Deutscher Brauer-Bund: Unterschied zwischen den Versionen

K
Deutsche Brauer-Bund e. V.
Rechtsform e.v.
Tätigkeitsbereich Lobbyarbeit für Brauwirtschaft
Gründungsdatum 1949
Hauptsitz Neustädtische Kirchstraße 7a, 10117 Berlin
Lobbybüro
Lobbybüro EU
Webadresse http://www.brauer-bund.de/

Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) ist ein der ältesten Lobbyorganisationen in Deutschland. Durch zahlreiche Veranstaltungen pflegt der DBB gute Beziehungen zur Politik. So wird seit 2002 jährlich den Titel „Botschafter des Bieres“ verliehen, häufig an Politiker. Der aktuelle „Bortschafter „Botschafter des Bieres“ ist der Bundesumweltminister Peter Altmaier.

Kurzdarstellung und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1949 e.V. gegründet, 1871 war der Deutsche Brauer-Bund (DBB) http://www.brauer-bund.de/index.php?id=283 Gegründet im Jahr 1871: Damit ist der DBB eine der ältesten Lobbyorganisationen in Deutschland. 1949 wurde der DBB als Verein registriert.

Organisationsstruktur und Personal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitglieder, Mitgliederorganisationen (Verbände); Organisationsstruktur, Rechtsform, zentrale Entscheidungsgremien, Sitz und Lobbybüros der Organisation; wichtige Personen (aktuell und ehemalig), z.B. Präsidium oder Cheflobbyisten (in Berlin/Brüssel)

Der DBB hat seit einer Strukturänderung im Jahr 2012 zwölf Mitglieder: Sechs Regkonalverbände Regionalverbände und sechs große Brauereien bzw. Brauereigruppen.

Verbindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitgliedschaften in anderen Organisationen, Kooperationen o.ä.

Der DBB ist Mitglied im Europäischen Brauereiverband.

Finanzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Finanzierung, Ressourcen, Geldgeber, Kunden

Der DBB macht keine Angaben zu seiner Finanzierung.

Lobbystrategien und Einfluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziele, Interessen, Ausrichtung (national vs. europ./internat.), Politkfelder; erkennbare Konstanten, Einflussstrategien; Abschätzung des Einflusses; Wichtigkeit des Akteurs Kontaktpflege im Vorfeld ...

Der DBB verfolgt die Strategie, Partikularinteressen als Gemeinwohlinteressen zu deklarieren. Ein Sponsoring, das der Branche vermutlich Umsatzrückgänge bescheren würde, wird da schnell umgedeutet: Damit müssten nicht nur viele Vereine ihr Angebot deutlich reduzieren, auch der Spitzensport würde leiden. Die Formel 1 würde zunehmend in andere Länder verlagert werden, woran dann der Tourismus in Deutschland leiden würde. Auch wird gerne auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Alkohol hingewiesen: Eine Gesundheitsabgabe auf ein Produkt zu erheben, dessen maßvoller Konsum erwiesenermaßen gesundheitsförderlich ist, ist widersinnig.[1]

Fallstudien und Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seitenwechsel Holger Eichele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Wirkung zum 1. November 2013 wechselt Holger Eichele die Seiten: Bislang war er Pressesprecher des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wird neuer Hauptgeschäftsführer des DBB.[2]

Botschafter_in des Bieres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2002 verleiht der DBB den Titel „Botschafter des Bieres“. Damit werden Menschen ausgezeichnet, „die sich durch ein außergewöhnliches Engagement ausgezeichnet haben.“ Dies kann zum Beispiel ein energischer und beispielhafter Einsatz für das deutsche Bier sein oder besondere ehrenamtliche, berufliche, soziale oder politische Aktivitäten oder zukunftsweisende Initiativen.[3] Gerne werden Politiker_innen beehrt, die dann ein Jahr lang die Deutschen Brauer und das Deutsche Bier als Botschafter vertreten.

Kritisch zu bewerten ist die Bedeutung der Botschafter, beispielsweise die Renate Sommers, MdEP und Mitglied im EU-Parlamentsausschusses für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI). So findet sich in der Pressemitteilung zu ihrer Ernennung die Begründung, sie habe sich für die „kritische Bewertung und Überarbeitung von Rechtsvorschriften“ eingesetzt. Daneben der lobende Hinweis, dass sie, Ausschussmitglied für Volksgesundheit, als Vizepräsidentin des Bier-Clubs der EU-Abgeordneten auch offiziell gerne mal ein Bier trinkt.[4]

=== Nationaler Aktionsplan

2008 legte die Facharbeitsgruppe Suchtprävention im Auftrag des Drogen- und Suchtrates die Empfehlungen für ein Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention vor.[5] Darin wurde die Alkoholprävention als „nationale Herausforderung“ und „vorrangiges Entwicklungsfeld zukünftiger Gesundheitspolitik“ dargestellt (S. 1). Das Programm empfahl unter anderem Preisregulierungen, Warnhinweise, Werbeverbote sowie eine weitere Senkung der Promillegrenze im Straßenverkehr auf 0,2 Promille „als erster Schritt in Richtung 0,0 Promille“ (S. 22). Besonders im Bereich der Werbung und des Sponsoring, z.B. von Sportveranstaltungen, wurden drastische Einschnitte als notwendig erachtet: „Auf längere Sicht sollte Alkoholwerbung ganz verbannt und Sponsoringmaßnahmen der Alkoholindustrie vollkommen unterbunden werden.“ (S. 13) Die Brauer haben allerdings kein Interesse daran, dass sich durch solche Maßnahmen der Pro-Kopf-Konsum und damit auch der Umsatz verringert.[6] Die Drogenbeauftragte Betzing fügte die Empfehlungen im Herbst 2008 in ihr Programm ein. Zuvor hatte der DBB bereits schwere Geschütze aufgefahren: „Die geforderten Beschränkungen verstoßen gegen das Wettbewerbsprinzip“, das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht auf Information und das Recht auf freie Berufsausübung.[7]

Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerverbundes e.V., weiß, dass „Lobbyarbeit ihre Wirkung am besten im Stillen entfaltet“.[8] Ebendieser erstellte eine „kommentierte Version“ von Betzings Programm und ließ es vom Bayerischen Industrie- und Handelskammertag, dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, dem Landesverband des Bayerischen Einzelhandels und vom Verband Bayerischer Zeitungsverleger unterzeichnen.[9]

2009 erschien eine überarbeitete Version der Empfehlungen, der Abschnitt über Werbebeschränkungen bei Kindern und Jugendlichen wurde von einer Mitarbeiterin des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft überarbeitet: „Aus Sicht der Bundesregierung [bestehe] kein weiterer Regulierungsbedarf“.[10] Ende Januar 2009 strich Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee die Senkung der Promillegrenze, in der Folge wurde auch die abgeschwächte Version des Gesetzesvorhabens in den Giftschrank verbannt: Peter Ramsauer informierte Ebbertz, dass sich „das Bundeskabinett entgegen der ursprünglichen Intention der Drogenbeauftragten nun nicht mehr mit dem umstrittenen Aktionsprogramm befassen […] Ich denke, mit diesem Vorgehen ist es gelungen, die Pläne der Drogenbeauftragten für neue und völlig unangemessene Restriktionen im Bereich Alkoholkonsum zu verhindern.“[11] Staatssekretäre aus den unionsgeführten Ministerien waren sich einig, dass Bätzings Plan sei nicht reif ist das Kabinett. Ihre Empfehlungen waren damit vom Tisch.

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Bundesminister Peter Altmaier verbindet seine öffentlichen Auftritte dabei auch immer mit privaten Elementen, wenn er z.B. seine französische Amtskollegin zu sich nach Hause einlädt oder mit Diskussionsteilnehmern anschließend ein gepflegtes Bier trinkt – das ist doch einfach toll“. Meldung des DBB zum Botschafter des Bieres Peter Altmaier.

Weiterführende Informationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fakten zur Alkoholpolitik, DBB (Hrsg.), April 2008, abgerufen am 11.10.2013.
  2. Deutscher Brauer-Bund mit neuer Hauptgeschäftsführung, abgerufen am 15.10.2013.
  3. Botschafter des Bieres seit 2002, Webseite des DBB, abgerufen am 15.10.2013.
  4. Deutsches Bier hat ein neues Gesicht – EU-Abgeordnete Sommer ist Botschafterin des Bieres 2012, Pressemeldung des DBB vom 13.06.2013, abgerufen am 15.10.2013.
  5. „Empfehlungen des Drogen- und Suchtrates an die Drogenbeauftragte der Bundesregierung für ein Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention“, Fassung vom 09.06.2008. Der Drogen- und Suchtrat ist ein beratendes Gremium der Drogenbeauftragten des Gesundheitsministeriums, damals Sabine Betzing (SPD).
  6. Hüllingshorst, Rolf: Alkohol – der Kampf um die Attribute, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), APuZ 28/2008, S. 35.
  7. Fakten zur Alkoholpolitik, DBB (Hrsg.), April 2008, abgerufen am 11.10.2013.
  8. Alkohol: Die Gesetzeshüter, ZEIT online vom 14.05.2009, abgerufen am 10.10.2013.
  9. Ebd.
  10. Ebd.
  11. Ebd.
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        Der '''Deutsche Brauer-Bund (DBB)''' ist ein der ältesten Lobbyorganisationen in Deutschland. 
        
        Durch zahlreiche Veranstaltungen pflegt der DBB gute Beziehungen zur Politik. So wird seit 2002 jährlich den Titel „Botschafter des Bieres“ verliehen, häufig an Politiker. Der aktuelle „Bortschafter„Botschafter des Bieres“ ist der Bundesumweltminister [[Peter Altmaier]].
        

        == Kurzdarstellung und Geschichte==
        1949 e.V. gegründet, 1871 war der Deutsche Brauer-Bund (DBB) http://www.brauer-bund.de/index.php?id=283 Gegründet im Jahr 1871: Damit ist der DBB eine der ältesten Lobbyorganisationen in Deutschland. 
            
1949 wurde der DBB als Verein registriert.
            
== Organisationsstruktur und Personal==
        
        ''Mitglieder, Mitgliederorganisationen (Verbände); Organisationsstruktur, Rechtsform, zentrale Entscheidungsgremien, Sitz und Lobbybüros der Organisation; wichtige Personen (aktuell und ehemalig), z.B. Präsidium oder Cheflobbyisten (in Berlin/Brüssel)''
        

        Der DBB hat seit einer Strukturänderung im Jahr 2012 zwölf Mitglieder: Sechs RegkonalverbändeRegionalverbände und sechs große Brauereien bzw. Brauereigruppen.
        

        ===Verbindungen===
        
        ''Mitgliedschaften in anderen Organisationen, Kooperationen o.ä.''
        

        Der DBB ist Mitglied im Europäischen Brauereiverband.
        

        == Finanzen==
        
        ''Finanzierung, Ressourcen, Geldgeber, Kunden''
        

        Der DBB macht keine Angaben zu seiner Finanzierung.
        

        == Lobbystrategien und Einfluss==
        
        ''Ziele, Interessen, Ausrichtung (national vs. europ./internat.), Politkfelder; erkennbare Konstanten, Einflussstrategien; Abschätzung des Einflusses; Wichtigkeit des Akteurs''
        
Kontaktpflege im Vorfeld ...
            

            == Fallstudien und Kritik ==
            
            === Botschafter des Bieres ===
            
Der DBB verfolgt die Strategie, Partikularinteressen als Gemeinwohlinteressen zu deklarieren. Ein Sponsoring, das der Branche vermutlich Umsatzrückgänge bescheren würde, wird da schnell umgedeutet: Damit müssten nicht nur viele Vereine ihr Angebot deutlich reduzieren, auch der Spitzensport würde leiden. Die Formel 1 würde zunehmend in andere Länder verlagert werden, woran dann der Tourismus in Deutschland leiden würde. Auch wird gerne auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Alkohol hingewiesen: Eine Gesundheitsabgabe auf ein Produkt zu erheben, dessen maßvoller Konsum erwiesenermaßen gesundheitsförderlich ist, ist widersinnig.<ref>[http://www.brauer-bund.de/aktuell/alkoholpolitik-im-fokus/fakten-zur-alkoholpolitik-i-a.html Fakten zur Alkoholpolitik], DBB (Hrsg.), April 2008, abgerufen am 11.10.2013.</ref>
            

            == Fallstudien und Kritik ==
            

            === Seitenwechsel Holger Eichele ===
            

            Mit Wirkung zum 1. November 2013 wechselt Holger Eichele die Seiten: Bislang war er Pressesprecher des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wird neuer Hauptgeschäftsführer des DBB.<ref>[http://www.brauer-bund.de/download/Archiv/PDF/130927%20PM%20Wechsel%20DBB%20Hauptgesch%C3%A4ftsf%C3%BChrer.pdf Deutscher Brauer-Bund mit neuer Hauptgeschäftsführung], abgerufen am 15.10.2013.</ref>
            

            === Botschafter_in des Bieres ===
            

            Seit 2002 verleiht der DBB den Titel „Botschafter des Bieres“. Damit werden Menschen ausgezeichnet, „die sich durch ein außergewöhnliches Engagement ausgezeichnet haben.“ Dies kann zum Beispiel ein energischer und beispielhafter Einsatz für das deutsche Bier sein oder besondere ehrenamtliche, berufliche, soziale oder politische Aktivitäten oder zukunftsweisende Initiativen.<ref>[http://www.brauer-bund.de/aktuell/veranstaltungen/botschafter-des-bieres.html Botschafter des Bieres seit 2002], Webseite des DBB, abgerufen am 15.10.2013.</ref> Gerne werden Politiker_innen beehrt, die dann ein Jahr lang die Deutschen Brauer und das Deutsche Bier als Botschafter vertreten. 
            
* 2013: [[Peter Altmaier]]
        
        * 2012: [[Renate Sommer]]
        
        * 2011: Ina Müller und [[Volker Kauder]]
        
        * 2010: [[Volker Kauder]]
        
        * 2009: [[Ilse Aigner]]
        
        * 2008: [[Frank-Walter Steinmeier]]
        
        * 2007: [[Horst Seehofer]]
        
== Kritisch zu bewerten ist die Bedeutung der Botschafter, beispielsweise die Renate Sommers, MdEP und Mitglied im EU-Parlamentsausschusses für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI). So findet sich in der Pressemitteilung zu ihrer Ernennung die Begründung, sie habe sich für die „kritische Bewertung und Überarbeitung von Rechtsvorschriften“ eingesetzt. Daneben der lobende Hinweis, dass sie, Ausschussmitglied für Volksgesundheit, als Vizepräsidentin des Bier-Clubs der EU-Abgeordneten auch offiziell gerne mal ein Bier trinkt.<ref>[http://www.brauer-bund.de/download/Textdatenbank/2012/110613%20Pressemeldung%20-%20Botschafterin%20Botschafter%20des%20Bieres%202012.pdf Deutsches Bier hat ein neues Gesicht – EU-Abgeordnete Sommer ist Botschafterin des Bieres 2012], Pressemeldung des DBB vom 13.06.2013, abgerufen am 15.10.2013.</ref>
            

            === Nationaler Aktionsplan
            

            2008 legte die Facharbeitsgruppe ''Suchtprävention'' im Auftrag des Drogen- und Suchtrates die Empfehlungen für ein Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention vor.<ref>„Empfehlungen des Drogen- und Suchtrates an die Drogenbeauftragte der Bundesregierung für ein Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention“, Fassung vom 09.06.2008. Der Drogen- und Suchtrat ist ein beratendes Gremium der Drogenbeauftragten des Gesundheitsministeriums, damals Sabine Betzing (SPD).</ref> Darin wurde die Alkoholprävention als „nationale Herausforderung“ und „vorrangiges Entwicklungsfeld zukünftiger Gesundheitspolitik“ dargestellt (S. 1). Das Programm empfahl unter anderem Preisregulierungen, Warnhinweise, Werbeverbote sowie eine weitere Senkung der Promillegrenze im Straßenverkehr auf 0,2 Promille „als erster Schritt in Richtung 0,0 Promille“ (S. 22).
            
            Besonders im Bereich der Werbung und des Sponsoring, z.B. von Sportveranstaltungen, wurden drastische Einschnitte als notwendig erachtet: „Auf längere Sicht sollte Alkoholwerbung ganz verbannt und Sponsoringmaßnahmen der Alkoholindustrie vollkommen unterbunden werden.“ (S. 13)
            
            Die Brauer haben allerdings kein Interesse daran, dass sich durch solche Maßnahmen der Pro-Kopf-Konsum und damit auch der Umsatz verringert.<ref>Hüllingshorst, Rolf: ''Alkohol – der Kampf um die Attribute'', in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), APuZ 28/2008, S. 35.</ref>
            
            Die Drogenbeauftragte Betzing fügte die Empfehlungen im Herbst 2008 in ihr Programm ein. Zuvor hatte der DBB bereits schwere Geschütze aufgefahren: „Die geforderten Beschränkungen verstoßen gegen das Wettbewerbsprinzip“, das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht auf Information und das Recht auf freie Berufsausübung.<ref>[http://www.brauer-bund.de/aktuell/alkoholpolitik-im-fokus/fakten-zur-alkoholpolitik-i-a.html Fakten zur Alkoholpolitik], DBB (Hrsg.), April 2008, abgerufen am 11.10.2013.</ref>
            

            Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerverbundes e.V., weiß, dass „Lobbyarbeit ihre Wirkung am besten im Stillen entfaltet“.<ref>[http://www.zeit.de/2009/21/DOS-Alkohol Alkohol: Die Gesetzeshüter], ZEIT online vom 14.05.2009, abgerufen am 10.10.2013.</ref> Ebendieser erstellte eine „kommentierte Version“ von Betzings Programm und ließ es vom Bayerischen Industrie- und Handelskammertag, dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, dem Landesverband des Bayerischen Einzelhandels und vom Verband Bayerischer Zeitungsverleger unterzeichnen.<ref>Ebd.</ref>
            

            2009 erschien eine überarbeitete Version der Empfehlungen, der Abschnitt über Werbebeschränkungen bei Kindern und Jugendlichen wurde von einer Mitarbeiterin des [[Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft]] überarbeitet: „Aus Sicht der Bundesregierung [bestehe] kein weiterer Regulierungsbedarf“.<ref>Ebd.</ref>
            
            Ende Januar 2009 strich Verkehrsminister [[Wolfgang Tiefensee]] die Senkung der Promillegrenze, in der Folge wurde auch die abgeschwächte Version des Gesetzesvorhabens in den Giftschrank verbannt: [[Peter Ramsauer]] informierte Ebbertz, dass sich „das Bundeskabinett entgegen der ursprünglichen Intention der Drogenbeauftragten nun nicht mehr mit dem umstrittenen Aktionsprogramm befassen […] Ich denke, mit diesem Vorgehen ist es gelungen, die Pläne der Drogenbeauftragten für neue und völlig unangemessene Restriktionen im Bereich Alkoholkonsum zu verhindern.“<ref>Ebd.</ref>
            
            Staatssekretäre aus den unionsgeführten Ministerien waren sich einig, dass Bätzings Plan sei nicht reif ist das Kabinett. Ihre Empfehlungen waren damit vom Tisch.
            

            == Zitate ==
        <blockquote>„Bundesminister Peter Altmaier verbindet seine öffentlichen Auftritte dabei auch immer mit privaten Elementen, wenn er z.B. seine französische Amtskollegin zu sich nach Hause einlädt oder mit Diskussionsteilnehmern anschließend ein gepflegtes Bier trinkt – das ist doch einfach toll“. Meldung des DBB zum Botschafter des Bieres Peter Altmaier.</blockquote>
        

        == Weiterführende Informationen ==
        
        * …
        

        == Einzelnachweise ==
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Der '''Deutsche Brauer-Bund (DBB)''' ist ein der ältesten Lobbyorganisationen in Deutschland.  
 
Der '''Deutsche Brauer-Bund (DBB)''' ist ein der ältesten Lobbyorganisationen in Deutschland.  
Durch zahlreiche Veranstaltungen pflegt der DBB gute Beziehungen zur Politik. So wird seit 2002 jährlich den Titel „Botschafter des Bieres“ verliehen, häufig an Politiker. Der aktuelle „Bortschafter des Bieres“ ist der Bundesumweltminister [[Peter Altmaier]].
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Durch zahlreiche Veranstaltungen pflegt der DBB gute Beziehungen zur Politik. So wird seit 2002 jährlich den Titel „Botschafter des Bieres“ verliehen, häufig an Politiker. Der aktuelle „Botschafter des Bieres“ ist der Bundesumweltminister [[Peter Altmaier]].
   
 
== Kurzdarstellung und Geschichte==
 
== Kurzdarstellung und Geschichte==
1949 e.V. gegründet, 1871 war der Deutsche Brauer-Bund (DBB) http://www.brauer-bund.de/index.php?id=283 eine der ältesten Lobbyorganisationen in Deutschland.  
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Gegründet im Jahr 1871: Damit ist der DBB eine der ältesten Lobbyorganisationen in Deutschland. 1949 wurde der DBB als Verein registriert.
   
 
== Organisationsstruktur und Personal==
 
== Organisationsstruktur und Personal==
 
''Mitglieder, Mitgliederorganisationen (Verbände); Organisationsstruktur, Rechtsform, zentrale Entscheidungsgremien, Sitz und Lobbybüros der Organisation; wichtige Personen (aktuell und ehemalig), z.B. Präsidium oder Cheflobbyisten (in Berlin/Brüssel)''
 
''Mitglieder, Mitgliederorganisationen (Verbände); Organisationsstruktur, Rechtsform, zentrale Entscheidungsgremien, Sitz und Lobbybüros der Organisation; wichtige Personen (aktuell und ehemalig), z.B. Präsidium oder Cheflobbyisten (in Berlin/Brüssel)''
   
Der DBB hat seit einer Strukturänderung im Jahr 2012 zwölf Mitglieder: Sechs Regkonalverbände und sechs große Brauereien bzw. Brauereigruppen.
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Der DBB hat seit einer Strukturänderung im Jahr 2012 zwölf Mitglieder: Sechs Regionalverbände und sechs große Brauereien bzw. Brauereigruppen.
   
 
===Verbindungen===
 
===Verbindungen===
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== Lobbystrategien und Einfluss==
 
== Lobbystrategien und Einfluss==
''Ziele, Interessen, Ausrichtung (national vs. europ/internat.), Politkfelder; erkennbare Konstanten, Einflussstrategien; Abschätzung des Einflusses; Wichtigkeit des Akteurs''
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''Ziele, Interessen, Ausrichtung (national vs. europ./internat.), Politkfelder; erkennbare Konstanten, Einflussstrategien; Abschätzung des Einflusses; Wichtigkeit des Akteurs''
   
Kontaktpflege im Vorfeld ...
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Der DBB verfolgt die Strategie, Partikularinteressen als Gemeinwohlinteressen zu deklarieren. Ein Sponsoring, das der Branche vermutlich Umsatzrückgänge bescheren würde, wird da schnell umgedeutet: Damit müssten nicht nur viele Vereine ihr Angebot deutlich reduzieren, auch der Spitzensport würde leiden. Die Formel 1 würde zunehmend in andere Länder verlagert werden, woran dann der Tourismus in Deutschland leiden würde. Auch wird gerne auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Alkohol hingewiesen: Eine Gesundheitsabgabe auf ein Produkt zu erheben, dessen maßvoller Konsum erwiesenermaßen gesundheitsförderlich ist, ist widersinnig.<ref>[http://www.brauer-bund.de/aktuell/alkoholpolitik-im-fokus/fakten-zur-alkoholpolitik-i-a.html Fakten zur Alkoholpolitik], DBB (Hrsg.), April 2008, abgerufen am 11.10.2013.</ref>
   
 
== Fallstudien und Kritik ==
 
== Fallstudien und Kritik ==
=== Botschafter des Bieres ===
 
   
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=== Seitenwechsel Holger Eichele ===
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Mit Wirkung zum 1. November 2013 wechselt Holger Eichele die Seiten: Bislang war er Pressesprecher des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wird neuer Hauptgeschäftsführer des DBB.<ref>[http://www.brauer-bund.de/download/Archiv/PDF/130927%20PM%20Wechsel%20DBB%20Hauptgesch%C3%A4ftsf%C3%BChrer.pdf Deutscher Brauer-Bund mit neuer Hauptgeschäftsführung], abgerufen am 15.10.2013.</ref>
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=== Botschafter_in des Bieres ===
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Seit 2002 verleiht der DBB den Titel „Botschafter des Bieres“. Damit werden Menschen ausgezeichnet, „die sich durch ein außergewöhnliches Engagement ausgezeichnet haben.“ Dies kann zum Beispiel ein energischer und beispielhafter Einsatz für das deutsche Bier sein oder besondere ehrenamtliche, berufliche, soziale oder politische Aktivitäten oder zukunftsweisende Initiativen.<ref>[http://www.brauer-bund.de/aktuell/veranstaltungen/botschafter-des-bieres.html Botschafter des Bieres seit 2002], Webseite des DBB, abgerufen am 15.10.2013.</ref> Gerne werden Politiker_innen beehrt, die dann ein Jahr lang die Deutschen Brauer und das Deutsche Bier als Botschafter vertreten.
   
 
* 2013: [[Peter Altmaier]]
 
* 2013: [[Peter Altmaier]]
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* 2008: [[Frank-Walter Steinmeier]]
 
* 2008: [[Frank-Walter Steinmeier]]
 
* 2007: [[Horst Seehofer]]
 
* 2007: [[Horst Seehofer]]
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Kritisch zu bewerten ist die Bedeutung der Botschafter, beispielsweise die Renate Sommers, MdEP und Mitglied im EU-Parlamentsausschusses für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI). So findet sich in der Pressemitteilung zu ihrer Ernennung die Begründung, sie habe sich für die „kritische Bewertung und Überarbeitung von Rechtsvorschriften“ eingesetzt. Daneben der lobende Hinweis, dass sie, Ausschussmitglied für Volksgesundheit, als Vizepräsidentin des Bier-Clubs der EU-Abgeordneten auch offiziell gerne mal ein Bier trinkt.<ref>[http://www.brauer-bund.de/download/Textdatenbank/2012/110613%20Pressemeldung%20-%20Botschafterin%20Botschafter%20des%20Bieres%202012.pdf Deutsches Bier hat ein neues Gesicht – EU-Abgeordnete Sommer ist Botschafterin des Bieres 2012], Pressemeldung des DBB vom 13.06.2013, abgerufen am 15.10.2013.</ref>
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=== Nationaler Aktionsplan
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2008 legte die Facharbeitsgruppe ''Suchtprävention'' im Auftrag des Drogen- und Suchtrates die Empfehlungen für ein Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention vor.<ref>„Empfehlungen des Drogen- und Suchtrates an die Drogenbeauftragte der Bundesregierung für ein Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention“, Fassung vom 09.06.2008. Der Drogen- und Suchtrat ist ein beratendes Gremium der Drogenbeauftragten des Gesundheitsministeriums, damals Sabine Betzing (SPD).</ref> Darin wurde die Alkoholprävention als „nationale Herausforderung“ und „vorrangiges Entwicklungsfeld zukünftiger Gesundheitspolitik“ dargestellt (S. 1). Das Programm empfahl unter anderem Preisregulierungen, Warnhinweise, Werbeverbote sowie eine weitere Senkung der Promillegrenze im Straßenverkehr auf 0,2 Promille „als erster Schritt in Richtung 0,0 Promille“ (S. 22).
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Besonders im Bereich der Werbung und des Sponsoring, z.B. von Sportveranstaltungen, wurden drastische Einschnitte als notwendig erachtet: „Auf längere Sicht sollte Alkoholwerbung ganz verbannt und Sponsoringmaßnahmen der Alkoholindustrie vollkommen unterbunden werden.“ (S. 13)
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Die Brauer haben allerdings kein Interesse daran, dass sich durch solche Maßnahmen der Pro-Kopf-Konsum und damit auch der Umsatz verringert.<ref>Hüllingshorst, Rolf: ''Alkohol – der Kampf um die Attribute'', in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), APuZ 28/2008, S. 35.</ref>
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Die Drogenbeauftragte Betzing fügte die Empfehlungen im Herbst 2008 in ihr Programm ein. Zuvor hatte der DBB bereits schwere Geschütze aufgefahren: „Die geforderten Beschränkungen verstoßen gegen das Wettbewerbsprinzip“, das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht auf Information und das Recht auf freie Berufsausübung.<ref>[http://www.brauer-bund.de/aktuell/alkoholpolitik-im-fokus/fakten-zur-alkoholpolitik-i-a.html Fakten zur Alkoholpolitik], DBB (Hrsg.), April 2008, abgerufen am 11.10.2013.</ref>
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Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerverbundes e.V., weiß, dass „Lobbyarbeit ihre Wirkung am besten im Stillen entfaltet“.<ref>[http://www.zeit.de/2009/21/DOS-Alkohol Alkohol: Die Gesetzeshüter], ZEIT online vom 14.05.2009, abgerufen am 10.10.2013.</ref> Ebendieser erstellte eine „kommentierte Version“ von Betzings Programm und ließ es vom Bayerischen Industrie- und Handelskammertag, dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, dem Landesverband des Bayerischen Einzelhandels und vom Verband Bayerischer Zeitungsverleger unterzeichnen.<ref>Ebd.</ref>
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2009 erschien eine überarbeitete Version der Empfehlungen, der Abschnitt über Werbebeschränkungen bei Kindern und Jugendlichen wurde von einer Mitarbeiterin des [[Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft]] überarbeitet: „Aus Sicht der Bundesregierung [bestehe] kein weiterer Regulierungsbedarf“.<ref>Ebd.</ref>
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Ende Januar 2009 strich Verkehrsminister [[Wolfgang Tiefensee]] die Senkung der Promillegrenze, in der Folge wurde auch die abgeschwächte Version des Gesetzesvorhabens in den Giftschrank verbannt: [[Peter Ramsauer]] informierte Ebbertz, dass sich „das Bundeskabinett entgegen der ursprünglichen Intention der Drogenbeauftragten nun nicht mehr mit dem umstrittenen Aktionsprogramm befassen […] Ich denke, mit diesem Vorgehen ist es gelungen, die Pläne der Drogenbeauftragten für neue und völlig unangemessene Restriktionen im Bereich Alkoholkonsum zu verhindern.“<ref>Ebd.</ref>
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Staatssekretäre aus den unionsgeführten Ministerien waren sich einig, dass Bätzings Plan sei nicht reif ist das Kabinett. Ihre Empfehlungen waren damit vom Tisch.
   
 
== Zitate ==
 
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