Deutsches Aktieninstitut
Deutsches Aktieninstitut | |
---|---|
Rechtsform | eingetragener Verein |
Tätigkeitsbereich | Denkfabrik und Lobbyorganisation |
Gründungsdatum | 1953 |
Hauptsitz | Niedenau 13 - 19, 60325 Frankfurt am Main |
Lobbybüro | |
Lobbybüro EU | Rue du Luxembourg 23/2, 1000 Bruxelles |
Webadresse | www.dai.de |
Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) ist der Interessenverband der Unternehmen und Institutionen, die am deutschen Kapitalmarkt aktiv sind (Aktiengesellschaften, Banken und Finanzdienstleister, Börsen sowie Anwaltskanzleien und Beratungsunternehmen). Das DAI ist in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins organisiert, der laut § 4 der Satzung den Charakter eines Berufsverbands hat.
Bundesbankpräsident Jens Weidmann ist Mitglied des Vorstands und des Präsidiums des DAI und damit einer der gesetzlichen Vertreter nach § 26 BGB. Je zwei Mitglieder des Präsidiums sind zur Vertretung des Vereins nach außen berechtigt (§ 7 Abs. 1 der auf der DAI-Webseite abrufbaren Vereinssatzung). Im Profil von Weidmann auf der Webseite der Deutschen Bundesbank wird seine Verbindung zu der Lobbyorganisation DAI nicht erwähnt (Stand: 26.11.2017)[1]
Inhaltsverzeichnis
Lobbystrategien und Einfluss
Aktivitäten
Das im Jahr 1953 als "Arbeitskreis zur Förderung der Aktie" gegründete Deutsche Aktieninstitut unterstützt Unternehmen bei der Bewertung regulatorischer Entwicklungen im Kapitalmarktbereich und vertritt ihre Interessen gegenüber den politischen Entscheidungsträgern.[2] Die Mitglieder repräsentieren 80 Prozent der Marktkapitalisierung deutscher börsennotierter Aktiengesellschaften.[3] Das Institut spricht sich im Interesse der Mitglieder gegen ein überregulierendes und überreguliertes Europa aus.[4] Es unterhält Kontakte zu den Akteuren in Politik, Ministerien, Aufsichtsbehörden sowie zu Medien und der Öffentlichkeit. In Brüssel, wo die wichtigen Rahmenbedingungen für die Kapitalmärkte geschaffen werden, ist das Institut aktiv im Austausch mit dem EU-Parlament, der EU-Kommission, dem Rat der EU und den EU-Aufsichtsbehörden.[5] Es bringt die richtigen Menschen aus Mitgliedsunternehmen, Aufsichtsbehörden und Politik zusammen, um aktuelle Fragen rund um den Kapitalmarkt zu diskutieren.[6]
Zu den vielen Themengebieten, mit denen sich das Institut beschäftigt, gehören laut eigener Webseite die Bankenregulierung, die Finanzmarktaufsicht und die Finanztransaktionssteuer. So spricht sich das Institut in einem Positionspapier vom 16.05.22017 dagegen aus, die europäischen Aufsichtsbehörden (ESAs) mit mehr Kompetenzen auszustatten.[7] In einer Stellungnahme vom 29.05.2017 vertritt es die Meinung, der Schutz von Whistleblowern brauche keine Regulierung auf EU-Ebene.[8]
Lobbyisten
- Birgit Homburger, ehem. Vorsitzende der FDP-Fraktion im Bundestag, ist seit 03/2016 Leiterin des Hauptstadtbüros
- Jan Bremer ist Leiter des Brüsseler Büros
Fallstudien und Kritik
Interessenkonflikt von Bundesbankpräsident Jens Weidmann
Jens Weidmann ist als Mitglied des Vorstands und des Präsidiums einer der gesetzlichen Vertreter des Deutschen Aktieninstituts (DAI), das laut seiner Webseite die Interessen der kapitalmarktorientierten Unternehmen, Banken, Börsen und Investoren vertritt. Ein wichtiges Tätigkeitsgebiet ist die Einflussnahme auf die Regulierung der Finanzmärkte im Sinne der Mitglieder, zu denen auch Banken gehören. Als Vertreter der Lobbyorganisation DAI sollte Weidmann eigentlich die Partikularinteresssen der Mitglieder an einer möglichst geringen Regulierung vertreten.
Gleichzeitig ist Weidmann Präsident der Bundesbank und sollte in dieser Funktion die Interessen der Allgemeinheit repräsentieren. Dies gilt insbesondere für seine einflussreiche Rolle bei der Regulierung der Finanzmärkte. So ist er Mitglied des Plenums und des Lenkungsausschusses des Finanzstabiilitätsrats (Stability Forum, FSB), einem internationalen Gremium, das die Arbeiten zur Aufsicht und Regulierung der internationalen Finanzmärkte koordiniert und fördert. Deutschland wird im FSB durch die Bundesbank, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und das Bundesministerium der Finanzen (BMF) vertreten.[9][10] Zu den Aufgaben der Bundesbank und damit zum Einflussbereich von Weidmann gehört auch die Bankenaufsicht. An dieser sind in Deutschland neben der Bundesbank auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie das Bundesministerium der Finanzen (BMF) beteiligt. Seit 2014 ist die Europäische Zentralbank (EZB) als Bankenaufsicht hinzugekommen. Eine Bankenaufsicht kann nur funktionieren, wenn die Aufsichtsbehörden unabhängig von den betroffenen Unternehmen und ihrer Lobby sind.
Um einen Interessenkonflikt zu vermeiden, gibt es bei Aufsichtsbehörden Regelungen, die eine Mitwirkung der Aufseher bei den beaufsichtigten Unternehmen und Verbänden untersagen. So gilt für die Leitung der BaFin folgendes: „Die Mitglieder des Direktoriums dürfen ohne Zustimmung des Bundesministeriums der Finanzen neben ihrem Amt kein anderes besoldetes Amt, kein Gewerbe und keinen Beruf ausüben und weder der Leitung eines auf Erwerb gerichteten Unternehmens noch einem Aufsichtsrat, Verwaltungsrat, Beirat oder einem anderen Gremium eines öffentlichen oder privaten Unternehmens, noch einer Regierung oder einer gesetzgebenden Körperschaft des Bundes oder eines Landes angehören. Sie dürfen ohne Zustimmung des Bundesministeriums der Finanzen nicht gegen Entgelt außergerichtliche Gutachten erstellen. Die Zustimmung des Bundesministeriums der Finanzen ist unter den in § 99 Absatz 2 des Bundesbeamtengesetzes genannten Voraussetzungen zu versagen“ (§ 9 Abs. 4 des Gesetzes über die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht/Finanzdienstleistungsaufsichtsgesetz - FinDAG). Auch die Mitglieder des Bundeskartellamts dürfen weder ein Unternehmen innehaben oder leiten noch dürfen sie Mitglied des Vorstandes oder des Aufsichtsrates eines Unternehmens, eines Kartells oder einer Wirtschafts- oder Berufsvereinigung sein (§ 51 Abs. 5 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen).
2013: Finanztransaktionssteuer
Das DAI kam in einer mit der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman erstellten Studie zu dem Ergebnis, dass sich die Belastungen einer eingeführten Finanztransaktionssteuer außerhalb der Finanzbranche auf 5 - 7,3 Mrd. € belaufen dürften.[11]
Organisationsstruktur und Personal
Mitglieder
Mitglied sind rund 200 Aktiengesellschaften unterschiedlicher Branchen, Banken und Finanzdienstleister, Investoren, Börsen sowie Anwaltskanzleien, Beratungsunternehmen und andere bedeutende Kapitalmarktakteure. Die Mitglieder sind hier abrufbar.
Präsidium
Das Präsidium des Deutschen Aktieninstituts ist gesetzlicher Vertreter des Vereins im Sinne von § 26 BGB. Es wird vom Vorstand gewählt und führt die Geschäfte des Vereins, soweit hierfür nicht der Vorstand zuständig ist. Dem Präsidium gehören derzeit (11/2017) an:
Hans-Ulrich Engel (Präsident) | BASF |
Werner Baumann | Bayer |
Carsten Knobel | Henkel AG & Co. KGaA |
Frank H. Lutz | CRX Markets (ab 01/2018) |
Marcus Schenck | Deutsche Bank |
Hauke Stars | Deutsche Börse |
Günther Thallinger | Allianz |
Ralf P. Thomas | Siemens |
Bodo Uebber | Daimler |
Jens Weidmann | Deutsche Bundesbank, Präsident |
Jens Wilhelm | Union Asset Management |
Quelle: [12]
Vorstand
Der Vorstand wird von den Mitgliedern gewählt und repräsentiert Vorstände börsennotierter Unternehmen, Banken und Börsen sowie weitere wichtige Entscheidungsträger aus dem Kapitalmarktbereich. Dem Vorstand gehören an:
Marcus Schenck | Deutsche Bank, Stellv. Vorstandsvorsitzender |
Jens Weidmann | Deutsche Bundesbank, Präsident |
und weitere 68 Personen |
(Stand: November 2017) Quelle: [13]
Geschäftsführung
Christine Bortenlänger | Geschäftsführender Vorstand |
|
Franz-Josef Leven | Stellvertretender Geschäftsführer |
|
(Stand: Januar 2017) Quelle: [14]
Wissenschaftlicher Beirat
Die Mitglieder sind hier abrufbar. Zu ihnen gehört u.a.
- Bernd Rudolph, Vorsitzender
- ehemaliger Leiter des Institut für Kapitalmarktforschung und Finanzierung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München
- Mitglied des Aufsichtsrats von Investmentgesellschaften
- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats Deutscher Derivate Verband (DDV) und Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland (VUV)
Verbindungen
Mitgliedschaften:
- EuropeanIssuers, der europäischen Interessenvertretung börsennotierter Unternehmen
- European Association for Share Promotion (EASP), einem Zusammenschluss von Verbänden zur Aktienförderung
- Centre for European Policy Studies
Weitergehende Informationen
Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
Einzelnachweise
- ↑ Lebenslauf, bundesbank.de, abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Imagebroschüre, S. 3, Webseite Deutsches Aktieninstitut, abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Wir über uns, dai.de, abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Imagebroschüre, S. 13, Webseite Deutsches Aktieninstitut, abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Imagebroschüre, S. 20, 24, Webseite Deutsches Aktieninstitut, abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Imagebroschüre, S. 30, Webseite Deutsches Aktieninstitut, abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Bankenregulierung Überprüfung der Europäischen Aufsichtsbehörden nimmt falsche Richtung, dai.de, abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Positionspapiere, dai.de, abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Finanzstabilitätsrat, bundesfinanzministerium.de, abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Lebenslauf, bundesbank.de, abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Börsensteuer verliert an Zuspruch FAZ.net vom 09.09.2013, abgerufen am 12.09.2013
- ↑ Das Präsidium des Deutschen Aktieninstituts abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Der Vorstand des Deutschen Aktieninstituts abgerufen am 26.11.2017
- ↑ Die Geschäftsführung des Deutschen Aktieninstituts abgerufen am 28.01.2017