufte-expertise-100.html Gekaufte Expertise: Wie ein industrienaher Gutachter seit Jahrzehnten die Politik beeinflusst], Monitor vom 20.10.2016, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref> Er bezog sich dabei auf eine Studie, die er zusammen mit einem Mitarbeiter des Glyphosat-Herstellers [[Monsanto]] verfasst hatte. Monsanto hatte zuvor Greim über die Beratungsfirma Intertek in ein Expertengremium berufen lassen, das wissenschaftliche Aufsätze über Glyphosat zusammenstellen sollte. Obwohl Greim von Monsanto bezahlt wurde, insistierte er, das Ergebnis sei „nun mal zufällig“ zu Stande gekommen. Das Geld von Monsanto sei "nicht einmal genug für einen Mercedes" gewesen, rechtfertigt sich Greim gegenüber Le Monde.<ref>[http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/glyphosat-monsanto-wissenschaftler-bestechung-eu-kommission/seite-3 Glyphosat: Ohne Glyphosat muss sich die Landwirtschaft ändern], Zeit vom 11.10.2017, zuletzt abgerufen am 14.06.2018</ref>
   
 
=== Endoktrine Disruptoren ===
 
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