Die Welt des Lobbyismus entdecken. Jetzt unseren Newsletter bestellen.

Walter Eucken Institut

    • Keine Statusinformation
Walter Eucken Institut
Rechtsform eingetragener Verein
Tätigkeitsbereich Verbreitung neoliberaler Ideen
Gründungsdatum 11. Januar 1954
Hauptsitz Goethestr. 10, 79100 Freiburg
Lobbybüro
Lobbybüro EU
Webadresse walter-eucken-institut.de

Das Walter Eucken Institut ist ein Forschungs- und Beratungsinstitut mit einer wirtschaftsliberalen Ausrichtung, das bis 2015 eng mit der Friedrich A. von Hayek - Gesellschaft verbunden war. Alle Mitglieder des Vorstands sind auch Mitglieder der Mont Pelerin Society, des weltweit größten neoliberalen Elitennetzwerks. Die Mitglieder des Instituts waren bis in die 90er Jahre in einer Vielzahl wissenschaftlicher Beratungsgremien der Bundes- und Landesregierungen sowie sonstiger regierungsnaher Institutionen vertreten. Die Bedeutung des Instituts in der Politikberatung hat in den letzten Jahren abgenommen.

Beim Walter-Eucken-Institut ist das Netzwerk NOUS angesiedelt, in dem sich die 2015 ausgetretenen Mitglieder der Friedrich A. von Hayek - Gesellschaft organisiert haben. Der Leiter des Instituts, Lars P. Feld, ist Co-Vorsitzender dieses Netzwerks, das bis mindestens April 2024 Partner des Atlas Network war.

Kurzdarstellung und Geschichte

Das Walter Eucken Institut wurde vier Jahre nach dem Tod von Walter Eucken von Freunden und Schülern mit Unterstützung des damaligen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard am 11. Januar 1954 in der Rechtsform eines Vereins in Freiburg gegründet. Der radikal-neoliberale Ökonom Friedrich August von Hayek hat als erstes Vorstandsmitglied und danach Ehrenpräsident die Ausrichtung des Instituts maßgeblich geprägt. Hayek lehnt sowohl Korrekturen der Marktergebnisse unter sozialen Gesichtspunkten als auch die Bekämpfung wirtschaftlicher Macht durch staatliche Maßnahmen grundsätzlich ab. In der Imagebroschüre 2019 findet sich unter „Die Gründungszeit des Walter Eucken Instituts“ ein Interview mit Hayek, in dem dieser sich zum Begriff „sozial“ wie folgt äußert: „Klar ist nur, daß eine soziale Marktwirtschaft keine Marktwirtschaft ist, ...soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit“.

Das Walter Eucken Institut versteht sich als Kompetenzzentrum für ordnungspolitische und ordnungsökonomische Grundlagenforschung.[1] Zweck der Einrichtung sei es, diese Untersuchungen auf die praktische Umsetzung der Wettbewerbsordnung auszurichten und ordnungspolitisches Denken in die öffentliche Diskussion einzubringen. Es sollen Lösungswege für aktuelle tagespolitische Fragen sowie zur nachhaltigen Gestaltung der Sozialen Marktwirtschaft aufgezeigt werden. Zu den Veranstaltungen gehören Lehrveranstaltungen, die Walter Eucken-Vorlesung und die Friedrich August von Hayek-Vorlesung, Workshops und Symposien, Vorträge und Diskussionen sowie das Walter Eucken Research Seminar.

Beurteilung der wirtschaftlichen Macht

Eucken hat sich vehement für eine machtmindernde Wirtschaftspolitik ausgesprochen: "Erster Grundsatz: Die Politik des Staates sollte darauf gerichtet sein, wirtschaftliche Machtgruppen aufzulösen oder ihre Funktionen zu begrenzen".[2] Nach seiner Auffassung wird wirtschaftliche Machtkonzentration in politische Macht umgemünzt und der Staat wird "von der Wirtschaft gefesselt".[3] Nur die vollständige Konkurrenz auf dem Markt könne Machtkonzentrationen verhindern und dadurch die Freiheit garantieren. Diese Idee hält die Eucken-Gesellschaft unter dem Einfluss von F.A. von Hayek für realitätsfern. Der Frankfurter Publizist und Eucken-Enkel Walter Oswalt meint, die Freiburger Schule habe sich nach Euckens Tod nicht weiterentwickelt. Die zentrale Kritik Euckens an der ökonomischen Macht sei vielmehr bei denen, die sich mit Eucken befassten, ganz aus dem Blickfeld getreten.[4] Oswalt aktualisiert die Vorstellungen von Eucken zum Problem der wirtschaftlichen und politischen Macht in dem von ihm herausgegebenen Buch "Walter Eucken Ordnungspolitik" (Walter Eucken Archiv Reihe Zweite Aufklärung, Münster 1999). Eine kritische Würdigung Euckens in der Süddeutschen Zeitung vom 24. Juni 2016 durch Peter Bofinger, ehem. Mitglied des Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, kann hier abgerufen werden.

Das Walter Eucken Institut lässt keine Distanz zur wirtschaftlichen Macht erkennen. Vielmehr entsprechen seine Argumentationsmuster weitgehend denen der großen Wirtschaftsverbände, mit denen es auch personell verflochten ist. Im Gegensatz zu Eucken, der zur Einschränkung wirtschaftlicher Macht als zentralem Problem einer Gesellschaft sogar die Entflechtung marktbeherrschender Unternehmen für geboten hält, sieht Lars P. Feld, der Leiter des Walter Eucken Instituts, auf diesem Gebiet keinen Handlungsbedarf. Der deutsche Staat verteile so stark Einkommen um wie kaum ein anderes Land und die Behauptung, dass mächtige wirtschaftliche Interessengruppen einen größeren und für die Massen schädlicheren Einfluss hätten als linke Protestgruppen und Bürgerforen, sei schlicht falsch.[5]

Organisationsstruktur und Personal

Die Leitung des Instituts ist seit 2001 mit dem damals geschaffenen Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik verknüpft.[6] Das vom Land Baden-Württemberg finanzierte Institut wird von einem Verein getragen, zu dessen Gremien das Kuratorium gehört. Wegen der Verbindung von Lehrstuhl und Institut kann das Kuratorium die Besetzung der Institutsleitung und die des Lehrstuhls beeinflussen.

Mitglieder

Mitglieder des Vereins sind Unternehmen aus der Region Freiburg und Privatpersonen, die zum Teil Inhaber von Unternehmen sind.[7] Zu den Mitgliedern gehören:

  • Karl Friedrich von Hohenzollern, Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern, Mitglied des Bundesvorstands des Wirtschaftsrat der CDU, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Familienunternehmen und Politik[8][9]
  • Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende des Vorstands der Trumpf GmbH & Co. KG, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Familienunternehmen[10]
  • Olaf Prüßmann, Direktor für Wirtschaftspolitik und Finanzdienstleistungen beim Rat der Europäischen Union[11]

Mitglieder des Vorstands

Kuratorium

  • Gerhard Kempter (Vorsitzender), Geschäftsführer der Kempter Financial Mangagment GmbH, Freiburg, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volksbank Freiburg, ehemaliges Vorstandsmitglied des Verbandes unabhängiger Vermögensberater (VuV)
  • Karen Horn (Stellv. Vorsitzende), ehemalige Leiterin des Hauptstadtbüros des Institut der deutschen Wirtschaft
  • Susanne Hübschmann, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
  • Wolfgang Kerber, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik an der Universität Marburg, ehem. Leiter des Walter Eucken Institut
  • Kerstin Krieglstein, Rektorin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • Günter Knieps, ehem. Direktor des Instituts für Verkehrswissenschaften und Regionalpolitik an der Universität Freiburg
  • Burkhart Knospe, Vorstandsvorsitzender der Testo AG
  • Jan Schnellenbach, Prof. an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg

Forum Ordnungspolitik

Das Forum beschreibt sich wie folgt: „Das Forum Ordnungspolitik e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die herausragende Bedeutung der Ordnungspolitik in die öffentliche Wahrnehmung zu befördern. Das geschieht u.a. durch Vorträge, Symposien sowie Veröffentlichungen von Beiträgen und Informationsbroschüren und die Unterstützung der wissenschaftlichen Grundlagenarbeit des Walter Eucken Instituts…Als lebendiges, weit verzweigtes Netzwerk, in dem sich Menschen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und engagierter Bürgerschaft zusammengeschlossen haben, setzen und suchen wir Impulse für innovatives Denken und zukunftsfähige Rahmenbedingungen, die eine freie, soziale und wettbewerbsfähige Marktwirtschaft zum Wohl der Menschen ermöglichen. Das tun wir in enger Zusammenarbeit mit dem Walter Eucken Institut.“[16]

Die Mitglieder des Vorstands sind hier abrufbar. Vorsitzender ist Paul Becker, Geschäftsführer Becker GbR.

Die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats sind hier abrufbar. Zu ihnen gehören:

  • Susanne Cassel, Referatsleiterin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und Vorsitzende von ECONWATCH
  • Stefan Kolev, Professor für Wirtschaftspolitik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. 2015, Wissenschaftlicher Leiter des Ludwig-Erhard-Forums für Wirtschaft und Gesellschaft
  • Sarah Necker, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und Direktorin des Ludwig Erhard ifo Zentrums für Soziale Marktwirtschaft und Institutionenökonomik

Kooperation mit dem Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP)

Direktor und Gründer des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IPW), das von Schweizer Milliardären unterstützt wird[17] [18], ist Christoph Schaltegger, der neben Lars P. Feld Vorstandsmitglied des Walter Eucken Instituts ist. Feld sitzt seinerseits im Wissenschaftlichen Beirats des IPW. Beide gehören dem Wissenschaftlichen Beirat von Agenda Austria an. Sowohl das Walter Eucken Institut als auch das IPW sind Mitglied in einem Akademischen Netzwerk von 10 Organisationen. Geschäftsführer des IPW ist René Scheu, Ex-Feuilleton-Leiter der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), der nach Meinung der Schweizer Wochenzeitung WOZ das Feuilleton der NZZ auf rechten Kulturkampf getrimmt hat.[19] Förderstiftung des IWP ist die Stiftung Schweizer Wirtschaftspolitik, deren Stiftungsrat-Präsident der langjährige Konzernchefs Alfred N. Schindler, Aufsichtsratsvorsitzender der Schindler Holding AG, ist.[20] Nach Einschätzung der taz ist das IPW ein wichtiger Player in einer internationalen Szene liberal-libertärer Akteure, die vermeintlich übermäßige Staatsausgaben für die Wurzel allen Übels halten.[21] Es produziere meinungsstarke akademische Papiere, Gastkommentare in diversen Medien und Verlagsbeilagen in der NZZ. Im September 2024 sei eine zwölfseitige NZZ-Beilage mit dem Titel „Sparen, Sparen, Sparen“ erschienen, in der Instituts-Direktor Schaltegger den FDP-Parteivorsitzenden und damaligen Bundesfinanzminister Christian Lindner interviewt habe.[22] Mitpubliziert habe die Beilage das Walter Eucken Institut, dessen Direktor Feld die Schuldenbremse nicht streng genug ist.[23]

Finanzen

Das Land Baden-Württemberg als finanzieller Träger des Instituts hat 2001 beschlossen, nicht nur den Institutsetat aufzustocken, sondern darüber hinaus eine C 3- Professur für Wirtschaftspolitik mit dem Schwerpunkt Ordnungspolitik einzurichten.[24] Der Lehrstuhlinhaber leitet auch das Institut.

Die Einnahmen stammten 2023 zu 55 % aus Öffentlichen Zuwendungen durch das Land Baden-Württemberg (institutionelle Förderung), zu 2% aus Öffentlichen Zuwendungen durch das Land (Projektförderung), zu 7 % aus Spenden/Mitgliedsbeiträgen und zu 36 % aus Drittmitteln/Forschungsbeiträgen (Wichtige Drittmittelgeber sind Unternehmen/Verbände und Gemeinnützige Auftraggeber).[25]



Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

https://www.lobbycontrol.de/newsletter-lobbypedia/https://bsky.app/profile/lobbycontrol.bsky.socialhttps://www.facebook.com/lobbycontrolhttps://www.instagram.com/lobbycontrolVernetzen

Einzelnachweise

  1. Hochspringen Profil, eucken.de, abgerufen am 25.02.2017
  2. Hochspringen Walter Eucken: Grundsätze der Wirtschaftspolitik, 6. Auflage, Tübingen 1990, S. 334.
  3. Hochspringen Jakob Augstein: Das umstrittene Erbe Walter Euckens, Süddeutsche Zeitung vom 30. März 1994, S. 34
  4. Hochspringen Augstein, Süddeutsche Zeitung vom 30. März 1994
  5. Hochspringen Lars P. Feld: Die Mär von der Postdemokratie, in: Cicero, 26. Februar 2014, Webseite Cicero, abgerufen am 2. 5. 2014
  6. Hochspringen Uni Freiburg: Euckens Erben, Badische Zeitung vom 24. April 2009, Website der Badischen Zeitung, abgerufen am 27.02.2017
  7. Hochspringen Mitgliedschaft, euckeninstitut.de, abgerufen am 09.02.2025
  8. Hochspringen Bundesvorstand, wirtschaftsrat.de, abgerufen am 09.02.2025
  9. Hochspringen Kuratorium, familienunternehmen.de, abgerufen am 10.02.2025
  10. Hochspringen Kuratorium, amilienunternehmen.de, abgerufen am 10.02.2025
  11. Hochspringen Bericht aus Brüssel und Berlin, eucken.de vom 29.09.2023, abgerufen am 09.02.2025
  12. Hochspringen Kauft sich Milliardär Alfred Schindler ein Uni-Institut?, tagesanzeiger.de vom 10.05.2021, abgerufen am 07.02.2025
  13. Hochspringen Eine Denkfabrik für Reiche, woz.ch vom 23.12.2021, abgerufen am 07.02.2025
  14. Hochspringen Kauft sich Milliardär Alfred Schindler ein Uni-Institut?, tagesanzeiger.de vom 10.05.2021, abgerufen am 07.02.2025
  15. Hochspringen Eine Denkfabrik für Reiche, woz.ch vom 23.12.2021, abgerufen am 07.02.2025
  16. Hochspringen Über uns, forumordnungspolitik.de, abgerufen am 08.02.2025
  17. Hochspringen Schalteggers Ideologiemaschine, woz.de vom 29.08.2024, abgerufen am 08.02.2024
  18. Hochspringen Eine Denkfabrik für Reiche, woz.ch vom 23.12.2021, abgerufen am 07.02.2025
  19. Hochspringen Eine Denkfabrik für Reiche, woz.ch vom 23.12.2021, abgerufen am 07.02.2025
  20. Hochspringen Schindler Holding AG, marketscreener.com, abgerufen am 07.02.2025
  21. Hochspringen Lindner und die Schuldenbremse, taz.de vom 08.02.2025, abgerufen am 08.02.2025
  22. Hochspringen Lindner und die Schuldenbremse, taz.de vom 08.02.2025, abgerufen am 08.02.2025
  23. Hochspringen Die Schuldenbremse ist nicht streng genug, x.com/wolf vom 02.02.2025, abgerufen am 09.02.2025
  24. Hochspringen Jahresbericht 2001 des Instituts, S.3
  25. Hochspringen Finanzierung, eucken.de, abgerufen am 09.02.2025

Anhänge

Diskussionen