BlackRock
Bleiben Sie auf dem Laufenden. Bestellen Sie jetzt den LobbyControl-Newsletter! |
BlackRock, Inc. | |
---|---|
Branche | Finanzen |
Hauptsitz | New York, In Deutschland:
1. Bockenheimer Landstrasse 2-4, OpernTurm Complex, 60306 Frankfurt/M 2. Max-Joseph-Strasse 6, 80333 München |
Lobbybüro Deutschland | |
Lobbybüro EU | 35 Square de Meeus, Brussels 1000 |
Webadresse | blackrock.com |
Die Firma BlackRock ist der größte Vermögensverwalter der Welt. Das Unternehmen verwaltet das Vermögen ihrer Kundinnen und Kunden von 6,84 Billionen US-Dollar (Stand: 30. Juni 2019). [1] BlackRock gilt im Finanzsektor als eines der einflussreichsten Unternehmen und ist bei vielen großen Aktiengesellschaften als Großaktionär vertreten. Andere Börsenmanager halten BlackRock daher für extrem gefährlich, es wird in vielen Kreisen auch als sogenannte Schattenbank bezeichnet, da Vermögensverwalter nicht den Regeln traditioneller Banken unterliegen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
CEO Larry Fink gründete den Vermögensverwalter BlackRock 1988 mit acht Mitarbeitern als Tochter von Blackstone. 1992 wurde der Name BlackRock angenommen, das verwaltete Kapital lag zu diesem Zeitpunkt bereits bei 17 Milliarden, 1994 sogar bei 53 Milliarden Dollar.
- 1995 übernahm PNC Financial die Firma, heute liegt ihr Aktienanteil bei 21,3%.
- 1999 lag das verwaltete Kapital bei 165 Milliarden Dollar; 2004 waren es bereits 342 Milliarden Dollar.
- 2006 übernahm/fusionierte BlackRock mit Merrill Lynch Investment Managers (MLIF)
- 2009 übernahm BlackRock zudem Barclays Sparte „Barclays Global Investors“ (BGI) mit iShares, BlackRocks Version von ETFs, Investmentfonds, die ganze Aktienindexe nachbilden. [2]
- 2018 BlackRock führt sein erstes KI-Labor in Palo Alto ein, um den Einsatz künstlicher Intelligenz und verwandter Disziplinen - maschinelles Lernen, Datenwissenschaft, Verarbeitung natürlicher Sprache - zu beschleunigen, um die Ergebnisse zu verbessern und den Fortschritt für Investoren, Kunden und das Unternehmen voranzutreiben.
- 2019 hat BlackRock die BlackRock Retirement Solutions Group ins Leben gerufen. [3]
Inzwischen ist BlackRock mit 78 Standorten in über 30 Ländern der größte Vermögensverwalter der Welt, 35 davon in Nordamerika und 23 in Europa, die deutschen Standorte sind Frankfurt und München, ein weiterer wichtiger Standort für Lobbyarbeit ist Brüssel.[4][5] BlackRock beriet laut eigener Angaben bereits AIG, die griechische und irische Zentralbank, die Federal Reserve Bank of New York, das britische Finanzministerium und UBS, ist jedoch in Kontakt mit weitaus mehr Finanzinstituten wie der EZB oder der Deutschen Bank, bei der BlackRock gleichzeitig Großaktionär ist.[6][7] Größte Konkurrenten in ihrer Sparte sind Vanguard und State Street. Zum Abschluss des Jahres 2016 betrug das verwaltete Vermögen 5,15 Billionen Dollar, die ETF Sparte iShares macht dabei 25% dieser Summe aus.[8]
Organisationsstruktur und Personal
Undurchsichtige Eigentümerstrukturen
Laut Angaben der NASDAQ besteht die börsennotierte BlackRock AG zu 86 Prozent aus institutionellen Beteiligungen, größter Anteilseigner ist PNC mit ca. 25% aller institutionell gehaltenen Aktien, dies entspricht 21,3 % aller Anteile.[9] Die PNC Financial Services Group selbst ist auch börsennotiert, von der wiederum BlackRock, Vanguard, Wellington und State Street zu den größten Aktionären gehören.[10] Während PNC also in Abstimmungen großen Einfluss auf BlackRock ausüben könnte, unterliegt sie in ihren Leitlinien ebenfalls dem Stimmverhalten der Aktionäre, sodass BlackRock sich wiederum bei PNC, für die aus ihrer Sicht relevanten Themen, einsetzen kann. Dies lässt darauf schließen, dass sich die Eigentumsstrukturen von BlackRock im Kreis drehen. So kontrollieren sich die Vermögensverwaltungen selbst bzw. unterliegen eigentlich keiner Kontrolle.
Wichtige Personen
- Chairman und CEO: Laurence „Larry“ Fink [11]
- Head of Supervisory Board Germany: Friedrich Merz - seit März 2016 war Merz im Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden und Berater der BlackRock Asset Management Deutschland AG [12], Anfang Februar 2020 kündigte Merz an, sein Aufsichtsratmandat bei Blackrock zum Ende des ersten Quartals 2020 zu beenden und sich zeitlich mehr politisch zu betätigen. [13]
Weltweit vertretener Großaktionär
Laut einer Studie der Universität von Amsterdam sind von den insgesamt 3900 in den USA börsennotierten Firmen BlackRock, Vanguard und State Street zusammengezählt bei 1662 Firmen größte Anteilseigner. Dies entspricht einem Marktkapital von über 17 Billionen Dollar, an diesen Firmen hängen mehr als 23,5 Millionen Arbeitsplätze. Die drei großen Firmen sind bei 438 von 500 Unternehmen des S&P 500 Index, der die größten 500 Firmen der USA umfasst, größte Anteilseigner. Diese Firmen machen etwa 82% des gesamten Marktkapitals dieses Indexes aus.[14]
BlackRock ist zudem an allen deutschen DAX-Unternehmen als Großaktionär beteiligt, bei acht der 30 topgesetzten Unternehmen ist es sogar größter Anteilseigner, dazu gehören zum Beispiel Bayer, BASF, Allianz und E.ON. Der Gesamtwert dieser Anteile entspricht 59 Milliarden Euro.[15]
Lobbystrategien und Einfluss
EU-Lobbying
Laut EU-Lobbyregister ist BlackRock inzwischen eines der Unternehmen mit den meisten Treffen ihrer Lobbyisten und Lobbyistinnen mit EU-Vertretungen. Die Gespräche drehen sich dabei vor allem um Finanzfragen.
- Dokumentierte Treffen: 33
- Die Ausgaben BlackRocks für EU-Lobbying lagen für das Jahr 2017 zwischen 1,25 und 1,5 Mio. Euro.
- BlackRock hat für diese Zwecke fünf akkreditierte Lobbyisten mit EU-Parlamentszugang.[16]
BlackRock traf sich 2015 und 2016 zweimal mit dem damaligen Finanzkommissar Jonathan Hill, der nach dem Brexit von Valdis Dombrovskis abgelöst wurde, mit dem das Unternehmen sich ebenfalls bereits zweimal traf. 2016 fanden allein 5 von 9 Treffen mit einem Teammitglied des Finanzkommissars oder Dombrovskis selbst statt, ein weiterer wichtiger Ansprechpartner war hier Jan Ceyssens, der speziell für die Verhältnisse zur EZB und anderen Banken verantwortlich ist.[17] 2015 berichtete die Financial Times, BlackRock sei das Unternehmen mit den meisten Treffen (5) mit dem Team des Finanzkomissars gewesen.[18] Die Public-Affairs-Agentur Fleishman-Hillard gibt zudem an, Zahlungen von BlackRock zu erhalten. Die Summe liegt zwischen 200.000 € und 299.000 €.[19]
Ein wichtiger Berater von BlackRock ist der britische Ex-Finanz- und Wirtschaftsminister George Osborne, der für diesen Job jährlich 750.000 Euro erhält. Er war im Kabinett des Ex-Premierministers David Cameron und ist 2016 nach dem Brexit von seinem Posten zurückgetreten, seit März 2017 ist er Chefredakteur der größten Londoner Tageszeitung, des London Evening Standard.[20]
Lobbyaktivitäten in Deutschland
Der CDU-Politiker Friedrich Merz war von 2016 bis Ende März 2020 Aufsichtsratsvorsitzender
der BlackRock Asset Management Deutschland AG. Mit Merz hatte BlackRock einen extrem weit vernetzten früheren CDU-Spitzenpolitiker in seinen Reihen, der lange Zeit Vorsitzender der Atlantik-Brücke war.[21]
Mitgliedschaften
BlackRock ist Mitglied der folgenden Organisationen:
- European Parliamentary Financial Services Forum
- Intergroup Long Term Investment
- Bruegel
- Eurofi
- European Capital Markets Insitute (ECMI)
- BVI Bundesverband Investment und Asset Management
Fallbeispiele und Kritik
Aktivitäten zur Privatisierung der Pensionen in Europa
Paulo Pena und Harald Schumann berichten in „Der Freitag“ ausführlich über die erfolgreichen Bemühungen von BlackRock, ein europaweites privates Altersvorsorgeprodukt („Pan-European Personal Pension“, abgekürzt „PEPP) einzuführen, das keine gesetzliche Garantie auf das angesparte Kapital enthält.[22] Die in Deutschland übliche Garantie soll entfallen. Vorgesehen sei lediglich ein „Qualitätssiegel“, mit dem die Finanzkonzerne in allen EU-Staaten gleichzeitig ihre Fonds als Altersvorsorge vermarkten können. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf die Lobbyaktivitäten des ehemaligen britischen Finanzministers George Osborne bei der EU-Kommission, der schon als Minister enge Kontakte zu BlackRock unterhielt und seit Februar 2017 offiziell als Lobbyist für den Konzern tätig ist.
Beratung des EU-Finanzsektors
Die Beratungsfirma BlackRock Solutions, Tochter der BlackRock Vermögensverwaltung wurde 2011 von der irischen Zentralbank beauftragt, Verlustrisiken zu prognostizieren und einen Stress-Test durchzuführen, kurz zuvor wurde das Bankensystem Irlands mit 85 Milliarden Euro gerettet. Hierfür erhielt das Unternehmen 30 Millionen Euro, für einen ähnlichen Job für die Bank Griechenlands erhielt die Firma 12,3 Millionen Euro. Auch für die zypriotische Bank arbeitete BlackRock Solutions an einer Evaluierung zu den Rekapitalisierungsbedürfnissen des zypriotischen Bankensektors.[23] Bedeutsam für die Investment-Strategien BlackRocks war auch der Auftrag für die EZB, ihre Beratung für eins der größten anvisierten „quantitative Lockerung“-Programme zur Verfügung zu stellen, und das als größter Vermögensverwalter der Welt.[24] Neben den lukrativen Aufträgen schien für BlackRock vor allem die dadurch gewonnenen Informationen von großem Wert, die so in Kalkulationen und Planungen zu Anlagestrategien eingingen. Martin Hellwig, ehem. Vorsitzender der Monopolkommission und Leiter des Max-Planck-Instituts für Gemeinschaftsgüter, hält es für grundsätzlich falsch, dass einem privaten Unternehmen eine hoheitliche Aufgabe anvertraut wird.[25]
Lobbying gegen die Einstufung als „systemically important financial institutions“
In den USA gibt es zur Regulierung des Schatten-Banken-Sektors bereits das Vorhaben, große Vermögensverwalter wie BlackRock als "systemrelevant für das Finanzsystem" einzustufen. Die Konzerne wären dann mit einer Art Gefahrenaufkleber versehen und besonderer Aufsicht unterworfen. BlackRock hat intensiv Lobbyismus betrieben, um einen solchen Gesetzentwurf zu stoppen. Neben den eigenen Lobbyisten beauftragte BlackRock zu diesem Zwecke auch die Lobbyagentur „Rich Feuer Anderson“, die dafür im Jahr 2016 320.000 Dollar erhielt.[26] Mit Erfolg: Das Vorhaben wurde bislang nicht durchgesetzt. BlackRock rechtfertigte sich gegenüber der ZEIT, „um eine Systemkrise zu verhindern, sei ein Regulierungsansatz, der sich auf einzelne Anlageprodukte beziehe, besser geeignet als die Regulierung einzelner Unternehmen“.."[27]
Benoit Coeure Skandal
Der Franzose Benoit Coeure, seit 2011 Mitglied des Direktoriums der EZB, sprach im Mai 2015 auf einer Versammlung von Bänkern, Hedge Fond Managern und Vermögensverwaltern und gab dabei Insiderinformationen zu möglichen Anleihekäufen der EZB preis. Da die Veranstaltung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, hatten die anwesenden Manager erhebliche Vorteile und nutzten diese auch in ihren Investmentplanungen, wodurch der Wert des Euros sank und am Tag der medialen Publikation der Ereignisse noch einmal stark fiel.[28] Für Coeure selbst gab es keine Konsequenzen, er behielt seinen Job bei der EZB, die selbst behauptete, dass ein Verfahrensfehler zur Veröffentlichung dieser Informationen geführt habe. In diesem Zusammenhang wurde auch bekannt, dass es bereits mehrere Treffen mit Vertretern großer Banken wie BNP Paribas, UBS, Goldman Sachs und auch BlackRock in Räumlichkeiten der EZB gab, kurz bevor wichtige Entscheidungen in der EZB gefällt wurden.[29]
Weitere Informationen
Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
Einzelnachweise
- ↑ #https://de.wikipedia.org/wiki/BlackRock#cite_note-3, wikipedia/BlackRock vom 17.04.2020, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ BlackRock.com vom 16.04.2020, abgerufen am 17.04.2020https://www.blackrock.com/corporate/about-us/blackrock-history
- ↑ BlackRock.com vom 16.04.2020, abgerufen am 17.04.2020https://www.blackrock.com/corporate/about-us/blackrock-history
- ↑ BlackRock: Global Impact, BlackRock.com vom 31.03.2015, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ BlackRock: Contacts and Locations, BlackRock.com vom 31.12.2016, abgerufen am 29.04.2020
- ↑ BlackRock: Global Impact, BlackRock.com vom 31.03.2015, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ BlackRock: Überall die Finger drin, Süddeutsche.de vom 02.03.2016, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ https://s24.q4cdn.com/856567660/files/doc_financials/2020/Q1/BLK-1Q20-Earnings-Release.pdf, BlackRock.com vom 31.03.2020, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ NASDAQ: BlackRock-Aktionäre, Nasdaq.com vom 21.04.2017, kann zur Zeit nicht abgerufen werden, Seite im Umbau, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ NASDAQ: PNC-Aktionäre, Nasdaq.com vom 21.04.2017, kann zur Zeit nicht abgerufen werden, Seite im Umbau, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ BlackRock: Leadership, BlackRock.com vom 17.04.2020, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ *Ehemaliger CDU-Spitzenmann Merz geht zu Blackrock, FAZ.net vom 17.03.2016, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ https://www.friedrich-merz.de/persoenliche-erklaerung-zum-aufsichtsratsvorsitz-von-blackrock/, friedrich-merz.de vom 05.02.2020, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ Hidden power of the Big Three? Passive index funds, re-concentration of corporate ownership, and new financial risk SSRN.com vom 23.06.2016, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ So viele Anteile hält BlackRock an deutschen Firmen, welt.de, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ BlackRock: Daten EU-Lobbying, Lobbyfacts.com vom 26.04.2019, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ https://ec.europa.eu/commission/commissioners/2019-2024/dombrovskis_en#team, EU- Website, zuletzt abgerufen am 29.04.2020
- ↑ BlackRock steps up lobbying of the European Commission, Financial Times.com vom 22.11.2015, abgerufen am 29.04.2020
- ↑ Fleishman-Hillard: Daten EU-Lobbying, Lobbyfacts.com vom 20.07.2016, abgerufen am 29.04.2020
- ↑ Journalisten als Polit-Cheerleader, Taz.de vom 30.03.2017, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ Friedrich Merz wird Kontrollchef, N-tv.de vom 18.01.2016, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ Achtung, Rentenfresser, freitag.de Ausgabe 26/2018, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ Troika consultancies: A multi-million euro business beyond scrutiny, EUobserver.com vom 16.12.2013, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ BlackRock spreads its Tentacles in Brussels, Wolfstreet.com vom 28.11.2015, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ BlackRock prüft Banken, an denen es selbst Anteile besitzt, tagesspiegel.de vom 23.05.2018, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ Specific Issue Reports by BlackRock,abgerufen auf Opensecrets.org am 17.04.2020
- ↑ Der 4-Billionen-Dollar-Mann, Zeit.de vom 27.08.2015, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ Benoît Cœuré speech highlights central bank links to financiers, Financial Times.com vom 21.05.2015, abgerufen am 17.04.2020
- ↑ ECB officials met bankers before key decisions, Financial Times.com vom 02.11.2015, abgerufen am 17.04.2020