August von Finck
August von Finck junior ist ein deutscher Unternehmer, der in der Vergangenheit mehrfach durch hohe Parteispenden und die Unterstützung rechter oder konservativer Parteien und Organisationen aufgefallen ist. Sein Vermögen wird vom Manager Magazin auf 5,5 Mrd. Euro geschätzt, damit liegt er in deren Ranking der reichsten Deutschen auf Platz 22.[1] In der Forbes-Liste wird er etwas höher auf 8,6 Mrd. US-Dollar und Rang 167 weltweit geschätzt. (Stand: 22.11.2018)[2]
Zu seinen Firmen-Beteiligungen gehören u.a. Mövenpick, von Roll und SGS.[1] Über die Custodia Holding AG hält er u.a. Anteile an dem Ölkonzern Royal Dutch Shell, dem finnischen Energieversorger Fortum, dem australischen Baukonzern Cimic und den Unternehmen Allianz, Nestlé und Swiss Re (Stand: Dez 2017).[3] Zudem besitzt von Finck im größeren Umfang Immobilien und Ländereien.[4]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Politisches Wirken
- 1.1 Unterstützung für Bund Freier Bürger, 90er Jahre
- 1.2 Initiative für Haider, 2000
- 1.3 Spenden an die CSU, besonders 2002
- 1.4 Unterstützung des Bürgerkonvent, 2003
- 1.5 "Mövenpick-Spenden", 2008 und 2009
- 1.6 Ludwig von Mises-Institut, ab 2012
- 1.7 Indizien für verdeckte Unterstützung der AfD, 2013 und später
- 2 Verbindungen und Netzwerke
- 3 Weiterführende Informationen
- 4 Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
- 5 Einzelnachweise
Politisches Wirken
Unterstützung für Bund Freier Bürger, 90er Jahre
Finck unterstützte nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" die Partei des rechtsgerichteten Manfred Brunner, den Bund Freier Bürger (BFB), von 1992 bis 1998 mit etwa 8,5 Millionen Mark (4,3 Millionen Euro) in bar. Manfred Brunner erklärte einmal, der Baron habe ihn zu einer festen Größe im politischen System Deutschlands machen wollen. Davon ausgehend, dass Brunner keine Parteispenden erhalten habe, sondern geschenktes Geld, erwirkte die Staatsanwaltschaft München I einen Strafbefehl wegen Steuerhinterziehung. Brunner akzeptierte die Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung samt der Auflage von 6000 Euro.[5] Der Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler bezeichnet den Bund freier Bürger als eine Art „rechte Vorläuferpartei“ der Alternative für Deutschland (AfD) mit „frappierenden Ähnlichkeiten“, insbesondere bezüglich personeller Überschneidungen, der politischen Ausrichtung und inhaltlichen Forderungen.[6]
Initiative für Haider, 2000
Als die FPÖ unter Jörg Haider im Jahre 2000 das erste Mal an der österreichischen Regierung beteiligt war, unterstützte von Finck gemeinsam mit der Unternehmerin Christiane Underberg, Rudolf Miele (Mielewerke Güthersloh), Joachim Weinling-Hagenbeck (Tierpark Hamburg) eine Initiative, die sich gegen EU-Sanktionen gegen Österreich wandte.[7] Die EU-14-Staaten hatten als Reaktion auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ bilaterale Maßnahmen erlassen: Die bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und den 14 restlichen EU-Ländern sollten eingestellt werden und Botschafter nur noch auf einer technischen Ebene empfangen werden. [8]
Spenden an die CSU, besonders 2002
Finck spendete lange Jahre große Summen an die CSU. Besonders hoch waren die Spenden 2002, dem Jahr als der CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber als Kanzlerkandidat der Union gegen Schröder antrat. Damals flossen gut 1.6 Mio. Euro über verschieden Firmen aus dem Finck'schen Netzwerk an die CSU. [9] Laut Süddeutscher Zeitung flossen von 1998 bis 2008 insgesamt 3,7 Millionen Euro an die CSU, überwiesen von mehreren kleinen Firmen, die zu Fincks Firmenimperium gehören.[10]
Unterstützung des Bürgerkonvent, 2003
Finck unterstützte im Jahre 2003 eine millionenschwere Werbekampagne der Vereinigung BürgerKonvent. Es gab zwar noch weitere Geldgeber, den großen Teil der sechs Millionen Euro finanzierte Finck nach Informationen des Manager Magazins jedoch selbst. [11] Der Bürgerkonvent wurde von Meinhard Miegel und Gerd Langguth gegründet, im Gründungs-Vorstand war zudem der Münchner Anwalt Andreas Busse.[12] Zu den Gründungsmitgliedern gehörte auch der Anwalt Brun-Hagen-Hennerkes, der offizieller Stifter der Stiftung Familienunternehmen ist.[13] Später wurde die heutige stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion Beatrix von Storch als Vorstandsmitglied gewählt. Der BürgerKonvent versuchte, in Anlehnung an Bürgerinitiativen über Kampagnen und lokale Organisationen wirtschaftsliberale Positionen populär zu machen. Mit den Kampagnen sollte Druck auf die Politik erzeugt werden, marktradikale Positionen (Deregulierungen, Abbau des Kündigungsschutzes, Privatisierung der Altersvorsorge und des Gesundheitswesens) umzusetzen.[12]
"Mövenpick-Spenden", 2008 und 2009
2008 und 2009 wurden CSU und FDP mit großen Spenden von Finck-Firmen bedacht. Die FDP erhielt nach Spiegel-Informationen binnen eines Jahres 1,1 Millionen Euro von der Düsseldorfer Substantia AG. Diese Summe ist eine der höchsten Parteispenden in der Geschichte der Freidemokraten und wurde 2008 und 2009 in drei Teilspenden überwiesen, 2008 noch unter dem Namen VM Holding AG. Die CSU hatte zwei Großspenden kurz vor der bayrischen Landtagswahl 2008 erhalten: eine Spende über 430.000 Euro, eine zweite über 390.000 Euro.[14]
Die Spenden und ihre Verbindung zu Finck lösten damals eine große Debatte aus: denn CSU und FDP hatten sich in den Koalitionsverhandlungen 2009 für die neue schwarz-gelbe Bundesregierung für eine Senkung der Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen eingesetzt. Die Firma Mövenpick, die von der Familie von Finck kontrolliert wird, betreibt selbst mehrere Hotels.[15]
Ludwig von Mises-Institut, ab 2012
Das Ludwig von Mises Institut residiert in München in den gleichen Räumen wie die Finck'sche Hauptverwaltung. Im August 2012 wurde es in den Räumen von Dr. Kleeberg & Partner gegründet.[16] Die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfergesellschaft übernimmt auch die Prüfung von Finck-Firmen wie der Custodia Holding AG.[17] Präsident des Instituts ist Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH (Teil des Finck'schen Firmen-Netzwerks).[18] Das Institut propagiert marktradikale Ideen: Die Autoren des Instituts wenden sich gegen die Erbschaftssteuer, gegen ein angeblich drohendes Bargeldverbot und generell gegen jede staatliche Einmischung in das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben. Ziel ist die unbedingte Achtung des Privateigentums.[19]
Das Institut ist nicht mit dem Mises-Institute in Auburn, Alabama (USA) zu verwechseln, auch wenn es offensichtlich enge Kontakte gibt und z.B. Artikel des Mises-Institute ins Deutsche übersetzt und publiziert werden.
Indizien für verdeckte Unterstützung der AfD, 2013 und später
Recherchen von Spiegel und WOZ sowie NDR/WDR/SZ legen nahe, dass von Finck mit seinen Beratern in die verdeckte Finanzierung der AfD verwickelt ist. Laut Spiegel gibt es klare Indizien, dass der Milliardär August von Finck über die PR-Agentur Wordstatt GmbH 2013 AfD-Veranstaltungen finanziert hat. Zudem war ein Bevollmächtigter Fincks offenbar in die Konzeption des Deutschland-Kuriers eingebunden, der seit 2017 für die AfD wirbt.[20]
Verbindungen und Netzwerke
Hayek-Gesellschaft
Die von Finck'schen Familiengesellschaften, der unter anderem die Hotelkette Mövenpick und viele andere Gesellschaften gehören, sind Mitglieder der Friedrich A. von Hayek - Gesellschaft.[21] Christophe Lüttmann, Leiter der Niederlassung Düsseldorf des Finck-Unternehmens Degussa Goldhandel GmbH, ist Vorsitzender des Hayek-Clubs Münsterland.[22][23] Partner des Hayek-Clubs Münsterland sind u.a. das Ludwig von Mises Institut Deutschland und das Mises Institute, Auburn/USA.
Atlas Initiative
Markus Krall, Mitglied und Sprecher der Geschäftsführung des Finck-Unternehmens Degussa Goldhandel GmbH, ist Gründer und Vorsitzender der rechtslibertären Atlas-Initiative, deren Ziel nach Auffassung des Publizisten Andreas Kemper der Sturz der Regierung ist.[24]
Stiftung Familienunternehmen
Die Finck'schen Familien-Gesellschaften unterstützten die „Berliner Erklärung der Familienunternehmen zur Krise des Euro“ der Stiftung Familienunternehmen. Diese Erklärung wurde im Kontext der sogenannten WELT-Währungskonferenz verfasst, welche die Stiftung gemeinsam mit der WELT-Gruppe am 27. Juni 2011“ veranstaltete.[25]
Degussa und Goldhandel der AfD
Finck war er laut Spiegel über seine Firma Degussa Goldhandel an einem lukrativen Goldhandel der Partei ("AfD-Goldshop") beteiligt.[26] Finck hatte zuvor die Namensrechte des historisch belasteten Degussa-Konzerns erworben, um ihn für seine eigene Firma zu nutzen.
Weiteres
Fincks Frau Francine engagierte sich in der Stiftung der Strauß-Tochter Monika Hohlmeier. [27]
Weiterführende Informationen
Andreas Kemper: Atlas-Initiative - Teil 1, Mai 2020
Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Manager Magazin: Die 1001 reichsten Deutschen, Sonderheft 2018. S. 23
- ↑ #167 August von Finck, Forbes, abgerufen am 26.11.2018
- ↑ Geschäftsbericht 2017, Custodia Holding AG, S. 29f.
- ↑ Vgl. u.a. August Baron von Finck: Patriarch und Phantom - Münchens heimlicher Herrscher, Abendzeitung, 18.1.2018, abgerufen am 26.11.2018
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Der freie Bürger und sein Edelmann, 10.10.2002, S.9. Siehe auch: Edelmann ohne Fortune, manager-magazin online, abgerufen am 26.11.2018
- ↑ Alexander Häusler, Rainer Roeser (2015): Die rechten ›Mut‹-Bürger. Entstehung, Entwicklung, Personal & Positionen der »Alternative für Deutschland«. VSA, Hamburg, S. 28–32.
- ↑ Wien, Wien, du bist nicht allein! focus.de am 26.06.2000, abgerufen am 26.11.18
- ↑ Als Österreich der Buhmann der EU war derstandard.at, 21.01.2010, abgerufen am 26.11.18
- ↑ Spenden der DSK Grundbesitzverwaltungs GmbH, Mercator Verwaltung GmbH, Pacelli Beteiligungs GmbH & Co. KG, Pacelli Immobilien GmbH, Versicherungs- und Wirtschaftsdienste GmbH laut Lobbypedia-Parteispenden-Datenbank auf Basis des CSU-Rechenschaftberichts 2002. Siehe auch: Süddeutsche Zeitung: Spendables Imperium, 30.01.2009, S.33
- ↑ Große Geschenke erhalten die Freundschaft Spiegel Online vom 16.1.2010, abgerufen am 26.11.18
- ↑ Der geheime Finanzier manager-magazin online vom 14.12.2005, abgerufen am 26.11.18
- ↑ 12,0 12,1 Rudolph Speth: Der BürgerKonvent - Kampagnenprotest von oben ohne Transparenz und Bürgerbeteiligung, hrsg. Hans Böckler Stiftung, S. 14
- ↑ Protokoll der Gründungsversammlung des BürgerKonvent, 24.3.2003.
- ↑ Große Geschenke erhalten die Freundschaft Spiegel Online vom 16.1.2010, abgerufen am 26.11.18
- ↑ Siehe zu der Debatte u.a. Große Geschenke erhalten die Freundschaft Spiegel Online vom 16.1.2010 oder Hotel-Unternehmer spendet FDP 1,1 Millionen Euro, FAZ online vom 17.1.2010, alle abgerufen am 26.11.18
- ↑ Protokoll über die Gründung des Ludwig von Mises Deutschland Institut, S.1
- ↑ Vgl. http://www.custodia-ag.de/Berichte/Geschaeftsberichte/CUSTODIA_GB_2017.pdf Geschäftsbericht 2017], Custodia Holding AG, S. 29f.
- ↑ Webseite des Ludwig van Mises-Instituts, abgerufen am 26.11.2018
- ↑ Siehe unter anderem die Selbstdarstellung des Instituts und Texte wie "Fort mit der Erbschaftssteuer" oder "Wen die angestrebte Bargeldabschaffung an George Orwells 'Big Brother'-Dystopie erinnert, der ist nicht notwendigerweise paranoid", alle abgerufen am 29.11.2018.
- ↑ Goldene Zeiten, Spiegel vom 24.11.2018, S.15-22, Spur führt zu Milliardär von Finck, WOZ online vom 23.11.2018 sowie Spur zu Münchner Milliardär?, Tagesschau online vom 23.11.2018, abgerufen am 26.11.2018
- ↑ Islamhetze per Mail tagesschau.de am 23.01.2018, abgerufen am 26.11.18
- ↑ Willkommen beim Hayek-Club Münsterland, freiheitswerte.de, abgerufen am 24.08.2021
- ↑ Goldankauf boomt, degussa-goldhandel vom 04.11.2020, abgerufen am 24.08.2021
- ↑ Atlas Initiative - Teil 1, andreaskemper.org vom 12.05.2020, abgerufen am 23.08.2021
- ↑ Berliner Erklärung der Familienunternehmen zur Krise des Euro (pdf), Webseite des Hauptstadtbriefs, abgerufen am 26.11.2018
- ↑ Der Milliardär und die AfD. Wie geheime Spenden die Rechtspopulisten groß machten, Der Spiegel Heft 48/2018 vom 23. November 2018
- ↑ Milliardär in Vaters Schatten Spiegel Online vom 05.07.1993, abgerufen am 26.11.18