Bertelsmann SE

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Bertelsmann SE & Co. KGaA
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Branche Medien
Hauptsitz Carl-Bertelsmann-Str. 270, 33311 Gütersloh
Lobbybüro Deutschland Unter den Linden 1, Berlin
Lobbybüro EU Chaussée d‘Etterbeek 166, 1040 Brussels
Webadresse www.bertelsmann.de


Die Bertelsmann SE & Co. KGaA ist größtes Medienunternehmen Europas. Dennoch ist sie nach wie vor ein Familienunternehmen, welches mit einem juristischen und personellen Geflecht durch die Unternehmerfamilie Mohn kontrolliert wird.
Während die Bertelsmann Stiftung langfristigen Einfluß auf die Gesellschaft nimmt, kann das Unternehmen durch die Medienmacht ihrer Fernseh-, Radiosender und Printprodukte direkten Einfluss auf die öffentliche Meinung ausüben.

Im August 2012 erfolgte ein Wechsel der Rechtsform von einer Aktiengesellschaft in eine "Kommanditgesellschaft auf Aktien mit einer SE (Societas Europaea) als geschäftsführender Gesellschafterin".[1]


Kurzdarstellung und Geschichte

  • 1835 eröffnete der Buchbinder Carl Bertelsmann in Gütersloh einen Verlag mit Buchdruckerei. Er vertrieb hauptsächlich Erbauungsliteratur für die pietistische Erweckungsbewegung, der Carl angehörte.
  • Nach 1933 passte der Verlag sein belletristisches Programm radikal der politischen Konjunktur an und errang eine beherrschende Stellung auf dem Markt. Heinrich Mohn, der damalige Verlagschef, war kein Mitglied der NSDAP. Er ließ sich als "förderndes Mitglied", der SS anwerben. Bertelsmann engagierte sich erst spät in der Kriegsbuchproduktion, dafür aber mit dem Einsatz seines gesamten Potentials und ohne jede ideologische Zurückhaltung. Von Herbst 1939 bis Sommer 1944 verkaufte Bertelsmann insgesamt 19 Millionen Feld- und Feldpostausgaben und behauptete sich damit als der mit Abstand erfolgreichste Lieferant von Wehrmachtsliteratur, noch [vor] dem Zentralverband der NSDAP.
  • Bertelsmann beteiligte sich an Schwarzkäufen und Papierschiebereien, die schließlich zu Ermittlungen durch die NS-Justiz führten. Heinrich Mohn und seine Anwälte erreichten, dass von den Anschuldigungen lediglich "Ordnungswidrigkeiten und unlauterer Wettbewerb" übrig blieben. Das Verfahren wurde eingestellt, unter anderem mit der Begründung, dass Bertelsmann bei Partei und Wehrmacht hohes Ansehen genieße und sich um die Front verdient gemacht habe.
  • Nach Kriegsende erhielt Bertelsmann eine Lizenz der britischen Militärregierung, da es Heinrich Mohn gelang, der Militärbehörde das Bild eines "Widerstandsverlages" zu vermitteln. Die Ermittlungen gegen Bertelsmann wegen Betrügereien und Schiebereien wurden zu politischer Verfolgung umgedeutet.
  • Durch die Gründung des Leserings 1950 schuf sich Bertelsmann einen eigenen Markt, durch den er innerhalb von nur drei Jahren zum unangefochtenen Marktführer der deutschen Buchgemeinschaft aufstieg. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren stellte der Bertelsmann-Lesering (heute: Der Club) das Stammgeschäft des Verlags dar, mit dem weit mehr als 50 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet wurde.

(Quelle bis hierher):[2]

  • 1971 wird die C. Bertelsmann Verlags GmbH in die Bertelsmann AG umgewandelt. Reinhard Mohn übernimmt den Vorstandsvorsitz.
  • 1977 wird die Bertelsmann Stiftung gegründet
  • 1998 setzte Bertelsmann eine Expertenkommission zur Erforschung seiner NS-Vergangenheit ein. Bis dahin hatte Reinhard Mohn erfolgreich das Bild des Widerstandsverlages aufrecht erhalten. Erst als Bertelsmann die renommierte Buchverlagsgruppe jüdischen Ursprungs Random House in den USA übernahm, wurde die Kritik an der undurchsichtigen NS-Vergangenheit Bertelsmanns öffentlich. 2002 erschien ihr Bericht unter dem Titel "Bertelsmann im Dritten Reich".[2]
  • 2009 Firmenpatriarch Reinhard Mohn verstirbt in diesem Jahr

Struktur, Geschäftsfelder und Finanzen

Die Bertelsmann SE ist nicht börsennotiert. Kapitalanteile der Bertelsmann SE:

Die Bertelsmann-Stiftung und Familie Mohn haben ihre Stimmrechte in der Hauptversammlung der Bertelsmann SE an die Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG) abgegeben. In ihr sitzen Familienmitglieder wie auch ausgewählte Manager. Eine weitere Stiftung, die BVG-Stiftung, mit Liz Mohn als Vorsitzende und einzig verfügungsberechtigte Vertreterin, ist Hauptanteilseignerin der BVG. Liz Mohn kontrolliert nun 80 Prozent der Stimmen bei der BVG.[3]


  • Jahresumsatz 2013: 16,35 Mrd. €
  • Mitarbeiter 2013: 111.763
  • Konzernergebnis 2013: 870 Mio. €

Quelle: [4]


Zur Bertelsmann SE gehören:

  • RTL Group (die deutschen RTL-Fernsehsender, VOX, n-tv, einige TV-Sender in europäischen Ländern, Radiosender)
  • zu 74,9 % Gruner + Jahr (stern, Financial Times Deutschland, Capital, Spiegel Verlag (Sperrminorität von 25,25%)Im Herbst 2014 gab die Bertelsmanngruppe bekannt auch die restlichen Anteile von 25,1 aufkaufen zu wollen [5]
  • zu 53 % Random House, Inc., die größte Buchverlagsgruppe der Welt (Heyne Verlag, Goldmann, Buchhandelskette Ludwig)
  • arvato AG (Outsourcing von Verwaltungstätigkeiten, Public Private Partnership, Call-Center Betrieb, Adresshandel, DeutschlandCard)
  • Corporate Center und Corporate Investments: Musikrechtegeschäft BMG, die Fonds BAI und BDMI sowie die Club- und Direktmarketinggeschäfte in Deutschland und Spanien

Quelle:[6]


Vorstand

Vorstand Weitere Funktionen
Thomas Rabe (Vorsitzender des Vorstands)
Achim Berg Arvato AG, Vorsitzender des Vorstands
Markus Dohle Penguin Random House, CEO
Judith Hartmann
Thomas Hesse
Anke Schäferkordt RTL Group

(Stand: Oktober 2013) Quelle: [7]


Aufsichtsrat der Bertelsmann SE

Aufsichtsrat der Bertelsmann SE Weitere Funktionen
Christoph Mohn
(Vorsitzender)
  • (Sohn Mohns)
Joachim Milberg
(Stellv. Vorsitzender)
  • BMW AG, Vorsitzender des Aufsichtsrats
Werner J. Bauer
  • Nestlé AG, Vorsitzender des Aufsichtsrats
Wulf H. Bernotat
Kai Brettmann
  • Betriebsrat, RTL
Helmut Gettkant
  • Betriebsrat
Ian Hudson
  • Führungskräftevertretung
  • Random House
Horst Keil
  • Betriebsrat
Karl-Ludwig Kley
  • Merck KGaA, Vorsitzender der Geschäftsleitung
Brigitte Mohn
  • (Tochter Mohns)
Liz Mohn
  • (Witwe Mohns)
Hartmut Ostrowski
  • Bertelsmann AG, ehem. Vorsitzender des Vorstands
Hans Dieter Pötsch
Kasper Rorsted
  • Henkel AG, Vorsitzender des Vorstands
Lars Rebien Sørensen
Christiane Sussieck
  • Betriebsrätin
Bodo Uebber

(Stand: Oktober 2013) Quelle: [8]


Ungewöhnlich ist, dass bei Bertelsmann noch ein zweiter Aufsichtsrat installiert ist. Neben dem Aufsichtsrat der Bertelsmann SE gibt es den Aufsichtsrat der Bertelsmann Management SE. Darin sitzen die gleichen Kapitalvertreter, nur fehlen die Arbeitnehmervertreter.[9] Der Bertelsmann-Webseite ist zu entnehmen, dass "Der Aufsichtsrat der Bertelsmann SE & Co. KGaA [...] die Geschäftsführung durch die Bertelsmann Management SE" überwacht.[8]

Lobbyarbeit: Struktur und Strategien

siehe bei der Bertelsmann Stiftung

Fallbeispiele und Kritik

Bertelsmann als Heuschrecke

Bei der Bilanzpressekonferenz 2007 verkündete der Konzern den Einstieg in das Private-Equity-Geschäft. Ziel sei es, Minderheitsbeteiligungen an einem guten halben Dutzend interessanter Unternehmen aus dem Medienumfeld zu erwerben, diese Firmen über einige Jahre zu begleiten und bei Gefallen ganz zu erwerben – oder sie mit Gewinn wieder abzustoßen.[10]

Privatisierung staatlicher Aufgaben durch Public Private Partnership (ÖPP)

  • Die Stadt Würzburg und Arvato hatten 2007 das Projekt „Würzburg integriert“ gestartet. Arvato sollte durch ein elektronisches Bürgerbüro die Verwaltung effizienter machen. Einsparungen in Höhe von 27 Millionen Euro sollten bis 2017 realisiert werden; 75 Arbeitsplätze sollten im Rathaus wegfallen. Ergebnis des Projekts: Es wurde 2011 vorzeitig beendet. Das Fazit von Oberbürgermeister Georg Rosenthal: Bislang sei keine einzige Stelle überflüssig geworden, die Zeitersparnis sei marginal.[11] Arvato forderte 4,58 Millionen Euro Schadenersatz von der Stadt Würzburg. Bei Streitigkeiten dürfen die Vertragspartner zunächst nicht vor ein öffentliches Gericht gehen, sondern bilden ein privates Schiedsgericht, das zudem geheim tagt. Im Ergebnis verzichtete Würzburg auf ihre Forderungen und zahlt an Arvato 535.500 Euro.[12]
  • In Großbritannien hat die Konzerntochter Arvato im Sommer 2005 die Verwaltung des Bezirks East Riding of Yorkshire übernommen. Arvato erhebt dort im öffentlichen Auftrag Gebühren, zieht Steuern ein, zahlt Wohngeld aus und betreibt Bürgerbüros.[10]

Weiterführende Informationen

  • Böckelmann, Frank/ Fischler, Hersch (2004): Bertelsmann. Hinter der Fassade des Medienimperiums, Frankfurt am Main
  • www.bertelsmannkritik.de/konzern.htm Bertelsmann-Der Konzern und die Familie Geschichte einer Unternehmenskultur


Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

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Einzelnachweise

  1. Bertelsmann-Webseite - Bertelsmann vollzieht Wechsel der Rechtsform in SE & Co. KGaA abgerufen am 17.09.2012
  2. 2,0 2,1 Der Konzern und die Familie Geschichte einer Unternehmenskultur bertelsmannkritik.de, abgerufen am 23.08.2011
  3. Mit Liz und Tücke Der Spiegel vom 16.08.2010, abgerufen am 22.08.2011
  4. Kennzahlen Webseite Bertelsmann, abgerufen am 22.10.2013
  5. Gruner + Jahr gehören Bertelsmann alleine tagesschau online vom 06.10.2014, abgerufen am 08.10.2014
  6. Bertelsmann-Webseite-Unternehmensstruktur abgerufen am 22.08.2011
  7. Vorstand und Group Management Committee Webseite Bertelsmann, abgerufen am 22.10.2013
  8. 8,0 8,1 Mitglieder der Aufsichtsräte von Bertelsmann Webseite Bertelsmann, abgerufen am 22.10.2013
  9. Wie Bertelsmann die Kontrollaufgaben auf zwei Aufsichtsgremien verteilt Media Tribune vom 12.04.2013, abgerufen am 22.10.2013
  10. 10,0 10,1 Global Player Bertelsmann Rudolph Bauer in: Blätter für deutsche und internationale Politik 8/2007, abgerufen am 22.08.2011
  11. Arvato verlässt Würzburg boersenblatt.net vom 20.02.2011, abgerufen am 22.08.2011
  12. Flop mit Signalwirkung junge welt vom 17.10.2013, abgerufen am 22.10.2013

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Diskussionen