European Policy Centre

    • Keine Statusinformation
Version vom 3. November 2016, 14:36 Uhr von E. Martin (Diskussion | Beiträge) (Kurzdarstellung und Geschichte)
European Policy Centre
Rechtsform AISBL (nach belgischem Recht)
Tätigkeitsbereich Denkfabrik
Gründungsdatum 1997
Hauptsitz Brüssel
Lobbybüro
Lobbybüro EU 155 rue de la Loi, B-1040 Brüssel
Webadresse http://www.epc.eu

Das European Policy Centre (EPC) ist eine Brüsseler Denkfabrik mit exzellenten Verbindungen zu EU-Institutionen. Mitglieder sind u.a. eine Reihe von Großunternehmen und Wirtschaftsverbänden. Das EPC kam 2010 in die Kritik, weil es in den 90er Jahren als Vorfeldorganisation einer von der Tabakindustrie angeführten Unternehmensallianz diente.

Strategische Partner sind die King Baudoin Foundation und die Adessium Foundation. Zu den think tank Partnern gehört die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. Es ist weiterhin Teil des Transatlantic Policy Network (TPN).

Lobbystrategie und Einfluss

Zu den Vorteilen einer Mitgliedschaft verweist das EPC u.a. auf den einzigartigen Zugang zu seinem Netzwerk von Organisationen sowie zu EU-Kommissaren, EU-Parlamentariern, hochrangigen Vertretern von EU-Institutionen und internationalen Organisationen, die regelmäßig bei den Veranstaltungen auftreten.[1] Über seine Veranstaltungen und Publikationen nehme es Einfluss auf die Diskussionen zu Europa und die wichtigen Fragen, denen sich die EU konfrontiert sehe. Das EPC agiere als Katalysator für neues Denken und neue Lösungen. Viele Mitglieder des EPC sind Großunternehmen und einflussreiche Verbände, die über die genannten Kontaktmöglichkeiten ihre wirtschaftlichen Interessen bei der Ausgestaltung eines neuen Europa einbringen können. Zu den Großunternehmen gehören z.B. BASF, ExxonMobil, Google und Siemens, zu den Verbänden Businesseurope, der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDE), Cefic, EuropaBio und der Verband der Chemischen Industrie. Die Kontaktaufnahme zur EU wird auch dadurch erleichtert, dass ehemalige ranghohe Vertreter von EU-Institutionen beim EPC mitwirken. So war der Präsident des EPC, Hermann Van Rompuy, Vorsitzender des Europäischen Rats. Fabio Colasanti, Mitglied des Verwaltungsrats, ist ein ehemaliger Generaldirektor der Europäischen Kommission. Joaquin Almunia, Mitglied des Beirats, war EU-Wettbewerbskommissar. 2015 hat das EPC ca. 150 Veranstaltungen in Brüssel organisiert, von denen etwa die Hälfte öffentlich waren.[2] Weiterhin erstellte das EPC 2015 67 Publikationen.

Kurzdarstellung und Geschichte

Das EPC wurde 1997 von Stanley Crossick, Max Kohnstamm und John Palmer gegründet. Gründungsvorsitzender war der Lobbyist Stanley Crossick, u.a. Gründer des Belmont European Community Office und des Belmont European Policy Centre sowie Senior Vice-Chairman der American Chamber of Commerce (EC Committee).[3][4]

Das EPC analysiert Entwicklungen in der EU und erarbeitet Reformvorschläge, die sie Vertretern der EU-Institutionen nahe bringt. Als Schwerpunktthemen werden genannt: „European Politics and Institutions“, „European Migration and Diversity“, „Europe in the World“, „Sustainable Prosperity for Europe“ und „Social Europe & Well-being“.

Organisationsstruktur und Personal

Mitglieder:

  • 62 international tätige Großunternehmen
  • 76 Verbände
  • 88 Diplomaten
  • 26 Stiftungen
  • 3 Regierungsorganisationen
  • 18 "inter-governmental" Organisationen
  • 42 Nichtregierungsorganisationen
  • 37 regionale und lokale Regierungsorganisationen
  • 5 religiöse Organisationen
  • 2 Universitäten und
  • das Internationale Komitee des Roten Kreuzes.

(Stand: November 2014) Quelle: [5]

Der EPC wird durch die Generalversammlung und den Verwaltungsrat geführt. Eine beratende Rolle spielt der Beirat (Advisory Council)

Die Generalversammlung

  • Meglena Kuneva, Vorsitzende des Verwaltungsrates, bis 2013 Mitglied des Vorstands von BNP Parisbas, 2007–2009 EU-Kommissarin für Verbraucherschutz
  • Conny Reuter, Generalsekretär der europäischen Dachorganisation SOLIDAR
  • Luc Tayart de Borms, Geschäftsführer der König-Baudouin-Stiftung
  • Zeger Vercouteren, Brüsseler Lobbyist (Executive Director Government Affairs) bei Johnson & Johnson
  • Lars Vilbrad, Stellv. Direktor für Regionalentwicklung der dänischen "Central Denmark Region"

Quelle: [6]

Der Verwaltungsrat

Quelle: [7]

Beirat (Advisory Council)

Mitglieder, u.a.:
Herman Van Rompuy (Päsident)
  • TomorrowLab, Vorsitzender des Beirats[8]
  • bis 11/2014 Präsident des Europäischen Rats
Lord Kerr of Kinlochard (Vizepräsident)
Erika Mann (Vizepräsidentin)
Leszek Balcerowicz
Franziska Brantner
Hanns R. Glatz
Jo Leinen
Petro Poroshenko
  • Präsident der Ukraine
Olli Rehn
Wolfgang Schüssel
Monika Wulf-Mathies
und 58 weitere Mitglieder

(Stand: November 2014) Quelle: [9]


Finanzen

2010 hatte EPC Einnahmen in Höhe von 2,45 Mio. Euro. Etwa ein Drittel davon kommt als Organisationsförderung von ihren zwei strategischen Partnern: der italienischen Stiftung Compagnia di San Paolo und der belgischen King Baudouin Foundation. Ein weiteres Drittel stammt aus den Beiträgen der Mitglieder.[11]. 27 Prozent der Einnahmen sind Zahlungen von Unternehmen, Stiftungen oder staatlichen Stellen für einzelne Projekte.[12]. 6 Prozent kommen von der EU selbst.[13].

Fallstudien und Kritik

Das EPC als Vorfeldorganisation für die Tabakindustrie

Eine Allianz von Großunternehmen und Wirtschaftsverbänden setzte in den 1990er Jahren durch, dass europäische Gesetze vorab auf ihre ökonomischen Kosten untersucht und dabei vor allem die betroffenen Branchen gehört werden sollten. Damit sollte der Ablauf des europäischen Gesetzgebungsverfahrens prinzipiell so gestaltet werden, dass die eigenen Interessen möglichst gut zur Geltung kommen. Die strategische Allianz von Großunternehmen und Wirtschaftsverbänden wurde von dem Lucky Strike-Hersteller British American Tobacco (BAT) ins Leben gerufen.
Um die Glaubwürdigkeit der Lobbykampagne zu erhöhen, sollte nicht BAT selber, sondern eine möglichst renommierte „Frontorganisation“ die Initiative ergreifen. Ausgewählt hierfür wurde das European Policy Centre (EPC) als Brüsseler Denkfabrik mit exzellenten Verbindungen zur EU-Administration. EPC wiederum gründete im Auftrag von BAT das „risk assessment forum“, das als Plattform für Unternehmen gedacht war, die von staatlicher Regulierung besonders betroffen sind. Dieses Vorgehen wurde durch eine Studie in der Medizinzeitschrift "Public Library of Science" im Januar 2010 bekannt. EPC sagte nach dem Erscheinen, das EPC habe sich seitdem grundlegend umstrukturiert.[14]

Weiterführende Informationen

  • Immer erst die Industrie fragen, LobbyControl-Blog vom 23.03.2010 zu der Studie über EPCs Tätigkeit als Frontgruppe der Tabakindustrie in den 90er Jahren


Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus

https://www.lobbycontrol.de/newsletter-lobbypedia/https://twitter.com/lobbycontrolhttps://www.facebook.com/lobbycontrolhttps://www.instagram.com/lobbycontrolVernetzen

Einzelnachweise

  1. EPC’s international membership, epc.eu, abgerufen am 02.11.2016
  2. EU-Transparenzregister, abgerufen am 01.11.2016
  3. European Policy Centre mourns the death of its Founding Chairman Stanley Crossick, Pressemitteilung 22.11.2010, epc.eu, abgerufen am 03.11.2016
  4. Corporate Europe Observer Part One: The European Policy Centre, archive.corporateeurope.org 23.10.1998, abgerufen am 03.11.2016
  5. [1]
  6. Webseite EPC - General Assembly abgerufen am 14.11.2014
  7. Webseite EPC - Governing Board abgerufen am 21.04.2016
  8. Management Advisory Board, tomorrowlab.com, abgerufen am 21.04.2016
  9. Advisory Council Webseite EPC, abgerufen am 25.11.2014
  10. Goldman Sachs Group Inc., Website businessweek, abgerufen am 6. Februar 2013
  11. Members, EPC-Webseite, abgerufen am 21.9.2011
  12. Programme contributions for 2010, EPC-Webseite, abgerufen am 21.9.2011
  13. Financing - the EPC's funding sources, EPC-Webseite, abgerufen am 21.9.2011
  14. Immer erst die Industrie fragen, LobbyControl-Blog vom 23.3.2010, abgerufen am 21.09.2011

Anhänge

Diskussionen