Alliance Defending Freedom (ADF)
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| Alliance Defending Freedom | |
|---|---|
| Rechtsform | |
| Tätigkeitsbereich | |
| Gründungsdatum | 2010 (ADF International), 1993 (ADF) |
| Hauptsitz | Wien (ADF International) |
| Lobbybüro | |
| Lobbybüro EU | Rue Guimard Bruxelles (Etterbeek) 1040 BELGIUM |
| Webadresse | adfinternational.org |
Die Alliance Defending Freedom International (ADFI) ist der internationale Arm der fundamental-christlichen und ultra-konservativen US-amerikanischen Organisation Alliance Defending Freedom (ADF). Sowohl die ADFI als auch ihre Mutterorganisation agieren nicht nur als klassischer Lobbyakteur, sondern versuchen vor allem über juristische Wege ihr Weltbild durchzusetzen.
Die ADFI beschreibt sich selbst als Menschenrechtsorganisation, die Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und den Schutz des Lebens verteidigen will. Kritische Analysen ordnen sie jedoch als zentrale Kraft einer transatlantischen Anti-Gender-Infrastruktur ein, die auf den Abbau von reproduktiven und LGBTQIA+ -Rechten zielt. Das US-amerikanische Southern Poverty Law Center stuft die ADF als „Hate Group“ ein[1], die NGO CEO spricht von The Alliance Attacking Freedom.
Im Mai 2025 ist Präsidentin Waggoner in den „Advisory Board of Legal Experts“ der von Präsident Trump neu geschaffenen „White House Religious Liberty Commission“ berufen worden.[2]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Alliance Defending Freedom (ADF)
- 2 Alliance Defending Freedom International (ADF International)
- 3 Organisationsstruktur und Personal
- 4 Einnahmen, Ausgaben und intransparente Finanzierung
- 5 Lobbyarbeit in Brüssel
- 6 Juristische Einflussnahme
- 7 Netzwerk und Allianzen
- 8 Zitat von Präsidentin Waggoner
- 9 Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
- 10 Einzelnachweise
Alliance Defending Freedom (ADF)
Die US-ADF wurde 1993 gegründet und entwickelte sich unter dem Einfluss evangelikaler Anwälte zu einer der einflussreichsten Organisationen der religiösen Rechten in den USA. ADF-Anwält:innen waren beispielsweise an Verfahren zu Abtreibung oder gleichgeschlechtlichen Ehen am Supreme Court involviert. Außerdem war sie entscheidend am Fall des Grundsatzurteils Roe v. Wade beteiligt, dessen Aufhebung 2022 das landesweite Recht auf Abtreibung in den USA beendete. [3] Laut eigener Darstellung hat die ADF in den vergangenen Jahrzehnten an mindestens 74 Fällen vor dem Supreme Court mitgewirkt und dabei 15 Siege errungen. [4] Der New Yorker bezeichnet die ADF als einflussreichster juristischer Arm der christlichen Rechten. [5] Correctiv sieht in ihr eine „Mischung aus fundamental-christlicher Lobbytruppe und hoch aggressiver Anwaltsfirma.“. [6]
In den Consolidated Financial Statements der ADF June 30, 2025 werden die folgenden Organisationen dem Verbund "Alliance Defending Freedom and Affiliates" zugerechnet :
- ADF
- ADF Foundation
- ADF International
- 15100, LLC
- 15100 Solar, LLC
- ADF Action
- Alliance Defending Freedom India Trust
- ADF International Belgium
- ADF International Austria GmbH
- ADF International Switzerland
- ADF International (UK)
- ADF International France
- ADF International Deutschland
ADF, ADF Foundation und ADF International sind laut dem Bericht gemeinnützige religiöse Organisationen, die in den USA öffentlich gefördert werden.
Der Alliance Defending Freedom-Verbund hatte 2024/2025 Einnahmen in Höhe von ca. 123 Mio. Dollar; die Ausgaben lagen bei 109 Mio. Dollar.[7] Die Ausgaben in Europa wurden für 2023/2024 mit ca. 4,7 Mio. Dollar angegeben.[8]
Alliance Defending Freedom International (ADF International)
Um ihre Arbeit international und insbesondere in der EU auszuweiten, gründete die US-ADF 2010 die ADF International mit Hauptsitz in Wien. Von dort steuert diese ein Netz von nationalen Ablegern, das laut EU Transparenzregister aus den folgenden Organisationen besteht[9]:
- Alliance Defending Freedom International Austria, Wien (Zentrale)
- Alliance Defending Freedom International Belgium, Brüssel
- Alliance Defending Freedom International France, Straßburg
- Alliance Defending Freedom International United Kingdom, London
- Alliance Defending Freedom International Deutschland e.V., Frankfurt/M
- Alliance Defending Freedom International United States, Leesburg, VA
- Alliance Defending Freedom International Switzerland, Genf
ADF International Austria gemeinnützige GmbH mit Sitz in Wien ist die Hauptniederlassung von ADF International.[10] Geschäftsführer sind Paul Coleman (Executive Director), Geschäftsführer von ADF International, und Jasmina Hensellek (Director of Operations Europe).[11] Die Aktivitäten sind hier abrufbar. Zu diesen gehört der Betrieb der Online-Plattform Global Advocacy Alliance. Als Adresse von ADF International Austria GmbH wird angegeben: Postfach 5, 1037 Wien.[10]
Vorstandsmitglieder der Alliance Defending Freedom International Deutschland e.V. mit Sitz in Frankfurt/Main sind laut Eintrag im Vereinsregister des Amtsgerichts Frankfurt:
- Paul Coleman, Geschäftsführer von ADF International, Geschäftsführer der ADF International Austria gemeinnützige GmbH
- Jasmina Hensellek, Geschäftsführerin der ADF International Austria gemeinnützige GmbH
- Felix Böllmann, Leiter Rechtsabteilung von ADF International
- Heinrich Schmid-Schmidtsfelden, Leiter des Development Teams von AFD International
- Sophia Kuby, Leiterin Abteilung für Strategische Beziehungen & Trainingsprogramme bei ADF
Quelle für die Positionen: [12]
In Europa werden eigene Büros in Brüssel, Genf, Straßburg und London unterhalten.
Die strategische Ausrichtung der ADFI folgt dem US-Vorbild: Über langjährige juristische Verfahren versucht die Organisation, über die Gerichte Abtreibungsrechte, Gleichstellungsgesetze und Antidiskriminierungsregelungen abzuschaffen bzw. einzuschränken. Eine ähnliche Linie in verfolgt die ADFII seit 2010 in Europa – mit Interessenvertretung in Brüssel und gezielten juristischen Verfahren in Mitgliedstaaten. [13]
Organisationsstruktur und Personal
ADFI hat weltweit 400 Beschäftigte und 4.500 Partner-Anwälte, die in den Bereichen Rechtsstreitigkeiten, Gesetzgebung, Schulung, Finanzierung und öffentliche Interessenvertretung tätig sind.[14] Die Bedingungen, unter denen Anwälte die Aktivitäten von ADF - ehrenamtlich oder zu reduzierten Stundensätzen - unterstützen, sind in den Grants & Funding Guidelines festgelegt.
CEO, Präsidentin und Chefjuristin
CEO, Präsidentin und Chefjuristin bei ADF und ADF International ist Kristen Waggoner. Diese hat für ADF 14 Fälle vor dem Obersten Gerichtshof der USA gewonnen, darunter auch die Mitwirkung im juristischen Team von Mississippi in dem Fall, der Roe v. Wade aufhob.[14] Im Mai 2025 ist Waggoner in den „Advisory Board of Legal Experts“ der von Präsident Trump neu geschaffenen „White House Religious Liberty Commission“ berufen worden.[15][16] Bei der einflussreichen konservativen Juristenvereinigung Federalist Society hält Waggoner regelmäßig Vorträge.[17] Als Referentin zum Thema "Chain of Conviction: Fighting the Spread of Global Censorship“ wurde sie bei der NatCon Konferenz in Washington im September 2025 angekündigt.[18]
Mit Schreiben vom 23. September 2025 hat das „Committee On Oversight and Government Reform“ des Repräsentantenhaues Waggoner die ADF um Informationen gebeten, ob gesetzliche Eingriffe des Kongresses zu sieben genannten Themen erforderlich sind [19]
Geschäftsführer und Leitender Anwalt
Geschäftsführer und Leitender Anwalt ist Paul Coleman, der vom Hauptsitz der Organisation in Wien aus arbeitet.[20] Coleman ist auch leitender Mitarbeiter bei ADF. Er war an mehr als 20 Fällen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beteiligt. Zudem hat er Beschwerden und Eingaben für den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte, den Internationalen Strafgerichtshof, den Gerichtshof der Europäischen Union, den UN-Menschenrechtsausschuss sowie zahlreiche nationale Gerichte verfasst.[20] Bei der NatCon Konferenz 2024 in Brüssel war Coleman als Redner angekündigt.[21] Zu den weiteren Referenten gehörten: Nigel Farage (Präsident von Reform UK), Viktor Orban (ungarischer Ministerpräsident), Ludwig Müller (Kardinal), Hans-Georg Maaßen (ehem. Präsident Bundesverfassungsschutz), Gloria von Thurn und Taxis, Patricia Chagnon (MEP, Rassemblement National).
Felix Böllmann
Felix Böllmann ist Director of European Advocacy. Zuvor war Böllmann Rechtsanwalt in Leipzig (Schwerpunkte: Gesellschaftsrecht, internationale Verträge und Prozessführung).[22]Weiterhin war er als Syndikus bei der EurAsia Resource Holdings AG tätig.
Einnahmen, Ausgaben und intransparente Finanzierung
Einnahmen und Ausgaben
Die Angaben für Einnahmen und Ausgaben sind nur begrenzt aussagefähig. Zwar wird jährlich ein konsolidierter Finanzbericht für alle verbundenen ADF-Organisationen veröffentlicht. In diesem und Berichten einzelner Organisationen sind jedoch die verbundsinternen Finanzströme nicht detailliert ausgewiesen.
Der Alliance Defending Freedom (ADF)-Verbund hatte 2024/2025 Einnahmen in Höhe von ca. 123 Mio. Dollar; die Ausgaben lagen bei 109 Mio. Dollar.[23] Die Ausgaben in Europa wurden für 2023/2024 mit ca. 4,7 Mio. Dollar (Grants und Program Service) angegeben.[24]
Alliance Defending Freedom International (ADF International) bezifferte ihre Einnahmen für 2023 mit ca. 8,7 Mio. Dollar, die Ausgaben mit 7,7 Mio.Dollar.[25] Auf die Ausgaben in Europa entfielen 2023 ca. 5,1 Mio. Dollar.
ADF International Belgium, die für die Lobbyarbeit in der EU zuständig ist, verfügte 2023/2024 über ein Gesamtbudget in Höhe von 1.144.160 Euro, das von der ADF, der ADF International und der AFD Deutschland finanziert wurde.[26]
Intransparente Finanzierung
Der Alliance Defending Freedom (ADF)-Verbund finanziert sich ganz überwiegend über Spenden. Auf diese entfielen 2024/2025 ca. 112 Mio. Dollar von ca. 123 Mio. Dollar Gesamteinnahmen. [27] Spender werden nicht namentlich genannt. Hinter der Finanzierung der ADF steckt ein intransparentes Netzwerk von Stiftungen und Donor-Advised Funds. [28]
Wie der Report „The Next Wave“ des European Parliamentary Forum for Sexual & Reproductive Rights, einem Zusammenschluss von Parlamentariar:innen aus ganz Europa [29] herausarbeitet, bezieht die ADF erhebliche Mittel über Donor-Advised Funds wie die National Christian Charitable Foundation und die Servant Foundation/Signatry, die von 2016/2018-2021 mindestens 89 bzw. 50 Millionen Dollar an die ADF weitergeleitet haben. [13] Zusätzlich wird von openDemocracy angeführt, dass die ADF im Zeitraum von 2017 bis 2020 zu mindestens 43% von Donor-Advised Funds finanziert wurde, was einer Summe von 100 Millionen Dollar entspricht. [30] Die NGO The Center for Media and Democracy hat eine detaillierte Aufschlüsselung der bekannten Geldflüsse zusammengetragen. Abrufbar hier.
Das Prinzip der DAFs führt dazu, dass die eigentlichen Spender:innen anonym bleiben: Sie überweisen ihre Mittel an die Fonds, behalten aber die Möglichkeit, die konkrete Vergabe der Gelder, etwa an die ADF, selbst zu steuern. Für die Öffentlichkeit endet die Nachvollziehbarkeit der Finanzströme an diesem Punkt; woher die Gelder letztlich stammen oder wofür sie konkret verwendet werden, bleibt unbekannt.[13] Bekannt ist allerdings, dass hinter diesen Fonds milliardenschwere Familien aus dem US-amerikanischen rechten Spektrum stehen. Darunter beispielsweise die DeVos-Familie oder die Koch-Brüder. [31] [32]
Lobbyarbeit in Brüssel
Von zentraler Bedeutung ist die ADFI Belgien mit dem Büro in Brüssel, über welche die Lobbyarbeit auf EU-Ebene organisiert und finanziert wird. 2023/24 sind 5 Lobbyist:innen für die ADFI Belgien aktiv (4,25 Vollzeitäquivalent), wobei sie über 3 Akkreditierungen des EU-Parlaments verfügt. Über das EU-Transparenzregister lässt sich außerdem ein Teil der Geldflüsse aus den USA nachvollziehen.[33] Gleichzeitig belegen die Zahlungen an das Büro in Brüssel die finanzielle Intransparenz der ADF und der ADFI: Die ADFI Belgien weist für das Jahr 2023-24 ein Budget von 1.144.160 € aus, was fast einer Verdopplung des Vorjahresbudgets entspricht. Mehr als 99% des Budgets stammt aus konzerninternen Transfers:
- 520.000 € von der ADF International (USA),
- 299.975 € von der Alliance Defending Freedom (USA),
- 320.000 € von der ADF Deutschland e. V. [33]
Zu welchem Anteil sich die Gelder aus Deutschland tatsächlich aus nationalen Spenden zusammensetzen oder doch indirekt aus den USA stammen, ist nicht nachzuweisen. Mit ihrem wachsenden Budget richtet die ADF International in Brüssel regelmäßig Veranstaltungen im Europäischen Parlament aus, häufig unter dem Label ‚Religionsfreiheit‘ oder ‚Free Speech‘, etwa im Zusammenhang mit den Debatten zum Digital Services Act. Darüber hinaus organisiert sie Treffen mit Abgeordneten zu Themen wie Meinungsfreiheit oder Religionsfreiheit. [34] Laut Politico rühmte sich die ADFI, zum Rückzug der EU-Gleichbehandlungsrichtlinie beigetragen zu haben. [34]
Die wachsende Präsenz von der ADFI in Brüssel wird von Beobachter:innen kritisch bewertet. Wendy Via, Präsidentin des Global Project Against Hate and Extremism, warnte gegenüber Politico, dass das gestiegene Lobbybudget der Organisation tiefgreifende Folgen für die Rechte von Frauen und LGBTQIA+ Personen haben könne. Die ADFI versuche, seine restriktiven sozialen Vorstellungen in Europa zu verankern, öffentliche Debatten zu polarisieren und bestehende politische Errungenschaften infrage zu stellen. Ähnlich wie es die Organisation in den USA seit Jahrzehnten über Gerichte und Gesetzgebung verfolge. [34] Eine Übersicht der Treffen von Abgeordneten mit der ADFI Belgien ist hier abrufbar:
Und auch über die nationalen Ableger vergrößert die ADFI ihren Einfluss und organisiert politische Veranstaltungen. Sowohl in Brüssel, den USA als auch auf nationaler Ebene inszeniert sich die ADFI als Menschenrechtsorganisation und framt ihren Kampf gegen Abtreibungen beispielsweise positiv als Einsatz für das Leben. Dass diese Strategie aufgeht, zeigt eine Veranstaltung der ADFI mit dem Stephanus-Kreis der CDU/CSU in Berlin. Albert Stegemann (CDU) sprach 2021 dort mit Vertreter:innen der ADFI über Christenverfolgungen und sagte, er nehme die Anregungen der ADFI mit in das EU-Parlament. Auf Nachfrage von Correctiv gab er an, die ADFI wurde ihm als „international tätige Menschenrechtsorganisation“ vorgestellt. Wie Correctiv schreibt, waren ihm die tatsächlichen Aktivitäten der ADFI nicht bekannt. In Zukunft werde er von weiteren Terminen mit der Organisation absehen. [6]
Juristische Einflussnahme
Neben klassischer Lobbyarbeit in Brüssel setzt die ADFI und ihre nationalen Ableger stark auf juristische Verfahren. Sie unterstützt strategisch ausgewählte Fälle, etwa zu Gewissensfreiheit, Versammlungsrecht oder von Abtreibungsgegner:innen. Auf ihrer Website gibt sie an, seit 2010 1807 Einzelfälle erfolgreich begleitet zu haben, 40 Siege vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verbuchen zu können und an 874 laufenden Fällen involviert zu sein. [35] 2015 unterstützte die ADFI beispielsweise den bekannten deutschen Abreibungsgegner Klaus Annen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), der unter anderem explizit Abtreibungen mit dem Holocaust vergleicht. Zusammen mit der Aktion Lebensrecht für Alle reichte die ADFI eine schriftliche Stellungnahme zur Unterstützung von Annen ein.[36]
Auch im Jahr 2018 gingen im Zusammenhang mit einem weiteren Fall von Annen vor dem EGMR Stellungnahmen der ADFI sowie von Ordo Iuris, einem ultra-konservativen polnischen Thinktank und Rechtsberatungsinstituts, ein, die Annen unterstützten.[37]
In Deutschland unterstützte die ADFI 2024 eine Pro-life-Gruppe Studierender vor Gericht, was schließlich zu deren Akkreditierung an der Universität Regensburg führte. [38] In Pforzheim unterstützte die ADFI eine Gruppe, die vor Abtreibungskliniken betete und auch in England, Finnland oder Österreich unterstützt die ADFI bereits ähnliche Fälle. [39] [40]
Teil dieser Strategie ist der Aufbau eines Netzwerks aus Nachwuchs-Jurist:innen. Sowohl die ADF als auch die ADFI betreiben dazu Ausbildungsprogramme, die gezielt Nachwuchskräfte für Schlüsselpositionen in Politik, Verwaltung und Justiz formen sollen. Wie die ADF schreibt, sollen Absolvent:innen in “positions of influence [gehoben werden], thereby impacting the legal culture and keeping the door open for the Gospel.” [41] Das wichtigste Programm ist das Blackstone Legal Fellowship, das seit 2000 in den USA läuft. Es richtet sich an Jurastudierende in den USA und international und kombiniert mehrwöchige Schulungen mit Praktika bei Kanzleien oder Gerichten. Laut OpenDemocracy dient es dazu, Jurist:innen mit konservativ-religiöser Agenda in einflussreiche Positionen zu bringen. [42] 2019 zählte die nonprofit Organisation Media Matters über 100 ehemalige Angestellte oder Personen mit Verbindungen zu ADF in relevanten öffentlichen Ämtern der USA, darunter: die heutige US-Supreme-Court-Richterin Amy Coney Barrett (von 2013 bis 2017 bezahlte Rednerin für das Blackstone Legal Fellowship) und der US-Supreme Court-Richter Samuel Alito (hat laut einem aktuellen Bericht des New Yorker ehemalige ADF-Stipendiaten als Rechtsreferenten eingestellt), der US-Senator Josh Hawley (ehemaliges Fakultätsmitglied der Blackstone Legal Fellowship) und der Sprecher des US-Repräsentantenhauses Mike Johnson (ehemaliger leitender Rechtsberater der ADF von 2002 bis 2010). [43] Ergänzend bietet die ADF International in Europa die Areté Academy an, die junge Akademiker:innen durch Seminare, Mentoring und Netzwerke fördern soll. [44] Zudem organisiert die ADFI Formate wie den Summit on International Religious Liberty, der eine “unübertroffene juristische Ausbildung mit einem unerschütterlichen Engagement für christliche Grundsätze ” kombiniert [45] und nach eigenen Angaben seit 1997 über 2000 Anwälte „weitergebildet“ hat. Correctiv und OpenDemocracy sehen diese Programme als Teil einer langfristigen Strategie, ein globales Netzwerk von Jurist:innen aufzubauen, die die politischen und rechtlichen Ziele der Organisation vertreten.[6] [46]
Die Ausrichtung der ADF sowie der ADFI wird auch anhand ihrer Voraussetzungen an Bewerber:innen klar ersichtlich. Auf ihrer Webseite schreibt die ADFI explizit, dass sowohl das Glaubensbekenntnis abgelegt werden sowie den „Doctrinal Distinctives“ zugestimmt werden muss. Ansonsten soll davon abgesehen werden, sich zu bewerben. In den „Doctrinal Distinctives“ verpflichtet sich die Organisation, den „zwei größten Geboten“, Gott zu lieben und den Nächsten zu lieben, zu folgen und leitet daraus zentrale gesellschaftspolitische Positionen ab. So heißt es, dass Gott jeden Menschen mit einem unveränderlichen biologischen Geschlecht – männlich oder weiblich geschaffen habe, dass Ehe ausschließlich die lebenslange Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau sei und dass sexuelle Intimität nur innerhalb dieser Beziehung vorgesehen sei. Zudem fordert die Organisation, dass menschliches Leben vom Zeitpunkt der Empfängnis bis zum natürlichen Tod uneingeschränkt geschützt werden müsse. [47]
Netzwerk und Allianzen
Die ADFI ist eng in ein transnationales Netzwerk konservativ-christlicher Organisationen eingebunden.
- Die ADFI gehört zu den Sponsoren des Transatlantic Summit 2026 in Brüssel, der vom "Political Network for Values" veranstaltet wird.[48] Zu den weiteren Sponsoren gehören die Heritage Foundation, die Foundation for a Civic Hungary (Stiftung der Regierungspartei Fidesz), die rechte Fraktion Patrioten für Europa des EU-Parlaments und New Direction, die Denkfabrik der Fraktion Konservative und Reformer.
- Sie ist unter anderem mit der polnischen Ordo Juris Teil der International Coalition Against Gender Ideology[49], die sich unter der Leitung der Heritage Foundation zur Aufgabe gemacht hat, gegen angeblich gefährliche „gender dogmas“ aufzuklären.[50] Die Heritage Foundation führt die ADF als Coalition Partner von Project 2025 an [51]
- In Ungarn unterhält die ADFI insbesondere Verbindungen zu Think-Tanks und Stiftungen aus Orbans Umfeld, wie dem Mathias Corvinus Collegium (MCC).[6] Im September 2025 lud die ADFI auf ihrer Website ein Interview mit Ralph Schöllhammer hoch, der als leitender Mitarbeiter des MCC vorgestellt wurde. [52]
- Mit der tschechischen Alliance for Family bestehen, wie Vsquare berichtet, enge Beziehungen [53]
- Die ADFI nimmt an Veranstaltungen konservativer und christlicher Gruppen in Europa und weltweit teil. So ist sie Teil des World Congress of Families und stellt auch Sprecher:innen für die National Conservatism Conference (Nat Con). [54]
Zitat von Präsidentin Waggoner
Beim General Council of the Assemblies of God, dessen Rechtsberaterin Waggoner ist, warnte sie (im Hinblick auf die abweichende Meinung ihrer Tochter):
"Ich möchte euch heute daran erinnern: Wenn Satan euch nicht erschüttern kann, wird er es auf eure Kinder abgesehen haben" (I want to remind you today, that if Satan can’t rattle you, he’s going to go after your kids)
Quelle: [55]
Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

Einzelnachweise
- ↑ splspencer, splcenter.org vom 10.04.2020, abgerufen am 27.11.25
- ↑ NRB Members named to White House Religious Liberty Commission, nrb.org vom 30.05.2025
- ↑ ADFlegal adflegal.org, abgerufen am 26.11.2025
- ↑ cbs cbsnews.com vom 14.06.2024, abgerufen am 27.11.2025
- ↑ newyorker newyorker.com vom 02.10.2023, abgerufen am 27.11.2025
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 correctiv, correctiv.org vom 14.05.2024, abgerufen am 27.11.2025
- ↑ Alliance Defending Freedom and Affiliates Consolidated Financial Statements June 30, 2025 and 2024, adflegal.org, abgerufen am 07.12.2025
- ↑ Alliance Defending Freedom - Form 990 2024, abgerufen am 06.12.2025
- ↑ ADF International Belgium, transparency-register.eu, abgerufen am 05.12.2025
- ↑ 10,0 10,1 ADF International Austria gemeinnützige GmbH, osgs.at, abgerufen am 06.12.2025
- ↑ ADF International Austria gemeinnützige GmbH, northdata.de, abgerufen am 06.12.2025
- ↑ Team, adfinternational.org, abgerufen am 07.12.2025
- ↑ 13,0 13,1 13,2 CEO, 13.05.2024, abgerufen am 27.11.2025
- ↑ 14,0 14,1 Kristen Waggoner, adfinternational.org, abgerufen am 05.12.2025
- ↑ NRB Members named to White House Religious Liberty Commission, nrb.org vom 30.05.2025
- ↑ Commissioners and Advisory Board Members, justice.gov, abgerufen am 07.12.2025
- ↑ Kristen Waggoner, fedsoc.org, abgerufen am 08.12.2025
- ↑ Kristen Waggoner, nationalconservatism.org, abgerufen am 08.12.2025
- ↑ Committee On Oversight and Government Reform Letter September 23, 2025, oversight.house.gov, abgerufen am 07.12.2025
- ↑ 20,0 20,1 Paul Coleman, adfinternational.org, abgerufen am 05.12.2025
- ↑ Confirmed Speakers, nationalconservatism.org, abgerufen am 08.12.2025
- ↑ Felix Böllmann, adfinternational.org, abgerufen am 05.12.2025
- ↑ Alliance Defending Freedom and Affiliates Consolidated Financial Statements June 30, 2025 and 2024, adflegal.org, abgerufen am 07.12.2025
- ↑ Alliance Defending Freedom - Form 990 2024, abgerufen am 06.12.2025
- ↑ Alliance Defending Freedom International - Form 990 223, irs-efile-renderer.instrumentl.com, abgerufen am 06.12.2025
- ↑ ADF International Belgium, transparency-register.eu, abgerufen am 05.12.2025
- ↑ Alliance Defending Freedom and Affiliates Consolidated Financial Statements June 30, 2025 and 2024, adflegal.org, abgerufen am 07.12.2025
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- ↑ Waggoner Urges Leaders to Contend for the Faith, news.ag.org vom 08.08.2025, abgerufen am 09.12.2025