Jörg Asmussen

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(*1966 in Flensburg) Asmussen gilt als zentrale Figur in der Finanz-Politik der Bundesrepublik Deutschland. Er arbeitete als hochrangiger Beamter des Finanzministeriums für die Regierungen Schröder-Fischer, Merkel-Steinmeier, Merkel-Westerwelle. Asmussen saß im Lenkungsausschuss des Soffin - einem der mächtigsten Gremien der Bundesrepublik Deutschland; er war mit der milliardenschweren Rettung angeblich "systemrelevater" Banken wie der Hypo Real Estate (HRE) beschäftigt.

Die FDP hatte im HRE-Untersuchungsausschuss erfolglos Asmussens Entlassung gefordert. Nach ihrem Eintritt in Regierungsverantwortung musste die FDP hinnehmen, dass das SPD-Mitglied Asmussen vom Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ab September 2009 weiter beschäftigt wurde. Asmussen schien für deutsche Spitzenpolitiker über Parteigrenzen und wechselnde Regierungskoalitionen hinweg unentbehrlich zu sein.

Karriere

  • Mit seiner Ernennung zum beamteten Staatssekretär zum 1. Juli 2008 wurde er der jüngste Staatssekretär der Bundesregierung. Er löste Thomas Mirow ab, der Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) wurde.
  • Am 1. März 2003 übernimmt er die Leitung der Abteilung für Nationale und Internationale Finanzmarkt- und Währungspolitik
  • Nach dem Rücktritt Oskar Lafontaines (damals SPD) Leiter des Ministerbüros von Hans Eichel (SPD)
  • Nach dem Regierungswechsel 1998 persönlicher Referent des neuen Finanzstaatssekretärs Heiner Flassbeck
  • Ab 1996 im Bundesfinanzministerium tätig, zunächst als Referent für internationale Finanz- und Währungspolitik unter Finanzminister Theo Waigel (CSU)
  • zusätzliches Diplom an der Mailänder Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi
  • Studium der Volkswirtschaft in Bonn u. a. bei dem Professor für Internationale Ökonomie Axel Weber

Siehe Die Zeit 09.06.2004 Nr.25

Posten und Mandate

Stand: März 2010

Verbindungen

Nach Angaben der Financial Times ist Asmussen 2009 mit Henriette Peucker liiert, der Berliner Repräsentantin der Deutschen Börse AG. Alle Vorgänge im Finanzministerium, die mit der Deutschen Börse zu tun hätten, entscheide Asmussen deshalb nicht selbst, sondern Haushaltsstaatssekretär Werner Gatzer. Als Mitglied der Expertengruppe Neue Finanzmarktarchitektur und als Sachverständiger für das Börsenwesen überschneide sich Asmussens Aufgabenfeld mit dem seiner Frau.[2]

Kontroversen

Verbriefungsgeschäfte

Asmussen wurde immer wieder eine große Nähe zur Finanzwirtschaft vorgeworfen. Er hat sich im Rahmen seiner Tätigkeiten im Finanzministerium stark für Verbriefungsgeschäfte (Asset-Backed Securities, ABS) eingesetzt. Während seiner Zeit als Abteilungsleiter für Nationale und Internationale Finanz- und Währungspolitik war Asmussen zugleich im Gesellschafterbeirat der True Sales International, einer Plattform der Finanzbranche für Verbriefungsgeschäfte, sowie im Aufsichtsrat der IKB, die ebenfalls wegen Beteiligung an ABS-Transaktionen in Schieflage geraten war.

Asmussen bei der IKB

Als Zeuge im Düsseldorfer Betrugsprozess gegen den ehemaligen IKB-Chef Stefan Ortseifen belastete der ehemalige IKB-Aufsichtsrat Asmusssen den Angeklagten. Assmussen sowie der Ex-Eon-Chef Ulrich Hartmann warfen Ortseifen Falschinformation und Täuschung vor, weil er eine Woche vor der drohenden Insolvenz der Mittelstandsbank noch optimistische Presseerklärungen abgeben hätte. [3]
[4]

Banker und Lobbyisten im Finanzministerium

Zudem hat Asmussen als Finanzstaatssekretär des BMF dafür gesorgt, dass seine Abteilung eng mit der Finanzbranche zusammenarbeitet. Von seinem Vorgänger hat er die Idee übernommen, Praktiker aus der Geldbranche für befristete Zeit auszuleihen. So arbeiteten in seiner Mannschaft etwa ein Angestellter der Deutschen Bank und einer aus dem Bankenverband. Die Experten von außen brächten die Markterfahrung mit, über die kein Beamter verfüge, erklärte er laut der Zeit. [1]. Siehe zu dem Thema auch: Keine Lobbyisten in Ministerien; Finanzminsterium


Zitate von Jörg Asmussen

Mit CDS ist es wie mit Rotwein: mit Augenmaß genossen gesund, im Übermaß gefährlich.[5]

(Asmussens Kommentar zu den Problemen Griechenlands, dessen Währung nach Ansicht vieler Beobachter durch die Spekulation mit Credit Default Swaps (CDS) systematisch in den Keller gezockt wurde.)

Zitate über Jörg Asmussen

Vor allem Asmussen bildete zusammen mit Jens Weidmann, dem wirtschaftspolitischen Berater von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), ein einflussreiches Beamten-Duo, das an allen Schalthebeln des Krisenmanagements saß. Die FDP hatte im Untersuchungsausschuss zur Beinahepleite der Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) mehrfach den Rücktritt Asmussens verlangt. Nicht leichter wird die Personalie für die Liberalen dadurch, dass sich nach FR-Informationen Merkel für ein Festhalten an Asmussen stark gemacht hatte. [6]

Wegen seiner großen Nähe zu der Finanzwirtschaft war auch immer wieder spekuliert worden, Asmussen könne einen gut bezahlten Posten bei der Deutschen Bank oder einem anderen privaten Geldhaus antreten.[7]

Zusätzliche Informationen

Einzelnachweise

  1. Bedingt aufsichtsbereit, ftd.de am 15. Juni 2009, abgerufen am 14. Juli 2010.
  2. Bedingt aufsichtsbereit, ftd.de am 15. Juni 2009, abgerufen am 14. Juli 2010.
  3. Finanzstaatssekretär soll im IKB-Prozess aussagen, welt-online, 21. April 2010, abgerufen am 21. April 2010
  4. Stefan Ortseifen in Schockstarre ftd.de am 13. Juli 2010 abgerufen am 14. Juli 2010
  5. Griechenland-Krise - Im Übermaß gefährlich, Frankfurter Rundschau, 2. März 2009
  6. Schäubles Kröten', Frankfurter Rundschau, Markus Sievers, 28. Oktober 2009
  7. Schäubles Kröten', Frankfurter Rundschau, Markus Sievers, 28. Oktober 2009

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