Ludwig-Erhard-Stiftung
Ludwig-Erhard-Stiftung | |
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Rechtsform | e.V. |
Tätigkeitsbereich | Verbreitung marktliberaler Ideen |
Gründungsdatum | 1967 |
Hauptsitz | Bonn |
Lobbybüro | |
Lobbybüro EU | |
Webadresse | www.ludwig-erhard-stiftung.de |
Die Ludwig-Erhard-Stiftung wurde 1967 durch den früheren Bundeskanzler Ludwig Erhard in Bonn gegründet. Nach eigenen Angaben hat sie die Aufgabe, freiheitliche Grundsätze in Politik und Wirtschaft zu fördern und die Marktwirtschaft im Sinne von Ludwig Erhard zu stärken.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Kurzdarstellung und Geschichte
- 2 Ludwig Erhard und die Soziale Marktwirtschaft aus der Sicht der Stiftung
- 3 Organisationsstruktur und Personal
- 4 Jenaer Allianz (zur Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft)
- 5 Zitate von Müller-Armack
- 6 Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
- 7 Einzelnachweise
Kurzdarstellung und Geschichte
Mit Publikationen, Vorträgen und Symposien soll in der Öffentlichkeit Verständnis für die Soziale Marktwirtschaft geweckt werden. Die Stiftung gibt die Vierteljahresschrift „Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik“ (seit 1979), das Jugendmagazin „Im Klartext“ sowie Schriftenreihen heraus und unterhält ein Dokumentationszentrum über Ludwig Erhard. Die Stiftung vergibt Preise für Wirtschaftspublizistik sowie für Verdienste um die Soziale Marktwirtschaft. Der Etat wird laut Vereinssatzung aus dem Stiftungsvermögen, durch freiwillige Beiträge und durch Spenden finanziert. Für den jährlich aufzustellenden Jahresabschluss und Geschäftsbericht besteht keine Publikationspflicht.
Ludwig Erhard und die Soziale Marktwirtschaft aus der Sicht der Stiftung
Ludwig Erhard (geboren 1897 in Fürth, gestorben 1977 in Bonn) gilt als Begründer der Sozialen Marktwirtschaft und des Mottos „Wohlstand für alle“. Am 20. September 1949 wurde Erhard als Wirtschaftsminister im ersten Bundeskabinett unter Bundeskanzler Adenauer vereidigt. Am 16. Oktober 1963 wurde er zum Bundeskanzler gewählt; am 1. Dezember 1966 trat Erhard von diesem Amt zurück.
Der Begriff der Sozialen Marktwirtschaft ist nicht eindeutig. Zum Teil wird unter ihr die von Erhard und seinem Staatssekretär Müller-Armack entwickelte wirtschaftspolitische Konzeption verstanden, nach der der Markt zwar im Prinzip als optimales Steuerungsinstrument wirkt, sozial unbefriedigende Marktergebnisse jedoch vom Staat korrigiert werden sollten. Andere verstehen unter Sozialer Marktwirtschaft die sich aus dieser Konzeption im Wege von politischen Kompromissen herausgebildete Realität des Sozialstaats mit wirtschaftlicher Globalsteuerung, einem System der sozialen Sicherung und einer breiten Streuung des Eigentums. In dem auf der Website der Stiftung veröffentlichten „Lebenslauf Ludwig Erhard“ [1] wird auf Erhards Überzeugung hingewiesen, dass marktwirtschaftliche Politik jederzeit sorgfältig auf die jeweiligen sozialen Verhältnisse abgestimmt sein müsse. Marktwirtschaft fördere die Effizienz der Wirtschaft. Die Politik der Sozialen Marktwirtschaft habe dafür zu sorgen, dass sich zugleich mit der Herstellung und Vervollkommnung der marktwirtschaftlichen Ordnung auch die Lage der Bevölkerung verbessere und sich „Wohlstand für alle“ ausbreite. Heute plädierten Wissenschaftler für eine prinzipielle marktwirtschaftliche Politik ohne soziale Rücksichtsnahmen. Politiker, die solchen Empfehlungen folgten, spürten jedoch schnell die Grenzen der Belastungsfähigkeit der Bevölkerung.
In den Stellungnahmen der Stiftung finden sich keine Aufforderungen zu sozialer Rücksichtsnahme oder gar zu staatlichen sozialen Korrekturen. Vielmehr wird im Einklang mit vielen anderen neoliberalen Denkfabriken und Netzwerken der Markt als Allheilmittel propagiert, den es gilt, mit Privatisierungen und Deregulierungen möglichst weitgehend durchzusetzen. Hans D. Barbier, der Vorsitzende des Vorstands der Stiftung, hat diesen Gedanken im Hinblick auf die Sozialpolitik wie folgt formuliert: „Die Erfolgsformel einer auch das Soziale bedienenden Wirtschaftspolitik heißt Marktwirtschaft“.[2]
Organisationsstruktur und Personal
Vorstand und Geschäftsführung
- Vorsitzender des Vorstands: Hans D. Barbier
- Mitglied des Kuratoriums der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung[3], die über ihr Liberales Institut in einer Vielzahl neoliberaler Netzwerke mitwirkt.
- Mitglied des Vorstands der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft
- Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
- Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Liberales Netzwerk
- erhielt den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik, den Publizistik-Preis der Friedrich August von Hayek Stiftung und die Alexander-Rüstow-Plakette der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft
Stellvertretende Vorsitzende:
- Ulrich Blum
- langjähriger Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), der Anfang September 2011 nach Vorwürfen über unzureichende wissenschaftliche Leistung zurücktrat[4]
- Wissenschaftlicher Beirat und Gesellschafter der Future Value Group AG und der Visionometrics GmbH
- Unterstützer der Anti-Euro-Partei Alternative für Deutschland
- Otmar Franz, CDU, war Vorsitzender der Geschäftsleitung der Klöckner-Industrieanlagenbau und Mitglied des Konzernvorstands Klöckner & Co. AG sowie Vorstandsvorsitzender der Strabag AG, war Abgeordneter im Europäischen Parlament
- Michael Fuchs
- Präsidiumsmitglied beim Wirtschaftsrat der CDU
- Mitglied des Strategischen Beirats der Die Familienunternehmer - ASU
- Mitglied des Beirats der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen
- Thomas Hertz, ehem. Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Berlin
- Thomas Mayer
- bis 2012 Chefvolkswirt Deutsche Bank
- Senior Fellow am Center for Financial Studies
- Godelieve Quisthoudt-Rowohl
- Europaabgeordnete der CDU
- Mitglied Wirtschaftsrat der CDU Brüssel
- Mitglied des Ausschusses für Internationalen Handel und Stellv. Mitglied Ausschuss für Wirtschaft und Währung
- Mitglied Arbeitskreis Transatlantische Beziehungen Atlantik-Brücke
- Mitglied European Parliamentary Financial Services Forum
- Mitglied Transatlantic Policy Network
- Christian Watrin
- ehem. Direktor des Institut für Wirtschaftspolitik
- 2000-2002 Präsident der Mont Pelerin Society
- Mitglied des Kuratoriums der Friedrich August von Hayek Gesellschaft
- Mitglied des Beirats der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft
- Schatzmeister: Martin Grüner, FDP
- Geschäftsführer: Lars Vogel
(Stand: Juli 2013) Quelle: [5]
Mitglieder
Die Mitglieder der Stiftung bestehen zum großen Teil aus Unternehmern/ Managern, aktuellen und ehemaligen Vertretern von Wirtschaftsverbänden, Mitgliedern/Funktionsträgern des Wirtschaftsflügels der CDU und der FDP sowie marktliberalen Professoren und Journalisten.
(Stand: Mai 2013) Quelle: [6]
Jenaer Allianz (zur Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft)
Die Ludwig-Erhard-Stiftung gehört der 2008 gegründeten Jenaer Allianz an, einem Kooperationsnetzwerk von Organisationen, Institutionen und Personen, die sich der Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft nach neoliberalen Vorstellungen verpflichtet fühlen. Weitere Mitglieder der Jenaer Allianz sind:
Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, Bund Katholischer Unternehmer e.V., Die Familienunternehmer - ASU, Institut für Wirtschaftspolitik, Konrad-Adenauer-Stiftung, Leipziger Wirtschaftspolitische Gesellschaft, Walter Eucken Institut, Wilhelm-Röpke-Institut. Zu den Initiatoren der Jenaer Allianz zählt auch das Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut, dessen Präsident, Thomas Straubhaar, die Gründung des Wilhelm-Röpke-Institut im Jahr 2007 initiiert hat.[7]
Zitate von Müller-Armack
Müller-Armack hat als Staatssekretär von Ludwig Erhard die Soziale Marktwirtschaft konzipiert. Die folgenden Zitate stammen aus seinem Werk „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“[8]
Zu Marktwirtschaft und soziale Gerechtigkeit:
"Es war ein folgenschwerer Fehler des wirtschaftlichen Liberalismus, die marktwirtschaftliche Verteilung schon schlechthin als sozial und politisch befriedigend anzusehen und damit die Frage der zweckmäßigen technischen Austauschform mit der Frage des sozial und staatlich Erwünschten zu verquicken"
Zu Mindestlöhnen:
"Es ist marktwirtschaftlich durchaus unproblematisch, als sogenannte Ordnungstaxe eine staatliche Mindesthöhe zu normieren, die sich im wesentlichen in der Höhe des Gleichgewichtslohns hält, um willkürliche Einzellohnsenkungen zu vermeiden"
Aktuelle Informationen aus der Welt des Lobbyismus
Einzelnachweise
- ↑ abgerufen am 18. September 2011
- ↑ Zitiert in der Laudatio von Hans Tietmeyer auf Hans D. Barbier als Preisträger 2001 der Friedrich August von Hayek Stiftung, veröffentlicht auf der Website der Hayek-Stiftung
- ↑ Webseite der Friedrich Naumann Stiftung abgerufen am 21.09.2011
- ↑ Wirtschaftsforschung IWH-Chef Ulrich Blum tritt zurück, FAZ vom 7. September 2011, Website FAZ, abgerufen am 18.9.2011
- ↑ Webseite der Ludwig-Erhard-Stiftung - Organisation abgerufen am 31.07.2013
- ↑ Webseite der Ludwig-Erhard-Stiftung - Organisation abgerufen am 11.05.2013
- ↑ Über uns Geschichte des hwwwi, Website HWWI, abgerufen am 1. 10. 2011
- ↑ Zitiert nach: Thomas Strobl: Soziale Marktwirtschaft Ökonomie als Instrument, nicht als Selbstzweck, FAZ 11. April 2009, Website FAZ, abgerufen am 19.9.2011