Friedrich Merz
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Friedrich Merz (* 11. November 1955 in Brilon), Bundesvorsitzender der CDU und Kanzlerkandidat der Union, ehem. Wirtschaftsanwalt und langjähriger Top-Lobbyist, war in einer Vielzahl von Unternehmen sowie wirtschaftsnahen Interessenverbänden und Netzwerken in leitenden Funktionen aktiv. [1]
So war Merz bis Ende 2021 Vizepräsident des unternehmerischen Lobbyverbands Wirtschaftsrat der CDU[2] und Gastmitglied im Präsidium der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT).[3] Armin Peter, zuletzt Stellv. Pressesprecher des Wirtschaftsrats und Pressesprecher des damaligen Wirtschaftsrats-Vizepräsidenten Merz, ist seit Februar 2022 Stellv. Sprecher der CDU und pers. Pressesprecher von Merz.[4][5]
Merz ist weiterhin Mitglied der folgenden Organisationen: dem Gründerkreis der Sektion New York des Wirtschaftsrats der CDU[6], der Lobbyorganisation Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen[7] und dem wirtschaftsnahen Netzwerk Ludwig-Erhard-Stiftung. Weiterhin sitzt er im Vorstand des lobbynahen Vereins United Europe, dessen Präsident sein Parteifreund und Multi-Lobbyist Günther Oettinger ist.
Merz war bis Ende 2021 als Senior Counsel für die Kanzlei Mayer Brown LLP tätig; zuvor war er neun Jahre Partner der Societät.[8] Während seiner Tätigkeit bei Mayer Brown hat er Mandanten im Gesellschaftsrecht, bei M&A-Transaktionen, im Bereich Compliance und im Bank- und Finanzrecht beraten.
Von 2009 bis 2019 war Merz Vorsitzender der Atlantik-Brücke [9] und von 2016 bis 2020 Aufsichtsratschef des deutschen Ablegers des Vermögensverwalters BlackRock, für den er Beziehungen zu wichtigen Kund*innen, Behörden und Regierungsstellen in Deutschland vermittelte.[10]
Nach seiner Niederlage bei der Kandidatur als Nachfolger für Angela Merkel für den Parteivorsitz der CDU im Dezember 2018 wurde er im Januar 2019 als weiteres Mitglied der CDU-Kommission zur sozialen Marktwirtschaft benannt, einem Expertenkreis aus Vertreter*innen der Wirtschaft und Wissenschaft.[11]
Im Zusammenhang mit einer erneuten Kandidatur für den Parteivorsitz der CDU beendete Merz seine Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender von Blackrock zum Ende des ersten Quartals 2020.[12][13] Auf dem CDU-Parteitag 2021 unterlag er in einer digital durchgeführten Stichwahl gegen seinen Konkurrenten Armin Laschet. Auf dem Parteitag am 22. Januar 2022 wurde er mit 94,62 % der Stimmen der Delegierten zum Vorsitzenden der CDU gewählt. [14] Am 23. September 2024 wurde Merz offiziell Kanzlerkandidat zur nächsten Bundestagswahl von CDU und CSU.[15]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Karriere
- 2 Positionen, Interessenkonflikte und Verbindungen in die Wirtschaft
- 2.1 2024: Keine Abgrenzung zur rechtskonservativen Kampagnenagentur The Republic
- 2.2 2021: Merz' Ankündigung zu Nebentätigkeiten
- 2.3 2021: LobbyControl kritisiert Merz' Tätigkeit im Wirtschaftsrat der CDU
- 2.4 2020: Aufsichtsratschef bei Blackrock und Kandidatur für den CDU-Vorsitz
- 2.5 2019: Stadler-Börsengang macht Merz um Millionen reicher
- 2.6 2018: Diskussion um Cum-Ex-Geschäfte
- 2.7 2017: Ernennung zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Flughafens Köln Bonn - ein Verstoß gegen den Ethikkodex des Landes NRW
- 2.8 2010: Streit in der Atlantik-Brücke
- 2.9 2010: Position zum Atomausstieg
- 2.10 2006: Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen die Veröffentlichung von Nebeneinkünften
- 2.11 2006: Interessenkonflikt als Bundestagsmitglied und Anwalt der Ruhrkohle AG
- 3 Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
- 4 Einzelnachweise
Karriere
Partei
- 23.09.2024 Nominierung zum Kanzlerkandidaten der Union
- 22.1.2022 Wahl zum Parteivorsitzenden mit 94,62 % der Stimmen der Delegierten;
- 17.12.2021 Friedrich Merz wird mit 62,2% im ersten Mitgliederentscheid der Partei zum CDU-Vorsitzenden gewählt.
- 2021 Dritte Kandidatur zum Parteivorsitzenden: Merz tritt gegen Norbert Röttgen und Helge Braun an[16]
- 2021 Armin Laschet holt Friedrich Merz in das Wahlkampfteam der CDU für die Bundestagswahl.[17]
- 2021 erneute erfolglose Kandidatur zum Parteivorsitzenden der CDU (gewählt wurde Armin Laschet)
- 2018 erfolglose Kandidatur zum Parteivorsitzenden der CDU (gewählt wurde Annegret Kramp-Karrenbauer)
- 2014 Ernennung zum Mitglied der CDU-Parteikommission "Zusammenhang stärken - Zukunft der Bürgergesellschaft gestalten"
- 2002–2004 Stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (trat 12/2004 von diesem Amt zurück)
- 2000–2002 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
- 1998–2000 Stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
- 1996-1998 CDU/CSU-Obmann im Finanzausschuss
Staatliche Mandate und Ämter
- Seit 9/2021 erneut Mitglied des Deutschen Bundestages
- 11/2017-1/2020 Brexit-Beauftragter des Landes NRW[18][19]
- 1994–2009 Mitglied des Deutschen Bundestages
- 1989–1994 Mitglied des EU-Parlaments
- 1985–1986 Richter am Amtsgericht Saarbrücken
(Neben-)Beruflich (siehe auch "Weitere Funktionen")
- 2016-03/2020 Aufsichtsratschef bei BlackRock Deutschland
- 2009-2019 Vorsitzender der Atlantik-Brücke
- 2014-Ende 2021 Senior Counsel bei Mayer Brown LLP
- 2005-2014 Partner der Anwaltssozietät Mayer, Brown, Rowe & Maw LLP (später umfirmiert in Mayer Brown LLP)
- 2002–2004 Anwalt in der Kölner Kanzlei Cornelius Bartenbach Haesemann und Partner
- Während seiner Mandatszeit im Bundestag hielt Merz bezahlte Vorträge. z.B. für: KPMG, Management Partner GmbH, Markant AG, Pfleiderer AG, Piper Verlag GmbH.
- 1990 Eintritt in die Anwaltssozietät Leinen & Derichs
- 1986–1989 tätig im Verband der Chemischen Industrie in Bonn und Frankfurt
- Seit 1986 Rechtsanwalt
Weitere Funktionen
- Ludwig-Erhard-Stiftung, Mitglied
- Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen, Mitglied[20]
- United Europe, Mitglied des Vorstands
- Gründer der Friedrich und Charlotte Merz Stiftung für Bildung und Ausbildung (gemeinsam mit seiner Frau Charlotte)
(Stand: 09/2024)
Frühere Funktionen
Laut veröffentlichungspflichtigen Angaben als Bundestagsabgeordneter hatte Merz 2009 die folgenden weiteren Funktionen:
- AXA Konzern (Vorsitzender des Beirats und des Aufsichtsrats)
- BASF Antwerpen N.V. (Mitglied des Verwaltungsrats)
- Commerzbank (Mitglied des zentralen Beirats)
- DBV-Winterthur Holding (Mitglied des Aufsichtsrats)
- Interserhoh AG (Mitglied des Aufsichtsrats)
- IVG Immobilien AG (Mitglied des Aufsichtsrats)
- Stadler Rail AG, Bussnang/Schweiz (Mitglied des Verwaltungsrats)
- WEPA Industrieholding SE (Mitglied des Aufsichtsrats)
- Council on Public Policy (Mitglied des Kuratoriums)
- Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen (Stellv. Vorsitzender)
- Industrie-Pensionsverein IVP (Mitglied des Verwaltungsrats).[21]
Weiterhin war er Gründungsmitglied des 2016 aufgelösten Fördervereins der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und Mitglied der Europäischen Gruppe der Trilaterale Kommission.
Mit seiner Rückkehr in die Politik gab Merz die folgenden Positionen in der Wirtschaft auf: Gastmitglied im Präsidium der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (2022), Vizepräsident des Wirtschaftsrat der CDU (2021), Vorstand des Aufsichtsrats der WEPA Industrieholding SE (2021), Mitglied des Aufsichtsrats der Flughafen Köln/Bonn GmbH (2020), Mitglied des Verwaltungsrats der Stadler Rail AG (2020), Mitglied des Aufsichtsrats von HSCB Trinkhaus & Burkhardt (2019). Außerdem war er Mitglied des "Politischen Beirats" der (von 2004 - 2013 tätigen) "Kommission Steuergesetzbuch" der Stiftung Marktwirtschaft
Positionen, Interessenkonflikte und Verbindungen in die Wirtschaft
2024: Keine Abgrenzung zur rechtskonservativen Kampagnenagentur The Republic
2024 nahm Merz’ Kampagnenchefin Christine Carboni als Rednerin an der "Berlin Campaign Conference" der rechtskonservativen Kampagnenagentur "The Republic" teil. Diese Agentur stellt sich nach eigenen Angaben "dem politischen Linksdrift in Deutschland" entgegen und bietet "dem bürgerfeindlichen Klima die Stirn".[22] Der US-amerikanische Heritage Foundation war ebenfalls zu der Konferenz eingeladen und stand auf der Liste der Speaker. Zuvor hatte die Heritage Foundation in den USA und weltweit Schlagzeilen gemacht mit dem antidemokratischen "Project 2025".[23]
Nach der Gründung von "The Republic" hatten sich Unionspolitiker distanziert und Kritik geübt, während Friedrich Merz ein Unterstützer war.[24]
Im Jahr 2022 hatte Merz nach lautstarker Kritik seine Teilnahme an einer ähnlichen Konferenz abgesagt.[25]
2021: Merz' Ankündigung zu Nebentätigkeiten
Im März 2021 kündigt Merz an, keinen "beruflichen Tätigkeiten außerhalb der Politik" nachgehen zu wollen, sollte er erneut in den Bundestag einziehen. [26]Das bezog er sich aber ausdrücklich nur auf bezahlte Nebentätigkeiten, seine ehrenamtliche Funktion als Vize-Präsident des Wirtschaftsrats würde er beibehalten.[27] Ende des Jahres 2021 beendete Merz dennoch seine Tätigkeit als Vize-Präsident des Wirtschaftsrats.
2021: LobbyControl kritisiert Merz' Tätigkeit im Wirtschaftsrat der CDU
Im März 2021 veröffentlichte LobbyControl eine Studie zum Wirtschaftsrat der CDU, in der auch Friedrich Merz kritisiert wird[28].
Friedrich Merz war nach der Studie einer der prominentesten und zugleich einflussreichsten Personen im Wirtschaftsrat der CDU – ein unternehmerischer Lobbyverband, der als besonders starker und einflussreicher Klimaschutzbremser auffällt. Im Wirtschaftsrat war Merz schon seit den 1990er-Jahren Mitglied, 1999 wurde er ins Präsidium gewählt. 2006 war er an der Gründung der New Yorker Sektion des Wirtschaftsrats beteiligt. Im Januar 2019, kurz nachdem er das erste Rennen um den CDU-Parteivorsitz verloren hatte, wurde Merz schließlich Vizepräsident des Wirtschaftsrats.
Mit Merz' kandidierte erstmals ein Spitzenfunktionär des Verbandes für den CDU-Parteivorsitz. Merz nutzte seine Auftritte bei Veranstaltungen des Wirtschaftsrates für den parteiinternen Wahlkampf zum CDU-Parteivorsitz.
Positionen zur Klimapolitik: Im Zuge seiner Kandidaturen für den Parteivorsitz 2018 und 2020/21 äußerte sich Merz auch zum Thema Umwelt und Klima. Er kritisiert die „steilen Thesen“ der Fridays-for-Future-Aktivist:innen[29], bezeichnet Greta Thunberg als „krank“[30] und diffamiert die Protestierenden im Dannenröder Wald als gewalttätige „illegale Besetzerszene“[31].
2020: Aufsichtsratschef bei Blackrock und Kandidatur für den CDU-Vorsitz
Merz ist seit 2016 Aufsichtsratschef bei Blackrock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, der an allen Unternehmen des Deutschen Aktienindex DAX erhebliche Anteile hat. Das Unternehmen teilte mit, Merz solle nicht nur Aufsichtsrat sein, sondern eine "weiter gefasste Beraterrolle einnehmen, in der er die Beziehungen mit wesentlichen Kunden, Regulierern und Regulierungsbehörden in Deutschland für Blackrock fördern wird". Das impliziert einen klaren Lobbyauftrag. Wenige Wochen nachdem Annegret Kamp-Karrenbauer im Frühjahr 2020 auf die Kanzlerkandidatur verzichtete und ihren Rücktritt als Parteivorsitzende bekannt gab, kündigte Merz seine erneute Kandidatur für den Parteivorsitz an. Im März 2020 legte er seinen Posten im Aufsichtsrat von Blackrock nieder, um sich weiter politisch einzubringen.
2019: Stadler-Börsengang macht Merz um Millionen reicher
Seit 2006 sitzt Merz im Verwaltungsrat des schweizerischen Zugherstellers Stadler Rail, der am 12. April 2019 an die Börse ging.[32] Wie alle Mitglieder des Verwaltungsrats hat auch Merz anlässlich des Börsengangs Aktien des Unternehmens erhalten - laut der schweizerischen Zeitung „Blick“ handelt es sich um 150.000 Aktien, deren Wert am 12. April 2019 bei 6,5 Mio. Schweizer Franken (5,7 Mio. Euro) lag.[33]
2018: Diskussion um Cum-Ex-Geschäfte
Merz ist seit 2010 Vorsitzender des Verwaltungsrats bei HSCB Trinkaus & Burkhardt.[34] Von 2010 bis 2019 war er zudem Mitglied des Aufsichtsrats des Bankhauses HSCB Trinkaus & Burkhardt, gegen das die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wegen Cum-Ex-Geschäften ermittelte. [35] Nach einem Bericht des Handelsblatts geht es um einen Steuerschaden im niedrigen zweistelligen Millionenbereich.[36] Die Bank habe aber nach eigenen Angaben den Cum-Ex-Handel nicht als Geschäftsmodell gesehen. Am 06.11.2018 durchsuchte die Staatsanwaltschaft Köln im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens zu Cum-Ex-Geschäften Räume von Blackrock in München.[37] Nach Angaben eines Konzernsprechers betreffen die Ermittlungen einen Zeitraum, zu dem Merz noch nicht für BlackRock tätig war. Merz hatte gegenüber der Süddeutschen Zeitung erkärt, Aktien-Geschäfte wie Cum-Ex und Cum-Cum dienten letztlich dazu, die Steuerzahler auszunehmen.[38] Derartige Geschäfte seien vollkommen unmoralisch, unabhängig von der juristischen Bewertung.
2017: Ernennung zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Flughafens Köln Bonn - ein Verstoß gegen den Ethikkodex des Landes NRW
Bei der Ernennung von Merz zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Flughafens Köln-Bonn verstieß die Landesregierung gegen ihren eigenen Ethik-Kodex, der vorsieht, dass ein Aufseher im Landesauftrag in der Regel nur zwei Aufsichtsräte führen sollte.[39][40] Merz ist außerdem Aufsichtsratsvorsitzender der WEPA Industrieholding SE und war zu diesem Zeitpunkt Aufsichtsratvorsitzender von BlackRock sowie Vorsitzender des Verwaltungsrats der HSBC Trink, aus & Burkhardt.
2010: Streit in der Atlantik-Brücke
Im Juni 2009 löste Merz den EADS-Manager Thomas Enders als Vorsitzender der Atlantik-Brücke ab.[41] Der Verein gilt als "einer der einflussreichsten und exklusivsten Organisationen der Berliner Republik".[42]
Im Mai 2010 forderte der Ehrenvorsitzende der Atlantik-Brücke Walter Leisler Kiep Friedrich Merz auf, von seinem Posten als Vorsitzender des Vereins zurück zu treten. In einem Brief an die Mitglieder sorgte sich Kiep laut Presseberichten um die neuerlichen politischen Aktivitäten des Ex-Vizechefs der CDU/CSU-Fraktion, da diese die Atlantik-Brücke "in nicht unerhebliche Konflikte stürzen" könnten.[43] Der Anlass für Kieps Kritik soll das Buch "Was jetzt zu tun ist" gewesen sein, das Friedrich Merz gemeinsam mit dem früheren SPD-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement geschrieben hat. Die Gegenseite behauptet, dass Merz Sparkurs zur Konsolidierung der Atlantik-Brücke-Finanzen die Reisekosten des Ehrenvorsitzenden empfindlich beschnitten habe, so dass Kiep mit fadenscheinigen Argumenten zum Gegenangriff geblasen habe.
Merz konnte den Machtkampf gegen Kiep schließlich für sich gewinnen: Nachdem er am 1. Juni 2010 zunächst doch als Vorstandsvorsitzender der Atlantik-Brücke zurückgetreten war, wurde er am Ende des Monats erneut in den Posten gewählt.[44] 2019 gab Merz seinen Vorstandsvorsitz auf.[45]
2010: Position zum Atomausstieg
Merz war einer der 40 Erstunterzeichner des Aufrufs Energiepolitischer Apell, einer Lobby-Initiative gegen den Atomausstieg, die vor einem vollständigen Verzicht auf Kohle- und Kernenergie warnte. Die, von den 4 großen deutschen Energiekonzerne E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW initiierte Kampagne mahnte, ein vorzeitiger Atomausstieg würde Milliarden vernichten. Der Energiewandel dürfe Energiekonzerne und Unternehmen nicht stärker belasten.[46]
2006: Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen die Veröffentlichung von Nebeneinkünften
Im Jahr 2006 legte März gemeinsam mit 8 weiteren Bundestagsabgeordneten beim Bundesverfassungsgericht (BVerfG) Klage gegen die Offenlegung ihrer Nebeneinkünfte ein. Merz, der damals neben seinem Bundestagsmandat elf Nebentätigkeiten ausübte[47], warnte in Karlsruhe davor, dass eine Offenlegung zu einem „Studienabbrecher-Parlament“ führen würde. „Die Zahl der nicht mehr in einen bürgerlichen Beruf resozialisierbaren Abgeordneten“ nehme zu.[48]
Am 4. Juli 2007 wies das BVerfG die Klage mit der Begründung zurück, das Grundgesetz gehe von Abgeordneten aus, die unabhängig von Interessengruppen seien. Dabei gehe es nicht zuletzt um Unabhängigkeit von Interessenten, die ihre Sonderinteressen im Parlament mit Anreizen durchzusetzen suchen, die sich an das finanzielle Eigeninteresse von Abgeordneten wenden. Das BVerfG ließ verlauten, dass die Wahrung der Unabhängigkeit der Abgeordneten nach dieser Seite hin ein besonders hohes Gewicht habe, da es hier um die Unabhängigkeit gegenüber Einwirkungen gehe, die nicht durch die Entscheidungen der Wähler vermittelt seien.[49]
2006: Interessenkonflikt als Bundestagsmitglied und Anwalt der Ruhrkohle AG
Im Frühjahr 2006 trat Merz auf der Sitzung der CDU-Landesgruppe NRW offiziell als Anwalt der Ruhrkohle AG auf. Gleichzeit war er Mitglied des Bundestages und der CDU-Landesgruppe NRW. (LobbyControl berichtete).[50]
Merz selbst hat während seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter mehrere Nebentätigkeiten für Unternehmen und Interessenorganisationen ausgeübt. Allein im Jahr 2006 saß Merz in acht Aufsichts-, Verwaltungs- und Beiräten mehrerer Unternehmen. Recherchen des Manager Magazins zufolge bezog er zusätzlich zu seinem Anwalts-Salärs dafür Nebeneinkünfte von einer Viertelmillion Euro.[51]
Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Merz: Kanzlerkandidat mit Lobbykontakten lobbycontrol.de vom 22.11.2024
- ↑ Vizepräsident im Wirtschaftsrat, wirtschaftsrat.de, abgerufen am 28.04.2020
- ↑ 15. Bundesmittelstandstag, mit-bund.de vom 11.12.2021, abgerufen am 23.12.2021
- ↑ Armin Peter, linkedin.com, abgerufen am 05.04.2022
- ↑ Peter ist Pressesprecher des CDU-Vorsitzenden Merz, politik-kommunikation vom 28.02.2022, abgerufen am 05.04.2022
- ↑ Sektionsvorstand, wirtschaftsrat.de, abgerufen am 28.09.2024
- ↑ Mitglieder, strukturgesellschaft.de, abgerufen am 29.09.2024
- ↑ Mayer Brown gratuliert Friedrich Merz zur Wahl zum CDU-Vorsitzenden, mayerbrown.com vom 26.01.2022, abgerufen am 29.0ß9.2024
- ↑ Merz Vorsitzender der Atlantik-Brücke, atlantik-bruecke.de vom 28.03.2019, archiviert auf archive.org abgerufen am 28.04.2020
- ↑ Redner, bankenverband.de, vom 6.09.2018, archiviert auf web.archive.org, abgerufen am 14.04.2020
- ↑ Friedrich Merz wird wieder CDU-Finanzexperte, zeit.de vom 10.01.2019, abgerufen am 20.04.2020
- ↑ Persönliche Erklärung, merz.de vom 05.02.2020, abgerufen am 14.04.2020
- ↑ Merz gibt Aufsichtsratjob auf, handelsblatt.com vom 05.02.2020, abgerufen am 24.04.2020
- ↑ Friedrich Merz: Da ist er wieder, zdf am 22.1.2022, abgerufen am 22.1.2022
- ↑ Merz als Kanzlerkandidat nominiert, cdu.de vom 23.09.2024, abgerufen am 28.09.2024
- ↑ Merz und Röttgen für CDU-Vorsitz nominiert, abgerufen am 16.11.2021
- ↑ Laschet holt Merz in sein Wahlkampfteam Süddeutsche Zeitung vom 28.04.2021, abgerufen am 29.04.2021
- ↑ Regierungsjob für Friedrich Merz, sueddeutsche.de vom 07.11.2017, abgerufen am 24.04.2020
- ↑ Land hat seit fast einem Jahr keinen Brexit Beauftragten mehr. bild.de vom 04.12.2020, abgerufen am 28.09.2024
- ↑ Mitglieder Politik, strukturgesellschaft.de, abgerufen am 28.09.2024
- ↑ Veröffentlichungspflichtige Angaben als Mitglied des Deutschen Bundestags, werbarchiv.bundestag.de, Datum der Archivierung: 27.04.2010
- ↑ Über uns therepublic.de, abgerufen am 26.11.2024
- ↑ Radikaler Plan für eine zweite Präsidentschaft Trumps deutschlandfunk.de vom 17.07.2024, abgerufen am 26.11.2024
- ↑ Unionspolitiker gehen auf Distanz zu neuer konservativer Agentur – Merz wünscht Erfolg, handelsblatt.com vom 22.10.2021, abgerufen am 26.11.2024
- ↑ Treffen mit Waffenlobbyisten und Trump-Anhänger: Merz sagt Teilnahme an Rechtsaußen-Veranstaltung ab tagesspiegel.de vom 22.08.2022, abgerufen am 26.11.2024
- ↑ Merz will bei Einzug in den Bundestag keine Nebentätigkeiten ausüben Redaktionsnetzwerk Deutschland, abgerufen am 07.07.2021
- ↑ Armin Peter, twitter.com
- ↑ Der Wirtschaftsrat der CDU – Mächtiges Lobbyforum und einflussreicher Klimaschutz-Bremser LobbyControl im März 2021, abgerufen am 08.04.2021
- ↑ "Hört auch mal zu zwischendurch“ Der Spiegel, 06.11.2020, abgerufen am 08.04.2021
- ↑ „Ex-Unionsfraktionschef Merz kritisiert Merkels Klimapolitik – und Greta Thunberg“ Handelsblatt, 25.09.2019, abgerufen am 08.04.2021
- ↑ "#MerzMail 16" vom 23.11.2020, abgerufen am 08.04.2021
- ↑ Börsengang von schweizer Unternehmen - Friedrich Merz könnte Millionen scheffeln, merkur.de vom 13.04.2019, abgerufen am 14.04.2020
- ↑ Sogar die Mediensprecherin ist jetzt Millionär, blick.ch vom 12.04.2019, abgerufen am 14.04.2020
- ↑ Merz Vorsitz des Verwaltungsrats, about.hsbc.de, Stand Dezember 2019, abgerufen am 28.04.2020
- ↑ Merz gibt Aufsichtsratsposten bei HSBC auf, spiegel.de, abgerufen am 28.04.2020
- ↑ Die vielen Geschäfte des Herrn Merz, handelsblatt.com vom 01.11.2018, abgerufen am 14.04.2020
- ↑ Steuerfahnder durchsuchen Büros von BlackRock, spiegel.de vom 06.11.2018, abgerufen am 14.04.2020
- ↑ Merz bestreitet Interessenkonflike, sueddeutsche.de vom 01.11.2018, abgerufen am 14.04.2020
- ↑ Der Gegenspieler Friedrich Merz, general-anzeiger-bonn.de vom 30.10.2018, abgerufen am 09.11.2018
- ↑ Lehrmonate einer Landesregierung, rp-online.de vom 29.11.207, abgerufen am 09.11.2018
- ↑ Merz wird neuer Chef der Atlantik-Brücke, Handelsblatt am 30. Juni 2010, abgerufen am 20.04.2020
- ↑ CDU-Altstar Merz gewinnt die Schlammschlacht, sueddeutsche.de vom 30. Juni 2010, abgerufen am 20. April 2020.
- ↑ Merz steht vor dem Rauswurf beim Netzwerk Atlantik-Brücke, Zitiert nach Capital vom 18.05.2010, Artikel archiviert auf archive.org am 11.01.2013, abgerufen am 31.10.2018
- ↑ CDU-Altstar Merz gewinnt die Schlammschlacht, sueddeutsche.de vom 30. Juni 2010, abgerufen am 14.04.2020.
- ↑ Merz gibt Vorsitz von Atlantik-Brücke auf, spiegel.de vom 27.02.2020, abgerufen am 24.04.2020.
- ↑ Energiepolitischer Appell: 40 Manager greifen Röttgens Politik an FAZ, 21. August 2010, abgerufen am 14. 04.2020
- ↑ Abgeordnete klagen gegen transparente Politiker-Gehälter, spiegel.de, 14. April 2020
- ↑ Streit um Nebeneinkünfte, handelsblatt.de, 14. April 2020
- ↑ Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts Nr. 73/2007 vom 4. Juli 2007
- ↑ Merz tritt als RAG-Anwalt auf, KStA.de, 04.04.2006, abgerufen am 14.04.2020
- ↑ Die Nebeneinkünfte des Friedrich Merz, manager-magazin.de vom 11.07.2007, abgerufen am 20.04.2020