Deutsche Vermögensberatung
Deutsche Vermögensberatung AG | |
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Branche | Finanzdienstleister |
Hauptsitz | 60329 Frankfurt am Main, Münchener Straße 1 |
Lobbybüro Deutschland | |
Lobbybüro EU | |
Webadresse | www.dvag.com |
Die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) war 2018 mit ca. 1,5 Mrd. Euro Umsatz, rund 201 Mio. Euro Konzerngewinn und rd. 17.000 Vermögensberatern der größte eigenständige Finanzberater Deutschlands.[1] Geschäftsführer und Gesellschafter der Deutschen Vermögensberatung Holding sind Andreas Pohl und Reinfried Pohl junior, Söhne des Firmengründers Reinfried Pohl.
LobbyControl nominierte die DVAG für die Lobbykratie Medaille 2011 wegen ihrer Beteiligung an der Initiative „Handelsblatt macht Schule“ und ihrem damit einhergehenden Engagement in Schulen mit einseitigen Unterrichtsmaterialien und persönlichen Vorträgen. Sie gewann mit 21% der Stimmen den zweiten Platz.
Inhaltsverzeichnis
Geschäftsfelder
Die Mitarbeiter der DVAG verkaufen Lebensversicherungen, Riester-Renten und Bausparverträge auf Provisionsbasis. Die Kunden werden bei Hausbesuchen zu den einzelnen Produkten beraten. Aufgrund dieser Vorgehensweise wurde das Unternehmen von Kritikern bereits 1995 als „größte Drückerkolonne Deutschlands“ bezeichnet.[2]
Lobbyarbeit: Struktur und Strategien
Politisches Netzwerk
Die DVAG verfügt über ein enges Netzwerk, vor allem in die Union hinein. Sie hat hochrangige ehemalige Unionspolitiker als Lobbyisten engagiert, so 1998 nach der Abwahl der Regierung Kohl den Kanzleramtsminister Friedrich Bohl. Als dieser 2009 Aufsichtsratsvorsitzender wurde, übernahm der ehemalige hessische Kultusminister Udo Corts (ebenfalls CDU) den Lobbybereich (offizieller Titel: Unternehmenskommunikation, Unternehmenskoordination und Recht).[3]
Im Beirat vertreten sind Theo Waigel (CSU), Bundesfinanzminister a.D., und die ehem. Oberbürgermeisterin von Frankfurt, Petra Roth (CDU) (Stand: 06/2019). Beiratsvorsitzender war Altkanzler Helmut Kohl, ein Freund von Unternehmensgründer Reinfried Pohl. Beiratsmitglied ist weiterhin der FDP-Politiker Hermann Otto Solms.
Parteispenden der DVAG
Das Firmengeflecht der DVAG ist einer der größten Parteispender Deutschlands. Dabei treten neben der Deutschen Vermögensberatung AG auch die Deutsche Vermögensberatung Holding GmbH, die Allfinanz Deutsche Vermögensberatung AG, die UBG Unternehmensberatung & Betreuung GmbH, der von der DVAG maßgeblich gesteuerte Bundesverband Deutscher Vermögensberater e.V. und der (2014 verstorbene) DVAG-Firmengründer Reinfried Pohl als Spender auf. Insgesamt spendete das DVAG-Geflecht seit dem Jahr 2000 8.448.264,65 Euro an CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne.
Geldgeber | CDU | CSU | FDP | SPD | Grüne | Gesamt |
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Deutsche Vermögensberatung AG DVAG | 3.484.089,7 | 63.951 | 1.579.621,95 | 393.501 | 276.001 | 5.797.164,65 |
Deutsche Vermögensberatung Holding GmbH | 140.000 | 0 | 90.000 | 0 | 0 | 230.000 |
Allfinanz Deutsche Vermögensberatung AG | 975.000 | 0 | 460.000 | 75.000 | 0 | 1.510.000 |
UBG Unternehmensberatung & Betreuung GmbH | 345.000 | 0 | 155.000 | 0 | 0 | 500.000 |
Bundesverband Deutscher Vermögensberater e.V. | 336.100 | 0 | 75.000 | 0 | 0 | 411.100 |
Der Vermögensberater Verlags- und Servicegesellschaft mbH | 30.000 | 0 | 30.000 | 0 | 0 | 60.000 |
Pohl, Reinfried, Prof. h.c. Dr. | 335.000 | 0 | 135.000 | 0 | 0 | 470.000 |
Summe | 5.645.189,7 | 63.951 | 2.524.621,95 | 468.501 | 276.001 | 8.978.264,65 |
Die DVAG stückelt ihre Großspenden stets in mehrere Teilzahlungen und umgeht so Offenlegungsvorschriften des Parteiengesetzes. Spenden, die im Einzelfall 50.000 Euro übersteigen, müssen zeitnah veröffentlicht werden. Durch die Aufteilung in kleinere Summen wird die Bekanntgabe verzögert und erfolgt erst durch die Rechenschaftsberichte der Parteien rund zwei Jahre nach dem Spendenfluss. So wurde beispielsweise erst 2015 bekannt, dass die DVAG im Wahljahr 2013 an die Union 493.000 Euro gespendet hatte. Seit 2011 wurde keine einzige Großspende der DVAG zeitnah veröffentlicht, obwohl sie in diesem Zeitraum über 3,2 Millionen Euro spendete, davon über 2 Millionen Euro an die CDU. Eine öffentliche Diskussion über die Spenden und ggf. in zeitlichem Zusammenhang mit ihnen stehende politische Entscheidungen wird durch diese Stückelungspraxis weitestgehend vermieden.
Die Spenden sind im Einzelnen über die Parteispenden-Datenbank recherchierbar.
Fallbeispiele und Kritik
PR-Texte an Schulen
An der Initiative „Handelsblatt macht Schule“ beteiligte die DVAG sich als einer der Hauptsponsoren und übernahm die Kosten für Erstellung, Druck und Versand einer Unterrichtseinheit zur „Finanziellen Allgemeinbildung“.[4][5] Geschrieben wurde die Unterrichtseinheit von Mitarbeitern des An-Instituts für Ökonomische Bildung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Im Vorwort freut sich der stellvertretende Chefredakteur des Handelsblatt, Hermann-Josef Knipper, über das Fachwissen, dass die DVAG zu den Texten beigesteuert hat.[5] Der Bundesverband der Verbraucherzentralen beurteilt viele der in der Unterrichtseinheit vermittelten Informationen als „oberflächlich und einseitig“.[6]
Als Beispiel wird das Firmenporträt angeführt, das der Chefvolkswirt der DVAG für die Unterrichtseinheit verfasst hat. Einige Leseproben:[5]
„Die Vermögensberater der DVAG kommen in der Regel zu den Kunden nach Hause. Dort erfragen und analysieren sie die persönlichen Wünsche und Ziele der Kunden und erarbeiten auf diese Weise für jeden Einzelnen bzw. für die ganze Familie eine langfristige Vermögensplanung. Bei Bedarf werden hierzu ausgewählte Produkte aus den Bereichen Banken, Investmentsparen, Bausparen, Sachversicherung, Krankenversicherung oder Lebensversicherung vermittelt. Da die DVAG keine eigenen Produkte herstellt, greift sie auf das Angebot ausgewählter Partnergesellschaften zurück.“
„Vermögensberater zu sein ist eine spannende Tätigkeit, mit der man auch nebenberuflich – z.B. neben dem Studium – beginnen kann.“
„Übrigens: Die unabhängige Ratingagentur ASSEKURATA SOLUTIONS hat der DVAG zum vierten Mal in Folge die Bestnote „Exzellent“ im Karriere-Rating erteilt.“
Es ist durchaus fraglich, ob bei einer Honorierung auf Provision tatsächlich "die Wünsche und Ziele der Kunden" im Mittelpunkt der Beratung stehen. Zum anderen kann das Material kaum als ausgewogen gelten. Als einziger Praxiskontaktpartner in Sachen finanzieller Allgemeinbildung wird die DVAG empfohlen. Die Lehrer werden dazu aufgefordert, einen Vertreter der Vertriebsfirma zu Expertengesprächen und Rollenspielen mit den Schülern einzuladen.[5] Solche Veranstaltungen werden – neben der Werbung für die berufliche Laufbahn als Vermögensberater – auch dazu genutzt um das gewünschte Bild des Unternehmens zu zeichnen. Das geschieht unter anderem mit Sätzen wie "Wir sind sozusagen der Hausarzt für die finanziellen Sorgen und Nöte der Menschen."[7]
Im November 2011 nominierte LobbyControl die DVAG für ihr Engagement im schulischen Bereich für die Lobbykratie-Medaille. Die DVAG gewann mit 21% der Stimmen den zweiten Platz.
Personal & Organisation
Die personelle Besetzung der Leitungsgremien ist dem Konzerngeschäftsbericht 2018 zu entnehmen.
Geschäftsleitung
- Andreas Pohl, Geschäftsführer und Gesellschafter der Deutschen Vermögensberatung Holding
- Reinfried Pohl, Geschäftsführer und Gesellschafter der Deutschen Vermögensberatung Holding
- Sabine Gerhart, Generalbevollmächtigte der Deutschen Vermögensberatung Holding
Vorstand
Die Vorstandsmitglieder sind hier abrufbar.
Aufsichtsrat
- Friedrich Bohl (Vorsitzender des Aufsichtsrates), CDU, Bundesminister a.D., Rechtsanwalt
- Wolfgang Kaske (Stellv. Vorsitzender), Aufsichtsratsvorsitzender der Generali Deutschland Holding AG
- Rainer Kirchdörfer, Partner der Societät Hennerkes, Kirchdörfer & Lorz, Mitglied des Vorstands der Stiftung Familienunternehmen
- Antonio Cangeri, Group General Council der Assicurazioni Generali S.p.A.
- Frédéric de Courtois, CEO der Global Business Lines & International der Assiciurazioni Gnerali S.p.A.
- Ana Pohl
- Jacqueline Pohl
- Franz Schubert, Landesdirektor der Deutsche Vermögensberatung AG
- Michael Westkamp, Vorstandsvorsitzender der AachenMünchener a.D.
Ehemalige Mitglieder: Theo Waigel, CSU, Bundesminister a.D., Horst Teltschik, CDU, Ministerialdirektor a.D., Bernhard Vogel, CDU, Ministerpräsident a.D., Theo Zwanziger, Präsident a.D. des Deutschen Fußball-Bunds (DFB)
Beirat
- Theo Waigel (Vorsitzender des Beirats), CSU, Bundesminister a.D., Rechtsanwalt
- Rolf E. Breuer, Sprecher des Vorstands der Deutsche Bank a.D., Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Kapitalmarktforschung, dem Träger des Center for Financial Studies
- Rainer Neske, Mitglied des Vorstands der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
- Petra Roth, CDU, Ex-Oberbürgermeisterin Frankfurt am Main, Mitglied des Aufsichtsrats der AXA Konzern AG
- Wolfgang Schüssel, Bundeskanzler a. D. der Republik Österreich, Kurator der Bertelsmann Stiftung, Mitglied des Aufsichtsrats von RWE
- Hermann Otto Solms, FDP, Bundestagsvizepräsident a.D.
- Karl Starzacher, Staatsminister a.D., Rechtsanwalt
- Martin Wagner, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
- Michael H. Westkamp, Vorstandsvorsitzender der Kuchen Münchener a.D.
Ehemaliges Mitglied: Helmut Kohl, CDU, Bundeskanzler a.D.
Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
Einzelnachweise
- ↑ Geschäftsbericht 2018, dvd.de, abgerufen am 24.06.2019
- ↑ Steinreicher Scharlatan DER SPIEGEL 23/1995, letzter Zugriff 26.10.2011
- ↑ Wechsel in Aufsichtsrat und Vorstand der Deutschen Vermögensberatung AG, DVAG-Pressemappe, abgerufen am 2.5.2012
- ↑ Handelsblatt macht Schule - Sponsoren und Partner im Überlick www.handelsblattmachtschule.de, letzter Zugriff 26.10.2011
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 Handelsblatt macht Schule - Unterrichtseinheit "Finanzielle Allgemeinbildung" www.handelsblattmachtschule.de, letzter Zugriff 26.10.2011
- ↑ Verbraucherzentrale - Unterrichtseinheit "Finanzielle Allgemeinbildung" www.verbraucherbildung.de, letzter Zugriff 26.10.2011
- ↑ Lloyd Gymnasium - "Wenn Praxis auf Schule trifft", vom 14.09.2011 www.lloydgymnasium.de, letzter Zugriff 26.10.2011