Deutscher Forstwirtschaftsrat e.V.
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DFWR Deutscher Forstwirtschaftsrat e.V | |
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Rechtsform | e. V. |
Tätigkeitsbereich | Forstwirtschaft, Wald |
Gründungsdatum | 1950 |
Hauptsitz | Claire-Waldorff Str.7, 10117 Berlin |
Lobbybüro | |
Lobbybüro EU | |
Webadresse | dfwr.de |
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat e.V (DFWR) ist ein Lobbyverein der Forstwirtschaft in Deutschland. Der DFWR beschreibt sich selbst als Dachverband und „Stimme der Forstwirtschaft“.[1]
Neben Interessenvertretung dient der DFWR zur internen Vernetzung der Forstwirtschaft und stimmt sich häufig auch mit Branchenverbänden der Holzverarbeitung ab.
Ziele des DFWR sind "die Erhaltung, Pflege und nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes, die dauerhafte Erfüllung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Funktionen des Waldes sowie die Forstwirtschaft und ihre Betriebe zu fördern."[2]
In den Positionen des DFWR nimmt die Bewirtschaftung des Waldes eine zentrale Rolle ein, während ökologische und soziale Funktionen des Waldes eher zweitrangig sind. So stoßen Gesetzesvorhaben wie das EU Nature Restoration Law und die Einschränkung von Holz als Heizmittel auf Widerstand im DFWR.
Unter den Mitgliedern des Lobbyvereins sind neben privatwirtschaftlichen Waldbesitzer:innen auch kommunale und staatliche Akteure.[2] Diese unterliegen als Vertreter:innen der Landes- und Bundesexekutive der Neutralitätspflicht, die mit der Mitgliedschaft in einer Lobbyorganisation schwer vereinbar ist.
Inhaltsverzeichnis
Lobbystrategien und Einfluss
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat ist stark mit der Bundes- und Landespolitik verschränkt. Präsident des DFWR ist seit 2007 Georg Schirmbeck, von 2002 bis 2013 CDU-Bundestagsabgeordneter.[3]
Der DFWR tritt selten offen als Lobbyverein auf, vielmehr bündelt er als Dachverband die unterschiedlichen Positionen der Mitglieder und richtet sich mit greifbaren Aussagen an die Öffentlichkeit. Was hängen bleiben soll: Aktive Waldbewirtschaftung ist Klimaschutz, daher brauchen Waldbesitzer:innen die Hilfe der Gesellschaft.
Veranstaltungen wie die Deutschen Waldtage, die alle zwei Jahre in Kooperation mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft stattfinden, sind Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Forstleute und Waldbesitzer laden zu Veranstaltungen und Mitmachaktionen in die Wälder ein. Bei den Waldtagen 2020 wurde das ‚Grüne Herz‘ als Solidaritätssymbol entwickelt, das als Zeichen der Verbundenheit mit dem Wald und der Solidarität mit Förster:innen getragen werden kann.[4]
Bei unterschiedlichen Veranstaltungen der Landes- und Bundespolitik aber auch von Verbänden ist der DFWR vertreten. 2023 hatte der DFWR einen Stand bei Sommerfesten der Landesvertretungen NRWs und Mecklenburg-Vorpommern in Berlin. Dabei lies sich Georg Schirmbeck u.a mit Hendrik Wüst (Ministerpräsident NRW) und Manuela Schwesig (Ministerpräsidentin MV) fotografieren. Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, Dietmar Bartsch (Co-Vorsitzender der Linksfraktion im Deutschen Bundestag) und Gregor Gysi (MdB Die Linke) und Friedrich Merz (Parteivorstand der CDU) waren anwesend. [5][6]Bei einem gemeinsamen parlamentarischen Abend des DFWR und der Landesregierung MV zur Internationalen Forstpolitik hielt Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze eine Festansprache.[7] Auch mit Finanzminister Christian Lindner kam der DFWR beim Verbandstag des Bundesforst ins Gespräch, als Finanzmister ist dieser für Immobilien des Bundes und damit auch für den Bundes-/Staatsforst zuständig.[8]
Auch junges Publikum soll explizit mit Inhalten auf sozialen Medien und Youtube angesprochen werden. Wieder geht es um die Rolle von Wald als Klimaschützer und die Nutzung von Holzprodukten, „Willkommen im Holzzeitalter“ heißt es. Das Projekt erprobt, wie der DFWR moderne Kommunikationsstrategien für seine Lobbyarbeit nutzen kann. „Es braucht Geld und Zeit, Expertise und Leidenschaft, um die eigenen Botschaften – clever verpackt – an den Mann oder die Frau zu bringen“, lässt sich in der Projektbeschreibung lesen.[9]
Zentral sind in der Lobbyarbeit vor allem seine Mitglieder. Der DFWR bindet vielfach Vertreter:innen von zuständigen Landesministerien, Landes- und Bundesforsten in seine Arbeit ein. Diese sitzen teilweise mit im DFWR-Präsidium oder in der Mitgliederversammlung (mehr unter Organisationsstruktur). Durch ihre Doppelfunktion sowohl in politischen Behörden als auch im DFWR sind sie in ihrer amtlichen Position bereits geprägt. So kann der DFWR schon vor der eigentlichen Anhörung der Verbände mit forstwirtschaftlich relevanten Inhalten Stellung beziehen und Entwürfe durch interne Mitarbeit beeinflussen.
Deutschland
Die Lobbyausgaben betrugen 2022 laut DFWR zwischen 450.001€ und 460.000€ und stiegen damit gegenüber den Vorjahren kontinuierlich ( 2020: >190.001€ und 2021: >310.001€). Im Lobbyregister gibt der DFWR an, 11 bis 20 Personen im Bereich der Interessenvertretung zu beschäftigen. Keine der Personen übe jedoch unmittelbare Interessenvertretung aus.[10] Gleichzeitig sind im DFWR große Forstverbände wie die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V. (AGDW) und Familienbetriebe Land und Forst e.V (FaBLF) sowie kommunale Spitzenverbände vertreten, die laut Lobbyregister hohe Lobbyausgaben und einige Bedienstete direkt in der Interessenvertretung aufweisen.
Mitgliedschaften
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat ist bei der Plattform Forst und Holz Mitglied, Georg Schirmbeck ist auch hier Präsident. Das Ziel der Plattform Forst und Holz besteht darin, "die brancheninterne Abstimmung hinsichtlich relevanter Themen für die Forst- und Holzwirtschaft zu fördern." Sie vereint Vertreter:innen aus Forstwirtschaft, Säge- und Holzindustrie sowie dem Holzbau und Holzhandwerk und setzt sich für eine verstärkte Holznutzung die Deutschland ein.[11]
Kritik und Positionen
Mitgliedschaften von öffentlichen Stellen im DFWR
Kommunaler, Landes- und Bundeswald machen knapp 60% der Waldfläche Deutschlands aus.[12] Der Großteil der ökonomischen Erträge in der Forstwirtschaft stammt weiterhin aus der Holzproduktion, entsprechend groß ist das Interesse auch diese öffentlichen Waldflächen ökonomisch zu bewirtschaften und für die Forstwirtschaft vorteilhafte Regulierungen zu erreichen.[13] Der Deutsche Forstwirtschaftsrat nimmt als "Stimme der Forstwirtschaft" und damit im Interesse der Forstwirtschaft Einfluss auf Willens- und Entscheidungsprozesse der Parlamente.
Bis zu 37 Bundes-, Landes- und kommunale Vertreter:innen sind Mitglied des DFWR und auch im Präsidium sind Landesforstverwaltung und Landesforstvertreter:innen vertreten. Für die Vertreter:innen öffentlicher Stellen, Beamt:innen und Beschäftigte öffentlichen Dienstes gilt eine Neutralitätspflicht und sie sind in ihrem Handeln dem Gemeinwohl verpflichtet.[14] Trotzdem sind sie als stimmberechtigte Mitglieder in der Diskussionen, Abstimmungen und Beschlüssen beteiligt und somit integraler Bestandteil der Lobbyarbeit des DFWR.[2] Als Teil des DFWR kritisieren sie somit Gesetzesvorhaben der Regierungskoalition und EU-Richtlinien, die sie als Exekutive eigentlich umzusetzen haben.
Zudem finanziert sich der DFWR fast zu 100% über Mitgliedsbeiträge. Durch die Zahlung der Mitgliedsbeiträgen durch Steuergelder ermöglichen die öffentlichen Vertreter:innen, dass der DFWR Einfluss auf Landes- und Bundespolitik - und damit letztlich auf sie selbst - ausüben kann.
Aktive Bewirtschaftung als Klimaschutz
In der öffentlichen Kommunikation des DFWR ist eine Aussage zentral: "Starke Forstorganisation und aktive Bewirtschaftung dienen dem Erhalt unserer Wälder".[15] Darauf beruhen zahlreiche Positionen und Forderungen des DFWR, die unter anderem in der Kieler Erklärung im Juni 2023 zusammengefasst wurden.
Die Stilllegung von Nutzungsflächen, wie sie einige Förderungsvoraussetzungen des Bundes vorsehen, sei für den Walderhalt und die CO2-Bindung laut DFWR nicht zielführend.[16] Wissenschaftler:innen wie Pierre Ibisch (Hochschule f. Nachhaltige Entwicklung Eberswalde) kritisieren dagegen die zunehmende Fokussierung bei Waldgesundheit auf CO2-Speicherung. Nur ein gesunder Wald könne CO2 speichern. Um Wasserspeicherung, Biodiversität und Hummusbildung zu fördern seien stillgelegte Flächen sinnvoll.[17] Auch die Aussage, das bewirtschaftete Wälder mehr Co2 aufnähmen als natürliche, wird im wissenschaftlichen Diskurs kritisiert.[18]
Dreiklang der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion
2024 soll ein neues Bundeswaldgesetz verabschiedet werden. Dieses soll die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen der Waldgebiete umfassend regeln. Der DFWR befürchtet durch die vielen öffentlichen Debatten von Wald als Klimaschützer eine Verschiebung der Gesetzeslage, die dem Natur- & Klimaschutz eine wichtigere Rolle gegenüber der Bewirtschaftung zuspricht "Der ausgewogene Dreiklang aus Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen der Wälder [ist] gegenüber allen einseitig dominierten Ausrichtungen die deutlich überlegene Strategie für unsere Wälder, um Klimaschutz, Biodiversität und regionale Wertschöpfung sicherzustellen."[19]
Finanzielle Förderung & Honorierung von Ökosystemleistung
Anknüpfend fordert der DFWR eine umfassende Honorierung von Leistungen des Waldes, sogenannte Ökosystemleistungen. Diese umfassen u.a. die CO2-Bindung, Lebensraum für Tiere, Erosions- & Hochwasserschutz, Wasserspeicherung, Erholungsfunktion und Rohstofflieferung. Und auch der Dienst am Wald durch Förster:innen und Waldbesitzer:innen müsse finanziell mehr gewürdigt werden. Der Waldumbau zu einem klimaresistenten Wald sei nur durch finanzielle Förderungen möglich und auch die Auswirkungen des Klimawandels führten zu steigenden Kosten und Arbeitsaufwand für die Förster:innen. Daher brauche es neben der finanziellen Entlastung auch mehr Personal und weniger Vorschriften.[16]
Holzbauoffensive
Wichtiger Bestandteil ist auch die Förderung einer Holzbauoffensive, durch die Stahl und Beton ersetzt werden kann. In Deutschland gebe es trotz klimabedingter Schäden weiterhin genügend Holz, für den notwendigen Waldumbau müsse sogar noch mehr geerntet werden. In der Plattform Forst und Holz und über Öffentlichkeitsarbeit fordert der DFWR mehr politischen Willen zur Holzbauoffensive und den Abbau bürokratischer Hürden.[20]
Holzenergie als Erneuerbare Energie
Im Kontext der Verhandlungen zum Gebäudeenergiegesetz 2023, durch das der Einbau neuer Holzheizungen ab 2026 in Deutschland nicht mehr gestattet wäre und der immer wieder aufkommenden Diskussionen, das Holzenergie nicht mehr als erneuerbare Energie eingestuft werden könnte, betont der DFWR das Klimaschutzpotenzial von Holz- und Pelletheizungen. „Energetische Holznutzung ist und bleibt eine wichtige erneuerbare Energiequelle“.[21] Wissenschaftler:innen und Umweltverbände kritisieren dagegen, dass die Wärmeleistung von Holzheizungen im Vergleich zu Erdgasheizungen gering sei und durch die Einstufung als erneuerbare Energie Anstrengungen zum Ausbau der Solar- und Windenergie verschoben werden.[22][23]
Organisationsstruktur und Personal
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat e.V. ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin. Anders als es der Name impliziert, handelt es sich nicht um einen wissenschaftlichen eingesetzten Beirat, sondern einen eine privatwirtschaftliche Lobbyorganisation.
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat besteht aus einem Präsidenten, einem 11-köpfigen ehrenamtlichen Präsidium und einer Mitgliederversammlung.[24]
Präsident
Seit 2007 ist Georg Schirmbeck gewählter Präsident des DFWR. Er war von 2002 bis 2013 CDU-Bundestagsabgeordneter. Bereits zuvor war er Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Weser-Ems und in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V. (AGDW) als Mitglied aktiv.[25]
Präsidium
Das Präsidium setzt sich neben dem Präsidenten aus 11 weiteren Mitgliedern zusammen, wobei dieses aus
- 4 Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V. (AGDW)
- 2 Vertreter:innen der Landesforstverwaltungen
- 2 Vertreter:innen der Anstalten öffentlichen Rechts (Staats- und Landesforste)
- 2 Vertreter:innen der Bundesvereinigung kommunaler Spitzenverbände
- 1 Vertreter:in der anderen Mitglieder
besteht.[2]
Die aktuelle Zusammensetzung des Präsidiums ist hier abrufbar.
Mitgliederversammlung
Beim DFWR handelt es sich um einen exklusiven Verein. Das heißt, es kann nur stimmberechtigtes Mitglied werden, wer in der Satzung genannt wird. Über zusätzliche, nicht stimmberechtigte Fördermitglieder entscheidet das Präsidium.
Die Mitgliederversammlung setzt sich u.a. aus benannten Vertreter:innen folgender Organisationen zusammen:[26][2]
- 21 Vertreter:innen der 15 Landesforstverwaltungen (wobei 3 Bayern, 2 Ba-Wü, 2 Hessen und 2 Niedersachsen zugestanden werden)
- 18 Vertreter:innen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V. (AGDW, 14 Privatwaldvertreter:innen, 4 Körperschaftswaldvertreter:innen)
- 9 Vertreter:innen kommunaler Spitzenverbände
- 3 Vertreter:innen des Bundesforstes
- 4 Vertreter:innen der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU)
- je 1 Vertreter:in der Forstwirtschaftlichen Fakultäten und forstlichen Fachhochschulen
- 10 Vertreter:innen ausgewählter Landesforste (Anstalten öffentlichen Rechts, 2 NRW-Landesforst sowie 3 Bayerischer Landesforst)
- 3 Vertreter:innen Familienbetriebe Land und Forst e.V.
- 2 Vertreter:innen des PEFC
Einzige vertretene Naturschutzorganisation ist die 'Schutzgemeinschaft Deutscher Wald' (SDW). Laut Waldpolitik-Forscher Michael Suda "gehe es der SDW "in erster Linie um den Erhalt [des] Waldes und gleichzeitig pragmatisch gesehen um den Erhalt einer ordnungsgemäßen, nachhaltigen Forstwirtschaft."[27] Sie nehme daher auch eine Mittlerrolle zwischen Forstwirtschaft und übrigen Naturschutzverbänden ein. Seit 2022 ist zudem die Deutsche Bundesstiftung Umwelt - Naturerbe, eine Stiftung der Bundesrepublik Mitglied des DFWR.
Die konkrete Ausgestaltung der Positionen des DFWR findet in den 6 Fachausschüssen
- für Betriebswirtschaft
- für Waldpolitik und Recht
- für Europapolitik
- für Holzmarkt
- für Klimaschutz und Biodiversität (2023 einberufen)
- für Öffentlichkeitsarbeit
statt.
Sachkundige Personen außerhalb des DFWR und Fördermitglieder können ebenfalls auf Berufung des Präsidiums in den Fachausschüssen Mitglied sein.[2]
Verbindungen
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat hat seine Geschäftsstelle zentral in Berlin im Haus der Ernährungs- und Landwirtschaft, in dem auch einige seiner Mitglieder sitzen, unter anderem der Deutsche Bauernverband, der Bundesverband der Landwirtschaftskammern. Auch die Familienbetriebe Land und Forst e.V. (FaBLF) haben ihren Sitz im Haus der Ernährungs- und Landwirtschaft. Mit Max von Elverfeldt sitzt der FaBLF-Präsident im DFWR-Präsidium und 3 Vertreter:innen der FaBLF sind Mitglied des DFWR. Auch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V. (AGDW) ist im Präsidium vertreten. Alleine 4 Präsidiumsmitglieder und 18 Personen in der Mitgliederversammlung stellt der ADGW im DFWR.
Familienbetriebe Land und Forst e.V.
Der Lobbyverband Familienbetriebe Land und Forst e.V (FaBLF) ist eine eigentums- und vermögenspolitisch aktive Vereinigung von Großgrundbesitzer:innen, häufig Adeligen. Als Dachverband vertritt FaBLF 11 Landesverbände. [28]
Präsident der FaBLF ist Max von Elverfeldt, gleichzeitig ist er Vorsitzender des Aktionsbündnis Forum Natur, dem Interessenverband von naturnahen Berufen der Landwirtschaft, Winzerei, Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei.[29] Auch sitzt er im Stiftungsrat der Deutschen Stiftung Eigentum und im Vorstandspräsidum des DFWR. Stellvertretender Vorsitzender ist Hubertus Paetow, gleichzeitig Präsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. Der ehemalige FaBLF-Geschäftsführer Fabian Wendenburg wechselte 2023 zur Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU, sein Nachfolger Leo v. Stockhausen war zuvor bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank tätig.[30]
Oberstes Ziel von FaBLF sei der Schutz und die Verteidigung des Eigentums sowie der unternehmerischen Freiheit. Dies verfolgt FaBLF durch den Austausch mit Politiker:innen, Beamt:innen und Wissenschaft und nutze „alle Möglichkeiten, um auf die einschlägige Gesetzgebung Einfluss zu nehmen".[28]
Laut Lobbyregister verzeichnet FaBLF Lobbyausgaben 2022 von 1.170.001€ bis 1.180.000€ und beschäftigte 1-10 Personen in der Interessenvertretung, wobei 9 unmittelbar Interessenvertretung ausüben. FaBLF ist im Deutschen Bauernverband aktiv, in der Deutschen Stiftung Eigentum und der Austauschrunde Steuern u.a. mit Familienunternehmern und Stiftung Familienunternehmen vernetzt. Auf europäischer Ebene wird FaBLF von der European Landowners' Organization vertreten.[31]
Neben Eigentums-, Erb- und Steuerpolitik ist auch die Forstpolitik zentraler Pfeiler der Arbeit des FaBLF. Die Aussage des Geschäftsführers des baden-württembergischen Landesverbandes, Ulrich Kaiser, "die Menschen sind nicht mehr Herr im eigenen Wald", beschreibt das Verständnis der FaBLF passend.[32] Zentral sind daher forstpolitische Forderungen nach marktwirtschaftlichen Anreizen statt Einschränkungen und der finanziellen Honorierung von Leistungen des Waldes als Ökoystem. Die Waldpolitik habe dem Leitbild der nachhaltigen Forstwirtschaft und der Erzeugung des Rohstoffes Holz zu folgen[33], weswegen die FaBLF eine mögliche Verschiebung der Waldpolitik ins Bundesumweltministerium kritisieren.[34] Ihre Arbeit richtete FaBLF unter anderem gegen das EU Nature Restoration Law[35] und der Einschränkung von Holzenergie im Gebäudenergiegesetz.[36]
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer e.V.
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V - Die Waldeigentümer (AGDW) ist Dachverband der 13 Landeswaldbesitzerverbände, die meist an Bundesländer angelehnt sind. In den Landesverbänden sind sowohl Vertreter:innen privatwirtschaftlicher Forstbetriebe als auch kommunaler Forstverwaltungen, und Landesforste Mitglied,[37][38] laut Satzung "Verbände des nichtstaatlichen Waldes".[39] Die AGDW vereint demnach wie der DFWR staatliche und privatwirtschaftliche Akteur:innen.
Präsident der AGDW ist Andreas Bitter, mit 3 weiteren Kolleg:innen ebenfalls Präsidiumsmitglied im DFWR. Gleichzeitig ist er geschäftsführender Direktor Institutes für Forstökonomie und Forsteinrichtung an der TU Dresden und stellvertretender Vorsitzender des Forst-Zertifizierungssystems PEFC Deutschlands.[40] Einer seiner AGDW-Vorgänger Philipp zu Guttenberg erhielt aufgrund seiner Tätigkeit bei AGDW vom NABU den Negativpreis ‚Dinosaurier des Jahres 2015‘.[41] Im Präsidium ist zudem Ulrich Ivo von Trotha, Vize des europäischen Lobbyverbandes Confederation of European Forest Owners (CEPF), dem die AGDW angehört. Zudem ist die AGDW u.a. im Deutschen Bauernverband vernetzt und Mitglied der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V..[42]
Die AGDW tritt offen als Lobbyorganisation auf und vertritt "die Interessen des Privat-, Kommunal- und Körperschaftswaldes gegenüber dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat, den Ministerien, der Wirtschaft, der Wissenschaft und in Gremien anderer Verbände."[39]
Laut Lobbyregister wendet die AGDW 2022 1.430.001€ bist 1.440.000€ im Bereich der Interessenvertretung auf und hat beschäftigt 11-20 Personen in der Interessenvertretung. 7 Personen üben unmittelbar Interessenvertretung aus. Lobbyistin ist unter anderem Irene Seling, ebenfalls Präsidiumsmitglied des DFWR, die zuvor bei der [[Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände]] im Marketing beschäftigt war und danach Geschäftsführerin der AGDW wurde.[42]
Zweck der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände ist es, "die Unantastbarkeit des Waldeigentums, die Freiheit seiner Bewirtschaftung und das Recht auf Selbstverwaltung zu wahren."[43]
Im Jahresbericht 2022 sieht sich die AGDW bei seiner Arbeit auf gutem Kurs, sie sei "ein willkommener und geschätzter Gesprächspartner für Ministerien, Abgeordnete und Meinungsbildner der Presse."[44] Tatsächlich ist die AGDW immer wieder in Ausschusssitzungen des Bundestags geladen. Inhaltlich hat sich die AGDW vor allem den Debatten zu Holzenergie als erneuerbare Energie, dem Widerstand gegen das EU Nature Restoration Law und die Stilllegung von Waldflächen, der Forderung von finanzieller Honorierung der Ökoystemleistungen der Wälder sowie der Beeinflussung des Bundeswaldgesetzes zugewandt.
FaBLF und AGDW treten immer wieder gemeinsam auf. Andreas Bitter, Präsident der AGDW sprach in einer Ausschusssitzung des Deutschen Bundestags auch stellvertretend für FaBLF.[45] Zusammen haben die zwei Verbände die "Kampagne 8: Wald ist Klimaschützer" ins Leben gerufen, die sich für die Honorierung der CO2-Einsparung von Wäldern einsetzt. [46]Im Rahmen der Kampagne beauftragten die Verbände das wirtschaftsnahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln mit einer Studie, die unter anderem ergab, dass bewirtschaftete Wälder effektiver CO2 einsparen als nicht bewirtschaftete, eine Debatte die unter Forstwissenschaftler:innen schon länger herrscht.[47]
Finanzen
Laut der Satzung des DFWR entscheidet die Mitgliederversammlung über einen Jahresbeitrag den die vertretenen Organisationen verrichten müssen, dieser ist im Einzelfall jedoch nicht öffentlich einsehbar. Laut Finanzangaben 2020 und 2021 machen die Mitgliederbeiträge beinahe die gesamten Einnahmen aus, für 2022 wurde der Anteil an den Gesamteinnahmen nicht angegeben. Zusätzlich verfügte der DFWR 2022 über Projektförderungen u.a. des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und der Landwirtschaftlichen Rentenbank.
Einzelnachweise
- ↑ DFWR- Die Stimme der Forstwirtschaft, dfwr.de, zugegriffen am 19.07.23
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Satzung des DFWR, dfwr.de vom 11.10.2022, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Präsidium, dfwr.de, zugegriffen am 17.7.23
- ↑ Deutsche Waldtage, deutsche-waldtage.de 2023, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ DFWR und Landesbetrieb Wald und Holz NRW beim NRW-Sommerfest in Berlin, dfwr.de zugegriffen am 26.07.23
- ↑ DFWR beim Sommerfest der Landesvertretung MV in Berlin, dfwr.de zugegriffen am 26.07.23
- ↑ Parlamentarischer Abend 'Internationale Forstpolitik', dfwr.de zugegriffen am 26.07.23
- ↑ Verbandstag BDF - Bundesforst,dfwr.de zugegriffen am 26.07.23
- ↑ Klimaschutzleistungen von Wald und Holz kommunizieren, dfwr.de 2021, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Lobbyregister-Eintrag DFWR, lobbyregister.bundestag.de vom 20.04.2023, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Plattform Forst und Holz: Über uns, forstundholz.net, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Pressemitteilung: Forststrukturerhebung 2022, destatis.de vom 30.09.2022, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Auftakt Zukunftsdialog Wald: Prof. Dr. Matthias Dieter, youtube.de vom 18.07.2022, zugegriffen am 03.06.23
- ↑ §33 BeamtenStG, dejure.org, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Pressemitteilung: Verbandstag BDF - Bundesforst, dfwr.de vom 25.04.2023, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ 16,0 16,1 Pressemitteilung: Internationaler Tag der Wälder, dfwr.de, zugegriffen am 18.07.23
- ↑ Ausschuss-Anhörung Experten: Vergütung von Ökosystemleistungem , bundestag.de vom 07.11.2022, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Forests and Decarbonization - Roles of Natural and Planted Forests, frontiersin.org vom 08.05.2020, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Der DFWR fordert aktives Handeln und wirksame Finanzhilfe, dfwr.de, zugegriffen am 18.07.23
- ↑ Pressemitteilung: Runder Tisch Zukunft Holzmarkt 2023, dfwr.de vom 20.01.2023, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ DFWR: Münsteraner Erklärung, dfwr.de, zugegriffen am 18.07.23
- ↑ Klimafreundliche Pelletöfen: Heizungen auf dem Holzweg, wiwo.de vom 19.07.2023, zugegriffen am 19.07.23
- ↑ Erneuerbaren-Richtlinie: Enttäuschung über "lasches Ziel", dnr.de vom 20.03.23, zugegriffen am 16.07.23
- ↑ Organigramm des DFWR, dfwr.de, zugegriffen am 18.07.23
- ↑ Präsidium, dfwr.de, zugegriffen am 18.07.23
- ↑ Mitglieder DFWR, dfwr.de, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - zwischen Umweltschutz und Forstwirtschaft, deutschlandfunk.de vom 05.12.22, zugegriffen am 16.07.23
- ↑ 28,0 28,1 Aufgaben der FaBLF, fablf.de, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Vorsitz AFN, forum-natur.de, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Leo v. Stockhausen wird neuer Geschäftsführer der FaBLF, fablf.de vom 17.04.2023, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Lobbyregister-Eintrag FaBLF, lobbyregister.bundestag.de vom 19.07.2023, zugegriffen am 20.07.23
- ↑ Jeder zweite Baum - ein fürstlicher, kontextwochenzeitung.de vom 18.01.2017, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Zukunftsdialog Wald: Positionen zu Jagd und Forst, zukunftsdialog-wald.de, zugegriffen am 17.07.2023
- ↑ Pressemitteilung zum Klimanpassungsgesetz, fablf.de vom 04.06.2023, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Pressemitteilung zum Nature Restoration Law, fablf.de vom 15.06.2023, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Pressemitteilung: Waldumbau und Unabhängigkeit im ländlichen Raum in Gefahr, fablf.de vom 27.04.23, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Bayerischer Waldbesitzerverband: Vorstand, bayer-waldbesitzerverband.de, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Forstkammer Baden-Württemberg: Vorstand, foka.de, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ 39,0 39,1 AGDW: Verband, waldeigentuemer.de, zugegriffen am 26.07.23
- ↑ Pressemitteilung zum 232. Hauptausschuss, waldeigentuemer.de, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Nabu-Negativpreis geht 2015 an Philipp zu Guttenberg, morgenpost.de vom 29.12.2015, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ 42,0 42,1 Lobbyregister-Eintrag der AGDW, lobbyregister.bundestag.de vom 01.06.2023, zugegriffen am 18.07.23
- ↑ AGDW: Satzung, waldeigentuemer.de vom 26.03.2021, zugegriffen am 18.07.23
- ↑ AGDW-Jahresbericht 2022, waldeigentuemer.de, zugegriffen am 18.07.23
- ↑ Ausschuss-Drucksache 20(10)42-B, bundestag.de vom 31.10.2022, zugegriffen am 18.07.23
- ↑ Wald ist Klimaschützer: Forderungen, wald-ist-klimaschuetzer.de, zugegriffen am 17.07.23
- ↑ Neue IW-Studie zum Wald, wald-ist-klimaschuetzer.de, zugegriffen am 17.07.23