Die Affäre um John Dalli

    • Keine Statusinformation

Am 16.Oktober trat der EU-Gesundheitskommissar John Dalli aus Malta zurück bzw. wurde von EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso entlassen. OLAF, die Antibetrugsbehörde der EU, hatte an dem Tag Ergebnisse einer Untersuchung gegen Dalli vorgelegt. Im Mai 2012 hatte der schwedische Tabak- und Streichholzkonzern „Swedish Match“ den Vorwurf erhoben, dass ein maltesischer Unternehmer, angeblich “im Namen von Dalli” an die Tabakgesellschaft Swedish Match herangetreten sei – und Geld gefordert hatte. Im Gegenzug habe der Unternehmer in Aussicht gestellt, die derzeit laufende Verschärfung der Tabakrichtlinie im Sinne von Swedish Match beeinflussen zu können. Zu den Produkten des schwedischen Unternehmens zählt ein rauchfreies Tabakprodukt namens “Snus”, das in Schweden vertrieben, aber nicht in andere EU-Länder exportiert werden darf. Die Antibetrugsbehörde der EU konnte zwar keine direkte Beteiligung des EU-Kommissars nachweisen - Dalli soll aber von dem Angebot gewusst haben. Dalli bestreitet die Vorwürfe und behauptete, es handele sich um eine Falle der Tabaklobby.

Die Tabakproduktrichtlinie ist eines der umstritttensten Projekte der Kommission. In der Debatte waren Vorschläge, die der Tabaklobby ernsthaft weh tun würden. Insbesondere Plain Packaging, also das Versehen von Zigarettenpackungen mit Wahrnhinweisen und Abschreckenden Bildern, sollte verstärkt werden.

Die Beteiligten

  • John Dalli (ehemaliger Gesundheitskommissar der EU)
  • Silvio Zammit
  • Gayle Kimberley, maltesische Anwältin und Lobbyistin für Swedish Match
  • Swedish Match: Snus-Produzent; Joint Venture mit Philipp Morris
  • European Smokeless Tobacco Council (ESTOC)
  • Giovanni Kessler (Leiter der Antibetrugs Behörde (OLAF))
  • EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso und seine Generalsekretärin Catherine Day


Zeitverlauf der vermeindlichen Bestechung

  • Die Facebook-Pinnwand von Zammit zeigt an, dass er im Oktober 2011 in Schweden war. Die Statusmeldung wurde anschließend von Ms Delfosse geliked. Ms Delfosse ist Mitarbeiterin beim European Smokeless Tobacco Council[ESTOC].Die Onlineaktivitäten zeigen den ersten bekannten Kontakt zwischen den beiden an
  • Am 10. Februar trafen sich Dalli, Zammit und eine maltesische Rechtsanwältin. Mit dem Treffen vertraute Quellen fügten hinzu, Dalli habe das Treffen zunächst verschwiegen und erst später bekannt gegeben, dass es doch in seinem privaten Büro zu einem Treffen kam. Kurz darauf traf Zammit sich mit einem Lobbyisten von Swedish Match. Die Anschuldigungen von Zammit wiegen dabei schwer. Mit dem Verweiß auf Notizen die sich Zammit scheinbar während des Treffens mit Dalli machte, gab er an, Dalli habe die Aufhebung des Verbots von Snus befürwortet. Gleichzeitig sei Dalli bewusst gewesen, dass dies sein politischen Ende bedeuten würde und wollte daher entschädigt werden. Eine ähnliche Version gibt auch Hildingsson, Lobbyist von Swedish Match, an. Demnach habe Zammit von Swedish Match 60. Millionen Euro gefordert um das Exportverbot der Tabakrichtline für Snus aufzuheben.[1]
  • Am 13. Februar trifft sich Zammit mit dem, Lobbyisten von Swdish Match in seinem Restaurant in Sliema auf Malta. [2]
  • Am 21.2 lehnt Swedish Match das Bestechungsangebot ab und informiert die schwedische Regierung
  • Am 13 März 2012 trifft Dalli Inge Delfosse von ESTOC bei einer öffentlichen Anhörung bezüglich der umstrittenen Tabakrichtlinie. [1]
  • Am 16 März 2012 nimmt Inge Delfosse Email- Kontakt zu Zammit auf um ein Treffen mit Dalli zu organisieren. <ref>[1],www.maltatoday.com vom 17. Oktober 2012 abgerufen am Referenzfehler: Das öffnende <ref>-Tag ist beschädigt oder hat einen ungültigen Namen
  • Im Mai 2012 reichte Swedish Match eine Beschwerde gegen Dalli bei der Antibetrugsbehörde OLAF ein. <ref>Kommissar Dalli tritt wegen Bestechungsaffäre zurück,www.spiegel.de vom 16.Oktober 2012 abgerufen am 06.12.12Referenzfehler: Das öffnende <ref>-Tag ist beschädigt oder hat einen ungültigen Namen


Stellungnahme von Dalli

Auffälligkeiten und offene Fragen

Laut Informationen die dem Spiegel vorliegen, gingen enge Mitarbeiter Barroso's gegen die Tabakrichtlinie von Dalli vor.<ref name="Blauer Dunst">[Blauer Dunst], SPIEGEL Ausgabe Nr.48 vom 26.11.12 Referenzfehler: Das öffnende <ref>-Tag ist beschädigt oder hat einen ungültigen Namen Catherine Day, Generalsekretärin der Eu Kommission und Barossos engste Vertraute seit 7 Jahren, informierte sich mehrfach über den Entwicklungsstand der Richtlinie und übte Kritik an den Plänen Dallis. Am 25. Juli sendete Day einen Schreiben an die Chefin der Generaldirektion Sanco und erklärte ihre Bedenken, und stellte Forderungen gegenüber den Kernpunkten der Richtlinie.[3] Giovanni Kessler, Chef der Olaf Behörde, hatte laut Spiegel ebenfalls bedenken gegen eine Verschärfung der Auflagen für Tabakkonzerne. Dabei spielte Olaf eine aktive Rolle im Rücktritt Dallis. Schließlich diente der Bericht von Olaf als Grundlage für Dallis Entlassung. Der Bericht beinhaltee jedoch "keine klaren Beweise" so der Chef von Olaf. Die "Umstände" sprächen allerdings gegen Dalli so Kessler weiter. [3] Der Olaf-Bericht wurde allerdings weder der Öffentlichkeit noch Dalli vorgelegt. Die offizielle Begründung der Entlassung Dallis's liegt daher nicht vor.

Darüber hinaus stehen die EU Institutionen in direkter Verbindung zu Tabakkonzernen. Olaf profitiert beispielsweise durch Informationen der Tabakindustrie im Kampf gegen Zigarettenschmuggel. Laut Spiegel werde die Behörde auch mit Geld durch Tabakkonzerne unterstützt. Zwischen der EU-Kommission und den Tabakherstellern British American Tobacco und Phillip Morris bestehen ebenfalls Verträge welche die Akteure zu "gegenseitige[n] Verpflichtungen verknüpfe"[3]

Weitere Informationen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Swedish Match vice president: Zammit made offer to our maltese consultant,www.maltatoday.com vom 24 Oktober 2012 abgerufen am 04.12.12
  2. European tobacco-related payment probe widens
  3. 3,0 3,1 3,2 Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens Blauer Dunst wurde kein Text angegeben.

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