Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik

| Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) | |
|---|---|
| Rechtsform | eingetragener Verein |
| Tätigkeitsbereich | Rüstungsunternehmen, MdBs, Vertreter des Verteidigungsministeriums und Militärs erörtern Fragen der Rüstungspolitik und Wehrtechnik |
| Gründungsdatum | 1957 |
| Hauptsitz | Hochstadenring 50, 53119 Bonn |
| Lobbybüro | |
| Lobbybüro EU | |
| Webadresse | www.dwt-sgw.de |
Die Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) ist ein von der Rüstungsindustrie dominierter Verein, bei dessen Treffen und Diskussionsrunden Vertreter:innen der Rüstungsindustrie, Bundestagsabgeordnete sowie Mitarbeiter:innen des Bundesverteidigungsministeriums Fragen der Rüstungspolitik und Wehrtechnik erörtern.
Inhaltsverzeichnis
Kurzdarstellung und Geschichte
Die Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) ist 1957 auf Initiative der Rüstungsabteilung des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) gegründet worden. Zweck des Vereins ist die Förderung der Bildung in den Bereichen Wehrtechnik, Verteidigungswirtschaft, Bündnisfähigkeit und Sicherheitspolitik (§ 2 der Satzung vom 7. Mai 2013). Dazu bietet der Verein allen Interessierten aus Öffentlichkeit, Politik, Bundeswehr, Wirtschaft, Verbänden, Wissenschaft und Forschung eine neutrale Plattform für den Dialog. Die DWT verweist auf ihrer Webseite als Vorteil einer Mitgliedschaft u. a. auf ihr "Netzwerk aus Politik, Bundeswehr und anderen Organen der Exekutive, der Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung sowie der Medien."[1] Zu den Veranstaltungen gehören Vorträge, Workshops, Gesprächsrunden und Parlamentarische Abende. Die DWT ist als gemeinnützig anerkannt und hat dadurch bedeutende Steuervorteile. Dies haben eine Reihe von Bundestagsabgeordneten Ende August 2015 kritisiert.[2]
Einflussnahme und Lobbystrategien
Der Rahmen der DWT erlaubt der Rüstungsindustrie, bereits im Vorfeld parlamentarischer Entscheidungsprozesse, informell Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. Dabei bringen Rüstungsunternehmen zwangsläufig auch ihre Interessen an geplanten Rüstungsprojekten der Bundesregierung ein. Interessengruppen, die an Abrüstung oder der Begrenzung von Rüstungskosten interessiert sind (z. B. Friedensinitiativen) sind in dem Verein nicht vertreten.
Das Zusammenwirken von Rüstungsunternehmen und Parlamentarier:innen birgt die Gefahr, dass rüstungspolitische und wehrtechnische Entscheidungen von den zuständigen parlamentarischen Gremien in intransparente Gesprächsrunden verlagert werden, in denen die entsprechende Distanz zwischen den Abgeordneten und der Rüstungsindustrie fehlt.
In Berlin veranstaltet die DWT Gesprächs- und Diskussionsrunden mit
- Wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen der Abgeordneten im Deutschen Bundestag: "Gespräch wiss MA von MdB mit Experten"
- der sicherheitspolitischen Szene in der Hauptstadt: "Parlamentarischer Abend"
- wichtigen Gesprächspartnern aus Parlament, Ministerien, Arbeitskreisen: "Berliner Gespräch des AKM"[3]
Auch in Brüssel werden Diskussionsrunden organisiert. Daneben werden die DWT-Industrietreffen am Standort SHAPE (ca. 60 km südlich von Brüssel in der Nähe von Mons) veranstaltet. Das "Brüsseler Gespräch" wird im Haus der Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltet.[4]
Verbindungen
- Die DTW ist Gründungsmitglied der European Federation of Defence Technology Associations (EDTA)[5]
- Vereinbarungen zur Zusammenarbeit bestehen mit:
- Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) (ehemals Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GfW)[6])
- Carl-Cranz-Gesellschaft (CCG)
- Deutscher Bundeswehrverband (DBwV)
- Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr(VdRBw)
- Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V.
- Gemeinsame Veranstaltungen gibt es auch mit:
Mit der Konrad-Adenauer-Stiftung wurde das "Wiesbadener Forum zur Sicherheitspolitik" veranstaltet.
Organisationsstruktur und Personal
Im Dezember 2021 zählte die DWT 1 150 Mitglieder.[8] 2020 waren dies 262 fördernde und 797 persönliche Mitglieder.[9]
Eine Liste der fördernden Mitglieder konnte ehemals hier abgerufen werden. Mitglieder des DWT e.V. waren laut eigenen Angaben im Jahr 2016 zu 50% Angehörige der Bundeswehr, ob aktiv oder im Ruhestand, 40% aus der Wehr– und Sicherheitswirtschaft und rund 10% der Mitglieder aus Forschung, Politik und sonstigen Betätigungsfeldern.[10]
Vorstand
- Wolfgang Döring, Generalmajor a.D. (Vorstandsvorsitzender)
- Matthias Witt, Geschäftsführer WIMCOM GmbH (Stellvertretender Vorsitzender)
- 12 weitere Mitglieder, unter anderem aus den Unternehmen Rheinmetall AG und Airbus Defence&Space GmbH
(Stand: März 2025) Quelle: [11]
Präsidium
Das Präsidium setzt sich aus ca. 40 Mitgliedern zusammen.
Folgende Unternehmen sind über Mitglieder im Präsidium vertreten:
- Diehl Defence (Vorstandsmitglied Claus Günther - Präsident des DWT)
- ThyssenKrupp Marine Systems GmbH
- Daimler Truck AG
- Airbus Defence and Space GmbH
Zu den Präsidiumsmitgliedern zählten unter anderem folgende (ehemalige) Mitglieder des Deutschen Bundestags im Verteidigungsausschuss:
- Kerstin Vieregge (CDU) - Vizepräsidentin DTW
- Wolfgang Hellmich (SPD)
- Dirk Vöpel (SPD)
- Marcus Faber (FDP) - von Juni 2024 bis 2025 Vorsitzender des Verteidigungsausschusses
- Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) (bis 2023) - von 2021 bis 2024 Vorsitzende des Verteidigungsausschusses
- Florian Hahn (CSU) (bis 2017)
- Henning Otte (CDU) (bis 2017)
- Lars Klingbeil (SPD) (bis 2017)
(Stand: März 2025) Quelle: [12]
Repräsentanz in Brüssel
Die Mitglieder des Beirats der Repräsentanz in Brüssel waren hier abrufbar. Neben Vertreter:innen der Rüstungswirtschaft und Militärs gehörten dazu u.a.
- Chrisitian Forstner, Hanns-Seidel-Stiftung
- Stefan Gerold, Konrad-Adenauer-Stiftung
Mittlerweile sind Informationen über den Beirat in Brüssel nicht mehr zu finden.
Im Transparenzregister der EU ist die DWT nicht gelistet, durchaus aber einige ihrer Mitglieder wie die Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG und die Diehl Stiftung & Co. KG.[13][14] Die, für die Diehl Stiftung & Co. KG mit EU-Beziehungen beauftragte Person, Tobias Kaiser, (Director Business Development EU und Vorstandsmitglied des DWT) ist laut DWT Website gleichzeitig Ansprechpartner des DWT Büros in Brüssel.[15][13]
Gremien und Arbeitskreise
Arbeitskreis Mittelstand (AKM) Im Arbeitskreis Mittelstand sind laut dem Jahresbericht 2019 489 Mitglieder organisiert, davon 209 fördernde Unternehmen, sowie andere Fördermitglieder wie auch persönliche Mitglieder.[16]
Initiativkreis Zukunft (IKZ) Der seit Dezember 1999 bestehende Initiativkreis Zukunft (IKZ) der DWT ist eine Dialog- und Informationsplattform, die sich an Verantwortungs- und Entscheidungsträger in den Streitkräften, in der Bundeswehrverwaltung, Verteidigungswirtschaft, Politik, Wissenschaft oder Forschung richtet und regelmäßig Veranstaltungen organisiert.[17]
Sektionen Die Sektionen sind die regionalen Interessensverbände der DWT, die sich das Bundesgebiet in 14 Regionen aufteilen.
Wehrtechnische Arbeitskreise (wt-AKs) Die Arbeitskreise sind etablierte Zusammenkünfte (von Mitgliedern) der DWT, die sich mit fachlichen Spezifika der Wehrtechnik befassen. Die Arbeitskreise sind etwa: „Arbeitskreis Akustik“, „Elektrische Energietechnik“, "Marine Workshop", „Optik und Optronik in der Wehrtechnik“.[18]
SGW
Die Studiengesellschaft der DWT mbH (SGW) ist eine wirtschaftlich selbstständige Tochter der DWT, die Tagungen durchführt. Sie ist dabei dem Zweck der DWT verpflichtet und setzt sich entsprechend ein zur "Förderung von Bildung in den Bereichen Wehrtechnik, Verteidigungswirtschaft, Bündnisfähigkeit und Sicherheitspolitik[...]."[19]
Im Rahmen von Vorträgen und Diskussionsrunden kommen Vertreter:innen von Streitkräften, der Verteidigungswirtschaft aber auch aus Forschung und Politik wie anderen Institutionen zusammen. Ausdrücklich ausgeschlossen seien von solchen Zusammenkünften "die konkrete Geschäftsanbahnung, jegliche Vertragsverhandlung, die Absprache über wirtschaftliches Handeln sowie die Beeinflussung von Entscheidungen."[20]
Weiterführende Links
- Fragwürdige Ehrenämter, die Rüstungslobby im Bundestag, Blogbeitrag von Christina Deckwirth, LobbyControl,
- Nebenjobs in Lobbyvereinen: Wie die Rüstungsindustrie Politiker umgarnt, Blogbeitrag von Benita Schwab, Abgeordnetenwatch.
Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

Einzelnachweise
- ↑ Ihre Vorteile, Webseite dwt, abgerufen am 11.10.2013
- ↑ Abgeordnete: Steuerprivileg von Lobbygruppen streichen,Stuttgarter Nachrichten, 31. August 2015, abgerufen am 02.09.2015
- ↑ DWT-Jahresplanung 2025 - Zentrale Veranstaltungen, dwt-sgw.de, abgerufen am 25.03.2025
- ↑ Anmeldung zum Brüsseler DWT-Gespräch 2/2019, dwt-sgw.de, abgerufen am 07.04.2022
- ↑ European Federation of Defence Technology Associations, Webseite der EDTA, abgerufen am 10.01.2022.
- ↑ Geschichte der GSP Webseite der GSP, abgerufen am 10.01.2022.
- ↑ IZK Berliner Querschuss, dwt-sgw.de von 2018, abgerufen am 14.04.2022
- ↑ Lobbyliste, Deutscher Bundestag vom 13.12.2021, abgerufen am 10.01.2021.
- ↑ DWT Intern 1-2021, Webseite DWT, abgerufen am 10.01.2022
- ↑ Sind Sie auch schon Mitglied der DWT?, Perspektiven 2016 der Verteidigungswirtschaft, Konferenzbroschüre, dwt-sgw.de, abgerufen am 10.01.2022.
- ↑ [1], Webseite DWT, abgerufen am 02.01.2022.
- ↑ [2] Webseite DWT, abgerufen am 02.01.2022.
- ↑ 13,0 13,1 EU Transparenz Register Diehl Stiftung & Co. KG, transparency-register.europa.eu, abgerufen am 26.03.2025
- ↑ EU Transparenzregister - Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG, transparency-register.europa.eu, abgerufen am 26.03.2025
- ↑ Ihre Ansprechpartner - Die DWT und ihre Studiengesellschaft, dwt-sgw.de, abgerufen am 26.03.2025
- ↑ Arbeitskreis Mittelstand Jahresbericht 2019, Webseite DWT, abgerufen am 10.01.2022.
- ↑ Der Initiativkreis Zukunft (IKZ) der DWT - Denken ohne Schranken! - Der IKZ im Profil, dwt-sgw.de, abgerufen am 25.03.2025
- ↑ Wehrtechnische Arbeitskreise, Webseite DWT, abgerufen am 10.01.2022.
- ↑ Studiengesellschaft der DWT mbH (SGW), Webseite DWT, abgerufen am 10.01.2022.
- ↑ Studiengesellschaft der DWT mbH (SGW), Webseite DWT, abgerufen am 10.01.2022.
