PricewaterhouseCoopers
PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC) | |
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Branche | Wirtschaftsprüfung/Unternehmensberatung |
Hauptsitz | Frankfurt am Main |
Lobbybüro Deutschland | |
Lobbybüro EU | |
Webadresse | www.PwC.de |
Die PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC) ist ist Deutschland führendes Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen. Die deutsche PWC ist Mitglied der PWC International Limited, einem weltweit tätigen Verbund von Prüfungs- und Beratungsgesellschaften. Zu den vielfältigen Leistungen gehören u.a. die Finanzaufsicht, die Regulierung Umwelt und Energie, die Preis- und Entgeltregulierung sowie ÖPNV und Eisenbahninfrastruktur[1] Weiterhin berät PwC Unternehmen bei der Steuervermeidung. Über ihre Beratungstätigkeit für die EU-Kommission hat sie einen erheblichen Einfluss auf die Ausgestaltung des Steuerrechts in der EU.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Beratung bei der Steuervermeidung
- 2 Kritik
- 3 Lobbyarbeit: Struktur und Strategien
- 4 Beziehung zum Wirtschaftsrat der CDU
- 5 Fallbeispiele und Kritik
- 6 Unternehmensleitung
- 7 Geschäftsfelder, Beschäftigte und Umsatz
- 8 Weiterführende Informationen
- 9 Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
- 10 Einzelnachweise
Beratung bei der Steuervermeidung
PwC bietet Unterstützung bei Rechtsbehelfen und Verfahren vor der Finanzgerichtsbarkeit an, inklusive der Vertretung der Steuerpflichtigen vor deutschen Finanzgerichten.[2]
Kritik
Die vier großen Wirtschaftsprüfer nutzen ihr Insiderwissen aus, um Steuervermeidungsmodelle zu verkaufen. Bastian Brinkmann fordert deshalb in der Süddeutschen Zeitung (SZ), dass Prüfung und Beratung strikt voneinander getrennt werden.[3] Es sei außerdem völlig absurd, dass sich der Staat bei Steuerreformen von den Big Four und damit von denen beraten lasse, die dann Lücken in den neuen Steuergesetzen an Konzerne weiterverkauften.
Lobbyarbeit: Struktur und Strategien
Beratung von EU-Institutionen
PwC bietet den EU-Institutionen die folgenden Dienstleistungen an: Audit and risk management, Technology consulting, People and change, Financial management and accounting, Tax and customs, Borders, Migration and security, Space, Innovation and growth, European Structural and Investment Funds (ESF), Energy and transport, Digital economy - innovation for the public sector, Public procurement und The EU as a global actor.
Im Bereich „Tax and customs“ (Steuergesetzgebung und Zölle), in dem die Interessen wichtiger PwC-Klienten besonders betroffen sein können, hat PwC die folgenden Studien für EU-Institutionen erstellt:
- Study on the feasability of a common EU standard VAT return
- Evaluation of the Custom Union
- Study on the effectiveness of tax incentives for venture capital and business angels to foster the investment of SMEs and start-ups
- analysis of the effects of the different Member States’ customs sanctioning system for the European Parliament
Darüber hinaus ist PwC in das Customs 2020 Programm der EU eingebunden
Quelle: [4]
Beratungsgremien der EU-Kommission
PwC ist Mitglied der folgenden Gremien, die von der EU Generaldirektion Steuern und Zollunion gebildet worden sind:
Expertengruppe (E02813), die die Kommission bei der Vorbereitung zur Reform der Mehrwertsteuer beraten soll.[5]
Gemeinsames EU-Verrechnungspreisforum (JTPF), das die EU-Kommission in steuerlichen Fragen im Zusammenhang mit Verrechnungspreisen unterstützt und berät.[6]
Mitgliedschaften/Partnerschaften
Nach Angaben von Corporate Europe Observatory (CEO) ist PwC Mitglied in den folgenden Lobbyverbänden der Steuervermeidungsbranche [7]:
- European Business Initiative on Taxation (Mitglieder sind u.a. BP, Pfizer und Airbus, wird von PwC geleitet)
- European Contact Group (informeller Zusammenschluss der „Big Four“ und der beiden nächstkleineren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften)
- Accountancy Europe (Dachverband der Wirtschaftsprüfer)
- AmCham EU (lobbyiert für international tätige US-Unternehmen, deren Fachausschuss für Steuerfragen von einem PC-Mitarbeiter geleitet wird)
Außerdem ist PwC Mitglied des Centre for European Policy Studies, das Studien für EU-Institutionen und nationale Regierungen erstellt und für seine Mitglieder "Corporate Breakfast Meetings" zur Kontaktpflege mit hochrangigen Vertreter der EU-Institutionen organisiert.[8] An diesen Veranstaltungen nehmen EU-Kommissare, Generaldirektoren und Kabinettchefs teil. Kontakte mit EU-Parlamentariern werden über die Mitgliedschaft im European Parliamentary Financial Services Forum gepflegt. Vertreten ist PwC weiterhin im Forum Luft- und Raumfahrt und bei Friends of Europe.
PwC ist Partner der folgenden Organisationen: Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut, True Sales International, Alternative Investment Management Association.
Weiterhin ist PwC Förderer von BIO Deutschland.
Lobbyrelevante Personen
PwC Deutschland
- Norbert Winkeljohann (bis 08/2018 Vorstandssprecher von PwC) und Jürgen Lüdicke (PwC-Partner in Hamburg) waren Mitglieder der Kommission "Steuergesetzbuch" der Stiftung Marktwirtschaft
- Petra Justenhoven, Mitglied der Geschäftsführung von PwC, ist Bundesvorstandsmitglied des Wirtschaftsrat der CDU[9]
PwC Brüssel
- Ian McCahey (Global Public Policy Leader)
- Jacomien van den Hurk (Direktor ED Public & Regulatory Affairs)
- Philippe Pierre, Verantwortlicher für die Verbindung zu den EU-Institutionen (Managing Director PwC EU Services)[10] Leitet ein Team von 7 EU-Spezialisten und wird von 6 PwC-Partnern unterstützt.
Beziehung zum Wirtschaftsrat der CDU
Der Parlamentarische Abend des Wirtschaftsrats NRW am Vorabend des "Wirtschaftstags" findet regelmäßig in der PwC-Niederlassung Berlin statt.[11]
Fallbeispiele und Kritik
2018: Beratung der EU-Kommission in Fragen des Steuerrechts
Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung, der zum Teil auf Recherchen von Corporate Europe Observatory (CEO) beruht, lässt sich die EU-Kommission in Fragen des Steuerrechts von den vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften („Big Four“) beraten, zu denen auch PwC gehört.[12][13] So erhielten PwC, Deloitte und KPMG Aufträge im Wert von 10,5 Mio. Euro für Studien zum Thema Steuern und Zölle. Außerdem seien die „Big Four“ Mitglieder von sogenannten Advisory-Groups, die die EU-Kommission geschaffen hat, um sie bei der Umsetzung ihrer Pläne gegen Steuervermeidung zu unterstützen. Dabei seien es oft genau diese Gesellschaften, die Konzernen bei der Steuervermeidung helfen - wie etwa die „Lux Leaks“ zeigten. Danach habe PwC im Großherzogtum Luxemburg hunderte Steuersparmodelle für multinationale Konzerne entwickelt, wodurch diese ihre Gewinne über Jahre teilweise mit weniger als einem Prozent versteuern konnten. Nach Auffassung von CEO treten die Berater damit in Feldern auf, in denen die Firmen gleichzeitig klassische Lobbyisten in eigener Sache sind.
2014: Mitwirkung beim "Steuervermeidungsmodell Luxemburg"
Die Experten von PwC haben Hunderte von Unternehmen darin beraten, über die Gründung von Gesellschaften in Luxemburg auf legale Weise niedrige oder gar keine Steuern zu zahlen.[14] Bei diesen Gesellschaften handelt es sich oft um bloße "Briefkastenfirmen"; der Schwerpunkt der Wertschöpfung liegt in anderen Ländern. Die geheimen Steuerdokumente, die PwC für seine Kunden angefertigt hat, gelangten in die Hände von mehr als 80 Journalisten auf der ganzen Welt.[15] Über Hundert dieser Dokumente lassen sich auf www.icij.org komplett nachlesen.
2008: Bundesrechnungshof kritisiert Auftragsvergabe an PwC unter Ex-Minister Tiefensee
Der ehemalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte den bereits bestehenden Vertrag des Ministeriums mit PwC zur Begutachtung von Förderprogrammen für Deutsche Reedereien im Oktober 2008 ohne vorherige Ausschreibung verlängert. Nach einem Bericht des Bundesrechnungshofes wurde damit in mehrerer Hinsicht gegen das Vergabegesetz verstoßen:[16] Das Ministerium hat den Auftrag nicht öffentlich ausgeschrieben. Neben der Bewertung von Programmen arbeitete PwC im Rahmen anderer Aufträge auch an den Programminhalten mit. PwC hat durch andere Aufträge einen Wissensvorsprung gegenüber möglichen Konkurrenten gehabt. Das Ministerium hat die Entscheidungsbefugnis über die Auftragsvergabe dem eigentlich zuständigen Bundesamt für Seeschifffahrt entzogen und das Ministerium hat nicht sichergestellt, dass die Einbindung von Dritten in Förderprogramme wirtschaftlich ist.
Unternehmensleitung
Vorstand
Der Vorstand besteht aus 10 Mitgliedern, darunter
- Ulrich Störk, (Vorstandssprecher)
Quelle: [17]
Aufsichtsrat
Der Aufsichtsrat besteht aus einem zwölfköpfigen Gremium, u.a.
- Norbert Vogelpoth (Vorsitzender)
Quelle:[18]
Geschäftsfelder, Beschäftigte und Umsatz
Die PWC ist in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistung, Steuerberatung, Consulting und Deals tätig. Zu ihren Kunden gehören auch Ministerien und Kommunen. In Deutschland beschäftigte PwC 2017 an ihren 21 Standorten 10.627 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von rd. 2 Mrd. Euro.[19]
Lobbyisten in Ministerien
PwC war mit "externen Mitarbeitern" im Wirtschafts- und Entwicklungsministerium vertreten.
Lobbyisten im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Zeitraum | Unbekannte Zeitspanne, mindestens im November 2006[20] |
Mitarbeiter | k.A. |
Bearbeitete Themen | Externe Mitarbeiter im BMWi "unterstützen und beraten in spezifischen wirtschaftspolitischen und technologischen Fragen sowie bei der Erstellung von Informationsbroschüren"[20] |
Lobbyisten im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Zeitraum | Drei Monate in 2006[21] |
Mitarbeiter | Ein/e MitarbeiterIn |
Bearbeitete Themen | Einsatz in der (damaligen) Abteilung 3 |
Weiterführende Informationen
Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
Einzelnachweise
- ↑ Unsere Leistungen, pwc.de, abgerufen am 04.08.2018
- ↑ Wie eng die Bande zwischen Politik und Wirtschaftsprüfern sind, tageessouegek.de vom 03.11.2018, abgerufen am 15.03.2019
- ↑ Zerschlagt die Vier, sueddeutsche.de vom 01.03.2019
- ↑ All the support you need PwC EU Services, pwc.com, abgerufen am 06.08.2018
- ↑ List of the organisations appointed as members of the VAT Expert Group, ec.europe.eu, abgerufen am 09.08.2018
- ↑ Verrechnungspreisforum, ec.europa.eu, abgerufen am 14.08.2018
- ↑ Frisieren und mitregieren, corporateeurope.org vom Juli 2018, abgerufen am 03.08.2018
- ↑ CEPS Corporate Breakfasts, ceps.eu, abgerufen am 10.08.2018
- ↑ Bundesvorstand, wirtschaftsrat.de, abgerufen am 03.08.2018
- ↑ All the support you need PwC EU Services, pwc.com, abgerufen am 06.08.2018.
- ↑ Über den Dächern von Berlin, wirtschaftsrat.de Bericht vom 11.06.2018, abgerufen am 03.08.2018
- ↑ Die fragwürdige Doppelrolle der Wirtschaftsberater, sueddeutsche.de vom 09.07.2018
- ↑ Accounting for influence, corporateeurope.org vom 10.07.2018, abgerufen am 03.08.2018
- ↑ Luxemburg-Leaks Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 7. 11. 2014
- ↑ Bastian Obermeyer u.a.: Die willigen Helfer - Vertrauliche Steuerdokumente bringen die Prüfgesellschaft PwC in Verlegenheit, Süddeutsche Zeitung vom 7. November 2014
- ↑ Fehlende Ausschreibung Bundesrechungshof prangert Auftragsvergabe unter Ex-Minister Tiefensee an Der Spiegel vom 7. Januar 2010, abgerufen am 9.5.2011
- ↑ Geschäftsführung, pwc.de, abgerufen am 03.08.2018
- ↑ Mitglieder des Aufsichtsrats, pwc.de, abgerufen am 03.08.2018
- ↑ Geschäftszahlen und Berichte, pwc.de, abgerufen am 04.08.2018
- ↑ 20,0 20,1 Antwort der Bundesregierung (pdf) auf kleine Anfrage der Grünen-Fraktion zu "Mitarbeit von Beschäftigten von Verbänden und Wirtschaftsunternehmen in Bundesministerien und in nachgeordneten Bundesbehörden" vom 04.12.2006, letzter Zugriff 09.09.2011
- ↑ Antwort der Bundesregierung (pdf) auf kleine Anfrage der Linke-Fraktion zum Einsatz externer Mitarbeiter und Berater vom 10.06.2011, letzter Zugriff 28.09.2011