Group of Thirty

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Group of Thirty (G30)
Rechtsform
Tätigkeitsbereich Denkfabrik der internationalen Finanzwirtschaft
Gründungsdatum 1978
Hauptsitz 1726 M Street, NW, Suite 200, Washington, DC 20036 USA
Lobbybüro
Lobbybüro EU
Webadresse www.group30.org

Die Group of Thirty (G30) hat als Think tank der internationalen Finanzwirtschaft unter Beteiligung vieler aktueller und ehemaliger Notenbankpräsidenten und ranghoher Vertreter anderer Finanzinstitutionen einen großen Einfluss auf die Schaffung der Rahmenbedingungen für Finanzmärkte.


Lobbystrategien und Einfluss

Seit dem Ende der 90er Jahre spielt die G30 eine zentrale Rolle in der Führung des globalen Finanzsystems. Die Mitglieder schreiben einflussreiche Studien und setzen sich für Politiken ein, die international weitgehend akzeptiert und umgesetzt werden. Ein paar Kernpositionen die die G30 vertritt sind: Liberalisierung der Finanzmärkte, Sparpolitik als Weg aus der Finanzkrise, mehr Flexibilität im Arbeitsmarkt (d.h. weniger Kündigungsschutz). Ihre Positionen stimmen mit den Interessen des privaten Bankensektors überein und beeinflussen intensiv wie Bankenregulierung und -überwachung national und global praktiziert wird. Durch die mächtigen Positionen der Mitglieder der G30, können sie ihre Vorschläge sogar weitgehend selbst umsetzten.

Bei der Erstellung der Basel II Eigenkapitalvorschriften (2004) setzte die G30 sich für eine Selbstregulierung und -überwachung der Banken ein, eine Methode die den Banken viele Freiheiten erlaubt, was offensichtlich schwerwiegende Konsequenzen hatte.

2012 schrieben die Mitglieder der G30 einen Report zu Langzeitfinanzierung und Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern, gedacht als praktische Anleitung für die Politik. Darin setzten sie sich für die Liberalisierung der Finanzmärkte in Entwicklungsländern ein – Methoden die in den Industrieländern zur Finanzkrise führten -, mit dem Argument, dass dies jenen helfen würde zu wachsen und sich so für die Industrienationen eine neue Investitionsmöglichkeit eröffne, während diese noch einer strengen Sparpolitik unterliegen.[1][2][3]


Fallstudien und Kritik

2012: Mario Draghi und EZB

Ende Juli 2012 hat die Nichtregierungsorganisation CEO Beschwerde gegen EZB-Präsident Mario Draghi beim Ombudsmann der EU eingelegt.[4] Es besteht für CEO ein Interessenkonflikt, da die Group of Thirty Charakteristika einer Lobbyorganisation für Großbanken aufweist.[5] Mario Draghi würde durch seine Mitgliedschaft die notwendige Unabhängigkeit eines EZB-Präsidenten fehlen.[6] Im Februar 2013 hat der Ombudsman Draghi eines Interessenkonfliktes freigesprochen. [7] CEO kritisiert diese Entscheidung in vielen Punkten als falsch.[8] Die EU Bürgerbeauftragte O’Reilly kam im Rahmen einer förmlichen Untersuchung im April 2018 zu dem folgenden Ergebnis: Auch wenn es keinen Beleg dafür gebe, dass vertrauliche Informationen preisgegeben werden, erzeuge die Mitgliedschaft bei der G30 den Eindruck, dass die Unabhängigkeit der EZB kompromittiert und damit unnötig das Image und das öffentliche Vertrauen in die EZB beschädigt werde.[9] Draghi solle deshalb bis zum Ende seiner Amtszeit seine Mitgliedschaft ruhen lassen. Die EZB erklärte, sie teile die Einschätzung der Bürgerbeauftragten nicht.

Organisationsstruktur und Personal

Mitglieder  
Vorsitzender Jean-Claude Trichet
Ehrenvorsitzender Paul A. Volcker
Vorsitzender des Kuratoriums Jacob A. Frenkel
Leszek Balcerowicz
  • ehem. Präsident Polnische Nationalbank
  • Ehrenvorsitzender Think Tank Bruegel
Mark Carney
Mario Draghi
William C. Dudley
Timothy Geithner
Gerd Häusler
Paul Krugman
  • Professor of Economics, Princeton University
Kenneth Rogoff
Axel Weber
Weitere Mitglieder Jaime Caruana, Domingo Cavallo, Roger W. Ferguson, Jr., Arminio Fraga, Philipp Hildebrand, Gail Kelly, Mervyn King, Haruhiko Kuroda, Christian Noyer, Guillermo Ortiz, Raghuram G. Rajan, Raghuram G. Rajan, Tharman Shanmugaratnam, Masaaki Shirakawa, Lawrence Summers, Tidjane Thiam, Adair Turner, Kevin Warsh, Ernesto Zedillo, Zhou Xiaochuan

(Stand: Mia 2016) Quelle: [10]

Kurzdarstellung und Geschichte

Die 1978 von Geoffrey Bell auf Initiative der Rockefeller-Stiftung gegründete Group of Thirty (Abkürzung: G30) ist ein Zusammenschluss von führenden Bankern, Bankmarktregulierern und Ökonomen zur Diskussion und Beeinflussung von staatlichen Entscheidungen im Finanzsektor.[11][12][13] Sie selbst nennt sich "Consultive Group on International and Monetary Affairs". Einen großen Einfluss in der G30 haben Vorstandsmitglieder und ehemalige Repräsentanten der weltweit führenden Großbanken, für die die Regulierung des Bankensektors von besonderem Interesse ist.[14]
Der ganz überwiegende Teil der weiteren Mitglieder sind ehemalige und amtierende Chefs von Zentralbanken und sonstigen Institutionen der Finanzwirtschaft. Auch 2 ehemalige US-Finanzminister und einige renommierte Ökonomen gehören zu den Mitgliedern. Viele Regulierer kommen von den Großbanken oder übernehmen nach der Aufgabe ihrer Funktion im öffentlichen Dienst Positionen bei Großbanken. Eine hervorgehobene Rolle bei diesen Seitenwechseln spielt Goldman Sachs.

Die Mitglieder treffen sich 2x jährlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit ausgewählten Gästen zur Erörterung wichtiger wirtschaftlicher, finanzieller und politischer Entwicklungen. Ein Treffen, das "International Banking Seminar", findet zeitgleich mit dem Herbsttreffen von Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank statt. Das "International Banking Seminar" bringt nach eigenen Angaben über 50 % der Zentralbankpräsidenten mit den bedeutendsten Persönlichkeiten des Finanzsektors und einigen ausgewählten Akademikern zusammen.[15] Darüber hinaus erarbeiten Arbeitsgruppen oder Mitglieder der G30 "Special Reports" oder "Occasional Papers" zu Themen, die ihr wichtig erscheinen. Beispiel: A New Paradigma: Financial Institution Boards and Supervisors, Special Report, erschienen 2013, 64 Seiten


Weiterführende Informationen


Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

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Einzelnachweise

  1. http://www.occupy.com/article/global-power-project-group-thirty-and-good-discussion-theyre-still-having aufgerufen am 17.04
  2. http://www.occupy.com/article/global-power-project-group-thirty-and-its-methods-financial-governance aufgerufen am 17.04
  3. http://www.occupy.com/article/global-power-project-group-thirty-architects-austerity aufgerufen am 17.04
  4. http://www.tagesschau.de/wirtschaft/groupofthirty102.html ARD-Tagesschau: EU-Bürgerbeauftragter führt Untersuchung gegen EZB-Chef: "Group of Thirty" - für Draghi ein Interessenskonflikt?
  5. http://corporateeurope.org/news/draghi-faces-formal-complaint-over-conflicts-interest
  6. http://corporateeurope.org/sites/default/files/attachments/ombudsman_complaint_ecb.pdf
  7. http://www.ombudsman.europa.eu/cases/decision.faces/en/49139/html.bookmark
  8. http://corporateeurope.org/blog/ecb-loose Kommentar von CEO zur Entscheidung des Ombudsmannes
  9. Die gefährliche Nähe der EZB zur Finanzindustrie, tagesspiegel.de vom 25.04.2018, abgerufen am 10.05.2018
  10. Current Members Webseite Group of Thirty, abgerufen am 09.01.2015
  11. Sven Becker/Andreas Macho: EZB-chef: Ombudsmann prüft Draghis Lobby-Mitgliedschaft, Spiegel online vom 30. Juli 2012, Webseite Spiegel online, abgerufen am 2. 12. 2013
  12. Karen Eppper Hoffmann: G30 Members Discuss Critical Concerns for American Corporatioons, Association for Financial Professionals, 25. März 2005, Webseite afponline, abgerufen am 02.12.2013
  13. Die Group of Thirty Mario Draghis verschwiegen Freunde, FocusMoney online vom 1. August 2012, Webseite abgerufen am 02.12. 2013
  14. Draghi and the Group of Thirty - an intro, Corporate Europe Obserbatory, 4. September 2012, Website corporateeurope, abgerufen am 2. 12. 2013
  15. Events International Banking Seminars, Webseite Group of Thirty, abgerufen am 04.12.2013

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