Wintershall Dea

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Wintershall Dea
Rechtsform AG
Tätigkeitsbereich Gas- und Ölförderung, -transport
Gründungsdatum 2019
Hauptsitz Kassel; Hamburg
Lobbybüro Neustädtische Kirchstr. 8, 10117 Berlin
Lobbybüro EU
Webadresse https://wintershalldea.com/de


Wintershall Dea ist ein deutsches Gas- und Ölunternehmen, dessen Kerngeschäft die Erdgasförderung darstellt. Darüber hinaus fördert Wintershall Dea auch Erdöl und ist im Transport von Öl und Gas tätig.[1] [2] Der Konzern, welcher in seiner jetzigen Form aus einer Fusion der BASF-Tochter Wintershall und der DEA (Deutsche Erdöl AG) im Jahr 2019 hervorging, zeichnet sich neben engen Verbindungen zu BASF auch durch enge Geschäftsbeziehungen nach Russland aus. So war Wintershall Dea etwa in die Pipeline-Projekte Nord Stream 1 und Nord Stream 2 involviert, betreibt Gemeinschaftsunternehmen mit der früheren Gazprom Germania GmbH und fördert in Kooperation mit Gazprom Erdgas in Russland. [3]

Anteilseigner, Personal und Netzwerk

Im Sommer 2022 befanden sich 72,7 Prozent der Anteile an Wintershall Dea im Besitz der BASF, die restlichen Anteile gehörten der Letter-One-Gruppe des russischen Oligarchen Michail Fridman. [4] Der Vorstandsvorsitzende des Konzerns ist Mario Mehren. [5] Wintershall Dea betreibt zusammen mit dem Unternehmen SEFE Securing Energy for Europe, welches bis zum 20. Juni 2022 Gazprom Germania GmbH hieß, das Gastransportunternehmen WIGA und dessen Tochterunternehmen Gascade, OPAL und NEL. [6] Zudem hält Wintershall Dea 15,5 % der Anteile an der Nord Stream AG, welche mehrheitlich dem russischen Staatskonzern Gazprom gehört. [7] Die Zusammenarbeit zwischen Wintershall Dea und Gazprom beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Gastransport, auch in der Exploration und Produktion von Erdgas kooperieren die beiden Unternehmen: Wintershall Dea ist über die Joint Ventures Achimgaz, Achim Development und Severneftegazprom an der Gasförderung in Westsibirien beteilligt. [8] Am 2. März 2022 gab Wintershall Dea bekannt, keine zusätzlichen Projekte zur Förderung von Gas und Öl in Russland vorantreiben oder umsetzen zu wollen. [9]


Lobbystrategien und Einfluss

Lobbybudget und Lobbyist:innen

Mitgliedschaften

Beauftragte Agenturen

Fallbeispiele und Kritik

Lobbyarbeit für Gazprom

Lobbyarbeit für blauen Wasserstoff

Im Jahr 2020 erarbeitete die EU-Kommission eine Wasserstoffstrategie, um den Einsatz des neuen Energieträgers voranzutreiben. Abhängig vom Herstellungsverfahren unterscheidet man verschiedene Arten des Wasserstoffs: Während der sogenannte grüne Wasserstoff nicht auf fossile Energieträger angewiesen und gänzlich CO2-neutral ist, trifft dies nicht auf alle Wasserstoff-Arten zu. In der EU-Wasserstoffstrategie spielt sogenannter blauer Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird, eine wichtige Rolle – es wurden Summen im Milliardenbereich für die bei dessen Herstellung verwendete, umstrittene CO2-Speichertechnologie CCS eingeplant. Während der Erarbeitung der Wasserstoffstrategie war die Gaslobby äußerst aktiv. In diesem Zeitraum forderte eine Koalition von Unternehmen und Verbänden, darunter auch Wintershall Dea, in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dass die Wasserstoffstrategie alle Arten von Wasserstoff, auch den blauen, miteinbeziehen sollte. [10]

Auch in Deutschland setzte Wintershall Dea sich für blauen Wasserstoff ein: Im Rahmen der "Nationalen Wasserstoffstrategie", welche das Bundeswirtschaftsministerium im Jahr 2020 ausarbeitete, warb das Unternehmen ebenso wie z.B. auch Uniper dafür, blauen Wasserstoff als genauso „klimaneutral“ wie grünen Wasserstoff anzuerkennen und diesen für eine Übergangszeit zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur zu nutzen. "Wir brauchen einen technologieoffenen Ansatz, der alle klimafreundlichen Herstellungsverfahren von Wasserstoff berücksichtigt",kommentierte Wintershall Deas Vorstandsvorsitzender Mehren einen Entwurf der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung im Mai 2020 beim Wirtschaftsforum der SPD. [11] In Übereinstimmung mit diesen Lobbybemühungen unterzeichnete Wintershall Dea am 4. August 2022 eine Absichtserklärung mit der Nord-West Oelleitung (NWO) zur Errichtung einer Wasserstoff-Produktionsanlage in Wilhelmshaven. Das geplante Projekt mit dem Namen BlueHyNow zielt darauf ab, in großem Maßstab Wasserstoff aus Erdgas zu produzieren.[12]

Parteispenden und Sponsoring

Weder Wintershall Dea noch der Mutterkonzern BASF lassen politischen Parteien Spendengelder zukommen, allerdings stellt der Verband der Chemischen Industrie (VCI), in dem BASF eines der einflussreichsten Mitglieder ist, einen der größten Verbandsspender der Parteien CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne dar.

Darüber hinaus tritt Wintershall Dea als Sponsor verschiedener Projekte und Veranstaltungen auf: So zählte das Unternehmen im Jahr 2021 zu den Geldgebern der Deutschen Energie-Agentur (dena) [13] , einer bundeseigenen Agentur, die dem Wirtschaftsministerium unterstellt ist und als "Kompetenzzentrum für angewandte Energiewende und Klimaschutz" [14] die deutsche Energiepolitik mitgestaltet. Wintershall Dea sponserte unter anderem auch die Leitstudie der dena "Aufbruch Klimaneutralität – Wege und Möglichkeiten für Weichenstellungen der 2020er Jahre", deren Sponsoring-Modell LobbyControl aufgrund der Möglichkeit zur Beeinflussung der Studienergebnisse im März 2021 kritisierte. [15] Zudem war Wintershall Dea neben anderen Energie- und Gasunternehmen, wie Uniper, VNG, Equinor und Open Grid Europe, Sponsor des BDEW-Kongresses 2022, einer für die Gasbranche wichtigen Veranstaltung. [16]

Vor allem am Firmenstandort Kassel sowie in deutschen Förderregionen betätigt sich Wintershall Dea auch im sozialen und kulturellen Bereich – so etwa als Sponsor des Schülerforschungszentrums Nordhessen in Kassel.[17]

Veranstaltungen und Organisationen mit Russlandbezug

Im Jahr 2016 sponserte ein gemeinsames Unternehmen von Wintershall Dea und Gazprom, Gascade, den umstrittenen "Russlandtag", ein seit 2014 stattfindendes deutsch-russisches Wirtschaftstreffen zum Ausbau der Wirtschaftskontakte zwischen Russland und Deutschland. Die Veranstaltung wurde von dem früheren Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns Erwin Sellering zusammen mit dem von Wolfgang Clement gegründeten „Ostinstitut Wismar“ und der IHK Mecklenburg-Vorpommern initiiert. Gascade, Gazprom und die Nord Stream 2 AG zahlten jeweils 10.000 Euro Sponsorengelder. [18]

Zudem existierte noch zu Beginn des Jahres 2022 eine personelle Überschneidung zwischen Wintershall Dea und dem Verein Deutsch-Russisches Forum. Das Deutsch-Russische Forum, das vom ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck geleitet wurde, soll mit Formaten wie Konferenzen, Schüleraustauschen oder Diskussionsveranstaltungen die deutsch-russischen Beziehungen mit "besonderem Augenmerk auf die Verbindung gesellschaftlicher und unternehmerischer Anliegen" [19] fördern. Im Vorstand und Kuratorium des Vereins waren Anfang 2022 zahlreiche russische Staatskonzerne oder Unternehmen mit Interesse an Geschäften mit Russland vertreten. Während sich im Kuratorium unter anderem Unternehmensvertreter:innen von Gazprom, Rosneft und BASF fanden,[20] war Michael Sasse, der die Unternehmenskommunikation von Wintershall Dea verantwortet, [21] Mitglied des Vorstands des Deutsch-Russischen Forums. [22]


Geschichte

Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

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Einzelnachweise

  1. Produktion wintershalldea.com, abgerufen am 04.08.2022
  2. Wer wir sind wintershalldea.com, abgerufen am 04.08.2022
  3. Russland wintershalldea.com, abgerufen am 04.08.2022
  4. Heikle Verflechtungen mit Putins Apparat background.tagesspiegel.de vom 28.02.22, abgerufen am 01.08.2022
  5. Management wintershalldea.com , abgerufen am 01.08.2022
  6. WIGA wiga-transport.de, abgerufen am 04.08.2022
  7. Unternehmensstruktur nord-stream.com, abgerufen am 04.08.2022
  8. Russland wintershalldea.com, abgerufen am 04.08.2022
  9. Ebd.
  10. Hydrogen Letter politico.eu vom 24.06.22, abgerufen am 03.08.2022
  11. Gas kann Grün: Mit Wasserstoff aus Erdgas die Klimaziele erreichen wintershalldea.com vom 29.05.20, abgerufen am 04.08.2022
  12. Wintershall Dea und NWO konkretisieren Pläne zur Wasserstoffherstellung in Wilhelmshaven wintershalldea.com vom 04.08.22, abgerufen am 04.08.2022
  13. Auflistung der Geldgeber für die Projektarbeit der dena dena.de, abgerufen am 04.08.2022
  14. Über die dena dena.de, abgerufen am 03.08.2022
  15. Gekaufte Wissenschaft: dena-Leitstudie zur Klimaneutralität von Lobbyisten gekapert? lobbycontrol.de, abgerufen am 03.08.2022
  16. Partner und Aussteller bdew-kongress.de vom 24.05.2016, abgerufen am 04.08.2022
  17. Wintershall Dea wird Hauptsponsor des Schülerforschungszentrums Nordhessen wintershalldea.com vom 17.06.2019, abgerufen am 04.08.2022
  18. Heikle Leitung tagesspiegel.de vom 24.05.2016, abgerufen am 03.08.2022
  19. Über uns deutsch-russisches-forum.de, abgerufen am 05.08.2022
  20. Kuratorium web.archive.org vom 29.01.22, abgerufen am 05.08.2022
  21. Führungsteam Corporate Communications wintershalldea.com vom 07.05.2019, abgerufen am 05.08.2022
  22. Vorstand web.archive.org vom 28.01.22, abgerufen am 05.08.2022

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