International Life Sciences Institute

    • Keine Statusinformation
Version vom 3. Juni 2016, 13:08 Uhr von Mareike (Diskussion | Beiträge) (2016: Glyhosat Unbedenklichkeit)
International Life Sciences Institute
Rechtsform Gemeinnützige Organisation (USA)
Tätigkeitsbereich
Gründungsdatum 1978
Hauptsitz Washington D.C., USA
Lobbybüro
Lobbybüro EU Avenue E. Mounier 83, Box 6, 1200 Brüssel
Webadresse ilsi.org/Europe

Das International Life Sciences Institute (ILSI) ist eine einflussreiche Lobbyorganisation im Lebensmittelbereich, die von Unternehmen der Lebensmittel-, Chemie- und Gentechnikindustrie gegründet worden ist. Die Mitgliedsunternehmen treffen die Grundsatzentscheidungen, wählen den Vorstand und finanzieren das Institut zum ganz überwiegenden Teil.

Wegen seiner Industrienähe und der Verflechtungen mit staatlichen Aufsichtsbehörden ist das ISLI in die Kritik geraten. Die Vorsitzende des EFSA-Verwaltungsrats, Diana Banati wechselte im Mai 2012 zurück zur ILSI als Geschäftsführerin.[1] Banati war 18 Monate zuvor von ihrem Posten als Vorstand beim ILSI zurückgetreten – da ihre Lobbytätigkeit offensichtlich in Konflikt mit ihren Aufgaben bei der EFSA stand.


Lobbystrategien und Einfluss

Das ISLI, das bestreitet, eine Lobbyorganisation zu sein, bringt Wissenschaftler aus der Industrie mit Wissenschaftlern aus Regulierungsbehörden in ihren Gremien sowie Arbeits- und Exspertengruppen zusammen. Dadurch erhält es die Möglichkeit, Gesetze, Verordnungen und Empfehlungen, die die Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen berühren, mittelbar zu beinflussen.[2][3] So erklärt sich das erhebliche finanzielle Engagement der Industrie beim ILSI. ILSI Europe ist als Koordinator und Teilnehmer in die folgenden laufenden EU-Projekte eingebunden: Siebtes Rahmenprogramm (COSMOS, EFFORT, EuroDISH, IFAAM, NutriTech, PATHWAY-27, TDS Exposure) und Horizon 2020 (SUSFANS).[4]

Arbeitsgruppen (Task Forces) werden gebildet, wenn der Vorschlag vom Vorstand (Board of Directors) bestätigt wird und die Unterstützung von mindestens fünf Mitgliedsunternehmen erhält.[5] Sie werden von den unterstützenden Mitgliedsunternehmen finanziert und werden aufgelöst, wenn das Programm beendet ist oder wenn sie nicht mehr von mindestens fünf Mitgliedsunternehmen unterstützt werden. Damit können die Mitgliedsunternehmen - und nicht die Wissenschaftler - Arbeitsgruppen initiieren und auflösen, falls ihnen die Ergebnisse nicht genehm sind.

Fallstudien und Kritik

2016: Glyhosat Unbedenklichkeit

Im Mai gab das WHO-Fachgremium Joint FAO/WHO Meeting on Pesticide Residues (JMPR) bekannt, das umstrittene Pflanzengift Glyphosat sei unbedenklich. 2 Mitglieder des JMPR, Alan Boobis und Angelo Moretto haben hohe Positionen beim ILSI. Boobis ist u.a. Vize-Präsident des ILSI Europe. Moretto ist Vorstandsmitglied eines zu ILSI gehörenden Instituts. [6] Während Alan Boobis und Angelo Moretto vor einigen Jahren aufgrund ihrer engen industriellen Verbindung aus der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit ausgeschlossen wurden, sind sie trotz ihrer Nähe zur Industrie weiterhin Teil des JMPR.[7] Im Jahr 2012 erhielt ILSI rund eine Million US$ an Zuwendungen von dem Glyphosathersteller Monsanto und vom Weltdachverband der Gentechnik- und Agrochemieindustrie, CropLife International.[8] Aufgrund dieses massiven Einflusses auf Gremien und Wissenschaft ist eine kritische und unabhängige Risikobewertung von Glyphosat seitens des Joint FAO/WHO Meeting on Pesticide Residues nicht zu erwarten.

Verstrickung mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)

Mehrere Mitglieder der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stehen bzw. standen in engem Kontakt zu der ILSI, etwa Diána Bánáti, Milan Kovác, Harry Kuiper, Gijs Kleter und Alfonso Lampen. Diese personellen Verflechtungen lassen an der Objektivität der Agentur EFSA Zweifel aufkommen und wecken die Befürchtung, dass ILSI durch seine industrienahen Experten die Risikobewertungen von EFSA in eine für Verbraucher bedenkliche Richtung beeinflusst.[9]

Der Präsident des Max Rubner-Instituts als ILSI-Aktivist

Gerhard Rechkemmer ist Präsident des Max Rubner-Institut (MRI), dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, das das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) berät. Forschungsschwerpunkt des MRI ist der gesundheitliche Verbraucherschutz im Ernährungsbereich. Zugleich ist Präsident Rechkemmer hoher Funktionär bei der Lobbyorganisation ILSI. Seit 2012 sitzt er im „Board of Directors“ von ILSI Europe und seit 2013 ist er Mitglied des "Board of Trustee" von ILSI Global. [10] Weiterhin ist er Mitglied in der ILSI-„Task Force“ für Gesundheitsnahrung („Functional Food“). [11] Weitere Mitglieder waren Ende 2015 mit einer Ausnahme Vertreter der Lebensmittel-, Chemie- und Gentechnikindustrie.

Organisationsstruktur und Personal

In der Generalversammlung ("General Assembly"), in der ausschließlich die Mitgliedsunternehmen vertreten sind, werden die grundlegenden Entscheidungen getroffen. Sie wählt auch den Vorstand ("Board of Directors"), der seinerseits die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats ("Scientific Advisory Committee") ernennt.[12][13]

Kuratorium (Board of Trustees) von ILSI Global

Peter van Bladeren (Präsident von ILSI Global)
  • Nestlé Research Center
Alan Boobis (Vorsitzender des ILSI Board of Trustees)
Gerhard Eisenbrand
  • Präsident von ILSI Europe
Gerhard Rechkemmer
Weitere Mitglieder: Sushila Chang, Michael Doyle, Adam Drewnowski, Catherine Field, Ernie Harpur, Takeshi Kimura, Ik-Boo Kwon, Serrine Lau, Josette Lewis, Joanne Lupton, Teruo Miyazawa, Ivonne Rietjens, B. Sesikeran, Geoff Smith, Lewis Smith, Sara Valdés Martínez, Ken Wallace, Connie Weaver,

Weitere Mitglieder sind Vertreter folgender Unternehmen: Mondelēz, Procter&Gamble, Dupont, Nestlé, Syngenta Crop Protection, Monsanto, DSM, General Mills, Planitox

(Stand: Mai 2016) Quelle: [15]


Vorstand (Board of Directors) ILSI Europe

Gerhard Eisenbrand (Präsident von ILSI Europe)
Alan Boobis (Vizepräsident von ILSI Europe)
Klaus Grunert
  • University of Aarhus
Dietrich Knorr
Gerhard Rechkemmer
Weitere Mitglieder: Albert Flynn, Mike Gibney, Richard Hurrell, Árpád Somogyi

Weitere Mitglieder sind Vertreter folgender Unternehmen: Nestlé, Mars, DSM, Unilever, Coca-Cola, Arla Foods, PepsiCo, McDonalds, Johnson & Johnson, DuPont Nutrition & Health

(Stand: Mai 2016) Quelle: [18]


Wissenschaftlicher Beirat (Scientific Advisory Committee) ILSI Europe

Gerhard Eisenbrand (Präsident)
Alan Boobis (Vize-Präsident)
Weitere Mitglieder: Philip Calder, Louise Dye, Irfan Erol, Vincenzo Fogliano, Ivonne Rietjens, Wim Saris, Gregorio Varela-Moreiras

Weitere Mitglieder sind Vertreter folgender Unternehmen: Barilla G&R Fratelli, Cargill, Danone, Ülker Bisküvi, Institut Mérieux, Firmenich, General Mills, Südzucker / BENEO Group

(Stand: Mai 2016) Quelle: [19]

Geschäftsführung

Executive and Scientific Director Diana Banati
Assistant Director Stephane Vidry

(Stand: Mai 2016) Quelle: [20]

Mitgliedsunternehmen ILSI Europe (Auswahl)

BASF Coca-Cola Europe Danone
Dow Europe DSM Merck Consumer Healthcare
Nestlé Monsanto Europe Pfizer Consumer Healthcare
Südzucker Unilever

Quelle: [21]

Finanzen

Das International Life Sciences Institute hatte 2014 ein Gesamtbudget von 20 Mio. €. 68 % davon wurden über Mitgliedsbeiträge eingenommen.[22]

Kurzdarstellung und Geschichte

Das International Life Sciences Institute wurde 1978 in Washington D.C. in den USA gegründet. Mittlerweile gibt es weltweit 15 Filialen in einzelnen Ländern oder Regionen. Darunter eine für Europa.

Weiterführende Informationen

Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

https://www.lobbycontrol.de/newsletter-lobbypedia/https://twitter.com/lobbycontrolhttps://www.facebook.com/lobbycontrolhttps://www.instagram.com/lobbycontrolVernetzen

Einzelnachweise

  1. EFSA Management Board Chair resigns abgerufen am 25.05.2012
  2. Hans-Ulrich Grimm: Was treibt die ILSI mit EFS, Greenpeace-Magazin Ausgabe 5.12, abgerufen am 26. 03. 2016
  3. The International Life Sciences Institute (ILSI), a corporate lobby group Corporate Europe Observatory - May 2012, corporateeurope.org, abgerufen am 13.04.2016
  4. EC-funded Projects, Webseite ILSI, abgerufen am 13. 04. 2016
  5. Task Forces, Webseite ILSI. abgerufen am 13. 04. 2016
  6. Möglicher Interessenskonflikt bei Pflanzenschutzmittel-Bewertung Zeit-Online vom 18. Mai 2016, abgerufen am 19.05.2016
  7. [http://www.testbiotech.org/node/1649 Glyphosat: Wissenschaft als Spielball der Industrie] Pressemitteilung von TestBiotech vom 31. Mai 2016, abgerufen am 3. Juni 2016
  8. UN/WHO panel in conflict of interest row over glyphosate cancer risk The Guardian vom 17. Mai 2016, abgerufen am 3. Juni 2016
  9. Conflicts on the Menu, www.corporateeurope.org, aufgerufen am 17.09.2012
  10. Präsident, Webseite MRI, abgerufen am 04.12.2015
  11. Functional Foods Task Force Members, Webseite ISLI, abgerufen am 04.12.2015
  12. General Assembly, Webseite ILSI, abgerufen am 13. 04. 2016
  13. Scientific Advisory Committee, Webseite ILSI, abgerufen am 13. 04. 2016
  14. 14,0 14,1 14,2 JOINT FAO/WHO MEETING ON PESTICIDES RESIDUES (JMPR) - List of experts WHO Webseite, abgerufen am 19.05.2016
  15. Leadership and Supporting Companies Webseite ILSI, abgerufen am 19.05.2016
  16. Verdeckte Einflussnahme durch „Gen-Lobby“ in Deutschland Webseite Testbiotech vom 24. Mai 2012, abgerufen am 13.06.2012
  17. Kerstin Kohlenberg und Yassin Musharbash: Forschungsfinanzierung: Die gekaufte Wissenschaft, ZEIT online vom 1. August 2013, abgerufen am 21. 03. 2016
  18. Board of Directors Webseite ILSI, abgerufen am 19.05.2016
  19. Scientific Advisory Committee Webseite ILSI, abgerufen am 19.05.2016
  20. Organigramme of ILSI Europe as of May 2016 Webseite ILSI, abgerufen am 17.05.2016
  21. ILSI Europe Membership, ilsi.org, abgerufen am 04.12.2015
  22. 2014 Annual Report, ilsi.org, abgerufen am 14.04.2016

Anhänge

Diskussionen