Deutsches Institut für Altersvorsorge

    • Keine Statusinformation
Version vom 14. November 2012, 18:50 Uhr von E. Martin (Diskussion | Beiträge) (Kurzdarstellung und Geschichte)
Deutsches Institut für Altersvorsorge (DIA)
[[Bild:<datei>|center]]
Rechtsform GmbH
Tätigkeitsbereich Lobbying für die Privatrente
Gründungsdatum <text>
Hauptsitz Lindenstr. 14, 50674 Köln
Lobbybüro
Lobbybüro EU <text>
Webadresse http://www.dia-vorsorge.de


Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) ist eine von der Deutschen Bank und ihren Tochterfirmen finanzierte Einrichtung, die sich auf ihrer Website als "Denkfabrik zur Stärkung der privaten Altersvorsorge" bezeichnet.
In den Medien werden beim Thema "Gesetzliche Rentenversicherung" oft Studien des DIA herangezogen, ohne den Hinweis auf die dahinterstehenden Geldgeber und Interessen solcher Studien. Das Interesse der Banken- und Versicherungsbranche ist naturgemäß eine Ausweitung der Geldanlage in private Altersvorsorgeprodukte der Branche.


Kurzdarstellung und Geschichte

Das DIA ist 1997 von der Deutsche Bank gegründet worden. Geschäftsführer war bis August 2012 Bernd Katzenstein, zuvor Chefredakteur des Verbrauchermagazins "DM". Katzenstein betreute von 1995 - 2007 außerdem als Chefredakteur das Kundenmagazin des Finanzdienstleisters MLP AG.[1]. Als wissenschaftlicher Berater wurde bei der Gründung Prof. Meinhard Miegel engagiert, der von 2003 bis 2010 dem Konzernbeirat des Versicherungskonzerns AXA angehörte. 1998 wurde die erste Studie "Renditen der gesetzlichen Rentenversicherung im Vergleich zu alternativen Anlageformen" vorgestellt. Verfasser waren die Professoren Meinhard Miegel und Bernd Raffelhüschen (Aufsichtsratsmitglied der Ergo Versicherungsgruppe und Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) sowie Reinhold Schnabel (u.a. Gutachter und Berater für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft[2]). Das DIA hat in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Professoren, die meist der Versicherungswirtschaft und/oder Finanzdienstleistern nahestehen, eine Vielzahl von Studien, u. a. zu den Reformen der Sicherungssysteme, zur Vorsorgebereitschaft der verschiedenen Altersgruppen und zur Psychologie der Sparer veröffentlicht.

Organisationsstruktur und Personal

Gesellschafter und Kooperationspartner

(Quelle: [3]))

Die Gesellschafter des Instituts sind:

  • Deutsche Bank AG
  • Deutsche Bank Bauspar AG
  • DWS Investment GmbH
  • Deutscher Herold AG (ehemalige Tochter der Deutschen Bank, inzwischen von der Zurich Gruppe Deutschland übernommen)

Kooperationspartner ist die Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG

Geschäftsführer

Sprecherkollegium

(Quelle: [6])

  • Prof. Dieter Weirich ist für die Lobbyarbeit zuständig (Strategische Kommunikation/Gesellschaftspolitik; dazu gehören auch Kontakte mit Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, Verbänden und Organisationen). Er ist
    • ehemaliger Landtags- und Bundestagsabgeordneter der CDU
    • ehemaliger Intendant des Senders "Deutsche Welle"
    • ehemaliger Kommunikationschef Fraport AG und HSE AG
    • Vorsitzender des Beirats der Journalistenakademie der Konrad-Adenauer-Stiftung
  • Klaus Morgenstern (Chefredakteur Dienste) ist ehemaliger Chefredakteur der Finanzfachzeitschrift "portfolio international"

Beirat

Vorsitzender des Beirats:

  • Ulrich Stephan, Managing Director der Deutschen Bank Privat- und Geschäftskunden AG

Verbindungen

  • Meinhard Miegel, 1997-2006 Wissenschaftlicher Berater des Deutschen Instituts für Altersvorsorge[7]
  • Bernd Raffelhüschen erstellt Studien für das DIA. In der Studie "Soziale Pflegeversicherung heute und morgen" von 2011 tritt er gegen die gesetzliche Pflegeversicherung ein. Er schlägt im Pflegefall eine einjährige Karenzzeit vor, währenddessen die Pflegebedürftigen ihre Pflegekosten allein tragen sollen - oder mit Hilfe einer privaten Zusatzversicherung.[8]

Finanzen

Finanzierung, Ressourcen, Geldgeber, Kunden


Lobbystrategien und Einfluss

Jahr Studien des DIA:[9] Autoren
2011 "Zukunftstrends in der Altersvorsorge" Matthias Horx/ Christian Rauch
2011 "Soziale Pflegeversicherung heute und morgen" Bernd Raffelhüschen u.a.
2008 "Die Pflegeversicherung in der Krise" Bernd Raffelhüschen u.a.
2001 "Rentenreform 2001 - Auf dünnem Eis gebaut" Meinhard Miegel u.a.


Fallstudien und Kritik

Fragwürdige Methoden beim Renditevergleich von gesetzlicher Rentenversicherung und alternativen Anlageformen

Bereits 1998 kritisierte DIE ZEIT den in der ersten Studie des DIA dargelegten Renditevergleich zwischen der gesetzlichen Rentenversicherung und Wertpapieren sowie Lebensversicherungen: "Die Verfasser haben ihr Rechenmodell so geformt, daß rauskommen mußte, was wohl rauskommen sollte: Die Rendite der gesetzlichen Rentenversicherung tendiert danach zukünftig bestenfalls gegen Null, der Kauf von Aktien ist die rentierlichste Form der Altersvorsorge - eine aus Werbekampagnen der Kreditwirtschaft altbekannte Botschaft."[10]

2008 wiesen Bert Rürup (damaliger Vorsitzender des Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) und Herbert Rische (Präsident der Deutschen Rentenversicherung Bund) in einer gemeinsamen Erklärung auf die fragwürdigen Methoden hin, mit denen das DIA die Rendite für die gesetzliche Rentenversicherung berechnete.[11] So bringe das DIA bei seinen Renditeberechnungen auch eine zukünftige Geldentwertung in Ansatz, was notwendigerweise zu niedrigeren, realen Renditen führe. Bei Altersvorsorgeprodukten der Finanz- und Versicherungswirtschaft ließen die Anbieter bei ihren Renditeberechnungen dagegen die Inflation regelmäßig unberücksichtigt. Problematisch sei auch der vom DIA vorgenommene Vergleich der Rendite in der gesetzlichen Rentenversicherung mit Renditen von Finanzprodukten wie Anleihen oder Fonds. Bei der Berechnung der Renditen dieser Produkte habe das DIA das biometrische Risiko der Langlebigkeit vollkommen ausgeblendet.

2005: Die Privatvorsorge-Lobby auf SPIEGEL ONLINE

SPIEGEL ONLINE berichtet in alarmierendem Ton über die (angeblich mangelhafte) Altersversorgung.[12] Dabei bezieht sich der Bericht allein auf eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). SPIEGEL ONLINE unterlässt es, auf die dahinterstehenden Geldgeber des DIA, mithin die Interessen der Deutschen Bank hinzuweisen. Der Beitrag mündet zwangsläufig in der nicht formulierten Empfehlung: Jetzt hilft nur noch Privatvorsorge.[13]

Weiterführende Informationen

Holger Balodis/Dagmar Hühne: die Vorsorgelüge - Wie Politik und private Rentenversicherungen uns in die Altersarmut treiben, Berlin 2012

Einzelnachweise

Anhänge

Diskussionen