Bertelsmann Stiftung: Unterschied zwischen den Versionen
Bertelsmann Stiftung | |
---|---|
Rechtsform | Stiftung des privaten Rechts |
Tätigkeitsbereich | Bildungswesen, Gesundheitswesen, Demographische Entwicklung, Arbeits- und Sozialpolitik |
Gründungsdatum | 1977 |
Hauptsitz | Bertelsmann Stiftung, Carl-Bertelsmann-Str. 256, 33311 Gütersloh |
Lobbybüro | |
Lobbybüro EU | Büro Bertelsmann Stiftung, Résidence Palace, Rue de la Loi 155, B-1040 Brüssel |
Webadresse | www.bertelsmann-stiftung.de |
Die Bertelsmann Stiftung zählt zu den wichtigsten neoliberalen Politikberatern im Land und dient dabei auch den wirtschaftlichen Interessen des Weltkonzerns.
gilt als die einflussreichste Stiftung Deutschlands.
Förderung von Wettbewerb und bürgerschaftlicher Aktivitäten versucht die Gesellschaft zu nach ihren Vorstellungen umzugestalten
Zwar sind die Stiftung und die Bertelsmann AG zwei formal getrennte Organisationen, jedoch werden beide von der Unternehmerfamilie Mohn kontrolliert.
hält 77,6% der Aktien der Bertelsmann AG
Unternehmerwitwe Liz Mohn
Inhaltsverzeichnis
Kurzdarstellung und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Unternehmenspatriarch des Bertelsmann Konzerns Reinhard Mohn gründete 1977 die Bertelsmann Stiftung. Er übereignete im Jahr 1993 68,8 Prozent die Mehrheit des Aktienkapitals der Bertelsmann AG an die Stiftung. Dadurch sparte Mohn gut zwei Milliarden Euro Erbschafts- oder Schenkungssteuer seiner Frau Liz Mohn und seinen Kindern Christoph Mohn und Brigitte Mohn.[1] Ein weiterer Vorteil dieses Konstruktes ist, dass der Konzern nicht an Dritte verkauft werden kann, sondern - vermittelt durch die Bertelsmann Stiftung und weitere rechtliche Konstruktionen - in Händen der Familie Mohn bleibt.
Die Bertelsmann Stiftung , nach dem Willen von Reinhard Mohn, tritt für das Gemeinwohl ein, indem sie betriebswirtschaftliche Blick auf staatliche Institutionen, Leistungsvergleiche den Wettbewerb (zB. an Hochschulen) und bürgerschaftliches Engagement propagiert und fördert. Nach dem Leitbild der Stiftung sind Wettbewerb und bürgerl Engagement "wesentliche Basis für gesellschaftlichen Fortschritt"[2] tritt für "weniger Staat" dafür mehr privates bürgerschaftliches Engagement ein. Für mehr Wettbewerb und mehr Effizienz, gerade innerhalb von staatlichen Bereichen, wie dem Hochschulwesen oder dem Gesundheitsbereich, ein. Mit ihren Mitteln (Rankings, Leistungsvergleiche) nimmt sie einen rein betriebswirtschaftlichen Blickwinkel auf den Gemeinwohlbereich ein.
Als Stiftung ist sie dem Gemeinwohl verpflichtet. Sie definiert Gemeinwohl auf ihre Weise. Nach Mohns Vorstellung läßt sich die Gesamtgesellschaft wie die der Bertelsmann Konzern gestalten. Zufälligerweise nützt ihr Handeln auch der Bertelsmann AG.
Organisationsstruktur und Personal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Stiftung beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Davon sind 185 im konkreten Projektmanagement tätig.[32]
Vorstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(Stand August 2009)
- Gunter Thielen (Vorsitzender des Vorstands, zugleich Aufsichtsratvorsitzender der Bertelsmann AG)
- Liz Mohn (stellv. Vorsitzende, Witwe Mohns)
- Jörg Dräger, 2001-2008 parteiloser Senator für Wissenschaft und Forschung der Freien und Hansestadt Hamburg
- Brigitte Mohn (Tochter Mohns)
Kuratorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Kuratorium ist Beratungs- und Kontrollorgan, ähnlich einem Aufsichtsrat.
- Dieter H. Vogel, Vorsitzender seit 08/2007, Gesellschafter der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft mbH (BVG), Geschäftsführender Gesellschafter der Lindsay Goldberg Vogel GmbH
- Liz Mohn (hier ebenso stellv. Vorsitzende)
- Werner J. Bauer, Generaldirektor der Nestlé AG
- Wolf Bauer
- Wulf H. Bernotat, ehem. Vorstandsvorsitzender der E.ON AG
- Christoph Mohn (Sohn Mohns)
- Eduardo Montes
- Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
- Thomas Rauschenbach, Vorstandsvorsitzender und Direktor des Deutschen Jugendinstituts
- Rolf Schmidt-Holtz, CEO von Sony Music Entertainment
- Wolfgang Schüssel, Ex-Bundeskanzler der Republik Österreich
- Klaus-Peter Siegloch, Ex-ZDF-Journalist, seit 06/2011 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL)
Quelle zur Organisationsstruktur:[43]
Stiftungsnahe Organisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Denkfabrik für Politikberatung; die zentrale Person des CAP, Direktor Werner Weidenfeld, war im Vorstand der Bertelmann Stiftung 1992-2007.[54] 2007 erfolgte Weidenfelds Rausschmiss aus dem Vorstand unter dem Anlass, da er private Bewirtungsbelege über die Bertelsmann Stiftung abgerechnet hatte. Also Spesenbetrug. Das Verfahren wurde gegen ein Geldbuße eingestellt. Die Bertelsmann Stiftung, als die mit Abstand wichtigste Drittmittelgeberin des CAP, will die bis 2010 laufenden Projektfinanzierungen nicht verlängern.[65] Zuvor wurde das CAP mit jährlich rund 2,4 Mio. Euro von der Stiftung finanziert.[76]
Gegründet 1994 von der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz. In Form einer gemeinnützige GmbH. Versteht sich selbst als eine Reformwerkstatt für das deutsche Hochschulwesen.
- Leitung des CHE: Jörg Dräger und Frank Ziegele
- Gesellschafter: Bertelsmann Stiftung, Stiftung zur Förderung der Hochschulrektorenkonferenz
- Sitz in Gütersloh
- Das Gesamtbudget beträgt ca. 3 Mio. Euro pro Jahr und wird etwa zur Hälfte von der Bertelsmann Stiftung finanziert.
Bekannt ist das CHE vor allem durch sein jährlich veröffentlichtes Hochschulranking gleicher Studiengänge an verschiedenen Hochschulen.
- Centrum für Krankenhausmanagement (CKM)
Das CKM wurde 1994 von der Bertelsmann Stiftung gegründet und ist der Uni Münster als Institut angegliedert. Selbstdarstellung:
Ziel unserer Arbeit ist es, Wege aufzuzeigen, wie praxisbewährte Management-Methoden aus Industrie, Handel und Dienstleistungsbranche in Krankenhäusern und anderen Institutionen des Gesundheitswesens genutzt werden können. Wir stellen uns der Aufgabe, vermeintlich Unvereinbares in Einklang zu bringen: Qualitätssteigerung bei tendenziell sinkenden Kosten.
- Bertelsmann Wissenschaftsstiftung
Diese Stiftung wurde im Juni 1995 durch die Bertelsmann AG gegründet. Sie fördert insbesondere die Wirtschaftswissenschaften sowie die Politik- und Sozialwissenschaften. Die Stiftung finanziert sich überwiegend aus Spenden der Unternehmensgruppe Bertelsmann.
- Vorstand: Marc Wössner, Wolfgang Koeckstadt, Steven Moran
Sie fördert das Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung und Corporate Governance an der Universität Witten/Herdecke, welches 2010 gegründet wurde.[109]
Weiter gibt es enge Kontakte zu:
- Akademie des Deutschen Buchhandels, München
- Akademie zur Förderung der Manuellen Medizin, Münster
- Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP)
- Medienakademie Köln
- American Institute for Contemporary German Studies (AICGS), USA
- Council on Foreign Relations (CFR), USA
- Transatlantic Community Foundation Network (TCFN), USA
Finanzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Geschäftsjahr 2010 betrug der Gesamtaufwand der Bertelsmann Stiftung 60,3 Mio. Euro. Sie finanziert ihre Arbeit überwiegend aus den Erträgen ihrer Beteiligung an der Bertelsmann AG.[1110] Die jährliche Dividenden-Zahlung an die Stiftung ist steuerfrei.[1]
Wie die Ausschüttung an die Stiftung im Einzelnen zustande kommt, die ja immerhin 3/4 der Bertelsmann AG besitzt und somit auch den entsprechenden Anspruch auf die Gewinne, ist durch kompliziert verflochtene Zwischengesellschaften intransparent. Einige Informationen dazu stehen unter: Zahltag in Gütersloh Media Tribune vom 24.05.2011
Lobbystrategien und Einfluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Stiftung möchte die Gesellschaft gestalten bzw. umgestalten nach den Ideen Reinhard Mohns. Die Grundannahme Mohns(†2009) war, dass wirtschaftliche Effizienz und Gemeinschaftssinn nicht im Widerspruch zueinander stehen, sondern beides zugleich stattfinden kann. Er ging davon aus, dass der Aufstieg von Bertelsmann zu einem großen Medienkonzern in der Welt diesem Prinzip zu verdanken sei. Praktisch möchte er diese Prinzip in die Gesellschaft, in Staat und Politik, wirken. Es äußert sich in der Vorgabe des Leitbildes der Bertelsmann Stiftung: der Förderung von Wettbewerb und von bürgerschaftlicher Betätigung.
Die Stiftung fördert dabei nur selbst definierte Projekte. Sie vergibt keine Stipendien und unterstützt auch keine Projekte Dritter, die sich an die Stiftung wenden.
Seit ihrem Bestehen hat die Bertelsmann Stiftung rund 928 Mio. Euro für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt.[1110]
Sie arbeitet in den folgenden Themenbereichen:
- Bildung, Schule und Universitäten
- Gesundheitspolitik
- Demographische Entwicklung
- Arbeits- und Sozialpolitik
- Aufbau einer europäischen Armee
Mittel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
-
Rankings und Leistungskennziffern
- Bertelsmann Transformation Index[1211]:ein zweijährlich ermitteltes Ranking von inzwischen 128 Staaten, das die Erfolge der Transformation dieser Länder hin zu Demokratie und Marktwirtschaft messen soll
- CHE Hochschulranking
- „Projektbüro Benchmarking“ 1999 im Auftrag des Kanzleramtes, von der Stiftung mitfinanziert, pries die dänische, niederländische und britische Arbeitsmarktpolitik als „Benchmark“, als Maßstab . Die beauftragten Experten forderten die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe und mehr Druck zur Arbeitsaufnahme[1]
-
Studien
- "Kommunikationsordnung 2000", Grundsatzpapier der Bertelsmann Stiftung von 1996, welches für Medienanbieter Selbstkontrollmechanismen anstatt staatlicher Aufsicht empfiehlt
- Politische Beratung
Gunter Thielen:"Sie [die Bertelsmann Stiftung] soll aber darüber hinaus ihre Fähigkeit ausbauen, politische Entscheidungsträger direkt zu beraten"[1312]
-
Seminare und Tagungen, Treffen zwischen Beamten, Politikern und Bertelsmann-Experten
- International Bertelsmann Forum
-
Preise
- Carl Bertelsmann-Preis, Mit ihm "werden innovative Konzepte und nachahmenswerte Lösungsansätze in gesellschaftlichen Problemfeldern ausgezeichnet"
- Kampagnen
Persönliche Verflechtung von Politik und Bertelsmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Bertelsmänner im Gesundheitsministerium
- Tim Arnold (CDU), vom Bertelsmann-Manager zum Leiter der Hauptstadtvertretung des Landes NRW
- Elmar Brok (CDU), EU-Parlamentarier, >>Mr.Bertelsmann in Brüssel<<
- Franziska Brantner (Bündnis 90/Die Grünen), EU-Parlamentarierin
- Caio Koch-Weser, Berater der Deutschen Bank, Ex-hochrangiger Finanzbeamter, Ex-Mitglied im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung
Fälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bertelsmanns Status der Gemeinnützigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Bertelsmann Stiftung gilt offiziell als "gemeinnützig" und genießt dadurch Steuervergünstigungen. Die Juristen Lindner, Krämer, Priehn stellen in einer Expertise[1514] die Gemeinnützigkeit der Bertelsmann Stiftung in Frage. Sie fragen, ob der Tatbestand der Gemeinnützigkeit iSv. §§ 52 ff. Abgabenordnung (AO) erfüllt ist:
- Die Bertelsmann Satzung lässt entgegen der Rechtsprechung des BFH nicht erkennen, dass die Stiftung ausschließlich selbstlose steuerbegünstigte Zwecke verfolgt.
- Die Satzung enthält eine Art "Änderungsvorbehalt". Der Stiftungszweck ist de facto nach dem Stifterwillen beliebig änder- und erweiterbar. Das steht im Widerspruch zu §§ 52, 60 AO.
- Zwischen der Bertelsmann Stiftung und der Bertelsmann AG sowie deren Tochterunternehmen bestehen vielfältige personelle Verflechtungen. Diese Gemengelage widerspricht dem Ausschließlichkeitsgebot § 56 AO, demnach eine Stiftung nur ihre steuerbegünstigten satzungsmäßigen Zwecke verfolgen darf.
- Insbesondere die Dienstleistungen der Politikberatung zugunsten der Bertelsmann AG und deren Tochtergesellschaften sind in der Stiftungssatzung nicht einmal im Ansatz erwähnt. Es ist sichtbar, dass deren angestrebte Ziele gerade nicht "selbstlos" iSv. § 55 AO sind und darum nicht der Allgemeinheit dienen, sondern dem Stifter, seiner Familie und dem Konzern durch die Steuerersparnis für privatnützliche politische Aktivitäten zugute kommen.
Das Ergebnis der Expertise ist, dass es sich um eine sog. politische Stiftung handelt, die nicht gemeinnützig ist. Die Förderung politischer Zwecke (Beeinflussung der politischen Meinungsbildung, Förderung politischer Parteien, Marktuntersuchungen für die zum Bertelsmann-Konzern gehörenden Unternehmungen und dergleichen) ist kein gemeinnütziger Zweck.
Deregulierung für das Privatfernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In den neunziger Jahren hatte sich die Stiftung verstärkt dafür eingesetzt, dass Aufsichtsbehörden über das Privatfernsehen abgeschafft werden. Das Kartellamt sei ausreichend, um Wettbewerb zu gewährleisten. Zugleich entwickelte sich die RTL-Gruppe zum Gewinngaranten der Bertelsmann AG.[1615]
"Kommunikationsordnung 2000" Grundsatzpapier der Bertelsmann Stiftung zu Leitlinien der zukünftigen Kommunikationsordnung mit der Bertelsmann 1996 die Medienaufsicht unterminieren wollte empfiehlt Selbstkontrollmechanismen für Medienanbieter anstatt staatlicher Aufsicht
Memorandum "Verantwortung im Internet" 500-Seiten mit dem die Stiftung vier Jahre später die Netzregulierung in Richtung der bei Unternehmern so beliebten %u2018freiwilligen Selbstkontrolle%u2019 drehte
Öffentlich-Rechtliche Sender[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Während der Konzern durch die RTL-Gruppe Einfluss auf die gesendeten Inhalte der Sender der RTL-Gruppe hat, sind auch die öffentlich-rechtlichen Sender auf Führungsebene mit der Bertelsmann Stiftung verknüpft. U.a. ist der ehemalige stellvertretender Chefredakteur des ZDF und früher Leiter der Hauptredaktion Aktuelles und heutige Leiter des Washingtoner ZDF-Studios, Klaus-Peter Siegloch im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung. Der ehemalige ZDF Intendant Dieter Stolte sitzt auch im Kuratorium. Peter Frey, Chefredakteur des ZDF ist Mitglied des Centrums für angewandte Politikforschung(CAP).
Weiterführende Informationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- nachdenkseiten.de: Rubrik "Krake Bertelsmann"
- bertelsmannkritik.de: www.bertelsmannkritik.de
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ 1,01,11,2 Macht ohne Mandat Der Tagesspiegel vom 25.09.2006, abgerufen am 13.09.2011
- ↑ Webseite Bertelsmann Stiftung - Die Stiftung abgerufen am 30.08.2011 ↑ Webseite Bertelsmann Stiftung -
- Unsere Experten abgerufen am 30.08.2011
- ↑ Webseite Bertelsmann Stiftung - Führungsgremien abgerufen am 12.08.2011
- ↑ Webseite des CAP abgerufen am 20.08.2011
- ↑ Abgang des Vorzeige-Bertelsmanns taz.de vom 31.10.2007, abgerufen am 20.08.2011
- ↑ 7
- 6,0 7
- 6,1 Global Player Bertelsmann Rudolph Bauer in: Blätter für deutsche und internationale Politik 8/2007, abgerufen am 22.08.2011
- ↑ Webseite des CHE abgerufen am 30.08.2011
- ↑ Webseite des CKM - Über uns abgerufen am 25.08.2011
- ↑ Webseite der Bertelsmann Wissenschaftsstiftung abgerufen am 30.08.2011
- ↑ 11
- 10,0 11
- 10,1 Webseite Bertelsmann Stiftung - Daten und Fakten abgerufen am 09.09.2011
- ↑ Webseite des BTI
- ↑ Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Reformbilanz: 25 Jahre Bertelsmann Stiftung. Gütersloh März 2002, S. 26.
- ↑ Ab heute bist Du Deutschland LobbyControl vom 26.09.2005, abgerufen am 11.09.2011
- ↑ Eine Expertise unabhängiger Juristen Neue Rheinische Zeitung - Online-Flyer Nr. 183 vom 04.02.2009, abgerufen am 20.08.2011
- ↑ Mit Liz und Tücke Der Spiegel vom 16.08.2010, abgerufen am 22.08.2011
- ↑ Untersuchung der politischen und gesellschaftlichen Einflussnahme der Bertelsmann Stiftung auf die Reformen im öffentlichen Bereich Diplomarbeit von Susanne Schiller (2007), abgerufen am 30.08.2011
{{BoxOrganisation | Name = Bertelsmann Stiftung | Rechtsform = Stiftung des privaten Rechts | Tätigkeitsbereich = Bildungswesen, Gesundheitswesen, Demographische Entwicklung, Arbeits- und Sozialpolitik | Gründungsdatum = 1977 | Hauptsitz = Bertelsmann Stiftung, Carl-Bertelsmann-Str. 256, 33311 Gütersloh | Lobbybüro Deutschland = Bertelsmann Unter den Linden 1, Berlin | Lobbybüro EU = Büro Bertelsmann Stiftung, Résidence Palace, Rue de la Loi 155, B-1040 Brüssel | Homepage = [http://www.bertelsmann-stiftung.de/ www.bertelsmann-stiftung.de] }} Die Bertelsmann Stiftung zählt zu den wichtigsten neoliberalen Politikberatern im Land und dient dabei auch den wirtschaftlichen Interessen des Weltkonzerns. gilt als die einflussreichste Stiftung Deutschlands. Förderung von Wettbewerb und bürgerschaftlicher Aktivitäten versucht die Gesellschaft zu nach ihren Vorstellungen umzugestalten Zwar sind die Stiftung und die [[Bertelsmann AG]] zwei formal getrennte Organisationen, jedoch werden beide von der Unternehmerfamilie Mohn kontrolliert. hält 77,6% der Aktien der Bertelsmann AG Unternehmerwitwe Liz Mohn == Kurzdarstellung und Geschichte== Der Unternehmenspatriarch des Bertelsmann Konzerns Reinhard Mohn gründete 1977 die Bertelsmann Stiftung. Er übereignete im Jahr 1993 68,8 Prozentdie Mehrheit des Aktienkapitals der [[Bertelsmann AG]] an die Stiftung. Dadurch sparte Mohn gut zwei Milliarden Euro Erbschafts- oder Schenkungssteuer seiner Frau Liz Mohn und seinen Kindern Christoph Mohn und Brigitte Mohn.<ref name="ts">[http://www.tagesspiegel.de/zeitung/macht-ohne-mandat/755580.html Macht ohne Mandat] Der Tagesspiegel vom 25.09.2006, abgerufen am 13.09.2011</ref> Ein weiterer Vorteil dieses Konstruktes ist, dass der Konzern nicht an Dritte verkauft werden kann, sondern - vermittelt durch die Bertelsmann Stiftung und weitere rechtliche Konstruktionen - in Händen der Familie Mohn bleibt. Die Bertelsmann Stiftung, nach dem Willen von Reinhard Mohn, tritt für das Gemeinwohl ein, indem sie betriebswirtschaftliche Blick auf staatliche Institutionen, Leistungsvergleiche den Wettbewerb (zB. an Hochschulen) und bürgerschaftliches Engagement propagiert und fördert. Nach dem Leitbild der Stiftung sind Wettbewerb und bürgerl Engagement "wesentliche Basis für gesellschaftlichen Fortschritt"<ref>[http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-10C9149A-BAF64F4D/bst/hs.xsl/269.htm Webseite Bertelsmann Stiftung - Die Stiftung] abgerufen am 30.08.2011</ref> tritt für "weniger Staat" dafür mehr privates bürgerschaftliches Engagement ein. Für mehr Wettbewerb und mehr Effizienz, gerade innerhalb von staatlichen Bereichen, wie dem Hochschulwesen oder dem Gesundheitsbereich, ein. Mit ihren Mitteln (Rankings, Leistungsvergleiche) nimmt sie einen rein betriebswirtschaftlichen Blickwinkel auf den Gemeinwohlbereich ein. Als Stiftung ist sie dem Gemeinwohl verpflichtet. Sie definiert Gemeinwohl auf ihre Weise. Nach Mohns Vorstellung läßt sich die Gesamtgesellschaft wie die der Bertelsmann Konzern gestalten. Zufälligerweise nützt ihr Handeln auch der Bertelsmann AG. ==Organisationsstruktur und Personal== Die Stiftung beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Davon sind 185 im konkreten Projektmanagement tätig.<ref>[http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-DB35FAA8-838C8F30/bst/hs.xsl/2100.htm Webseite Bertelsmann Stiftung - Unsere Experten] abgerufen am 30.08.2011</ref> ===Vorstand=== ''(Stand August 2009)'' * Gunter Thielen (Vorsitzender des Vorstands, zugleich Aufsichtsratvorsitzender der [[Bertelsmann AG]]) * Liz Mohn (stellv. Vorsitzende, Witwe Mohns) * [[Jörg Dräger]], 2001-2008 parteiloser Senator für Wissenschaft und Forschung der Freien und Hansestadt Hamburg * Brigitte Mohn (Tochter Mohns) ===Kuratorium=== Das Kuratorium ist Beratungs- und Kontrollorgan, ähnlich einem Aufsichtsrat. * Dieter H. Vogel, Vorsitzender seit 08/2007, Gesellschafter der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft mbH (BVG), Geschäftsführender Gesellschafter der Lindsay Goldberg Vogel GmbH * Liz Mohn (hier ebenso stellv. Vorsitzende) * Werner J. Bauer, Generaldirektor der [[Nestlé]] AG * Wolf Bauer * Wulf H. Bernotat, ehem. Vorstandsvorsitzender der [[E.ON]] AG * Christoph Mohn (Sohn Mohns) * Eduardo Montes * Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung * Thomas Rauschenbach, Vorstandsvorsitzender und Direktor des Deutschen Jugendinstituts * Rolf Schmidt-Holtz, CEO von Sony Music Entertainment * Wolfgang Schüssel, Ex-Bundeskanzler der Republik Österreich * [[Klaus-Peter Siegloch]], Ex-ZDF-Journalist, seit 06/2011 Präsident des [[Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft|Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft]] (BDL) Quelle zur Organisationsstruktur:<ref>[http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps Webseite Bertelsmann Stiftung - Führungsgremien] abgerufen am 12.08.2011</ref> ===Stiftungsnahe Organisationen=== * '''[[Centrum für angewandte Politikforschung]] (CAP)''' Denkfabrik für Politikberatung; die zentrale Person des CAP, Direktor Werner Weidenfeld, war im Vorstand der Bertelmann Stiftung 1992-2007.<ref>[http://www.cap-lmu.de/ Webseite des CAP] abgerufen am 20.08.2011</ref> 2007 erfolgte Weidenfelds Rausschmiss aus dem Vorstand unter dem Anlass, da er private Bewirtungsbelege über die Bertelsmann Stiftung abgerechnet hatte. Also Spesenbetrug. Das Verfahren wurde gegen ein Geldbuße eingestellt. Die Bertelsmann Stiftung, als die mit Abstand wichtigste Drittmittelgeberin des CAP, will die bis 2010 laufenden Projektfinanzierungen nicht verlängern.<ref>[http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2007/10/31/a0023 Abgang des Vorzeige-Bertelsmanns] taz.de vom 31.10.2007, abgerufen am 20.08.2011</ref> Zuvor wurde das CAP mit jährlich rund 2,4 Mio. Euro von der Stiftung finanziert.<ref name="rb">[http://www.anti-bertelsmann.de/2007/baue0708.pdf Global Player Bertelsmann] Rudolph Bauer in: Blätter für deutsche und internationale Politik 8/2007, abgerufen am 22.08.2011</ref> * '''[[Centrum für Hochschulentwicklung]] (CHE)''' Gegründet 1994 von der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz. In Form einer gemeinnützige GmbH. Versteht sich selbst als eine Reformwerkstatt für das deutsche Hochschulwesen. *Leitung des CHE: [[Jörg Dräger]] und Frank Ziegele *Gesellschafter: Bertelsmann Stiftung, Stiftung zur Förderung der Hochschulrektorenkonferenz *Sitz in Gütersloh *Das Gesamtbudget beträgt ca. 3 Mio. Euro pro Jahr und wird etwa zur Hälfte von der Bertelsmann Stiftung finanziert. Quelle:<ref>[http://www.che.de Webseite des CHE] abgerufen am 30.08.2011</ref> Bekannt ist das CHE vor allem durch sein jährlich veröffentlichtes Hochschulranking gleicher Studiengänge an verschiedenen Hochschulen. * '''Centrum für Krankenhausmanagement (CKM)''' Das CKM wurde 1994 von der Bertelsmann Stiftung gegründet und ist der Uni Münster als Institut angegliedert. Selbstdarstellung: <blockquote> ''Ziel unserer Arbeit ist es, Wege aufzuzeigen, wie praxisbewährte Management-Methoden aus Industrie, Handel und Dienstleistungsbranche in Krankenhäusern und anderen Institutionen des Gesundheitswesens genutzt werden können. Wir stellen uns der Aufgabe, vermeintlich Unvereinbares in Einklang zu bringen: Qualitätssteigerung bei tendenziell sinkenden Kosten.'' </blockquote> Quelle:<ref>[http://www.wiwi.uni-muenster.de/ckm/consult/profil/ueber_uns/index.html Webseite des CKM - Über uns] abgerufen am 25.08.2011</ref> * '''Bertelsmann Wissenschaftsstiftung''' Diese Stiftung wurde im Juni 1995 durch die [[Bertelsmann AG]] gegründet. Sie fördert insbesondere die Wirtschaftswissenschaften sowie die Politik- und Sozialwissenschaften. Die Stiftung finanziert sich überwiegend aus Spenden der Unternehmensgruppe Bertelsmann. *Vorstand: Marc Wössner, Wolfgang Koeckstadt, Steven Moran Sie fördert das '''Reinhard-Mohn-Institut''' für Unternehmensführung und Corporate Governance an der Universität Witten/Herdecke, welches 2010 gegründet wurde.<ref>[http://www.bertelsmann-wissenschaftsstiftung.de/ Webseite der Bertelsmann Wissenschaftsstiftung] abgerufen am 30.08.2011</ref> Weiter gibt es enge Kontakte zu: *Akademie des Deutschen Buchhandels, München *Akademie zur Förderung der Manuellen Medizin, Münster *Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) *Medienakademie Köln *American Institute for Contemporary German Studies (AICGS), USA *[[Council on Foreign Relations]] (CFR), USA *Transatlantic Community Foundation Network (TCFN), USA Quelle:<ref name="rb">[http://www.anti-bertelsmann.de/2007/baue0708.pdf Global Player Bertelsmann] Rudolph Bauer in: Blätter für deutsche und internationale Politik 8/2007, abgerufen am 22.08.2011</ref> ==Finanzen== Im Geschäftsjahr 2010 betrug der Gesamtaufwand der Bertelsmann Stiftung 60,3 Mio. 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Einige Informationen dazu stehen unter: [http://www.mediatribune.de/besitzstaende/bertelsmann-zahltag-in-guetersloh Zahltag in Gütersloh] Media Tribune vom 24.05.2011 ==Lobbystrategien und Einfluss== Die Stiftung möchte die Gesellschaft gestalten bzw. umgestalten nach den Ideen Reinhard Mohns. Die Grundannahme Mohns(†2009) war, dass wirtschaftliche Effizienz und Gemeinschaftssinn nicht im Widerspruch zueinander stehen, sondern beides zugleich stattfinden kann. Er ging davon aus, dass der Aufstieg von Bertelsmann zu einem großen Medienkonzern in der Welt diesem Prinzip zu verdanken sei. Praktisch möchte er diese Prinzip in die Gesellschaft, in Staat und Politik, wirken. Es äußert sich in der Vorgabe des Leitbildes der Bertelsmann Stiftung: der Förderung von Wettbewerb und von bürgerschaftlicher Betätigung. Die Stiftung fördert dabei nur selbst definierte Projekte. Sie vergibt keine Stipendien und unterstützt auch keine Projekte Dritter, die sich an die Stiftung wenden. Seit ihrem Bestehen hat die Bertelsmann Stiftung rund 928 Mio. Euro für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt.<ref name="bs_df">[http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-05630B5C-BF5986D7/bst/hs.xsl/2094.htm Webseite Bertelsmann Stiftung - Daten und Fakten] abgerufen am 09.09.2011</ref> Sie arbeitet in den folgenden Themenbereichen: * Bildung, Schule und Universitäten * Gesundheitspolitik * Demographische Entwicklung * Arbeits- und Sozialpolitik * Aufbau einer europäischen Armee ===Mittel=== * '''Rankings und Leistungskennziffern''' ** Bertelsmann Transformation Index<ref>[http://www.bertelsmann-transformation-index.de/ Webseite des BTI]</ref>:ein zweijährlich ermitteltes Ranking von inzwischen 128 Staaten, das die Erfolge der Transformation dieser Länder hin zu Demokratie und Marktwirtschaft messen soll ** CHE Hochschulranking ** „Projektbüro Benchmarking“ 1999 im Auftrag des Kanzleramtes, von der Stiftung mitfinanziert, pries die dänische, niederländische und britische Arbeitsmarktpolitik als „Benchmark“, als Maßstab . Die beauftragten Experten forderten die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe und mehr Druck zur Arbeitsaufnahme<ref name="ts">[http://www.tagesspiegel.de/zeitung/macht-ohne-mandat/755580.html Macht ohne Mandat] Der Tagesspiegel vom 25.09.2006, abgerufen am 13.09.2011</ref> * '''Studien''' ** "Kommunikationsordnung 2000", Grundsatzpapier der Bertelsmann Stiftung von 1996, welches für Medienanbieter Selbstkontrollmechanismen anstatt staatlicher Aufsicht empfiehlt ** *'''Politische Beratung''' Gunter Thielen:''"Sie [die Bertelsmann Stiftung] soll aber darüber hinaus ihre Fähigkeit ausbauen, politische Entscheidungsträger direkt zu beraten"''<ref>Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Reformbilanz: 25 Jahre Bertelsmann Stiftung. Gütersloh März 2002, S. 26.</ref> * '''Seminare und Tagungen''', Treffen zwischen Beamten, Politikern und Bertelsmann-Experten ** International Bertelsmann Forum ** * '''Preise''' ** Carl Bertelsmann-Preis, Mit ihm "werden innovative Konzepte und nachahmenswerte Lösungsansätze in gesellschaftlichen Problemfeldern ausgezeichnet" *'''Kampagnen''' **2005 »Du bist Deutschland«, Kampagne deutscher Medienunternehmen für eine neue Aufbruchsstimmung in Deutschland, koordiniert von Bertelsmann<ref>[http://www.lobbycontrol.de/blog/index.php/2005/09/bist-du-deutschland/ Ab heute bist Du Deutschland] LobbyControl vom 26.09.2005, abgerufen am 11.09.2011</ref> **2007 »Unternehmen für die Region«, die Bertelsmann Stiftung zeichnet das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen aus ===Persönliche Verflechtung von Politik und Bertelsmann=== * [[Lobbyisten_im_Bundesministerium_für_Gesundheit#Bertelsmann_Stiftung|Bertelsmänner im Gesundheitsministerium]] * [[Tim Arnold]] (CDU), vom Bertelsmann-Manager zum Leiter der Hauptstadtvertretung des Landes NRW * [[Elmar Brok]] (CDU), EU-Parlamentarier, >>Mr.Bertelsmann in Brüssel<< * [[Franziska Brantner]] (Bündnis 90/Die Grünen), EU-Parlamentarierin * [[Caio Koch-Weser]], Berater der [[Deutsche Bank|Deutschen Bank]], Ex-hochrangiger Finanzbeamter, Ex-Mitglied im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung ==Fälle== ===Bertelsmanns Status der Gemeinnützigkeit=== Die Bertelsmann Stiftung gilt offiziell als "gemeinnützig" und genießt dadurch Steuervergünstigungen. Die Juristen Lindner, Krämer, Priehn stellen in einer Expertise<ref>[http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13431 Eine Expertise unabhängiger Juristen] Neue Rheinische Zeitung - Online-Flyer Nr. 183 vom 04.02.2009, abgerufen am 20.08.2011</ref> die Gemeinnützigkeit der Bertelsmann Stiftung in Frage. Sie fragen, ob der Tatbestand der Gemeinnützigkeit iSv. §§ 52 ff. Abgabenordnung (AO) erfüllt ist: * Die Bertelsmann Satzung lässt entgegen der Rechtsprechung des BFH nicht erkennen, dass die Stiftung ausschließlich selbstlose steuerbegünstigte Zwecke verfolgt. * Die Satzung enthält eine Art "Änderungsvorbehalt". Der Stiftungszweck ist de facto nach dem Stifterwillen beliebig änder- und erweiterbar. Das steht im Widerspruch zu §§ 52, 60 AO. * Zwischen der Bertelsmann Stiftung und der [[Bertelsmann AG]] sowie deren Tochterunternehmen bestehen vielfältige personelle Verflechtungen. Diese Gemengelage widerspricht dem Ausschließlichkeitsgebot § 56 AO, demnach eine Stiftung nur ihre steuerbegünstigten satzungsmäßigen Zwecke verfolgen darf. * Insbesondere die Dienstleistungen der Politikberatung zugunsten der [[Bertelsmann AG]] und deren Tochtergesellschaften sind in der Stiftungssatzung nicht einmal im Ansatz erwähnt. Es ist sichtbar, dass deren angestrebte Ziele gerade nicht "selbstlos" iSv. § 55 AO sind und darum nicht der Allgemeinheit dienen, sondern dem Stifter, seiner Familie und dem Konzern durch die Steuerersparnis für privatnützliche politische Aktivitäten zugute kommen. Das Ergebnis der Expertise ist, dass es sich um eine sog. politische Stiftung handelt, die nicht gemeinnützig ist. Die Förderung politischer Zwecke (Beeinflussung der politischen Meinungsbildung, Förderung politischer Parteien, Marktuntersuchungen für die zum Bertelsmann-Konzern gehörenden Unternehmungen und dergleichen) ist kein gemeinnütziger Zweck. ===Deregulierung für das Privatfernsehen=== In den neunziger Jahren hatte sich die Stiftung verstärkt dafür eingesetzt, dass Aufsichtsbehörden über das Privatfernsehen abgeschafft werden. Das Kartellamt sei ausreichend, um Wettbewerb zu gewährleisten. Zugleich entwickelte sich die RTL-Gruppe zum Gewinngaranten der [[Bertelsmann AG]].<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-73290134.html Mit Liz und Tücke] Der Spiegel vom 16.08.2010, abgerufen am 22.08.2011</ref> "Kommunikationsordnung 2000" Grundsatzpapier der Bertelsmann Stiftung zu Leitlinien der zukünftigen Kommunikationsordnung mit der Bertelsmann 1996 die Medienaufsicht unterminieren wollte empfiehlt Selbstkontrollmechanismen für Medienanbieter anstatt staatlicher Aufsicht Memorandum "Verantwortung im Internet" 500-Seiten mit dem die Stiftung vier Jahre später die Netzregulierung in Richtung der bei Unternehmern so beliebten %u2018freiwilligen Selbstkontrolle%u2019 drehte ===Öffentlich-Rechtliche Sender=== Während der Konzern durch die RTL-Gruppe Einfluss auf die gesendeten Inhalte der Sender der RTL-Gruppe hat, sind auch die öffentlich-rechtlichen Sender auf Führungsebene mit der Bertelsmann Stiftung verknüpft. U.a. ist der ehemalige stellvertretender Chefredakteur des ZDF und früher Leiter der Hauptredaktion Aktuelles und heutige Leiter des Washingtoner ZDF-Studios, [[Klaus-Peter Siegloch]] im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung. Der ehemalige ZDF Intendant [[Dieter Stolte]] sitzt auch im Kuratorium. [[Peter Frey]], Chefredakteur des ZDF ist Mitglied des [[Centrums für angewandte Politikforschung]](CAP). == Weiterführende Informationen == *nachdenkseiten.de: [http://www.nachdenkseiten.de/?cat=27 Rubrik "Krake Bertelsmann"] *bertelsmannkritik.de: [http://www.bertelsmannkritik.de/index.htm www.bertelsmannkritik.de] <ref>[http://www.anti-bertelsmann.de/2007/EinflussBertelsmannStiftung.pdf Untersuchung der politischen und gesellschaftlichen Einflussnahme der Bertelsmann Stiftung auf die Reformen im öffentlichen Bereich] Diplomarbeit von Susanne Schiller (2007), abgerufen am 30.08.2011</ref> == Einzelnachweise == <references/> [[Kategorie: Denkfabrik]]
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== Kurzdarstellung und Geschichte== |
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− | Der Unternehmenspatriarch des Bertelsmann Konzerns Reinhard Mohn gründete 1977 die Bertelsmann Stiftung. Er übereignete im Jahr 1993 |
+ | Der Unternehmenspatriarch des Bertelsmann Konzerns Reinhard Mohn gründete 1977 die Bertelsmann Stiftung. Er übereignete im Jahr 1993 die Mehrheit des Aktienkapitals der [[Bertelsmann AG]] an die Stiftung. |
Dadurch sparte Mohn gut zwei Milliarden Euro Erbschafts- oder Schenkungssteuer seiner Frau Liz Mohn und seinen Kindern Christoph Mohn und Brigitte Mohn.<ref name="ts">[http://www.tagesspiegel.de/zeitung/macht-ohne-mandat/755580.html Macht ohne Mandat] Der Tagesspiegel vom 25.09.2006, abgerufen am 13.09.2011</ref> |
Dadurch sparte Mohn gut zwei Milliarden Euro Erbschafts- oder Schenkungssteuer seiner Frau Liz Mohn und seinen Kindern Christoph Mohn und Brigitte Mohn.<ref name="ts">[http://www.tagesspiegel.de/zeitung/macht-ohne-mandat/755580.html Macht ohne Mandat] Der Tagesspiegel vom 25.09.2006, abgerufen am 13.09.2011</ref> |
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Ein weiterer Vorteil dieses Konstruktes ist, dass der Konzern nicht an Dritte verkauft werden kann, sondern - vermittelt durch die Bertelsmann Stiftung und weitere rechtliche Konstruktionen - in Händen der Familie Mohn bleibt. |
Ein weiterer Vorteil dieses Konstruktes ist, dass der Konzern nicht an Dritte verkauft werden kann, sondern - vermittelt durch die Bertelsmann Stiftung und weitere rechtliche Konstruktionen - in Händen der Familie Mohn bleibt. |
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+ | Die Bertelsmann Stiftung tritt für "weniger Staat" dafür mehr privates bürgerschaftliches Engagement ein. Für mehr Wettbewerb und mehr Effizienz, gerade innerhalb von staatlichen Bereichen, wie dem Hochschulwesen oder dem Gesundheitsbereich, ein. Mit ihren Mitteln (Rankings, Leistungsvergleiche) nimmt sie einen rein betriebswirtschaftlichen Blickwinkel auf den Gemeinwohlbereich ein. |
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Als Stiftung ist sie dem Gemeinwohl verpflichtet. Sie definiert Gemeinwohl auf ihre Weise. Nach Mohns Vorstellung läßt sich die Gesamtgesellschaft wie die der Bertelsmann Konzern gestalten. Zufälligerweise nützt ihr Handeln auch der Bertelsmann AG. |
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