European Policy Centre

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European Policy Centre
Rechtsform AISBL (nach belgischem Recht)
Tätigkeitsbereich Denkfabrik
Gründungsdatum 1997
Hauptsitz Brüssel
Lobbybüro
Lobbybüro EU Rue du Trône, 14-16, 1000 Brussels
Webadresse http://www.epc.eu

Das European Policy Centre (EPC) ist eine Brüsseler Denkfabrik mit exzellenten Verbindungen zu EU-Institutionen. Mitglieder sind u.a. eine Reihe von Großunternehmen und Wirtschaftsverbänden. Das EPC kam 2010 in die Kritik, weil es in den 90er Jahren als Vorfeldorganisation einer von der Tabakindustrie angeführten Unternehmensallianz diente.

Strategische Partner sind die King Baudoin Foundation, die Mercator Stiftung und die Adessium Foundation. Zu den think tank Partnern gehört die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, das Centre for European Reform und weitere nationale Denkfabriken [1]. Es ist weiterhin Teil des Transatlantic Policy Network (TPN).


Lobbystrategie und Einfluss

Zu den Vorteilen einer Mitgliedschaft verweist das EPC u.a. auf den einzigartigen Zugang zu seinem Netzwerk von Organisationen sowie zu EU-Kommissaren, EU-Parlamentariern, hochrangigen Vertretern von EU-Institutionen und internationalen Organisationen, die regelmäßig bei den Veranstaltungen auftreten.[2] Über seine Veranstaltungen und Publikationen nehme es Einfluss auf die Diskussionen zu Europa und die wichtigen Fragen, denen sich die EU konfrontiert sehe. Das EPC agiere als Katalysator für neues Denken und neue Lösungen. Viele Mitglieder des EPC sind Großunternehmen und einflussreiche Verbände, die über die genannten Kontaktmöglichkeiten ihre wirtschaftlichen Interessen bei der Ausgestaltung eines neuen Europa einbringen können. Zu den Großunternehmen gehören z.B. BASF, ExxonMobil, Google und Siemens, zu den Verbänden Businesseurope, der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDE), Cefic, EuropaBio und DIGITALEUROPE.

Die Kontaktaufnahme zur EU wird auch dadurch erleichtert, dass ehemalige ranghohe Vertreter von EU-Institutionen beim EPC mitwirken. So war der Präsident des EPC, Hermann Van Rompuy, Vorsitzender des Europäischen Rats. Fabio Colasanti, Mitglied der Generalversammlung, ist ein ehemaliger Generaldirektor der Europäischen Kommission. Joaquin Almunia, Mitglied des Beirats, als auch des Vorstandes, war EU-Wettbewerbskommissar. 2020 hat das EPC ca. 240 Veranstaltungen organisiert, von denen der Großteil öffentlich waren und die, aufgrund der Corona-Pandemie, hauptsächlich online stattfanden. [3] Weiterhin erstellte das EPC 2020 101 Publikationen. Zudem haben sich Vertreter des EPC insgesamt 57 Mal mit Mitgliedern der Europäischen Kommission getroffen. [4]


Kurzdarstellung und Geschichte

Das EPC wurde 1997 von Stanley Crossick, Max Kohnstamm und John Palmer gegründet. Gründungsvorsitzender war der Lobbyist Stanley Crossick, u.a. Gründer des Belmont European Community Office und des Belmont European Policy Centre sowie Senior Vice-Chairman der American Chamber of Commerce (EC Committee).[5]

Das EPC analysiert Entwicklungen in der EU und erarbeitet Reformvorschläge, die sie Vertreter:Innen der EU-Institutionen nahe bringt. Als Schwerpunktthemen werden genannt: „European Politics and Institutions“, „European Migration and Diversity“, „Europe in the World“, „Sustainable Prosperity for Europe“, Europes‘s Political Economy“ und „Social Europe & Well-being“.


Organisationsstruktur und Personal

Mitglieder

Mitglieder: 333 (Stand: 01/2022), darunter

  • 58 international tätige Großunternehmen
  • 73 Verbände
  • 61 Diplomaten
  • 23 Stiftungen
  • 4 Regierungsorganisationen
  • 13 zwischenstaatliche Organisationen
  • 49 Nichtregierungsorganisationen
  • 34 regionale und lokale Regierungsorganisationen
  • 6 religiöse Organisationen
  • 2 Universitäten und
  • das Internationale Komitee des Roten Kreuzes und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
  • 8 Weitere

Quelle: [6]

Präsident

Präsident ist:

  • Hermann Van Rompuy, ehemaliger Premierminister von Belgien (von 12/08 bis 11/09) und Vorsitzender des Europäischen Rats (von 12/09 bis 11/2014 )

Geschäftsführer

Geschäftsführer („Chief Executive“/„Secretary to the General Assembly“) ist:

Verwaltungsrat

Mitglieder sind:

  • David O'Sullivan, ehem. EU-Botschafter in den Vereinigten Staaten
  • Rachel Barlow, stellvertr. Direktorin der 'Public affairs Europee' von Oxford HR
  • Jim Cloos, Generalsekretär der Trans European Policy Studies Association und ehem. Generaldirektor für allgemeine und institutionelle Politik, Generalsekretariat des EU-Ministerrats
  • Phillipe de Buck, leitender Unternehmensberater Hill+Knowlton Strategies
  • Francoise Le Bail, ehem. Generaldirektorin der Generaldirektion Justiz und VerbraucheEU-Kommission
  • Susan Danger, CEO der American Chamber of Commerce to the EU
  • Brigid Laffan, ehem. Direktorin des Robert Schumann Centre for Advanced Studies, European University Institute
  • Stefan Schäfers, Leiter der Abteilung für Europäische Angelegenheiten der King Baudouin Stiftung
  • Alexander Stubb, Direktor der School of transnational governance, European Universitiy Institute
  • Nathalie Tocci, Direktorin des Istituto Affari Internazionali und Beraterin der ehem. Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Federica Mogherini und Honorarprofessorin an der Universität Tübingen

Quelle: [8]


"General Assembly"

Mitglieder sind:

Zu den Mitgliedern gehören die sonstigen Mitglieder des Verwaltungsrats sowie fünf weitere Personen

  • Poul Skytte Christoffersen, ehem. dänischer Botschafter in Belgien, ehem. Ständiger Vertreter Dänemarks bei der EU
  • Fabio Colasanti, ehem. Generaldirektor der Europäischen Kommission für Information, Gesellschaft und Medien
  • Luc Tayart de Borms, Geschäftsführer der King Baudouin Stiftung
  • Conny Reuter, Globale Koordinateurin für Progressive Alliance
  • Zeger Vercouteren, Vize-Präsident für Regierungsangelegenheiten und Politik im Raum Europa für Johnson&Johnson

Quelle: [9]

Beirat (Strategic Council)

Mitglieder, u.a.:
Herman Van Rompuy (Präsident)
  • TomorrowLab, Vorsitzender des Beirats[10]
  • bis 11/2014 Präsident des Europäischen Rats
  • ehem. belgischer Premierminister
Joaquin Almunia
Lord Kerr of Kinlochard
  • Royal Dutch Shell, 2005-2012 Stellv. Vorstandsvorsitzender
  • ehem. Botschafter Großbritanniens bei der EU
Erika Mann
Jo Leinen
Lionel Barber
  • ehem. Herausgebener der Financial Times
Wolfgang Schüssel
Hendrik Bourgeois
  • Direktor für Strategie und Politik in Europa und Russland bei Apple
Elizabeth Collett
  • Sonderberarterin des Generaldirektorats der International Organization for Migration
Marta Dassù
  • Direktorin für Europangelegenheiten des Aspen Instituts und Chefredakteurin der Zeitschrift Aspenia
Catherine Day
  • ehem. Generalsekretärin der EU-Kommission
Monica Frassoni
  • Präsidentin des Europäischen Zentrums für Wahlunterstützung
  • Präsidentin der European Alliance to Save Energy
Anthony L. Gardner
  • ehem. Botschafter der Vereinigten Staaten bei der Europäischen Union
Heather Grabbe
  • Direktorin des Open Society European Policy Institute
Shada Islam
  • Beraterin in den Bereichen Asien, Afrika und internationaler Handel
Arancha González Laya.
  • Vorsitzende der Wise Persons Group on Challenges Facing the Customs Unionder der EU-Kommission
  • ehem. Ministerin für Außenpolitik, EU und Zusammenarbeit Spaniens


(Stand: Januar 2017) Quelle: [13]

Finanzen

Das Budget lag 2015 bei 2 Mio. Euro. Der Großteil wurde über Mitgliedsbeiträge, Zuschüsse der EU, die King Baudouin Stiftung und FutureLabEurope finanziert. Hinzu kamen Spenden diverser Unternehmen und Stiftungen. Zu den größeren Spendern gehören Johnson & Johnson, die University of Naples und die Open Society Foundation. Quelle:[14]

Fallstudien und Kritik

Das EPC als Vorfeldorganisation für die Tabakindustrie

Eine Allianz von Großunternehmen und Wirtschaftsverbänden setzte in den 1990er Jahren durch, dass europäische Gesetze vorab auf ihre ökonomischen Kosten untersucht und dabei vor allem die betroffenen Branchen gehört werden sollten. Damit sollte der Ablauf des europäischen Gesetzgebungsverfahrens prinzipiell so gestaltet werden, dass die eigenen Interessen möglichst gut zur Geltung kommen. Die strategische Allianz von Großunternehmen und Wirtschaftsverbänden wurde von dem Lucky Strike-Hersteller British American Tobacco (BAT) ins Leben gerufen.
Um die Glaubwürdigkeit der Lobbykampagne zu erhöhen, sollte nicht BAT selber, sondern eine möglichst renommierte „Frontorganisation“ die Initiative ergreifen. Ausgewählt hierfür wurde das European Policy Centre (EPC) als Brüsseler Denkfabrik mit exzellenten Verbindungen zur EU-Administration. EPC wiederum gründete im Auftrag von BAT das „risk assessment forum“, das als Plattform für Unternehmen gedacht war, die von staatlicher Regulierung besonders betroffen sind. Dieses Vorgehen wurde durch eine Studie in der Medizinzeitschrift "Public Library of Science" im Januar 2010 bekannt. EPC sagte nach dem Erscheinen, das EPC habe sich seitdem grundlegend umstrukturiert.[15]

Weiterführende Informationen

  • Immer erst die Industrie fragen, LobbyControl-Blog vom 23.03.2010 zu der Studie über EPCs Tätigkeit als Frontgruppe der Tabakindustrie in den 90er Jahren


Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

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Einzelnachweise

  1. think-tank-partners, epc.eu, abgerufen am 21.01.2022
  2. EPC’s international membership, epc.eu, abgerufen am 24.01.2022
  3. EU-Transparenzregister, europa.eu, abgerufen am 24.01.2022
  4. EU-Transparenzregister, europa.eu, abgerufen am 24.01.2022
  5. Corporate Europe Observer Part One: The European Policy Centre, archive.corporateeurope.org 23.10.1998, abgerufen am 27.01.2022
  6. Jahresbericht EPC 2020, abgerufen am 27.01.2022
  7. Transparency International EU, abgerufen am 27.01.2022
  8. Governing Structures, epc.eu, abgerufen am 27.01.2022
  9. Generalversammlung, epc.eu, abgerufen am 27.01.2022
  10. Management Advisory Board, tomorrowlab.com, abgerufen am 27.01.2022
  11. CEPS Board of Directors, ceps.eu, abgerufen am 15.01.2017
  12. Board of Trustees, friendsofeurope.org, abgerufen am 27.01.2022
  13. Advisory Council Webseite EPC, abgerufen am 16.01.2017
  14. Financing, epc.eu, abgerufen am 02.11.2016
  15. Immer erst die Industrie fragen, LobbyControl-Blog vom 23.3.2010, abgerufen am 21.09.2011

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