Jörg Asmussen

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Der ehemalige SPD-Politiker Jörg Asmussen (*1966 in Flensburg) ist seit Oktober 2020 Hauptgeschäftsführer und Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Er war 3 Jahre Beamteter Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und galt lange als wichtige Figur in der Finanzpolitik der Bundesrepublik. Asmussen wurde im Dezember 2013 erneut Beamteter Staatssekretär - allerdings im Bundesarbeitsministerium unter Andrea Nahles. Bis dahin war er Direktor der Europäischen Zentralbank. 2016 wechselte er zur Investmentbank Lazard, zuletzt als Chef des Geschäfts mit Fusionen und Übernahmen für ganz Europa.

Karriere

  • seit 10/2020 Hauptgeschäftsführer und Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)
  • seit xx/2016 Repräsentant der Investmentbank Lazard in Berlin
  • Anfang 2016 Versetzung in den einstweiligen Ruhestand
  • 12/2013-12/2015 Beamteter Staatsekretär im Bundesarbeitsministerium
  • 01/2012-12/2013 Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank
  • 07/2008-12/2011 Beamteter Staatssekretär im Bundesfinanzministerium
  • Am 1. März 2003 übernimmt er die Leitung der Abteilung für Nationale und Internationale Finanzmarkt- und Währungspolitik
  • Nach dem Rücktritt Oskar Lafontaines (damals SPD) wird Asmussen Leiter des Ministerbüros von Hans Eichel (SPD)
  • Nach dem Regierungswechsel 1998 persönlicher Referent des neuen Finanzstaatssekretärs Heiner Flassbeck
  • Ab 1996 im Bundesfinanzministerium tätig, zunächst als Referent für internationale Finanz- und Währungspolitik unter Finanzminister Theo Waigel (CSU), Gedankenlieferant für Walther Otremba[1]
  • zusätzliches Diplom an der Mailänder Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi
  • Studium der Volkswirtschaft in Bonn u. a. bei Axel Weber

Quelle:[2][3]

Funktionen und Mandate

  • Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied und Hauptgeschäftsführer des GDV
  • Stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrats des Pensions-Sicherungs-Vereins (PSVaG)
  • Mitglied des Bafin-Verwaltungsrats und Mitglied des BaFin-Fachbeirats
  • Mitglied des Beirats der Deutschen Versicherungsakademie
  • Mitglied des Beirats im Grünen Wirtschaftsdialog
  • Mitglied des Beirats des International Center for Insurance Regulation (ICIR)

Quelle: [4]

Wirken

Asmussen bei der EZB

Im August 2012 hat er sich als Direktor der EZB für den Verbleib Griechenlands im Euro ausgesprochen. Entgegen der bisherigen Meinung seines alten Freundes Jens Weidmann, dem Chef der Bundesbank, setzt sich Asmussen für den Kauf weiterer Staatsanleihen ein, um die Zinsen für Italien und Spanien zu drücken.[5] Jedoch stellt Asmussen gleichzeitig klar, dass Hilfen durch die EZB an Bedingungen geknüpft sind.[6] KritikerInnen machen ihm seine Nähe zum Bankensektor und seinen Einsatz zur Deregulierung der Branche noch vor der Finanzkrise zum Vorwurf.[7]

Der Krisenstab zur Hypo Real Estate Rettung

Laut einem 2009 durch die Financial Times Deutschland publizierten internen Protokoll (pdf), das u.a. von nachdenkseiten.de weiter verbreitet wurde, nahm Bundesbank-Chef Axel Weber als Leiter eines eines Teams der Deutschen Bundesbank vom 26.-28. September 2008 an den dramatischen Krisengesprächen zur Rettung der angeschlagenen Hypo Real Estate (HRE) in Frankfurt a.M. teil. Mit dabei waren auch Teams der Hypo Real Estate unter der Leitung von Georg Funke, der BaFin unter der Leitung von Jochen Sanio und des Prüfungsverbands deutscher Banken (PdB). Die Deutsche Bank hatte laut Protokoll eigene Experten bei der HRE. Geschwärzt im Protokoll war der volle Name der "Kanzlei S.", die offenbar drei Vertreter in den Krisenstab entsandte. Weiterhin wird eine "Kanzlei L." erwähnt. Zugeschaltet bzw. informiert waren zeitweilig (per Email, Telefon, Fax) u.a. Josef Ackermann(Deutsche Bank), Jörg Asmussen (BMF), sowie die Herren Klaus-Peter Müller (BdB-Präsident, ehemals Commerzbank-Chef), Andreas Schmitz (HSBC Trinkhaus&Burkhardt), Wolfgang Sprißler (Hypovereinsbank), Martin Blessing (Commerzbank). [8]

Verbriefungsgeschäfte

Asmussen wurde immer wieder eine große Nähe zur Finanzwirtschaft vorgeworfen. Er hat sich im Rahmen seiner Tätigkeiten im Finanzministerium stark für Verbriefungsgeschäfte (Asset-Backed Securities, ABS) eingesetzt (vgl. hierzu seinen Artikel "Verbriefungen aus der Sicht des Finanzministeriums", Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen vom 26.9.2006, abrufbar über Nachdenkseiten). Während seiner Zeit als Abteilungsleiter für Nationale und Internationale Finanz- und Währungspolitik war Asmussen zugleich im Gesellschafterbeirat der True Sales International, einer Plattform der Finanzbranche für Verbriefungsgeschäfte, sowie im Aufsichtsrat der IKB, die ebenfalls wegen Beteiligung an ABS-Transaktionen in Schieflage geraten war.

Asmussen bei der IKB

Als Zeuge im Düsseldorfer Betrugsprozess gegen den ehemaligen IKB-Chef Stefan Ortseifen belastete der ehemalige IKB-Aufsichtsrat Asmusssen den Angeklagten. Assmussen sowie der Ex-Eon-Chef Ulrich Hartmann warfen Ortseifen Falschinformation und Täuschung vor, weil er eine Woche vor der drohenden Insolvenz der Mittelstandsbank noch optimistische Presseerklärungen abgeben hätte. [9] [10]

Banker und Lobbyisten im Bundesfinanzministerium

Zudem hat Asmussen als Finanzstaatssekretär des Bundesfinanzministeriums dafür gesorgt, dass seine Abteilung eng mit der Finanzbranche zusammenarbeitet. Von seinem Vorgänger hat er die Idee übernommen, Praktiker aus der Geldbranche für befristete Zeit auszuleihen. So arbeiteten in seiner Mannschaft etwa ein Angestellter der Deutschen Bank und einer aus dem Bankenverband. Die Experten von außen brächten die Markterfahrung mit, über die kein Beamter verfüge, erklärte er laut der Zeit. [1]. Siehe zu dem Thema auch: Lobbyisten im Bundesministerium der Finanzen


Zitate von Jörg Asmussen

„Mit CDS ist es wie mit Rotwein: mit Augenmaß genossen gesund, im Übermaß gefährlich.“[11] Asmussens Kommentar zu den Problemen Griechenlands, dessen Währung nach Ansicht vieler Beobachter durch die Spekulation mit Credit Default Swaps (CDS) systematisch in den Keller gezockt wurde.

Zitate über Jörg Asmussen

„Vor allem Asmussen bildete zusammen mit Jens Weidmann, dem wirtschaftspolitischen Berater von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), ein einflussreiches Beamten-Duo, das an allen Schalthebeln des Krisenmanagements saß. Die FDP hatte im Untersuchungsausschuss zur Beinahepleite der Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) mehrfach den Rücktritt Asmussens verlangt. Nicht leichter wird die Personalie für die Liberalen dadurch, dass sich nach FR-Informationen Merkel für ein Festhalten an Asmussen stark gemacht hatte.“ [12]

„Wegen seiner großen Nähe zu der Finanzwirtschaft war auch immer wieder spekuliert worden, Asmussen könne einen gut bezahlten Posten bei der Deutschen Bank oder einem anderen privaten Geldhaus antreten.“[12]

Zusätzliche Informationen


Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

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Einzelnachweise

  1. Jörg Asmussen und Jens Weidmann Wer uns wirklich regiert, stern.de vom 7. August 2009, abgerufen am 10. Februar 2011
  2. Die Zeit 09.06.2004 Nr.25
  3. Vita, gdv.de, abgerufen am 10.12.2020
  4. Vita, gdv.de, abgerufen am 26.06.2022
  5. Die EZB muss zu einer normalen Notenbank werden, taz online am 20.08.2012, abgerufen am 22. August 2012
  6. Asmussen bestätigt Anleihekäufe ohne Limit, süddeutsch online am 20.08.2012, abgerufen am 22. August 2012
  7. Jörg Asmussen Die deutsche Alzweckwaffe, handelblatt online am 15.04.2012, abgerufen am 22. August 2012
  8. Zusammenfassung der Gespräche zur Stützung der Hypo Real Estate Gruppe (HRE) vom 26. 09. 2008 - 28.09.2008 im Frankfurter Dienstsitz der BaFin, nachdenkseiten.de vom 9. Juli 2009, abgerufen am 10. Februar 2011
  9. Finanzstaatssekretär soll im IKB-Prozess aussagen, welt-online, 21. April 2010, abgerufen am 21. April 2010
  10. Stefan Ortseifen in Schockstarre ftd.de am 13. Juli 2010 abgerufen am 14. Juli 2010
  11. Griechenland-Krise - Im Übermaß gefährlich, Frankfurter Rundschau, 2. März 2009
  12. 12,0 12,1 Schäubles Kröten', Frankfurter Rundschau, Markus Sievers, 28. Oktober 2009

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