European Services Forum
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European Services Forum (ESF) | |
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Rechtsform | Nicht profitorientiert - Kein rechtlicher Status |
Tätigkeitsbereich | Lobbytätigkeit zur Liberalisierung des internationalen Handels mit Dienstleistungen |
Gründungsdatum | 1998 |
Hauptsitz | Brüssel |
Lobbybüro | |
Lobbybüro EU | Avenue de Cortenbergh, 168, 1000 Brussels |
Webadresse | www.esf.be |
Das European Services Forum (ESF) ist eine einflussreiche Lobbyorganisation bedeutender europäischer Dienstleister und ihrer Verbände mit besten Kontakten zu den EU-Instutionen. Es arbeitet eng mit Businesseurope zusammen.
Inhaltsverzeichnis
Lobbystrategien und Einfluss
Zentraler Punkt der ESF-Tätigkeit ist die Liberalisierung – in der Realität auch Privatisierung – öffentlicher Dienstleistungen wie Bildung und Wasser. Sie nimmt auf bilaterale Verhandlungen der EU Einfluss, aber auch auf die Tätigkeiten der Welthandelsorganisation.[1]
Beziehungen zur EU-Kommission
Laut ihrer Webseite wird das ESF von der EU-Kommission und den EU-Regierungen als die Stimme der europäischen Dienstleistungsindustrie anerkannt. Es durfte als Teil der offiziellen Delegation der EU-Kommission an den WTO-Treffen in Seattle, Doha, Cancun und Hong Kong teilnehmen. Als "business NGO" hat die ESF bei der EU-Kommission einen Beobachterstatus ("observer status") und wird den von den EU-HandelskommissarInnen direkt gebrieft . Es gibt regelmäßige Treffen der ExpertInnen der Wirtschaftsministerien der EU-Mitgliedstaaten mit den ESF-Mitgliedern im sogenannten 133er-Auschuss (benannt nach Artikel 133 Abs. 3 EG - Vertrag). Nach Art. 133 führt die EU-Kommission Verhandlungen über eine gemeinsame Handelspolitik "im Benehmen" mit diesem Ausschuss. Nach Einschätzung des ESF werden im 133er-Ausschuss die eigentlichen Entscheidungen getroffen.
EU-Gruppen
Das European Services Forum gehört drei Expertengruppen der EU-Kommission an. Unter anderem ist es in der Beratergruppe zum transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP) vertreten. [2]
Seitenwechsel
- seit der Gründung des ESF im Jahr 1999 ist Pascal Kerneis der Managing Director. Zuvor arbeitete er als juristischer Sachverständiger für die EU-Kommission und als Lobbyist für den Europäischen Bankenverband (European Banking Federation). Dort war er in Verhandlungen der WTO zu finanziellen Dienstleistungen im Rahmen von GATS (General Agreement on Trade in Services) involviert. [3]
- Sir Thomas Harris ist seit 2013 der Vorsitzende des ESF. Am Anfang seiner Karriere war er im diplomatischen Dienst Großbritanniens tätig und als Staatsmann für die britischen Werbeprogramme für den Handel mit den USA verantwortlich, bevor er Vizepräsident der Standard Chartered Bank wurde. Er sitzt im Vorstand der TheCityUK und in zwei Beiräten des British American Business.[4]
Fallstudien und Kritik
2014: Haltung zum TISA-Abkommen
Die im ESF zusammengeschlossenen großen international agierenden Konzerne, wie Deutsche Post, Deutsche Telekom oder Siemens, stehen hinter dem derzeit verhandelten Dienstleistungsabkommen TISA. Ihr Interesse besteht darin, möglichst viele Handelsbeschränkungen zu minimieren oder zu beseitigen, mit dem Ziel weitere Märkte erschließen und Wachstum erzielen zu können.[5]
2012-2014: Lobbying für das geplante Freihandelsabkommen TTIP
Nach einer Erhebung der lobbykritischen Organisation CEO hatte das ESF (gemeinsam mit Businesseurope) von allen Lobbyorgansiationen die meisten Kontakte mit der Generaldirektion Handel der EU-Kommission zum Thema TTIP.[6]
Organisationsstruktur, Personal und Verbindungen
Vorsitzender (Chairman) Thomas Harris: Vizepräsident der Standard Chartered Bank, non-executive director des "Trade Policy Panel" der British Bankers Association und Mitglied zweier Beiräte von British American Business.
European Services Leader Group Diese setzt sich aus führenden Repräsentanten (GEOs oder Board members) der EFS-Mitglieder zusammen.
Policy Committee Dieses besteht aus Vertretern der EFS-Mitglieder und persönlichen Mitarbeitern ("sherpas") von Mitgliedern der European Service Leader Group.
Vorsitzender (Chairman) des "Policy Committee" Tillmann Kupfer: Lobbyist für British Telecom in Brüssel, Mitglied des Board der Kangaroo Group und ehemaliger "Public Affairs Consultant" bei Hill+Knowlton].
Managing Director Pascal Kerneis, Mitglied der TTIP Advisory Group
Mitglieder
Die Mitglieder des ESF sind hier abrufbar. Zu ihnen gehören 22 europäische Großunternehmen und 30 einflussreiche Unternehmensverbände mit Aktivitäten im Dienstleistungsbereich (von Finanzen über IT bis zu Logistik) wie HSBC, IBM und Microsoft. Die deutschen Mitglieder sind: der Bundesverband der Freien Berufe (BFB), die Deutsche Bank, die Deutsche Post DHL Group sowie die Deutsche Telekom. Außerdem sponsert das ESF gemeinsam mit Businesseurope die European Services Platform (ESP).
Verbindungen
- Das ESF arbeitet eng mit BusinessEurope, der einflussreichen Arbeitgeber-Lobby zusammen; nach eigener Angabe sowohl bei alltäglichen Projekten, als auch bei sozialen, fiskalen oder juristischen Angelegenheiten.
- Mitglied in der Global Services Coalition, einem internationalen Zusammenschluss von Dienstleistungsunternehmen und -verbänden. Aktuell drängt dieser auf den Abschluss des Dienstleistungsabkommens TiSA hin und versucht darin Liberalisierungen, die über die Reichweite von GATS hinausgehen zu verwirklichen.[7]
- Regelmäßiger Kontakt zu Denkfabriken, wie ECIPE, CEPS, EIAS und EU-Asia Center.[8]
Finanzen
Laut EU-Transparenzregister liegen die geschätzten Kosten der direkten Lobbyarbeit bei den EU-Organen im Geschäftsjahr 2015 zwischen 200.000 und 300.000 Euro. Das Forums wird von den Mitgliedern durch jährliche Beiträge finanziert.[9]
Kurzdarstellung und Geschichte
Es war die Idee der EU-Kommission eine europaweite Interessenvertretung für den Dienstleistungssektor zu schaffen. Den Grund dafür lieferten die Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WTO) zum General Agreement on Trade in Services (GATS). Bei der konstituierenden Sitzung des European Services Forum im Januar 1999 bekannte der damalige EU-Handelskommissar Leon Brittan, dass er künftig auf das Input und die Unterstützung des ESF zähle. Zusätzlich unterstrich er, dass er sich die Prioritäten der Dienstleistungslobby zur Verfolgung einer weiteren Liberalisierung des Handels zu Herzen nehmen würde.[10] Der damalige Verhandlungsführer der EU-Generaldirektion Handel bemerkte, dass „für die Kommission der Beitrag des ESF absolut entscheidend ist. Die Verhandlungspositionen die wir einnahmen, glichen wir zuvor mit dem ESF ab, sodass wir sicherstellen konnten, dass es seinen Bedürfnissen entsprach.“[11]
Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
Einzelnachweise
- ↑ LobbyPlanet: Das EU-Viertel Brüssel. LobbyControl und Corporate Europe Observatory (Hg.). Köln und Brüssel 2012, Seite 29
- ↑ Register der Expertengruppen der EU-Kommission, abgerufen am 26.09.2016
- ↑ [ http://www.esf.be/new/who-we-are/organisation/managing-director/ Biografie von Pascal Kerneis], abgerufen 26.09.2016
- ↑ [ http://www.esf.be/new/wp-content/uploads/2013/05/Sir-Thomas-Harris-bio-Sept-2012-2.pdf Biografie von Sir Thomas Harris], abgerufen 26.09.2016
- ↑ Geheime Verhandlungen über TISA-Abkommen - Unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagesschau.de vom 19.06.2014, abgerufen am 20.06.2014
- ↑ Who lobbies most on TTIP?, Artikel vom 8. Juli 2014, Webseite coporateeurope, abgerufen am 12.08.2014
- ↑ Global Services Coalition call on the TiSA negotiators to intensify efforts toward a high ambition agreement July 2016, abgerufen am 26.09.2019
- ↑ EU-Transparenzregister, abgerufen am 26.09.2019
- ↑ EU-Transparenzegister, abgerufen am 20.09.2016
- ↑ Sir Leon Brittan, Speech at the ESF launching session, 26 January 1999, abgerufen am 26.09.2016
- ↑ Lietaert, Matthieu (2009): New strategy, new partnership. EU Commission and the City of London in trade in services policy, paper prepared for the PSA annual conference, 7-9 April, Manchester, S.15, Übersetzung des Verfassers